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Sedierung bezeichnet in der Medizin die Dampfung von Funktionen des zentralen Nervensystems durch ein Beruhigungsmittel Sedativum oder Sedativ Der Begriff wird insbesondere in der Intensivmedizin und bei der Anwendung von Psychopharmaka verwendet Wird zusatzlich ein Schmerzmittel Analgetikum verabreicht spricht man von einer Analgosedierung Der Ubergang von einer Sedierung zu einer Allgemeinanasthesie Narkose ist fliessend bei letzterer ist der Patient nicht mehr erweckbar fur die Dauer der Narkose Der oft in den Medien genutzte Begriff kunstliches Koma ist nicht korrekt denn Koma bezeichnet primar einen ungeregelten Bewusstseinsverlust Inhaltsverzeichnis 1 Begriff 2 Anwendung 3 Substanzen 4 Probleme 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBegriff BearbeitenSeltener wird auch die Bezeichnung Sedation als Synonym zu Sedierung benutzt von lateinisch sedare beruhigen In der Palliativmedizin kann eine sogenannte terminale Sedierung eingesetzt werden Im Gegensatz zu Neuroleptika und Antidepressiva sollen Sedativa keine spezifische Wirkung auf psychiatrische Krankheiten haben In der Geschichte der Psychiatrie wurden sie jedoch haufig auch dafur eingesetzt 1 Umgangssprachlich wird bei Drogen mit sedierender Wirkung auch von Downern gesprochen 2 Anwendung BearbeitenUnruhe ist ein haufig bei korperlichen und psychischen Erkrankungen anzutreffendes Symptom Unruhezustande konnen haufig durch die gezielte Gabe von Sedativa gelindert werden Sedativa sind im Allgemeinen schlaffordernd und bewirken in hoherer Dosierung eine Ausschaltung der bewussten Wahrnehmung damit im Idealfall eine Distanzierung von verschiedenen Angsten Eine gezielte Behandlung der Angst wird demgegenuber als Anxiolyse bezeichnet siehe Tranquilizer Vor grosseren diagnostischen oder therapeutischen Eingriffen ist eine Sedierung angezeigt um die Stressbelastung fur den Patienten zu reduzieren und dessen Ansprechbarkeit dennoch zu gewahrleisten und so die bestmogliche Zusammenarbeit mit dem Untersucher oder Therapeuten zu ermoglichen Es sind geeignete Vorsichtsmassnahmen zum Schutz des Patienten zu treffen um das Risiko moglicher Komplikationen zu minimieren insbesondere eines unbeabsichtigten Bewusstseinsverlustes einer Beeintrachtigung oder gar Aufhebung der Schutzreflexe wie dem Hustenreflex oder einer Kreislauf oder Atemdepression 3 Ist eine tiefere Sedierung notwendig oder muss mit einem Ubergang in eine Narkose gerechnet werden bedarf der Patient einer entsprechenden intensiven Uberwachung und Unterstutzung sodass ein Anasthesist hinzugezogen werden muss der neben dem geeigneten Sedativum haufig bei Bedarf noch ein Analgetikum verabreicht Eine uberwachte Sedierung mit Analgesie wird als Analgosedierung bezeichnet 4 Im Rahmen der Intensivmedizin wird bei beatmeten Patienten die Verabreichung von Sedativa zumeist notig da eine Beatmung ohne solche Medikamente haufig nicht toleriert wird insbesondere beim nicht tracheotomierten Patienten Die gewunschte Sedierungstiefe wird je nach Situation vom Arzt anhand der Richmond Agitation Sedation Scale fruher der Ramsay Skala festgelegt regelmassig kontrolliert und bei Bedarf angepasst Man geht nach den von der DGAI erstellten Leitlinien vor 5 Substanzen BearbeitenBenzodiazepine wie Diazepam Midazolam Temazepam Nitrazepam Flunitrazepam Antidepressiva wie Trazodon Doxepin Trimipramin Amitriptylin Mirtazapin Mianserin Agomelatin Narkotika und Hypnotika wie Thiopental Etomidat Ketamin und Propofol Barbiturate wie Phenobarbital werden in heutiger Zeit kaum noch als Beruhigungsmittel eingesetzt sie dienen vielmehr als Antiepileptika Volatile Anasthetika wie Isofluran Sevofluran und Desfluran Neuroleptika wie Phenothiazine z B Promethazin Thioxanthene wie Chlorprothixen Butyrophenone wie Haloperidol und andere wie Prothipendyl Opioide wie Fentanyl Morphin und Sufentanil Alpha 2 Adrenozeptor Agonisten eingesetzt etwa Clonidin in der Tiermedizin Xylazin Dexmedetomidin oder Medetomidin Valnoctamid H1 Antihistaminika der ersten Generation wie Hydroxyzin Diphenhydramin und Doxylamin Pflanzliche Sedativa Phytotherapie haufig Baldrian Zitronenmelisse Hopfen und Passionsblume Linarin Echtes Johanniskraut sowie auch Kombinationen aus diesen seltener z B KavaProbleme BearbeitenViele Sedativa fuhren zur Toleranz Gewohnung so dass im Verlauf der Anwendung die Dosis erhoht oder ein anderes Sedativum eingesetzt werden muss um die gewunschte Sedierungstiefe aufrechtzuerhalten Viele Sedativa haben deshalb ein Missbrauchspotential in der Daueranwendung gilt nicht fur Neuroleptika das bis zur Sucht fuhren kann Der oben beschriebene Vorteil von Sedativa die Ausschaltung des Bewusstseins wirkt sich jedoch auch nachteilig auf den Organismus aus So muss gegebenenfalls der Reduzierung des Atemantriebs mit Beatmung entgegengewirkt sowie mit Katecholaminen der Kreislauf aufrechterhalten werden Ferner gibt es paradoxe Reaktionen Das Arzneimittel erreicht nicht die erwunschte Wirkung der Patient wird unruhig und nicht mehr fuhrbar Literatur BearbeitenH A Adams E Clausen B Gebhardt J Biscoping G Hempelmann Die Analgosedierung katecholaminpflichtiger Beatmungspatienten mit Ketamin und Midazolam In Der Anaesthesist Band 40 1991 S 238 244 H A Adams Konzepte zur Analgosedierung Ketamin und Propogol In Anasthesiologie Intensivmedizin Band 35 1994 S 97 100 S Fitzal Medikamentose Therapie Inhalationstherapie In J Kilian H Benzer Friedrich Wilhelm Ahnefeld Hrsg Grundzuge der Beatmung Springer Berlin u a 1991 ISBN 3 540 53078 9 2 unveranderte Auflage ebenda 1994 ISBN 3 540 57904 4 S 290 304 hier S 290 295 Sedierung Analgesierung und Relexation W E Muller Sedativa als Beispiel fur die Besonderheiten der Psychopharmakotherapie im Alter In Hans Forstl Hrsg Lehrbuch Gerontopsychiatrie Thieme Stuttgart 2002 S 220 226 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Beruhigungsmittel Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Wiktionary sedieren Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten Hans Bangen Geschichte der medikamentosen Therapie der Schizophrenie Berlin 1992 ISBN 3 927408 82 4 S 22 27 Interview mit Psychologen Wulf Mirko Weinreich uber das Bewusstseinsmodell von Ken Wilber und die Zukunft der Drogenkultur Deutsche Gesellschaft fur Anasthesiologie und Intensivmedizin Leitlinie zur Sedierung und Analgesie Analgosedierung von Patienten durch Nicht Anasthesisten In Anaesth Intensivmed Band 10 2002 S 639 641 narkosearzt hamburg de PDF Analgesie Sedierung und Delirmanagement in der Intensivmedizin Langfassung Leitlinien der Deutschen Gesellschaft fur Anasthesiologie und Intensivmedizin DGAI und der Deutschen Interdisziplinaren Vereinigung fur Intensiv und Notfallmedizin DIVI PDF 1 7 MB S3 Leitlinie Analgesie Sedierung und Delirmanagement in der Intensivmedizin der DGAI und DIVI In AWMF online Stand 12 2009 Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Normdaten Sachbegriff GND 4180607 4 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sedierung amp oldid 239119639