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Dieser Artikel erlautert den Korperteil Kopf zu anderen Bedeutungen siehe Kopf Begriffsklarung Der Kopf oder das Haupt lateinisch caput altgriechisch kefalh kephale ist der vordere Bereich des Korpers bei Tieren und Menschen Am Kopf liegen um die Mundoffnung mit den Mundwerkzeugen verschiedene der Nahrungsaufnahme dienende Organe sowie wichtige Fernsinnesorgane des Riechens Sehens Horens und des Gleichgewichtssinns Im Inneren des Kopfes liegen wesentliche Teile des Zentralnervensystems ZNS Am Kopf eines Grunen Leguans sind die Offnung des Mundes und die von Nase Auge und Ohr erkennbar mit Sinnesorganen fur Schmecken Riechen Sehen und HorenEin eigentlicher Kopf ist im Unterschied zum blossen Kopfende deutlich vom restlichen Korper dem Rumpf abgesetzt ein hier eingeschnurter Abschnitt wird als Hals bezeichnet Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie 2 Evolution des Kopfs 3 Kopfe verschiedener Tiergruppen 3 1 Weichtiere Mollusca 3 2 Gliederfusser Arthropoda 3 3 Wirbeltiere Vertebrata 3 3 1 Mensch 4 Einzelnachweise 5 WeblinksEtymologie BearbeitenKopf geht wohl auf eine Entlehnung aus spatlateinisch bzw gemeinromanisch cuppa Becher zuruck Uber die vermittelnde zuerst im Mittelhochdeutschen fassbare bildlich ubertragene Bedeutung Hirnschale wurde das Wort als Bezeichnung des Korperteils verstanden ahnlich im Franzosischen tete zu lateinisch testa Platte Ton schale Erst im Neuhochdeutschen hat sich Kopf gegenuber dem altererbten Wort Haupt althochdeutsch houbit mittelhochdeutsch houbet und houpt urverwandt mit lat caput als die gebrauchlichere Korperteilbezeichnung durchgesetzt 1 Umgangssprachliche Bezeichnungen fur den Kopf sind Birne Schadel Melle schwabisch oder Grind alemannisch Evolution des Kopfs Bearbeiten nbsp Kopfende des Fadenwurms Ancylostoma braziliense mit Mundoffnung nbsp Spriggina flounensi mit moglichem KopfDer phylogenetische Entwicklungsprozess bei dem am Vorderende eines Tieres eine besonders definierte Region ausgebildet wird in der sich Sinnesorgane Mundoffnung und Zentralnervensystem sammeln wird als Cephalisation bezeichnet Sessile oder radiarsymmetrische Tiere wie Schwamme und viele Hohltiere oder Stachelhauter haben oft kein definiertes Vorderende und besitzen somit auch keinen Kopf Mit der Auspragung einer bevorzugten Fortbewegungsrichtung und einer aktiven Nahrungsaufnahme entstand dann ein Korperende das als erstes mit neuen Umweltreizen in Kontakt kommt sodass die Ansammlung verschiedener Sinnesorgane an diesem Ende einen evolutionaren Vorteil mit sich brachte Ein Kopf in diesem Sinne findet sich bei einigen Hohltieren wie den Susswasserpolypen Hydra und bei den meisten Bilateria Ein deutlich abgesetzter eigentlicher Kopf tritt vor allem bei Weichtieren Gliederfussern und Wirbeltieren auf Neben der Konzentration von Sinnesorganen sind haufig auch die Moglichkeiten zur Manipulation der Umgebung im Kopfbereich gebundelt so die Werkzeuge zur Aufnahme und Zerkleinerung der Nahrung 2 Mit dieser Ansammlung von Strukturen die einer nervosen Steuerung bedurfen kommt es parallel zur Cephalisation auch zu einer Ansammlung des Nervensystems im Kopfbereich bis hin zur Bildung eines Gehirns ein Vorgang der als Cerebralisation bezeichnet wird 3 Die altesten Fossilien die eine bilaterale Symmetrie aufweisen sind bereits aus der Ediacara Fauna bekannt so zum Beispiel Spriggina Allerdings ist bei diesen Tieren oft nicht sicher ob es sich bei dem abgesetzten Ende tatsachlich um einen Kopf oder um ein Anheftungsorgan handelt 4 Die Organisation des Korpers entlang der Korperachse und die daraus folgende Unterteilung in Kopf und Rumpf wird durch Hox Gene gesteuert Gene mit denen das Kopfende bei hoheren Tieren festgelegt wird sind Genen verwandt ortholog die sich bereits bei Hydra finden und teilweise sogar bei Schwammen 5 Kopfe verschiedener Tiergruppen BearbeitenWeichtiere Mollusca Bearbeiten nbsp Kopf von Arion lusitanicus mit Augen auf Stielen und FuhlernWahrend der Kopfbereich bei Weichtieren immer zentrale Teile des Nervensystems beinhaltet ist er nur bei den Schnecken und Kopffussern als eigener die Augen tragender Korperteil abgesetzt wahrend ein definierter Kopf bei den Muscheln wahrscheinlich sekundar verloren gegangen ist Bei Schnecken tragt der Kopf ein Paar Fuhler die Augen die an der Basis der Fuhler oder auf eigenen Stielen sitzen und haufig weitere Tentakel die den Mundraum umgeben Labialtentakel Der Kopf der Schnecken geht in ganzer Breite in den Fuss uber kann aber durch einen verengten Hals vom Rest des Korpers abgesetzt sein Bei den Kopffussern sind Kopf Arme und Trichter zu einer vom Rest des Korpers abgesetzten Einheit dem Cephalopodium zusammengefasst das der Fortbewegung und dem Beutefang dient Die Kopffusser weisen die am weitesten entwickelte Cerebralisation und die hochstentwickelten Augen aller wirbellosen Tiere auf und ihr Gehirn ist analog zum Schadel der Wirbeltiere durch eine knorpelige Kopfkapsel geschutzt 6 Gliederfusser Arthropoda Bearbeiten nbsp Kopf und Halsschild eines weiblichen Hirschkafers mit gut sichtbaren Mandibeln Augen und AntennenBei den Gliederfussern ist die Evolution des Kopfes hier auch Deutocephalon genannt 7 in mehreren Schritten verlaufen Ursprunglich sind mit dem Acron dem vordersten Korperabschnitt wahrscheinlich zwei Segmente verschmolzen Das Praeantennalsegment dessen Gliedmassen moglicherweise zum Labrum wurden und das Antennen tragende 2 Segment Spater verschmolz erst ein weiteres Segment das die 2 Antennen tragt und dann noch einmal drei weitere Segmente mit dem Kopf die primar Laufbeine trugen Die Ganglien der ersten drei Segmente wurden dabei zum Oberschlundganglion die der folgenden drei zum Unterschlundganglion Ein Kopf mit Antennen und drei Laufbeinpaaren ist bei den Trilobiten erhalten Bei den Kieferklauentragern ist der Korper in einen Vorderkorper Prosoma und einen Hinterkorper Opisthosoma unterteilt wobei der sieben oder acht Segmente umfassende Vorderkorper die Sinnesorgane Mundwerkzeuge und Laufbeine tragt Bei den Mandibulata ist der Kopf ein einheitlicher Korperabschnitt Tagma bei dem die Laufbeine zu Mundwerkzeugen Mandibeln und Maxillen bzw Labium wurden Bei manchen Krebstieren ist dieser Kopf allerdings mit dem Thorax zu einem Cephalothorax verschmolzen Bei Insekten werden beim Kopf folgende Abschnitte unterschieden Clypeus Kopfschild Vertex Scheitel Genae Wangen Occiput Hinterkopf 8 Wirbeltiere Vertebrata Bearbeiten nbsp Kopf eines Sandtigerhais mit sichtbarer Mundoffnung Augen Nasen und OhroffnungAlle Wirbeltiere sind in Kopf Rumpf und Schwanz gegliedert wobei sich der Kopf durch den Besitz eines knorpeligen oder verknocherten Schadels auszeichnet Der Kopf der Wirbeltiere ist eine evolutionare Neuerung gegenuber den schadellosen Chordatieren nur sein hinterster Abschnitt leitet sich von den vordersten Rumpfsegmenten ab Der uberwiegend aus Zellen der Neuralleiste hervorgehende Schadel kann unterteilt werden in den das Gehirn schutzenden Hirnschadel Neurocranium den der Nahrungsaufnahme und der Atmung dienenden Gesichtsschadel Viscerocranium mit dem Kiefer bei Kiefermaulern sowie aus dem Bindegewebe gebildeten Deckknochen Dermatocranium Im und am Wirbeltierkopf sind die Mundoffnung und zahlreiche Sinnesorgane konzentriert Nase Augen Ohren mit Lagesinn und Geschmackssinn Ursprunglich und auch heute noch bei Fischen tragt der Kopf die Kiemen und ist gegenuber dem Rumpf relativ unbeweglich Bei den Landwirbeltieren Tetrapoda weist der Kopf dagegen eine Reihe von Neuerungen auf Eine innere Nasenoffnung Choane ermoglicht es die Nase zusatzlich zum Riechen fur das Einatmen einzusetzen Tranendrusen befeuchten die Augen und eine fleischige Zunge dient der Nahrungsverarbeitung und tragt Geschmackssinnesorgane Bei den Amnioten kommt die Ausbildung eines verlangerten Halses und eine erhohte Beweglichkeit des Kopfes durch die Entwicklung des Atlas Axis Gelenks hinzu Saugetiere haben zudem am Kopf sichtbare aussere Ohrmuscheln und eine ausgepragte mimische Muskulatur die eine komplexe Bewegung des Gesichts Mimik uber die Kiefer und Augenbewegungen hinaus erlaubt 9 Bei jungen Wirbeltieren ist der Kopf haufig im Vergleich zum Korper vergrossert was als Teil des Kindchenschemas auch als Merkmal junger Tiere fungiert Mensch Bearbeiten nbsp Anatomie des menschlichen Kopfes nbsp Kopfstudie von Leonardo da VinciDer Kopf des Menschen entspricht grundsatzlich dem Saugetierkopf stellt aber auf Grund des aufrechten Gangs bei normaler Korperhaltung das obere Ende des Korpers dar Die Augen sind wie bei allen Primaten nach vorn ausgerichtet und der das grosse Gehirn schutzende Gehirnschadel ist gegenuber dem Gesichtsschadel stark vergrossert und uberragt diesen auch auf der Vorderseite des Kopfes so dass ein insgesamt runder Kopf ohne hervorstehende Schnauze sondern mit einem relativ flachen nach vorn weisenden Gesicht gebildet wird Der Kopf ist bei Neugeborenen so gross dass er als der Korperteil mit dem grossten Durchmesser den Geburtsvorgang bestimmt Neben den Achselhohlen und dem Schambereich ist der Kopf der einzige Bereich des menschlichen Korpers der eine dichte Behaarung aufweist die in das Haupthaar und das Barthaar der Manner unterteilt werden kann 10 Kulturell wird der Kopf haufig als zentrales Merkmal des Menschen betrachtet Dies druckt sich zum Beispiel in stehenden Redewendungen aus bei denen der Kopf stellvertretend fur den gesamten Menschen oder das einzelne Individuum steht z B Pro Kopf die besten Kopfe Auch den Kopfen von Feinden wurde oft eine besondere Bedeutung zugemessen was sich unter anderem in der Hinrichtung durch Abtrennen des Kopfes vom restlichen Korper Enthauptung oder Kopfen und der Zurschaustellung des abgetrennten Kopfes bis hin zur Kopfjagd in manchen Kulturen aussert Bei menschlichen Darstellungen spielt der Kopf ebenfalls eine grosse Rolle wobei er abhangig vom Kulturkreis entweder besonders betont oder stark abstrahiert wird Kinder beginnen den Menschen gewohnlich als Kopffussler ohne Rumpf darzustellen moglicherweise weil Kopf und Gliedmassen als wichtigste Elemente des Menschen wahrgenommen werden Auch spater wird der Kopf noch uberproportional gross dargestellt Wahrend der Kopf in der westlichen bildenden Kunst meist eine zentrale Rolle spielt kann seine Darstellung in anderen Kulturen mehr oder weniger stark tabuisiert sein Bei fruhesten Menschendarstellungen fehlt der Kopf haufig oder er ist auf einen Strich reduziert 11 Nach Uben kann der Mensch auf dem Kopf stehen in der Regel mit den Handen oder Ellbogen auf zwei weiteren Abstutzungspunkten Akrobatisch nur auf dem Kopf gestutzt kann auch um die Hochachse rotiert werden Ein Tragetuch fur eine an der Ruckenseite getragene Last oder ein Tragring fur eine auf dem Kopf balancierte Last sind Hilfsmittel fur freihandiges Tragen mit dem Kopf Ein Akrobat kann mit den Fussgewolben am leichtesten auf dem Kopf eines anderen stehen Einzelnachweise Bearbeiten Das Herkunftsworterbuch Der Duden in zwolf Banden Band 7 5 Auflage Dudenverlag Berlin 2014 S 478 Siehe auch DWDS Kopf und Friedrich Kluge Etymologisches Worterbuch der deutschen Sprache 7 Auflage Trubner Strassburg 1910 S 258 Michael H Stoffel Funktionelle Neuroanatomie fur die Tiermedizin Enke Stuttgart 2010 ISBN 978 3 8304 1155 0 S 15 Cerebralisation in der Onlineversion des Lexikons der Biologie Paul Selden John Nudds Evolution of Fossil Ecosystems 2 Auflage Academic Press London Waltham San Diego 2012 ISBN 978 0 12 404637 5 S 17 18 Brigitte Galliot David Miller Origin of anterior patterning how old is our head In Trends in Genetics Band 16 Nr 1 2000 S 1 5 englisch Wilfried Westheide Reinhard Rieger Hrsg Spezielle Zoologie Teil 1 Einzeller und Wirbellose Tiere 2 Auflage Spektrum Akademischer Verlag Munchen 2007 ISBN 978 3 8274 1575 2 S 335 353 355 Deutocephalon auf Spektrum de Lexikon der Biologie Wilfried Westheide Reinhard Rieger Hrsg Spezielle Zoologie Teil 1 Einzeller und Wirbellose Tiere 2 Auflage Spektrum Akademischer Verlag Munchen 2007 ISBN 978 3 8274 1575 2 S 441 f 464 479 555 643 Wilfried Westheide Reinhard Rieger Hrsg Spezielle Zoologie Teil 2 Wirbel oder Schadeltiere 3 Auflage Spektrum Akademischer Verlag Munchen 2011 ISBN 978 3 642 55435 3 S 32 48 54 304 441 Wilfried Westheide Reinhard Rieger Hrsg Spezielle Zoologie Teil 2 Wirbel oder Schadeltiere 3 Auflage Spektrum Akademischer Verlag Munchen 2011 ISBN 978 3 642 55435 3 S 540 Rolf Oerter Der Mensch das wundersame Wesen Was Evolution Kultur und Ontogenese aus uns machen Springer Spektrum Wiesbaden 2014 ISBN 978 3 658 03322 4 S 274 276 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kopf Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikiquote Kopf Zitate nbsp Wiktionary Kopf Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Kopf in der Onlineversion des Lexikons der BiologieNormdaten Sachbegriff GND 4128931 6 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kopf amp oldid 235250302