www.wikidata.de-de.nina.az
Die Kieme meist Plural Kiemen von mittelhochdeutsch kimme Einschnitt Kerbe zoologisch als Branchien bezeichnet ist ein Organ das bei vielen Wassertieren dem Blut den im Wasser gelosten Sauerstoff zufuhrt Diese Form der Atmung unter Wasser wird als Kiemenatmung bezeichnet Innere Kiemen eines ThunfischesDie Kiemen einer Karausche Carassius carassius unter dem MikroskopKleinere Tiere benotigen keine Kiemen bei ihnen reicht Hautatmung aus Die Kiemen grosserer Tiere sind daher im Wesentlichen mit einer sehr dunnen und durchlassigen Haut bekleidet und lassen in ihrem Inneren das Blut entweder in besonderen Adern oder in Lucken zirkulieren so dass es mit dem Wasser durch Diffusion moglichst nahe in Austausch treten kann Sie liegen an verschiedenen Stellen des Korpers bei Wurmern und Krebsen an den Extremitaten bei manchen Muscheln und Wasserschnecken in der Mantelhohle bei Fischen an den Kiemenspalten im Vorderdarm Meist liegen die Kiemen frei konnen jedoch oft unter die Haut zuruckgezogen werden oder sie sind in besonderen Hohlungen geschutzt untergebracht Um dem Wasser auf kleinem Raum eine grosse Flache zu bieten sind sie kamm blatt buschel oder baumformig Die Fischkiemen die auf den knorpeligen oder knochernen Kiemenbogen stehen haben meist eine rosa bis rotliche Farbung Dies ist darauf zuruckzufuhren dass die Blutgefasse in den Kiemen sehr dicht unter der Oberflache liegen Bei fast allen Fischen tragen die mit blossem Auge deutlich zu erkennenden Kiemenblatter und senkrecht dazu stehende Blattchen zur Oberflachenvergrosserung bei Die Gesamtflache der Kiemen entspricht dem 10 bis 60 fachen der Hautoberflache eines Fisches je nach Lebhaftigkeit und Lebensraum Larve des Nordlichen Kammmolches Triturus cristatus mit ausseren KiemenKiemen finden sich bei sehr vielen Wasser und auch bei einigen in feuchter Luft lebenden Landtieren also bei Schnecken Ausnahme Lungenschnecken Muscheln und anderen Weichtieren bei diversen Wurmern bei Krebsen etc ferner ganz allgemein bei den Fischen und bei den Larven und einigen Erwachsenen der Amphibien Sogar einige Wasserschildkroten konnen sekundar mit Kiemen atmen Da die Kiemenblatter leicht eintrocknen und miteinander verkleben konnen die auf Kiemenatmung angewiesenen Tiere sehr rasch ausserhalb des Wassers ersticken Wenn die Sauerstoffkonzentration im Wasser zu gering ist konnen sie auch dort ersticken zumal der Energieaufwand im Wasser zur Atmung grosser sein muss als an der Luft Manche Fische und Krebse sind durch besondere Vorkehrungen welche zum Beispiel das Atemwasser in den Kiemenhohlen von neuem mit Sauerstoff aus der Luft versorgen zu langerem Aufenthalt ausserhalb des Wassers befahigt Inhaltsverzeichnis 1 Verbreitung 1 1 Rohrenwurmer 1 2 Weichtiere 1 3 Gliederfusser 1 3 1 Krebstiere 1 3 2 Spinnen 1 3 3 Insekten 1 4 Wirbeltiere 1 4 1 Fische 1 4 2 Amphibien 1 4 3 Reptilien 2 Evolutions Theorien 2 1 Kiemen Theorie 2 2 Kiemen aus Kiemendarm 2 3 Umwandlung der Kiemen bei weiterer Entwicklung 2 3 1 Kieferbildung 2 3 2 Kiemenspalten 2 3 3 Neue Organe 3 Kiemenerkrankungen auch Fischerkrankungen 4 Kunstliche Kiemen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseVerbreitung Bearbeiten nbsp Eudistylia polymorpha ein Vertreter der SabellidaRohrenwurmer Bearbeiten Rohrenwurmer tragen besonders auffallige Kiemen Weichtiere Bearbeiten Ausser den Kahnfussern die keine ausgebildeten eigenen Atemorgane besitzen sowie den Lungenschnecken tragen alle Weichtiere Kiemen meist im Mantel Der Wasserfluss kann zur Erhohung des Stoffaustausches mit Hilfe der Mantelmuskulatur gesteigert werden bes bei den Kopffussern Gliederfusser Bearbeiten Krebstiere Bearbeiten Alle Krebstiere tragen Kiemen auch die gut ans Landleben angepassten Asseln in einer Art Miniaquarium Die Echten Krebse tragen Kiemen an ihren Extremitaten Bei den Riesenasseln befinden sich die Buschelkiemen an den ersten beiden Beinpaaren des Hinterleibes den Pleopoden Spinnen Bearbeiten Spinnentiere besitzen keine Kiemen Wasserbewohnende Wasserspinnen haben aber Mechanismen entwickelt die sie zum Gasaustausch mit dem Wasser befahigen sie tragen eine Luftblase an ihren Borsten und bringen diese auch in eine Luftblase unter Wasser ein Die Luftblasen dienen den Wasserspinnen als physikalische Kieme oder Plastron Atmung 1 Insekten Bearbeiten Die durch Tracheen atmenden Tracheata dazu gehoren die Insekten sind nur ausnahmsweise mit Kiemen teils ohne teils in Verbindung mit Tracheen ausgestattet so zum Beispiel die wasserlebenden Larven der Libellen Eintagsfliegen Steinfliegen Grossflugler und einiger Zweiflugler Besonders bei Kaferlarven gibt es die Plastron Atmung die Larve ist tw von einer Luftschicht bedeckt die von besonders ausgebildeten wasserabstossenden Haaren festgehalten wird Aus dieser Luftschicht als physikalischer Kieme atmet die Larve mittels Tracheen Tracheenkiemen sind die typischen Atmungsorgane aquatisch lebender Insektenlarven Anhange am Abdomen zum Beispiel bei Kleinlibellen Zygoptera Rektalkiemen oder auch Darmkiemen der Grosslibellen Anisoptera und der Urlibellen Anisozygoptera sind spezielle Atmungsorgane mancher aquatischer Larven Wirbeltiere Bearbeiten Bei den meisten Arten fliessen Wasser und Blut in den Kiemen in entgegengesetzter Richtung analog der Flussrichtung im Nephron um den Stoffaustausch zu verbessern Gegenstrom Prinzip Fische Bearbeiten Die meisten Knochenfische konnen durch Bewegen von Suspensorien und Kiemendeckeln eine fast stetige Wasserstromung uber die Kiemen erzeugen und so auch ohne aussere Stromung und ohne Schwimmbewegung den Stoffaustausch aufrechterhalten bzw regulieren indem der Kiemendeckel jeweils etwas langer saugt bzw auspresst als das Suspensorium Dies ist den Knorpelfischen nicht gleichermassen moglich sie benotigen zur Umspulung der Kiemen oft eine Wasserstromung gegen das geoffnete Maul Die Kiemenoffnungen der rezenten Knorpelfische bestehen aus einer Reihe von Schlitzen die sich vom Rachen und den Kiementaschen aus unter Wasserdruck nach aussen offnen Nur durch das Maul aufgenommenes Wasser fliesst durch diese Schlitze und umspult die Kiemen ein Ruckstrom ist kaum moglich Daher konnen viele freischwimmende Haie nur atmen wenn sie sich fortbewegen Ahnliches trifft auf Makrelen und Thunfische zu Bei den Fischen haben die Kiemen zusatzlich eine Ausscheidungsfunktion zum Beispiel geben sie Ammoniak ab Unterstutzung der Niere und konnen im Meer auch Ionen aufnehmen Amphibien Bearbeiten nbsp Aussenkiemen eines AxolotlAmphibien sind in der Regel Lungenatmer und konnen zu einem erheblichen Anteil im Wasser Gase durch die Haut austauschen Zusatzlich tragen viele Amphibien im Larvenstadium aussere Kiemen aber auch manche Adultstadien Olme diese Kiemen befinden sich zwar an derselben Stelle wie bei den Fischen bestehen jedoch aus aussenliegenden Kiemenbuscheln Reptilien Bearbeiten Reptilien besitzen keine Kiemen sondern immer Lungen Verschiedene wasserbewohnende Schildkroten haben aber zusatzlich Schleimhaute entwickelt die sie zum Gasaustausch mit dem Wasser befahigen Einige in Flussen Australiens lebende Schlangenhalsschildkroten wie Mary River Schildkroten haben stark durchblutete Schleimhaute in der Nahe des Anus entwickelt Obwohl sie ausserhalb des Wassers mit Lungen atmen decken sie mit ihrer Kloakal Atmung oder Rektal Kiemenatmung den Hauptatmungsbedarf 2 Diese Kloakal Atmung ahnelt der der Grosslibellen s o Einige Wasserschildkroten so die Weichschildkroten entwickelten eine Mundhohlen Atmung oder Pharyngeal Kiemenatmung Ihre Mundschleimhaut und Kehle ist mit stark durchbluteten Zotten ausgekleidet Durch Strecken und anschliessendes Verkurzen des Halses oder durch Bewegung des Zungenbeins wie es Wasserschildkroten zum Riechen machen wird ein Wasserstrom erzeugt und der Gasaustausch mit dem Wasser intensiviert 3 Evolutions Theorien BearbeitenKiemen Theorie Bearbeiten Nach der Kiemen Theorie entwickelten sich aus den Kiemen der wasserlebenden Ur Arthropoden welche in Crustaceen als funktionsfahige Kiemen erhalten blieben die Flugel der Insekten 4 diese Theorie steht im Widerstreit mit der Seitenlappen Theorie Kiemen aus Kiemendarm Bearbeiten Die Kiemen der Knorpel und Knochenfische entstanden aus dem ursprunglichen Kiemendarm der fruhen Chordatiere Manteltiere und Schadellose Der Kiemendarm dient dort sowohl als Filter Organ um Plankton aus dem umgebenden Wasser zu filtern als auch der Sauerstoffaufnahme Umwandlung der Kiemen bei weiterer Entwicklung Bearbeiten Kieferbildung Bearbeiten Evolutionar gingen aus den Kiemenbogen der Fische verschiedene hinzugekommene Organe hervor Diese Entwicklung begann schon bei den Gnathostomata als die vorderen paarigen Kiemenbogen zu einem ursprunglichen Kiefer umgewandelt wurden Demzufolge besitzen die Knochenfische nur noch 4 paarweise Kiemenbogen Kiemenspalten Bearbeiten Als sich Landlebewesen entwickelten schlossen sich die Kiemenspalten notwendigerweise um den Feuchtigkeitsverlust zu unterbinden Die Eustachische Rohre gilt als ein Rudiment der ehemaligen Kiemenspalte zwischen Kiefer und Zungenbein Bogen also des Spritzlochs Spiraculum 5 Beim Menschen werden Halsfisteln als anatomischer Atavismus fur pathologisch nicht geschlossene Kiemenspalten betrachtet Neue Organe Bearbeiten Die mit Entwicklung der Lungen uberflussigen Kiemen bildeten sich unbestreitbar zuruck So sind die inneren Kiemen bei den afrikanischen und sudamerikanischen Lungenfischen stark zuruckgebildet und wenig zur Sauerstoffversorgung geeignet Aus den zuruckentwickelten Anlagen gingen wohl Kieferknochen Zungenbein Kehlkopfteile Gehorknochelchen Mandeln und die Thymusdruse der Landwirbeltiere hervor 6 Die Ontogenese der Landwirbeltiere scheint diese Entwicklung zu demonstrieren Bezuglich Ontogenese findet die von Ernst Haeckel aufgestellte Biogenetische Grundregel allgemeine Beachtung So bildet auch der Mensch im Alter von wenigen Wochen nach der Befruchtung in der Halsregion Kiemenspalten aus Einige Kritiker sind der Ansicht dass es sich dabei um eine unzulassige Interpretation dieser unausgebildeten Organe als vermeintliche Kiemen handelt Doch gibt es keine schlussige Deutungsalternative fur diese Strukturen die genau dort auftreten wo Kiemen zu erwarten waren zitiert aus Biogenetische Grundregel Da diese Theorie von Charles Darwin propagiert wurde 7 gilt sie weitgehend als anerkannt Kiemenerkrankungen auch Fischerkrankungen BearbeitenKiemen sind sehr feine Schleimhaute und naturgemass einem besonders grossen Volumen des umgebenden Wassers ausgesetzt Damit geht eine erhohte Anfalligkeit der Kiemen gegenuber Krankheitserregern sowie anderen Noxen zwangslaufig einher Die Koi Herpesvirusinfektion ist eine Viruserkrankung und kann bei befallenen Flussfischen zur letalen Erkrankung mit blutenden Kiemen fuhren zum Beispiel bei Karpfen Kiemenwurmer zum Beispiel Dactylogyrus macracanthus Wegener sind Parasiten welche fur Fischerkrankungen mit wirtschaftlichen Folgen verantwortlich sind Kunstliche Kiemen BearbeitenKunstliche Kiemen werden als technisches Konzept diskutiert sie wurden bislang nur im Aquarium fur kleine Landtiere realisiert Ziel ist mithilfe kunstlicher Kiemen grossere Unabhangigkeit beim Tauchen zu erlangen Literatur BearbeitenDavid H Evans Peter M Piermarini Keith P Choe The Multifunctional Fish Gill Dominant Site of Gas Exchange Osmoregulation Acid Base Regulation and Excretion of Nitrogenous Waste In Physiological Reviews Bd 85 Nr 1 2005 S 97 177 doi 10 1152 physrev 00050 2003 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Kieme Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Commons Kieme Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Hans Thiele Wasserspinne Argyroneta aquatica Atmung nach dem Prinzip der physikalischen Kieme Cronos Rektale Unterwasseratmung bei Schildkroten 26 Mai 2007 1 Johannes Muller Die Atemtechnik der Schildkroten 2 Jarmila Kukalova Peck Verband Deutscher Biologen 2006 Haeckel zeigte wie sich homologe Strukturen zum Beispiel die embryonalen Kiementaschen in der Entwicklung bei Fischen zu Kiemen oder beim Menschen zur Eustachischen Rohre die Mittelohr und Rachen verbindet verandern Memento vom 17 Mai 2009 im Internet Archive Nikolai Mette Atmung der Knochenfische Kiemen und Gasaustausch 4 Funktionswandel der Kiemenbogen Charles Darwin Uber die Entstehung der Arten 6 Schwierigkeiten der Theorie Ubergangsweisen 1859 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kieme amp oldid 232248956