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Die Artikel Wasserschoss und Wasserreis Pflanzenmorphologie uberschneiden sich thematisch Informationen die du hier suchst konnen sich also auch im anderen Artikel befinden Gerne kannst du dich an der betreffenden Redundanzdiskussion beteiligen oder direkt dabei helfen die Artikel zusammenzufuhren oder besser voneinander abzugrenzen Anleitung Als Wasserreis wird ein Spross bezeichnet der aus einer schlafenden Knospe im Stammbereich austreibt Wasserreiser erkennt man an den oft grosseren und oft auch anders gestalteten Blattern 1 Inhaltsverzeichnis 1 Benennung 2 Anatomie und Morphologie 3 Auslosende Faktoren 4 EinzelnachweiseBenennung BearbeitenWasserreiser sind Adventivsprosse die sekundar an alteren Abschnitten des Sprosses aus schlafenden Knospen Adventivknospen oder Proventivknospen austreiben Fur solche Triebe ist die Terminologie sehr uneinheitlich Neben Wasserreis sind die Ausdrucke Kompensationstrieb Angsttrieb Wasserschoss oder Wasserschossling im Gebrauch aus solchen gebildete dickere Aste werden als Klebaste bezeichnet 2 Die Ausdrucke Angsttriebe auch Angstreiser 3 spater Nottriebe oder Ersatztriebe wurden in den 1980er Jahren vor allem durch den Forstwissenschaftler Peter Schutt als Wuchsanomalien geschadigter Nadelbaume im Zusammenhang mit der damaligen Debatte zum Waldsterben popularisiert 4 Im von Schutt herausgegebenen Lexikon der Forstbotanik 5 wird dafur der Begriff Proventivtrieb verwendet der auch nach dem Kosmos Wald und Forstlexikon synonym zu Angsttrieb ist 6 Der alternative Ausdruck epikormischer Spross epicormic branch auch epicormic shoot 7 wird in einem fachlichen Review von Andrew R Meier und Kollegen 2012 8 als vereinheitlichte Beschreibung vorgeschlagen er ist aber noch wenig verbreitet Im Obstbau bezeichnet man die kraftigen beinahe senkrechten Triebe oft als Wasserreiser Wasserschosse oder Wassertriebe die sich auf den alteren eher waagrecht orientierten Asten entwickeln obwohl fachlich dafur die Bezeichnung Standertrieb empfohlen wird 9 Botanisch werden solche Triebe auch als Reiter bezeichnet 3 Diese Triebe werden je nach Position entweder belassen um nach dem Absenken des tragenden Astes Verformung durch Fruchtbehang die neue Verlangerung der Astachse zu bilden oder entfernt wenn sie das Innere des Baumes beschatten und uberwachsen wurden Sobald die Ausrichtung des Wasserreises die Senkrechte verlasst verandert sich sein weiteres Verhalten und es wird von Fruchtruten gesprochen Dieses Absenken erfolgt haufig aufgrund der Belastung durch Blatter und Fruchte es kann aber ebenso durch Herunterbiegen und binden sowie durch das Anbringen von Gewichten erzielt werden Anatomie und Morphologie BearbeitenWasserreiser epikormische Sprosse entstehen durch den Austrieb sogenannter schlafender Knospen Diese treten in zwei Formen auf die sich in ihrer Bildungsweise unterscheiden Proventivknospen entstehen durch Teilung eines normalen Apikalmeristems eines Sprosses Adventivknospen im engeren Sinne bilden sich ohne Beziehung zu einem Meristem aus anderem Gewebe oft aus Wundgewebe Kallus genannt das nach einer Verletzung des Sprosses die Wunde verschliesst Auch diese Terminologie ist allerdings nicht ganz einheitlich einige Fachleute nennen alle Bildungen abseits des ublichen Orts adventiv 10 11 Das Vermogen durch Bildung von adventiven Wasserreisern eine Krone zu regenerieren wird manchmal nach einer Begriffsbildung durch den Botaniker Roelof A A Oldeman als Reiteration bezeichnet 12 Obwohl Proventivknospen meist aus gewohnlichen Knospenanlagen an der Sprossspitze oder in der Achsel eines Tragblatts hervorgehen bleiben sie beim sekundaren Dickenwachstum oft erhalten sie sind dann im Inneren des verholzten Triebes durch eine mitwachsende Brucke parenchymatischen Gewebes mit dem ursprunglichen Meristem verbunden Es wirkt dann so als ob der Seitenspross unvermittelt direkt aus dem verholzten Spross hervorbricht Die entsprechenden Knospen sind meist einfacher gebaut als gewohnliche meist fehlen die Blattanlagen oft auch umhullende Knospenschuppen Entsprechende Knospen konnen lange Zeit manchmal mehr als 50 Jahre erhalten bleiben und unter entsprechenden Bedingungen ein Wasserreis ausbilden Sie werden jedoch seltener je alter der betreffende Sprossabschnitt ist In vielen Fallen bilden sie komplexe Strukturen aus vielen nahe beieinander liegenden Knospen aus Andere Baumarten bilden einzeln liegende grossere Knospen die dann weniger lange kaum uber 15 Jahre austriebsfahig bleiben 8 Auslosende Faktoren BearbeitenDie so gebildeten Knospen bleiben normalerweise zunachst inaktiv dormant also schlafend bis sie auf einen externen Reiz hin ein Wasserreis ausbilden Zahlreiche Faktoren kommen dabei als auslosender Reiz in Frage meist stehen diese im Zusammenhang mit Stressfaktoren fur den Organismus die zu einem Verlust zahlreicher normaler Blatter und Triebe fuhren Die Bildung von Wasserreisern ist also eine Stressreaktion mit der der Baum seine Blattflache konstant halten will Sie ist also nicht pathologisch wie ein Hexenbesen sondern eine in der Evolution der Baumart angelegte Reaktionsnorm Obwohl die energetischen Kosten der schlafenden Knospen fur den Baum recht gering sind unterscheiden sich verschiedene Baumarten merklich in ihrem Vermogen Wasserreiser auszubilden einige sind gar nicht dazu in der Lage Dies kann wohl dadurch erklart werden dass je nach Umwelt der Nutzen sehr verschieden gross ist so dass das Vermogen dazu in der Evolution verloren gehen kann 13 Auslosende Stressfaktoren sind zahlreich Blattverlust durch Insektenfrass Feuer Ruckschnitt durch den Menschen aber auch intensive Konkurrenz zu benachbarten Baumen oder schlechter Wuchs aufgrund eines ungunstigen Standorts gehoren dazu Dadurch bilden schwachwuchsige Baume generell mehr Wasserreiser aus Ihre Bildung kann auch dadurch ausgelost werden dass bisher im Schatten liegende Teile von Stamm oder Asten plotzlich besser belichtet werden Als Mechanismus wird hier seit langer Zeit die Aufhebung einer vorher wirksamen Hemmung durch das Phytohormon Auxin postuliert 8 Einzelnachweise Bearbeiten Gerhard Wagenitz Worterbuch der Botanik Morphologie Anatomie Taxonomie Evolution 2 erweiterte Auflage Nikol Hamburg 2008 ISBN 978 3 937872 94 0 S 349 Michele Kaennel Fritz Hans Schweingruber Multilingual Glossary of Dendrochronology Terms and Definitions in English German French Spanish Italian Portuguese and Russian Birmensdorf Swiss Federal Institute for Forest Snow and Landscape Research Bern Stuttgart Vienna Haupt Verlag Birmensdorf 1995 a b Peter A Schmidt Bernd Schulz Fitschen Geholzflora Ein Buch zum Bestimmen der in Mitteleuropa wild wachsenden und angepflanzten Baume und Straucher Quelle amp Meyer Verlag Wiebelsheim 13 Auflage 2017 ISBN 978 3 494 01712 9 S 27 28 Roland Schafer Lamettasyndrom und Sauresteppe Das Waldsterben und die Forstwissenschaften 1979 2007 Schriften aus dem Institut fur Forstokonomie Band 34 Freiburg 2012 ISBN 978 3 9811351 6 9 S 170 284 Peter Schutt Hrsg Lexikon der Forstbotanik Landsberg Lech ecomed 1992 ISBN 3 609 65800 2 S 408 Gerhard Stinglwagner Ilse Haseder Reinhold Erlbeck Das Kosmos Wald amp Forstlexikon Franckh Kosmos Verlag Stuttgart 5 Auflage 2016 ISBN 978 3 440 15524 0 Angsttrieb Proventivtrieb auf S 37 Dagnija Lazdina Kristaps Makovskis Pieter D Kofman Alicia Unrau The EuroCoppice Glossary Terms amp Definitions related to Coppice COST Action FP1301 Reports Freiburg 2017 herausgegeben von der Albert Ludwig Universitat Freiburg a b c Andrew R Meier Michael R Saunders Charles H Michler 2012 Epicormic buds in trees a review of bud establishment development and dormancy release Tree Physiology 32 5 565 584 doi 10 1093 treephys tps040 AG Obstgeholzpflege im Pomologenverein Herausgeber Wichtige Begriffe im Obstbau Obstbaumschnitt Glossar Stand November 2016 PDF Gerhard Wagenitz Worterbuch der Botanik Morphologie Anatomie Taxonomie Evolution 2 erweiterte Auflage Nikol Hamburg 2008 ISBN 978 3 937872 94 0 S 4 Ray F Evert Esaus Pflanzenanatomie Meristeme Zellen und Gewebe der Pflanzen ihre Struktur Funktion und Entwicklung deutsche Ubersetzung Rosemaeie Langenfeld Heyser Walter de Gruyter Berlin 2009 ISBN 9783110211320 S 480 Philip Barry Tomlinson Martin Zimmerman Tropical Trees as Living Systems Cambridge University Press 1978 ISBN 978 0 521 21686 9 S 240 242 Peter A Vesk and Mark Westoby 2004 Funding the bud bank a review of the costs of buds Oikos 106 1 200 208 JSTOR 3548410 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wasserreis Pflanzenmorphologie amp oldid 235619144