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Die Bauchharlinge oder Flaschentierchen Gastrotricha von altgr gasthr gaster Magen und 8ri3 Gen trixos thrix trichos Haar sind 0 06 bis 1 5 mm lange vielzellige Bewohner von Sussgewassern und Meeren BauchharlingeEin BauchharlingSystematikohne Rang Vielzellige Tiere Metazoa ohne Rang Bilateriaohne Rang Urmunder Protostomia Stamm BauchharlingeWissenschaftlicher NameGastrotrichaMetschnikoff 1864ohne RangChaetodontia MacrodasydiaLepidodermella squamatum Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 1 1 Ausseres Erscheinungsbild 1 2 Verdauungs und Ausscheidungsorgane 1 3 Bewegungsapparat 1 4 Nervensystem 2 Fortpflanzung und Lebenszyklus 3 Verbreitung 4 Systematische Einordnung 5 Einzelnachweise 6 Literatur 7 WeblinksMerkmale BearbeitenAusseres Erscheinungsbild Bearbeiten In ihrem Erscheinungsbild ahneln sie den Ciliaten Wimpertieren wie z B dem Pantoffeltierchen Der Korperbau ist im Allgemeinen langlich mit einer je nach Art unterschiedlich ausgepragten Verdickung die ausgehend von Kopf etwa auf halber Korperhohe beginnt und dem Tier so seine flaschenahnliche Form gibt Charakteristisch ist das Paar von stachelformigen Zehenfortsatzen am hinteren Korperende welche mit ihren Klebedrusen der Anhaftung an eine Unterlage dienen Die flache Bauchseite ist besetzt mit Zilien mit denen sich die Tiere gleitend uber den Untergrund bewegen konnen Auch am Kopf befinden sich in der Regel vier Cilien Buschel die es dem Bauchharling neben ihrer unterstutzenden Funktion bei der Nahrungsaufnahme erlauben fur kurze Zeit frei im Wasser zu schwimmen Die Korperoberflache wird durch ein Synzytium also die Verschmelzung vieler Zellen zu einer mehrkernigen Grosszelle und die davon abgeschiedene Kutikula gebildet Die in Platten angeordnete teilweise mit Stacheln und anderen Ausbuchtungen versehene Kutikula bietet Stabilitat schrankt die Bewegungsfreiheit aufgrund ihrer Fugen jedoch kaum ein und bedeckt einzigartig im Tierreich auch die Zilien Verdauungs und Ausscheidungsorgane Bearbeiten Ahnlich den Nematoden nehmen die Bauchharlinge ihre Nahrung bestehend aus Algen Bakterien kleinen Protozoen und Detritus auf indem sie mit ihrem als Saugpumpe funktionierenden Pharynx Schlund einen Unterdruck erzeugen der die Beute in die Mundoffnung einstromen lasst Zu diesem Zweck ist der Pharynx neben einigen Zellen die Verdauungssekrete abgeben primar aus radiar verlaufenden Muskelfasern aufgebaut Dadurch kann die Lumenweite verandert werden was zur Erzeugung der Druckunterschiede fuhrt Neben den in der Wand eingelagerten Verdauungsdrusen munden in den Pharynx zudem noch die Ausfuhrungsgange der paarig angelegten Speicheldrusen Der sich dem Pharynx anschliessende Darm verlauft in gerader Richtung bis zum After Als Ausscheidungsorgane dienen neben dem Darmausgang die je nach Art ein oder mehrpaarig angelegte Protonephridien deren Ausfuhrungsgange etwa in der Korpermitte enden Bewegungsapparat Bearbeiten Der aktive Bewegungsapparat ist ausschliesslich aus longitudinalen Muskelzugen aufgebaut Die Verteilung ist dabei artubergreifend sehr konstant Eine ventrale Gruppe bestehend aus einem in eigentlichen Sinne ventralen Muskelzug und einem auf jeder Korperseite angelegten Strang zieht sich uber die gesamte Korperlange Dem gegenuber steht eine in ihrer Langenausdehnung etwas kurzere dorsale Gruppe die je nach Art aus zwei bis drei Paaren von Muskelzugen besteht Da die Bauchharlinge kein Skelett und Muskelhilfseinrichtungen wie Sehnen besitzen resultiert die einzige der aktiven Verkurzung im Langsrichtung durch die Muskeln entgegenwirkende Kraft aus dem Druck der Flussigkeit im Korperinneren Nervensystem Bearbeiten Das Gehirn ist in Hohe des Pharynx angelegt und liegt diesem auf Mit seiner relativ grossen Ausdehnung fullt es einen bedeutenden Anteil des Kopfes aus Ihm entspringt ein paariger Nervenstrang der beidseitig zur Peripherie verlauft Fortpflanzung und Lebenszyklus BearbeitenDie Fortpflanzung der Bauchharlinge erfolgt artabhangig entweder uber den Weg der Parthenogenese Jungfernzeugung oder aber geschlechtlich Bei den Macrodasyida liegt stets Zweigeschlechtlichkeit vor wahrend die Chaetonoidea Hermaphroditen sind also sowohl mannliche als auch weibliche Gonaden besitzen und auch haufig Parthenogenese vorkommt Die genaue Deutung der Geschlechtsorgane ist dabei oft schwierig Die Paarung wurde nur bei einigen Arten beobachtet Spermien werden entweder in den Partner injiziert oder aussen angeheftet Sie konnen nur eine geringe Anzahl an reifen Eiern gleichzeitig bereitstellen da diese sehr gross und dotterreich sind Uber die neben den After mundenden Eileiter werden sie einzeln abgelegt Die Embryonalentwicklung verlauft sehr schnell sodass die Jungtiere schon etwa zwei Tage nach der Eiablage schlupfen Ein Larvenstadium existiert nicht und auch die Zellzahl verandert sich vom Schlupfen an ausser bei der Heilung von Verletzungen nicht mehr Jedoch nimmt die Zellgrosse in der Entwicklung zum adulten Tier zu Dieser Prozess ist nach ungefahr zwei Tagen abgeschlossen und die Tiere sind fortpflanzungsfahig Die Lebensdauer variiert je nach Art zwischen 3 und 21 Tagen Im Labor konnte auch eine Lebensdauer von bis zu 40 Tagen beobachtet werden Neben den normalen Eiern Subitaneier konnen die Bauchharlinge zudem Dauereier ablegen um so den Weiterbestand der Population uber langere Trocken und Kalteperioden sicherstellen zu konnen Verbreitung BearbeitenDie Bauchharlinge sind weltweit verbreitet Sie leben auf dem Boden der Gewasser und sind dort Teil der Meiofauna Meist sind sie im Luckensystem zwischen den Sand und Schlammpartikeln des Benthals zu finden sowohl im Susswasser als auch im Mesopsammon der marinen Sedimente Fallweise bewohnen sie auch die Oberflache von Wasserpflanzen oder anderen Objekten unter dem Wasserspiegel Manche Arten leben auch an Land in feuchtem Laub Austrocknung konnen sie im Ei uberleben einige Arten konnen bei ungunstigen Bedingungen auch Dauerstadien in Form von Zysten bilden 1 In marinen Sedimenten wurden bis zu 364 Bauchharlinge auf zehn Quadratzentimetern Bodenflache gefunden Damit bilden sie neben den Fadenwurmern Nematoda und Ruderfusskrebsen Copepoda eine der individuenreichen Tiergruppen in diesem Lebensraum Im Susswasser erreichen sie eine Dichte von bis zu 158 Individuen pro zehn Quadratzentimetern 2 In verschiedenen Flussen Deutschlands wurden je nach Zustand des Gewassers 7 bis 23 verschiedene Arten von Bauchharlingen gefunden Eine noch grossere Artenvielfalt findet man in stehenden Gewassern wo bis zu 45 Arten wie beispielsweise im Grossenmoor in Hessen beobachtet wurden In Kanada wo es grosse naturbelassene Feuchtgebiete gibt kann diese Artenzahl bis zu 64 betragen Viele Arten sind wegen ihrer Kleinheit und durch die Tatsache dass sie saisonal oft nur wahrend einer kurzen Zeitspanne auftreten noch unbeschrieben 3 Systematische Einordnung BearbeitenDie phylogenetische Einordnung der Bauchharlinge ist unklar Aufgrund ihrer Morphologie scheinen sie mit den Rotiferen Radertierchen oder Nematoden Fadenwurmer verwandt zu sein Neuere genetische Studien liefern jedoch Hinweise auf eine Verwandtschaft mit den Plattwurmern Plathelminthes Diese konnten ihre Schwestergruppe sein 4 5 Die fruher verbreitete Annahme die Bauchharlinge hatten eine Leibeshohle Coelom ist mittlerweile widerlegt Es handelte sich bei diesen Beobachtungen um Praparationsartefakte die im Zusammenhang mit dem sehr lockeren Bindegewebsnetz im Korperinneren entstanden sind Nach heutigen Erkenntnissen handelt es sich bei den Gastrotricha also um Acoelomaten Es sind etwa 830 einzelne Arten 2 in zwei Gruppen bekannt Die Macrodasyida leben marin sind zweigeschlechtlich haben einen umgekehrt Y formigen Pharynx mit einem Paar Pharyngealporen und zahlreiche Kleberohren lateral am Korper Die Chaetonotida sind marin im Susswasser oder terrestrisch zu finden Sie sind zweigeschlechtlich wie die Neodasys Arten und die marine Familie der Xenotrichulidae oder zwittrig Die terrestrischen Arten pflanzen sich rein parthenogenetisch fort Ihr Pharynx ist Y formig ohne Poren und nur ein Paar Klebrohren und sitzt hinten am flaschenformigen Korper Einzelnachweise Bearbeiten Sina M Adl The Ecology of Soil Decomposition CABI Publishing 2003 S 52 ISBN 0 85199 661 2 a b Gastrotricha Overview Department of Biology Universitat Modena Italien abgerufen am 12 August 2017 Peter Schwank amp Tobias Kanneby Contribution to the freshwater gastrotrich fauna of wetland areas of southwestern Ontario Canada with redescriptions of seven species and a check list for North America Zootaxa 3811 4 S 463 490 Juni 2014 Christopher E Laumer Nicolas Bekkouche Alexandra Kerbl Freya Goetz Ricardo C Neves Martin V Sorensen Reinhardt M Kristensen Andreas Hejnol Casey W Dunn Gonzalo Giribet Katrine Worsaae 2015 Spiralian Phylogeny Informs the Evolution of Microscopic Lineages Current Biology 25 2000 2006 doi 10 1016 j cub 2015 06 068 Torsten H Struck Alexandra R Wey Fabrizius Anja Golombek Lars Hering Anne Weigert Christoph Bleidorn Sabrina Klebow Nataliia Iakovenko Bernhard Hausdorf Malte Petersen Patrick Kuck Holger Herlyn Thomas Hankel 2014 Platyzoan Paraphyly Based on Phylogenomic Data Supports a Noncoelomate Ancestry of Spiralia Molecular Biology and Evolution 31 7 1833 1849 doi 10 1093 molbev msu143Literatur BearbeitenWilfried Westheide und Reinhard Rieger Hrsg Spezielle Zoologie Teil 1 Einzeller und Wirbellose Tiere 2 Auflage Elsevier Munchen 2007 ISBN 3 8274 1575 6Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Bauchharlinge Gastrotricha Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bauchharlinge amp oldid 224265038