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Sekundare Pflanzenstoffe auch Sekundarmetaboliten sekundare Pflanzeninhaltsstoffe Phytochemikalien im naturheilkundlichen Bereich auch Phytamine genannt sind eine Gruppe chemischer Verbindungen die fur die Pflanze nicht lebensnotwendig sind Sekundare Pflanzenstoffe gehoren zu den Naturstoffen Sie werden vielfach aufgrund moglicher gesundheitsfordernder Eigenschaften diskutiert 1 2 Das Rot Blau und Lila in Beeren ist auf die sekundaren Pflanzenstoffe der Anthocyane zuruckzufuhren Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Arten 3 Bedeutung 3 1 Bedeutung fur den pflanzlichen Organismus 4 Anpassungen an sekundare Pflanzenstoffe 5 Bedeutung fur den Menschen 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseEntstehung BearbeitenSekundare Pflanzenstoffe werden von Pflanzen weder im Energiestoffwechsel noch im aufbauenden anabolen oder im abbauenden katabolen Stoffwechsel produziert Sie werden nur in speziellen Zelltypen hergestellt und grenzen sich von primaren Pflanzenstoffen dadurch ab dass sie fur die Pflanze nicht unmittelbar lebensnotwendig sind Ihre Biosynthesewege fasst man unter dem Begriff Sekundarstoffwechsel zusammen 3 Sekundarmetaboliten leiten sich von Produkten des anabolen und katabolen Stoffwechsels ab hauptsachlich Carbonsauren Kohlenhydraten und Aminosauren Nicht immer lasst sich der Sekundarstoffwechsel eindeutig abgrenzen Dies hangt damit zusammen dass Primar und Sekundarstoffwechsel haufig gemeinsame Reaktionsschritte und die gleichen Enzymsysteme nutzen So kann die Entscheidung ob es sich um ein primares oder um ein sekundares Stoffwechselprodukt handelt nur aus der Betrachtung der Funktion welche die Substanz im pflanzlichen Organismus hat getroffen werden Arten BearbeitenDie wichtigsten Gruppen pflanzlicher Sekundarverbindungen sind geordnet nach ihrer chemischen Struktur Phenolische Verbindungen einfache Phenole Polyphenole Xanthone Phenylpropanoide Stilbene und ihre Glykoside Isoprenoide Verbindungen Terpene Steroide und ihre Glykoside Carotinoide Speicherlipide Alkaloide z B Koffein und Nicotin Aminosauren wie Alliin oder CanavaninObwohl Chlorophyll nur in photosynthetisch aktiven Pflanzenteilen produziert wird gehort es nicht zu den sekundaren Pflanzenstoffen da es lebensnotwendig fur die Pflanze ist Bedeutung BearbeitenDa die Erzeugung sekundarer Pflanzenstoffe in verschiedenen Pflanzenarten sehr unterschiedlich sein kann hat ihre Untersuchung grosse Bedeutung fur die Taxonomie Weil sie zeitlich und raumlich begrenzt und oft von Umgebungsbedingungen abhangig produziert werden ist ihre Untersuchung wichtig fur das Verstandnis der Zelldifferenzierung in der Pflanze Sekundare Pflanzenstoffe wie z B Alkaloide und Terpene bilden chemisch sehr unterschiedliche Strukturen und haben fur den Menschen daher eine enorme Bedeutung vor allem in der Pharmakologie und der chemischen Synthese Bedeutung fur den pflanzlichen Organismus Bearbeiten Die Funktion von sekundaren Pflanzeninhaltsstoffen fur die Pflanze war lange Zeit ungeklart Man nahm an dass sekundare Stoffwechselwege dazu dienten unnutze oder toxische Stoffwechselneben oder Endprodukte des primaren Metabolismus unschadlich zu machen weil man den Verbindungen keinen direkte Rolle im Stoffwechsel zuordnen konnte Heute glaubt man dass sekundare Pflanzeninhaltsstoffe wichtige okologische Aufgaben haben Es wird angenommen dass sich pflanzliche Sekundarstoffe als Folge einer intensiven Interaktion zwischen Pflanzen und ihrer Umwelt insbesondere Fressfeinden entwickelt haben Viele pflanzliche Sekundarstoffe dienen der Pflanze als effektive chemische Abwehrstoffe gegen Herbivoren und Pathogene Andererseits locken Sekundarmetabolite als Farb und Aromastoffe pollenverbreitende Insekten und samenverbreitende Fruchtefresser an Pflanzen nutzen Sekundarmetabolite zur Abwehr von Pathogenen z B Iridoide Cannabinoide zur Abwehr von Herbivoren z B Tannine Iridoide Phytosterine Pyrethroide Alkaloide Cannabinoide Cardenolide dem Schutz vor UV Strahlung und Starklicht z B Carotinoide Flavonoide Anthocyane zur Anlockung von Bestaubern und Samenverbreitern z B Monoterpene als Verdunstungsschutz z B Suberin Cutin als mechanische Festigung z B LignineViele der Verteidigungsstoffe sind nicht nur fur die Feinde der Pflanzen giftig sondern auch fur die Pflanzen selbst Um der Selbstzerstorung zu entgehen haben sich in Pflanzen drei wesentliche Strategien herausgebildet nbsp Strukturformel von Alliin nbsp KnoblauchDie Substanzen haufen sich in besonderen Zellen oder Geweben an So sammelt sich Harz zum Beispiel in den Harzgangen Alkaloide werden in speziellen Haaren oder Schuppen gespeichert und sehr haufig reichern sich Sekundarmetabolite in der Vakuole an Die Freisetzung der Substanzen erfolgt also erst bei Gewebezerstorung Die Pflanzen bilden nichttoxische Vorstufen und ein spezifisch dazu passendes Enzymsystem das sich in anderen Kompartimenten der Zelle oder in besonderen Zellen befindet Erst wenn die Kompartimente sich durch Verletzung auflosen kommen die Enzyme mit den Substanzen in Beruhrung und bilden die eigentlichen giftigen Abwehrstoffe Beispiel Alliin im Knoblauch Die Pflanzen bilden Schutzstoffe nur als Antwort auf eine Infektion Diese Schutzstoffe nennt man Phytoalexine Ihre Bildung beschrankt sich nur auf den Ort der Infektion Die Bildung der Phytoalexine wird durch besondere Signalsubstanzen Elicitoren ausgelost Anpassungen an sekundare Pflanzenstoffe BearbeitenTrotz der raffinierten und vielfaltigen Verbindungen haben sich immer wieder bestimmte Tiere an sie angepasst oder eine Toleranz dagegen entwickelt Solche Tiere werden als Nahrungsspezialisten bezeichnet Sie konnen die Inhaltsstoffe mit der Nahrung aufnehmen und fur sich selber nutzbar machen sie neutralisieren oder schlicht wieder ausscheiden Manche Tiere sind in der Lage mittels Sequestration giftige Substanzen im eigenen Korper zu speichern um sich ebenfalls auf diese Weise vor ihren Fressfeinden zu schutzen Ein Beispiel dafur ist der Monarchfalter der Herzglykoside Cardenolide speichern kann Diese Sekundarstoffe verursachen bei seinem Fressfeind dem Blauhaher Lahmungserscheinungen und Erbrechen Schon nach kurzer Zeit lernen die Vogel die auffallig gefarbten Schmetterlinge zu meiden Bedeutung fur den Menschen BearbeitenUnumstritten ist dass eine Ernahrung die viel frisches Obst und Gemuse enthalt gesundheitsfordernd ist Es wird vermutet dass sekundare Pflanzenstoffe zum wesentlichen Teil verantwortlich fur die gesundheitsfordernde Wirkung von Obst und Gemuse sind 4 Ob dies auch auf isolierte sekundare Pflanzenstoffe in Form von Nahrungserganzungsmitteln zutrifft ist jedoch umstritten 5 Sekundare Pflanzenstoffe werden im naturheilkundlichen Bereich auch als Phytamine altgriechisch fyton phyton Pflanze bezeichnet da einige von ihnen als Teil der Ernahrung gesundheitliche Vorteile bieten konnten Zu welchem Anteil der in Studien beobachtete gesundheitsfordernde Effekt auf einzelne sekundare Pflanzenstoffe oder bestimmte Muster an sekundaren Pflanzenstoffen zuruckzufuhren ist kann dadurch nicht gesagt werden 6 In der menschlichen Nahrung kommen etwa 5 000 bis 10 000 von den geschatzt 60 000 bis 100 000 sekundaren Pflanzenstoffen vor 4 Einige sekundare Pflanzenstoffe sind fur Menschen giftig Zu diesen naturlich vorkommenden Giftstoffen kann man z B Alkaloide wie Nicotin oder Atropin zahlen Auch die einzelnen Inhaltsstoffe mit potentiell gesundheitlichem Nutzen konnen in hoher Dosierung giftig sein Manche dieser naturlichen Gifte kann man sich allerdings pharmakologisch zu Nutze machen wie das Gift der Tollkirsche Atropin die Alkaloide des Schlafmohns unter anderem Morphin Codein Papaverin und Noscapin oder die Diterpenoide aus Eibenarten Taxol A Paclitaxel Vielfach dienen Naturstoffe als Leitstruktur fur neuartige Wirkstoffe bei denen die Grundstruktur in Richtung verbesserter Wirkung sowie verminderter Nebenwirkungen optimiert ist Literatur BearbeitenKatharina Munk Hrsg Grundstudium Biologie Botanik Spektrum Verlag Heidelberg 2001 P Schopfer A Brennicke Pflanzenphysiologie 6 Auflage Elsevier 2005 ISBN 3 8274 1561 6 Weblinks BearbeitenDeutschlandfunk Sprechstunde 12 Oktober 2010 Radiolexikon Renate Rutta Sekundare Pflanzenstoffe online 14 Oktober 2010 Einzelnachweise Bearbeiten Melanie Jayne R Howes Monique S J Simmonds The role of phytochemicals as micronutrients in health and disease In Current Opinion in Clinical Nutrition and Metabolic Care Band 17 Nr 6 November 2014 S 558 566 doi 10 1097 MCO 0000000000000115 PMID 25252018 Sareen S Gropper Jack L Smith Advanced Nutrition and Human Metabolism 7 Auflage S 122 Vgl dazu auch Karl Heinz Kubeczka Vergleichende Untersuchungen zur Biogenese fluchtiger Produkte des Sekundarstoffwechsels I Untersuchungen an Ruta graveolens L In Flora Abt A Band 158 Nr 5 1967 S 519 544 a b Jana Maria Knies Sekundare Pflanzenstoffe In Ernahrungs Umschau Band 4 2019 S M215 Phytochemicals 22 April 2014 abgerufen am 25 Februar 2021 englisch DGE Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sekundare Pflanzenstoffe amp oldid 235122541