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Diphenhydramin kurz DPH gelegentlich auch DHM 5 ist ein Arzneistoff aus der Klasse der H1 Antihistaminika Er wirkt gleichzeitig stark anticholinerg 6 StrukturformelAllgemeinesFreiname DiphenhydraminAndere Namen 2 Benzhydryloxy N N dimethyl ethylamin IUPAC Latein Diphenhydramini hydrochloridumSummenformel C17H21NO C17H21NO HCl Hydrochlorid Externe Identifikatoren DatenbankenCAS Nummer 58 73 1 147 24 0 Hydrochlorid EG Nummer 200 396 7ECHA InfoCard 100 000 360PubChem 3100ChemSpider 2989DrugBank DB01075Wikidata Q413486ArzneistoffangabenATC Code D04AA32 R06AA02Wirkstoffklasse Antihistaminika PsychotropikumWirkmechanismus Histamin Antagonist an H1 Rezeptoren Antagonist an muskarinischen Acetylcholinrezeptoren Wiederaufnahmehemmer am SerotonintransporterEigenschaftenMolare Masse 255 36 g mol 1Aggregatzustand festDichte 1 02 g cm 3 20 C 1 Schmelzpunkt 168 172 C Hydrochlorid 1 Siedepunkt 150 165 C ca 300 Pa 1 pKS Wert 8 98 2 Loslichkeit schlecht in Wasser 3 g l 1 bei 37 C 2 Brechungsindex 1 5485 1 SicherheitshinweiseBitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht fur Arzneimittel Medizinprodukte Kosmetika Lebensmittel und Futtermittel beachtenGHS Gefahrstoffkennzeichnung 3 AchtungH und P Satze H 302P keine P Satze 3 Toxikologische Daten 390 mg kg 1 LD50 Ratte oral Base 4 42 mg kg 1 LD50 Ratte i v Base 4 160 mg kg 1 LD50 Maus oral Base 4 29 mg kg 1 LD50 Maus i v Base 4 500 mg kg 1 LD50 Ratte oral Hydrochlorid 4 20 mg kg 1 LD50 Ratte i v Hydrochlorid 4 64 mg kg 1 LD50 Maus oral Hydrochlorid 4 35 mg kg 1 LD50 Maus i v Hydrochlorid 4 24 mg kg 1 LD50 Hund i v Hydrochlorid 4 Soweit moglich und gebrauchlich werden SI Einheiten verwendet Wenn nicht anders vermerkt gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen Brechungsindex Na D Linie 20 CDiphenhydramin kam fruher in der Therapie von Allergien zur Anwendung heute wird es jedoch in Deutschland nur noch als Beruhigungsmittel sowie bei Ubelkeit und Erbrechen eingesetzt 7 In Nordamerika ist Diphenhydramin neben seinem Einsatz als Schlaf und Beruhigungsmittel in anderer Dosisempfehlung auch weiterhin weitverbreitet als Antiallergikum in Gebrauch Ferner hat Diphenhydramin die FDA Zulassung zur symptomatischen Behandlung von Parkinson und extrapyramidalen Dyskinesien 8 Die Abgabe von Diphenhydramin unterliegt in Deutschland Osterreich und der Schweiz der Apothekenpflicht in Deutschland allerdings auch der Verschreibungspflicht wenn es zur parenteralen Anwendung verordnet werden soll Inhaltsverzeichnis 1 Pharmakologie 1 1 Pharmakokinetik 1 2 Wirkmechanismus 1 3 Nebenwirkungen 1 4 Wechselwirkungen 2 Notfallmedizin 3 Sonstige Indikationen 4 Diphenhydramin als Halluzinogen 5 Darstellung und Gewinnung 6 Handelsnamen 7 Weblinks 8 EinzelnachweisePharmakologie BearbeitenPharmakokinetik Bearbeiten Diphenhydramin wird gut und schnell in den Blutkreislauf aufgenommen Die Bioverfugbarkeit bei oraler Aufnahme betragt etwa 50 Die hochste Konzentration im Blut wird nach ca einer Stunde gemessen die Plasmahalbwertszeit betragt zwischen 4 und 6 Stunden Diphenhydramin wird hauptsachlich in der Leber durch den Cytochrom P450 Typ CYP2D6 uber den Weg der N Demethylierung metabolisiert Die Ausscheidung der Metaboliten erfolgt weitestgehend auf renalem Wege also uber die Nieren mit dem Harn 9 Wirkmechanismus Bearbeiten Diphenhydramin hemmt als kompetitiver Antagonist die Wirkung von Histamin an H1 Rezeptoren Aufgrund dieser Wirkung konnen bei einer therapeutischen Dosierung von 25 50 mg antiallergische antiemetische und sedierende Effekte beobachtet werden Diphenhydramin zeigt ebenfalls eine hohe Affinitat zu Muskarinrezeptoren und hat damit eine spezifische anticholinerge Komponente weswegen Diphenhydramin in den USA auch zur symptomatischen Behandlung von Parkinson und extrapyramidalen Dyskinesien genutzt wird Es ist daruber hinaus ein nichtselektiver Serotoninwiederaufnahmehemmer woraus eine antidepressive Wirkkomponente resultiert 10 11 Fur bestimmte Antidepressiva selektive Serotoninwiederaufnahmehemmer vor allem das Fluoxetin war Diphenhydramin damit der Ausgangsstoff der Entwicklung 12 13 14 Ferner hat Diphenhydramin eine Wirkung auf Opioidrezeptoren die bei der Einnahme von Opioiden zu einer Wirkungsverstarkung fuhren kann 15 Uberblick uber Bindungstellen und Wirkungen von Diphenhydramin Rezeptor Wirkungsweise EffektH1 Rezeptor peripher Inverser Agonist AntiallergischH1 Rezeptor Gehirn Antagonist SedierungMuskarinischer Acetylcholinrezeptor M1 M2 M3 M4 M5 6 Antagonist Anti Parkinson anti extrapyramidal anticholinergNa Kanale Blocker Lokalanasthetischm d k Opioidrezeptoren Verstarkung der Morphinwirkung AnalgesieNebenwirkungen Bearbeiten Fast immer lasst sich bei Einnahme von Diphenhydramin Mudigkeit beobachten Ferner konnen Mundtrockenheit Photophobie und Sehstorungen auftreten Patienten mit einem Engwinkelglaukom und Patienten mit Beschwerden beim Wasserlassen sollten auf Diphenhydramin verzichten da es zur Verstarkung dieser Beschwerden fuhrt Gleiches gilt fur Patienten mit angeborenem Long QT Syndrom da das QT Intervall im EKG durch Diphenhydramin bei entsprechender Veranlagung gefahrlich verlangert werden kann Wechselwirkungen Bearbeiten MAO Hemmer fuhren zu einem verlangsamten Abbau von Diphenhydramin und zur Uberdosierung bei wiederholter Einnahme Ebenso wird die Wirkung von Diphenhydramin durch andere Anticholinergika zentral dampfende Arzneimittel und Ethanol verstarkt Notfallmedizin BearbeitenAls Histaminantagonist wird Diphenhydramin HCl unter dem Namen Dibondrin symptomatisch bei anaphylaktischen Reaktionen Stadium 1 3 angewandt 16 Sonstige Indikationen BearbeitenAufgrund seiner Eigenschaft die Blut Hirn Schranke zu passieren und seiner spezifischen Wirkungen auf diverse Botenstoffe im Gehirn wird Diphenhydramin auch als Off Label Medikation in der Neurologie und Psychiatrie eingesetzt z B bei Parkinson in den USA fur diese Indikation zugelassen und Zwangsstorung 17 18 19 20 Diphenhydramin als Halluzinogen BearbeitenDie Einnahme von Diphenhydramin kann auch halluzinogen wirken was insbesondere bei hoheren Dosierungen oberhalb des therapeutischen Bereichs ab 200 mg der Fall ist Der delirante Rausch ahnelt in seinen Effekten dem von Nachtschattengewachsen z B Atropin rac Hyoscyamin Bei hohen Dosierungen kann unter Umstanden totaler Realitatsverlust eintreten Diphenhydramin wird auch in Kombination mit Dextromethorphan zu Rauschzwecken konsumiert 21 Darstellung und Gewinnung BearbeitenDie Synthese von Diphenhydramin erfolgt durch die Veretherung von Bromdiphenylmethan 22 mit N N Dimethylethanolamin in Gegenwart von Kaliumcarbonat 4 nbsp Synthese von DiphenhydraminHandelsnamen BearbeitenMonopraparateAbopretten D Benadryl DK USA Benocten CH Betadorm D Bonox CH Calmaben A Dermodrin A Dibondrin A Docpelin Nachtsterne D Dolestan D Dorm D Dormutil D Emesan D Halbmond D Hevert Dorm D Hemodorm D Moradorm D Nardyl CH Nautamine VN Nervo OPT D Noctor A Nytol UK Olidon D Sediat D Sodormwell D Vivinox Sleep D KombinationspraparateAnaesthecomp D Apozema Insecticum A Benylin CH Coldistan A DayNait D Detensor CH Histaderm A Lunadon CH Makatussin Comp CH Multodrin A Parapic CH Pruristop A Rhinitin CH Rhinodrin A Somnium CH Sunsan A Tossamin plus CH Zantall A Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Diphenhydramin Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Diphenhydramin In Erowid englisch Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Eintrag zu Diphenhydramin In Rompp Online Georg Thieme Verlag abgerufen am 7 Juli 2014 a b Eintrag zu Diphenhydramine in der ChemIDplus Datenbank der United States National Library of Medicine NLM Seite nicht mehr abrufbar Inhalt nun verfugbar via PubChem ID 3100 a b Datenblatt Diphenhydramine hydrochloride bei Sigma Aldrich abgerufen am 28 Marz 2011 PDF a b c d e f g h i j A Kleemann J Engel B Kutscher D Reichert Pharmaceutical Substances Synthesis Patents Applications 4 Auflage Thieme Verlag Stuttgart 2001 ISBN 1 58890 031 2 Eintrag zu Diphenhydramin im Flexikon einem Wiki der Firma DocCheck abgerufen am 2 Mai 2013 a b C Bolden B Cusack E Richelson Antagonism by antimuscarinic and neuroleptic compounds at the five cloned human muscarinic cholinergic receptors expressed in Chinese hamster ovary cells In The Journal of pharmacology and experimental therapeutics Band 260 Nummer 2 Februar 1992 S 576 580 PMID 1346637 Joachim Framm u a Arzneimittelprofile Deutscher Apotheker Verlag 2009 ISBN 978 3 7692 4869 2 National Institute of Health der USA Diphenhydramine abgerufen am 11 August 2013 Otto Benkert Hanns Hippius Kompendium der Psychiatrischen Pharmakotherapie 8 Auflage Springer 2011 ISBN 978 3 642 13043 4 Edward F Domino History of Modern Psychopharmacology In Psychosomatic Medicine 61 1999 S 591 598 Joseph A Lieberman History of the Use of Antidepressants in Primary Care In Primary Care Companion J Clin Psychiatry 2003 5 A Carlsson M Linqvist Central and peripheral monoaminergic membrane pump blockade by some addictive analgesics and antihistamines In J Pharm Pharmacol 21 1969 S 460 464 D T Wong F P Bymaster E A Engleman Prozac fluoxetine Lilly 110140 the first selective serotonin uptake inhibitor and an antidepressant drug twenty years since its first publication In Life Sci 57 1995 S 411 441 J H Biel Some rationales for the development of antidepressant drugs Molecular modification in drug design In Adv Chem 45 1964 S 114 139 K D Carr J M Hiller E J Simon Diphenhydramine potentiates narcotic but not endogenous opioid analgesia In Neuropeptides 5 4 6 Februar 1985 411 414 doi 10 1016 0143 4179 85 90041 1 PMID 2860599 Matthias Bastigkeit Claudia Fellerer Jurgen Grassl Harald Gruber Mario Krammel Elisabeth Thurner Petrick Pharmakologie und allgemeine Notfallkompetenzen fur den Rettungsdienst ISBN 3 7089 0683 7 S 219 Roger C Duvoisin Jacob Sage Parkinson s Disease A Guide for Patient and Family Philadelphia 2001 S 60f Richard P Swinson u a Obsessive Compulsive Disorder New York 1998 S 315f W A Hewlett S Vinogradov W S Agras Clomipramine clonazepam and clonidine treatment of obsessive compulsive disorder In J Clin Psychopharmacol 12 6 Dec 1992 S 420 430 Jose A Yaryura Tobias Fugen A Neziroglu Obsessive Compulsive Disorder Spectrum Pathogenesis Diagnosis and Treatment Washington 1997 S 40f Auf Droge durch Arzneimittel In Pharmazeutische Zeitung 02 2006 abgerufen am 11 August 2013 Externe Identifikatoren von bzw Datenbank Links zu Diphenylmethylbromid CAS Nummer 776 74 9 EG Nummer 212 279 8 ECHA InfoCard 100 011 163 GESTIS Stoffdatenbank 510577 PubChem 236603 ChemSpider 206530 Wikidata Q4973730 Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Diphenhydramin amp oldid 237125781