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Der Bitterling Rhodeus amarus Syn Rhodeus sericeus amarus Pallas 1776 ist ein Karpfenfisch Cyprinidae der in pflanzenreichen flachen langsam fliessenden oder stehenden Gewassern mit sandigem oder schlammigen Grund zu finden ist Bitterlinge sind bei der Fortpflanzung auf Muscheln angewiesen die denselben Lebensraum bewohnen Die 6 bis 9 cm grossen Fische ernahren sich von Wirbellosen und Algen des Planktons Ihr Verbreitungsgebiet liegt in Mitteleuropa nordlich der Alpen nach Westen bis zum Rhonegebiet nach Osten bis zum Kaspischen Meer Als warmetolerante Art profitiert der Bitterling vom Klimawandel 1 und breitet sich in den letzten Jahren nach Norden aus Die Art wurde in Estland erstmals 2018 2 und in Finnland 2020 gefunden Sie fehlen jedoch im ubrigen Skandinavien und einem Grossteil Grossbritanniens Der Bitterling ist in Deutschland 1985 und 2008 3 sowie in Osterreich 2008 4 zum Fisch des Jahres benannt worden BitterlingBitterling Rhodeus amarus WeibchenSystematikohne Rang OtophysaOrdnung Karpfenartige Cypriniformes Unterordnung Karpfenfischahnliche Cyprinoidei Familie Bitterlinge Acheilognathidae Gattung RhodeusArt BitterlingWissenschaftlicher NameRhodeus amarus Bloch 1782 MannchenMannlicher Bitterling zur Paarungszeit bei seiner Muschel Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Fortpflanzungsverhalten 3 Gefahrdung und Schutz 4 Bitterlingstest 5 Literatur 6 Einzelnachweise 7 WeblinksMerkmale BearbeitenDer Bitterling ist eine kleine Fischart mit relativ hohem Rucken und halbunterstandigem Maul Den Korper schutzen grosse Schuppen die Poren der unvollstandigen Seitenlinie sind nur auf den ersten 4 bis 7 Schuppen hinter dem Kopf erkennbar Den grossten Teil des Jahres ist der Rucken graugrun gefarbt Seiten und Bauch sind silbrig Uber die Mitte der Seiten zieht sich ein opalisierender Streifen blaugruner Farbe In der Laichzeit intensivieren sich die Farben der Mannchen Kehle Brust und vordere Bauchseite werden rotlich Rucken und Hinterkorper schillern grun An zwei Stellen uber den Augen und dem Maul erscheinen Laichwarzen und hinter den Kiemendeckeln je ein blauer Fleck Fortpflanzungsverhalten BearbeitenDie Laichzeit findet je nach Wassertemperatur zwischen April und Juni statt In dieser Zeit wachst den Weibchen hinter der Afteroffnung eine 5 bis 6 cm lange Legerohre Diese hilft dem Weibchen die Eier pro Weibchen insgesamt 40 bis 100 Stuck mit bis zu 3 mm Durchmesser in den Kiemenraum grosser Susswassermuscheln abzulegen wobei jede Muschel nur ein bis zwei Eier erhalt Die intensiv gezeichneten Milchner Mannchen zeigen ein ausgesprochenes Territorialverhalten gegenuber ihren Rivalen welches wie auch die Reviergrosse und die Anzahl der verteidigten Muscheln von der Populationsdichte abhangt 5 Die Aggression zu Beginn der Territorienbildung jedoch nimmt ab 6 sobald der Rogner das Weibchen seine Eier abgelegt hat Die Spermien der Mannchen gelangen durch das Atemwasser in den Kiemenraum der Muscheln und befruchten dort die Eier Bis die Larven schwimmen konnen bleiben sie vor Feinden weitgehend geschutzt in den Muscheln Die Muscheln profitieren von den Fischen in dem sich ihre Larven Glochidien an sie anheften und durch sie verbreitet werden Bitterlinge leben meist in Flussunterlaufen alten Flussarmen und einigen Seen wo sie Buchten mit schlammigem Grund aufsuchen in denen die Grosse Flussmuschel Unio tumidus oder die Grosse Teichmuschel Anodonta cygnea vorkommen Die Mannchen suchen sich im Fruhjahr eine oder mehrere Muscheln aus und vertreiben anfangs auch die Weibchen von ihr Die Anwesenheit von Muscheln lost beim Mannchen erst die Umfarbung zum Hochzeitskleid und das Balzverhalten aus Nahert sich dann ein geschlechtsreifes Weibchen beginnen sie es in einem komplizierten Ritual zu ihrer Muschel zu locken Schliesslich schiebt das Weibchen die Legerohre in den Kiemenraum der Muschel und legt dort ihre Eier ab Das Mannchen lasst uber der Einsaugoffnung des Weichtieres seine Samenflussigkeit Milch ab die mit dem Wasser zum Rogen gelangt Die befruchteten Eier entwickeln sich im Innern der Muschel und die kleinen Bitterlinge verlassen sie nach zwei bis vier Wochen Das Mannchen lockt sogar gelegentlich mehrere Weibchen zu seiner Muschel Dieselbe Muschel nutzen mitunter aber auch andere Bitterlingspaare so dass man dann in ihr uber 100 verschiedene Entwicklungsstadien der jungen Bitterlinge zahlen kann Die vier bis funf Jahre alt werdenden Fische erlangen im zweiten Lebensjahr die Geschlechtsreife Gefahrdung und Schutz BearbeitenDie Weltnaturschutzunion IUCN fuhrt den Bitterling in der Roten Liste gefahrdeter Arten insgesamt als nicht gefahrdet Least Concern Es werden aber lokale Bedrohungen durch Wasserverschmutzung Unkrautentfernung und den Besatz mit Raubfischen angefuhrt 7 Aufgrund seiner speziellen Fortpflanzungsbiologie also der Abhangigkeit vom gleichzeitigen Vorkommen bestimmter Muschelarten ist der Bitterling in manchen Regionen Mitteleuropas eine bedrohte Fischart geworden Durch Gewasserverschmutzung und unterhaltungsmassnahmen Baggerarbeiten etc sind die Bestande dieser Muscheln vielerorts zuruckgegangen oder sogar ausgerottet worden Rote Liste Einstufungen in Europa Rote Liste Bundesrepublik Deutschland 2 stark gefahrdet Rote Liste Osterreichs 3 gefahrdet Rote Liste der Schweiz EN entspricht stark gefahrdet Gesetzlicher Schutzstatus in Europa Fauna Flora Habitat Richtlinie FFH RL Anhang II es sind eigens Schutzgebiete auszuweisen Vom Verband Deutscher Sportfischer VDSF und dem Osterreichischen Kuratorium fur Fischerei und Gewasserschutz OKF wurde der Bitterling zum Fisch des Jahres 2008 gewahlt Der Wahl angeschlossen haben sich erstmals der Verband Deutscher Sporttaucher VDST und das Bundesamt fur Naturschutz BfN Bitterlingstest BearbeitenDer Bitterlingstest diente vor der Entwicklung moderner Verfahren als Schwangerschaftstest insbesondere in den 1920er bis 40er Jahren Durch Zugabe geringer Mengen Schwangerenurin zum Wasser zeigen Bitterlingsweibchen bereits nach 24 Stunden mit einer Sicherheit von etwa 80 eine deutliche Verlangerung der Legerohre Der geringeren Sicherheit im Vergleich zur Aschheim Zondek Reaktion sogenannter Mausetest standen das schnellere Ergebnis und das Uberleben des Tieres gegenuber 8 Literatur BearbeitenGunther Sterba Susswasserfische der Welt 2 Auflage Urania Leipzig Jena Berlin 1990 ISBN 3 332 00109 4 Einzelnachweise Bearbeiten Martin Behrens Thomas Fartmann und Norbert Holzel Auswirkungen von Klimaanderungen auf die Biologische Vielfalt Pilotstudie zu den voraussichtlichen Auswirkungen des Klimawandels auf ausgewahlte Tier und Pflanzenarten in Nordrhein Westfalen Munster 2009 Sich selbst verbreitende neue Fischart Abgerufen am 12 Mai 2021 Ubersicht Fisch des Jahres in Deutschland Deutscher Angelfischerverband abgerufen am 26 Februar 2018 Ubersicht Fisch des Jahres in Osterreich Osterreichisches Kuratorium fur Fischerei und Gewasserschutz abgerufen am 26 Februar 2018 Jochen Schaumburg Zur Okologie von Stichling Gasterosteus aculatus L Bitterling Rhodeus sericeus amarus Bloch 1782 und Moderlieschen Leucaspius delineatus Heckei 1843 drei bestandsbedrohten einheimischen Kleinfischarten Bayerische Akademie fur Naturschutz und Landschaftspflege ANL Ber ANL Dez 1989 Tolerierte Nebenbuhler Die im Tierreich beobachtbaren Paarungssysteme sind davon gepragt Energie Zeit und Futter moglichst nur fur den eigenen Nachwuchs aufzuwenden Fur die Mannchen bedeutet das haufig das eigene Weibchen gegen Konkurrenten verteidigen zu mussen Wie britische Forscher nun jedoch anhand des Paarungsverhaltens und der Revierverteidigung bei Susswasserfischen feststellten kann es fur Mannchen auch sinnvoll sein Nebenbuhler in gewissem Umfange zu dulden Rhodeus amarus in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2009 Eingestellt von Freyhof J amp Kottelat M 2008 Abgerufen am 7 Marz 2010 Axel M Gressner Torsten Arndt Lexikon der Medizinischen Laboratoriumsdiagnostik Springer Berlin Heidelberg 2019 ISBN 978 3 662 48986 4Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Bitterling Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Bitterling Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Bitterling Fischart auf Fishbase org englisch Zur Okologie von Stichling Gasterosteus aculeatus L Bitterling Rhodeus sericens amarus Bloch 1782 und Moderlieschen Leucaspius delineatus Heckei 1843 drei bestandsbedrohten einheimischen Kleinfischarten Fisch des Jahres in Deutschland Bachschmerle 1984 Bitterling 1985 Schneider 1986 Europaischer Schlammpeitzger 1987 Bachneunauge Flussneunauge 1988 Groppe 1989 Bachforelle 1990 Elritze 1991 Atlantischer Lachs 1992 Atlantischer Kabeljau 1993 Nase 1994 Europaischer Aal 1995 Meerforelle 1996 Europaische Asche 1997 Stromer 1998 Nordseeschnapel 1999 Atlantischer Lachs 2000 Europaischer Stor 2001 Quappe 2002 Barbe 2003 Maifisch 2004 Bachforelle 2005 Groppe 2006 Schleie 2007 Bitterling 2008 Europaischer Aal 2009 Karausche 2010 Asche 2011 Neunaugen 2012 Forelle 2013 Europaischer Stor 2014 Huchen 2015 Hecht 2016 Flunder 2017 Dreistachliger Stichling 2018 Atlantischer Lachs 2019 Nase 2020 Atlantischer Hering 2021 2022 Flussbarsch 2023 Atlantischer Kabeljau 2024 Fisch des Jahres in Osterreich Asche 2002 Nase 2003 Nerfling 2004 Seesaibling 2005 Koppe 2006 Schleie 2007 Bitterling 2008 Aal 2009 Karausche 2010 Asche Rutte 2011 Huchen 2012 Forelle Seeforelle 2013 Sterlet 2014 Nase 2015 Elritze 2016 Seesaibling 2017 Wels 2018 Edelkrebs 2019 Bachforelle 2020 Asche 2021 Barbe 2022 Normdaten Sachbegriff GND 4280294 5 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bitterling Fischart amp oldid 227121941