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Ein Mikrohabitat altgriechisch mikros mikros deutsch klein eng lateinisch habitat er sie es bewohnt ist ein Lebensraum mit einer geringen raumlichen Ausdehnung Baum Mikrohabitate sind abgrenzbare Lebensraume in auf oder an Baumen sog Biotopbaumen 1 Biotopbaume mit ihren spezifischen Kleinbiotopen stellen Schlusselelemente fur die Artenvielfalt von Waldern dar 2 Da auch Mikrohabitate an lebenden Baumen oft aus Totholz bestehen besteht eine gewisse Verwandtschaft zu diesem Begriff Unter dem Begriff Baum Mikrohabitate werden Veranderungen der Rinde der Stamm oder der Kronenstruktur an lebenden und toten Baumen zusammengefasst Diese konnen die naturlichen Abwehrreaktionen des Baumes schwachen und es kann beispielsweise zu einer Besiedlung durch verschiedene Holzpilze Mikroorganismen oder xylobionte Insektenarten kommen Auch viele Vogel und Saugetiere nutzen oder kreieren solche Sonderstrukturen als Brutstatte oder Ruckzugsorte Die zusatzliche Besiedlung von verschiedenen an Baum Mikrohabitate gebundene Lebewesen kann die Artenvielfalt enorm erhohen und spielt deshalb eine immer zentraler werdende Rolle in der Biodiversitatsforschung und bei der Zielsetzung die Biodiversitat zu erhalten bzw zu erhohen 3 Baume die Mikrohabitat Strukturen aufweisen oder das Potential dazu haben werden in einem Wirtschaftswald jedoch oftmals wahrend Durchforstungen entnommen da sich die Holzstrukturen verandern und deshalb aus okonomischer Perspektive eine zukunftige Nutzung nicht sinnvoll erscheint Baum Mikrohabitate konnen bereits zersetztes Holz aufweisen oder einen Lebensraum ohne Holzzersetzung gewahren Die Wahrscheinlichkeit eines Baumes Mikrohabitate auszupragen nimmt dabei mit zunehmender Dimension Alter und rucklaufiger Vitalitat zu Generell gilt dass ein grosserer Baumdurchmesser aufgrund einer grosseren Lebensspanne Kronen Totholz lockerer Rinde und Rissen Artenreichtum fordert In einigen Studien wurde gezeigt dass in Mitteleuropa Laubbaumbestande bzw Mischbestande eine grossere Anzahl und Diversitat von Mikrohabitaten als reine Nadelbaumbestande aufweisen 4 5 6 Durch forstliche Bewirtschaftung nimmt die Dichte an Baum Mikrohabitaten in der Regel ab jedoch konnen unter Umstanden einige Baum Mikrohabitate wie beispielsweise Rindenverletzungen auch durch Holzerntemassnahmen gefordert werden Baum Mikrohabitate lassen sich nach unterschiedlichen Formen gruppieren Baum Mikrohabitat Form 7 BeispieleBaumhohlen Spechthohlen Mulmhohlen InsektenfrasslocherStammverletzungen und freiliegender Splint Abgeloste Rinde Stamm oder AstbrucheKronentotholz Totaste in der BaumkroneWucherungen Maserknollen KrebsePilzfruchtkorper Pilzkonsolen oder Fruchtkorper einjahriger PilzeEpiphytische und parasitische Strukturen Nester aufliegende Pflanzen Efeu Misteln und FlechtenAusflusse Saft oder HarzflussInhaltsverzeichnis 1 Baumhohlen 1 1 Specht und Asthohlen 1 2 Ausgehohlte Stamme 1 3 Hohlen mit Mulmkorper 1 4 Insektenlocher 1 5 Vertiefungen 2 Stammverletzungen und freiliegender Splint 2 1 Blitzrinnen 2 2 Risse und Spalten 2 3 Schurfstellen 2 4 Kronen und Teilkronenbruch 2 5 Stammbruch 2 6 Zwieselabbruch 2 7 Rindentaschen 3 Kronentotholz 4 Wucherungen 5 Pilzfruchtkorper 5 1 Zunderschwammbaume 5 2 Baumschwammbaume 6 Epiphytische epixylische und parasitische Strukturen 6 1 Kletterpflanzenbaume bzw Flechten und Moospolsterausbildung 6 2 Horstbaume 6 3 Mikroboden in Rinde und Krone 7 Ausflusse 8 Anwendung und praktische Bedeutung 8 1 Marteloskop 9 Literatur 10 EinzelnachweiseBaumhohlen Bearbeiten nbsp Stammfusshohlen einer RotbucheBaumhohlen gibt es in den unterschiedlichsten Grossen und Formen In den Hohlen entwickeln sich Mulmkorper und taschen Nester mit Pilzen besiedelte Innenraume oder zerkluftete Gangsysteme und Totholzzonen Je nach Baumhohle gibt es Unterschiede in der Art der Pilze dem Stadium der Holzzersetzung und der Durchfeuchtung was dazu fuhren kann dass sich Insekten in ihrer Art unterscheiden Grosshohlen entwickeln sich uber Jahrzehnte und werden von Vogeln kleineren Saugetieren und Amphibien wegen des grossen Nahrungsangebots und des stabilen Mikroklimas genutzt Ein prominenter Besiedler von Mulmkorpern ist der Eremit Hohlen konnen von hohlenbauenden Arten wie dem Specht gebaut und diese dann wiederum von Sekundarnutzern wie Bienen und Hornissen besiedelt werden Charakteristische Arten Wildkatze Felis silvestris Siebenschlafer Glis glis und viele heimische Spechtarten 8 Specht und Asthohlen Bearbeiten Eine Spechthohle ist eine durch einen Specht erbaute Bruthohle an einem lebenden oder abgestorbenen Baum Spechthohlen sind im oberen Kronenbereich Kleinspecht zu finden an abgestorbenen Asten Hochstumpfen oder in mit Pilzen besiedelte Stammbereichen Die Spechthohlen bieten nicht nur Lebensraum fur den Specht sondern auch fur eine grosse Anzahl weiterer Organismen wie zum Beispiel Insekten Allerdings besiedeln die meisten Insektenarten erst nach einigen Jahren die Hohle nachdem die Holzzersetzung weiter fortgeschritten ist Wenn mehr als zwei Spechthohlen in max 2 m Abstand ubereinander am Stamm vorzufinden sind wird dies als Hohlenetage bezeichnet Mogliche Grunde einer Etagenbildung sind Bau von getrennten Schlaf und Bruthohlen durch Schwarzspechte oder Erschaffen neuer Ersatzeingange aufgrund von fortgeschrittener Zersetzung der bisherigen Eingange Andere Varianten schwerwiegende Stamm oder Borkenverletzungen aber auch Zersetzung durch Pilze mit anschliessender Hohlraumbildung Hohlenetagen sind potentielle Vorstufen einer Grosshohle Sekundarbewohner von Spechthohlen sind u a Hohltaube Columba oenas oder Sperlingskauz Glaucidium passerinum Charakteristische Arten Blauer Scheinbockkafer Ischnomera cyanea und Ischnomera caerulea Waldkauz Strix aluco Goldfell Schuppling Pholiota cerifera Asthohlen sind durch Astabbruch entstandene Faulhohlen Charakteristische Arten Schwarzspecht Dryocopus martius Spechtloch Schillerporling Inonotus niduspici Haubenmeise Lophophanes cristatus 8 Ausgehohlte Stamme Bearbeiten Ausgehohlte Stamme sind lange rohrenformige Hohlen im Stamm mit stabilen mikroklimatischen Verhaltnissen Ausgehohlte Stamme haben haufig eine verdickte Stammbasis aufgrund vom Ligninabbau mit anschliessender Holzerweichung Der Pilz kann sich sowohl den Stamm hinauf bzw bis zum Boden hinabarbeiten Charakteristische Arten Bluthals Schnellkafer Ischnodes sanguinicollis Brandkrustenpilz Hypoxylon deustum Waldkauz Stix aluco und Haselmaus Muscardinus avellanarius 8 Hohlen mit Mulmkorper Bearbeiten nbsp Blick in eine Baumhohle mit MulmHohlen mit Mulmkorper sind Baumhohlen die Holzmulm mit einer Menge von mind 8 Litern enthalten Uber Jahrzehnte greifen verschiedenste Pilzarten auf eine deutlich weniger aggressive Weise zum Uberleben wichtige Bereiche am Baum an Besonders Kambium und Splint werden auf diese Art angegriffen und in Folge von lignikolen Insekten zernagt und verkleinert Initialpunkte sind offene nicht von der Borke umgebene Bruche Spalten Risse sowie aufgeschurfte Stellen oder kleinere Hohlungen Holzameisen bilden in diesem sogenannten Nagemehl ihre Kolonien und zerkleinern dieses umso mehr primarer Holzmulm Zusatzliches organisches Material wird von Kleinsaugern Vogeln und Insekten wie Bienen oder Hornissen eingetragen was zu einem erhohten Nahrstoffangebot fuhrt Charakteristische Arten Eremit Osmoderma eremita Grosser Rosenkafer Protaetia speciosissima Ockerfarbene Hydrabasidie Uthatobasidium ochraceum Veilchenblauer Wurzelhalsschnellkafer Limoniscus violaceus Haselmaus Muscardinus avellanarius 8 Insektenlocher Bearbeiten nbsp Schlupfloch des Heldbock Cerambyx cerdo Als Insektenlocher werden durch Insekten geschaffene Galerien und Bohrlocher bezeichnet wie sie beispielsweise durch Borkenkafer geschaffen werden Diese befallen bevorzugt geschwachte und absterbende Baume und legen ihre Eier in der Rinde Rindenbruter oder im Splintholz Holzbruter ab Damit einhergehend entstehen die gut erkennbaren Frass und Brutgange In diesen leben zahlreiche weitere Insektenarten u a solche die rauberisch von den Borkenkafern leben Ein beeindruckendes Beispiel ist der Heldbock Cerambyx cerdo einer der grossten Kafer in Mitteleuropa Dessen Bohrlocher sind so gross dass sie von Fledermausen als Winterquartier genutzt werden konnen 9 Vertiefungen Bearbeiten Wassertopfe Dendrotelme nach obenhin geoffnete Ausbuchtungen oder hohlungen mit der Moglichkeit der Wasseransammlung Die Vertiefungen entstehende haufig durch Verletzungen Typisch sind auch verzweigte oberirdischer Wurzeln an Stammfuss eng nach oben gerichtete zueinander stehenden Aste in Astgabelungen Uberwallungen an Zwieseln Stammverwachsungen und Ausriss von Asten Der Wasserstand in den Wassertopfen ist abhangig von Niederschlag und Verdunstung Bei bleibender Ansammlung ist ein Dendrotelm ein idealer Lebensraum und Reproduktionsort fur Amphibien wie z B dem Laubfrosch Hyla arborea Pilzansiedlung an Faulstellen bei periodischer Austrocknung Wassertopfe beherbergen wenige aber dafur sehr spezialisierte Insektenarten Charakteristische Arten Sumpffieberkafer Prionocyphon serricornes Hummelschwebfliege Mallota fuciformis 8 Weitere Vertiefungen Frasslocher von Spechten rindenbedeckte Einbuchtungen am StammStammverletzungen und freiliegender Splint Bearbeiten nbsp Tanne mit StammbruchBlitzrinnen Bearbeiten Eine Blitzrinne ist eine Rinne am Baumstamm die durch Blitzeinschlag verursacht wird Das nun offen gelegte Splintholz kann durch holzabbauende Pilze besiedelt werden Entstehende Spalten konnen als Versteck genutzt werden Charakteristische Arten Schwarzkafer Corticeus unicolor Zwergfledermaus Pipistrellus pipistrellus Igel Stachelbart Hericium erinaceum 8 Risse und Spalten Bearbeiten Starke und mit der Zeit schadliche Spannungsverhaltnisse im Baum konnen zu einer erweiterten Rissbildung in Stamm und Asten fuhren Dies entsteht in der Regel durch Ungleichverteilung der Kronenlast Drehwuchs Frosteinwirkung oder durch Starkwind ausgeloste extreme Krafteinwirkung Im weiteren Verlauf konnen sich Risse und Spalten durch Ansiedlung von Pilzen zu Mulmhohlen weiterentwickeln Spalten werden ebenfalls als Versteck genutzt Charakteristische Arten Schleimflusskafer Nosodendron fasciculare Gartenbaumlaufer Certhia brachydactyla Beulenkopfbock Rhamnusium bicolor Grosser Lindenprachtkafer Scintillatrix rutalins 8 Schurfstellen Bearbeiten Relativ grossflachige Storstellen der Rinde am Stamm oder Stammfuss bezeichnet man als Schurfstellen Diese entstehen durch umfallende Nachbarbaume abbrechende Kronenteile oder auch Wildschaden aber auch durch Holzerntemassnahmen Mogliche Folgen sind Pilz und Insektenbefall durch ein fehlende Borke Charakteristische Arten Buchen Kammkafer Isorhipis melasoides Goldfell Schuppling Pholiota cerifera Rosthaarbock Anisarthron barbipes 8 Kronen und Teilkronenbruch Bearbeiten Bei Kronenbruch ist mehr als die Halfte bei Teilkronenbruch weniger als die Halfte der Krone abgebrochen jedoch muss mindestens ein Starkast der 1 Ordnung betroffen sein Der Abbruch fuhrt sehr schnell zu tiefgehenden Verletzungen am Stamm die Folge ist eine rasche Ansiedelung von Pilzarten mit dem Ergebnis einer schnell grosser werdenden Hohle bis hin zur Grosshohle Charakteristische Arten Augenfleckenbock Mesosa curculionoides Gelbschuppiger Schnellkafer Lacon quercus Rothalsiger Scheinbockkafer Ischnomera sanguinicollis Gewohnlicher Austernseitling Pleurotus ostreatus Kornerbock Megopis scabricornis 8 Stammbruch Bearbeiten Im Falle eines Stammbruchs bricht die Baumkrone ganz ab allerdings kann sich aus Zweigen eine Ersatz oder Sekundarkrone entwickeln wahrend der Stammbereich fast vollstandig abgestorben ist Charakteristische Arten Bluthals Scheinbockkafer Ischnomera sanguinicollis Mattschwarzer Schnellkafer Megapenthes lugens Zwergschnapper Ficedula parva 8 Zwieselabbruch Bearbeiten nbsp Zwieselbruch einer Gemeinen HaselKompletter Abbruch eines Zwieselstammes am Ansatz des Zwiesels fuhrt dazu dass Splint und Kernholz freigelegt wird Dies ist die Vorstufe fur mit Pilzen besiedeltes Holz Mulmtaschen und Vertiefungen Hohlen Charakteristische Arten Lungen Seitling Pleurotus pulmonarius Blutroter Hautkopf Cortinarius sanguineus Buchenbuntkafer Tillus elongatus 8 Rindentaschen Bearbeiten Abgeloste Rindenteile an absterbenden oder bereits toten Baumbereichen sind Rindentaschen Nutzung durch Schutz fur Insekten bzw Brutplatz Versteck fur Vogel z B Baumlaufer und einigen Fledermausarten wie z B Mopsfledermaus Barbastella barbastellus Fliessender Ubergang zwischen Rindentaschen mit oder ohne Mulm 8 Mulmtaschen sind Rindentaschen mit angesammeltem Nagemehl Nistmaterial Holzmulm und kleinen Holzstucken haufig vermischt mit nahrstoffreichem organischem Material Beutereste oder Kot von Gliederfussern Wegen Nahrstoffreichtum findet haufig ein Pilzbefall statt z B durch Tintlinge und Murblinge Charakteristische Arten Pelzkafer Trinodes hirtus Mopsfledermaus Barbastella barbastellus Siebenschlafer Glis glis 8 Kronentotholz BearbeitenTote Aste im unteren Kronenbereich entstehen u a durch Beschattung abgestorbene Kronenspitzen durch Trockenstress und Starkastabbruch durch mechanische Einwirkung Durch die Offnung des Kronendachs profitieren hauptsachlich licht und warmeliebende Insektenarten Das Totholz in lebenden Baumen kann trotzdem durch Transpirations und Assimilationsstrome teilweise weiterhin versorgt und mit Pilzmyzelien verbunden sein Charakteristische Art Tannen Stachelbart Hericium flagellum 8 Wucherungen Bearbeiten nbsp Wucherung am StammKrebs Ungleichmassige Beulenbildung an Ast und Stamm Ausloser sind sich in der Rinde befindende Bakterien bzw Pilze z B Schlauchpilze der Gattung Nectria Resultat ist ein versuchter Wundverschluss an den Bereichen von abgetoteten Rindenteilen Dieser bietet Lebensraum fur Pilze und Arthropoden und stellt infolgedessen eine geeignete Nahrungsquelle fur viele Vogelarten dar 8 Maserknollen Haufig durch den Mikroorganismus Agrobacterium tumefaciens ausgelost zwingt den Wirt zu einem uberdurchschnittlichen Wachstum Die Risse und Spalten bieten Lebensraum fur Pilze sowie Gliederfusser Im Laufe der Zeit kann sich eine Grosshohle ausbilden Charakteristische Arten Eichenglasflugler Synanthdon conopiformis Wespenglasflugler Synanthdon vespiformis Baummarder Martes martes Mittelspecht Dendrocopos medius 8 Hexenbesen Dauerhafte Bildung vieler kurzer Zweige als Folge eines Pilzbefalls 10 Wasserreisser Spross der nach einer Verletzung bzw nach Veranderung der Lichtverhaltnisse aus einer schlafenden Knospe im Bereich des Stammes austreibt 11 Pilzfruchtkorper Bearbeiten nbsp Pilzfruchtkorper am StammZu unterscheiden sind mehrjahrige mehrjahrige Porlinge kurzlebige Pilzfruchtkorper einjahrige Porlinge Standerpilze grosse Schlauchpilze und Schleimpilze Zunder und Baumschwamme Fomes fomentarius Fomitopsis pinicola sind neben weiteren Vertretern die haufigsten lignikolen Pilze die mit ihren Fruchtkorpern ein Baum Mikrohabitat ausbilden konnen 8 Zunderschwammbaume Bearbeiten Der Zunderschwamm kann sich nur in lebenden durch naturliche Alterung oder durch z B Trockenstress oder mechanischer Verletzungen bereits vorgeschadigter Baume ansiedeln Die Fruchtkorper bieten in unterschiedlichen Zersetzungsstadien Lebensraum fur bis zu 600 verschiedene Arten Charakteristische Arten Olivfarbener Holzbecherling Catinella olivacea Kerbhalsiger Baumschwammkafer Bolitophagus reticulatus Kleinspecht Dendrocopos minor Gewohnliches Krausblattmoos Ulota crispa 8 Baumschwammbaume Bearbeiten Baumschwammbaume sind Baume mit Fruchtkorper des rotrandingen Baumschwamms Wachstum erfolgt an noch lebenden aber bereits geschwachten oder sogar abgestorbenen Laub und Nadelbaumen Charakteristische Arten Schmetterlingstramete Trametes versicolor Kerbhalsiger Schimmelkafer Pteryngium crenatum Echte Motte Triaxomera fulvimitrella 8 Weitere Arten Zahnhalsiger Baumschwamm Schwarzkafer Eledonoprius armatus Blauflugeliger Faulholzkafer Triplax aenea Schwarzspecht Dryocopus martius Epiphytische epixylische und parasitische Strukturen BearbeitenKletterpflanzenbaume bzw Flechten und Moospolsterausbildung Bearbeiten nbsp Epiphytenbewuchs auf TotholzMindesthohe und Deckung von Kletterpflanze 3 m und 2 m Die Verflechtung der Ranke dient als Kletterhilfe aber auch als Rastplatz Ruheort fur z B Wildkatzen gleichzeitig dient sie als Brut und Schlafplatz fur Vogel Die Pflanzenbedeckung stabilisiert ein feuchtes Mikroklima ideal fur eine artenreiche Pilzflora Moos speichert lange Feuchtigkeit und fuhrt zur initialen Bildung von Humus Es beherbergt zusammen mit dem Flechtenbewuchs eine grosse Zahl an unterschiedlichen Pilzarten Charakteristische Arten sind Blauer Rindenhelmling Mycena pseudicorticola Baummarder Martes martes Wildkatze Zaunkonig Troglodytes troglodytes 8 Horstbaume Bearbeiten Horste grosse Nester werden von einigen Vogelarten wie See Fisch und Schreiadler Habicht Sperber Reihern und Storchen angelegt Voraussetzungen sind grosse Kronen gute Anflugschneisen und passende starke Aststrukturen Einige Vogelarten benutzen schon existierende Horste wie z B die Waldohreule Asio otus weitere Arten benutzen kleinere Horste anderer Vogel als Grundlage den eigenen Horst darauf zu errichten beispielsweise der Mausebussard Buteo buteo Charakteristische Arten die Horste besiedeln bzw mitnutzen Stutzkafer Histeridae Kurzflugler Haploglossa gentilis 8 Mikroboden in Rinde und Krone Bearbeiten Mikroboden sind durch Zersetzung entstandene Humusformen in Rinde und Krone Ausflusse BearbeitenSaftfluss Deutlich sichtbarer erheblicher Saftfluss der vorwiegend an Laubbaumarten vorkommt Der Saftfluss ist eine Abwehrreaktion des Baumes in Folge kleiner Verletzungen oder Pilzinfektionen und gleichzeitig eine wichtige Nahrungsquelle fur viele Kaferarten Dem Hirschkafer Lucanus cervus dienen die zuckerreichen Saftflusstellen an der Eiche zusatzlich als Paarungsplatze Harzfluss Nach Verletzungen beispielsweise durch Astabbruche Schadigung der Rinde durch Fallung oder Insektenbefall versuchen Nadelbaume die Wunde durch Harzfluss zu verschliessen und so den Eintritt von Schadorganismen zu verhindern Charakteristische Art Goldkafer Protaetia spp 8 Anwendung und praktische Bedeutung BearbeitenBaum Mikrohabitate sind im Vergleich zu einzelnen Arten ortstreue Strukturelemente welche sich leicht erfassen lassen Durch die Moglichkeit einer Verknupfung von Baum Mikrohabitaten mit assoziierten unter Umstanden gefahrdeten Arten kann Baum Mikrohabitaten eine Indikatorfunktion zugesprochen werden Ziel einer Klassifizierung und Beschreibung von Baum Mikrohabitaten z B in Form eines detaillierten Katalogs ist es diese standardisiert umfassend und wiederholbar zu kartieren So konnen auf Basis der Vielfalt und Anzahl von Baum Mikrohabitate Ruckschlusse auf mogliches Artvorkommen gezogen werden In einem Baum Mikrohabitat Katalog sind detaillierte Beschreibungen und Illustrationen zu finden die als Orientierung dienen Die Erfassung bildet das Besiedlungspotential fur Mikrohabitat abhangige Arten wie z B bestimmte Vogel Insekten und Pilzarten ab anstatt aktiv nach diesen Arten suchen zu mussen Ob diese Arten jedoch tatsachlich die gefundenen Strukturen besiedeln und ob nicht noch weitere Arten genauso wichtig sind oder diese Strukturen besiedeln bleibt ohne Spezialuntersuchungen unklar Marteloskop Bearbeiten Ein Marteloskop ist ein Konzept fur die waldbauliche Aus und Weiterbildung Es dient als Demonstrations und Trainingsflache fur die Berucksichtigung von naturschutzfachlichen Aspekten in forstlicher Bewirtschaftung Auch um Baum Mikrohabitate und deren Bedeutung oder Funktion im Okosystem Wald zu veranschaulichen sind Marteloskope ein nutzliches Instrument Im Vordergrund stehen der Erfahrungsaustausch sowie eine waldbauliche Trainingsdurchfuhrung 12 Marteloskope sind abgegrenzte Flachen in einem realen Baumbestand Mit Hilfe einer Software konnen unterschiedliche Behandlungsszenarien dargestellt werden Primare Ziele sind eine objektive Anschauung und Diskussion uber simulierte waldbauliche Eingriffe sowie eine Darstellung der daraus resultierenden okologischen und okonomischen Auswirkungen Um dies zu gewahrleisten wird der gesamte reale Baumbestand im Vorfeld kartiert und nummeriert Einzelbaume werden nach okologischen Aufnahme nach festgesetztem Standard von existierenden und potentiellen Baum Mikrohabitaten nach Kriterien im Katalog und nach Seltenheit bzw Dauer der Entstehung und okonomischen Volumenberechnung aktuelle und regionale Preislisten und zukunftige Qualitatseinschatzung Kriterien bewertet 12 13 Literatur BearbeitenMoller et al Der Fauna Kaferfuhrer1 Kafer im und am Wald Fauna Verlag Nottuln 2006 G Moller Struktur und Substratbindung holzbewohnender Insekten Schwerpunkt Coleoptera Kafer Diss Freie Universitat Berlin 2009 UNESCO United Nations Educational Scientific and Cultural Organisation World Heritage Conservation Primeval Beech Forests of the Carpathians and Ancient Beech Forests of Germany Antragsdossier 2011 whc unesco org S Winter Ermittlung von Struktur Indikatoren zur Abschatzung des Einflusses forstlicher Bewirtschaftung auf die Biozonosen von Tiefland Buchenwaldern Dissertation Technische Universitat Dresden 2005 Einzelnachweise Bearbeiten Stefan Nehring Ute Albrecht Biotop Habitat Mikrohabitat Ein Diskussionsbeitrag zur Begriffsdefinition In Lauterbornia Nr 38 2000 zobodat at PDF abgerufen am 14 November 2018 Laurent Larrieu Christophe Bouget Alain Cabanettes Benoit Courbaud Tree related microhabitats TreMs as key elements for forest biodiversity In ConFoBi Workshop 28 Februar 2018 1 Marz 2018 Fribourg Switzerland univ toulouse fr PDF Susanne Winter Mikrohabitate und Phasenkartierung als Kern der Biodiversitatserfassung im Wald PDF Abgerufen am 14 November 2018 Which factors influence the occurrence and density of tree microhabitats in Mediterranean oak forests In Forest Ecology and Management Band 295 1 Mai 2013 ISSN 0378 1127 S 118 125 doi 10 1016 j foreco 2013 01 009 Asbeck et al Predicting abundance and diversity of tree related microhabitats in Central European montane forests from common forest attributes Abgerufen am 14 November 2018 Grossmann et al Predictors of Microhabitat Frequency and Diversity in Abgerufen am 14 November 2018 L Larrieu Y PaiLLet S Winter R Butler D Kraus F Krumm T Lachat A K Michel B Rregnery K Vanderkerkhove Tree related microhabitats in temperate and Mediterranean European forests a hierarchical typology for inventory standardization In Ecological Indicators Band 84 2018 S 194 207 a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v Winter et al Praxishandbuch Naturschutz im Buchenwald Hrsg Ministerium fur Landliche Entwicklung Umwelt und Landwirtschaft Brandenburg 2015 Ministerium fur Landliche Entwicklung Umwelt und Landwirtschaft Brandenburg Schorfheide Chorin 2015 ISBN 978 3 00 051827 0 Gottfried Iwona amp Gottfried Tomasz amp Zajac Krzysztof 2019 Bats use larval galleries of the endangered beetle Cerambyx cerdo as hibernation sites Mammalian Biology Zeitschrift fur Saugetierkunde 10 1016 j mambio 2019 01 002 Fritz Schwerdtfeger Die Waldkrankheiten Lehrbuch der Forstpathologie und des Forstschutzes ISBN 3 490 09116 7 Schutt et al Lexikon der Baum und Straucharten Hamburg 2002 ISBN 3 933203 53 8 a b Integrate Marteloskope Kalibrierung waldbaulicher Entscheidungen PDF Abgerufen am 14 November 2018 INFORMAR Integrated Forest Management Learning Architecture Abgerufen am 15 November 2018 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Baum Mikrohabitat amp oldid 231485598