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Ein Magnetron ist eine Vakuum Laufzeitrohre zur Erzeugung elektromagnetischer Wellen im Mikrowellenbereich ca 0 3 bis 95 GHz 1 mit einem Wirkungsgrad von bis zu 80 Magnetrone sind sehr effiziente preiswerte Generatoren fur Hochfrequenz Leistung und Frequenz werden massgeblich durch den mechanischen Aufbau bestimmt und sind meist nicht anderbar Es wird in kontinuierlich arbeitende Dauerstrich Magnetrone und Impulsmagnetrone unterschieden Im Dauerstrichbetrieb konnen einige kW und im Impulsbetrieb mehr als 10 MW erzielt werden Magnetrone zahlen zu den Elektronenrohren 2 45 GHz Magnetron aus einem Mikrowellenherd Links HF Ausgang als l 4 Einspeisung in einen Hohlleitertrakt Rechts Anschlusse fur Heizung und negative Hochspannung der Kathode Querschnitt v Magnetron oben Ringresonator mit zehn abwechselnd miteinander verbundenen Anodensegmenten die zugleich Resonatoren sindInhaltsverzeichnis 1 Aufbau 2 Wirkungsweise 2 1 Elektronenbahnen 2 2 Resonante Anodenform 2 3 Elektrischer Anschluss 3 Anwendungen 4 Geschichte 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseAufbau BearbeitenDas Magnetron besteht aus einer walzenformigen Gluhkathode Oxid oder Vorratskathode im Zentrum der Vakuumrohre Oft bildet der gewendelte Heizdraht eine direkt geheizte Kathode Diese ist von einem massiven zylinderformigen Anodenblock aus Kupfer umschlossen Im Anodenblock befinden sich zum Beispiel strahlenformig angeordnete parallel zum Heizdraht verlaufende Schlitze sog Schlitzmagnetron Die Tiefe der Schlitze entspricht etwa einem Viertel der Wellenlange sie ist frequenzbestimmend Es sind je nach Interpretation Hohlraumresonatoren Leitungskreise bzw Hohlleiter die nach innen zum sogenannten Wechselwirkungsraum offen und aussen kurzgeschlossen sind Im Bild rechts sind es Stege die nach innen zur Kathode hin eine segmentierte Anode bilden und ruckseitig an einen Kupferzylinder angeschlossen sind Segmentresonator Kreistyp Die Konstruktion kann als im Kreis angeordnete Topfkreise aufgefasst werden Die Segmente sind abwechselnd durch die beiden Ringe miteinander gekoppelt Damit wird erreicht dass sie zueinander gegenphasig schwingen das Anschwingen weiterer Modi und damit einer unerwunschten Frequenz wird damit vermieden Kuhlrippen aussen am Anodenblock ermoglichen Kuhlung durch freie Konvektion ein Geblase oder Wasserkuhlung Andere Ausfuhrungsformen von Magnetron Anoden sind Lochresonator und Mehrfrequenzresonator Rising Sun Typ Das Magnetron benotigt ein axiales Magnetfeld das meist mit Dauermagneten erzeugt wird Einer der Hohlraumresonatoren ist mit einer Kopplungsschleife oder uber einen Schlitz mit einem Hohlleiter verbunden und dient der Leistungsentnahme nbsp Magnetron eines Mikrowellenherdes von der Seite schwarz seitlich der Kuhlrippen die Magnete nbsp Magnetron eines Mikrowellenherdes im Langsschnitt Magnete und Kuhlrippen entfernt nbsp Magnetron eines Mikrowellenherdes zerlegt Austrittseite rechts nbsp Impulsmagnetron MI 189W 7 5 kg ca 8 GHz 60 kW 0 5 µs Sowjetunion ca um 1970 Wirkungsweise BearbeitenElektronenbahnen Bearbeiten nbsp Magnetron schematischIm Wechselwirkungsraum zwischen Kathode und Anode wirken elektrische und magnetische Felder gleichzeitig Die Magnetfeldlinien verlaufen parallel zur Kathodenachse und durchsetzen den Wechselwirkungsraum Liegt Spannung zwischen Anode und Kathode an werden aufgrund des elektrischen Feldes die durch eine Gluhkathode freigesetzten Elektronen zur Anode hin beschleunigt Das elektrische Feld bildet jedoch mit dem Magnetfeld einen rechten Winkel daher werden die Elektronen aufgrund der Lorentzkraft spiralformig von ihrer radialen Bahn abgelenkt Dadurch bewegen sie sich im Wechselwirkungsraum um die Kathode herum Erst ab einer recht hohen Anodenspannung kommt es zum Stromfluss das elektrische Feld weitet die Bahnkrummung so weit aus dass die Elektronenbahnen die Anode streifen grune Bahn in der Abbildung Resonante Anodenform Bearbeiten Die Schlitze bzw Kammern der Anode bilden eine ringformig geschlossene Verzogerungsleitung aus Hohlraumresonatoren Elektromagnetische Schwingungen in einem Hohlraumresonator breiten sich uber den Wechselwirkungsraum und die Schlitze in die anderen Hohlraumresonatoren aus Es entsteht ein ringformig geschlossener mehrpoliger elektromagnetischer Schwingkreis In ihm treten Wechselspannungen zwischen den Enden der Anodensegmente und auch Wechselstrome an den inneren Oberflachen der Schlitzwande auf Das Hochfrequenz Feld in diesem Ringresonator tritt mit den Elektronen in Wechselwirkung Die resultierenden Felder beeinflussen Bahn und Geschwindigkeit der Elektronen Die Folge ist dass Elektronen gebremst oder beschleunigt werden und sich dadurch wahrend ihres Umlaufes Bereiche hoherer und niedrigerer Elektronendichte bilden Diese Elektronenwolken verstarken ihrerseits die Hochfrequenz Schwingungen des Ringresonators es tritt Selbsterregung ein Wird die kinetische Energie eines Elektrons zu klein so tritt es in den Anodenblock ein Aus der Kathode wird standig ein Uberschuss an freien Elektronen nachgeliefert Elektrischer Anschluss Bearbeiten nbsp Typische elektrische Schaltung Spannungsverdoppler des Magnetrons in einem Mikrowellenherd Gluhkathode rot Anode blau Zur Freisetzung von Elektronen durch Gluhemission besitzen Magnetrone eine elektrisch geheizte Gluhkathode Diese ist oft direkt geheizt oder ein Heizanschluss ist mit der Kathode verbunden Da Anodenblock Magnet Hohlleiterflansch bzw Antennenstift Massepotential haben muss die Heizspannungsversorgung des Magnetrons mehrere Kilovolt gegen Masse isoliert ausgefuhrt sein An der Kathode liegt die gegenuber der Anode und somit Masse negative Betriebsspannung an Die nebenstehende Abbildung zeigt die typische Schaltung eines Magnetron im Mikrowellenherd Die 2000 V Hochspannungswicklung ist einseitig geerdet und ladt wenn ihr erdseitiges Ende den Minuspol bildet uber die Halbleiterdiode den Kondensator auf etwa 2800 V auf wahrend am Magnetron selbst nur die Flussspannung der Diode liegt Kehrt sich dagegen in der nachsten Halbwelle die Spannung in der Hochspannungswicklung um addiert sich die Spannung der Hochspannungswicklung und die des in Reihe geschalteten geladenen Kondensators zur Anodenspannung von rund 5600 V Es fliesst kurzzeitig Strom durch das Magnetron Die Kombination aus Kondensator und Diode ist ein Spannungsverdoppler Das Magnetron arbeitet nur wahrend einer Halbwelle im Rhythmus der Netzfrequenz Im Bild des Impulsmagnetrons MI 189 MI 189A bis MI 189D ist es der rotbraune Kunststoffkorper der die Heizspannungs und Kathodenanschlusse gegen den Metallkorper des Magnetrons bzw die Anode isoliert Das MI 189 hat eine Anodenspannung von etwa 13 kV dementsprechend lang ist die Hulse Sobald das Magnetron in Betrieb genommen wird fallt ein kleiner Teil der Elektronen auf die Kathode zuruck und es wird Warmeenergie frei Daher muss besonders bei kontinuierlich arbeitenden Magnetronen die Heizspannung fur die Kathode im Betrieb reduziert werden um Ubertemperatur zu vermeiden In den technischen Daten von Magnetronen ist auch ein Maximalwert des Stehwellenverhaltnises VSWR angegeben Eine Fehlanpassung fuhrt ebenfalls zu Uberlastung Anwendungen Bearbeiten nbsp Vorsicht Gesundheitsgefahrdung durch starke elektromagnetische StrahlungEinsatzgebiete von Dauerstrich Magnetronen sind hauptsachlich industrielle Erwarmung und Trocknung HF Heizung Plasmaerzeugung und der Mikrowellenherd In Schwefellampen und manchen Ionenquellen dient ein Magnetron zur Plasmaerzeugung Impuls Magnetrone werden in Impuls Radargeraten auch heute noch oft zur Erzeugung der Sendeimpulse verwendet Zum Sputtern engl fur zerstauben werden neben anderen Techniken auch Magnetrone eingesetzt In EMP Waffen werden Impuls Magnetrone sehr hoher Leistung verwendet Dabei wird mittels gerichteter HF Energie versucht gegnerische Elektronik zu zerstoren Geschichte Bearbeiten nbsp Ein von Randall und Boot 1940 entwickeltes Mehrkammer Magnetron mit sechs Resonanzkammern Der Physiker Heinrich Greinacher entwickelte vor 1912 eine Rohre um das Verhaltnis der Ladung des Elektrons zu dessen Masse zu messen und stellte die grundlegenden mathematischen Gleichungen auf Die Rohre funktionierte jedoch aufgrund unzureichenden Vakuums in ihrem Inneren und ungenugender Elektronenemission nicht nbsp Prinzipieller Aufbau des Split Anode Magnetrons von Erich Habann Kathode Anodenbleche externes MagnetfeldDer Physiker Albert W Hull aus den USA nutzte die Veroffentlichung von Greinacher erweiterte die Theorie der Flugbahnen von Elektronen im Magnetfeld und entwickelte eine magnetisch gesteuerte Verstarkerrohre der er den Namen Magnetron gab Hull entwickelte bei der Firma General Electric GEC 1921 ein erstes solches Magnetron das aus mehreren koaxialen zylinderformig angeordneten Anodenwanden engl split anode magnetron und einer Kathode bestand Durchsetzt wird die Anordnung von einem longitudinalen magnetischen Feld einer externen Spule Der Spulenstrom steuert uber das Magnetfeld den Elektronenstrom Das Ziel war magnetisch gesteuerte Relais oder Verstarker zu bauen Sie sollten den Steuerelektroden der Firma Western Electric Co Konkurrenz machen Dabei wurde entdeckt dass diese Magnetrone auch Hochfrequenz erzeugten Eine davon unabhangige Entwicklung fand 1921 durch Erich Habann in Jena und August Zacek in Prag statt Habann entwickelte ein Magnetron mit geteiltem Anodenzylinder das Frequenzen von 100 MHz erzeugte Der wesentliche Unterschied zu dem Magnetron von Hull bestand darin dass Habann wie in heutigen Magnetronen ein magnetisches Gleichfeld verwendete Die Bedingungen um die Dampfung aufzuheben Schaffung eines negativen differentiellen Innenwiderstandes konnte Habann prazise vorausberechnen Zacek konnte mit einer massiven Zylinderanode Frequenzen von 1 GHz erreichen Durch Schlitze in der Anode gelang Kinjirō Okabe 1896 1984 an der Universitat Tōhoku in Sendai Japan 1929 mit Frequenzen von 5 35 GHz der Durchbruch fur Magnetrone im Zentimeter Wellenbereich nbsp Aufbau der Anode des in dem Patent von Hans E Hollmann im Jahre 1935 beschriebenen MagnetronsAm 27 November 1935 meldete Hans Erich Hollmann sein Patent 2 fur das Mehrkammer Magnetron an das am 12 Juli 1938 erteilt wurde Im Fruhjahr 1939 entwickelten S Nakajima et al am JCR Japan das weltweit erste Hohlraummagnetron mit Hohlraumresonator Das M 3 genannte Magnetron war wassergekuhlt und hatte bei 10 cm Wellenlange eine Leistung von 500 Watt 3 1940 also ein Jahr nach den Japanern entwickelten die britischen Physiker John Turton Randall und Henry Albert Howard Boot eine verbesserte Variante von Hollmanns Mehrkammer Magnetron indem sie ein Flussig Kuhlsystem verwendeten und die Anzahl der Resonanzkammern von vier auf sechs erhohten Damit konnten sie die Ausgangsleistung verhundertfachen Das erlaubte zwei Jahre spater die Entwicklung sehr leistungsfahiger Magnetronsender fur Radargerate mit sehr kurzer Wellenlange und dadurch hohem Auflosungsvermogen Literatur BearbeitenHeinrich Greinacher Uber eine Anordnung zur Bestimmung von e m In Verhandlungen der Deutschen Physikalischen Gesellschaft Bd 14 1912 ISSN 0420 0195 S 856 864 Albert W Hull The Measurement of Magnetic Fields of Medium Strength by Means of a Magnetron In Physical Review Bd 22 Nr 3 1923 ISSN 0031 899X S 279 292 doi 10 1103 PhysRev 22 279 Erich Habann Eine neue Generatorrohre In Zeitschrift fur Hochfrequenztechnik Jahrbuch der drahtlosen Telegraphie und Telephonie Bd 24 1924 ZDB ID 1011026 4 S 115 120 135 141 zugleich Jena Universitat Dissertation 1924 August Zacek Nova metoda k vytvoreni netlumenych oscilaci Predbezna zprava In Casopis pro pestovani matematiky a fysiky Bd 53 Nr 4 1924 ZDB ID 201513 4 S 378 380 Hans E Hollmann Physik und Technik der ultrakurzen Wellen Band 1 Erzeugung ultrakurzwelliger Schwingungen Springer Berlin 1936 Kapitel 4 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Magnetron Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Commons Magnetron Album mit Bildern Videos und Audiodateien Funktionsweise eines Magnetrons englisch Funktionsweise eines Magnetrons deutsch englisch franzosisch turkisch Einzelnachweise Bearbeiten The Engineering Handbook Second Edition In Electrical Engineering Handbook 29 Juni 2004 ISSN 1097 9409 S 1046 doi 10 1201 9781420039870 Patent US2123728 Magnetron Angemeldet am 27 November 1935 Anmelder Telefunken GmbH Erfinder Hans Erich Hollmann S Nakajima The History of Japanese Radar Develop ment to 1945 In IEE London Peter Pelegrinus Ltd London Hrsg Proc of IEE 85 Seminar on the History of Radar IEE 85 Peter Pelegrinus Ltd London 1988 S Chapter 18 pp 243 258 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Magnetron amp oldid 229084654