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Saprobionten altgriechisch sapros sapros faul verfault sind heterotrophe Organismen die in toter sich zersetzender organischer Substanz leben also zum Beispiel der Streuschicht von Waldern in Faulschlamm Kot Aas oder Mulm Dies schliesst auch die in diesem Substrat lebenden Pradatoren und Parasiten mit ein 1 Mistkafer Geotrupidae Spezialisten fur tierische ExkrementeRegenwurmer sind ein klassisches Beispiel fur Saprobionten wie SaprophageDie Fleischfliege Sarcophaga carnariaDestruenten im StoffkreislaufOrganismen die sich vom toten Material selbst ernahren heissen Saprophage Die zugehorige Lebensweise wird manchmal als saprobiontisch bezeichnet Wenige Autoren verwenden den Begriff Saprobionten auch anders als Oberbegriff fur Saprophyten und Saprophage 2 Inhaltsverzeichnis 1 Begriffe 2 Okologische Bedeutung 3 Beispiele 4 Symbiosen 5 Einzelnachweise 6 WeblinksBegriffe BearbeitenIm Umfeld der Saprobionten gibt es eine Vielzahl von Begriffen mit teils ahnlicher und uberschneidender Bedeutung saprophil sind Organismen Pflanzen oder Tiere die an oder in toten organischen Substanzen leben 1 saprotroph sind Organismen die die tote organische Substanz als Nahrung nutzen 1 Der Begriff ist vor allem fur Pilze ublich 3 saprophag auch saprovor sind Organismen die tote organische Substanz fressen Hier werden von einigen Autoren Untergruppen unterschieden 1 Phytosaprophage oder Saprophage im engeren Sinne fressen totes pflanzliches Material Gleichbedeutend ist detritivor auch detritophag abgeleitet vom Begriff Detritus Zoosaprophage sind allgemein Organismen die sich von toter Substanz tierischer Herkunft ernahren Der Begriff wird insbesondere in der Parasitologie verwendet um Arten zu bezeichnen die sich von absterbendem oder gerade abgestorbenem Gewebe ernahren etwa im nekrotischen Gewebe vereiterter Wunden 1 Koprophage fressen tierische Exkremente Nekrophage fressen tierische Kadaver Saprophyten 4 beinhalten Bakterien saprophytische Pilze 5 sowie einige Pflanzen die nicht oder nur eingeschrankt zur Photosynthese fahig sind und daher von abgestorbener organischer Materie leben Einige Blutenpflanzen aus der Familie der Orchideen wie zum Beispiel die Korallenwurz zahlen ebenfalls zu den Saprophyten 6 Saprobier oder auch Saprobien sind aquatische im Susswasser lebende Arten die im Rahmen des sog Saprobiensystems als Bioindikatoren fur die Klassifizierung der Gewassergute herangezogen werden 7 Die Saprobier umfassen sowohl saprophage Arten als auch Pflanzenfresser und Rauber mit einer Vielzahl unterschiedlicher Vorzugshabitate und Lebensweisen Die meisten von ihnen sind also nicht saprobiont Okologische Bedeutung BearbeitenSaprophage sorgen fur einen geschlossenen Stoffkreislauf in einem Okosystem Sie schliessen das anfallende organische Material auf und nutzen die dabei anfallenden organischen Molekule fur ihren eigenen Energie und Baustoffwechsel Da sie selbst wieder Teil des Nahrungsnetzes eines Okosystems sind werden diese organischen Stoffe dem biogenen Stoffkreislauf zugefuhrt Saprophage kann man funktionell in zwei Gruppen unterteilen Mineralisierer Faulniserregende saprogene Sauerstoff benotigende aerobe Bakterien und Pilze bauen die organischen Nahrstoffe zu anorganischen Stoffen wie Kohlenstoffdioxid oder Nitraten ab die von den Pflanzen als Primarproduzenten fur die Umwandlung in organische Stoffe Assimilation benotigt werden Funktional werden sie auch als Destruenten bezeichnet Zerkleinerer Durch Zerkleinern des toten organischen Materials und Ausscheiden von nahrstoffhaltigem Feinmaterial Kot sorgen diese Tiere fur eine vergrosserte Oberflache fur den Angriff der Bakterien und Pilze und damit fur einen beschleunigten Abbau und Stoffkreislauf Hierzu gehoren Aasfresser Nekrophagen wie Aaskafer Krebstiere oder Geier Totholzfresser wie die Termiten oder der Gescheckte Nagekafer Substratfresser wie der Wattwurm und Regenwurm und Kotfresser Koprophagen wie der Pillendreher Saprophage sind Teil von Organismengemeinschaften Biozonosen die an Land terrestrische Okosysteme fur die Humusbildung sorgen und in Gewassern aquatische Okosysteme fur die Bildung von Faulschlammschichten Sapropele verantwortlich sind Von den im Boden lebenden Organismen Edaphon machen die saprophagen Tierarten in der Regel einen ganz erheblichen Anteil aus Neben der Ernahrung von Falllaub Totholz Streu und Humus die auf abgestorbene Teile von Pflanzen zuruckgehen ist ein entscheidender Teil ihrer Ernahrungsbasis die Biomasse der darin lebenden mineralisierenden Bakterien und Pilze Sie sind also zu einem grossen Anteil eigentlich Pilzfresser mycetophag und Bakterienfresser manchmal als mikrophytophag bezeichnet nehmen diese aber nicht gezielt sondern als Bestandteil der zersetzten Pflanzenbiomasse mit auf so dass diese Gruppen in der Regel gemeinsam behandelt werden In mitteleuropaischen Waldboden sind die wichtigsten saprophagen Bodenbewohner die Schalenamoben Thecamoeba oder Testacea die Fadenwurmer Nematoda die Enchytraen Enchytraeidae die Regenwurmer Lumbricidae viele Milben Acari insbesondere Hornmilben die Springschwanze Collembola sowie die Larven von Zweifluglern Diptera und Kafern Coleoptera 8 Beispiele BearbeitenBeispiele fur Saprobionten die im Tierreich zur sogenannten Aasfauna zahlen sind verschiedene Fadenwurmer Aaskafer wie der Totengraber Nicrophorus die Larven diverser Fliegenarten wie Schmeissfliegen Calliphoridae und Fleischfliegen Sarcophagidae sowie verschiedene Milben 9 Symbiosen BearbeitenSaprobionte Mikroorganismen leben als Symbionten im Verdauungstrakt von Saugern Rinder Mensch und Insekten Termiten Dort zersetzen sie organische Stoffe die durch die Verdauungsenzyme des Wirtstieres nicht zerlegt werden konnen Gefasspflanzen die wenig oder gar kein Chlorophyll besitzen und keine Haustorium Parasiten sind wurden fruher als Saprophyten bezeichnet 10 Allerdings konnte nie nachgewiesen werden dass Gefasspflanzen sich direkt etwa durch enzymatisches Aufschliessen von toter organischer Bodensubstanz Detritus ernahren konnen 11 Denkbar ist allenfalls eine parasitische Symbiose mit saprotrophen Pilzen Aber auch diese Moglichkeit ist nur in ganz wenigen Fallen tatsachlich belegt 12 Stattdessen leben die meisten myko heterotrophen Pflanzen in parasitarer Symbiose mit Ektomykorrhizapilzen und beziehen organische Kohlenstoffverbindungen indirekt von deren Symbiosepartnern den Waldbaumen 13 Diese Ernahrungsweise unterscheidet sich fundamental von der Saprotrophie sie wird als Epiparasitismus bezeichnet 10 Beispiele sind die beiden Fichtenspargel Arten sowie die Orchideen Korallenwurz Vogel Nestwurz und Violetter Dingel Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e Matthias Schaefer Worterbuch der Okologie 4 neu bearbeitete und erweiterte Auflage Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg u a 2003 ISBN 3 8274 0167 4 S 301 f Ulrich Gisi Bodenokologie Thieme Verlag Stuttgart und New York 1990 ISBN 3 13 747201 6 S 77 Amy R Tuininga Interspecific Interaction Terminology From Mycology to General Ecology In John Dighton James F White Jr James White Peter Oudemans Hrsg The Fungal Community Its Organization and Role in the Ecosystem Mycology Series 23 3rd edition Taylor amp Francis Boca Raton FL u a 2005 ISBN 0 8247 2355 4 S 265 286 Lexikon der Biologie Saprophyten Spektrum der Wissenschaft aufgerufen am 14 November 2021 Pilze Der Saprophyt Universitat Munster aufgerufen am 15 November 2021 Erich Oberdorfer Pflanzensoziologische Exkursionsflora fur Suddeutschland und die angrenzenden Gebiete 8 Auflage 2001 Ulmer Verlag Stuttgart DIN 38410 1 Deutsche Einheitsverfahren zur Wasser Abwasser und Schlammuntersuchung Biologisch okologische Gewasseruntersuchung Gruppe M Teil 1 Bestimmung des Saprobienindex in Fliessgewassern M 1 2004 Abschnitt 3 Begriffe Heinz Ellenberg Robert Mayer Jurgen Schauermann Okosystemforschung Ergebnisse des Sollingprojekts 1966 1986 Ulmer Verlag Stuttgart 1986 ISBN 3 8001 3431 4 Lexikon Nekrophagie Bionity aufgerufen am 14 November 2021 a b Jonathan R Leake The biology of myco heterotrophic saprophytic plants In The New Phytologist Bd 127 Nr 2 1994 S 171 216 doi 10 1111 j 1469 8137 1994 tb04272 x Jonathan R Leake Plants parasitic on fungi unearthing the fungi in myco heterotrophs and debunking the saprophytic plant myth In The Mycologist Bd 19 Nr 3 2005 S 113 122 doi 10 1017 S0269 915X 05 00304 6 D Lee Taylor Thomas D Bruns Jonathan R Leake David J Read Mycorrhizal Specificity and Function in Myco heterotrophic Plants In Marcel G A van der Heijden Ian R Sanders Hrsg Mycorrhizal Ecology Ecological Studies Analysis and Synthesis Bd 157 Springer Berlin u a 2002 ISBN 3 540 42407 5 Kapitel 15 doi 10 1007 978 3 540 38364 2 15 Jonathan R Leake Myco heterotroph epiparasitic plant interactions with ectomycorrhizal and arbuscular mycorrhizal fungi In Current Opinion in Plant Biology Bd 7 Nr 4 2004 S 422 428 doi 10 1016 j pbi 2004 04 004 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Saprophyt Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Wiktionary Saprozoon Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Normdaten Sachbegriff GND 4179104 6 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Saprobiont amp oldid 231185648