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Die Bedornte Hohlenschrecke 1 auch Krauss s Hohlenschrecke 2 3 oder wie andere verwandte Arten einfach Hohlenschrecke 4 genannt wissenschaftlicher Name Troglophilus neglectus ist eine Art der Langfuhlerschrecken Ensifera innerhalb der Heuschrecken Die Art kommt fast ausschliesslich in Hohlen selten in anderen hohlenahnlichen Lebensraumen vor sie ist also hohlenliebend mit dem Fachausdruck troglophil Die Art lebt in Sudosteuropa mit nordlicher Verbreitungsgrenze in Osterreich und vereinzelten wohl auf Verschleppung beruhenden Vorposten in der Schweiz Tschechien und in Deutschland Bedornte HohlenschreckeTroglophilus neglectus Praparate im Prirodoslovni muzej SlovenijeSystematikUnterordnung Langfuhlerschrecken Ensifera Uberfamilie RhaphidophoroideaFamilie RhaphidophoridaeUnterfamilie TroglophilinaeGattung TroglophilusArt Bedornte HohlenschreckeWissenschaftlicher NameTroglophilus neglectusKrauss 1879 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Lebensraum und Lebensweise 3 Verbreitung 4 Phylogenie Taxonomie Systematik 5 Einzelnachweise 6 WeblinksMerkmale BearbeitenWie alle Arten der Gattung ist die Bedornte Hohlenschrecke eine in beiden Geschlechtern vollig flugellose aptere Langfuhlerschrecke mit sehr langen Beinen die Vorderschienen ohne Tympanalorgan Die Art erreicht nach verschiedenen Literaturangaben eine Korperlange von 15 bis 25 Millimeter 5 bzw 13 5 bis 20 Millimeter 6 im mannlichen und 16 bis 25 bzw 14 bis 24 Millimeter im weiblichen Geschlecht sie gehort damit innerhalb der Verwandtschaft zu den mittelgrossen bis grossen Arten Die Farbung ist hellbraun gelblich oder rotlichbraun bis dunkler braun in der Regel dunkelbraun gefleckt oder marmoriert gelegentlich grun gefleckt oder gesprenkelt oft etwas kontrastreicher gefarbt als die verwandte und oft in denselben Regionen sympatrisch vorkommende Troglophilus cavicola 7 An den Beinen sind die Knie das Gelenk zwischen Femur und Tibia aller Beinpaare unbedornt Daran sind alle Arten der Gattung von der in Mitteleuropa zerstreut verbreiteten Gewachshausschrecke Diestrammena asynamora aus derselben Familie unterscheidbar ausserdem sind die Hinterschienen der Hohlenschrecke unten langsgefurcht mit zwei Reihen kleiner Dornen nicht stielrund und unbedornt 1 die Schenkel sind hingegen oben und seitlich unbedornt auf der Unterseite mit wenigen kleinen Dornen Das erste Glied der Hintertarsen ist dorsoventral von oben nach unten anders als bei vielen anderen Arten der Gattung nicht merklich erweitert Die Art ist nach der Korpergestalt und der Farbung nicht sicher von verwandten Arten unterscheidbar mit denen sie teilweise auch in derselben Hohle zusammen vorkommen kann Zur sicheren Bestimmung sind die Begattungsorgane an der Spitze des Hinterleibs zu untersuchen Die Gestalt des Tergits des zehnten Hinterleibssegments ist fur die Art sehr charakteristisch dieses ist beim Mannchen schmal in der Mitte durch einen tiefen Einschnitt in zwei dreieckige Endloben gespalten beim Weibchen mit zwei markanten spitz dreieckigen Vorsprungen die in der Mitte durch einen halbkreisformigen Einschnitt getrennt sind 5 6 Der Ovipositor des Weibchens ist relativ kurz und breit mit Lange zwischen acht und 11 Millimeter 6 er ist fast gerade zum Ende hin an der Oberkante etwas aufwarts gebogen am Ende in eine scharfe Spitze ausgezogen er ist im korpernahen Drittel am breitesten Beim Mannchen sind die Titillatoren das sind bewegliche Anhange seitlich des Aedeagus kurz und etwa dreieckig am Ende schwach erweitert mit stumpfer Spitze 6 Lebensraum und Lebensweise BearbeitenDie Art lebt wie schon im deutschen wie im wissenschaftlichen Gattungsnamen angegeben weit uberwiegend in Hohlen Sie kommt ausserdem in vom Menschen geschaffenen unterirdischen Hohlungen wie Stollen und Schachten vor dann auch ausserhalb der Kalksteingebiete In den Alpen fehlt sie in Hohlen grosserer Hohe etwa in den zahlreichen Hohlen oberhalb der Waldgrenze sie ist weitgehend auf Regionen mit Laubmischwaldern begrenzt Die oberirdisch aktiven Tiere der Art sind streng nachtaktiv teilweise verlassen sie nachts die Hohlen 8 Rein oberirdische Vorkommen sind wenn sie existieren die absolute Ausnahme Im Steinernen Meer Villacher Alpe in Karnten wurde die Art einmal im Dezember in einer Blockhalde kilometerweit entfernt von der nachsten Hohle gefunden 9 Zur Biologie und Okologie der Art ist wenig bekannt Sie ist soweit bekannt omnivor sie ernahrt sich je nach Angebot von pflanzlichem Material oder erbeutet rauberisch kleine Arthropoden Es wird vermutet dass die Tiere nachts regelmassig im Freien ausserhalb der Hohlen nach Nahrung suchen Nur im Winter suchen sie die tiefer gelegenen Hohlenabschnitte auf Sie hat einen zweijahrigen Lebenszyklus Angegeben werden sieben oder acht Larvenstadien und eine Gesamt Lebensdauer von zwei bis zweieinhalb Jahren 3 Die Nymphen schlupfen im Mai aus den Eiern und wachsen bis zum Herbst Sie uberwintern von November bis Mai in dieser Zeit sind sie meist inaktiv und auf eingelagerte Reservestoffe angewiesen Die uberwinterten Nymphen wachsen bis zum Juli zu Imagines heran Diese sterben zum Herbst des Folgejahres Oktober 10 In einigen Teilen des Verbreitungsgebiets wurden regional nur Nymphen und Weibchen gefunden wahrend Mannchen fehlen die Art vermehrt sich hier also parthenogenetisch Imaginale Mannchen reagieren aggressiv wenn sie auf andere Mannchen als potenzielle Rivalen treffen Dabei signalisieren die Tiere ihren Status durch das Freisetzen eines Pheromons aus zwei Drusen am Hinterleib 11 Wurden die Mannchen experimentell daran gehindert kam es zu langeren und heftigeren Kampfen untereinander Verbreitung BearbeitenDie Bedornte Hohlenschrecke hat zusammen mit Troglophilus cavicola das grosste Verbreitungsgebiet einer Art dieser Gattung Sie hat ihr Verbreitungszentrum im Nordwesten der Balkanhalbinsel Hier ist sie nachgewiesen in zwei durch eine breite Nachweislucke voneinander getrennten disjunkten Teilgebieten Das sudliche reicht vom Norden Nordmazedoniens durch Sud und Ost Serbien mit wenigen Nachweise im aussersten Westen von Bulgarien Das nordliche reicht von der Nordwestspitze von Bosnien und Herzegowina uber Kroatien und Slowenien bis in den Suden von Osterreich und den Nordosten von Italien 6 In Italien wurde die Bedornte Hohlenschrecke in Hohlen der sudlichen Voralpen mit absoluter Westgrenze in den Provinzen Lecco und Como gefunden 12 Das geschlossene Verbreitungsgebiet der Art in Osterreich reicht etwa bis zum Drautal in Karnten sie ist damit tendenziell eher sudlicher verbreitet als die ahnliche Troglophilus cavicola deren Verbreitungsgebiet im Norden beinahe bis zur Donau reicht 8 Es gibt nach Norden hin zahlreiche inselartige Vorposten bei denen aber in vielen Fallen unklar ist ob es sich um naturlich entstandene Vorkommen handelt So ist die Art in den Hohlen des Tanneben Murtal Steiermark seit den 1960er Jahren nachgewiesen 8 2010 tauchte die Art in einer Hohle der Osterhorngruppe nordliche Voralpen im Bundesland Salzburg auf 2 Die wenigen Vorkommen der Art nordlich und westlich des abgegebenen Gebiets gehen hochstwahrscheinlich alle auf Verschleppung oder sogar auf bewusste kunstliche Ansiedlung der Art zuruck was aber im Einzelfall nie sicher nachzuweisen ist Nach genetischen Daten sind die getesteten deutschen und tschechischen Vorkommen zu solchen aus Slowenien genetisch identisch was eine naturliche Ausbreitung bis dorthin sehr unwahrscheinlich macht und eine Herkunft der Tiere aus dieser Region moglicherweise mit militarischen Transporten im Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg nahelegt 13 Schwer zu deuten ist eine Angabe der Art fur die Insel Malta bestimmt durch den renommierten Heuschrecken Experten Kurt Harz 14 In der Schweiz tauchte die Art erstmals 2013 in Wartau Alpenrhein Tal Kanton St Gallen auf Fundort sind in den Kalkstein gehauene Galerien die im Zweiten Weltkrieg fur Militarzwecke gebaut worden sind 15 Spater wurde die Art bei genauer Nachsuche auch in Felsspalten der Umgebung gefunden 16 Der erste deutsche Nachweis stammt aus dem Winter 1992 1993 aus dem Elbsandsteingebirge in Sachsen 17 Auch hier handelt es sich um ein kunstlich in den Felsen gesprengtes militarisches Bunkersystem als Fundort Spater wurden weitere Populationen alle aus entsprechenden Stollen in der Region entdeckt 18 Das am weitesten nach Norden vorgeschobene Vorkommen stammt aus dem Mayener Grubenfeld einem teilweise unterirdischen ehemaligen Basalt Abbaugebiet in der Vulkaneifel Rheinland Pfalz 19 Aufgrund des grossen Verbreitungsgebiets der Art stuft die Rote Liste gefahrdeter Arten der IUCN sie in der Kategorie least concern ungefahrdet ein 20 Phylogenie Taxonomie Systematik BearbeitenDie Art wurde von dem Arzt und Entomologen Hermann Krauss damals Assistent am Naturhistorischen Hofmuseum in Wien in seinem Werk Die Orthopteren Fauna Istriens von 1879 wissenschaftlich erstbeschrieben Der Artname neglectus latein vernachlassigt geht vermutlich darauf zuruck dass die damals schon bekannten Funde der Art bis dahin mit der schon 1833 als Locusta cavicola beschriebenen Troglophilus cavicola verwechselt worden waren 3 Krauss hatte in derselben Arbeit auch die Gattung Troglophilus selbst neu beschrieben in der die Art seitdem unangefochten verblieb Innerhalb der Gattung wird sie mit der ebenfalls auf dem Westbalkan verbreiteten Troglophilus ovuliformis Karny 1907 in eine Untergattung Paratroglophilus gestellt 21 Diese sehr ahnliche Art ist nicht anhand der sonst zur Bestimmung geeigneten Form des zehnten Hinterleibstergits unterscheidbar 22 Nach genetischen Daten bilden diese beiden Arten mit der sudost italienischen Troglophilus andreinii eine Klade 23 Zwei durch den tschechischen Entomologen Josef Maran 1958 beschriebene Unterarten werden heute nicht mehr anerkannt Die fruher unterschiedene Unterart Troglophilus neglectus serbicus wurde 2011 mit Troglophilus brevicauda Chopard 1934 synonymisiert Troglophilus neglectus vlasinensis wird nicht mehr von der typischen Troglophilus neglectus unterschieden und mit dieser synonymisiert 6 Einzelnachweise Bearbeiten a b Gunther Kohler Saltatoria Orthoptera Heuschrecken In Bernhard Klausnitzer Herausgeber Stresemann Exkursionsfauna von Deutschland Band 2 Wirbellose Insekten 11 Auflage Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2011 ISBN 978 3 8274 2451 8 Bedornte Hohlenschrecke auf S 131 a b Anke Oertel amp Ingeborg P Illich 2011 Erstnachweis der Krauss s Hohlenschrecke Troglophilus neglectus Krauss 1879 Orthoptera Rhaphidophoridae fur das Bundesland Salzburg Mitteilungen aus dem Haus der Natur 19 118 119 a b c Erhard Christian 2008 Hohlenheuschrecken Zum Jubilaum einer Wortschopfung Die Hohle 59 1 4 48 58 Siegfrid Ingrisch amp Gunter Kohler Die Heuschrecken Mitteleuropas Die Neue Brehm Bucherei Bd 629 Westarp Wissenschaften Magdeburg 1998 ISBN 3 89432 461 9 S 35 a b Kurt Harz Die Orthopteren Europas Band 1 Dr W Junk N V Den Haag 1969 Troglophilus neglectus auf S 651 a b c d e f Ivo Karaman Nasera Hammouti Dragan Pavicevic Andreas Kiefer Mladen Horatovic Alfred Seitz 2011 The genus Troglophilus Krauss 1879 Orthoptera Rhaphidophoridae in the west Balkans Zoological Journal of the Linnean Society 163 1035 1063 Troglophilus neglectus bei Orthoptera ch Heuschrecken Plattform fur die Schweiz und Europa abgerufen am 26 Januar 2021 a b c Otto Moog 1982 Die Verbreitung der Hohlenheuschrecken Troglophilus cavicola Kollar und T neglectus Krauss in Osterreich Orthoptera Rhaphidophoridae Sitzungsberichte der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften 191 185 207 Florian M Steiner amp Birgit C Schlick Steiner 2000 Erstnachweis der Hohlenschrecke Troglophilus neglectus Krauss 1879 Orthoptera Rhaphidophoridae in einem Blockmeer Beitrage zur Entomofaunistik 1 35 38 Saska Lipovsek Delakorda Ilse Letofsky Papst Tone Novak Ferdinand Hofer Maria Anna Pabst 2009 Structure of the Malpighian tubule cells and annual changes in the structure and chemical composition of their spherites in the cave cricket Troglophilus neglectus Krauss 1878 Rhaphidophoridae Saltatoria Arthropod Structure amp Development 38 315 327 doi 10 1016 j asd 2009 02 001 NatasIa Stritih Alenka Zunic Kosi 2017 Olfactory signaling of aggressive intent in male male contests of cave crickets Troglophilus neglectus Orthoptera Rhaphidophoridae PLoS ONE 12 11 article e0187512 doi 10 1371 journal pone 0187512 Marco Bonelli Silvia Messinetti Felicita Spreafico 2019 New insights on Troglophilus Orthoptera Rhaphidophoridae species distribution in the westernmost area of their main range Northern Italy Bulletin of Insectology 72 1 103 114 Valerio Ketmaier Claudio di Russo Mauro Rampini Marina Cobolli 2010 Genetic divergence in the cave cricket Troglophilus neglectus Orthoptera Rhaphidophoridae mitochondrial and nuclear DNA data Subterranean Biology 7 25 33 Kurt Harz 1986 Eine neue Hohlenheuschrecke fur Malta Articulata 2 260 Hannes Baur amp Rene Guttinger 2013 First record of the cave cricket Troglophilus neglectus Ensifera Rhaphidophoridae in Switzerland a new indigenous site north of the main distribution area Mitteilungen der Schweizerischen Entomologischen Gesellschaft 86 15 23 Rene Guttinger 2016 Skurrile Schonheit Die Bedornte Hohlenschrecke Troglophilus neglectus Natura Helvetica April Mai 2016 10 15 J Zinke 2001 Nachweis der Hohlenschrecke Troglophilus neglectus Krauss 1879 in Deutschland Ensifera Rhaphidophoridae Troglophilinae Entomologische Nachrichten und Berichte 44 161 163 download Ingo Brunk Michael Dieke Rene Krawzcynski Ingmar Landeck 2003 Ein weiterer Nachweis der Bedornten Hohlenschrecke Troglophilus neglectus Krauss 1879 aus dem Elbsandsteingebirge Orthoptera Rhaphidophoridae Troglophilinae pdf bei researchgate net Saskia Wohl Andreas Kiefer Jorn Kling Natura 2000 Bewirtschaftungsplan FFH 6509 301 Unterirdische stillgelegte Basaltgruben Mayen und Niedermendig Teil A Grundlagen Gutachten Herausgeber Struktur und Genehmigungsdirektion Nord Koblenz Rheinland Pfalz 2017 Chobanov D P Hochkirch A Iorgu I S Ivkovic S Kristin A Lemonnier Darcemont M Pushkar T Sirin D Skejo J Skejo Szovenyi G Vedenina V amp Willemse L P M 2016 Troglophilus neglectus The IUCN Red List of Threatened Species 2016 e T68485569A70271527 abgerufen am 26 Januar 2021 species Troglophilus Paratroglophilus neglectus Krauss 1879 Orthoptera Species File Version 5 0 5 0 abgerufen am 26 Januar 2021 Siegfried Ingrisch amp Dragan Pavicevic 1992 Zur Identitat von Troglophilus ovuliformis Karny 1907 Ensifera Troglophilidae Articulata 7 1 4 Giuliana Allegrucci Valerio Ketmaier Claudio Di Russo Mauro Rampini Valerio Sbordoni Marina Cobolli 2017 Molecular phylogeography of Troglophilus cave crickets Orthoptera Rhaphidophoridae A combination of vicariance and dispersal drove diversification in the East Mediterranean region Journal of Zoological Systematics and Evolutionary Research 55 4 310 325 doi 10 1111 jzs 12172Weblinks BearbeitenTroglophilus neglectus bei Orthoptera ch Heuschrecken Plattform fur die Schweiz und Europa Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bedornte Hohlenschrecke amp oldid 215798857