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Dieser Artikel behandelt die Fischart Karausche zum gleichnamigen See in Schwerin siehe Grosse Karausche Die Karausche Carassius carassius auch Schusterkarpfen genannt ist eine Fischart aus der Familie der Karpfenfische Cyprinidae Sie ist nah mit dem Giebel und dem Goldfisch verwandt Andere Namen sind Schneiderkarpfen Bauernkarpfen Steinkarpfen Moorkarpfen Gareisle Guratsch Burretschel und Kotbuckel KarauscheKarausche Carassius carassius Systematikohne Rang OtophysaOrdnung Karpfenartige Cypriniformes Unterordnung Karpfenfischahnliche Cyprinoidei Familie Karpfenfische Cyprinidae Gattung CarassiusArt KarauscheWissenschaftlicher NameCarassius carassius Linnaeus 1758 Karausche in LaichfarbenIn Russland gefangene Karauschen Inhaltsverzeichnis 1 Verbreitung 2 Merkmale 3 Lebensweise 4 Gefahrdungssituation 5 Angeln auf Karauschen 5 1 Allgemeines 5 2 Fangverbote 6 Kunstlerische Reminiszenz 7 Literatur 8 Einzelnachweise 9 WeblinksVerbreitung BearbeitenDie Karausche lebt in fast ganz Europa mit Ausnahme von Irland Schottland und Wales weiten Teilen der Iberischen Halbinsel und dem Westen Frankreichs Die Populationen in England 1 und Spanien sind auf Besatz durch den Menschen zuruckzufuhren In Italien kommt die Karausche nur im Gebiet des Po vor in Danemark nur auf der Halbinsel Jutland Sie fehlt auch in den Seealpen und im Oberrhein Auf dem Balkan fehlt sie in weiten Teilen Griechenlands sowie in den an die Adria grenzenden Gebieten In den an das Marmarameer grenzenden Gebieten ist sie auch in Kleinasien vertreten Das europaische Russland bewohnt sie bis zum Ural und erreicht mit dem Unterlauf des Ob auch Nordwestasien Die Karausche ist in Mittel und Osteuropa bodenstandig Dabei existieren zwei seit 2 Millionen Jahren isolierte genetische Linien Eine befindet sich im Donaubecken die andere in den Flusssystemen die die Ostsee entwassern 2 Merkmale BearbeitenDie Karausche ist dem Karpfen ahnlich aber hochruckiger diese Ahnlichkeit druckt sich auch in den oben angefuhrten Beinamen wie Schneiderkarpfen Bauernkarpfen Steinkarpfen oder Moorkarpfen aus Sie hat keine Barteln und besitzt im Vergleich zum Giebel oder naturfabenen Goldfischen ein feineres Schuppenkleid Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zu diesen beiden Arten ist die Anzahl der Schuppen in der Seitenlinie Die Karausche hat dort normalerweise zwischen 32 und 34 aber maximal 31 36 Schuppen 3 Ihre Oberseite ist braunlich mit grunlichem Glanz die Flanken sind heller die Unterseite hell gelblich bis schmutzigweiss Haufig besitzt sie eine leicht rotliche Flossenfarbung Die Ruckenflosse ist konvex und die Schwanzflosse ist nur geringfugig eingekerbt Karauschen sind langsamwuchsig konnen bis zu 64 Zentimeter lang werden und ein Gewicht von 3 Kilogramm erreichen Je nach Umwelt und Ernahrungsbedingungen treten zwei Wuchsformen auf In grossen Seen bildet sich haufig eine hochruckige Form Tellerkarausche wahrend in Kleingewassern eine als Steinkarausche bezeichnete Kummerform auftreten kann Flossenformel Dorsale 3 4 14 21 Anale 3 5 8 Pectorale 1 12 13 Ventrale 2 3 7 8 4 Lebensweise Bearbeiten nbsp Karauschenhabitat in einem verkrauteten flachen Weiher am NederrijnDie Karausche bevorzugt flache stark bewachsene Seen Weiher und Teiche Sie meidet kalte schnell fliessende Gewasser und ist in den Auen grosserer Flusse wie Rhein Donau und Oder zu finden Selbst in kleinsten sauerstoffarmen verschlammten Dorftumpeln ist sie zu finden und konnen dabei abhangig vom angereicherten Glykogengehalt uber mehrere Wochen fast ohne Sauerstoff uberleben 2 5 Karauschen konnen oft noch unter extremen Bedingungen wie in sauren Moorgewassern bei niedrigem Sauerstoffgehalt und sehr geringem Nahrungsangebot kleine Populationen bilden Der im Blut der Karauschen enthaltene Alkoholanteil ermoglicht ihnen ein vollstandiges Durchfrieren von Gewassern zu uberleben 6 Die grosse Widerstandsfahigkeit der Karausche hat dazu gefuhrt dass sie eine gewisse Bedeutung als Versuchsfisch erlangt hat Niedrige Kummerformen konnen sich bei Verbesserung der Lebensbedingungen zu normalen hochruckigen Formen entwickeln Dabei reagiert sie mit ihrer Wuchsform auch auf Umwelteinflusse wie Pradation 7 In Osteuropa haben sie lokal eine grossere Bedeutung vor allem in Gewassern wo sie eine von nur wenigen existierenden Arten bilden Karauschen ernahren sich von Kleintieren wie den Larven der Zuckmucken und Eintagsfliegen und Pflanzen Um Perioden ohne Zugang zu Nahrung zu uberleben legen Karauschen einen Zuckervorrat in Form von Glykogen im Leber und Muskelgewebe an Die Laichzeit bilden Mai und Juni Das Weibchen legt etwa 150 000 bis 300 000 1 1 5 Millimeter grosse Eier die an Wasserpflanzen kleben bleiben Je nach Wassertemperatur schlupfen die Larven nach drei bis sieben Tagen Nach drei bis vier Jahren werden sie mit einer Lange von etwa 8 bis 15 Zentimeter geschlechtsreif Gefahrdungssituation BearbeitenDie Weltnaturschutzunion IUCN stuft die Karausche in der Roten Liste gefahrdeter Arten insgesamt gesehen als nicht gefahrdet Least Concern ein 8 Allerdings wird ein allmahlicher und anhaltender Bestandsruckgang in einzelnen Gewassern festgestellt speziell im Flusssystem der Donau und allgemein in Zentraleuropa Die Ursache dafur konnte Konkurrenzdruck und Hybridisierung durch den eingefuhrten auch als Silberkarausche bekannten Giebel Carassius gibelio oder ausgesetzte Goldfische sein 8 9 In Deutschland steht die Karausche auf der Roten Liste gefahrdeter Arten in der Kategorie 2 stark gefahrdet 10 Als Gefahrdungsursache wird der Verlust und die Degradation pflanzenreicher Kleingewasser vor allem auch durch die Landwirtschaft verantwortlich gemacht Die Karausche gehort auch zum Nahrungsspektrum des Kormorans der massgeblich an der Dezimierung letzten naturlichen Restbestande am mittleren Oberrhein ist 11 In Niedersachsen versuchen deshalb Sportfischer und Freizeitangler die Karausche durch gezielten Besatz wieder zu verbreiten Ihren Platz auf der Roten Liste verdankt die Karausche der anhaltenden Zerstorung oder nachhaltigen Veranderung ihrer ebenfalls bedrohten Lebensraume kleine Tumpel und Standgewasser Altarme und Auen Gewassertypen die von Angelvereinen in Niedersachsen in den letzten Jahren vermehrt neu geschaffen oder renaturiert wurden In solchen Kleingewassern konnen die ausgesetzten Fische jetzt wieder selbststandig laichen und sich vermehren 12 Der Verband Deutscher Sportfischer der sie zum Fisch des Jahres 2010 gekurt hat weist darauf hin dass ihre Bestande durch die Zerstorung der naturlichen Lebensraume in Deutschland und Osterreich zuruckgehen 13 nbsp Karausche bei einer Bestandsaufnahme in Karlsruhe im Rahmen eines Artenschutzprojektes der Fischereibehorde KarlsruheAngeln auf Karauschen BearbeitenAllgemeines Bearbeiten Im Jahr 2004 wurde eine Karausche von 3 5 kg im Pichlinger See bei Linz in Osterreich mit einem Vanilleboilie als Koder gefangen Grosse Karauschen werden auch aus dem Fluss Niers dem Poelvennsee nahe der hollandischen Grenze gemeldet Beruhmt wurden die Karauschen von Westerdeichstrich bei Busum die dort in grossen Gewichten gefangen werden In Osteuropa und in Russland erreichen Karauschen die grossten Endgewichte in Russland sogar bis 5 kg Karauschen sind okologisch sehr anpassungsfahig man findet sie in kleinen flachen stark verkrauteten und verschlammten Teichen die sich im Sommer stark erwarmen in Moortumpeln Torfstichen isolierten Waldseen Dorfteichen aber auch in Parkteichen und grossen Seen wo abgetrennte stille Buchten mit ausgedehnten Seerosenfeldern den Karauschen ideale Lebensraum bieten konnen In Kleinstgewassern wo Karauschen und Schleien die einzigen Fischarten sind verbutten die Bestande haufig Nur wenn Hechte ebenfalls im Lebensraum der Karauschen vorkommen konnen sich gesunde Bestande entwickeln da die Raubfische die Futterkonkurrenz der Karauschen untereinander reduzieren und die Population regulieren In gleichformigen flachen stehenden Gewassern ziehen Karauschenschwarme oft in Gesellschaft mit gleichaltrigen Karpfen auf Nahrungssuche umher Die naturliche Nahrung der Karauschen sind Mucken und Kocherfliegenlarven kleine Schnecken und Muscheln Grosse Karauschen sind oft nachtaktiv Fangverbote Bearbeiten Nach den Landesfischereiverordnungen der deutschen Bundeslander Bayern AVBayFiG Anlage Schonzeiten Berlin LFischO Anlage 1 14 Hessen 1 und Rheinland Pfalz 20 2 darf dort der Fang auf Karauschen nicht ausgeubt werden Kunstlerische Reminiszenz BearbeitenEine gewisse theatergeschichtliche Beruhmtheit erlangte die Karausche durch Witold Gombrowiczs bekanntestes Buhnenwerk In Yvonne die Burgunderprinzessin 1935 wird die Titelheldin durch ein absurdes Attentat mithilfe einer gratenreichen Karauschenmahlzeit ermordet 15 Literatur BearbeitenUwe Hartmann Steinbachs Naturfuhrer Susswasserfische Ulmer Verlag Stuttgart 2003 ISBN 3 8001 4296 1 Gunther Sterba Susswasserfische der Welt Weltbild Verlag Augsburg 2002 ISBN 3 89350 991 7 Bănărescu Petru 1961 Einige Fragen zur Herkunft und Verbreitung der Susswasserfischfauna der europaisch mediterranen Unterregion In Archiv fur Hydrobiologie 57 S 57 73 76 85 Bănărescu Petru Fauna Republicii Populare Romine Pisces Osteichthyes daraus Umbridae Bukarest 1964 S 285 291 Bănărescu Petru 1961 Tiergeographische Betrachtungen uber die Fischfauna des Donaubeckens Verh Internat Verein Limnologie 14 S 386 389 Wustemann Otfried Die Karausche Fisch des Jahres 2010 in Unser Harz Zeitschrift fur Heimatgeschichte Brauchtum und Natur 8 2010 S 170 171Einzelnachweise Bearbeiten Daniel L Jeffries Gordon H Copp Gregory E Maes Lori Lawson Handley Carl D Sayer Bernd Hanfling Genetic evidence challenges the native status of a threatened freshwater fish Carassius carassius in England In Ecology and Evolution Band 7 Nr 9 Mai 2017 S 2871 2882 doi 10 1002 ece3 2831 PMID 28479988 PMC 5415527 freier Volltext a b K Hakan Olsen Madeleine Bonow Crucian carp Carassius carassius L an anonymous fish with great skills In Ichthyological Research 29 September 2022 ISSN 1341 8998 doi 10 1007 s10228 022 00892 z Maurice Kottelat Jorg Freyhof Handbook of european freshwater fishes Publications Kottelat Cornol 2007 ISBN 978 2 8399 0298 4 Gunther Sterba Susswasserfische der Welt Weltbild Verlag Augsburg 2002 ISBN 3 89350 991 7 Weltmeister im Luftanhalten die Karausche Auf wissenschaft de vom 1 Oktober 2004 Die Fische konnen mehrere Tage nahezu ohne Sauerstoff auskommen Science Bd 306 S 77 2005 Wustemann Otfried Die Karausche Fisch des Jahres 2010 in Unser Harz Zeitschrift fur Heimatgeschichte Brauchtum und Natur 8 2010 S 170 171 Lars B Pettersson P Anders Nilsson Christer Bronmark Predator recognition and defence strategies in crucian carp Carassius carassius In Oikos Band 88 Nr 1 Januar 2000 S 200 212 doi 10 1034 j 1600 0706 2000 880122 x a b Carassius carassius in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2009 Eingestellt von Freyhof J amp Kottelat M 2008 Abgerufen am 7 Marz 2010 B Hanfling P Bolton M Harley G R Carvalho A molecular approach to detect hybridisation between crucian carp Carassius carassius and non indigenous carp species Carassius spp and Cyprinus carpio In Freshwater Biology Band 50 Nr 3 Marz 2005 ISSN 0046 5070 S 403 417 doi 10 1111 j 1365 2427 2004 01330 x Jorg Freyhof Rote Liste der im Susswasser reproduzierenden Neunaugen und Fische Cyclostomata amp Pisces funfte Fassung Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 1 291 316 LFVBW Gesamtbericht Karausche PDF In Lfvbw de Landesfischereiverband Baden Wurttemberg 2017 abgerufen am 11 Dezember 2022 Artenschutzprojekt Karausche erfolgreich fortgesetzt Pressemitteilung des Deutschen Angelfischerverbands e V vom 13 Oktober 2014 Memento vom 5 Juli 2015 im Internet Archive Verband Deutscher Sportfischer VDSF Memento vom 28 Februar 2010 im Internet Archive zur Karausche https gesetze berlin de perma d jlr FischOBEV3Anlage1 Mateja Koleznik inszeniert Yvonne die Burgunderprinzessin Wir morderischen Angsthasen Abgerufen am 25 Januar 2023 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Karausche Album mit Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Karausche Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Karausche auf Fishbase org englisch Karausche auf www pivi deFisch des Jahres in Deutschland Bachschmerle 1984 Bitterling 1985 Schneider 1986 Europaischer Schlammpeitzger 1987 Bachneunauge Flussneunauge 1988 Groppe 1989 Bachforelle 1990 Elritze 1991 Atlantischer Lachs 1992 Atlantischer Kabeljau 1993 Nase 1994 Europaischer Aal 1995 Meerforelle 1996 Europaische Asche 1997 Stromer 1998 Nordseeschnapel 1999 Atlantischer Lachs 2000 Europaischer Stor 2001 Quappe 2002 Barbe 2003 Maifisch 2004 Bachforelle 2005 Groppe 2006 Schleie 2007 Bitterling 2008 Europaischer Aal 2009 Karausche 2010 Asche 2011 Neunaugen 2012 Forelle 2013 Europaischer Stor 2014 Huchen 2015 Hecht 2016 Flunder 2017 Dreistachliger Stichling 2018 Atlantischer Lachs 2019 Nase 2020 Atlantischer Hering 2021 2022 Flussbarsch 2023 Atlantischer Kabeljau 2024 Fisch des Jahres in Osterreich Asche 2002 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