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Dexmedetomidin ist ein Arzneistoff der Gruppe der selektiven a2 Adrenozeptor Agonisten und bewirkt eine Sedierung Beruhigung eine Bewusstseinsdampfung sowie eine leichte Analgesie Schmerzlinderung Als Besonderheit gilt die Fahigkeit des Wirkstoffes eine tiefe Sedierung mit gleichzeitig erhaltener Erweckbarkeit zu erzeugen ohne die unerwunschte Nebenwirkung einer Atemdepression StrukturformelAllgemeinesFreiname DexmedetomidinAndere Namen S 4 1 2 3 Di methyl phenyl ethyl 3H imidazol S Medetomidin MedetomidinSummenformel C13H16N2Externe Identifikatoren DatenbankenCAS Nummer 113775 47 6 Dexmedetomidin 145108 58 3 Dexmedetomidin hydrochloridEG Nummer Listennummer 601 281 8ECHA InfoCard 100 119 391PubChem 5311068ChemSpider 4470605DrugBank DB00633Wikidata Q412133ArzneistoffangabenATC Code QN05CM18Wirkstoffklasse SedativumWirkmechanismus a2 Adrenorezeptor AgonistEigenschaftenMolare Masse 200 28 g mol 1Loslichkeit loslich in Wasser und DMSO 1 SicherheitshinweiseBitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht fur Arzneimittel Medizinprodukte Kosmetika Lebensmittel und Futtermittel beachtenGHS Gefahrstoffkennzeichnung 1 Dexmedetomidinhydrochlorid keine GHS PiktogrammeH und P Satze H keine H SatzeP keine P Satze 1 Soweit moglich und gebrauchlich werden SI Einheiten verwendet Wenn nicht anders vermerkt gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen Chemisch ist Dexmedetomidin das wirksame Isomer Eutomer des Beruhigungsmittels Medetomidin Inhaltsverzeichnis 1 Klinische Angaben 1 1 Unerwunschte Wirkungen 1 2 Gegenanzeigen 2 Pharmakologische Eigenschaften 3 Handelsnamen 4 Literatur 5 EinzelnachweiseKlinische Angaben BearbeitenDexmedetomidin ist ein potenter a2B Adrenozeptor Agonist mit einer achtfach hoheren Affinitat fur den a2B Adrenozeptor als Clonidin 2 Es hat nach intravenoser Verabreichung sedierende analgetische und anxiolytische Wirkungen 2 Die Sedierung erfolgt dabei rasch und stabil wobei gleichzeitig ein hohes Mass an Erweckbarkeit beibehalten wird Im Rahmen einer Sedierung von postoperativ beatmeten Patienten auf der Intensivstation reduziert es signifikant den Schmerzmittelbedarf des Patienten Bei der Beendigung einer kunstlichen Beatmung kommt es wahrend einer Therapie mit Dexmedetomidin zu keiner klinisch erkennbaren Atemdepression welche eine unerwunschte Nebenwirkung vieler anderer auf Intensivstationen benutzter Sedativa ist 2 Dexmedetomidin ist in Deutschland seit 2011 fur die Sedierung erwachsener intensivmedizinisch behandelter Patienten zugelassen die eine Sedierungstiefe benotigen die ein Erwecken durch verbale Stimulation noch erlaubt Im Rahmen von Studien existieren Erfahrungen zum Einsatz bei Kindern Im August 2018 wurde die Indikation erweitert um die Sedierung nicht intubierter Patienten vor und oder wahrend einer diagnostischen oder operativen Massnahme wenn eine Sedierung notig ist procedural awake sedation 3 Die Anwendung beim sympathomimetischen Toxidrom 4 bei der nicht invasiven Beatmung 5 6 im Rahmen der Extubation 6 7 8 und bei padiatrischen Patienten 9 10 wurde wissenschaftlich untersucht Unerwunschte Wirkungen Bearbeiten Dexmedetomidin wird wie in den Phase III Zulassungsstudien gezeigt allgemein gut vertragen Dexmedetomidin fuhrt zu einer vorhersehbaren dosisabhangigen Senkung des arteriellen Blutdrucks und der Herzfrequenz 2 Dies geht einher mit einer Verringerung der Konzentration der Plasmakatecholamine 2 Die am haufigsten beobachteten unerwunschten Nebenwirkungen in den Phase III Zulassungsstudien waren niedriger Blutdruck langsamer Herzrhythmus und Ubelkeit 2 Bei hohen Konzentrationen wie sie kurzzeitig beim schnellen intravenosen Spritzen entstehen konnen uberwiegt wahrscheinlich die periphere gefassverengende Wirkung von Dexmedetomidin sodass es zu einem unerwunschten Blutdruckanstieg kommen kann Die Sedierung mit Dexmedetomidin bei Intensivpatienten im Alter bis zu 65 Jahren birgt ein erhohtes Mortalitatsrisiko Sterberisiko im Vergleich zur Sedierung mit Propofol und oder Midazolam 11 Diese Erkenntnis der SPICE III Studie an 3904 beatmeten kritisch kranken erwachsenen Intensivstationspatienten wurde unter anderem im Juni 2022 durch einen Rote Hand Brief mitgeteilt 12 11 Am starksten ausgepragt war die altersbedingte Ungleichheit der Auswirkungen auf die Mortalitat bei Patienten die aus anderen Grunden als zur postoperativen Versorgung aufgenommen wurden Mit zunehmendem APACHE II Score sowie mit jungerem Alter stieg diese an 12 Der zugrundeliegende Mechanismus ist unklar 12 Gegenanzeigen Bearbeiten Kontradindikationen fur die Anwendung der Substanz bestehen bei bekannter Unvertraglichkeit unkontrolliert niedrigem Blutdruck einem AV Block II III sowie akuten zerebrovaskularen Ereignissen 3 Pharmakologische Eigenschaften BearbeitenDie Wirkungsweise von Dexmedetomidin beruht vermutlich auf der Aktivierung von G Proteinen durch a2A Adrenozeptoren im Hirnstamm was zu einer Hemmung der Noradrenalinfreisetzung fuhrt Nur bei hohen Dosen oder bei schneller intravenoser Verabreichung werden periphere a2B Adrenozeptoren aktiviert was zu einer kreislaufwirksamen Gefassverengung fuhren kann 13 Die Minderung der Freisetzung von Noradrenalin erfolgt insbesondere im Locus caeruleus im Hirnstamm der an der Steuerung von Aufmerksamkeit und Wachheit beteiligt ist Angeblich fuhrt dieser spezifische Wirkmechanismus zu einem schlafahnlichen Zustand aus dem die Patienten auf Ansprache sofort wieder erwachen konnen und in der Lage sind zu kommunizieren oder Anweisungen zu befolgen Weiterhin werden auch a2 Adrenozeptoren des sympathischen Nervensystems aktiviert was zu dessen Hemmung fuhrt Sympathikolyse Handelsnamen BearbeitenHumanarzneimittel Dexdor Orion Corporation Generika Tierarzneimittel Cepedex Dexdomitor Dexmopet Sedadex SileoLiteratur BearbeitenRalph Gertler H Cleighton Brown Donald G Mitchell Erin N Silvius Dexmedetomidine A Novel Sedative Analgesic Agent In Baylor University Medical Center Proceedings Band 14 Nr 1 Januar 2001 S 13 21 doi 10 1080 08998280 2001 11927725 PMID 33126702 englisch K Baumgartner V Groff L H Yaeger B M Fuller The use of dexmedetomidine in the emergency department A systematic review In Academic Emergency Medicine Band 30 Nummer 3 Marz 2023 S 196 208 doi 10 1111 acem 14636 PMID 36448276 Review H Ihmsen T I Saari Dexmedetomidin In Der Anaesthesist 61 2012 S 1059 1066 doi 10 1007 s00101 012 2114 1 Einzelnachweise Bearbeiten a b c Tocris Dexmedetomidin abgerufen am 27 Dezember 2019 a b c d e f Nila Bhana Karen L Goa Karen J McClellan Dexmedetomidine In Drugs 2000 Band 59 Nummer 2 S 263 268 doi 10 2165 00003495 200059020 00012 a b Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimitttels Fachinformation Dexdor Stand Juli 2022 Von der EMA Website abgerufen am 5 Februar 2023 Dileep V Menon Zhongyun Wang Paul J Fadel Debbie Arbique David Leonard Jia Li Ronald G Victor Wanpen Vongpatanasin Central Sympatholysis as a Novel Countermeasure for Cocaine Induced Sympathetic Activation and Vasoconstriction in Humans In Journal of the American College of Cardiology 2007 Band 50 Nummer 7 S 626 633 doi 10 1016 j jacc 2007 03 060 Nimet Senoglu Hafize Oksuz Zafer Dogan Huseyin Bekir Yildiz Hilmi Demirkiran Hasan Cetin Ekerbicer Sedation during noninvasive mechanical ventilation with dexmedetomidine or midazolam A randomized double blind prospective study In Current Therapeutic Research clinical and Experimental 2010 Band 71 Nummer 3 S 141 153 doi 10 1016 j curtheres 2010 06 003 a b Z Huang Y S Chen Z L Yang J Y Liu Dexmedetomidine versus midazolam for the sedation of patients with non invasive ventilation failure In Internal medicine Band 51 Nummer 17 2012 S 2299 2305 doi 10 2169 internalmedicine 51 7810 PMID 22975538 Gilles L Fraser John W Devlin Craig P Worby Waleed Alhazzani Juliana Barr Joseph F Dasta John P Kress Judy E Davidson Frederick A Spencer Benzodiazepine Versus Nonbenzodiazepine Based Sedation for Mechanically Ventilated Critically Ill Adults In Critical Care Medicine 2013 Band 41 S S30 S38 doi 10 1097 CCM 0b013e3182a16898 Y Shehabi A Serpa Neto B D Howe R Bellomo Y M Arabi M Bailey F E Bass S B Kadiman C J McArthur M C Reade I M Seppelt J Takala M P Wise S A Webb Early sedation with dexmedetomidine in ventilated critically ill patients and heterogeneity of treatment effect in the SPICE III randomised controlled trial In Intensive care medicine Band 47 Nummer 4 April 2021 S 455 466 doi 10 1007 s00134 021 06356 8 PMID 33686482 PMC 7939103 freier Volltext N Poonai J Spohn B Vandermeer S Ali M Bhatt S Hendrikx E D Trottier V Sabhaney A Shah G Joubert L Hartling Intranasal Dexmedetomidine for Procedural Distress in Children A Systematic Review In Pediatrics Band 145 Nummer 1 Januar 2020 S doi 10 1542 peds 2019 1623 PMID 31862730 Nicole Schacherer Tamara M Armstrong Amy E Perkins Michael G Poirier James Schmidt Propofol Versus Dexmedetomidine for Procedural Sedation in a Pediatric Population In Southern Medical Journal 2019 Band 112 Nummer 5 S 277 282 doi 10 14423 SMJ 0000000000000973 a b NCT01728558 Early Goal Directed Sedation Compared With Standard Care in Mechanically Ventilated Critically Ill Patients SPICE III RCT ClinicalTrials gov a b c Rote Hand Brief zu Dexmedetomidin Risiko von erhohter Mortalitat bei Intensivpatienten 65 Jahren 15 Juni 2022 abgerufen am 15 Juni 2022 R Gertler 2001 vgl Literatur Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dexmedetomidin amp oldid 233103427