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Phytohormone sind pflanzeneigene endogene organische Verbindungen die als primare Botenstoffe sog Signalmolekule Wachstum und Entwicklung der Pflanzen steuern und koordinieren Neben den echten Phytohormonen gibt es zahlreiche andere sekundare Pflanzenstoffe die ebenfalls wachstumsregulatorische Wirkung zeigen zum Beispiel einige phenolische Verbindungen und Steroide Diese gehoren jedoch definitionsgemass nicht zu den Pflanzenhormonen Inhaltsverzeichnis 1 Forschungsgeschichte 2 Wirkungsweise 3 Einteilung 4 Anwendung 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseForschungsgeschichte BearbeitenDie Entdeckung von hormonartigen Substanzen bei Pflanzen war ein Ergebnis von Untersuchungen des Phototropismus bei Haferkoleoptilen Die Koleoptile ist eine Hulle die bei Grasern wie dem Hafer das Keimblatt umgibt Charles Darwin und sein Sohn Francis Darwin beschrieben 1880 dass bei der Krummung der wachsenden Koleoptile in die Richtung seitlich einfallenden Lichts die Koleoptilspitze den Lichtreiz wahrnimmt und in der weiter unten liegenden Streckungszone vgl Streckungswachstum die Krummung zum Licht hin erfolgt Wie der Reiz den man sich zu dieser Zeit noch analog zu einer psychischen Empfindung vorstellte von der Spitze zur Streckungszone weitergeleitet wird blieb lange unklar Der einflussreiche Botaniker Wilhelm Pfeffer vertrat die Auffassung dass dies uber eine Wechselwirkung zwischen den Zellen der Koleoptile geschehe Erst 1913 stiess Peter Boysen Jensen eine experimentelle Untersuchung dieser Frage an indem er zeigte dass das Einschieben eines Glimmerplattchens auf der Schattenseite der Koleoptile die Krummung verhindert wahrend ein Glimmerplattchen auf der Lichtseite keinen Effekt hat Den endgultigen Beweis dass es sich um die Diffusion einer Substanz handelt erbrachte Frits Warmolt Went 1927 indem er Koleoptilspitzen auf Agarplattchen setzte und mit diesen die diffundierende Substanz auf gekappte Koleoptilen aufbrachte Die Bezeichnung Phytohormon fuhrten Frits A F C Went und Fritz Kogl 1933 ein 1 Wirkungsweise BearbeitenDie Pflanzenhormone werden in der Pflanze vom Entstehungs zu einem spezifischen Wirkungsort transportiert entweder von Zelle zu Zelle z B Auxine uber die Leitungsbahnen z B Cytokinine oder uber den Gasraum zwischen den Zellen Ethylen Pflanzenhormone regulieren im engen wechselseitigen Zusammenspiel die pflanzlichen Wachstums und Entwicklungsprozesse und konnen diese auslosen hemmen oder fordern Sie steuern und koordinieren auf diese Weise das Wachstum von Wurzel Spross und Blatt die Entwicklung von Samen und Frucht die Seneszenz und Abszission die Apikaldominanz Ruhepausen von Pflanzen den Gravitropismus und Phototropismus und viele andere Prozesse Entstehungsorte und der auf chemischer Wechselwirkung beruhende Mechanismus sind noch wenig erforscht Angriffsort der Phytohormone sind hormonspezifische Rezeptorproteine Regulierung der Produktion Die Pflanzenhormone werden entweder durch verschiedene enzymatisch gesteuerte Abbaureaktionen irreversibel inaktiviert oder durch Konjugatbildung mit Monosacchariden oder Aminosauren in biologisch inaktive Speicherformen uberfuhrt Diese Konjugate haben als reversible wieder aktivierbare Deaktivierungsprodukte eine wichtige Funktion im Stoffwechsel der Pflanze Wahrend Phytohormone in Gefasspflanzen ein breites Wirkungsspektrum haben die sogenannte pleiotrope Wirkung sind insbesondere fur Auxine Cytokinine und Abscisinsaure sehr spezifische Effekte auf die Differenzierung des Protonemas der Laubmoose beschrieben 2 Bildungsort und Wirkungsort sind oft nicht eindeutig voneinander getrennt Einteilung Bearbeiten nbsp Strukturformel der Indol 3 essigsaure dem wichtigsten AuxinChemisch sind Phytohormone keine einheitliche Stoffklasse Klassische Phytohormone werden unterteilt in funf Gruppen die vorwiegend wachstumsfordernden Auxine Cytokinine und Gibberelline sowie die hemmenden Phytohormone Abscisinsaure und Ethylen Zudem spielen Brassinosteroide Jasmonate Salicylate und Systemin als einziges Peptidhormon eine Rolle Polyamine zahlen nicht zu den Phytohormonen da sie nicht ausschliesslich Signalfunktion haben in der Zelle immer vorhanden sind als direkte Reaktionspartner agieren gehen verandert aus der Reaktion hervor irreversibel und in hohen Konzentrationen mM wirksam sind Seit Kurzem ist auch die Stoffgruppe der Strigolactone als Phytohormon akzeptiert Diese regulieren auch in Wechselwirkung mit anderen Phytohormonen z B die Verzweigung von der Sprossachse und Hyphen von Arbuskularen Mykorrhizapilzen sowie die Samenkeimung 3 Anwendung BearbeitenPflanzenhormone und wirkungsverwandte Wachstumsregulatoren finden in der Land und Forstwirtschaft sowie im Gartenbau eine breite Anwendung Durch Begasung mit Ethylen beschleunigt man das Reifen unreifer Fruchte wie Bananen Orangen und Zitronen in geschlossenen Lagerhallen Ebenfalls dient es zur Induktion der Blutenbildung in geschlossenen Gewachshausern Zur Beschleunigung des Reifeprozesses von Fruchten reichen bereits nanomolekulare Ethylen Konzentrationen Umgekehrt kann man durch kontinuierliches Entfernen des Ethylens aus Lagerhallen fur Fruchte deren Frische erhalten 4 Siehe auch BearbeitenBewurzelungshormon SignaltransduktionLiteratur BearbeitenHeide Theiss Bruno Hugel Experimente zur Entwicklungsbiologie der Pflanzen Phytohormone Quelle amp Meyer Wiesbaden 1995 ISBN 3 494 01242 3 Weblinks BearbeitenPeter von Sengbusch Phytohormone Pflanzenhormone und andere Wachstumsregulatoren 2004 Phytohormone Die Signalgeber des Pflanzenreichs Beitrag auf Pflanzenforschung de Einzelnachweise Bearbeiten Ilse Jahn Hrsg Geschichte der Biologie 3 Aufl Sonderausgabe Nikol Hamburg 2004 S 522f Eva L Decker Wolfgang Frank Eric Sarnighausen Ralf Reski Moss systems biology en route Phytohormones in Physcomitrella development In Plant Biology 8 2006 S 397 406 doi 10 1055 s 2006 923952 X Xie K Yoneyama K Yoneyama The Strigolactone Story In Annual Review of Phytopathology Band 48 April 2010 S 93 117 doi 10 1146 annurev phyto 073009 114453 PMID 20687831 Otto Albrecht Neumuller Hrsg Rompps Chemie Lexikon Band 2 Cm G 8 neubearbeitete und erweiterte Auflage Franckh sche Verlagshandlung Stuttgart 1981 ISBN 3 440 04512 9 S 1203 1205 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Phytohormon amp oldid 208863089