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Als Priapswurmer Priapulida oder Russelwurmer bezeichnet man einen Stamm wurmformiger Hautungstiere Ecdysozoa mit verdicktem russelartigen Kopf die allesamt im oder auf dem Meeresboden leben Ihre nachsten Verwandten sind vermutlich Hakenrussler Kinorhyncha und Korsetttierchen Loricifera mit denen sie in einem Taxon Scalidophora zusammengefasst werden Sie sind wegen ihres an das mannliche Geschlechtsorgan erinnernden Aussehens nach dem griechischen Gott der Manneskraft Priapos benannt der gewohnlich mit einem enormen Penis dargestellt wird Sie wurden erstmals von Carl von Linne in seinem Werk Systema Naturae als Priapus humanus ubersetzt Menschlicher Penis erwahnt PriapswurmerPriapulus caudatusSystematikohne Rang Bilateriaohne Rang Urmunder Protostomia ohne Rang Hautungstiere Ecdysozoa ohne Rang Cycloneuraliaohne Rang ScalidophoraStamm PriapswurmerWissenschaftlicher NamePriapulidaTheel 1906OrdnungenPriapulomorpha Halicryptomorpha Meiopriapulomorpha SeticoronariaDie Priapswurmer sind ein artenarmer Stamm mit 19 bekannten Arten Inhaltsverzeichnis 1 Aufbau 1 1 Aussere Form 1 2 Haut Muskulatur und Pseudocoelom 1 3 Verdauungs und Ausscheidungsorgane 1 4 Nervensystem und Sinnesorgane 2 Verbreitung und Lebensraum 3 Ernahrung und Fortbewegung 4 Fortpflanzung und Entwicklung 5 Stammesgeschichte 5 1 Fossile Uberlieferung 5 2 Priapswurmer als palaontologische Modellorganismen 6 Systematik 7 Literatur 7 1 Wissenschaftliche Literatur 7 2 Einzelnachweise 8 WeblinksAufbau BearbeitenPriapswurmer haben einen meist plumpen zylindrisch geformten Korper dessen Lange zwischen 0 05 Zentimetern bei Tubiluchus corallicola und 39 Zentimetern bei Halicryptus higginsi 1 liegt Obwohl von kreisformigem Querschnitt sind die inneren Organe zweiseitig symmetrisch angeordnet Aussere Form Bearbeiten Am Vorderende tragen die Tiere einen kurzen russelformigen Kopf der auch als Proboscis oder Introvert bezeichnet wird Dahinter befindet sich der oberflachlich in 30 bis 100 Ringe geteilte Rumpf der jedoch intern nicht segmentiert ist Er ist bedeckt von chitinhaltigen Dornen den Scaliden sowie von zahlreichen Grubchen und Papillen die wohl allesamt als Sinnesrezeptoren dienen Die Dornen werden daruber hinaus auch zur Fortbewegung eingesetzt Besonders haufig treten sie meist in Form dorniger Haken auch in der Pharynxregion auf dem Introvert auf wo sie in mehreren Langsreihen angeordnet sind und wahrscheinlich auch zum Beutefang benutzt werden Am Hinterende konnen sich ebenfalls Haken befinden sie dienen wohl zur Fortbewegung Einige Arten besitzen zudem entweder einen langen einziehbaren Schwanz der vermutlich zur Verankerung im Sediment dient oder ein bis zwei buschelige Schwanzanhange Letztere kommen besonders bei Tieren vor die in sauerstoffarmen Sedimenten leben sie dienen daher wahrscheinlich eher dem Gasaustausch daneben vielleicht auch der Regulation des Salzhaushalts oder der Wahrnehmung chemischer Substanzen Haut Muskulatur und Pseudocoelom Bearbeiten nbsp Halicryptus spinulosusDie Korperwand ist ein Hautmuskelschlauch der aus einer chitinhaltigen nichtzelligen Aussenhaut der Cuticula einer als Epidermis bezeichneten Innenhaut sowie aus zwei Schichten quergestreifter Muskulatur besteht Die Cuticula setzt sich zusammen aus einer aussenliegenden kollagenhaltigen Epicuticula einer aus Proteinen aufgebauten Exocuticula und einer chitinhaltigen Endocuticula und wird regelmassig gehautet Die Epidermis besteht aus einer einlagigen Zellschicht unter ihr befindet sich erst eine Schicht Ringmuskulatur der eine weitere Schicht Langsmuskulatur folgt Am Vorderende sitzen zusatzlich zwei Gruppen spezialisierter Langsmuskeln die Introvert Retraktor Muskeln die dem Wurm ermoglichen das Introvert in den Rumpf einzuziehen und somit zu schutzen Zwischen der innersten Muskelschicht und dem Verdauungstrakt samt assoziierter Muskeln befindet sich die Leibeshohle Sie wurde lange Zeit als echtes Coelom angesehen also als flussigkeitsgefullter Hohlraum der von Epithelgewebe begrenzt wird das wahrend der Embryonalentwicklung aus Zellen des Mesoderm hervorgeht Es ist aber nach neueren Erkenntnissen wohl nicht von einer eigenen Zellschicht umkleidet und stellt damit ein so genanntes Pseudocoelom dar eine Ausnahme bilden lediglich die Keimdrusen und vielleicht auch der Schlund die anscheinend von einem echten Coelom umgeben sind Das Pseudocoelom ist von einer Flussigkeit gefullt in der neben amoboiden Fresszellen auch rosafarbene Blutzellen zirkulieren die den sauerstoffbindenden Blutfarbstoff Hamerythrin enthalten und deshalb als Hamerythrocyten bezeichnet werden Sie erlauben den Wurmern vermutlich den Aufenthalt in ihrem teilweise sauerstofflosen anoxischen Lebensraum Neben seiner Funktion in der Weiterleitung von Nahrstoffen und Gasen durch den Korper dient das Pseudocoelom auch als hydrostatisches Stutzskelett Verdauungs und Ausscheidungsorgane Bearbeiten Der Verdauungstrakt beginnt mit dem Mund an den sich ein muskuloser und von innen mit zahlreichen Zahnchen besetzter Schlund anschliesst Er kann ein und ausgestulpt werden und wird in letzterem Zustand auch als Mundkegel bezeichnet die Zahnchen kommen dann aussen zu liegen Hinter dem Schlund schliesst sich manchmal eine weitere Hohlung an das Polythyridium das wohl als Muskelmagen der weiteren Zerkleinerung der Nahrung dient die dann im mit zahlreichen Einstulpungen den Microvilli besetzten Mitteldarm aufgenommen wird Nicht verwertbare Reststoffe gelangen in einen kurzen Enddarm der im endstandigen After endet Der gesamte Verdauungstrakt ist von zwei Muskelschichten umgeben innenliegender Ringmuskulatur und aussenliegender Langsmuskulatur Die Ausscheidung flussiger Abfallstoffe findet durch zwei paarig angelegte buschelige Organe statt die als Protonephridien bezeichnet werden und im hinteren Rumpf links und rechts des Darmes an speziellen Bandern den Mesenterien aufgehangt sind Sie bestehen aus feinen Rohrchen an deren Ende mindestens zwei einfach bewimperte Zellen die Solenocyten sitzen Zusammen mit dem von der zylindrischen Keimdruse ausgehenden Ei beziehungsweise Samenleiter munden sie in einem gemeinsamen Urogenitaltrakt der durch kleine Offnungen die Nephridioporen am Rumpfende mit der Aussenwelt verbunden ist Nervensystem und Sinnesorgane Bearbeiten Das Nervensystem besteht aus einem Nervenring der am Vorderende des Kopfes um den Mund herum verlauft Von ihm zieht ein einfacher ungepaarter und ganglienloser Nervenstrang in der Mitte der Bauchseite nach hinten von dem seinerseits in regelmassigen Abstanden Ringnerven abzweigen Er selbst endet in einem Schwanzganglion Der Sinneswahrnehmung dienen die zahllosen Grubchen Flosculi Noppen Papillen und Dornen Scaliden die hohl sind und jeweils eine einfach begeisselte Sinnesnervenzelle beherbergen Verbreitung und Lebensraum BearbeitenDie grosseren Priapswurm Arten leben nur in den kalten zirkumpolaren Gewassern der Arktis und Antarktis an den Kusten Nordamerikas ostlich bis etwa auf die Hohe des US Bundesstaats Massachusetts westlich bis etwa Zentralkalifornien sowie in Nord und Ostsee von Suden auch um das argentinische Patagonien herum Die kleineren Arten besonders aus der Familie Tubiluchidae finden sich dagegen weltweit in marinen Gewassern auch in den Tropen speziell in der Karibik und vor den Kusten Mittelamerikas Alle Tiere leben benthisch also auf dem Meeresboden wo sie sich derart in sauerstoffarme Sedimente eingraben dass die Mundoffnung auf der Sedimentoberflache liegt Sie kommen von der Gezeitenzone bis in etwa 500 Meter Wassertiefe vor manche Arten finden sich im Wattenmeer oder im brackigen Wasser vor Flussmundungen Die kleineren Arten leben auch interstitial in den Lucken zwischen den feinen Kornern von Muschel oder Korallensand Eine besondere okologische Nische hat die Art Halicryptus spinulosus gefunden die in nahezu sauerstofffreien anoxischen sulfidgesattigten Sedimenten der Ostsee lebt und offensichtlich in der Lage ist grosse Konzentrationen dieses Gifts zu tolerieren beziehungsweise innerhalb des eigenen Korpers abzubauen Insbesondere die grosseren Wurmarten sind heute in erster Linie auf arten und damit konkurrenzarme Lebensraume spezialisiert und spielen okologisch im Vergleich zu anderen Bewohnern des Meeresbodens nur noch eine untergeordnete Rolle Ernahrung und Fortbewegung BearbeitenDie grosseren Arten leben allesamt rauberisch von wirbellosen Tieren mit weichem Korper wie Vielborstern Polychaeta aber auch anderen Priapswurmern Ihrer Beute lauern sie im Sediment eingegraben auf packen sie mit den dornigen Haken ihres Introverts und schieben sie als Ganzes durch permanentes Ein und Ausstulpen des Mundkegels immer weiter in den Schlund wo sie durch die feinen Zahnchen klein gehackselt wird Beim Ausstulpen des Mundkegels gelangen die Zahnchen nach aussen und helfen so mit die Beute sicher zu ergreifen Die kleineren Arten ernahren sich dagegen eher von organischem Abfall und den darin enthaltenen Bakterien Maccabeus filtert eventuell Nahrstoffe aus dem Wasser erzeugt dazu allerdings anscheinend keinen Atemwasserstrom wie andere Filtrierer Ausgekleidete Wohnrohren wie sie von anderen meereslebenden Wurmern angelegt werden sind bei den Priapswurmern unbekannt Priapswurmer bewegen sich mit Hilfe ihres russeligen Introverts vorwarts und konnen sich wenn auch bei den erwachsenen Tieren mit Schwierigkeiten in weiche Sedimente eingraben indem sie dort abwechselnd ihre vordere und hintere Korperregion verankern Zu Beginn eines Zyklus wird der Korper am Hinterende durch Entspannung der dortigen Ringmuskulatur verdickt und bildet dort auf diese Weise den so genannten Penetrationsanker Die restliche Ringmuskular kontrahiert hingegen und verringert damit den Korperquerschnitt Da die Flussigkeit im Pseudocoel praktisch immer dasselbe Volumen einnimmt stulpen sich bei entspannter Langsmuskulatur Introvert und Schlund nach vorne aus Dadurch dass nun durch eine vom Hinterende ausgehende wellenformige Kontraktion der Ringmuskulatur immer mehr Flussigkeit aus dem Rumpf in das Introvert gelangt dehnt sich dieses erheblich aus und verankert nun seinerseits den Korper an der Vorderseite Durch Kontraktion der Langsmuskulatur und der Introvert Retraktormuskeln wird der Rest des Korpers nach vorne nachgezogen so dass nach Aufbau eines neuen Penetrationsankers am Hinterende der Zyklus von vorne beginnen kann Fortpflanzung und Entwicklung Bearbeiten nbsp Larve von Halicryptus spinulosusPriapswurmer sind getrenntgeschlechtliche Tiere obwohl sich Mannchen und Weibchen meist nicht unterscheiden lassen In der Gattung Maccabeus sind keine Mannchen bekannt sie vermehrt sich daher wahrscheinlich parthenogenetisch also ohne Befruchtungsvorgang Samen und die kleinen Eier mit relativ hohem Dottergehalt werden bei den grosseren Arten meist im Spatwinter freigesetzt und extern befruchtet Meist geben zuerst die Mannchen dann die Weibchen ihre Keimzellen ins Meerwasser ab Bei den kleineren Arten kommt eventuell auch eine interne Befruchtung im Korper des Weibchens vor Die Entwicklung der Tiere verlauft bei einer Art Meiopriapulus fijiensis direkt meist aber uber ein ebenfalls bodenlebendes Larvenstadium Der Rumpf der Larven ist von einem Korsett der Lorica aus zehn Cuticulaplatten bedeckt von denen je eine bauch und ruckenseitig drei auf jeder Seite und zwei kleinere am Vorderende liegen deshalb loricate Larve benannt Wie bei den erwachsenen Tieren ist auch bei den Larven das Vorderende als Introvert ausgebildet und in den Rumpf einstulpbar Am Hinterende befinden sich spezielle Zehen die mit Klebedrusen versehen sind und wahrscheinlich der Anheftung am Sediment dienen Vor der Metamorphose also der Umwandlung zum erwachsenen Tier durchlauft die Larve zahlreiche Hautungen bei denen auch die Lorica jeweils erneuert wird Wahrend der komplexen Entwicklungsphase die womoglich bis zu zwei Jahre andauern kann ernahrt sie sich vermutlich detrivor also von organischen Abfallstoffen Am Ende dieser Zeit steht die Metamorphose selbst bei der die Lorica verloren geht Hautungen finden jedoch auch bei den erwachsenen Tieren weiterhin statt Stammesgeschichte Bearbeiten nbsp Zeichnerische Rekonstruktion des ausgestorbenen Priapuliden Ottoia aus dem Burgess SchieferVergleiche mit modernen Taxa sehen die nachsten Verwandten der Priapswurmer recht eindeutig in den Hakenrusslern Kinorhyncha und Korsetttierchen Loricifera mit denen sie das Taxon Scalidophora bilden 2 Die drei Gruppen teilen zahlreiche Merkmale so die mit Chitin verstarkte Aussenhaut die darauf befindlichen chitinhaltigen Borsten oder Stacheln der Sinneswahrnehmung dienende Grubchen Flosculi sowie zwei Gruppen von Introvert Retraktor Muskeln die vorne am Gehirn ansetzen Welche der beiden Tierstamme die evolutionare Schwestergruppe darstellt ist hingegen weitaus starker umstritten alle drei kombinatorisch moglichen Varianten sind von Zoologen vorgeschlagen und begrundet worden Fur eine engere Verwandtschaft von Priapswurmern und Korsetttierchen spricht das Vorhandensein eines von der Cuticula gebildeten Korsetts das bei den ersteren im Larvenstadium vorhanden ist fur eine enge Verwandtschaft von Priapswurmern und Hakenrusslern dagegen die Tatsache dass das Schlundgewebe nicht aus Epithelmuskelzellen besteht sondern sich von embryonalem Mesoderm ableitet Die dritte Alternative ein Schwestertaxon Verhaltnis zwischen Hakenrusslern und Korsetttierchen mit den Priapswurmern als Aussengruppe wird durch den vorstreck aber nicht ausstulpbaren Mundkegel der beiden ersteren Taxa begrundet Seit dem Jahr 2004 sind aus Hunan in Sudchina Embryo Fossilien der Art Markuelia hunanensis bekannt Sie entstammen der erdgeschichtlichen Epoche des mittleren bis spaten Kambriums vor etwa 500 Millionen Jahren und werden durch eine kladistische Analyse als Vertreter der Stammlinie der Scalidophora angesehen lassen sich also keiner der modernen drei Gruppen zuordnen aus denen dieses Taxon besteht Markuelia hunanensis war moglicherweise segmentiert falls sich dieser Befund und zugleich die kladistische Analyse bestatigen sollte ware der Verlust der Segmentierung ein gemeinsames abgeleitetes Merkmal Synapomorphie sowohl der Priapswurmer als auch der Korsetttierchen und wurde damit deren Schwestergruppenverhaltnis unterstreichen In die weitere Verwandtschaft der Priapswurmer gehoren Faden Nematoda und Saitenwurmer Nematomorpha mit denen die Scalidophora das Taxon Cycloneuralia bilden Allesamt werden sie in die Hautungstiere Ecdysozoa eingeordnet zu denen auch die Panarthropoda mit den Gliederfussern Arthropoda als wichtigster Gruppe gerechnet werden Fossile Uberlieferung Bearbeiten nbsp Fossile Priapuliden aus dem Burgess SchieferAnders als die meisten weichkorperigen Tiere sind die Priapswurmer auch fossil bekannt bisher wurden mindestens elf Arten beschrieben die sich formell auf sieben Gattungen aufteilen Sie finden sich schon im kanadischen Burgess Schiefer der vor 530 Millionen Jahren in der erdgeschichtlichen Epoche des mittleren Kambriums entstand sind also schon von Anbeginn des modernen Aons des Phanerozoikums erhalten Priapswurmer waren neben den Gliederfussern Arthropoda die bedeutendste Wirbellosen Gruppe des Kambriums und stellten bis zum Ordovizium die dominanten Raubwurmer des Meeresbodens In der fruhkambrischen Maotianshan Fauna aus China stellen sie mit uber 40 der Individuen die haufigste Gruppe und sind hier haufiger als die allerdings artenreicheren Arthropoden Die in der gesamten Zonose haufigste Gattung lebte als weitgehend unbeweglicher teilweise im Substrat eingegrabener Rauber Aasfresser diesen Lebensstil teilten acht andere Gattungen Die zweithaufigste Gattung lebte als kleiner grabender Sedimentfresser Die fruhkambrischen Priapuliden weisen also einige Ahnlichkeiten in der Lebensweise und Ernahrung mit den rezenten Formen auf von denen sie sich vor allem durch das haufige Vorkommen am normalen Meeresboden unterschieden wahrend die modernen Formen eher auf Extremhabitate beschrankt sind 3 Erst mit dem Auftreten kieferbewehrter Vielborster Polychaeta aus den Reihen der Ringelwurmer Annelida verloren die Priapuliden an okologischer Bedeutung und verschwanden bis zum Silur weitgehend aus der fossilen Uberlieferung weswegen Priapswurmer auch schon als basic failure also als evolutionarer Fehlschlag gesehen wurden Lediglich eine weitere fossile Gattung Priapulites konnte aus der spateren erdgeschichtlichen Epoche des Karbon beschrieben werden sie lasst sich bereits in die moderne Familie Priapulidae einordnen 4 Die fossil erhaltenen Arten lebten wie ihre modernen Verwandten rauberisch als Bestandteil des Benthos also des weichen schlammigen Meeresbodens Die acht Zentimeter lange Art Ottoia prolifica deren Haufigkeit schon im wissenschaftlichen Namen zum Ausdruck kommt lauerte Hyolithiden Hyolitha auf seltsamen wurmartigen heute ausgestorbenen Tieren des Palaozoikums die Verwandte der Armfusser Brachiopoda sind Reste von Artgenossen im Darm von Ottoia prolifica deuten daruber hinaus auf Kannibalismus hin Neben Ottoia verfugten auch Arten der Gattungen Corynetis und Anningvermis aus dem Maotianshan Schiefer Chinas bereits uber Schlundzahnchen sie wiesen zudem schon Schwanzanhange auf Stammesgeschichtlich bilden die fossilen Arten mit Ausnahme von Priapulites vermutlich die Schwestergruppe der modernen Arten wie eine systematische Analyse ergab Die Arten Corynetis brevis Anningvermis multispinosus Acosmia matiania Paraselkirkia sinica und Xiaoheiquingella peculiaris wurden allerdings bisher nicht in diese mit einbezogen Priapswurmer Priapulida Fossile Formen Selkirkia N N Ottoia Scolecofurca LouisellaVorlage Klade Wartung 3 Palaeoscolidea Palaeoscolex Cricocosmia MaotianshaniaVorlage Klade Wartung 3 Vorlage Klade Wartung 4 Vorlage Klade Wartung 5 Moderne Formen sowie Priapulites Anningvermis Corynetis Acosmia Paraselkirkia XiaoheiquingellaVorlage Klade Wartung 3Die als Paleoscolidea bezeichneten Gattungen wurden lange Zeit nicht zu den Priapswurmern gerechnet und mit verschiedenen anderen Tiergruppen alliiert nach moderner Auffassung gibt es aber keinen Grund sie von den anderen fossilen Formen systematisch besonders zu unterscheiden Im Gegensatz zu den anderen Formen war bei ihnen der Korper auch beim geschlechtsreifen Tier mit Plattchen Scaliden unterschiedlicher Form und Grosse bedeckt Zwei traditionell zu den Priapswurmern gerechnete Gattungen Ancalagon und Fieldia gehoren auf der anderen Seite wahrscheinlich nicht zu dieser Gruppe sondern sind moglicherweise Vertreter der Stammlinie aller Scalidophora Priapswurmer als palaontologische Modellorganismen Bearbeiten Aufgrund des vergleichsweise haufigen Vorkommens fossiler Priapswurmer in kambrischen Sedimenten eignen sich diese gut fur die Untersuchung makroevolutionarer Fragestellungen Ein wichtiges Problem in Bezug auf die Evolutionsgeschichte der vielzelligen Tiere Metazoa betrifft zum Beispiel die Natur der so genannten Kambrischen Radiation Dabei handelt es sich um eine nur wenige Millionen Jahre lange Zeitspanne im Kambrium innerhalb derer erstmals zahlreiche moderne Taxa mit ihren morphologisch zum Teil erheblich verschiedenen Grundplanen auftraten Neben der Frage nach der Ursache dieser plotzlichen Explosion ist man heute auch daran interessiert ob die morphologische Vielfalt innerhalb eines gegebenen Taxons damals grosser war als in der Gegenwart Hintergrund dieser Fragestellung ist die von einigen Palaontologen geausserte Vermutung dass das Kambrium in der Tierwelt eine Zeit des Experimentierens mit verschiedenen Korperbauplanen war von denen sich in der Folge nur einige wenige durchsetzen konnten Untersuchungen an fossilen Gliederfussern stutzen diese These bedingt liefern allein jedoch nicht notwendigerweise ein reprasentatives Bild nbsp Ottoia prolifica aus dem Burgess SchieferZu diesem Zweck wurden die erhaltenen Priapswurmfossilien phanetisch analysiert Im Gegensatz zur kladistischen Analyse die der Aufdeckung der stammesgeschichtlichen Verwandtschaftsverhaltnisse dient und bei der Bildung hoherer Taxa nur gemeinsame abgeleitete Merkmale heranziehen darf werden dabei auch die primitiven also von einem gemeinsamen Vorfahren stammenden Charakteristika in die Untersuchung mit einbezogen sie eignet sich daher besonders fur quantitative Vergleiche der morphologischen Typenvielfalt zweier Gruppen Das Ergebnis einer phanetischen Untersuchung ist die Positionierung aller Arten in einem mehrdimensionalen Raum der fachsprachlich als morphospace bezeichnet wird Jeder Art entspricht genau ein Punkt dieses Raumes der Abstand zweier Punkte spiegelt den Grad der morphologischen Unterschiede zwischen den beiden zugehorigen Arten wider Durch Verbindung jedes Punktes mit seinem nachsten Nachbarn entsteht schliesslich ein Netz das das Ausmass struktureller Ahnlichkeit nicht notwendigerweise aber stammesgeschichtliche Verwandtschaft anzeigt Die Untersuchungen ergaben dass alle kambrischen Formen im morphospace eine nah beieinander liegende Gruppe einen so genannten Cluster bilden Die einzige aus dem Cluster heraus laufende Linie verbindet diesen mit der aus dem Karbon stammenden Gattung Priapulites an welche die modernen Formen angebunden sind Diese bilden jedoch keinen Cluster sondern zwei sehr weit auseinander liegende Gruppen die von den Arten der Familie Tubiluchidae einerseits und allen anderen modernen Formen andererseits gebildet werden Letztere nehmen selbst ein relativ diffuses Gebiet ein sind also ebenfalls nicht eng im morphospace konzentriert Dieses Ergebnis wird heute wie folgt gedeutet Die morphologische Vielfalt kambrischer Formen ist bedeutend kleiner als die heutige Zumindest bei den Priapswurmern kann von einem postkambrischen Zusammenbruch des Formenreichtums keine Rede sein Anders als vielfach angenommen haben sich moderne Priapswurmer in ihrem Aufbau von ihren ausgestorbenen Vorfahren deutlich abgesetzt Dies steht im Gegensatz zu Ergebnissen bei den Gliederfussern Arthropoda bei denen sich die von ausgestorbenen und modernen Formen eingenommenen morphospace Gebiete weitgehend uberlappen Priapswurmer haben daher noch nach dem Kambrium wesentliche morphologische Neuerungen hervorgebracht was zumindest fur dieses Taxon die These widerlegt dass das Kambrium eine besondere Zeit der evolutionaren Experimente war nach der wesentliche Fortentwicklungen des Bauplans durch eine straff integrierte genetische Steuerung der embryologischen Entwicklung stark eingeschrankt waren Die morphologischen Veranderungen hangen vielleicht mit der Verdrangung der Priapswurmer aus ihrem ursprunglichen Lebensraum in die heutigen okologisch marginalen Gebiete zusammen Diese These wird dadurch gestutzt dass die Arten der Familie Tubiluchidae die im morphologischen Raum deutlich getrennt von den anderen modernen Formen zu liegen kommen auch einen anderen wesentlich lebensfreundlicheren Lebensraum besiedeln Interessanterweise ergab eine Einbeziehung moderner Formen der Hakenrussler und Korsetttierchen in die phanetische Analyse eine wesentlich engere morphologische Beziehung zu den ausgestorbenen Priapswurmern ob dies auf eine wesentlich konservativere evolutionare Entwicklung bei diesen beiden Tiergruppen hinweist ist allerdings unklar Systematik BearbeitenMan unterscheidet insgesamt achtzehn moderne Arten die in vier Ordnungen innerhalb einer Klasse aufgeteilt werden Die Priapulomorpha haben als einzige Ordnung Schwanzanhange und teilen sich ihrerseits in zwei Familien auf die grossen Priapulidae deren Mannchen und Weibchen sich nicht voneinander unterscheiden lassen und die mittelgrossen Tubiluchidae die Sexualdimorphismus also ein unterschiedliches Aussehen der Geschlechter zeigen Anders als die anderen Priapswurmer leben letztere in sauerstoffreichen warmen Flachgewassern gemassigter und tropischer Zonen mit hoher Artenvielfalt Die Priapulomorpha sind wahrscheinlich polyphyletisch also eine kunstliche Gruppe die beiden Familien also vermutlich keine Schwestertaxa Die Halicryptomorpha sind grosse rauberische Tiere ohne Schwanzanhange Es gibt nur eine Familie Halicryptidae mit zwei Arten in der Gattung Halicryptus Halicryptus higginsi ist der langste Priapswurm uberhaupt Die Meiopriapulomorpha sind ein monotypisches Taxon enthalten also nur eine Art Meiopriapulus fijensis in der Familie Meiopriapulidae Die Tiere sind kleiner als zwei Millimeter und besitzen keine Zahnchen im Schlund sie ernahren sich vermutlich detrivor also von organischen Reststoffen und sind lebendgebarend mit direkter Entwicklung der Larven Sie besitzen als einzige Art dieses Taxons ein echtes histologisches Coelom Die Seticoronaria schliesslich weniger als drei Millimeter gross sind vermutlich Filtrierer die Nahrstoffe aus dem Wasser aufnehmen Sie besitzen eine charakteristische Hakenreihe am Rumpfende und am Vorderende eine Tentakelkrone die vermutlich auch der Sinneswahrnehmung dient Es existiert eine Gattung Maccabeus mit zwei Arten in einer Familie Chaetostephanidae Ein vorgeschlagenes Schema der stammesgeschichtlichen Verwandtschaftsverhaltnisse der Ordnungen zueinander wird durch das folgende Diagramm wiedergegeben Priapswurmer Fossile Formen Ottoia unter anderem Moderne Formen N N Priapulomorpha Familie Tubiluchidae Meiopriapulomorpha Eupriapulida Seticoronaria N N Halicryptomorpha Priapulomorpha Familie Priapulidae inkl Priapulites Literatur BearbeitenR C Brusca G J Brusca Invertebrates Zweite Auflage Sinauer Associates 2003 ISBN 0 87893 097 3 S 365 E E Ruppert R S Fox R D Barnes Invertebrate Zoology A Functional Evolutionary Approach Siebte Auflage Brooks Cole 2004 ISBN 0 03 025982 7 S 772 Wissenschaftliche Literatur Bearbeiten R D Adrianov V V Malakhov Priapilida Priapulida Structure development phylogeny and classification KMR Scientific Press 1996 S 266 X P Dong P C J Donoguhe H Cheng J B Liu Fossil embryos from the Middle and Late Cambrian period of Hunan south China In Nature 427 2004 S 237 D Y Huang J Vannier J Y Chen Anatomy and lifestyles of Early Cambrian priapulid worms exemplified byCorynetisandAnningvermisfrom the Maotianshan Shale SW China In Lethaia 37 2004 S 21 V Storch Priapulida In F W Harrison E E Ruppert Hrsg Microscopic Anatomy of Invertebrates Wiley Liss 1991 S 333 M A Wills Cambrian and recent disparity The picture from priapulids In Paleobiology 24 1998 S 177 Einzelnachweise Bearbeiten T C Shirley amp V Storch 1999 Halicryptus higginsi n sp Priapulida a giant new species fom Barrow Alaska Invertebrate Biology Vol 118 No 4 404 413 Peter Ax 2001 Das System der Metazoa III Spektrum Heidelberg 283 p Stephen Q Dornbos amp Jun Yuan Chen Community palaeoecology of the early Cambrian Maotianshan Shale biota Ecological dominance of priapulid worms Palaeogeography Palaeoclimatology Palaeoecology 258 2008 200 212 doi 10 1016 j palaeo 2007 05 022 J van der Land amp A Norrevang 1985 Affinities and intraphyletic relationships of the Priapulida in Conway Morris S George J D Gibson R amp Platt H M eds The origins and relationships of lower invertebrates The Systematic Association Special Volume 28 Clarendon Press Oxford pp 261 273 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Priapswurmer Priapulida Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Priapuliden Seite von C Lemburg mit ausfuhrlichen Informationen zum Taxon nbsp Dieser Artikel wurde am 6 Januar 2005 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen Normdaten Sachbegriff GND 4575868 2 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Priapswurmer amp oldid 235373029