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Die Schleie Tinca tinca auch der Schlei genannt ist ein Susswasserfisch aus der Ordnung der Karpfenartigen Cypriniformes und lebt uberwiegend am Grund langsam stromender oder stehender Gewasser SchleieSchleie Tinca tinca Systematikohne Rang OtophysaOrdnung Karpfenartige Cypriniformes Unterordnung Karpfenfischahnliche Cyprinoidei Familie TincidaeGattung TincaArt SchleieWissenschaftlicher Name der FamilieTincidaeJordan 1878Wissenschaftlicher Name der GattungTincaGarsault 1764Wissenschaftlicher Name der ArtTinca tinca Linnaeus 1758 In einem Schauaquarium in Prag Schleienmilchner mit abdominal grosseren FlossenSchleienrogner mit abdominal kleineren Flossenfrisch gefangene SchleienSchleiengewasser mit WasserlinsenTypisches Schleiengewasser Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Vorkommen 2 Merkmale 3 Biologie 4 Parasiten und Krankheiten 5 Systematik 6 Wirtschaftliche Bedeutung 7 Angeln auf Schleien 8 Trivia 9 Literatur 10 Einzelnachweise 11 WeblinksHerkunft und Vorkommen BearbeitenSie kommt praktisch in ganz Europa mit Ausnahme von Griechenland Dalmatien dem schottischen Hochland Nordskandinavien der Halbinsel Krim und den Mittelmeerinseln und im westlichen gemassigten Asien bis zum westlichen Einzugsbereich des Jenissei sudlich von 60 nordlicher Breite vor In manchen Landern wie Italien ist die Schleie nicht einheimisch sondern wurde dort von Menschen eingesetzt 1 2 3 Merkmale BearbeitenDie Grundfarbe der Schleie ist dunkel oliv eine rot goldene Zuchtform Goldschleie wird bisweilen in Zierteichen gehalten Auffallend ist ein hoher Schwanzstiel mit gerade abschliessender Schwanzflosse Das Seitenlinienorgan verlauft fast waagerecht bis zur Schwanzwurzel Die dicke Haut ist schleimig und mit kleinen Rundschuppen bedeckt Diese Schleimhaut wirkt neuen Untersuchungen zufolge antibakteriell und pilzhemmend sowohl fur den Fisch selbst als auch fur die Brut Das endstandige Maul ist vorstulpbar dicklippig und mit zwei kurzen Barteln versehen Schleien werden 20 bis 40 Zentimeter gross maximal sind 70 Zentimeter bei 10 Kilogramm denkbar Belegt jedoch sind nur Maximalgewichte von 7 5 kg 2 3 Flossenformel Dorsale 4 8 9 Anale 3 4 6 8 Schuppenformel 95 100 SLR 2 Biologie BearbeitenSchleien verfugen uber die Fahigkeit zur Kalte und Hitzestarre die es ihnen ermoglicht kurzfristig auch extremen Sauerstoffmangel zu uberleben Deshalb sind sie auch in kleinen Tumpeln anzutreffen Optimal sind Wassertemperaturen zwischen 12 C und 26 C 4 Schleien laichen in der Zeit zwischen April und Juni Die Wassertemperatur sollte mindestens 18 C erreicht haben damit die Laichbereitschaft eintritt Die Rogner legen dabei innerhalb von etwa zwei Wochen insgesamt bis zu 300 000 klebrige Eier an Wasserpflanzen ab Sie ernahren sich hauptsachlich von Kleinlebewesen aber auch von Schnecken z B die typischen in ihrem Habitat vorkommenden Schleischnecken Bithynia tentaculata und Algenaufwuchs Schleien neigen durch schlechtere Umweltbedingungen und Fehlen einer gesunden Raubfischpopulation sehr stark zur Verbuttung Diese Schleien sind dann ab einer Grosse von 15 Zentimetern geschlechtsreif und wachsen danach kaum weiter Parasiten und Krankheiten BearbeitenTypische Schleienparasiten sind Nematoden Raphidascaris acus und parasitare Krebse Ergasilus megaceros und Ergasilus sieboldi sowie Valipora campylancristrota und Proteocephalidae im Larvenstadium 5 Eine grosse Bedrohung fur viele Schleienbestande ist die Kiemenfaule Branchiomyces ssp Saugwurmer Trematoden befallen vor allem Jungtiere Weniger haufig ist die Infektiose Bauchwassersucht IBW auf Systematik BearbeitenDer Schleie wurde im Jahr 1758 erstmals ein wissenschaftlicher Name gegeben Carl von Linne der Begrunder des Klassifizierungssystems erwahnte sie unter dem Namen Cyprinus tinca Im Jahr 1764 wurde die Gattung Tinca durch den franzosischen Zoologen Francois Alexandre Pierre de Garsault eingefuhrt mit der Schleie als einziger Art 6 was bis heute so geblieben ist Die Schleie ist systematisch isoliert und 1878 stellte der US amerikanische Ichthyologe David Starr Jordan die Unterfamilie Tincinae fur Art und Gattung auf Der britische Ichthyologe Richard Mayden und sein chinesischer Kollege Wei Jen Chen stellten die Schleie 2009 in eine eigene Familie die Tincidae 7 Die wissenschaftliche Fischdatenbank Catalog of Fishes ubernahm dies und fuhrt die Tincidae ebenso wie die ubrigen ehemaligen Unterfamilien der Cyprinidae inzwischen als eigenstandige Familien 8 Die systematische Stellung verdeutlicht folgendes Kladogramm Karpfenverwandte Cyprinoidea Spindelschmerlen Psilorhynchidae Cyprinidae beschrankt auf die ehemalige Unterfamilie Cyprininae Barblinge Danionidae Leptobarbidae Cultridae Bitterlinge Acheilognathidae Schleie Tincidae Kardinalfische Tanichthyidae Weissfische Leuciscidae Grundlingsverwandte Gobionidae Wirtschaftliche Bedeutung Bearbeiten nbsp Schleie blauDie Schleie ist ein geschatzter Speisefisch und gilt als schmackhafter als der Karpfen Ihr Fleisch wird als fest gratenarm und fettarm beschrieben Goldfarbene Schleien sogenannte Goldschleien werden fur Gartenteiche und Parkteiche gezuchtet In der Teichwirtschaft werden aufgrund ihres wesentlich schnelleren Wachstums mehr Karpfen und Forellen als Schleien angesetzt Die Schleie gilt als Nebenfisch der Karpfen Teichwirtschaft 9 sie spielt eine wichtige Rolle als Besatzfisch fur Angelvereine Schleien wurden zuchterisch nicht so intensiv bearbeitet wie Karpfen 10 11 Wahrend in Europa Tschechien und andere osteuropaische Lander fuhrend in der Zucht von Schleien sind wird seit Beginn des 21 Jahrhunderts die Schleienzucht in Aquakultur auch in China intensiviert 12 Die Schleie war im Jahr 2007 Fisch des Jahres in Deutschland und in Osterreich Sie ist mit Least Concern nicht gefahrdet in der Liste der bedrohten Tierarten der IUCN klassifiziert 13 Angeln auf Schleien BearbeitenSchleien gehoren wie Karpfen zu beliebten Sportfischen fur Friedfischangler Kommen Karpfen und Schleien als Besatzfische gemeinsam in einem geschlossenen Gewasser vor treten beide Arten haufig in direkte Nahrungskonkurrenz zueinander Die aktiveren Karpfen sind in der Lage bei knappem Nahrungsangebot die Schleienpopulation zuruckzudrangen Die robusten Schleien haben zusammen mit den Karauschen den geringsten Sauerstoffbedarf und bilden in einigen Gewassern wie Dorfteichen Tonkuhlen Moorstichen und stark verkrauteten Waldteichen die einzige Fischart Schleien gelten bei der Nahrungsaufnahme als ausserst vorsichtig und sind in vielen Gewassern ausschliesslich nachts 14 oder bei nebeligem und bedecktem Wetter aktiv auf Nahrungssuche Tagsuber verstecken sich die lichtscheuen Schleien haufig regungslos in Unterwasserpflanzen 15 Sind sie auf Nahrungssuche so machen sich Schleien in kleinen Gruppen haufig beim Grundeln im Schlamm durch das Aufsteigen von Sumpfgasblasen bemerkbar Gefangen werden Schleien am besten bei Morgen und Abenddammerung in der Nahe von Schilfgurteln Seerosen oder anderen stark verkrauteten Gewasserteilen mit tierischen Kodern wie Mistwurmern Muschelfleisch Maden Castern 16 Shrimps etc Das Bevorzugen von tierischer Nahrung liegt am kurzen Darm der Schleien und der schlechteren Verwertung von pflanzlicher Nahrung Kompost und Wurmerde zeigen auf Schleien eine starke Lockwirkung Zu den pflanzlichen Kodern zahlen Mais Teig Weissbrot und ahnlich wie beim Karpfenangeln Mini Boilies Wahrend der Sommermonate beissen Schleien bei reichlichem Nahrungsvorkommen meist sehr zogerlich und vorsichtig und werden uberwiegend mit der Liftmethode im ultraleichten Posenangeln uberlistet Schleien sind dafur bekannt dass sie haufig nur ganz feine kaum merkliche Zupferbisse verursachen und oft unentschlossen mit dem Koder spielen Im Fruhjahr beste Zeit im Marz bis zur Weissdornblute dagegen sind Schleienbisse oft sehr vehement und abrupt da die Tiere nach den kargen Wintermonaten die sie meist im Gegensatz zu Karpfen und anderen Weissfischen vollstandig im Winterschlaf verbringen sehr ausgehungert sind In tieferen Baggerseen mit nur kleinen pflanzenbewachsenen Uferstreifen sind Schleien in der Regel weniger territorial und standorttreu zeigen vom flachen Natursee abweichende Verhaltensmuster und durchstreifen das Gewasser auf ihren Fressrouten Hier kann mit Bissen zu jeder Tageszeit gerechnet werden Trivia BearbeitenIn Grossbritannien wird die Schleie regional auch als Doctor Fish bezeichnet da man ihrem Schleim eine heilende Wirkung gegen Fieber Gelbsucht Kopf und Zahnschmerzen 17 zuschreibt Literatur BearbeitenGunther Sterba Susswasserfische der Welt Weltbild Verlag Augsburg 2002 ISBN 3 89350 991 7 Karl Anwand Die Schleie Tinca tinca Linne 2 Auflage Westarp Wissenschaften 2005 ISBN 3 89432 748 0 Einzelnachweise Bearbeiten Schleien Angeln Alles uber Koder Hakengrosse und Stellenwahl 21 April 2021 abgerufen am 23 April 2021 deutsch a b c Fritz Terofal Steinbachs Naturfuhrer Susswasserfische Ulmer Stuttgart 2003 ISBN 3 8001 4296 1 a b Schleie auf Fishbase org englisch Schleie Memento vom 30 April 2009 im Internet Archive Parasites of Illegally Introduced Tench Tinca tinca in the Richelieu River Quebec Canada In www bioone org Abgerufen im 1 Januar 1 Tinca im Catalog of Fishes englisch Wei Jen Chen Richard L Mayden Molecular Systematics of The Cyprinoidea Teleostei Cypriniformes the World s Largest Clade of Freshwater Fishes Further Evidence From Six Nuclear Genes In Mol Phylogenet Evol 2009 Jan 21 Eschmeyer W N amp Fong J D Catalog of Fishes Species by Family Subfamily abgerufen am 11 September 2018 Lehranstalt fur Fischerei in Aufsess In Bezirk Oberfranken Abgerufen im 1 Januar 1 Klaus Kohlmann Petra Kersten Remigiusz Panicz Devrim Memis Martin Flajshans Genetic variability and differentiation of wild and cultured tench populations inferred from microsatellite loci In Reviews in Fish Biology and Fisheries Springer Netherlands 2009 EIFAC Workshop on Mass Rearing of Fry and Fingerlings of Freshwater Fishes Papers 1979 In www fao org Abgerufen im 1 Januar 1 Jiaxi Wang Wenqiang Min Min Guan Luojun Gong Jie Ren Zhen Huang Hongping Zheng Jinping Zhang Huiji Liu Yuzhang Han Tench farming in China present status and future prospects In Aquaculture International Springer Netherlands 2005 Tinca tinca in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2012 2 Eingestellt von Freyhof J Kottelat M 2008 Abgerufen am 09 04 2013 Fischarten Die Schleie In www angeln alex de Abgerufen im 1 Januar 1 Angeln c angeltreff media In www angeltreff org Abgerufen im 1 Januar 1 verpuppte Made biofisch at Memento vom 8 August 2007 im Internet Archive Vorlage Webarchiv Wartung Linktext fehlt Linktext fehlt Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schleie Tinca tinca Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Schleie auf Fishbase org englisch www pivi de Infos und Fotos Tinca tinca in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2012 2 Eingestellt von Freyhof J Kottelat M 2008 Abgerufen am 09 04 2013 Fisch des Jahres in Deutschland Bachschmerle 1984 Bitterling 1985 Schneider 1986 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OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schleie amp oldid 223131139