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Codein oder Kodein lateinisch Codeinum von altgriechisch kwdeia kốdeia deutsch Mohnkopf Kopfchen bzw Kapsel der Mohnpflanze lateinisch codia 8 ist eine naturlich vorkommende chemische Verbindung aus der Gruppe der Opiate In der Medizin wird Codein als Arzneistoff eingesetzt Es wird als Schmerzmittel meist in Kombination mit Paracetamol sowie als Hustenstiller verwendet Es steht auf der Liste der unentbehrlichen Arzneimittel der Weltgesundheitsorganisation StrukturformelAllgemeinesName CodeinAndere Namen 5R 6S 9R 13S 14R 3 Methoxy 17 methyl 4 5 epoxymorphin 7 en 6 ol IUPAC Codeinum siccum Latein 3 MethylmorphinSummenformel C18H21NO3Externe Identifikatoren DatenbankenCAS Nummer 76 57 3 Codein 6059 47 8 Codein Monohydrat 1 52 28 8 Codeinphosphat 2 41444 62 6 Codeinphosphat Hemihydrat 3 EG Nummer 200 969 1ECHA InfoCard 100 000 882PubChem 5284371ChemSpider 4447447DrugBank DB00318Wikidata Q174723ArzneistoffangabenATC Code R05DA04Wirkstoffklasse Opiat Antitussivum AnalgetikumEigenschaftenMolare Masse 299 36 g mol 1Aggregatzustand FeststoffDichte 1 32 g cm 3 4 Schmelzpunkt 154 156 C Codein Monohydrat 5 pKS Wert 8 21 25 C 6 Loslichkeit schwer in Wasser 9 g l 1 bei 20 C 6 sehr gut in organischen Losungsmitteln 4 sehr gut in Sauren 4 SicherheitshinweiseBitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht fur Arzneimittel Medizinprodukte Kosmetika Lebensmittel und Futtermittel beachtenGHS Gefahrstoffkennzeichnung 7 AchtungH und P Satze H 302P 301 312 330 7 Toxikologische Daten 427 mg kg 1 LD50 Ratte oral 6 60 mg kg 1 LD50 Maus i p 6 Soweit moglich und gebrauchlich werden SI Einheiten verwendet Wenn nicht anders vermerkt gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen Codein wurde 1832 von Pierre Jean Robiquet aus Opium isoliert Das erste deutsche Patent zur wirtschaftlichen Darstellung von Methylmorphin Codein wurde 1886 von Albert Knoll angemeldet und 1887 erteilt 9 Inhaltsverzeichnis 1 Vorkommen 2 Chemische und physikalische Eigenschaften 3 Analytik 4 Pharmakologische Eigenschaften 5 Klinische Angaben 6 Nebenwirkungen 7 Pharmazeutische Informationen 8 Betaubungsmittelrechtliche Regelungen 8 1 Deutschland 8 2 Osterreich 8 3 Schweiz 9 Handelsnamen 9 1 Monopraparate 9 2 Kombinationspraparate 10 Siehe auch 11 Weblinks 12 EinzelnachweiseVorkommen Bearbeiten nbsp Schlafmohn Papaver somniferum dessen Milch Opium liefert woraus Codein gewonnen werden kann Der Anteil von Codein in Opiumsaft der naturlichen Quelle dieser Substanz liegt bei 0 3 3 4 Chemische und physikalische Eigenschaften BearbeitenCodein ist der 3 Monomethylether des Morphins Die Loslichkeit in Wasser betragt fur Codein Monohydrat 8 mg ml bei 20 C 17 mg ml bei 80 C fur Codeinhydrochlorid 50 mg ml bei 20 C 1000 mg ml bei 100 C fur Codeinsulfat 35 mg ml bei 20 C 150 mg ml bei 80 C sowie fur Codeinphosphat Hemihydrat 400 mg ml Analytik BearbeitenDer zuverlassige qualitative und quantitative Nachweis in pharmazeutischen Zubereitungen und verschiedenen Korperflussigkeiten wie Blutserum Urin Speichel und anderen gelingt nach geeigneter Probenvorbereitung durch Kopplung der Gaschromatographie oder HPLC mit der Massenspektrometrie 10 11 12 13 Pharmakologische Eigenschaften BearbeitenCodein ist ein Prodrug es entfaltet seine analgetische Wirkung uber die Wirkung des aktiven Metaboliten Morphin der zu etwa 10 durch Demethylierung unter Beteiligung des Enzyms CYP2D6 14 in der Leber entsteht Auch Codein selbst vermittelt eine Wirkung uber die Bindung an Opioidrezeptoren m Rezeptoren jedoch ist seine Affinitat zum Rezeptor gering Bei Einnahme von 400 mg Codein ist das Maximum der Metabolisierbarkeit erreicht da die entsprechende Enzymkapazitat von CYP2D6 erschopft ist Dadurch steigt die Wirkung nicht mehr sondern halt nur langer an Bezuglich der hustenhemmenden antitussiven Wirkung soll Codein die gleiche Effektivitat wie Morphin aufweisen Aufgrund eines genetischen CYP2D6 Polymorphismus kann die Codeinwirkung unterschiedlich stark ausfallen 15 Etwa 10 der US Amerikaner weisser Hautfarbe konnen Codein nur langsam metabolisieren so dass aufgrund einer unzureichenden Morphinbildung die Wirkung wenig ausgepragt ist Im Gegensatz dazu konnen bei Schnellmetabolisierern zu denen schatzungsweise 1 5 5 der weissen US Bevolkerung gehoren erhohte Morphinkonzentrationen im Plasma mit dem Risiko morphinbedingter Nebenwirkungen auftreten bis hin zu Intoxikationen Codein hat eine schmerzlindernde Wirkdauer von vier bis sechs Stunden 16 Es wird zu circa 10 unverandert und ansonsten in Form von Morphin und Codeinkonjugaten uber die Nieren renal ausgeschieden Klinische Angaben BearbeitenCodein ist wie Dihydrocodein zur symptomatischen Behandlung des Reizhustens Unterdruckung des Hustenreizes bei unproduktivem Husten zugelassen Die maximale Tagesdosis betragt 184 mg fur Erwachsene 17 Eine Wirksamkeit von niedrigen in den USA zusatzlich erhaltlichen verschreibungsfreien Dosen ist nicht belegt 18 Die analgetische Potenz der Einzeldosis im Vergleich zu Morphin liegt in etwa bei 0 1 Die hustenstillende Wirksamkeit von Codein bei der COPD ist fraglich 19 In Kombination mit Paracetamol Acetylsalicylsaure oder Diclofenac wird Codein als Schmerzmittel in Dosierungen von etwa 30 bis 100 mg bei Erwachsenen 20 zur Behandlung massig starker bis starker Schmerzen verwendet Codein war bis 1999 in Deutschland bei Heroinsucht ein regulares Substitutionsmittel das von Arzten aus Grunden der Compliance und der relativen Unkompliziertheit der Einleitung und Uberwindung eines Entzugssyndroms bevorzugt wurde Es ist durch Substanzen mit langerer Halbwertszeit wie Methadon verdrangt worden Nebenwirkungen BearbeitenHaufigste unerwunschte Arzneimittelwirkungen von Codein sind Mudigkeit Ubelkeit Erbrechen und Verstopfung Codein hat ein Abhangigkeitspotential Codein und sein Metabolit Morphin treten in die Muttermilch uber Das Bundesinstitut fur Arzneimittel und Medizinprodukte BfArM ordnete 2007 daher an in die Produktinformationstexte einen Warnhinweis aufzunehmen beim Saugling auf Nebenwirkungen wie Trinkschwache Schlafrigkeit Somnolenz und Lethargie zu achten und das Stillen bei wiederholter Einnahme codeinhaltiger Praparate zu unterbrechen 21 22 23 Vorangegangen war ein Fallbericht uber den Tod eines Sauglings der an einer durch Stillen erworbenen Morphin Uberdosierung starb nachdem seine Mutter codeinhaltige Schmerzmittel eingenommen hatte Im Marz 2013 gaben die US amerikanische Food and Drug Administration FDA und die Europaische Arzneimittel Agentur EMEA eine Warnung heraus nach der bei Kindern kein Codein nach Tonsillektomie oder Adenektomie als Schmerzmittel verabreicht werden darf Es wurden schwere und teils todlich verlaufene Falle von Atemdepression gemeldet Bei einigen betroffenen Kindern konnte nachgewiesen werden dass sie aufgrund einer genetischen Variation des Enzyms Cytochrom P450 2D6 ultraschnelle Metabolisierer gewesen waren wodurch das verabreichte Codein sehr schnell zum wesentlich starker wirksamen Morphin umgewandelt wurde 24 2017 schrankte die FDA die Anwendung von Codein weiter ein so dass die Substanz Kindern unter zwolf Jahren in den Vereinigten Staaten nicht mehr verabreicht werden darf Stillende Mutter werden vor der Einnahme von Codein gewarnt 25 26 Pharmazeutische Informationen BearbeitenArzneilich verwendet wird neben Codein Monohydrat ferner das Codeinphosphat Hemihydrat Zur Hustenstillung sind wegen der flexiblen Dosierung flussige Darreichungen wie Tropfen oder Saft verbreitet aber auch Tabletten bzw Kapseln sind anwendbar Codein hat eine Plasmahalbwertszeit von circa 2 bis 4 Stunden 27 eine verlangerte Wirkdauer bieten Retardarzneimittel Die Retardierung der Codeinwirkung in flussigen Arzneiformen erfolgt durch Bindung an einen Kationenaustauscher Codein Poly styrol divinylbenzol sulfonat Betaubungsmittelrechtliche Regelungen BearbeitenDeutschland Bearbeiten In Deutschland ist Codein durch das Betaubungsmittelgesetz als verkehrsfahiges und verschreibungsfahiges Betaubungsmittel eingestuft 28 der Umgang ohne Erlaubnis oder Verschreibung ist grundsatzlich strafbar Niedrige Dosen bzw Mengen d h ohne einen weiteren Stoff der Anlagen I bis III bis zu 2 5 vom Hundert oder je abgeteilte Form bis zu 100 mg Codein berechnet als Base sind von betaubungsmittelrechtlichen Vorschriften ausgenommen solange sie nicht an betaubungsmittel oder alkoholabhangige Personen verschrieben werden Osterreich Bearbeiten Die Anwendung von Codein ist rezeptpflichtig und nach der Suchtgiftverordnung geregelt In Konzentrationen bis 2 5 in unaufgeteilten Formulierungen beziehungsweise bis 100 mg in aufgeteilten Formulierungen bezogen auf die freie Base wird kein Suchtgiftrezept benotigt 29 Schweiz Bearbeiten Auch in der Schweiz ist Codein ein Betaubungsmittel im Sinne des Betaubungsmittelgesetzes Ausgenommen sind jedoch Zubereitungen die nicht mehr als 2 5 in der Zubereitung oder abgeteilter Form 100 mg Codein enthalten 30 Handelsnamen BearbeitenMonopraparate Bearbeiten Bronchialpastillen VA CH BronchiCodein D Bronchicum mono D Capitole CH Codeinum phosphoricum forte Compren Codicaps mono D Codicompren D Codipertussin D A Iropect CH Longtussin D Makatussin Codein D A CH Optipect D Pharmacieplusd CH Rotpunkt Apotheke Bronchialpastillen mit Codein CH Tiamon D Tryasol D Tussoret D zahlreiche Generika D CH Kombinationspraparate Bearbeiten mit Paracetamol Azur compositum SC D Contraneural Paracetamol Codein D Gelonida D Nedolon D Optipyrin D Talvosilen D Titretta D mit Paracetamol und Coffein Azur compositum D mit Paracetamol und Acetylsalicylsaure Dolomo N D mit Acetylsalicylsaure Dolviran N D mit Diclofenac Combaren D Voltaren plus D mit Diphenhydramin Benylin CH mit Guaifenesin Resyl mit Codein A Resyl plus A CH mit Drofenin und Propyphenazon Spasmoplus A Siehe auch BearbeitenPurple drankWeblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Codein Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Commons Codein Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Gelbe Liste Codein Anwendung Wirkung NebenwirkungenEinzelnachweise Bearbeiten Externe Identifikatoren von bzw Datenbank Links zu Codein Monohydrat CAS Nummer 6059 47 8 EG Nummer 641 609 7 ECHA InfoCard 100 169 472 PubChem 5362471 ChemSpider 4515050 Wikidata Q98915715 Externe Identifikatoren von bzw Datenbank Links zu Codeinphosphat CAS Nummer 52 28 8 EG Nummer 200 137 8 ECHA InfoCard 100 000 126 GESTIS Stoffdatenbank 30490 PubChem 5359227 ChemSpider 4514237 Wikidata Q3748961 Externe Identifikatoren von bzw Datenbank Links zu Codeinphosphat Hemihydrat CAS Nummer 41444 62 6 EG Nummer 639 473 9 ECHA InfoCard 100 167 119 PubChem 6321303 ChemSpider 4881968 Wikidata Q27279257 a b c d Eintrag zu Codein In Rompp Online Georg Thieme Verlag abgerufen am 31 Juli 2013 The Merck Index An Encyclopedia of Chemicals Drugs and Biologicals 9 Auflage Merck amp Co Whitehouse Station NJ USA 1976 ISBN 0 911910 26 3 S 316 a b c d Eintrag zu Codeine in der ChemIDplus Datenbank der United States National Library of Medicine NLM Seite nicht mehr abrufbar Inhalt nun verfugbar via PubChem ID 5284371 a b Datenblatt Codeine bei Sigma Aldrich abgerufen am 4 Dezember 2021 PDF Henry George Liddell Robert Scott A Greek English lexikon 9 Auflage Oxford 1940 S 1016 Patent DE39887C Verfahren zur Darstellung von Methylmorphin Codein und Aethylmorphin Angemeldet am 7 August 1886 veroffentlicht am 4 Juni 1887 Erfinder Albert Knoll S Chericoni F Stefanelli V Iannella M Giusiani Simultaneous determination of morphine codeine and 6 acetyl morphine in human urine and blood samples using direct aqueous derivatisation validation and application to real cases In J Chromatogr B Analyt Technol Biomed Life Sci 949 950 15 Feb 2014 S 127 132 PMID 24491926 V Milovanovic B Ciric J Milenkovic V Kilibarda M Curcic S Vucinic B Antonijevic Determination of morphine codeine and 6 monoacetylmorphine in saliva of substance abuse patients using HPLC MS methods In Vojnosanit Pregl 69 2 Feb 2012 S 141 146 PMID 22500367 S S Barsegian E A Purvina E M Salomatin T A Sviridova T N Fedorova Determination of morphine and codeine in forensic chemical studies with the use of a single quadrupole mass selective detector coupled to the HPLC system In Sud Med Ekspert 55 6 Nov Dez 2012 S 33 37 PMID 23405467 K A Rees P A McLaughlin M D Osselton Validation of a gas chromatography ion trap tandem mass spectrometry assay for the simultaneous quantification of cocaine benzoylecgonine cocaethylene morphine codeine and 6 acetylmorphine in aqueous solution blood and skeletal muscle tissue In J Anal Toxicol 36 1 Jan Feb 2012 S 1 11 PMID 22290746 Y Caraco T Tateishi F P Guengerich A J J Wood Microsomal codeine N demethylation Cosegregation with cytochrome P4503A4 activity In Metab Dispos 24 7 1996 S 761 764 PMID 8818573 Clinical Pharmacogenetics Implementation Consortium CPIC guideline information for codeine and CYP2D6 In PharmGKB 5 Mai 2016 abgerufen am 20 November 2016 Eberhard Klaschik Schmerztherapie und Symptomkontrolle in der Palliativmedizin In Stein Husebo Eberhard Klaschik Hrsg Palliativmedizin 5 Auflage Springer Heidelberg 2009 ISBN 3 642 01548 4 S 207 313 hier S 232 Arzneimittelverzeichnis Rote Liste online abgerufen 9 Marz 2014 S M Smith K Schroeder T Fahey Over the counter medications for acute cough in children and adults in ambulatory settings In Cochrane Database Syst Rev Nr 1 2008 S CD001831 doi 10 1002 14651858 CD001831 pub3 PMID 18253996 J Smith E Owen J Earis A Woodcock Effect of codeine on objective measurement of cough in chronic obstructive pulmonary disease In J Allergy Clin Immunol 117 4 Apr 2006 S 831 835 Epub 2006 Feb 7 PMID 16630941 Eberhard Klaschik Schmerztherapie und Symptomkontrolle in der Palliativmedizin 2009 S 232 G Coren u a Pharmacogenetics of morphine poisoning in a breastfed neonate of a codeine prescribed mother In Lancet 368 2006 S 704 Pharm Ztg 152 2007 S 125 Rheinisches Arzteblatt 11 2007 Safety review update of codeine use in children new Boxed Warning and contraindication on use after tonsillectomy and or adenoidectomy PDF 118 kB FDA 20 Februar 2013 abgerufen am 8 Juni 2013 englisch FDA Drug Safety Communication FDA restricts use of prescription codeine pain and cough medicines and tramadol pain medicines in children recommends against use in breastfeeding women In FDA 20 April 2017 abgerufen am 25 April 2017 USA Scharfere Beschrankungen fur Tramadol und Codein In Deutsche Apothekerzeitung online 24 April 2017 abgerufen am 25 April 2017 Michael Freissmuth Stefan Offermanns Stefan Bohm Pharmakologie und Toxikologie Von den molekularen Grundlagen zur Pharmakotherapie 2 Auflage Springer Heidelberg Berlin 2016 ISBN 978 3 662 46689 6 S 264 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Anlage III zu 1 Abs 1 verkehrsfahige und verschreibungsfahige Betaubungsmittel zum Betaubungsmittelgesetz gesetze im internet de Suchtgiftverordnung 20 Abs 4 1 Betaubungsmittelverzeichnisverordnung BetmVV EDI Anhang 4 Verzeichnis c Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Normdaten Sachbegriff GND 4148185 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Codein amp oldid 234795709