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Der Giebel oder die Silberkarausche Carassius gibelio ist ein mittelgrosser mit der Karausche nahe verwandter Karpfenfisch mit diffuser Verbreitung in Suss und Brackgewassern Eurasiens GiebelGiebel weiblich mit deutlich ausgepragter Seitenlinie Systematikohne Rang OtophysaOrdnung Karpfenartige Cypriniformes Unterordnung Karpfenfischahnliche Cyprinoidei Familie Karpfenfische Cyprinidae Gattung CarassiusArt GiebelWissenschaftlicher NameCarassius gibelio Bloch 1782 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Verbreitung 3 Okologie 4 Systematik und physiologische Besonderheiten 5 Bedeutung fur den Menschen 6 Naturschutz 7 Quellen 8 Einzelnachweise 9 WeblinksMerkmale Bearbeiten nbsp Der Giebel auf dem Kupferstich zu der Erstbeschreibung durch Bloch 1782Der Giebel ist ein typischer meist hochruckiger und bartelloser Karpfenfisch mit einer silbrig schimmernden graugrunlichen Grundfarbung mit aufhellendem Verlauf von der Rucken zur Bauchseite Der Korper ist komplett beschuppt wobei die Schuppenrander uber einen hell abgesetzten Rand verfugen Das Seitenlinienorgan ist vollstandig und deutlich ausgepragt Alle unpaarigen Flossen sind dunkelgrau Brust und Bauchflossen graugrunlich mit milchiger Membran Die homocerke Schwanzflosse ist gegabelt Offnet man die Leibeshohle frischtoter Giebel stellt man fest dass das Bauchfell fast schwarz pigmentiert ist 1 In seltenen Fallen ist die Bauchfellfarbe des Giebels silbrig glanzend aber niemals wie bei der Karausche durchsichtig 2 Giebel erreichen in der Regel Gesamtlangen um 40 Zentimeter Einzelfalle grosserer Exemplare sind zwar beschrieben aber unbelegt Giebel besitzen wie alle Karpfenfische keinen Magen Ihre Kiefer sind zahnlos im Rachenraum sitzen jedoch kraftige Schlundzahne Die mit dem weit vorstulpbaren Maul aufgenommene Nahrung wird zwischen diesen Schlundzahnen und einer ihnen gegenuber liegenden sehr massiven knochernen Kauplatte dem sogenannten Karpfenstein zerkleinert Die eigentliche Verdauung findet im Darm statt Giebel gehoren zu den Ostariophysi die als gemeinsames Merkmal uber den Weberschen Apparat verfugen der sie zur Aufnahme akustischer Reize befahigt Mit Hilfe dieses knochernen Gebildes werden mit der Schwimmblase aufgefangene Schallwellen zum Innenohr geleitet Der Giebel ist der ebenfalls bartellosen Karausche Carassius carassius Linne 1758 ahnlich Ausserlich konnen die Arten an der Form der Ruckenflosse unterschieden werden die beim Giebel gerade oder leicht nach innen gewolbt konkav bei alteren Exemplaren der Karausche aber nach aussen gewolbt konvex ist 3 Flossenformel Dorsale 18 23 Pectorale 15 16 Ventrale 7 9 Anale 7 9 Caudale 18 20 Schuppenformel Anzahl Schuppen auf Seitenlinie mSL 27 33 Kiemenreusendornen 37 55 2 Verbreitung Bearbeiten source source source source source source source Video von Giebel in Korvemaa Estland Oktober 2022 In der wissenschaftlichen Erstbeschreibung von 1782 schreibt Bloch 4 Dieser Fisch wird in der Churmark in Pommern Schlesien Preussen und mehreren anderen Landern angetroffen denn schon die alteren Ichthyologen als Gessner Schwenkfeld und Willughby erwahnen seiner als einer anderen Art und um so vielmehr ist es zu bewundern dass Artedi Linne Gronov und Kramer desselben gar nicht gedenken Der Giebel war in Mitteleuropa also bereits in der fruhen Neuzeit Gessner auf den sich Bloch bezieht lebte von 1516 bis 1565 bekannt wurde aber immer wieder mit der Karausche Carassius carassius verwechselt Brehm der Giebel und Karausche ebenfalls gleichsetzte schreibt 1884 5 Der Verbreitungskreis der Karausche erstreckt sich uber Mittel Nord und Osteuropa Sie ist haufig in Flussen Teichen und Seen des Rhein und Donaugebietes Ost und Westpreussens ganz Russlands und Sibiriens bevorzugt stehendes Wasser namentlich Seen mit versumpften Ufern oder sogenannte todte Arme grosserer Flusse kommt aber auch in kleinen Teichen Pfuhlen Tumpeln Sumpfen und Mooren vor ist uberhaupt befahigt in dem verschiedenartigsten und unreinlichsten Wasser auszuhalten und bei der schmutzigsten schlammigsten Nahrung zu gedeihen Neben den Herkunftsdaten aus der Erstbeschreibung stehen die Verbreitungsangaben zu den sechs im Augenblick anerkannten weil mit einer Diagnose versehenen Synonymbeschreibungen zur Verfugung Cyprinus var minor Walbaum 1792 Schweden Carassius bucephalus Heckel 1837 Mazedonien Salonikia Cyprinus amarus Koch 1840 Deutschland Regensburg Carassius ellipticus Heckel 1848 ohne Beleg Carassius vulgaris var kolenty Dybowski 1877 Amur Region Sibirien Carassius auratus gibelio morpha ventrosus Johansen 1945 sibirische Steppe Hinzu kommen neuzeitliche und aktuelle Giebelnachweise aus West und Osteuropa aus der estnischen Ostsee selbst dem gesamten Mittelmeerraum sowie aus Ostasien samt den vorgelagerten Inseln Nach einer daraus abgeleiteten zurzeit vorherrschenden aber unbelegten Theorie hat der Giebel seinen Ursprung im Amurgebiet und dem nordlichen China von wo aus er sich naturlich und durch menschliche Eingriffe nahezu den gesamten eurasischen Kontinent erschlossen hat 6 7 Okologie Bearbeiten nbsp KopfpartieGiebel sind hinsichtlich ihrer Lebensraume und Ernahrung im weitesten Sinne des Wortes unspezialisiert Hierin liegt der Grund fur ihren grossen Ausbreitungserfolg Die Art lebt in stehenden und langsam fliessenden sommerwarmen und nahrstoffreichen Gewassern Giebel stellen geringe Anspruche an die Wasserqualitat und tolerieren niedrige Sauerstoffkonzentrationen sowie einen Salzgehalt bis zu 3 PSU 1 Giebel ernahren sich omnivor 2 Systematik und physiologische Besonderheiten BearbeitenFur alle bisher aus diesem Verbreitungsgebiet mit klassischer Methodik untersuchten Giebel gilt zurzeit die eindeutige Determination als Carassius gibelio Bloch 1782 Der taxonomische Status dieser Art ist jedoch schon langere Zeit Gegenstand laufender Forschungen Alle Giebelpopulationen haben ein recht einheitliches Erscheinungsbild unterscheiden sich aber genetisch Normalerweise befinden sich in jeder Wirbeltierzelle zwei vollstandige Chromosomensatze sie sind diploid Giebel konnen als einzige Karpfenfische daruber hinaus aber auch drei triploide vier tetraploide oder hoher polyploide Erbgutsatze tragen In der Natur wurden bisher wenige Lebensraume festgestellt in denen Populationen mit unterschiedlichem Ploidiegrad nebeneinander vorkommen die sich aus unbekannten Grunden nicht zu vermischen scheinen Die meisten bekannten Bestande insgesamt sind tri oder hoher polyploid In Deutschland sind die wenigen gut untersuchten Bestande in der Regel di beziehungsweise triploid Es gibt Populationen in denen mannliche und weibliche Giebel adult heranwachsen und sich geschlechtlich vermehren Aber die meisten Giebelbestande bestehen ausschliesslich aus Weibchen die uber die Fahigkeit zur gynogenetischen Vermehrung verfugen Hierbei ist fur den Anstoss der Embryonalentwicklung zwar das Eindringen eines artfremden Karpfenfischspermiums in das Giebelei erforderlich es kommt jedoch nicht zum Einbau des mannlichen Chromosomensatzes Auf diese Weise entstehende Giebel sind die identische Replikation ein Klon des Ursprungsweibchens Fur die gynogenetischen Weibchenbestande ist die Fortpflanzung dadurch nicht prinzipiell vereinfacht Sie mussen artfremde den Cypriniden angehorende Sexualwirte finden deren bevorstehende Paarung erkennen und gleichzeitig mit ihnen ablaichen Uber die sehr wahrscheinlich hormonelle Steuerung dieses komplizierten Vorgangs ist noch nichts bekannt Untersuchte gynogenetische Giebelbestande in Europa waren bisher stets tri oder tetraploid Die sich seit 1985 vor der estnischen Ostseekuste im Brackwasser ausbreitenden Giebel vermehren sich geschlechtlich und sind diploid Daruber hinaus existieren noch kaum untersuchte Bestande aus polyploiden Weibchen und Mannchen von denen die gynogenetische Vermehrung bekannt ist jedoch nicht die Rolle der Mannchen Bedeutung fur den Menschen BearbeitenAusgewachsene Giebelweibchen erreichen ein durchschnittliches Gewicht von 2 0 bis 2 5 kg Sie sind gratenarm und verfugen uber ein fades helles Fleisch In Deutschland und Osterreich sind Giebel darum keine begehrten Angelfische An Besatzfischen ist ihr Anteil marginal Wo sie sich erfolgreich ausbreiten hemmen sie die Bestandserhaltung der Edelfische In Wirtschaftsteichen und in der Berufsfischerei mit Netzen und Reusen liegt ihr Anteil in diesen Landern in einem noch unbedeutenden aber ansteigenden Bereich unter zehn Prozent Demgegenuber sind Giebel wie die gegenuber den Edelfischen geringer bewerteten Weissfische insgesamt in den Staaten Osteuropas und in Ostasien wichtige Wirtschaftsfische Fur den Giebel existier t en zahlreiche regionale Bezeichnungen neben der bekanntesten Silberkarausche auch Gold oder Steinkarausche Halbgareisl Halbfisch Halb Karsch Buckel Karauschen Karutzen und Sittigkarpfen und Halferling Giebel galten lange Zeit als Stammform des Haustiers Goldfisch 8 9 10 Die Fahigkeit zur unvollkommenen Fortpflanzung ermoglicht die stabile Vermehrung dessen standardisierter Zuchtrassen Neuere Untersuchungen 11 bezweifeln hingegen dass es sich beim Giebel um die Ausgangsart handelt Vergleichende Untersuchungen des Erbguts von Giebel und Goldfisch ergaben dass es sich um zwei verschiedene Arten handelt 12 Naturschutz BearbeitenAufgrund seiner enormen Anpassungsfahigkeit ist der Giebel nirgendwo gefahrdet Sein Ausbreitungserfolg ist aber mit eine Ursache fur den rapiden Ruckgang naturlicher Karauschenbestande die er mit grossem Erfolg ersetzt Wo er dichte Bestande entwickeln kann konkurriert er durch Druck auf deren Laich und Larven auch mit Raubfischen Quellen BearbeitenO Kraus International Commission on Zoological Nomenclature Hrsg Internationale Regeln fur die Zoologische Nomenklatur Angenommen von International Union of Biological Sciences Offizieller deutscher Text 4 Auflage Goecke und Evers Keltern 2000 ISBN 3 931374 36 X U Balik R Ozkok H Cubuk R Uysal Investigation of Some Biological Characteristics of the Silver Crucian Carp Carassius gibelio Bloch 1782 Population in Lake Egirdir In Turk J Zool 28 2004 S 19 28 G Tsipas G Tsiamis K Vidalis K Bourtzis Genetic differentiation among Greek lake populations of Carassius gibelio and Cyprinus carpio carpio In Genetica 136 3 2009 S 491 500 M Deinhardt 2009 Artinformation Giebel Carassius gibelio BLOCH 1782 PDF 250 kB In H Brunken C Brunschon M Sperling M Winkler Digitaler Fischartenatlas von Deutschland und Osterreich Eine ichthyologische Informations und Kommunikationsplattform Hrsg Gesellschaft fur Ichthyologie e V World Wide Web electronic publication www fischartenatlas de M Kottelat European freshwater fishes In Biologia 52 5 1997 S 1 271 M Kottelat Fishes of Mongolia A check list of the fishes known to occur in Mongolia with comments on systematics and nomenclature The World Bank Washington 2006 M Kottelat J Freyhof Handbook of European Freshwater Fishes Publications Kottelat 2008 ISBN 978 2 8399 0298 4 P Banarescu H J Paepke The freshwater fishes of Europe Band 5 Cyprinidae 2 Part III Carassius to Cyprinus Gasterosteidae Aula Verlag Wiebelsheim 2001 ISBN 3 89104 658 8 N G Bogutskaya A M Naseka S V Shedko E D Vasil eva I A Chereshnev The fishes of the Amur River updated check list and zoogeography In Ichthyol Explor Freshwaters 19 4 2008 S 301 366 M Vetemaa R Eschbaum T Albert T Saat Distribution sex ratio and growth of Carassius gibelio Bloch in coastal and inland waters of Estonia north eastern Baltic Sea In Journ Appl Ichthyol 21 4 2005 S 287 291 Einzelnachweise Bearbeiten a b Factsheet on Carassius gibelio Memento des Originals vom 12 August 2010 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www frammandearter se PDF 125 kB bei Alien species in Swedish seas www frammandearter se englisch abgerufen am 2 April 2010 a b c M Deinhardt Artinformation Giebel Carassius gibelio BLOCH 1782 1 2 Vorlage Toter Link www fischartenatlas de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im April 2018 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis PDF 250 kB In H Brunken C Brunschon M Sperling M Winkler Digitaler Fischartenatlas von Deutschland und Osterreich Eine ichthyologische Informations und Kommunikationsplattform Hrsg Gesellschaft fur Ichthyologie e V World Wide Web electronic publication 2009 www fischartenatlas de Ralf Haberbosch Die Fischart Karausche ein Spezialist der Flussauen 2017 Landesfischereiverband Baden Wurttemberg e V ISBN 978 3 937371 17 7 S 14 15 Online M E Bloch Oeconomische Naturgeschichte der Fische Deutschlands 1782 S 71 75 Tafel XII A E Brehm Brehms Thierleben Allgemeine Kunde des Thierreichs Achter Band Dritte Abtheilung Kriechthiere Lurche und Fische Zweiter Band Fische Verlag des Bibliographischen Instituts Leipzig 1884 S 267 269 P Banarescu H J Paepke The freshwater fishes of Europe Band 5 Cyprinidae 2 Part III Carassius to Cyprinus Gasterosteidae 2001 M Kottelat J Freyhof Handbook of European Freshwater Fishes Publications Kottelat 2008 Wolf Herre Manfred Rohrs Haustiere zoologisch gesehen Gustav Fischer Verlag Stuttgart 1990 ISBN 3 8274 0722 2 C P Steinle S Lechleiter Goldfische fur Gartenteich und Aquarium Verlag Eugen Ulmer Stuttgart 2000 ISBN 3 8001 7481 2 B Teichfischer Goldfische in aller Welt Tetra Verlag Berlin 1994 ISBN 3 89745 095 X M Kottelat J Freyhof Handbook of European Freshwater Fishes Publications Kottelat 2008 Shu Yan Wang Jing Luo Robert W Murphy Shi Fang Wu Chun Ling Zhu Yun Gao Ya Ping Zhang Origin of Chinese Goldfish and Sequential Loss of Genetic Diversity Accompanies New Breeds In PLOS ONE Band 8 Nr 3 19 Marz 2013 ISSN 1932 6203 S e59571 doi 10 1371 journal pone 0059571Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Carassius gibelio Album mit Bildern Videos und Audiodateien Giebel auf www pivi de Der Giebel im Kaltwasseraquarium Giebel 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