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Die Einteilung der Lebewesen in Systematiken ist kontinuierlicher Gegenstand der Forschung So existieren neben und nacheinander verschiedene systematische Klassifikationen Das hier behandelte Taxon ist durch neue Forschungen obsolet geworden oder ist aus anderen Grunden nicht Teil der in der deutschsprachigen Wikipedia dargestellten Systematik Die Jochpilze Zygomyzeten oder Zygomycota bildeten bis 2007 eine Abteilung innerhalb des Reichs der Pilze Sie sind nach den bei der geschlechtlichen Vermehrung auftretenden jochartigen Strukturen benannt Ein Jochpilz auf einer BrotscheibeOb die Jochpilze eine naturliche Gruppe bilden ist umstritten Moglicherweise handelt es sich um ein paraphyletisches Taxon es umfasst dann nicht alle Nachkommen ihres letzten gemeinsamen Vorfahren Die engsten Verwandten der Jochpilze sind nach heutigem Kenntnisstand entweder die Topfchenpilze Chytridiomycota oder die von Schlauchpilzen Ascomycota und Standerpilzen Basidiomycota gebildete Gruppe Dikarya Inhaltsverzeichnis 1 Aufbau 2 Okologie 3 Verbreitung 4 Fortpflanzung 5 Systematik 6 Einzelnachweise 7 WeblinksAufbau Bearbeiten nbsp Unseptierte Hyphen eines JochpilzesWie die meisten Pilze bilden die Jochpilze ein verzweigtes Myzel aus mikroskopisch feinen Faden den Hyphen welches sich im Erdreich oder in bzw auf einem anderen Substrat ausbreitet oder bei parasitischen Arten in Wirtsorganismen einwachst Im Unterschied zu den Standerpilzen und Schlauchpilzen sind die Hyphen der Jochpilze zumeist nicht durch Trennwande Septen in Zellen untergliedert sondern vielkernig coenocytisch Nur die der Fortpflanzung dienenden Sporangien sind durch Septen abgetrennt Das Myzel ist oft uber zahlreiche Rhizoide im Substrat oder auf dem Wirt verankert Diese konnen ihrerseits durch Laufhyphen miteinander verbunden sein Wie auch bei den Schlauchpilzen Ascomyceten und den Standerpilzen Basidiomyceten enthalten die Zellwande Chitin 1 Okologie BearbeitenJochpilze leben sowohl saprobiontisch das heisst auf abgestorbenen Pflanzen oder Tierresten Samen oder Fruchten als auch parasitisch Die saprobiontischen Arten ernahren sich von aus der Umgebung aufgenommenen Substanzen wobei sie Makromolekule durch ausgeschiedene Enzyme aufschliessen Die Wirte der parasitischen Arten konnen Tiere Pflanzen oder auch andere Pilze sein Eine hoch entwickelte und sehr spezielle Form des Parasitismus ist der Fusionsparasitismus der Mucorales Arten dessen Opfer Pilze derselben Ordnung sind Einen besonders interessanten Fall bilden die Pilze der Art Zoophagus tentaclum Sie lassen sich ohne Ubertreibung als fleischfressende Pilze bezeichnen Dazu bilden sie aus Hyphen bestehende kleine Schlingen in denen sich zum Beispiel Fadenwurmer verfangen konnen Durch Beruhrungsreize zieht sich die Schlinge zu hindert ein Entkommen der Beute und wachst dann langsam in das Opfer ein das nun nach Pilzart durch kraftige Enzyme von innen zersetzt wird Andere Pilzarten setzen klebrige Strukturen zum Beutefang ein Durch das haufige Vorkommen in stickstoffarmen Boden ist es wahrscheinlich dass wie auch bei den meisten fleischfressenden Pflanzen die Beute weniger zur Gewinnung von Stoffwechselenergie sondern mehr zum Ausgleich des Stickstoffhaushalts gefangen wird Daneben gehen manche Jochpilze symbiotische Lebensgemeinschaften mit Pflanzen ein sie wirken als Mykorrhizae Das bedeutet dass sie der Pflanze an deren Wurzeln bei der Aufnahme von Nahrstoffen aus dem Boden behilflich sind und als Ausgleich dafur von dieser Photosynthese Produkte wie etwa energiereiche Kohlenhydrate erhalten Daneben wehren Mycorrhizae oft andere Pilze ab die ihre Wirtspflanze als Parasiten befallen konnten Auch der oben beschriebene Fang von pflanzenschadigenden Fadenwurmern kann dieser Funktion dienen Verbreitung BearbeitenJochpilze sind fast ausnahmslos landlebend Sie finden sich in den Boden aller Kontinente mit moglicher Ausnahme der Antarktis Parasitische Arten sind naturgemass auf das Verbreitungsgebiet ihres Wirtes beschrankt Fortpflanzung Bearbeiten nbsp Sporangien eines JochpilzesJochpilze konnen sich sowohl ungeschlechtlich als auch geschlechtlich vermehren Mit Ausnahme der bei der geschlechtlichen Fortpflanzung auftretenden Zygosporen sind sie haploid besitzen also nur einen einfachen Chromosomensatz Bei der ungeschlechtlichen Vermehrung werden in spezialisierten Strukturen den Sporangien Sporen gebildet die einzeln durch den Wind oder tierische Ubertrager verbreitet manchmal auch als Sporenpaket regelrecht abgeschossen werden Aus ihnen entwickelt sich bei geeigneten Verhaltnissen wieder ein mit dem Ausgangsorganismus genetisch identisches Individuum Die ungeschlechtlichen Fortpflanzungsstrukturen auch Anamorphen genannt sind innerhalb der Jochpilze extrem vielfaltig ausgebildet Dagegen ist die geschlechtliche Fortpflanzung bei der es zur Rekombination der genetischen Information zweier Organismen kommt verhaltnismassig einheitlich Die beiden Individuen mussen allerdings einem unterschiedlichen Paarungstyp einer Art Pilzgeschlecht angehoren der sich aber meist ausserlich nicht bestimmen lasst und daher auch nicht als mannlich oder weiblich sondern schlicht als Plus oder Minus Typ bezeichnet wird Dieser Fortpflanzungsmechanismus wird als Heterothallie bezeichnet Bei den Jochpilzen kommt jedoch auch der Mechanismus der Homothallie vor nbsp Das namengebende Joch Verschmelzung zweier Gametangien Der Balken misst 0 1 mm Eingeleitet wird der als Konjugation bezeichnete Prozess durch Pheromone genannte Botenstoffe Zwischen den beteiligten Hyphen bilden sich nun jochartige Brucken aus Dazu wachsen zunachst aus beiden Zellfaden spezielle Strukturen die Gametangien heraus und aufeinander zu Beruhren sich diese wachsen sie uberraschend voneinander weg aber nur um durch eine Schleifendrehung umso sicherer wieder aufeinanderzutreffen Es kommt dann erst zu einer Schwellung an der Beruhrungsflache darauf lost sich dort die Trennwand auf und es kommt zur Plasmogamie das heisst die Zellplasma Anteile der Gametangien fliessen zusammen wahrend die zahlreichen ursprunglich in diesen enthaltenen Zellkerne vorerst noch voneinander getrennt bleiben nbsp Spateres Stadium mit einer unreifen Zygospore in der Mitte Die Schwellung kapselt sich jetzt durch zwei Trennwande von den Gametangien ab und entwickelt sich zur fur die Jochpilze charakteristischen Zygospore weiter einem gegen widrige Umwelteinflusse gut gerusteten kugelformigen dickwandigen schwarzen Sporenbehalter Der Name Zygospore fur diese Struktur ist etwas irrefuhrend da es sich bei ihr eigentlich nicht um eine Spore im engeren Sinne handelt Diese Zygospore ist zunachst noch durch die jetzt Suspensoren genannten ehemaligen Gametangien mit den Elternorganismen verbunden Die aus Suspensoren und Zygospore bestehenden geschlechtlichen Fortpflanzungsstrukturen heissen im Gegensatz zu den oben angesprochenen Anamorphen auch Teleomorphen Innerhalb der Zygospore findet schliesslich zwischen je zwei Kernen die Kernverschmelzung Karyogamie statt der aber fast immer sofort die Meiose genannte Reifeteilung folgt so dass der durch zwei vollstandige Chromosomensatze charakterisierte diploide Zustand im Lebenszyklus der Jochpilze nur ausserst kurz andauert Die neu entstandenen haploiden Tochterkerne werden nun mit etwas Zellplasma als haploide Geschlechtssporen verpackt und bei geeigneten Umweltbedingungen freigesetzt Systematik BearbeitenPhylogenetische Studien haben ergeben dass die Jochpilze keine naturliche Verwandtschaftsgruppe sind 2 Daher wurden die Jochpilze 2007 als Taxon moglicherweise vorlaufig aufgelassen und ihre Ordnungen auf mehrere Abteilungen und Unterabteilungen aufgeteilt 3 Vergleiche hierfur Systematik der Pilze Die etwa 1000 bekannten Arten teilen sich in zwei Klassen auf die weiter in zwolf Ordnungen untergliedert werden Die Zygomycetes sind die grossere der beiden Klassen mit acht Ordnungen Basidiobolales Dimargaritales Endogonales Die nach dem Mycologen Kickx benannten Kickxellales zeigen eine fur Jochpilze ungewohnliche Eigenschaft septierte Hyphen Ihre ungeschlechtlichen Fortpflanzungsvorrichtungen die Anamorphen sind zum Teil hochkomplex Mortierellales Die Mucorales sind fast ausschliesslich Saprobionten leben also von totem Material Zu ihnen gehort auch der Gemeine Brotschimmelpilz Rhizopus stolonifer der nicht nur Brot sondern als Wattefaule auch Fruchte wie beispielsweise Erdbeeren befallt und andere Rhizopus Arten sowie Mucor Arten und die Gattung 4 Absidia Eine besonders interessante Gruppe bilden die Hutwerfer Pilobolus die ihre Vermehrungssporen gezielt uber zwei Meter weit in Richtung des Sonnenlichtes schiessen konnen und dazu uber ein effektives Photorezeptor System verfugen Auch die Zoopagales leben meist als Parasiten hier sind die Wirte meist Amoben Fadenwurmer oder andere Protisten und Kleintiere aber auch andere Pilze zahlen zu ihren Opfern Die oben angefuhrte fleischfressende Art Zoophagus tentaclum gehort zu dieser Ordnung Die Trichomycetes leben fast alle kommensal das heisst ohne Auswirkungen auf den Wirtsorganismus selten auch parasitisch im Korperinneren von Gliederfussern Arthropoda wie Insekten Insecta Tausendfussern Myriapoda oder Krebstieren Crustacea Zu ihnen gehoren vier Ordnungen und sieben Familien Die Harpellales die Asellariales und die Eccrinales gelten als eng miteinander verwandt Die Amoebidiales bilden dagegen eine recht obskure und umstrittene Gruppe Einzelnachweise Bearbeiten John Webster Pilze eine Einfuhrung Springer Berlin Heidelberg 1983 Seite 175 T Y James et al Reconstructing the early evolution of Fungi using a six gene phylogeny In Nature Band 443 19 Oktober 2006 S 818 822 doi 10 1038 nature05110 D S Hibbett et al A higher level phylogenetic classification of the Fungi PDF 1 3 MB In Mycological Research Band 111 Nr 5 Mai 2007 S 509 547 doi 10 1016 j mycres 2007 03 004 Schimmelpilz Fachzentrum Absidia Schimmelpilzgattung Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Zygomycota Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Bestimmungsschlussel fur die Familien der Zygomycota englisch Zygomycota beim Tree of Life Web Project englisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jochpilze amp oldid 234185750