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Der Hausbock Hylotrupes bajulus auch Balkenbock oder Grosser Holzwurm ist ein Vertreter der Bockkafer Cerambycidae der Gattung Hylotrupes Dieses Wort ist zusammengesetzt aus gr hyle Holz und einer latinisierten Form von trypetes Bohr end er baiulus lat ist ein Trager HausbockHausbock Hylotrupes bajulus SystematikKlasse Insekten Insecta Ordnung Kafer Coleoptera Unterordnung PolyphagaFamilie Bockkafer Cerambycidae Gattung HylotrupesArt HausbockWissenschaftlicher Name der GattungHylotrupesAudinet Serville 1834Wissenschaftlicher Name der ArtHylotrupes bajulus Linnaeus 1758 Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Vorkommen 3 Der Entwicklungszyklus des Hausbockkafers 4 Bekampfung 5 Verbreitung 6 Systematik 7 Literatur 8 Siehe auch 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseBeschreibung BearbeitenDer ausgewachsene Kafer erreicht eine Korperlange von 8 bis 26 Millimetern 1 und ist verhaltnismassig flach Er variiert nicht nur in der Grosse sondern auch in der Farbe und Zeichnung betrachtlich ist aber dennoch kaum mit anderen Arten zu verwechseln Die Grundfarbe ist braun besonders frisch geschlupfte Tiere bis schwarz fein grau behaart Fuhler und Beine sind oft heller als der restliche Korper Auf den Flugeldecken sind zwei Paar mehr oder weniger deutliche weisse Haarflecken Der Halsschild ist stark gerundet mit zwei glatten glanzenden Schwielen auf der Oberseite Der Kopf ist deutlich schmaler als der Halsschild Die Schenkel sind zur Spitze hin deutlich verdickt die Klauen an der Basis mit einem kleinen Zahnchen versehen Die Vorderhuften sind durch den Vorderbrustvorsprung weit voneinander getrennt Die Augen sind durch die Fuhler tief ausgerandet Letztere sind fur einen Bockkafer relativ kurz das dritte Fuhlerglied ist deutlich langer als das vierte Der Hausbock ist der Bockkafer der falschlicherweise in der Umgangssprache als Holzbock bezeichnet wird Unter Holzbock versteht man aber verschiedene Gattungen von Zecken z B den Gemeinen Holzbock Vorkommen BearbeitenDie Kafer legen ihre Eier in totem Nadelholz ab gerne in Gebauden insbesondere im Dachstuhl Der Entwicklungszyklus des Hausbockkafers Bearbeiten nbsp Weibchen nbsp Frontalansicht nbsp Larve des Hausbocks source source Horbeispiel der durch den Holzfrass der Larven entstehenden GerauscheDie Larven des Hausbocks sind elfenbeinweiss gefarbt und erreichen eine Korperlange von etwa 30 Millimeter Der kaum behaarte Korper ist durch Kriechwulste gegliedert Die Kopfkapsel ist durch kraftige sklerotisierte durch Proteineinlagerung verhartete und dunkel gefarbte Mandibeln gekennzeichnet mit deren Hilfe sie Gange in das Holz fressen konnen Sie tragt ausserdem seitlich der kleinen Fuhler eine Reihe von jeweils drei Larvenaugen Stemmata 2 Die warmeliebenden Kafer fliegen bei Temperaturen uber 30 C in Mitteleuropa von Juni bis August Die zuerst fliegenden Mannchen suchen ein geeignetes Holzsubstrat immer in Nadelholz fur die Eiablage und locken dann die Weibchen mittels eines Pheromons an zusatzlich reagieren die Weibchen auch auf den Geruch des Holzes selbst Die Eier werden vom Weibchen mit ihrer langen ausfahrbaren Legerohre an Ritzen und in Spalten des Holzes abgelegt im Mittel etwa 200 pro Weibchen Die jungen Larven sind sehr warmeliebend deshalb bevorzugt in Dachstuhlen Sie bevorzugen klar das nahrstoffreichere Splintholz und konnen sich allein an Kernholz kaum entwickeln Unter gunstigen Bedingungen dauert die Entwicklung drei bis vier Jahre kann sich aber unter ungunstigen bis auf zehn Jahre verlangern Die Larven lassen immer den aussersten Rand des Holzes unversehrt sind daher meist nicht zu sehen Der Befall kann uber die Frassgerausche der Larven entdeckt werden Die Verpuppung erfolgt im kalteren Winter Aus der Puppenkammer ausfliegende Kafer hinterlassen Ausfluglocher von ovaler Form mit einem Langsdurchmesser von 5 bis 10 Millimeter 2 Der Kafer besitzt nur eine sehr kurze Lebensspanne ca 4 Wochen und nimmt in dieser Zeit keine Nahrung auf Im Gegensatz zum Holzwurm Anobium punctatum erkennt man eine Aktivitat nicht an herausquellendem Holzmehl Der Hausbock verstopft seine Gange mit dem Frassmehl und betritt diese nicht wieder Der Befall bleibt daher sehr lange Zeit unentdeckt da ausser ovalen Ausflugslochern von etwa vier bis sieben Millimeter Grosse ein Befall rein ausserlich nicht festzustellen ist Erst nach Aufritzen einer verbleibenden papierdunnen Holzhaut fallt der Befall auf Ein aktiver Befall lasst sich z B durch horbare Frassgerausche frische Larven oder Kaferfunde frische Ausflugslocher etc feststellen ein sicherer Aktivitatsnachweis ist jedoch ausserst schwierig Die Hausbocklarve benotigt eine Mindest Holzfeuchte 3 von ca 12 wobei die ideale Entwicklungsfeuchte bei ca 30 liegt Deshalb tritt ein Befall durch Hausbocklarven auch kaum in den freiliegenden Holzbauteilen von zentralbeheizten Raumen auf Ganz anders verhalt es sich bei verbauten Holzern zum Aussenbereich z B ausgebauter Dachstuhl hier entwickelt sich ein Mikroklima innerhalb des Holzquerschnittes der den klimatischen Anspruchen der Larven entgegenkommt Der Befall konzentriert sich daher im Wesentlichen auf Dachstuhle und Holzhauser Bei der Beurteilung der Gefahrdung von Holz durch Insektenbefall wird haufig die Meinung geaussert dass 60 bis 80 jahrige Nadelholzer von Hausbockkafern nicht mehr befallen werden konnen Man geht davon aus dass sich essentielle Reservestoffe im Holz mit der Zeit derart verandern dass sie fur die Insektenlarven nicht mehr bioverfugbar sind und dass auf diesem Wege ein insektenvorbeugender Schutz erreicht wird Untersuchungen von A Korting 1961 zeigten jedoch dass eine Entwicklung in sehr altem Holz durchaus moglich ist und auch stattfindet Hier die Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse Die Hausbockkaferlarven zeigten in 5 bis 360 Jahre alten Holzern Gewichtszunahmen eine erfolgreiche Entwicklung ist also in allen Altersklassen moglich Mit zunehmendem Holzalter nimmt der Nahrwert des Holzes ab allerdings nicht so weit dass eine Larvenentwicklung unmoglich wurde Die Larven kompensieren die Abnahme des Nahrwertes durch eine Erhohung der gefressenen Holzmenge Wenn alteres Holz befallen wird dann ist der Schadfrass in 60 Jahre alten Holzern etwa doppelt so hoch in 100 Jahre alten Holzern 3 fach gesteigert und in Holzern uber 350 Jahre etwa 5 bis 6 mal so stark wie in frischem Holz Der rucklaufige Neubefall von alterem Holz ist vor allem auf eine altersbedingte Abnahme der Attraktivitat durch den Verlust von fluchtigen Holzinhaltsstoffen zuruckzufuhren Jungere Holzer werden bei der Eiablage deutlich bevorzugt bei hohem Befallsdruck werden aber auch sehr alte Holzer belegt die ihre Attraktivitat bereits weitgehend eingebusst haben Auch ist gerade bei Sanierungen des Dachstuhls durch den Einbau neuer Holzer eine gesteigerte Befallsattraktivitat des Dachstuhls festzustellen Der Nahrwert des Holzes wird von den Elterntieren nicht gepruft und ist kein Auswahlkriterium bei der Eiablage 4 Gegenuber ca 55 000 jahrlichen Neubefallen in den Jahren 1910 bis 1960 durch Hausbock in Deutschland sind die Befallszahlen inzwischen erheblich zuruckgegangen Derzeit Stand 2016 kann eine Grossenordnung von ca 6000 Neubefallen pro Jahr in Deutschland abgeschatzt werden 5 Ein vergleichbarer Ruckgang der Befallshaufigkeit wurde auch fur Schweden nachgewiesen Als Ursachen fur den Ruckgang werden angenommen Wirkung des vorbeugenden und bekampfenden chemischen Holzschutzes veranderte Bauweisen und Ausbau von Dachgeschossen verringerter Anteil von Baumkante an normgerechten Bauschnittholzern sowie der Ruckgang von Einschleppungen durch bereits mit Larven infiziertem Holz Technisch getrocknetes Holz wird offenbar nur sehr selten vom Hausbock befallen da alle moglicherweise im Holz vorhandenen Larven wahrend der Trocknung abgetotet werden Die Gefahr einer Einschleppung mit bereits infiziertem Bauholz ist daher bei technisch getrocknetem Holz besonders gering 5 Bekampfung BearbeitenAls Voraussetzung fur die Bekampfung einer Schadigung durch die Larven des Hausbocks gilt die Feststellung einer Befallsaktivitat Dies stosst jedoch zumeist auf massive Schwierigkeiten Bei der fachkundigen Begehung konnen gerade die versteckten Bereiche mit hoher Befallswahrscheinlichkeit Schichten in der Taupunktzone Traufe etc z B durch Verbauungen nicht eingehend untersucht werden Der aktive Befall des Hausbocks macht sich nicht zwangsweise durch Mehlauswurf bemerkbar und kann nur durch vereinzelt auftretende Gerausche frische Ausflugslocher oder Larvenfunde sicher belegt werden Eventuelle Ausmehlungen deuten eher auf einen Befall durch parasitoide bzw pradatorische Insekten hin was wiederum ein sicherer Hinweis auf die Anwesenheit der holzschadigenden Larven ist Das Fehlen von Frassgerauschen kann jedoch auch auf die noch geringe Grosse der Larve oder auf ein bestehendes Stadium der Verpuppung zuruckgefuhrt werden Das Fehlen frischer Ausflugslocher kann seine Ursache in der verdeckten Lage oder einem noch nicht abgeschlossenen metamorphosischen Zyklus haben Larvenfunde konnen oft nur durch Aufspaltung der betroffenen Holzer sichtbar gemacht werden Der Hausbock kann mit folgenden Verfahren bekampft werden in Deutschland nach DIN 68800 4 genormt Chemische Holzschadlingsbekampfung durch Abbeilen und Impragnieren der Oberflachen Chemische Holzschadlingsbekampfung durch druckhafte oder drucklose Injektionen Heissluftverfahren kleine Gegenstande wie Uhrgehause konnen in einer Sauna ausreichend erwarmt werden Begasung 6 z B Sulfurylfluorid Mikrowelle Ein Magnetron mit angeschlossenem Hornstrahler durchstrahlt einige Minuten lang das Holz und uberhitzt dabei alle wasserhaltigen Lebewesen Verbreitung BearbeitenDie Art stammt vermutlich aus dem Mittelmeergebiet eventuell aus Nordafrika wo sie an Nadelholzern auch im Freiland auftritt Sie wurde von dort weit verschleppt und tritt heute fast weltweit in ganz Europa Nord und Sudamerika Sudafrika und Ostasien auf 7 In Australien gelang es eine Einschleppung in den 1950er Jahren durch scharfe Bekampfungsmassnahmen wieder auszurotten Eine weitere Einschleppung 2004 in der Region Perth konnte zumindest eingedammt werden 8 Angaben uber eine Einschleppung nach Neuseeland sind irrtumlich erfolgt 9 In Deutschland wie in ganz Europa zeigt die Art einen deutlich abnehmenden Bestandstrend Als Ursachen fur den Ruckgang werden angenommen Wirkung des vorbeugenden und bekampfenden chemischen Holzschutzes veranderte Bauweisen und Ausbau von Dachgeschossen verringerter Anteil von Baumkante an normgerechten Bauschnittholzern sowie der Ruckgang von Einschleppungen durch bereits mit Larven infiziertem Holz 10 Systematik BearbeitenDie Art wurde von Carl von Linne als Cerambyx bajulus erstbeschrieben Es ist die einzige rezente Art der Gattung Hylotrupes Audinet Serville 1834 7 11 Eine fossile Art Hylotrupes senex aus der Fossillagerstatte Rott wurde 1859 durch Carl von Heyden der Gattung zugeordnet 12 diese sehr alte und nie uberprufte Angabe bedarf einer Bestatigung Die Gattung gehort zur Tribus Hylotrupini Rose 1983 fruher oft inkorrekt Zagajkevich 1991 zugeschrieben in der Unterfamilie Cerambycinae Nach genetischen Daten ist nahe verwandt die Gattung Rosalia mit dem Alpenbock 13 Literatur BearbeitenH Freude K W Harde G A Lohse Die Kafer Mitteleuropas Band 9 Spektrum Akademischer Verlag 1966 ISBN 3 8274 0683 8 Simon Aicher Boromir Radovic Gerhard Volland Hausbockbefall bei Brettschichtholz Bauforschung T 2954 Otto Graf Institut Universitat Stuttgart Forschungs und Materialprufungsanstalt fur das Bauwesen FMPA Fraunhofer IRB Verlag Stuttgart 2001 240 S ISBN 3 8167 5977 7 Jochen Muller Holzschutz im Hochbau Fraunhofer IRB Verlag Stuttgart 2005 ISBN 3 8167 6647 1 Dietger Grosser Pflanzliche und tierische Bau und Werkholzschadlinge DRW Verlag Leinfelden Echterdingen 1985 ISBN 3 87181 312 5 Hans Peter Sutter Holzschadlinge an Kulturgutern erkennen und bekampfen Verlag Paul Haupt Bern Stuttgart Wien 2002 ISBN 3 258 06443 1 G Becker Untersuchungen uber die Ernahrungsphysiologie der Hausbockkaferlarven In Zeitschrift fur vergleichende Physiologie 29 3 1942 S 315 388 W Behrenz G Technau Untersuchungen zur Immunisierung des Holzes durch Heissluftbehandlung 1956 Dirk Lukowsky Wirkmechanismen der technischen Trocknung von Bauholz als Schutz gegen den Hausbock Hylotrupes bajulus Tagungsband der Deutschen Holzschutztagung September 2016 S 120 142 Siehe auch BearbeitenHolzschadling Holzschadlingsbekampfung HolzschutzWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Hausbock Hylotrupes bajulus Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Hausbock Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Hylotrupes bajulus L Hausbock Memento vom 5 Juli 2008 im Internet Archive holzfragen de HausbocksteckbriefEinzelnachweise Bearbeiten Uwe Noldt Insekten In Johann Muller Hrsg Holzschutz im Hochbau Fraunhofer IRB Verlag Stuttgart 2005 ISBN 3 8167 6647 1 S 79 a b Wolfram Scheiding Peter Grabes Tilo Haustein Vera Haustein Norbert Nieke Harald Urban Bjorn Weiss Holzschutz 2 Auflage 2016 fv Fachbuchverlag Leipzig ISBN 978 3 446 44844 5 S 113 Grafik Entwicklungsfeuchten siehe hierzu auch Korting A 1961 Zur Entwicklung und Schadtatigkeit des Hausbockkafers Hylotrupes bajulus L in Dachstuhlen verschiedenen Alters In Schadlingskunde 34 10 S 150 153 und Neuere Untersuchungen der Bundesanstalt fur Materialprufung a b Dirk Lukowsky Wirkmechanismen der technischen Trocknung von Bauholz als Schutz gegen den Hausbock Hylotrupes bajulus Hrsg Tagungsband der Deutschen Holzschutztagung 2016 S 120 142 Die Bekampfung von holzzerstorenden Insekten Merkblatt uber Notwendigkeit Durchfuhrung und Einschrankungen einer Behandlung mit Gasen Memento vom 31 Juli 2007 im Internet Archive a b Ivan Lobl Ales Smetana Catalogue of Palaearctic Coleoptera Vol 6 Chrysomeloidea Apollo Books Stenstrup 2010 ISBN 978 87 88757 84 2 S 187 Qiao Wang Cerambycidae of the World Biology and Pest Management CRC Press Boca Raton etc 2017 ISBN 978 1 315313245 S 606 John Bain 2009 Hylotrupes bajulus setting the record straight Forest Health News 196 Dirk Lukowsky 2017 The decline of the house longhorn beetle Hylotrupes bajulus in Europe and its possible causes International Wood Product Journal 8 3 166 171 doi 10 1080 20426445 2017 1338548 Miguel A Monne Frank T Hovore Checklist of the Cerambycidae of the Western Hemisphere 2005 Version updated through 01 January 2006 Samuel Hubbard Scudder Index to the Known Fossil Insects of the World Including Myriapods and Arachnids Bulletin of the United States Geological Survey no 71 Washington 1891 S 542 Seunghyun Lee Seunghwan Lee 2020 Multigene phylogeny uncovers oviposition related evolutionary history of Cerambycinae Coleoptera Cerambycidae Molecular Phylogenetics and Evolution 145 106707 doi 10 1016 j ympev 2019 106707Normdaten Sachbegriff GND 4159232 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hausbock amp oldid 237074664