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Konjugation von lateinisch coniugare paarweise zusammenbinden bezeichnet in der Mikrobiologie die Ubertragung von Teilen des Genoms von einer Spenderzelle Donor auf eine Empfangerzelle Rezipient durch direkten Zellkontakt Daruber hinaus wird die Bezeichnung in der Mykologie der Lehre von den Pilzen fur die geschlechtliche Verschmelzung spezialisierter Pilzhyphen verwendet Inhaltsverzeichnis 1 Konjugation bei Prokaryoten 1 1 Gramnegative Bakterien 1 2 Grampositive Bakterien 1 3 Archaen 1 4 Episome 1 5 Ubertragung chromosomaler Gene ins Plasmid 1 6 F Plasmid 1 7 Gen Kartierung 2 Konjugation bei Protisten 3 Siehe auch 4 Literatur 5 EinzelnachweiseKonjugation bei Prokaryoten BearbeitenDie Konjugation bei Prokaryoten ist ein Beispiel fur Parasexualitat und ist bei ihnen auch weit uber die Artgrenzen hinweg moglich Dabei konnen beispielsweise Gene fur Antibiotikaresistenzen Toxine und Kolonisierungsfaktoren von einer fur den Menschen harmlosen Spezies auf eine pathogene Spezies ubertragen werden Auch Gene fur die Ausbildung von Wurzelknollchen und Bakteriozine werden durch Konjugation ubertragen Es gibt ausserdem Falle in denen Desoxyribonukleinsaure DNS von Prokaryoten auf Eukaryoten ubertragen wird z B ubertragt das Bakterium Agrobacterium tumefaciens sog Ti Plasmide in verwundete Stellen bestimmter Pflanzen In Experimenten wurden auch Konjugationen von Escherichia coli auf die Backerhefe Saccharomyces cerevisiae und auf Eizellen von Hamstern nachgewiesen 1 Entdeckt wurde der Vorgang der Konjugation 1946 von Joshua Lederberg und Edward Tatum bei Escherichia coli Gramnegative Bakterien Bearbeiten nbsp Austausch des F Plasmids durch KonjugationDie Konjugation bei gramnegativen Bakterien wird von Plasmiden meist in sich geschlossenen DNA Molekulen mit nicht essentiellen Genen gesteuert Konjugative Plasmide tragen die spezifischen Informationen der Konjugationsmechanismen d h die dafur codierenden Gene in der tra Region tra fur Transfer darunter eine Relaxase zum einzelstrangigen Schnitt der zu ubertragenden DNA Nicht alle Plasmide haben eine tra Region es gibt also auch nicht konjugative Plasmide Eine Donorzelle ist eine Zelle mit einem konjugativen Plasmid sie kann mit einem F Pilus einem fadenformigen Zellanhangsel welches ebenfalls durch Gene auf dem Plasmid codiert wird Kontakt zu einer Zelle aufnehmen die dieses Plasmid nicht hat dem Rezipienten Nach der Kontaktaufnahme wird der Pilus abgebaut bis sich die beiden Zellen beruhren An der Beruhrungsstelle wird eine Konjugationsbrucke gebildet deren Aufbau bisher nicht geklart ist Durch diese wird einer der beiden DNA Strange des Plasmiden in den Rezipienten ubertragen Dies erfolgt bei ringformigen Plasmiden meist uber den rolling circle Mechanismus dabei wird ein DNA Strang an einer spezifischen Stelle gebrochen abgerollt und in den Rezipienten transferiert Bereits wahrend des Abrollens wird der abgegebene Strang im Donor durch Synthese ersetzt Nach der Ubertragung wird der einzelne Strang im Rezipienten zum Doppelstrang erganzt und die Plasmidform eingenommen Am Ende der Konjugation besitzen beide Zellen das konjugative Plasmid und sind damit beide Donoren Bei der Ubertragung des Plasmidstranges konnen auch weitere Plasmide auch nicht konjugative transferiert werden Diese benotigen jedoch sogenannte mob Gene um den Pilus ebenfalls zu nutzen Dieses Phanomen wird als Mobilisierbarkeit bezeichnet 2 Grampositive Bakterien Bearbeiten Grampositive Bakterien konnen die Konjugation anstatt uber Plasmide auch uber konjugative Transposons vermitteln Im Gegensatz zu den gramnegativen Bakterien bilden sie keine Sexpili aus Die potentiellen Rezipienten scheiden Pheromone aus die Donoren dazu anregen ein sog Aggregationsprotein zu bilden durch welches sich die beiden Partner aneinanderheften konnen Dann kann DNA ubertragen werden Die Vorgange der Konjugation sind bei den grampositiven noch weniger erforscht als bei gramnegativen Bakterien 3 Die Konjugation von Milchsaurestreptokokken entdeckten Michael Teuber und S Geis 4 Archaen Bearbeiten Auch bei Archaen der Gattung Sulfolobus wurden konjugative Plasmide entdeckt Der genaue Ablauf der Konjugation ist hier jedoch kaum bekannt Da die genetische Ausstattung der Plasmide sich erheblich von denen bakterieller Plasmide zu unterscheiden scheint wird angenommen dass sich auch die Mechanismen der archaalen Konjugation deutlich von denen der bakteriellen Konjugation unterscheiden 5 Episome Bearbeiten Hat ein Plasmid bestimmte Sequenzen in der DNA Insertionssequenzen IS die homolog zu Sequenzen im Bakterienchromosom sind kann das Plasmid in das Chromosom eingebaut werden Solche Plasmide werden als Episome bezeichnet Zellen die ein Episom im Chromosom lokalisiert haben werden hfr hohe Frequenz der Rekombinationen genannt Da die Plasmidgene weiterhin vorhanden sind konnen auch Konjugationen stattfinden allerdings werden nun neben einem Teil der Plasmidgene auch chromosomale Gene ubertragen Diese konnen im Rezipienten mit der eigenen DNA rekombiniert werden Da meist nicht alle Plasmidgene ubertragen werden wird der Rezipient in diesem Fall der Konjugation nicht zum Donor Ubertragung chromosomaler Gene ins Plasmid Bearbeiten Ins Chromosom integrierte Plasmide konnen dort auch wieder ausgeschnitten werden Da oft mehrere homologe IS im Chromosom vorliegen konnen mit dem Plasmid auch chromosomale Teile mitausgeschnitten und in das Plasmid integriert werden Dieses veranderte Plasmid ubertragt bei der Konjugation auch die chromosomalen Elemente dadurch entsteht bei der Konjugation innerhalb desselben Stammes eine teilweise Diploidie Da die Rezipienten hier das ganze Plasmid erhalten werden sie nach der Konjugation zu Donoren F Plasmid Bearbeiten Meist wird die Konjugation am Beispiel des F Plasmiden F fur Fertilitat das im gramnegativen Modellorganismus Escherichia coli vorkommt erklart Dabei werden die Sexpili als F Pili bezeichnet der Donor wird F und der Rezipient F genannt Die Stelle auf dem Plasmid an der der Transfer beginnt ist die oriT Sequenz Ein mit chromosomalen Anteilen ausgeschnittenes F Plasmid wird als F Plasmid bezeichnet Gen Kartierung Bearbeiten Mit der Zeitabhangigkeit der Ubertragung der DNA eines hfr Stammes kann man ermitteln in welcher Reihenfolge sich die Gene auf dem Chromosom befinden Dazu werden hfr Stamme und Rezipienten mit bekannten Eigenschaften benutzt Die Ubertragung der DNA auf den Rezipienten wird in verschiedenen Zeitabstanden durch mechanische Krafte gestoppt Durch Minimalmedien d h Nahrboden auf denen sich nur Organismen mit bestimmten Eigenschaften vermehren konnen kann dann festgestellt werden welche Gene ubertragen wurden Die Zeitabstande ermoglichen die Einordnung wo auf dem Chromosom sich das Gen befindet deswegen sind altere Genkarten oft in Minuten unterteilt Die Genkarte von Escherichia coli wurde lange vor der Sequenzierung durch diese Methode ermittelt 6 Konjugation bei Protisten Bearbeiten nbsp Konjugation beim Wimpertierchen Colpoda cucullus Heutierchen Als Konjugation bei Ciliaten bezeichnet man eine spezielle Form sexueller Vorgange bei den einzelligen Wimpertierchen Ciliophora Dabei legen sich zwei Individuen aneinander und bilden eine sogenannte Plasmabrucke aus durch die Genmaterial ausgetauscht wird Die Konjugation und der Austausch finden nur zwischen Individuen statt die verschiedenen Paarungstypen angehoren So wird verhindert dass Angehorige desselben Paarungstyps Genmaterial austauschen Die Paarungstypen werden durch Glykoproteine auf der Oberflache definiert Bei Ciliaten besteht das Genmaterial aus einem Mikronukleus und einem Makronukleus Bei der Konjugation lost sich der Makronukleus allmahlich auf und aus den Mikronuklei beider Partner entstehen durch beide Teilungsvorgange der Meiose jeweils vier haploide Kerne Bis auf jeweils einen dieser haploiden Kerne losen sich alle so entstandenen Kerne ebenfalls wieder auf Die beiden verbliebenen Kerne teilen sich nun in einer weiteren Mitose in zwei haploide Kerne einen stationaren Kern und einen Wanderkern Der stationare Kern auch als weiblicher Kern bezeichnet bleibt im jeweiligen Individuum der Wanderkern auch als mannlicher Kern bezeichnet dringt uber die Plasmabrucke in den Konjugationspartner ein und verschmilzt dort mit dessen stationaren Kern Damit hat nun jedes Individuum einen diploiden Kern Nach der Trennung beider Geschlechtspartner wird durch eine weitere Mitose der diploide Kern verdoppelt aus einem der beiden Tochterkerne wird durch Polyploidisierung der Makronukleus aufgebaut der andere Tochterkern bleibt unverandert als Mikronukleus Konjugation ist auch bei anderen einzelligen Eukaryoten Protisten nachgewiesen Beispielsweise wurde eine gleichberechtigte Konjugation von F Schaudinn bei der Gattung Actinophrys vollstandig demonstriert 7 Siehe auch BearbeitenParasexualitatLiteratur BearbeitenMichael T Madigan John M Martinko Brock Mikrobiologie 11 Auflage 2009 ISBN 978 3 8273 7358 8 Kap 10 2 3 10 2 6 Johannes Wostemeyer Mikrobiologie 2009 S 33 34 Georg Fuchs Hrsg allg Mikrobiologie 8 Auflage 2007 Kap 15 6 2 Paul Singleton Einfuhrung in die Bakteriologie 1995 Kap 8 4 2 Einzelnachweise Bearbeiten Georg Fuchs Hrsg allg Mikrobiologie 8 Auflage 2007 S 462 Klonierung In Chemgapedia Abgerufen am 27 Februar 2020 Paul Singleton Einfuhrung in die Bakteriologie 1995 S 140 Walter Habel Hrsg Wer ist wer Das deutsche Who s who 24 Auflage Schmidt Romhild Lubeck 1985 ISBN 3 7950 2005 0 S 1240 Stichwort Teuber Michael Brock Mikrobiologie 11 Auflage 2009 S 314 Brock Mikrobiologie 11 Auflage 2009 S 313 Heliozoa In Encyclopaedia Britannica 1911 WikiSource Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Konjugation Biologie amp oldid 238565033