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Die Sumpfgrille Pteronemobius heydenii ist eine kleine Art aus der Familie der Echten Grillen SumpfgrilleSumpfgrille Pteronemobius heydenii SystematikUberfamilie Grillen Grylloidea Familie Echte Grillen Gryllidae Unterfamilie NemobiinaeTribus PteronemobiiniGattung PteronemobiusArt SumpfgrilleWissenschaftlicher NamePteronemobius heydenii Fischer 1853 Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Verbreitung 3 Lebensraum 4 Lebenszyklus 5 Taxonomie und Systematik 6 Gefahrdung 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseBeschreibung BearbeitenDie Sumpfgrille erreicht eine Korperlange von zumeist 6 bis 7 Millimeter 1 2 angegeben werden 5 4 bis 6 Mannchen bzw bis 7 Millimeter Weibchen 3 Sie ist damit in Mitteleuropa die kleinste Grillenart 4 und immer deutlich kleiner als die ahnliche Waldgrille Nemobius sylvestris und auch als die sudeuropaische in Mitteleuropa fehlende Gestreifte Sumpfgrille Pteronemobius lineolatus Die Art hat in Mitteleuropa 1 2 und auch in Katalonien 5 meist eine sehr dunkle fast schwarze Grundfarbung 1 2 kann aber auch dunkelbraun bis rotlich gelblichbraun gefarbt sein 3 diese helleren Formen werden nach Suden hin im Mittelmeergebiet haufiger 6 Am hinteren Rand des Kopfes hat sie in der Regel eine Reihe parallel zur Korpermitte verlaufender heller Linien die mittlere Linie reicht bis zu den Augen und gabelt sich dort 1 Bei helleren Exemplaren setzen sich diese Linien auf dem Pronotum fort oft verlauft eine unscharf begrenzte helle Mittelbinde uber Kopf und Pronotum 3 Seltener treten an den Beinen oder Flugeln weitere helle Zeichnungselemente auf Die Art ist in Europa fast immer kurzflugelig brachypter mit verkurzten Vorderflugeln und rudimentaren schuppenartigen Hinterflugeln die Vorderflugel Tegmina reichen dabei bis uber die Mitte des Hinterleibs bis zum Ende des sechsten Segments 1 sie konnen aber bei den Mannchen langer sein und nahezu den gesamten Hinterleib bedecken 4 Sie sind beim Mannchen an der Spitze Apex abgerundet beim Weibchen gerade quer abgestutzt Das Pronotum ist parallelseitig und besonders am Vorderrand mit langen Borsten Setae besetzt 3 4 In Ostasien uberwiegen langflugelige Exemplare heute als Unterart concolor aufgefasst bei diesen erreichen die Vorderflugel nahezu die Hinterleibsspitze die Hinterflugel die doppelte Lange des Hinterleibs 7 Die Hinterschienen tragen auf der Oberseite dorsal innen und aussen vier Dornen bei der Gestreiften Sumpfgrille sind es aussen nur drei 3 Diese sind beim Weibchen gerade und unterscheiden sich nur in ihrer Lange voneinander beim Mannchen ist der erste Dorn schuppenartig verkurzt er ist in eine Druse umgewandelt 3 der vierte Dorn ist dicker und leicht gebogen 1 Der Ovipositor der Weibchen ist kurz und fast gerade hochstens am Ende leicht nach oben gebogen an der Spitze etwas verdickt und fein gezahnt 4 Der Gesang der Sumpfgrille besteht aus einem leisen Sirren von jeweils ein 1 bis zwei 4 Sekunden Dauer der von Pausen etwa gleicher Lange unterbrochen wird Der Ton ist sehr hoch Maximum zwischen 6 und 8 kHz 4 und relativ leise und dadurch schwer zu orten Die Art singt vor allem am Tage aber gelegentlich auch in den Abendstunden bis Nachts Verbreitung BearbeitenDas Verbreitungsgebiet umfasst den gesamten Mittelmeerraum westlich vom Osten Spaniens 8 nordlich bis ins sudliche Mitteleuropa von da an ostwarts uber Zentral und Ostasien bis Sudostasien nach Osten bis in den Russischen Fernen Osten China Shaanxi Innere Mongolei Jilin Hainan Yunnan Xizang Xinjiang 9 Myanmar und Malaysia Sie kommt in ganz Indien und auf der Insel Sri Lanka vor 10 Aus Afrika liegen zerstreute Angaben vor 11 sudlich bis zur Insel Madagaskar in der Unterart 8 madagascariensis 12 In Deutschland wurde diese Art nur in Baden Wurttemberg und in Bayern nachgewiesen In Baden Wurttemberg kommt die Sumpfgrille am sudlichen Oberrhein und Hochrhein dem Schwarzwald dem Bodensee und im ostlichen Hochrhein in Hohenlagen von 146 bis 470 m u NN vor 1 In Bayern sind nur zwei Vorkommen im Unteren Inntal und bei Weissensberg nordlich des Bodensees bekannt 13 In der Schweiz ist die Art in allen Landesteilen lokal verbreitet die meisten Vorkommen liegen im Mittelland in der Region zwischen Vierwaldstatter und Bodensee 4 In Osterreich lebt sie vor allem im Ostteil des Landes 6 Lebensraum BearbeitenDie Sumpfgrille besitzt wie im Namen angedeutet ein sehr hohes Feuchtebedurfnis Sie lebt in Mitteleuropa vor allem in bodennassen extensiv bewirtschafteten Grunlandbiotopen Im Wirtschaftsgrunland lebt sie fast ausschliesslich in eingestreuten kleinen quelligen Sonderstandorten manchmal nur von wenigen Quadratmetern Grosse die durch das Vorkommen von Binsenarten auffallen Weitere Vorkommen sind aus Quellmooren bekannt 13 1 Unter gunstigen Bedingungen kann sie von dort aus etwas in angrenzende Grunlandflachen oft kleine Flachen mit Fahrspuren oder Trittschaden vordringen Durch das hohe Warmebedurfnis der Art wird sie durch offene besonnte Stellen im kleinraumigen Mosaik gefordert 4 Weiter sudlich sind auch Vorkommen in der Uferzone von Gewassern nicht selten auch Kiesgruben werden besiedelt In den Alpen soll sie bis 980 Meter Hohe oft in kleinsten Quellmooren sporadisch sogar in Halbtrockenrasen vorkommen im Trentino sogar recht haufig 14 Als Besonderheit wurde sie im Ortenaukreis in Baden Wurttemberg auch in begrunten Fahrspuren eines Weinbergs festgestellt 15 Lebenszyklus BearbeitenDie Art wird im Fruhjahr ab Ende Mai aktiv Hohepunkt der Aktivitat ist der Sommer Juni und Juli Sie setzt sich mit abnehmender Dichte bis in den Herbst fort einzelne stridulierende Mannchen wurden bis in den Oktober verhort Die Eier werden im Sommer meist nachts in den feuchten Boden abgelegt Ein Ei ist nur 1 6 mm lang 0 45 mm breit und leicht gebogen Die Nymphen schlupfen etwa einen Monat nach Ablage Die Entwicklung zum adulten Tier umfasst neun Nymphenstadien im Labor zuerst nur 5 Tage spater bis zu 8 Tage insgesamt ca 70 Tage lang im Freiland vermutlich deutlich langer Die Nymphen werden etwa ab Anfang August haufiger Die Art uberwintert als Nymphe und hautet sich im darauffolgenden Fruhjahr zur Imago 1 Taxonomie und Systematik BearbeitenDas Typusexemplar wurde von Carl von Heyden bei Alpnach an einer bewaldeten Uferboschung des Vierwaldstattersees gesammelt und 1853 von Leopold Heinrich Fischer in dessen Orthoptera Europaea zu Ehren des Finders als Gryllus heydenii erstbeschrieben 16 Einige Autoren verwendeten irrtumlich die Schreibvariante heydeni fur den Artnamen 1871 wurde die Art nach Tieren aus Bombay von Francis Walker als Eneoptera concolor erneut beschrieben Das Verhaltnis dieser Formen ist nicht ganz geklart Wahrend viele Taxonomen an einer ostlicher verbreiteten Unterart concolor festhalten 11 wurden von anderen alle langflugeligen makropteren Individuen als concolor bezeichnet 6 oder beide einfach synonymisiert 3 Auch wenn Unterarten weiterhin unterschieden werden werden alle mitteleuropaischen Funde nun derselben Unterart zugesprochen Auch die von Saussure aus Zentralasien Turkestan und dem Kaukasus beschriebene Nemobius lateralis die von Sjostedt aus der Region am Kilimandscharo beschriebene Nemobius massaicus und die von Gorochov von Madagaskar beschriebene Pteronemobius madagascariensis werden als Unterarten Pteronemobius heydenii lateralis Pteronemobius heydenii massaicus und Pteronemobius heydenii madagascariensis gefasst 11 Die von Hermann August Krauss anlasslich des deutschen Erstnachweises im Jahr 1908 fur dunkel gefarbte Individuen vom Bodensee eingefuhrte Varietat rhenanus 17 wird hingegen heute nicht mehr unterschieden Die Gattung Pteronemobius ist artenreich und beinahe weltweit verbreitet mit Verbreitungsschwerpunkt in den Tropen In Europa kommen zwei Arten vor eine fruher angefuhrte dritte Art wurde als Stenonemobius gracilis 1981 in eine andere Gattung ausgegliedert Gefahrdung BearbeitenAufgrund ihrer weiten Verbreitung und weil fur diese Art keine Gefahrdungen bekannt sind stuft die IUCN diese Art als ungefahrdet Least Concern ein In Deutschland gilt diese Art aufgrund der Zerstorung ihres Lebensraumes durch Siedlungsbau Anderung der Weidenutzung Aufforstung gefahrdet Rote Liste Kategorie 3 wahrend sie in Baden Wurttemberg ihrem Verbreitungszentrum im Land sogar als stark gefahrdet Rote Liste Kategorie 2 eingestuft wurde Weblinks BearbeitenPteronemobius heydenii in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2020 2 Eingestellt von Hochkirch A Puskas G Zuna Kratky T Chobanov D P Ivkovic S Monnerat C Willemse L P M Rutschmann F Kleukers R Kristin A Presa J J amp Szovenyi G 2016 Abgerufen am 7 Dezember 2020 Pteronemobius heydeni bei www biolib cz Sumpfgrille Pteronemobius heydenii bei Deutsche Gesellschaft fur Orthopterologie e V DGfO Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i j Josef Kiechle Pteronemobius heydenii Sumpfgrille In Peter Detzel Die Heuschrecken Baden Wurttembergs Eugen Ulmer Verlag Stuttgart 1998 ISBN 3 8001 3507 8 S 307 313 a b c Heiko Bellmann Heuschrecken beobachten bestimmen Naturbuch Verlag Augsburg 2 Auflage 1993 ISBN 3 89440 028 5 als Pteronemobius heydeni S 174 a b c d e f g Kurt Harz Die Orthopteren Europas Volumen I Dr Junk N V The Hague 1969 749 Seiten als Pteronemobius concolor S 716 a b c d e f g h Pteronemobius heydenii Orthoptera ch Heuschrecken Plattform fur die Schweiz und Europa Josep Maria Olmo Vidal Atlas of the Orthoptera of Catalonia Atlas of Biodiversity no 1 Generalitat de Catalunya Departament de Medi Ambient i Habitatge Barcelona 2000 S 393 a b c Alfred Kaltenbach 1970 Zusammensetzung und Herkunft der Orthopterenfauna im pannonischen Baum Osterreichs Annalen des Naturhistorischen Museums Wien 74 159 186 zobodat at PDF Francis Walker Catalogue of the specimens of Dermaptera Saltatoria and supplement of the Blattari in the collection of the British Museum The Trustees of the British Museum London 1871 Supplement S 10 11 scan bei biodiversitylibrary org a b A V Gorochov amp V Llorente 2011 Estudio taxonomico preliminar de los Grylloidea de Espana Insecta Orthoptera Graellsia 57 2 95 139 doi 10 3989 graellsia 2001 v57 i2 281 Chao Yang Zi Di Wei Tong Liu Hao Yu Liu 2019 Checklist of Nemobiinae from China Orthoptera Trigonidiidae International Journal of Fauna and Biological Studies 3 4 103 108 M S Shishodia K Chandra S K Gupta 2010 An Annotated Checklist of Orthoptera Insecta from India Records of the Zoological Survey of India Occasional Paper No 314 1 366 S 242 243 a b c species Pteronemobius Pteronemobius heydenii Fischer 1853 Orthoptera Species File Version 5 0 5 0 abgerufen am 29 Marz 2021 A V Gorochov 1984 A new subgenus od the genus Pteronemobius Jac and some new species of the tribe Pteronemobiini Deutsche Entomologische Zeitschrift N F 31 4 5 241 248 a b Stephan Maas Peter Detzel Aloysius Staudt Gefahrdungsanalyse der Heuschrecken Deutschlands Bundesamt fur Naturschutz Bonn Bad Godesberg 2002 ISBN 3 7843 3828 3 401 Seiten S 266 267 Timo Kopf 2013 Die Sumpfgrille Pteronemobius heydenii Fischer 1853 Saltatoria Ensifera Gryllidae in Meran Sudtirol Italien Gredleriana 13 125 128 Konstantin Messmer 1995 Die Sumpfgrille Pteronemobius heydenii FISCHER 1853 in den Ortenauer Schwarzwaldtalern Articulata 10 2 177 184 L H Fischer Orthoptera Europaea Engelmann Leipzig Paris London 1853 S 185f online H A Krauss 1909 Nemobius Heydeni Fisch eine fur Deutschland neue Grille Deutsche Entomologische Zeitschrift 1 137 141 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sumpfgrille amp oldid 227406151