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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Die weitere Bedeutung ist unter Polymerisation Begriffsklarung aufgefuhrt Polymerisation auch Polymerbildungsreaktion nach IUPAC Polymerization genannt ist eine allgemeine Sammelbezeichnung fur Synthesereaktionen die gleichartige oder unterschiedliche Monomere in Polymere uberfuhren 1 Als Sammelbezeichnung fur technische Polymerisationen wird in der deutschsprachigen Literatur gelegentlich das Wort Polyreaktion verwendet 2 3 Einteilung von PolymerisationenTechnische Polymerisationsreaktionen dienen meist der Synthese von Kunststoffen die in Kettenpolymerisationen und Stufenwachstumsreaktionen unterteilt werden Kettenpolymerisationen auch Kettenwachstumsreaktionen in der engl Literatur chain growth polymerization genannt erfolgen uber ein aktives Kettenende Sie lassen sich in radikalische kationische anionische und koordinative Kettenpolymerisationen unterteilen Stufenwachstumsreaktionen in der engl Literatur step growth polymerization genannt erfolgen uber Polykondensation auch Kondensationpolymerisationen oder Polyaddition auch Additionspolymerisationen genannt 4 Biologische Polymerisationsreaktionen verlaufen nach komplett anderen Mechanismen und sind wesentlich komplexer siehe Abschnitt Biologische Polymerisationen Inhaltsverzeichnis 1 Begriff 2 Einteilung 2 1 Kettenwachstumsreaktion 2 2 Stufenwachstumsreaktion 2 2 1 Polyaddition 2 2 2 Polykondensation 3 Verlauf des Kettenwachstums 4 Biologische Polymerisationen 5 EinzelnachweiseBegriff BearbeitenEs entstehen haufig Missverstandnisse durch uneinheitliche Wortwahl und Begriffsbedeutungen in der deutschen und englischen Fachliteratur sowie durch die in der Literatur oft abweichende Begriffsverwendung von den Vorschlagen der IUPAC So bezeichnet in der deutschen und besonders alteren Literatur Polymerisation oft nur Kettenpolymerisationen Zunehmend wird jedoch dem Vorschlag der IUPAC 1 gefolgt und der Begriff Polymerisation als Oberbegriff fur beliebige Polymerbildungsreaktionen verwendet so auch in diesem Artikel Die Bezeichnung Kettenpolymerisation nach IUPAC chain polymerization 5 ist in der deutschen Literatur im Gegensatz zum klassischen Wort Polymerisation siehe Begriffsklarung weitgehend IUPAC konform Der Begriff Polyreaktion wird gelegentlich als Synonym zu Polymerisation im modernen hier definierten Sinn verwendet um eine Alternative zu dem doppeldeutig verwendeten Begriff zu haben Einteilung BearbeitenPolymerbildungsreaktionen verlaufen grundsatzlich ausgehend von niedermolekularen Ausgangsverbindungen Monomeren zu langkettigen oft auch verzweigten hochmolekularen Molekulen Makromolekule In der Kunststoffchemie ist der Verlauf des Wachstums bei der Polymerbildung wichtig und lasst sich in Kettenwachstum und Stufenwachstum unterteilen Kettenwachstumsreaktion Bearbeiten nbsp Schematischer Verlauf einer Kettenwachstumsreaktion mit Umsatzen in Prozent Schon bei kleinen Umsatzen liegen nicht mehr wachsende Makromolekule vor Hauptartikel KettenpolymerisationBeim Kettenwachstum Kettenpolymerisation erfolgt nach einer Startreaktion Initiierung eine fortwahrende Anbindung von Monomeren M an die wachsende Polymerkette die aus i Monomereinheiten entstanden ist Pi Pi M Pi 1In dieser Gleichung kann i alle ganzzahligen Werte 2 haben da nicht zwischen Dimeren Oligomeren oder Polymeren unterschieden werden soll Ein solches Wachstum tritt auf wenn nur die wachsende Polymerkette eine reaktionsaktivierende Funktionalitat tragt Es kann sich dabei um ein Radikal radikalische Kettenpolymerisation ein Kation kationische Kettenpolymerisation ein Anion anionische Kettenpolymerisation oder um einen koordinativen Komplex koordinative Kettenpolymerisation handeln Die Bildung der Polymere verlauft als unverzweigte Kettenreaktion Dieses Wachstum hat zur Folge dass sich schon bei sehr niedrigen Umsatzen Makromolekule bilden und grosse Mengen an Monomeren unverandert vorliegen Stufenwachstumsreaktion Bearbeiten Stufenwachstum erfolgt wenn die Monomere mindestens zwei funktionelle Gruppen tragen die beide unabhangig voneinander reaktionsfahig sind sie verlaufen nicht als Kettenwachstumsreaktionen Bei diesem Wachstum bilden sich bei niedrigen und mittleren Umsatzen nur Dimere Trimere und Oligomere Erst bei fast vollstandigem Umsatz der funktionellen Gruppen bilden sich hochmolekulare Produkte In der folgenden Abbildung werden Monomere als Kreise symbolisiert nbsp Die grunen Segmente der Kreise stellen zwei reaktive funktionelle Gruppen dar die alle Monomere zu Beginn der Reaktion 0 Umsatz tragen Bei 25 Umsatz haben sich im Wesentlichen nur Dimere gebildet die reaktiven Gruppen haben sich unter Ausbildung einer chemischen Bindung vereinigt Selbst bei 75 Umsatz liegen nur Oligomere vor Um hochmolekulare Verbindungen zu bilden ist ein fast vollstandiger Umsatz notig Stufenwachstum lasst sich in Polyaddition und Polykondensation unterteilen Polyaddition Bearbeiten Hauptartikel PolyadditionBei der Polyaddition Additionspolymerisation IUPAC polyaddition erfolgt das Wachstum uber Additionsreaktionen Als Erstes bilden sich aus den Monomeren M Dimere P2 und Trimere P3 M M P2 P2 M P3Bei Fortschritt des Wachstums reagieren Addukte mit beliebigen Polymerisationsgrad miteinander In der Reaktionsgleichung konnen i und j daher alle ganzzahligen Werte 2 tragen Pi Pj Pi jPolykondensation Bearbeiten Hauptartikel PolykondensationPolykondensation Kondensationpolymerisation IUPAC polykondensation verlauft uber Kondensationsreaktionen Daher wird bei jeder Reaktion ein Molekul L wie z B Wasser abgespalten Der Fortschritt des Wachstums ist ansonsten ahnlich der Polyaddition M M P2 L P2 M P3 L Pi Pj Pi j LVerlauf des Kettenwachstums Bearbeiten nbsp Schematische Darstellung von Polyreaktionen Verlauf des mittlerer Polymerisationsgrad P displaystyle overline P nbsp bei fortschreitendem Umsatz U displaystyle U nbsp Der maximale mittlere Polymerisationsgrad P max displaystyle overline P text max nbsp wird bei der Kettenpolymerisation 1 schon bei geringen Umsatzen erreicht das schnelle Wachstum wird durch Abbruchreaktionen beendet Es liegt ein Gemisch aus dem gewunschten Polymer und vielen Monomeren vor Im Verlauf der Reaktion erfolgt durch neue zogerlich ablaufende Initiierung Propagation die Bildung von neuen wiederum schnell wachsenden Polymerketten die zu vollstandigen Umsetzungen der Monomere fuhren konnen Bei der Stufenpolymerisation 2 bilden sich bei fortschreitendem Umsatz nur Oligomere Erst bei fast vollstandigem Umsatz wird der maximale mittlere Polymerisationsgrad erreicht Bei der lebenden Polymerisation 3 einem Sonderfall der Kettenpolymerisation wachst der Polymerisationsgrad kontinuierlich zum maximalen mittleren Polymerisationsgrad an da keine Abbruchreaktionen das Wachstum stoppen Vergleich der Wachstumsreaktionen 6 Kettenwachstumsreaktion StufenwachstumsreaktionEine wachsende Kette reagiert nur mit Monomeren Monomere Dimere und Oligomere reagieren miteinander Der Polymerisationsgrad ist nahezu unabhangig vom Umsatz Der Polymerisationsgrad ist vom Umsatz abhangig Im Reaktionsgemisch befinden sich Monomere Makromolekule die nicht mehr wachsen und wenige wachsende Ketten Im Gemisch befinden sich Monomere Oligomere und Polymere mit unterschiedlichen Kettenlangen Bei kleinem Umsatz liegen bereits Polymere mit langen Ketten vor Polymere mit langen Ketten bilden sich erst bei hohem Umsatz Fur den Start eines Kettenwachstums ist ein Initiator bzw ein spezieller Katalysator notwendig Fur den Start einer Wachstumsreaktion ist kein Initiator notig Das Wachstum einer Kette wird durch eine Abbruchreaktion beendet es sei denn es handelt sich um eine lebende Polymerisation Es treten keine Abbruchreaktionen auf Biologische Polymerisationen BearbeitenIn Lebewesen dienen Polymerisationsreaktionen u a zur Synthese von DNA und Proteinen Sie verlaufen nach anderen und wesentlich komplexeren Mechanismen als zuvor aufgefuhrt Sie beinhalten in der Regel eine temporare Komplex Bildung mit einer Matrize So dient etwa in der Protein Biosynthese die mRNA als Matrize die einen Komplex mit Ribosomen eingeht In der Folge wird die Sequenz der Matrize auf das neu gebildete Polymer ubertragen Die ausserst komplexen Mechanismen erlauben ein hohes Mass an Kontrolle uber das finale Polymer 7 8 Biologische Polymerisationsreaktionen sind bislang nur in einigen Fallen technisch nutzbar gemacht worden etwa in der Polymerase Kettenreaktion 9 oder in der enzymatischen Polymerisation von technischen Polymeren 10 Einzelnachweise Bearbeiten a b Eintrag zu polymerization In IUPAC Hrsg Compendium of Chemical Terminology The Gold Book doi 10 1351 goldbook P04740 Version 2 3 2 Eintrag zu Polyreaktionen In Rompp Online Georg Thieme Verlag abgerufen am 20 Juni 2014 M D Lechner K Gehrke E H Nordmeier Makromolekulare Chemie 4 Auflage Birkhauser Verlag 2010 ISBN 978 3 7643 8890 4 S 48 170 Wolfgang Kaiser Kunststoffchemie fur Ingenieure 3 Auflage Carl Hanser Munchen 2011 S 37 Eintrag zu chain polymerization In IUPAC Hrsg Compendium of Chemical Terminology The Gold Book doi 10 1351 goldbook C00958 Version 2 3 2 Bernd Tieke Makromolekulare Chemie 3 Auflage Wiley VCH Weinheim 2014 S 61 Nezha Badi Jean Francois Lutz Sequence control in polymer synthesis In Chemical Society Reviews 38 Jahrgang Nr 12 2009 S 3383 doi 10 1039 b806413j J F Lutz M Ouchi D R Liu M Sawamoto Sequence Controlled Polymers In Science 341 Jahrgang Nr 6146 8 August 2013 S 1238149 1238149 doi 10 1126 science 1238149 JohnM S Bartlett David Stirling A Short History of the Polymerase Chain Reaction In PCR Protocols Humana Press 1 Januar 2003 S 3 6 doi 10 1385 1 59259 384 4 3 englisch Shiro Kobayashi Hiroshi Uyama Shunsaku Kimura Enzymatic Polymerization In Chemical Reviews 101 Jahrgang Nr 12 Dezember 2001 S 3793 3818 doi 10 1021 cr990121l Normdaten Sachbegriff GND 4175300 8 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Polymerisation amp oldid 237568563