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Fur Leben auf Titan das auf Wasser basiert kreist Saturn mit seinen Monden in einer Umlaufbahn die zu weit von der Sonne entfernt ist ausserhalb der klassischen habitablen Zone Das Entstehen von Leben auf der Oberflache ist unwahrscheinlich da Wasser dort nicht in flussiger Form vorkommen kann Vorstufen werden jedoch nicht ausgeschlossen 1 Bildung von Tholinen in Titans oberer Atmosphare2010 wurden nach Analyse von Daten der Cassini Raumsonde Hinweise fur auf Methan basierendes Leben auf Titans Oberflache gefunden Es ist jedoch nicht ausgeschlossen dass es sich dabei um unbekannte chemische Prozesse handelt 2 Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 1 1 Organische Verbindungen in der Atmosphare 2 Spekulationen uber Vorstufen zu Leben 2 1 Methanbasiertes Leben 2 2 Panspermie oder unabhangiger Ursprung 3 Siehe auch 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseAllgemeines BearbeitenTitan ist unter den Planeten und Monden seiner Grossenklasse der einzige Himmelskorper im Sonnensystem mit einer dichten und wolkenreichen Atmosphare Obwohl seine Oberflachentemperatur weitaus niedriger ist als die der Erde gilt er hinsichtlich der dichten stickstoffreichen Atmosphare und wegen des Vorhandenseins von Flussigkeiten in selbiger als der erdahnlichste Himmelskorper unseres Sonnensystems Seine Gashulle ist auf der Oberflache etwa funfmal dichter und der Druck etwa 50 hoher als auf der Erde Die Hulle besteht uberwiegend aus Stickstoff und enthalt Kohlenwasserstoffe sowie Spuren anderer organischer Verbindungen Die Oberflache und die oberste Schicht des Mantels sind aus Eis und Methanhydrat Darunter befindet sich moglicherweise ein Ozean mit flussigem Wasser obwohl die Temperaturen dort unter 0 C liegen 3 4 5 Organische Verbindungen in der Atmosphare Bearbeiten Die einzigen bekannten Korper im Sonnensystem deren Atmosphare hauptsachlich aus Stickstoff besteht sind Erde und Titan Bei Letzterem sind es 98 4 Stickstoff und etwa 1 6 Argon sowie Methan das in der oberen Atmosphare aufgrund seiner geringen Dichte 57 von Stickstoff vorherrscht Ausserdem finden sich Spuren von mindestens einem Dutzend anderer organischer Verbindungen unter anderem Ethan Propan Ethin und Cyanwasserstoff Helium Kohlenstoffdioxid und Wasser wurden ebenfalls gefunden jedoch praktisch kein freier Sauerstoff 6 Da Titan kein nennenswertes Magnetfeld besitzt ist seine Atmosphare besonders an ihrem ausseren Rand direkt dem Sonnenwind ausgesetzt Ausserdem unterliegt sie der Einwirkung der kosmischen Strahlung sowie der Sonneneinstrahlung wovon chemisch der bereits erwahnte UV Anteil von Bedeutung ist Von solchen energiereichen Materieteilchen oder Photonen getroffene Stickstoff und Methanmolekule werden in Ionen oder sehr reaktive Radikale aufgespalten 7 Diese Bruchstucke gehen mit anderen Molekulen neue Bindungen ein wobei sie komplexe organische Stickstoffverbindungen die oben genannten Kohlenstoffverbindungen 8 9 10 und verschiedene polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe bilden 11 Auf diese Weise entstehen in der oberen Titanatmosphare auch Polyine die Dreifachbindungen enthalten 12 13 10 Die polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe konnen auch Stickstoff enthalten und verklumpen zu den Aerosolen 14 Auf Titan wurde das hochreaktive mogliche Vorlaufermolekul fur Leben Zyklopropenyliden entdeckt 15 16 TholineDie entstandenen schwereren Molekule sinken langsam in tiefere Schichten der Atmosphare und bilden den orangefarbenen Nebel welcher den Saturnmond einhullt 17 Der Astrophysiker Carl Sagan pragte fur dieses Gemisch von Verbindungen mit noch unbekannter Zusammensetzung den Begriff Tholin Er vermutete zudem eine Schicht solcher Molekule auf der Oberflache Titans in der bei Energiezufuhr chemische Reaktionen ablaufen konnten die jenen in der Urzeit der Erde ahnlich sind und einen Beitrag zur Entstehung des Lebens auf unserem Planeten geleistet haben Mit diesen Vermutungen wurde der Titan zu einem der interessantesten Schauplatze im Sonnensystem 18 Wahrend ihres Abstiegs zur Titanoberflache untersuchten Instrumente der Huygenssonde die Atmosphare Mit dem Ionen Neutral Massenspektrometer INMS konnte nachgewiesen werden dass der orangefarbene Nebel kleinere und mittelgrosse Molekule enthalt Aufschlussreicher waren die Daten des Cassini Plasmaspektrometers CAPS das eigens fur die Untersuchung der Orangefarbung der Atmosphare mitgefuhrt wurde und erstmals eine Erklarung fur die Bildung von Tholinen lieferte Es detektierte grosse positiv und negativ geladene Ionen Vor allem die negativ geladenen Ionen spielen vermutlich eine unerwartete Rolle in der Bildung von Tholinen aus kohlenstoff und stickstoffhaltigen Verbindungen 19 Spekulationen uber Vorstufen zu Leben BearbeitenDa Saturn und seine Trabanten weit ausserhalb der habitablen Zone kreisen ist das Entstehen von Leben unwahrscheinlich Vorstufen werden jedoch nicht ausgeschlossen Insgesamt sind trotz der niedrigen Temperaturen fur die Kosmochemie sehr interessante Vorgange auf diesem Mond zu vermuten vielleicht auch Vorstufen fur eine Art chemischer Evolution Aufgrund der dichten Atmosphare aus Stickstoff und organischen Verbindungen ist er ein bedeutendes Forschungsobjekt der Astrobiologie da diese Bedingungen denen auf der Urerde gleichen konnten Eine prabiotische Entwicklung in Richtung Leben vergleichbar mit dem irdischen wurden die Oberflachentemperaturen jedoch verhindern 1 Steven Benner von der University of Florida vertritt die Ansicht dass sich Leben in Seen aus flussigen Kohlenwasserstoffen wie Methan oder Ethan bilden konne da diese sich ebenfalls als Losungsmittel fur chemische Reaktionen eignen wie sie in Lebewesen vorkommen Die chemische Aggressivitat dieser Kohlenwasserstoffe sei zudem geringer als die von Wasser Somit waren Riesenmolekule wie DNA stabiler 20 Ein Forscherteam aus Frankreich halt es fur moglich dass in den Methanseen mikroskopisch kleine Organismen die Energie nutzen konnten die frei wird wenn Wasserstoff mit Ethin Acetylen reagiert 21 22 Titan konnte einen Schlussel zum Verstandnis der Entstehung des Lebens auf der Erde enthalten da angenommen wird dass auf der Urerde eine ahnliche Atmosphare vorhanden war und somit ahnliche Bedingungen herrschten 23 24 25 Im Jahre 2010 hatten Forscher von der University of Arizona im Labor die Bedingungen in der titanischen Gashulle simuliert Dabei mischten sie Stickstoff Methan und Kohlenmonoxid die Hauptbestandteile der Atmosphare von Titan zusammen In dieser Umgebung ohne Wasser einer starken Radiostrahlung ausgesetzt entstanden die Aminosauren Glycin und Alanin die Grundbausteine der irdischen Proteine sind Zudem bildeten sich alle funf Basiskomponenten der Nukleinsauren RNA und DNA Cytosin Adenin Thymin Guanin und Uracil Die Reaktionen seien komplett innerhalb einer gasformigen Umgebung abgelaufen 26 Sarah Horst und Roger Yelle von der University of Arizona halten es fur moglich dass sich auch auf der Erde die Grundbausteine nicht zwangslaufig in einer Ursuppe sondern ebenfalls in der Atmosphare bilden konnten und dann auf die Oberflache abgeregnet wurden 27 Methanbasiertes Leben Bearbeiten Da auf Titans Oberflache sehr niedrige Temperaturen von 180 C herrschen und Leben ein flussiges Medium fur verschiedene Prozesse benotigt musste Leben auf Titans Oberflache eine andere Substanz als Wasser dafur verwenden Somit bliebe nur die Moglichkeit auf flussiges Methan oder Ethan zuruckzugreifen 2010 entdeckte die Raumsonde Cassini dass Wasserstoff der zu Boden sinkt an der Oberflache verschwindet Ebenso wurden an der Oberflache Kohlenwasserstoffe nachgewiesen jedoch nicht das erwartete Acetylen Der Astrobiologe Chris McKay entwarf bereits 2005 ein hypothetisches Modell 28 das fur auf Methan basierendes Leben Acetylen als ideale Energieversorgung postulierte Eine Moglichkeit ware demnach dass dieses Leben Wasserstoff verbraucht ahnlich wie irdisches Leben Sauerstoff benotigt Aktuelle Modelle von Titans Atmosphare lassen eine gleichmassige Verteilung von Wasserstoff in den verschiedenen Schichten der Atmosphare erwarten Ultraviolettes Licht spaltet Acetylen und Methanmolekule in der oberen Atmosphare was als Nebenprodukt Wasserstoff erzeugt Das beobachtete Verschwinden von Wasserstoff an der Oberflache entspricht dabei etwa derselben Menge die uber die aussere Atmosphare entweicht Es sei unwahrscheinlich dass der Wasserstoff irgendwie unterirdisch gespeichert werde Nach Cassinis Spektrometerdaten gibt es an der Oberflache auch weniger Wassereis als erwartet dafur aber Benzol und ein weiteres bisher unbekanntes organisches Material Es scheint als wurde dieses organische Material das Wassereis mit einer nur wenige Millimeter bis Zentimeter dicken Schicht aus Kohlenwasserstoffen uberziehen die trotz des flussigen Methans und Ethans das uber die Oberflache fliesst bestehen bleibt Bei den starken Methanregenfallen werde diese Schicht zwar abgewaschen bilde sich aber rasch wieder neu Der NASA Wissenschaftler Mark Allen schlug als Erklarungsmoglichkeit einen unbekannten Prozess in der Atmosphare vor bei dem durch Sonnenlicht oder kosmische Strahlung das Acetylen in eisige Aerosole umgewandelt wird die dann zur Oberflache absinken und so das Fehlen von Acetylen erklaren Eine weitere nichtbiologische Moglichkeit sei ein chemischer Prozess bei dem Acetylen und Wasserstoff an der Oberflache wieder zu Methan wurden da es dafur aber zu kalt ist wurde dies einen mineralischen Katalysator benotigen der den Chemikern aber bisher unbekannt sei Man musse zuerst alle nichtbiologischen Prozesse ausschliessen und auf Methan basierendes Leben als letzte Moglichkeit in Betracht ziehen so Allen 2 Sollte es jedoch methanbasiertes Leben auf Titan geben so ware dies in unserem Sonnensystem bereits die zweite voneinander unabhangige Entwicklung von Leben was bedeutete dass das Leben mit hoher Wahrscheinlichkeit auf vielen bewohnbaren Welten des Kosmos vorhanden ware 29 Panspermie oder unabhangiger Ursprung Bearbeiten Eine alternative Hypothese fur das Vorhandensein von Leben auf Titan wurde 2006 vorgeschlagen Wenn Leben auf Titan gefunden wird konnte es ursprunglich von der Erde stammen Durch Panspermie konnten bei grossen Kometeneinschlagen auf der Erde hunderte Millionen Fragmente mit Mikroben in den Weltraum geschleudert worden sein Berechnungen zufolge waren nach einigen Millionen Jahren einige davon auf anderen Himmelskorpern des Sonnensystems eingeschlagen darunter auch Titan Es gilt jedoch als unwahrscheinlich dass irdisches auf Kohlenstoff basierendes Leben auf Titan gedeihen konnte 30 Siehe auch BearbeitenAusserirdisches Leben Kohlenstoffchauvinismus Leben auf der Venus Leben auf dem Mars Leben auf Enceladus Leben auf EuropaWeblinks BearbeitenSaturnmond Titan Experiment starkt Hoffnung auf ausserirdisches Leben auf spiegel deEinzelnachweise Bearbeiten a b Henry Bortman Saturn s Moon Titan Prebiotic Laboratory Nicht mehr online verfugbar Astrobiology Magazine 11 August 2004 archiviert vom Original am 8 August 2008 abgerufen 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