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Die Hypothese der Panspermie panspɛrˈmiː altgriechisch panspermia panspermia von pᾶn pan alles und sperma sperma Samen dt so viel wie All Saat besagt dass sich einfache Lebensformen uber grosse Distanzen durch das Universum bewegen und so die Anfange des Lebens auf die Erde brachten Ihre Vertreter versuchen damit dem nach ihrer Auffassung bestehenden Widerspruch zwischen der hohen Komplexitat des Lebens auf der einen Seite und der vergleichsweise kurzen Zeit fur seine Entstehung auf der anderen Seite zu begegnen Von den meisten Wissenschaftlern wird die Panspermie jedoch bisher als reine Spekulation betrachtet da bislang nur auf der Erde Leben nachgewiesen werden konnte Sternentstehung in einer Molekulwolke hier der Orionnebel Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Argumente 2 1 Wie kommt das Leben ins All 2 2 Uberlebensfahigkeit im Weltraum 2 3 In den Einfangsquerschnitt eines bewohnbaren Planeten geraten 2 4 Uberlebensfahigkeit beim Einschlag 2 5 Extreme Lebensraume auf der Erde 2 6 Kosmische Indizien 3 Varianten der Panspermie 3 1 Gerichtete Panspermie 3 2 Transspermie 3 3 Starke Panspermie und Cosmic Ancestry 4 Einordnung der Theorie der Panspermie 4 1 Entstehung von Leben 4 2 Kritik der Panspermia Hypothese und weltanschauliche Aspekte 5 Science Fiction 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenVorlaufer der Theorie der Panspermie konnen bereits in den Vorstellungen des griechischen Philosophen Anaxagoras gesehen werden der von Samen des Lebens sprach Diese Uberlegungen gerieten aber durch Aristoteles Theorie der spontanen Entstehung des Lebens wieder in Vergessenheit Fur die darauf aufbauende mittelalterliche Gedankenwelt in Europa stellte sich die Frage nicht zumal die christliche Schopfungslehre ihr widersprach Erst im 19 Jahrhundert stellte sich durch Charles Darwins Begrundung der biologischen Evolutionstheorie 1859 und Louis Pasteurs Experimente zur Frage der Urzeugung generatio aequivoca im Jahre 1884 fur viele Wissenschaftler erstmals deutlich das Problem der Herkunft der ersten Lebewesen auf der Erde Es wurden unterschiedliche Hypothesen uber den Anfang der biologischen Evolution entwickelt Ernst Haeckel formulierte 1866 zuerst die Auffassung zur urzeitlichen Entstehung des Lebens durch primare Urzeugung Archigonie oder Autogenie Dagegen wurden der Panspermie Hypothese vergleichbare Gedanken von Jons Jakob Berzelius 1834 Louis Pasteur 1864 Hermann Richter 1865 Lord Kelvin 1871 und Hermann von Helmholtz 1871 vertreten Oft aber nicht immer wurde sie mit dem Postulat der Ewigkeit des Lebens verbunden gerade dies wurde auch ein Kritikpunkt Anfang des 20 Jahrhunderts formulierte Svante Arrhenius mit der Radio Panspermie die erste theoretische Beschreibung der Panspermie 1903 1908 Nach dieser Theorie konnen Sporen aus den ausseren Schichten der Erdatmosphare entweichen und durch den Druck des Sonnenlichts in den interstellaren Raum transportiert werden der Sonnenwind war Anfang des 20 Jahrhunderts noch unbekannt Erneut aufgegriffen wurden die Panspermie Hypothesen 1963 von Donald Barber und in den 1970ern von Francis Crick und Leslie Orgel gerichtete Panspermie Auch der britische Astronom Fred Hoyle war ein grosser Verfechter der Panspermie Hypothese 1 2 Er verband sie mit seiner Steady State Theorie des Universums die von einem unendlichen Alter des Kosmos ausgeht und damit die Frage nach dem Ursprung des Lebens umgeht Spatestens als ein breiter wissenschaftlicher Konsens das konkurrierende Urknall Modell zur vorherrschenden kosmologischen Theorie von der Dynamik des Universums erhob verloren seine Vorstellungen jedoch an Attraktivitat Auch die Tatsache dass Hoyle als Autor verschiedener fantastischer Geschichten in Erscheinung trat vermehrte nicht eben die wissenschaftliche Reputation seiner Vorstellungen die mehr und mehr als Science Fiction angesehen wurden Hoyles Schuler und ehemaliger Mitarbeiter Chandra Wickramasinghe vertritt jedoch noch heute aktiv panspermistische Vorstellungen 3 1996 wurde von Brig Klyce schliesslich die Cosmic Ancestry Version vorgeschlagen eine Kombination von Hoyles Panspermia Hypothese mit den ganzheitlichen Gaia Auffassungen eines James Lovelock Argumente BearbeitenEine Theorie der Panspermie stosst grundsatzlich auf funf Probleme Das Leben muss irgendwo anders entstehen Das Leben muss in den interstellaren Raum gelangen Das Leben muss dort uberleben Das Leben muss in den Einfangquerschnitt eines bewohnbaren Planeten geraten Das Leben muss dort unversehrt in die Biosphare gelangen Wie kommt das Leben ins All Bearbeiten Svante Arrhenius schlug 1908 vor dass Mikroben die durch atmospharische Prozesse in die ausseren Schichten befordert wurden durch den Lichtdruck der Sonne oder durch enge Begegnungen mit Meteoroiden das Gravitationsfeld ihres Planeten verlassen konnen Eine Alternative ware dass Material mit eingebetteten Mikroben bei Meteoriteneinschlagen ins All geschleudert wird Elektrische Felder konnten Bakterien und andere Mikroben von der Erde ins All tragen und zu Planeten wie dem Mars transportieren Das vermutet der Elektroingenieur Tom Dehel von der amerikanischen Luftfahrtbehorde FAA nach Berechnungen elektromagnetischer Felder in der Erdatmosphare Bisher glaubten Wissenschaftler dass ein solcher Austausch von Leben nur durch den Einschlag eines Meteoriten moglich ist bei dem mikrobenhaltiger Staub ins Weltall geschleudert wird Neuere Erkenntnisse zu den genannten Moglichkeiten Indische Untersuchungen fanden Bakterien in der Stratosphare in 40 Kilometern Hohe und damit deutlich hoher als bisher angenommen 4 Simulationen am Deutschen Zentrum fur Luft und Raumfahrt in Koln ergaben dass Organismen den Einschlag uberleben konnen der notig ist um Gestein vom Ursprungskorper zu trennen Es wird auch spekuliert dass Leben nicht allein auf Planeten gedeiht Immerhin wurden im ausgehenden 20 Jahrhundert auf Kometen beziehungsweise in ihrer Koma verschiedene Grundbausteine des Lebens wie etwa Aminosauren gefunden Allerdings gibt es bisher keine Hinweise auf Lebensformen Uberlebensfahigkeit im Weltraum Bearbeiten Ein Argument gegen die Panspermie besagt dass keine Lebensformen unter den Bedingungen des Weltraums das heisst vor allem im Vakuum bei Temperaturen nahe dem absoluten Nullpunkt und unter den hohen Belastungen durch UV Strahlung und kosmische Strahlung uberleben konnen Selbst im Inneren von grosseren Korpern wo die kosmische Strahlung weitgehend abgeschirmt ist sollte DNA durch die Strahlung radioaktiver Elemente die in geringer Menge in jedem naturlich vorkommenden Gestein vorhanden sind uber langere Zeitraume zerstort werden Es gibt jedoch Hinweise dass Bakterien unter diesen Bedingungen langere Zeit uberleben konnen nbsp Raumsonde Surveyor 3 bei der Untersuchung durch Astronauten der Apollo 12 MissionMit der US amerikanischen Mondmission Surveyor 3 wurden versehentlich Bakterien der Art Streptococcus mitis auf den Mond gebracht Nach ihrem Rucktransport zur Erde 31 Monate spater war ein Grossteil der Sporen in der Lage den normalen Lebenszyklus fortzusetzen Die BIOPAN Experimente des Instituts fur Luft und Raumfahrtmedizin des Deutschen Zentrums fur Luft und Raumfahrt in Koln Porz untersuchen die Widerstandsfahigkeit unter definierten Bedingungen Auf russischen Foton Satelliten wurden Behalter mit der Bakterienart Bacillus subtilis in eine Erdumlaufbahn gebracht und dort fur zwei Wochen geoffnet Nach der Ruckkehr zur Erde hatten mehrere Promille der Ausgangspopulation die Zeit im Orbit ohne jedwede Abdeckung oder Schutzfolie uberlebt Weitere Experimente ergaben dass lebende Organismen die von der UV Strahlung zum Beispiel durch eine Staubschicht abgedeckt sind einige Jahre im Weltall uberleben konnen Sie konnten eventuell aber auch mehrere Millionen Jahre uberdauern sofern sie in einem mehrere Meter grossen Gesteinskorper von der kosmischen Strahlung abgeschirmt sind Es gibt eine besondere Gruppe von Organismen die in der Lage sind auch an sehr lebensfeindlichen Orten zu uberleben Dabei handelt es sich um Cyanobakterien der Gattung Chroococcidiopsis und insbesondere um das extremophile Bakterium Deinococcus radiodurans das nur wenig empfindlich gegenuber ionisierender Strahlung ist es wurde in Anlagen gefunden die Lebensmittel durch Bestrahlung haltbar machen sollen 5 In einem Experiment an Bord der ISS wurde gezeigt dass Deinococcus radiodurans drei Jahre lang im All uberleben kann 6 7 Das Bakterium Desulforudis audaxviator lebt allein im Grundwasser einige Kilometer tief im Gestein und kann seine Energie einzig aus Wasserstoffperoxid und Wasserstoff beziehen die in dieser Tiefe nur durch naturliche Radioaktivitat im Gestein gebildet werden Unter diesen Bedingungen wurde eine Zellteilung eine Zeit in der Grossenordnung von 100 bis 1000 Jahren beanspruchen Manche mehrzellige Organismen beispielsweise Bartierchen sind zur Kryptobiose fahig Das erlaubt einigen von ihnen Weltraumbedingungen zu uberstehen 8 In den Einfangsquerschnitt eines bewohnbaren Planeten geraten Bearbeiten Ist Leben in den interstellaren Raum geraten ist es im gunstigsten Fall mehrere hunderttausend Jahre bis zum nachsten bewohnbaren Planeten unterwegs Uberlebensfahigkeit beim Einschlag Bearbeiten Nach ihrer kosmischen Passage mussen die Lebensformen den Weg durch die Erdatmosphare auf die Planetenoberflache uberleben der mit Belastungen durch starke Verzogerungskrafte und grosse Hitzeentwicklung verbunden ist Meteoroiden welche die irdische Atmosphare durchdringen und als Meteoriten die Erdoberflache erreichen werden nur an der Oberflache erhitzt und geschmolzen Bereits ab einem Zentimeter Tiefe wird das Material kaum erhitzt so dass ein Uberleben von Mikroorganismen moglich scheint 9 10 Meteoriten werden in der Atmosphare unterhalb einer bestimmten Grosse auf Freifallgeschwindigkeit abgebremst sodass die Einschlagenergie nicht ausreicht um ein Uberleben auszuschliessen Die Menge an Marsmaterie die in den vergangenen vier Milliarden Jahren auf dem Weg zur Erde nicht uber 100 C erhitzt wurde betragt etwa vier Milliarden Tonnen 11 Extreme Lebensraume auf der Erde Bearbeiten Im ausgehenden 20 Jahrhundert hat man Lebensformen unter sehr lebensfeindlichen Bedingungen auf der Erde gefunden unter denen man Leben vorher nicht fur moglich gehalten hatte Es sind mittlerweile viele Bakterienstamme bekannt die nicht auf die Sonne als Energielieferant angewiesen sind sondern andere chemische Prozesse nutzen zum Beispiel in Vulkanen den Schloten heisser Quellen in der Tiefsee Black Smoker und unterirdischen Seen So wurde inzwischen Leben bei Temperaturen von mehreren hundert C 12 in stark sauren Umgebungen oder auch in mehr als 1 000 Meter tiefen Bohrkernen im antarktischen Eis gefunden siehe Wostoksee Diese Funde bestatigen die Vermutung dass Leben weitaus widerstandsfahiger ist als noch vor Jahrzehnten gedacht wurde Forscher des Deep Carbon Observatory schatzten 2018 dass rund 70 Prozent der Gesamtzahl der Bakterien und Archaeen der Erde in der Erdkruste leben 13 Kosmische Indizien Bearbeiten nbsp Elektronenmikroskopische Aufnahme eines Details des Meteoriten ALH 84001Nach der Entdeckung immer komplexerer Molekule in interstellaren Wolken konnte 2002 auch die einfachste Aminosaure Glycin nachgewiesen werden Ein moglicher abiotischer Weg zur Bildung von Peptidketten aus Aminosauren wurde 2023 in einem Laborexperiment aufgezeigt Kleine Cluster von Glyzinmolekulen zeigen bei Energieeintrag auch ohne festes katalytisches Substrat Polymerisation was ein Hinweis auf die mogliche Bildung von Aminosaureketten unter den extremen Bedingungen des Weltraums ist 14 Im 1969 gefallenen sehr primitiven Meteoriten Murchison wurden Aminosauren Diaminosauren und andere organische Verbindungen gefunden Merkmale des in der Antarktis gefundenen Marsmeteoriten ALH 84001 werden von manchen Forschern sogar als Spuren fossiler Bakterien gedeutet Diese Interpretation ist allerdings hochgradig umstritten 2022 wurden die letzten beiden der 5 Nucleobasen der DNA auf Meteoriten entdeckt 15 Varianten der Panspermie BearbeitenGerichtete Panspermie Bearbeiten Ein weiterer prominenter Protagonist der Panspermie der Nobelpreistrager Francis Crick formulierte 1973 zusammen mit Leslie Orgel die These der gerichteten Panspermie Nach dieser These sind die Sporen des Lebens nicht zufallig ins Weltall geraten sondern absichtlich von einer ausserirdischen Zivilisation losgeschickt worden Das Versenden von kleinen Kornern mit Bakterien ist nach Crick der kostengunstigste und effektivste Weg um Leben auf einen potentiell lebensfahigen Planeten zu transportieren Als Grund wird zum Beispiel angesehen dass die Zivilisation einer unausweichlichen Katastrophe entgegensah oder auf ein Terraforming anderer Planeten fur eine spatere Kolonisation hoffte Es gibt erste Uberlegungen wie gerichtete Panspermie Leben auf Exoplaneten fordern konnte 16 Transspermie Bearbeiten In den spaten 1990er Jahren und zu Beginn des 21 Jahrhunderts wurden einige Uberlegungen angestellt die den Transport nicht zwischen Planetensystemen sondern nur zwischen benachbarten Planeten untersuchen Dieser Vorgang wird Transspermie engl transpermia genannt Auch diese Form der Panspermie gilt als spekulativ wird jedoch als Moglichkeit wesentlich starker in Betracht gezogen als die oben angesprochene Panspermie im weiteren Sinne Nach der bereits erwahnten Arbeit der Forscher um Mileikowsky gelangten in der Erdgeschichte mehr als vier Milliarden Tonnen Marsmaterial auf die Erde das bei diesem Prozess nicht uber 100 C erhitzt wurde Auch den umgekehrten Weg von der Erde zum Mars nahm eine zwar kleinere aber doch erhebliche Materialmenge Sollte auf dem Mars Leben gefunden werden konnte es demnach moglich sein dass eine enge Verwandtschaft mit irdischem Leben besteht Die Frage ware dann allerdings wo das Leben entstanden ist auf der Erde oder auf dem Mars Starke Panspermie und Cosmic Ancestry Bearbeiten Die von Fred Hoyle vorgeschlagene auch als starke Panspermie bezeichnete Version nimmt im Gegensatz zur schwachen Panspermie an dass nicht nur einfachstes Leben aus dem Weltall auf die Erde gelangte woraus sich dann gemass der Evolutionstheorie die biologische Vielfalt und speziell die genetische Struktur der modernen Organismen neu entwickelten sondern geht davon aus dass diese Vielfalt schon in genetischen Programmen der aus dem Weltall kommenden Lebenskeime angelegt war Im Besonderen lehnt die starke Panspermie die Makroevolution ab und akzeptiert nur die Mikroevolution als Feinanpassung an die Umwelt Das Leben ware demnach schon immer Bestandteil eines unendlich alten Universums gewesen Die als Cosmic Ancestry propagierte Version erweitert die starke Panspermie indem sie Hypothesen aus dem Gaia Umfeld mit einbezieht nach denen die Biosphare die Umweltbedingungen eines Planeten aktiv kontrolliert um moglichst gunstige Bedingungen fur das Leben herzustellen Einordnung der Theorie der Panspermie BearbeitenZu Beginn des 21 Jahrhunderts arbeiten nur wenige Menschen systematisch an der Theorie der Panspermie auch wenn sie von vielen Wissenschaftlern und Institutionen wie der US amerikanischen Raumfahrt Organisation NASA und dem Deutschen Zentrum fur Luft und Raumfahrt DLR nicht grundsatzlich abgelehnt wird Insbesondere die Transspermie Hypothese in Bezug auf Erde und Mars wird zumindest als Moglichkeit in Betracht gezogen Entstehung von Leben Bearbeiten Die Hauptmotivation fur Panspermie ist die Tatsache dass Leben auf der Erde schon sehr fruh nachweisbare Spuren hinterlassen hat Die altesten bekannten Minerale der Erdkruste sind etwa 4 4 Milliarden Jahre alte Zirkone die auf eine erste Abkuhlung der jungen Erde schliessen lassen Vermutlich durch den Einschlag vieler Asteroiden und Kometen und andere geologische Prozesse wurde jedoch die damals vorhandene Kruste vollstandig zerstort Die altesten Gesteine der Erde die auf knapp vier Milliarden Jahre datiert werden konnten erst vor etwa 3 8 Milliarden Jahren eine zum Teil bis heute erhaltene feste Kruste bilden nachdem vor etwa 3 9 Milliarden Jahren die Einschlagshaufigkeit von Meteoriten deutlich nachgelassen hatte wie Untersuchungen an Mondkratern bestatigen Gewohnlich wird vor diesem Zeitpunkt die chemische Evolution von den einfachsten Molekulen uber komplexere Biomolekule bis hin zu kompletten Organismen als unwahrscheinlich angesehen Die altesten Fossilien sind moglicherweise 3 54 bis 3 56 Milliarden Jahre alte Stromatolithen die in Australien und Sudafrika gefunden wurden geochemische Isotopenanalysen zeigen sogar schon Anomalien in den altesten Gesteinen die ebenfalls auf Leben hindeuten Diese Datierungen werden allerdings gegenwartig wieder neu diskutiert da es Hinweise darauf gibt dass Organismen aus spateren geologischen Epochen in das altere Gestein eingedrungen sein konnten beziehungsweise dass die geochemischen Anomalien auch rein anorganische Ursachen haben konnten Sollten sich die ursprunglichen Datierungen bestatigen scheint das Leben auf der Erde nahezu sofort mit dem Vorhandensein des ersten flussigen Wassers beziehungsweise der ersten Ozeane existiert zu haben Sauerstoffisotopenanalysen in den altesten Zirkonen werden von einigen Wissenschaftlern allerdings so gedeutet dass bereits zu deren Kristallisationszeit vor 4 4 Milliarden Jahren sowohl kontinentale Kruste als auch Ozeane auf der Erdoberflache existiert haben konnten Eine mogliche Erklarung dieses beinahe fruhestmoglichen Nachweises von Leben ist dass seine Entstehung ein beinahe selbstverstandlicher Prozess im Universum ist der fast schlagartig ablauft sobald es die Umweltbedingungen zulassen Anhanger der Panspermie Hypothese weisen im Gegenzug darauf hin dass die Urzeugung notwendigerweise nur chemisch physikalische Prozesse beinhalten konne Gerade die Bildung der unabdingbaren langkettigen Molekule und die ausgepragte Vorherrschaft einer Chiralitat bei den Lebewesen auf der Erde sei jedoch innerhalb der zugestandenen Zeitskala nicht durch eine derzeit bekannte chemische oder physikalische Wechselwirkung erklarbar Es existierten zwar Mechanismen die Lebewesen unterschiedlicher Chiralitat trennen konnen es bleibe aber ungeklart wie Umweltbedingungen eine Chiralitat bevorzugen konnen Ausserdem gebe es keine Hinweise dass die Bildung von Lebewesen bei gunstigen Bedingungen automatisch stattfinde im Gegenteil sei es bis heute nicht gelungen unter frei wahlbaren Umstanden Laborexperimente lebensahnliche Strukturen herzustellen Vertreter der Panspermie Hypothese weisen auch auf die Diskrepanz hin dass vom Einzeller zum Vielzeller die zeitlichen Schritte zur Entwicklung komplexerer Lebensformen immer weiter abnehmen wahrend die Entwicklung von Cyanobakterien zu anderen Einzellern etwa eine Milliarde Jahre gedauert hat soll die Urzeugung innerhalb von hundert Millionen Jahren stattgefunden haben Bei der Panspermie stunden erheblich mehr Zeit und durch einen Transfer durch das All eine Unzahl von Planeten fur die Bildung von Leben zur Verfugung Eine einfache Rechnung ergebe dass jeder Punkt der Milchstrasse selbst bei relativ geringen kosmischen Geschwindigkeiten innerhalb von 20 bis 50 Millionen Jahren erreichbar sei Der Nachweis von Leben auf Planeten ausserhalb des Sonnensystems mit Spektralanalysen ist derzeit wegen der viel zu schwachen Ruckstrahlung der Planeten nicht moglich Ein behaupteter Sonderstatus der Erde entbehre also jeglicher Grundlage Die Panspermie erklart bewusst nicht die Entstehung des Lebens selbst die auf andere Orte und Zeiten verlegt wird oder sogar nach Ansicht einiger ihrer Vertreter niemals stattgefunden hat In letzterem Fall wird davon ausgegangen dass das Universum kein endliches Alter besitzt und das Leben neben Raum Zeit und Materie zu den fundamentalen Bestandteilen des Kosmos gehort Diese Vorstellung steht allerdings im Gegensatz zum heute allgemein anerkannten Urknall Modell nach dem das Universum etwa 13 7 Milliarden Jahre alt ist Die Anhanger dieser Panspermie Variante sind somit gezwungen auf alternative Modelle des Kosmos wie das Steady State Modell auszuweichen Weniger extrem ist die Vorstellung dass das Leben an einem anderen Ort im Universum entstanden sei von wo aus es sich im Universum ausgebreitet habe und schliesslich auch auf die Erde gelangt sei Sie hat gegenuber der oben erwahnten Variante den Vorteil nicht im Widerspruch zu etablierten kosmologischen Theorien zu stehen bietet aber nach Ansicht ihrer Anhanger immer noch deutliche Vorteile gegenuber der vorherrschenden Auffassung die ersten Lebensformen hatten sich auf der Erde gebildet da zumindest potentiell wesentlich mehr Zeit fur die Entstehung des Lebens zur Verfugung stehe Kritik der Panspermia Hypothese und weltanschauliche Aspekte Bearbeiten nbsp Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Die Verfechter der Panspermie haben einen vielfaltigen Hintergrund die Bandbreite der Vertreter reicht von seriosen Wissenschaftlern die die Panspermie zwar als sehr spekulativ aber durchaus wissenschaftlich behandelbar betrachten uber interessierte Laien bis zu mehr pseudowissenschaftlich arbeitenden oder auch religios beeinflussten Vertretern Aus der Wissenschaft speziell von Evolutionsbiologen kommt oft der Einwand dass viele Versionen der Panspermie unwissenschaftlich seien da sie nur schwer oder uberhaupt nicht wissenschaftlich uberprufbar sind Insbesondere die radikale Vorstellung Leben habe immer schon existiert gilt mehrheitlich durch das heute vorherrschende Urknall Modell der Kosmologie mit dem daraus folgenden endlichen Alter des Universums als widerlegt Aber auch die weniger radikalen Vorstellungen werden kritisiert da die einzigen Moglichkeiten der Verifizierung darin bestunden Sonden auf fremde Planeten zu schicken und in Meteoriten oder Kometen eindeutige und extraterrestrische Lebensspuren zu finden Dies sei entweder extrem aufwandig oder mit sehr geringer Wahrscheinlichkeit zu erwarten Demgegenuber sei die Panspermie schwer falsifizierbar da es wenig Informationen uber die Bedingungen auf der Erde zum Zeitpunkt der Entstehung des Lebens gibt Gerade der Kreationismus zeige dass Proponenten bei wissenschaftlichen Erfolgen in der Uberwindung offenbar schwieriger Hurden weitere Hurden aufstellten Dadurch bleibe immer eine Hintertur offen Auch die Entdeckung organischen Materials in Meteoriten Kometen oder sonst wo im Weltall andert nichts an der zweifelhaften Stellung der Panspermie da die Entstehung von organischem Material auf der Erde mit ihrer vielfaltigeren Chemie erst recht moglich gewesen sein sollte Diese wurde durch verschiedene Versuche darunter das beruhmt gewordene Urey Miller Experiment nachgewiesen Daher gilt auch die so genannte Pseudo Panspermie das heisst die Auffassung dass nicht einfaches Leben sondern nur die grundlegenden Lebensbausteine organischen Verbindungen aus dem Weltall stammen fur die Erklarung des Ursprungs irdischen Lebens nicht als notwendig In organisierter Form wird die Panspermie gegenwartig beispielsweise von der Interstellar Panspermia Society vertreten Diese Organisation hat es sich offiziell zur Aufgabe gemacht wissenschaftliche Forschung speziell zur gerichteten Panspermie zu fordern und deren Durchfuhrung zu ermoglichen Gleichzeitig verbreitet diese Organisation einen als Astrobioethic bezeichneten Ethikkatalog Letzteres wird oft so gedeutet dass es sich doch um mehr als nur eine Vereinigung handele die aussergewohnliche Projekte fordern will sondern auch um eine weltanschauliche Vereinigung Panspermia Gegner uben wegen der religiosen Zuge heftige Kritik an dieser Organisation Daneben weist auch der Einfluss der Gaia Hypothese innerhalb der Cosmic Ancestry Panspermie darauf hin dass Panspermie Weltbilder wegen ihrer Faszination religiose Zuge etwa vergleichbar mit Scientology oder dem Raelismus annehmen konnen Obwohl mit Lord Kelvin einer der ersten Vertreter der Panspermie einen antidarwinistischen Standpunkt vertrat der auch religiose Beweggrunde hatte wird die Panspermie von Kreationisten gegenwartig im Allgemeinen als weiteres naturalistisches Weltbild neben der Evolutionstheorie abgelehnt Panspermie Vertreter betrachten die Panspermie gewohnlich als dritten Weg zwischen Evolutionstheorie und Kreationismus Trotzdem gibt es auch Beruhrungspunkte etwa die Ablehnung der modernen Evolutionstheorie insbesondere der Makroevolution unter Verwendung scheinwissenschaftlicher Argumente So verwendet etwa Brig Klyce ein Vertreter der Cosmic Ancestry genannten Form der Panspermie den ursprunglich aus dem Kreationismus stammenden Begriff der irreduziblen Komplexitat um gegen die Evolutionstheorie zu argumentieren Auch ist denkbar dass manche Versionen der Panspermie wie gerade die Cosmic Ancestry Version in abgewandelter Form von Kreationisten adaptiert werden Mit Ausnahme einiger prominenter Wissenschaftler wie Francis Crick und Fred Hoyle spielt die Panspermie in ihrer allgemeinen Form gegenwartig nur eine sehr marginale Rolle in der Wissenschaft Nur in Form der Transspermie wird sie durchaus in der Planetologie und der Astrobiologie serios in Betracht gezogen Sollten ausserhalb der Erde auf einem der Planeten oder Monde innerhalb des Sonnensystems Lebensformen gefunden werden die Ahnlichkeiten zu irdischem Leben aufweisen die nicht allein durch Zufall oder konvergente Evolution zu erklaren sind wurde die Transspermie allerdings neue Aktualitat gewinnen Science Fiction BearbeitenDie Idee der Panspermie wurde in mehreren Science Fiction Romanen aufgegriffen Besonders zu erwahnen sind hierbei Jack Finneys mehrfach verfilmter Roman Die Korperfresser kommen und die Dragonrider Bucher von Anne McCaffrey sowie die Bucher Quest und Die Haarteppichknupfer von Andreas Eschbach Haufig wird die Panspermie auch als fiktive Erklarung fur die meist humanoiden Ausserirdischen und ihre meist erdahnlichen Heimatplaneten genutzt Zum Beispiel in der Star Trek Serie wo Urhumanoide genannte Ausserirdische bewusst die Evolution intelligenter Spezies auf Basis ihres eigenen Erbguts provozieren 17 Das PC Spiel Spore bei dem es hauptsachlich darum geht eigene Biosysteme durch Evolution zu kreieren beginnt nach dem Auswahlen eines Planeten immer mit dem Einfall von Mikroorganismen von ausserhalb In Buch und Horspiel Die drei Panik im Park ist die Panspermie Hypothese ein wichtiges Handlungselement Die Anfangsszene des Films Prometheus Dunkle Zeichen zeigt einen humanoiden Ausserirdischen der auf einem unbelebten Planeten mutmasslich die Erde gelandet ist und dort Fragmente seiner Erbsubstanz verteilt indem er sich selbst opfert Siehe auch BearbeitenAusserirdisches Leben Astrobiologie Biogenese Chemische Evolution Leben auf dem Mars Leben auf TitanLiteratur BearbeitenAleksandar Janjic Extremophile Organismen und Transspermie In Astrobiologie die Suche nach ausserirdischem Leben Springer Berlin Heidelberg ISBN 978 3 662 59491 9 Svante Arrhenius Worlds in the Making Harper London 1908 Francis Crick Leslie Orgel Directed Panspermia In Icarus International journal of solar system studies Elsevier San Diego Ca 19 1973 341 ISSN 0019 1035 Francis Crick Life Itself its Origin and Nature Simon and Schuster London 1981 englisch ISBN 0 7088 2235 5 Fred Hoyle The Intelligent Universe Michael Joseph Limited London 1983 englisch ISBN 0 7181 2298 4 Gerda Horneck Leben ein kosmisches Phanomen Simulationen des DLR zum Uberleben von Mikroorganismen im Weltall in DLR Nachrichten Koln 94 1999 Sept 16 25 PDF download ISSN 0937 0420 Fred Hoyle Chandra Wickramasinghe Leben aus dem All Zweitausendeins Frankfurt 2000 ISBN 3 86150 373 5 C Mileikowsky u a Natural transfer of viable microbes in space In Icarus International journal of solar system studies Elsevier San Diego Ca 145 2000 391 427 ISSN 0019 1035 Paul Davies The fifth miracle the search for the origin and meaning of life Simon and Schuster London 1999 PDF ISBN 0 684 83799 4 dar Kap 10 A Bio Friendly Universe Paul Davies How bio friendly is the universe In International Journal of Astrobiology vol 2 Issue 02 p 115 120 04 2003 Preprint englisch Paul Davies The search for life in the universe PDF Macquarie University New South Wales 2004 in Astrobiology and Planetary Missions Hrsg v Richard B Hoover Gilbert V Levin Alexei Y Rozanov G Randall Gladstone Proc of SPIE Bellingham Wa 5906 2005 59060I PDF ISBN 0 8194 5911 9 ISSN 0277 786XWeblinks BearbeitenEvolution of Life A Cosmic Perspective by N Chandra Wickramasinghe amp Fred Hoyle Modern panspermia advocates englisch Modern panspermia opponents englisch Bibliografie zu Panspermia englisch Interstellar Panspermia Society Diskussion zwischen Brig Klyce und Kreationisten uber Cosmic Ancestry The Modern Version of Panspermia englisch Beendet Stardust die Debatte um den Ursprung des irdischen Lebens Telepolis Terra X Lesch amp Co Panspermie kommt das Leben aus dem All Video 2019Einzelnachweise Bearbeiten F Hoyle N C Wickramasinghe Comets A Vehicle for Panspermia In Astrophysics and Space Science Band 268 1999 S 333 341 doi 10 1023 A 1002428532335 Jennifer Rieger Panspermie Theorie Was das Weltall mit der Entstehung des Lebens zu tun hat In Deutschlandfunkkultur de 21 November 2019 abgerufen am 11 Dezember 2019 deutsch N C Wickramasinghe Giant Comet C 2014 UN271 Bernardinelli Bernstein Provides New Evidence for Cometary Panspermia In International Journal of Astronomy and Astrophysics Band 12 Nr 1 2022 S 1 6 doi 10 4236 ijaa 2022 121001 PDF 275 kB Abraham Loeb Did Life from Earth Escape the Solar System Eons Ago In Scientific American 4 November 2019 abgerufen am 12 November 2019 englisch Yuko Kawaguchi Mio Shibuya Iori Kinoshita Jun Yatabe Issay Narumi DNA Damage and Survival Time Course of Deinococcal Cell Pellets During 3 Years of Exposure to Outer 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From Mars to Earth and Earth to Mars In Icarus Band 145 Nr 2 2000 S 391 427 doi 10 1006 icar 1999 6317 Dirk Schulze Makuch Turn Up the Heat Bacterial Spores Can Take Temperatures in the Hundreds of Degrees Abgerufen am 4 Juni 2019 englisch Life Deep Underground Is Twice the Volume of the Oceans Study Abgerufen am 2 April 2019 englisch Denis Comte Leo Lavy Paul Bertier Florent Calvo Isabelle Daniel Bernadette Farizon Michel Farizon Tilmann D Mark Glycine Peptide Chain Formation in the Gas Phase via Unimolecular Reactions In The Journal of Physical Chemistry A Band 127 Nr 3 26 Januar 2023 ISSN 1089 5639 S 775 780 doi 10 1021 acs jpca 2c08248 acs org abgerufen am 21 Februar 2023 Yasuhiro Oba Yoshinori Takano Yoshihiro Furukawa Toshiki Koga Daniel P Glavin Identifying the wide diversity of extraterrestrial purine and pyrimidine nucleobases in carbonaceous meteorites In Nature Communications Band 13 Nr 1 26 April 2022 ISSN 2041 1723 S 2008 doi 10 1038 s41467 022 29612 x nature com abgerufen 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