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Stufenwachstumsreaktionen auch Stufenwachstumspolymerisationen 1 genannt sind Polymerisationen die stufenweise in unabhangigen Reaktionen zur Bildung von Polymeren fuhren Bei der Polymerisation reagieren Monomere zu Dimeren Dimere mit Monomeren und Dimeren untereinander Die Zwischenprodukte beliebigen Polymerisationsgrads reagieren schrittweise weiter zu Makromolekulen 2 Damit unterscheiden sich Stufenwachstumsreaktionen grundsatzlich von Kettenpolymerisationen bei denen fortlaufend nur Monomere an ein aktives Zentrum einer wachsenden Kette angelagert werden Es lassen sich zwei Arten der Stufenpolymerisation unterscheiden Die haufigste Stufenpolymerisationen sind Polykondensationen Jede Stufe ist eine Kondensationsreaktion die unter Abspaltung kleiner Molekule wie H2O HCl NH3 oder H3C OH erfolgt Bestimmte Stufenpolymerisationen sind Polyadditionen Jede Stufe ist eine Additionsreaktion und erfolgt daher ohne Abspaltung kleiner Molekule Die IUPAC empfiehlt die Sammelbezeichnung Stufenwachstumspolymerisationen engl Step growth polymerization bzw Stufenwachstumsreaktion nicht 3 und definiert Polykondensation 4 und Polyaddition 5 als eigenstandige Formen der Polymerisation Die beiden Polymerisationen haben die Gemeinsamkeit erst bei sehr hohen Umsatzen Makromolekule zu bilden Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeiner Reaktionsverlauf 2 Polymerisationsgrad und Gewichtsbruchverteilung 3 Beispiele 3 1 Typische funktionelle Gruppen 4 EinzelnachweiseAllgemeiner Reaktionsverlauf BearbeitenAls Erstes bilden sich aus den Monomeren M Dimere P2 und dann Trimere P3 oder Tetramere P4 Bei Fortschritt des Wachstums reagieren Molekule mit beliebigen Polymerisationsgrad miteinander In der Reaktionsgleichung konnen i und j daher alle ganzzahligen Werte 1 tragen Bei der Polykondensation wird bei jeder Reaktion ein Molekul L wie z B Wasser abgespalten Der Fortschritt des Wachstums ist ansonsten ahnlich der Polyaddition Der eigentliche Reaktionsmechanismus einer betrachteten Polymerisation ist nicht relevant So gibt es auch Ausnahmefalle bei denen radikalische Kettenreaktionen als Polyaddition und nicht als radikalische Kettenpolymerisation verlaufen 6 nbsp Stufenwachstum Schema zum Ablauf einer Stufenwachstumsreaktion mit den Umsatzen 0 41 und 67 Erst bei sehr hohen Umsatzen bilden sich lange Ketten Stufenwachstumsreaktionen Erster Schritt Folgeschritte Allgemeine SchrittePolyaddition M M P2 P2 M P3 P2 P2 P4 Pi Pj Pi jPolykondensation M M P2 L P2 M P3 L P2 P2 P4 L Pi Pj Pi j LFur die Polymerisation sind Monomere erforderlich die mindestens zwei funktionelle Gruppen tragen Dabei sind zwei Varianten moglich Die Umsetzung von Monomeren nur einer Art mit zwei unterschiedlichen funktionellen Gruppen A B Monomere und Reaktionen zwischen zwei unterschiedlichen Monomerarten A A Monomere und B B Monomere die jeweils zwei gleiche Funktion tragen Um hohe Polymerisationsgrade zu erreichen mussen A A Monomere und B B Monomere im Verhaltnis 1 1 eingesetzt werden nbsp Stufenwachstum Die grunen Segmente der Kreise stellen zwei reaktive funktionelle Gruppen dar die alle Monomere zu Beginn der Reaktion 0 Umsatz tragen Bei 25 Umsatz haben sich im Wesentlichen nur Dimere gebildet reaktiven Gruppen haben sich unter Ausbildung einer chemischen Bindung vereinigt Typ funktionelle Gruppen allg chemische Formel Struktur des PolymersA B Monomer Aminosaure mit einer Aminogruppe und eine Carboxygruppe HOOC R NH2 nbsp A A Monomer und B B Monomer Dicarbonsaure und Diamin HOOC R1 COOH und H2N R2 NH2 nbsp Beispiel Monomere fur PolyamidePolymerisationsgrad und Gewichtsbruchverteilung Bearbeiten nbsp nbsp Entwicklung des mittleren Polymerisationsgrad X n displaystyle overline X n nbsp uber den Umsatz P nach der Carothers Gleichung Der stochiometrische Faktor r gibt das Verhaltnis der A A B B Monomere an Ist das Verhaltnis 1 1 oder werden nur A B Monomere eingesetzt ist r 1 Gewichtsbruchverteilung wp uber den Polymerisationsgrad Xi bei linearem Stufenwachstumsreaktion von A B Monomeren bei verschiedenen Umsatzen U nach der Schulz Flory Verteilung Die Auftragung des Umsatz P gegen die logarithmischen Darstellung des mittleren Polymerisationsgrad X n displaystyle overline X n nbsp zeigt dass erst bei hohen Umsatzen Makromolekule gebildet werden Besonders bei Polykondensationen wird ein sehr hoher Umsatz erst durch Nachbehandlung des Polymers bei Unterdruck und erhohter Temperatur erreicht wobei das Abspaltungsprodukt aus dem System entfernt wird Ist ein Monomer unter diesen Bedingungen fluchtig und wurde im leichten Uberschuss eingesetzt lasst sich nachtraglich Verhaltnis 1 1 der Monomere einstellen und ein hoherer Polymerisationsgrad erreichen Die Gewichtsbruchverteilung zeigt die Verteilung der Kettenlangen in einem Polymer bei verschiedenen Umsatzen Selbst bei einem Umsatz von 0 99 ist die Verteilung sehr breit und das Polymer enthalt immer noch Oligomere Klassische Kettenpolymerisationen fuhren ubrigens unmittelbar nach Reaktionsstart zu Makromolekulen Die Gewichtsbruchverteilungen ahneln der Verteilungen bei Stufenwachstumsreaktionen bei hohen Umsatzen Wahrend bifunktionelle Monomere zu linearen Polymerketten fuhren fuhrt der Einsatz von zusatzlichen tri oder mehrfunktionelle Monomere zu vernetzten Strukturen Der mittlere Polymerisationsgrad steigt uber den Umsatz deutlich fruher und steiler Es bilden sich unlosliche Polymere was zu Gelierung der Reaktionsmasse fuhrt Zur Herstellung von vernetzten Polymeren werden jedoch in der Regel zuerst nur oligomere Vorprodukte Prepolymere erzeugt und mit anderen Monomeren oder Prepolymeren und Hilfsstoffen zu Kunstharzen gemischt Die Vernetzung wird erst durchgefuhrt wenn der Kunstharz in die gewunschte Form oder Ort der Anwendung z B bei Klebstoffen gebracht worden ist da das Reaktionsprodukt ein nicht mehr schmelzbarer bzw formbarer Duroplast oder bei niedrigerer Vernetzung ein nicht mehr schmelzbares Elastomer ist Beispiele BearbeitenAus der Struktur eines betrachteten Polymers lassen sich in der Regel nicht seine Ausgangsstoffe oder den Mechanismus seiner Polymerisation ableiten Oft gibt es mehrere Wege um zu dem Polymer zu gelangen Die Polykondensation von Dimethylterephthalat und Ethylenglycol fuhrt zu dem Polyester Polyethylenterephthalat PET von AH Salz einem Salz aus Adipinsaure und Hexamethylendiamin fuhrt zu dem Polyamid PA 6 6 von dem A B Monomer e Aminocapronsaure fuhrt zu dem Polyamid PA 6Fur die Herstellung von PA 6 gibt es effizientere Wege Alle Beispiele fuhren zu Makromolekulen die als Kunststoffe direkt eingesetzt werden Bei der Polyaddition werden oft nur Prepolymere hergestellt die zu Kunstharzen gemischt oder als Komponenten in 2 Komponenten Harzen Klebstoffe Lacke eingesetzt werden Die Polyaddition von 1 6 Hexandiisocyanat und 1 4 Butandiol fuhrt zu einem Polyurethan von Bisphenol A diglycidylether und Bisphenol A fuhrt zu einem EpoxidharzBei dem genannten Epoxidharz wird uber die Lenkung mit Hilfe des stocheometrischen Faktors r ein Prepolymer mit zwei Epoxy Gruppen erzeugt Der mittlere Polymerisationsgrad X n displaystyle overline X n nbsp bleibt auch bei sehr hohen Umsatz niedrig und es bildet sich ein Diglycid Polyether nbsp Dieser hohermolekulare Bisphenol A diglycidylether wird beispielsweise mit dem trifunktionellen Monomer Diethylentriamin als Harter umgesetzt was zu vernetzten Makromolekulen fuhrt Typische funktionelle Gruppen Bearbeiten Typische Reaktionen von funktionelle Gruppen beim Stufenwachstum 7 nbsp Einzelnachweise Bearbeiten Eintrag zu Stufenwachstums Polymerisation In Rompp Online Georg Thieme Verlag abgerufen am 17 November 2019 Bernd Tieke Makromolekulare Chemie 3 Auflage Wiley VCH Weinheim 2014 S 15ff Ulrich Jonas Patrick Theato Glossar zu Begriffen mit Bezug zu Kinetik Thermodynamik und Mechanismen von Polymerisationen IUPAC Empfehlungen In Angew Chem 2009 Bd 121 Nr 50 S 9725 9738 Eintrag zu polycondensation In IUPAC Hrsg Compendium of Chemical Terminology The Gold Book doi 10 1351 goldbook P04722 Version 2 3 3 Eintrag zu polyaddition In IUPAC Hrsg Compendium of Chemical Terminology The Gold Book doi 10 1351 goldbook P04720 Version 2 3 3 Eintrag zu chain polymerization In IUPAC Hrsg Compendium of Chemical Terminology The Gold Book doi 10 1351 goldbook C00958 Version 2 3 3 Erich Fitzer Werner Fritz Technische Chemie Einfuhrung in die chemische Reaktionstechnik 3 Auflage Springer Berlin Heidelberg 1989 S 413 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stufenwachstumsreaktion amp oldid 212451046