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Gunther Hans Wenzel Sterba 20 Mai 1922 in Brux Tschechoslowakei 16 Juni 2021 in Leipzig 1 war ein deutscher Zoologe und Ichthyologe Nach Sterba sind mehrere Fischarten beispielsweise der Panzerwels Corydoras sterbai benannt Gunther Sterba Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Akademische Karriere 3 Werke 3 1 Genese und Struktur inkretorischer Organe bei niederen Wirbeltieren 3 2 Vergleichende Neuroendokrinologie bei Wirbeltieren 3 3 Zirkumventrikulare Organe und Liquor bei Wirbeltieren 3 4 Aquaristik und Ichthyologie 3 5 Sonstige 4 Ehrungen 5 Literatur 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenGunther Sterba war der Sohn des Bergbauingenieurs Adolf Sterba und Melitta Sterba geborene Baudis Uber die mutterliche Linie bestand eine weitlaufige Verwandtschaft mit dem Zoologen Karl von Frisch In Most besuchte er das Gymnasium das er mit dem Abitur abschloss Von 1943 bis 1945 leistete er seinen Militardienst ab Im September 1944 wurde er verwundet und war bis nach dem Kriegsende in verschiedenen Lazaretten Wahrend der Lazarettzeit meldete er sich zum Invaliden Fernstudium fur Humanmedizin in Prag an und immatrikulierte sich im Spatsommer 1945 an der Universitat Jena Am 27 April 1947 legte er dort das Physikum ab und belegte anschliessend sieben klinische Semester Auf Anraten des Zoologen Jurgen Wilhelm Harms erweiterte Gunther Sterba seine Immatrikulation ab 1947 auf ein zusatzliches Zweitstudium fur Biologie mit der Fachrichtung Zoologie Am 14 April 1949 wurde er mit summa cum laude zum Dr rer nat promoviert Unter der Obhut seines Doktorvaters Harms fertigte er seine Dissertation zum Thema Uber die morphologischen und histogenetischen Thymusprobleme bei Xenopus laevis Daudin nebst einigen Bemerkungen uber die Morphologie der Kaulquappen an 2 Sterba war in erster Ehe mit Renate Kosak und in zweiter Ehe mit Hede Rossler verheiratet Er hatte funf Kinder 1946 meldete sich Sterba in Weimar bei der dortigen Parteigruppe der SPD als Mitglied an nicht ahnend dass schon deren Vereinigung mit der KPD zur Sozialistischen Einheitspartei SED vorgesehen war 1953 trat Sterba aus der SED aus und war seitdem parteilos In den 1980er Jahren begann der schon immer kunstinteressierte Sterba der ursprunglich Bildhauer werden wollte Teller eines Services mit botanischen Motiven aus dem fruheren Besitz von Josephine de Beauharnais zu sammeln 2019 schenkte er 36 Dessertteller aus seiner Sammlung dem Grassimuseum in Leipzig 3 Akademische Karriere Bearbeiten1949 wurde Sterba Wissenschaftlicher Assistent am Zoologischen Institut der Universitat Jena und 1951 Lehrbeauftragter fur Zoologie Am 20 Mai 1952 habilitierte er sich mit der Arbeit Die Physiologie und Histogenese der Schilddruse und des Thymus beim Bachneunauge Lampetra planeri Bloch als Grundlagen phylogenetischer Studien uber die Evolution der innersekretorischen Kiemendarmderivate 4 zum Dr rer nat habil und wurde kurz darauf zum Hochschuldozenten fur Zoologie ernannt 1958 wurde er als Professor mit Lehrauftrag fur Zoologie an die Universitat Jena berufen Von 1957 bis 1961 gab es Berufungsgesprache mit den Universitaten in Halle Saale Tharandt und Leipzig Zudem gab es Anfragen aus Marburg und Heidelberg Der vor allem von Franz Duspiva geforderten Berufung nach Heidelberg ware Sterba gern nachgekommen allerdings zogen sich die Verhandlungen bis zum Mauerbau hin und mussten dann abgebrochen werden da man nun nicht mehr Berufungen als Professor in der BRD annehmen durfte 1959 wurde Sterba als Professor mit vollem Lehrauftrag nach Leipzig berufen Die in den Verhandlungen erbetene Einrichtung eines Zentrums fur Elektronenmikroskopie und biochemische Kapazitaten wurde dabei zusagend bestatigt Am 9 April 1959 wurde er zum Direktor des Zoologischen Institutes der Karl Marx Universitat Leipzig ernannt und zwei Jahre spater zum Professor mit Lehrstuhl fur Zoologie berufen 1968 wurde er nach Grundung der Sektion Biowissenschaften zum Leiter des Bereiches Zellbiologie und Regulation der Sektion ernannt 1969 zum ordentlichen Professor fur Allgemeine Zoologie und Tierphysiologie umberufen Am 1 Juli 1987 wurde er emeritiert Werke BearbeitenDie etwa 200 wissenschaftlichen Publikationen kann man trotz zahlreicher Uberlappungen und Ausnahmen folgenden Themenkreisen zuordnen Genese und Struktur inkretorischer Organe bei niederen Wirbeltieren Vergleichende Neuroendokrinologie bei Wirbeltieren Zirkumventrikulare Organe und Liquor bei Wirbeltieren Wahrend in den Publikationen des ersten Themenkreises nur eigene Ergebnisse aus der Qualifikationsperiode in Jena behandelt werden stammen die Publikationen der Themenkreise zwei und drei vorwiegend aus der Zeit in Leipzig Viele davon sind Gemeinschaftsarbeiten beispielsweise mit Gerald Wolf Arnim Ermisch Hans Luppa Wilfried Naumann und Georg Hoheisel Genese und Struktur inkretorischer Organe bei niederen Wirbeltieren Bearbeiten Noch wahrend des Studiums entstand eine gefaltete farbige Lehrtafel uber die cerebrospinale und autonome Innervation des Menschen Gustav Fischer Verlag Jena 1948 Neben der bereits erwahnten Dissertation und Habilitationsarbeit stammen 18 weitere Publikationen aus der Zeit in Jena Die meisten betreffen Organe der inneren Sekretion bei niederen Wirbeltieren Aber auch uber die Endomitose der sich parthenogenetisch entwickelnden Sommereier der Daphnien andere cytologische Probleme und die Entwicklung einer bislang unbekannten Doppeltier Art Diplozoon hat Sterba in dieser Zeit publiziert Vermutlich sind auch die beiden umfangreichen monografischen Darstellungen fur das Handbuch der Binnenfischerei Mitteleuropas Die Schmerlenartigen Cobitidae und Die Neunaugen Petromyzonidae bereits in Jena entstanden Beide Monografien erschienen im Band III des Handbuches auf den S 201 234 und 265 352 Herausgeber E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung 1962 Eine englische Ausgabe der Neunaugen Monografie erschien 1965 in den USA und Canada 1957 erschien ein Referat welches die Entwicklung eines Gerates fur Versuche an lebenden histologischen Gewebeschnitten begleitete Das von der Fa Zeiss geforderte Vorhaben wurde von Rolf Kober technisch realisiert und patentiert ging jedoch durch die aufkommende Kryo Mikrotomie nie in die Produktion 5 Vergleichende Neuroendokrinologie bei Wirbeltieren Bearbeiten Alle Untersuchungen zu diesem Themenkreis wurden durch die Einfuhrung der Pseudoisocyanin Reaktion in die Fluoreszenzmikroskopie durch Sterba initiiert 6 Im Gegensatz zu alteren Farbemethoden gewahrleistete die wesentlich empfindlichere Technik den Nachweis geringster Spuren des Tragerproteins der Hypophysenhinterlappen Hormone Vasopressin und Oxytocin Damit wurde es an diesem Modell moglich zu beweisen dass die hormonproduzierenden Nervenzellen die Hormone in ihren Fortsatzen nicht nur zur Neurohypophyse dem Ort der Hormonfreisetzung in die Blutbahn transportieren sondern auch mit zahlreichen anderen Arealen durch hormontransportierende Fortsatze verbunden sind Durch Einbeziehung immunologischer Techniken licht und elektronenmikroskopischer Art gelang es schliesslich erstmals festzustellen dass die Endformationen dieser Fortsatze mit normalen Nervenzellen Kontakte synaptischer Art bilden Die peptiderge Synapse vieler Neuropeptide ist inzwischen fur viele neuronale Prozesse eine integrale wenn auch nicht immer verstandene Struktur 7 Wichtige Publikationen zu diesem Themenkreis sindmit F Schober Topographie und Zytologie neurosekretorischer Systeme Teil 1 Das klassische neurosekretorische System der Ratte Atlas VEB Gustav Fischer Verlag Jena 1979 Ascending Neurosecretory Pathways of the Peptidergic Type In Neurosecretion The Pinal Neuroendocrine Pathway Eds Knowles F and Vollrath L 38 47 Springer Verlag Berlin Heidelberg New York 1974 mit W Naumann W Ultrastructural Studies on Neurophysine containing Vesicles Cell Tiss Res 165 545 553 1976 mit G Hoheisel R Wegelin W Naumann F Schober Peptide containing Vesicles within Neuro neuronal Synapses Brain Research 169 55 64 1979 mit W Naumann G Hoheisel Exohypothalamic Axons of the Classic Neurosecretory System Progr Brain Research 53 141 158 1980 Zirkumventrikulare Organe und Liquor bei Wirbeltieren Bearbeiten Unter den Organen in den Wanden der Hirnventrikel der Wirbeltiere dominiert das Subcommissuralorgan SCO dessen Sekret in den 3 Ventrikel abgegeben und dort durch Zilienbander zu einem Faden zusammengewirbelt wird Die als Reissner scher Faden bekannte Struktur schiebt sich in dem Zentralkanal des Ruckenmarkes kontinuierlich bis in dessen Endampulle in deren Umgebung er schliesslich abgebaut wird Sterba und sein Team konnten nachweisen dass sich der Faden an der Entfernung von ependymalem Zelldedritus beteiligt bei der Ratte die Geschwindigkeit der Fadenbewegung im Zentralkanal bestimmen die physiologischen Folgen nach experimenteller Ausschaltung des Fadentransportes durch Versetzung des Zentralkanals beobachten und aus 18 km isoliertem Fadenmaterial des Rindes zahlreiche immunologische und biochemische Faktoren sammeln Trotz aller Teilergebnisse gelang es jedoch nicht einen befriedigenden Beweis zur Fadenfunktion zu finden Da aber das SCO Fadensystem die alteste Hirnstruktur uberhaupt ist bei allen Wirbeltieren vorkommt beim Menschen embryonal angelegt aber mit dem teilweisen Verschluss des Zentralkanals wieder reduziert wird ist die Annahme erlaubt dass das System eine grundsatzliche Funktion hat Auch sollte bei Diskussionen uber Demenzprobleme gelegentlich daran erinnert werden dass sich auch im Ventrikelliquor des menschlichen Gehirns Zelldetritus ansammelt 8 Wichtige Publikationen zu diesem Themenkreis sind Hrsg Zirkumventriculare Organe und Liquor Bericht uber das Internationale Symposium im Schloss Reinhardsbrunn vom 13 bis 16 Mai 1968 VEB Gustav Fischer Verlag Jena 1969 mit W Bargmann Hrsg Circumventriculare Organe Nova Acta Leopoldina Suppl 9 1977 mit W Naumann W Elektronenoptische Untersuchungen uber den Reissnerschen Faden und die Ependymzellen im Ruckenmark von Lampetra planeri Bloch Z Zellforsch 72 516 524 1966 mit A Ermisch A Mueller J Hess Autoradiographische Untersuchungen am Subcommissuralorgan und dem Reissnerschen Faden I Organsekretion und Parameter der Organleistung als Grundlagen zur Beurteilung der Organfunktion Acta Zool 52 1 21 1971 mit J Hess Studies concerning the function of the complex subcommissural organ liquor fibre to pyrocatechin derivatives and its functional Aspects Brain Research 58 303 312 1973 mit Chr Kiessig W Naumann H Petter I Kleim The secretion of the subcommissural organ A comparative immunocytochemical investigation Cell Tissue Res 226 427 439 1982 Aquaristik und Ichthyologie Bearbeiten Die haufig mit dem Namen Sterba verbundenen Fisch und Aquarienbucher sind ausschliesslich Resultate einer Liebhaberei die in der Kindheit begann und im Laufe der Jahre zu ichthyologischem Spezialwissen reifte Die zahlreichen deutschen Nach und Neuauflagen die fremdsprachigen Lizenzen in den USA MIT Grossbritannien Kanada Niederlande und Tschechien bedingten die Verbreitung von etwa 1 5 Millionen Exemplaren An dem Titel Susswasserfische der Welt sind von der 4 Auflage an die Mitautoren Axel Zarske Klaus Breitfeld und Helmut Sander beteiligt An dem Titel Lexikon der Aquaristik und Ichthyologie haben G Bruckner H J Franke U Jakob J Kormann H Muhlberg und W Naumann als Autoren mitgearbeitet Fur die Kapitel Wasserpflanzen des 2 Bandes der Aquarienkunde konnte Sterba zunachst A Wendt und nach dessen Ableben H Muhlberg gewinnen Sonstige Bearbeiten Ausser den Fischbuchern existieren noch einige andere nicht wissenschaftliche Buchpublikationen als deutsche und englische Ausgaben beispielsweise Familie Olividae Gastropoda und Meissener Gebrauchsporzellan Sterba war mehrfach zu langeren Auslandsaufenthalten mit der Bitte eingeladen Vorlesungen oder Vortrage zu halten Realisiert wurden solche Einladungen nach Grossbritannien Chile Japan Schweden UdSSR Finnland und Italien Fast immer war auch seine Frau eingeladen aber nur fur die UdSSR und Italien erhielt sie die Genehmigung ihn zu begleiten Ehrungen Bearbeiten1949 Auszeichnung der Dissertation mit dem Forschungspreis der Universitat Jena 1967 Wahl zum ordentlichen Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin Dort 2 Jahre Sekretar der Klasse Biowissenschaften eine Funktion die Sterba wegen Differenzen mit dem Prasidium 1971 niederlegte 1970 Wahl zum Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina 9 2 Wahlperioden 10 Jahre als Adjunkt fur Sachsen Mitglied des Senats der Akademie 1971 Doktor h c der Universitat Utrecht 1982 Wahl zum auswartigen Mitglied der Koniglich Schwedischen Akademie der Wissenschaften erstes aus der DDR zugewahltes Mitglied Die Regierung der DDR wurde auf diplomatischer Ebene von der Zuwahl informiert erteilte die Genehmigung zur Annahme der Mitgliedschaft aber erst nach neun Monaten 1979 Einladung des Japanischen Kronprinzen Akihito dem heutigen Tenno zu einer Privataudienz im Kaiserpalast in Tokio wahrend eines dreimonatigen Japanaufenthaltes Vice President for life der Federation of British Aquatic Societies Ehrensenator der Universitat Leipzig Ehrenmitglied verschiedener Gesellschaften u a der ehemaligen Biologischen Gesellschaft der DDR deren Mitglieder Sterba in geheimer Wahl fur jeweils 2 Jahre dreimal zu ihrem Prasidenten wahlten Literatur BearbeitenPeter Notzold Sterba Gunther In Wer war wer in der DDR 5 Ausgabe Band 2 Ch Links Berlin 2010 ISBN 978 3 86153 561 4 Sachsische Akad der Wissensch Leipzig 44 5 54 1950 Wiss Zeitschrift der Universitat Jena 3 Math Nat Reihe 239 298 1953 Uberlebende histologische Gewebeschnitte Experientia 13 S 335Einzelnachweise Bearbeiten Trauer um Professor Dr Dr h c Gunther Sterba Universitat Leipzig 28 Juni 2021 abgerufen am 29 Juni 2021 Sachsische Akademie der Wissenschaften Leipzig 44 5 54 1950 Das Service der Kaiserin Sammler und Zoologe beschenkt Leipziger Grassimuseum Abgerufen am 8 August 2020 Wiss Zeitschr der Univ Jena 3 Math Nat Reihe 239 298 1953 G Sterba Uberlebende histologische Gewebeschnitte Experientia Volume 13 Issue 8 August 1957 S 335 336 ISSN 0014 4754 doi 10 1007 BF02296832 Birkhauser Verlag Basel Sterba G Uber eine neue Methode zum Nachweis fur Neurosekret Acta biol med germ 7 218 231 1961 zitiert nach Sterba Sterba stark gekurzt aus einem Vortrag Mitgliedseintrag von Gunther Sterba mit Bild bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina abgerufen am 22 Juli 2016 Normdaten Person GND 123246547 lobid OGND AKS LCCN n82024375 VIAF 102464259 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Sterba GuntherALTERNATIVNAMEN Sterba Gunther Wenzel Sterba Gunther H W Sterba Gunther Hans WenzelKURZBESCHREIBUNG deutscher ZoologeGEBURTSDATUM 20 Mai 1922GEBURTSORT BruxSTERBEDATUM 16 Juni 2021STERBEORT Leipzig Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gunther Sterba amp oldid 229910251