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Thiopental als Natriumsalz Thiopental Natrium auch Natriumthiopental Handelsnamen Trapanal Pentothal ist ein kurz wirksames Hypnotikum Schlafmittel aus der Reihe der Barbiturate Es wurde zu Beginn der 1930er Jahre von Ernest H Volwiler und Donalee L Tabern fur Abbott Laboratories entwickelt StrukturformelStrukturformel ohne StereochemieAllgemeinesFreiname Thiopental INNm Andere Namen RS 5 Ethyl 5 1 methylbutyl 2 thioxo 1 3 dihydropyrimidin 4 6 dion IUPAC 5 Ethyl 5 1 methylbutyl 2 thioxo 1 3 dihydropyrimidin 4 6 dionSummenformel C11H18N2O2S Thiopental C11H17N2NaO2S Thiopental Natriumsalz Kurzbeschreibung gelblich weisses hygroskopisches unangenehm knoblauchartig riechendes Pulver Thiopental Natriumsalz 1 Externe Identifikatoren DatenbankenCAS Nummer 76 75 5 Thiopental 71 73 8 Thiopental Natriumsalz EG Nummer 200 984 3ECHA InfoCard 100 000 896PubChem 3000715ChemSpider 2272258DrugBank DB00599Wikidata Q55186498ArzneistoffangabenATC Code N05CA19 N01AF03Wirkstoffklasse Barbiturate InjektionsnarkotikaWirkmechanismus Inhibition der Formatio reticularisEigenschaftenMolare Masse 242 34 g mol 1 Thiopental 264 32 g mol 1 Thiopental Natriumsalz Aggregatzustand festSchmelzpunkt 157 161 C 1 pKS Wert 7 55 20 C 2 Loslichkeit Wasser 96 mg l 1 25 C 2 loslich in Wasser und Ethanol unloslich in Diethylether Benzol und Ligroin Mononatriumsalz 1 SicherheitshinweiseBitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht fur Arzneimittel Medizinprodukte Kosmetika Lebensmittel und Futtermittel beachtenGHS Gefahrstoffkennzeichnung 3 AchtungH und P Satze H 302P keine P Satze 3 Toxikologische Daten 110 mg kg 1 LD50 Maus i p 2 Soweit moglich und gebrauchlich werden SI Einheiten verwendet Wenn nicht anders vermerkt gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen Inhaltsverzeichnis 1 Chemische Eigenschaften 2 Synthese 3 Verwendung in der Medizin 3 1 Klinische Angaben 3 2 Kontraindikationen 3 3 Nebenwirkungen 4 Pharmakologische Eigenschaften 5 Verwendung als Totungsmittel 5 1 Verwendung bei Hinrichtungen 5 2 Verwendung zur aktiven Sterbehilfe und Beihilfe zum Suizid 6 Geschichte 7 Handelsnamen 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseChemische Eigenschaften Bearbeiten nbsp Thiopental NatriumThiopental ist strukturell eng verwandt mit Pentobarbital von dem es sich nur durch die funktionelle Gruppe am C2 Atom unterscheidet Anstelle der Carbonylgruppe des Pentobarbitals sitzt beim Thiopental dort eine Thiocarbonylgruppe Pharmazeutisch wird Thiopental in Form des Natriumsalzes verwendet Wegen der schlechten Stabilitat in wassriger Losung kommt es als Trockensubstanz unter anderem als fixes Gemisch mit Natriumcarbonat 4 zum Einsatz Beim Auflosen in Wasser entsteht eine stark alkalische Losung pH Wert ungefahr 11 5 Synthese BearbeitenThiopental kann aus Malonsaurediethylester hergestellt werden Nach zweimaliger Alkylierung mit 2 Brompentan und Bromethan entsteht aus der Umsetzung von Ethy 1 methylbutyl malonsaurediethylester mit Thioharnstoff Thiopental 6 nbsp Thiopental SyntheseVerwendung in der Medizin BearbeitenKlinische Angaben Bearbeiten Thiopental wird in erster Linie in der Anasthesie zur Einleitung einer Narkose beim unkomplizierten also nicht herz oder lungenkranken Patienten verwendet Daruber hinaus dient es in der Intensivmedizin vereinzelt in Form einer Dauerinfusion als ultima ratio letztes Mittel zur Durchbrechung eines Krampfanfalls Status epilepticus oder zur Senkung des Hirndrucks Natriumthiopental und andere Barbiturate vermindern die neuronale Aktivitat senken dadurch den zerebralen Sauerstoffverbrauch CMRO2 und verringern die intrakranielle vaskulare Reaktion auf Kohlenstoffdioxid CO2 was wiederum den intrakraniellen Druck senkt Patienten mit refraktar erhohtem intrakraniellem Druck aufgrund eines Schadel Hirn Traumas TBI haben moglicherweise ein verbessertes Langzeitergebnis wenn ein Barbituratkoma zu ihrer Neurointensivbehandlung eingeleitet wird 7 8 9 10 Kontraindikationen Bearbeiten Bei schweren Leber und Nierenstorungen Herzinsuffizienz Porphyrie Aortenstenose Schockzustand sowie Barbituratallergie ist die Gabe kontraindiziert 11 Nebenwirkungen Bearbeiten Atemdepression bis zum Atemstillstand Apnoe Verkrampfung der Muskeln um die Atemwege Bronchospasmus und Histaminfreisetzung Blutdruckabfall ausgepragte Venodilatation Vasodilatation der Venen reflexhafte Pulsbeschleunigung Reflextachykardie mit Erhohung des myokardialen Sauerstoffverbrauchs und Venenreizung Dadurch dass Thiopental Natrium stark basisch reagiert pH Wert einer wassrigen Losung etwa 10 5 kann eine versehentliche paravenose oder arterielle Injektion Gewebeschaden bis hin zu Nekrosen verursachen Hierbei treten starke Schmerzen auf und es droht der Verlust von Extremitaten 12 Thiopental wirkt wie alle Barbiturate nicht analgetisch daher besteht im subnarkotischen Dosisbereich die Gefahr einer Hyperalgesie ubermassige Schmerzempfindlichkeit 11 Pharmakologische Eigenschaften BearbeitenThiopental fuhrt durch agonistische Wirkung an der b Untereinheit des GABAA Rezeptors zu einem verstarkten Eintritt von Chloridionen und damit zu einer Hyperpolarisation von Nervenzellen In hoheren Dosen unterdruckt es unselektiv Prozesse des zentralen Nervensystems 11 Thiopental bindet nach intravenoser Gabe zu einem hohen Prozentsatz an Plasmaproteine Es verteilt sich im Korper anfangs vorwiegend auf stark durchblutete Organe danach im zentralen Nervensystem und schliesslich in der Muskulatur und spater im Fettgewebe Thiopental uberwindet die Blut Hirn Schranke schnell und leicht da es ein lipophiles Molekul ist Es stellt sich eine Gleichgewichtsverteilung zwischen Plasma und Muskulatur ein Dies und nicht das Gleichgewicht zwischen Plasma und Fettgewebe ist massgeblich fur die effektive Dauer der Narkose Daher darf bei adiposen Patienten keinesfalls die Dosis erhoht werden Da sich Thiopental schliesslich im Fettgewebe ansammelt kann eine wiederholte Gabe zu einer Kumulation fuhren Thiopental besitzt eine Halbwertszeit von funf bis sechs Stunden 11 und wird im Korper zu Pentobarbital verstoffwechselt Wirkeintritt 20 50 s Wirkdauer 5 15 min Verteilungshalbwertszeit 8 5 min Verwendung als Totungsmittel BearbeitenVerwendung bei Hinrichtungen Bearbeiten In den USA wurde Thiopental bis 2011 bei der Hinrichtung durch die Giftspritze verwendet Als erstes von drei Mitteln war es in einer Dosis von 2 bis 5 Gramm dazu bestimmt den Verurteilten so stark zu sedieren dass er die Wirkung des Muskelrelaxans Pancuroniumbromid und des Herzstillstand induzierenden Kaliumchlorid nicht mehr spuren sollte Dabei wurde die Dosis so gewahlt dass das Thiopental auch alleine zum Tod gefuhrt hatte 13 Im Dezember 2009 wurde Thiopental in Ohio erstmals in einer Dosis von 5 Gramm 14 als alleiniges Mittel bei einer Hinrichtung eingesetzt 15 Am 24 Januar 2011 gab der Verband Forschender Arzneimittelhersteller vfa in Deutschland bekannt Lieferanfragen aus den USA durch seine Mitgliedsunternehmen nicht mehr zu beantworten um die als problematisch interpretierbaren Verwendungen von Thiopental auszuschliessen 16 Am 16 Dezember 2011 trat eine EU weite einheitliche Ausfuhrgenehmigungspflicht fur Thiopental und alle weiteren kurz und mittelfristig wirkenden Barbitursauren in Kraft Seitdem ist eine Ausfuhr von Thiopental Natrium aus der EU nur noch mit einer Sondergenehmigung moglich Die Regelung geht auf eine Initiative von Menschenrechtsgruppen mit Unterstutzung durch den damaligen deutschen Wirtschaftsminister Philipp Rosler zuruck Dieser hatte bereits als Gesundheitsminister die deutschen Arzneimittelhersteller aufgefordert das Medikament nicht mehr in die USA zu verkaufen Auch der US amerikanische Hersteller Hospira stellt Thiopental nicht mehr fur Hinrichtungen zur Verfugung Produktion und Vertrieb wurden im Januar 2011 eingestellt 17 18 Am 31 Marz 2011 wurde in Alabama an William Glenn Boyd die US weit letzte Hinrichtung unter Einsatz von Thiopental vollzogen 19 die meisten Staaten nutzen seither Pentobarbital oder Midazolam 20 Verwendung zur aktiven Sterbehilfe und Beihilfe zum Suizid Bearbeiten Natriumthiopental wird intravenos zum Zweck der aktiven Sterbehilfe und zur Beihilfe zum Suizid verwendet Sowohl in Belgien als auch in den Niederlanden wo aktive Sterbehilfe gesetzlich erlaubt ist empfiehlt das Standardprotokoll Natriumthiopental als ideales Mittel um ein Koma herbeizufuhren gefolgt von Pancuronium um die Muskeln zu lahmen und die Atmung anzuhalten 21 Geschichte BearbeitenNatriumthiopental war ein Kernmedikament auf der Liste der unentbehrlichen Arzneimittel der Weltgesundheitsorganisation WHO 22 den sichersten und wirksamsten Arzneimitteln die in einem Gesundheitssystem benotigt werden wurde jedoch durch Propofol ersetzt 23 Natriumthiopental wurde in den fruhen 1930er Jahren von Ernest H Volwiler und Donalee L Tabern entdeckt die fur Abbott Laboratories arbeiteten Es wurde als Nachfolger von Evipan erstmals am 8 Marz 1934 von Ralph M Waters 24 in einer Untersuchung seiner Wirkungen am Menschen verwendet die aus Kurzzeitanasthesie und uberraschend wenig Analgesie bestanden 25 Drei Monate spater 26 begann John S Lundy auf Ersuchen von Abbott an der Mayo Klinik in Rochester eine klinische Studie mit Thiopental 27 Abbott fuhrte die Produktion fort bis seine Abteilung fur Krankenhausprodukte im Jahr 2004 als Hospira ausgegliedert wurde Thiopental kommt bzw kam bis in die jungste Vergangenheit neben anderen Barbituraten und Stoffen wie Scopolamin wegen einer das Urteilsvermogen und die Konzentrationsfahigkeit einer Person beeintrachtigenden Wirkung bei geschickter Befragung gelegentlich auch als sogenanntes Wahrheitsserum in Betracht 28 Handelsnamen BearbeitenMonopraparatePentothal CH Trapanal D diverse Generika D A Literatur BearbeitenReinhard Larsen Anasthesie und Intensivmedizin in Herz Thorax und Gefasschirurgie 5 Auflage Springer Berlin u a 1999 ISBN 3 540 65024 5 S 16 19 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Thiopental Sammlung von Bildern Eintrag zu Thiopental bei Vetpharm abgerufen am 18 April 2012 Einzelnachweise Bearbeiten a b c Eintrag zu Thiopental In Rompp Online Georg Thieme Verlag abgerufen am 12 November 2014 a b c Eintrag zu Thiopental in der ChemIDplus Datenbank der United States National Library of Medicine NLM Seite nicht mehr abrufbar Inhalt nun verfugbar via PubChem ID 3000715 a b Datenblatt Thiopental bei Sigma Aldrich abgerufen am 24 April 2011 PDF Thiopental Natrium und Natriumcarbonat Ph Eur Gemisch ca 5 5 1 n n 13 8 1 m m G Geisslinger S Menzel T Gudermann B Hinz P Ruth Mutschler Arzneimittelwirkungen Pharmakologie Klinische Pharmakologie Toxikologie Begrundet von Ernst Mutschler 11 Auflage Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart 2020 ISBN 978 3 8047 3663 4 S 300 f Ubersetzung des Originalpatentes CN201110443500 aus dem Chinesischen abgerufen am 7 Februar 2020 Runar Almaas Ola D Saugstad David Pleasure Terje Rootwelt Effect of Barbiturates on Hydroxyl Radicals Lipid Peroxidation and Hypoxic Cell Death in Human NT2 N Neurons In Anesthesiology 92 Jahrgang Nr 3 Ovid Technologies 2000 S 764 774 doi 10 1097 00000542 200003000 00020 Daniel J Cole Lorne M Cross John C Drummond Piyush M Patel Wayne K Jacobsen Thiopentone and methohexital but not pentobarbitone reduce early focal cerebral ischemic injury in rats In Canadian Journal of Anesthesia Journal canadien d anesthesie 48 Jahrgang Nr 8 Springer Science and Business Media LLC 2001 S 807 814 doi 10 1007 bf03016699 Jon Perez Barcena Juan A Llompart Pou Javier Homar Josep M Abadal Joan M Raurich Guillem Frontera Marta Brell Javier Ibanez Jordi Ibanez Pentobarbital versus thiopental in the treatment of refractory intracranial hypertension in patients with traumatic brain injury a randomized controlled trial In Critical Care 12 Jahrgang Nr 4 Springer Science and Business Media LLC 2008 S R112 doi 10 1186 cc6999 Satoshi Shibuta Jun Kosaka Takashi Mashimo Yutaka Fukuda Ikuto Yoshiya Nitric oxide induced cytotoxicity attenuation by thiopentone sodium but not pentobarbitone sodium in primary brain cultures In British Journal of Pharmacology 124 Jahrgang Nr 4 Wiley 1998 S 804 810 doi 10 1038 sj bjp 0701884 a b c d Ernst Mutschler Monika Schafer Korting u a Lehrbuch der Pharmakologie und Toxikologie 8 vollig neu bearbeitete und erweiterte Auflage Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart 2001 ISBN 3 8047 1763 2 S 281 H W Striebel K Eyrich Operative Intensivmedizin Schattauer Verlag 2007 ISBN 978 3 7945 2480 8 S 623 Teresa A Zimmers Jonathan Sheldon David A Lubarsky Francisco Lopez Munoz Linda Waterman Lethal injection for execution chemical asphyxiation In PLoS medicine Band 4 Nr 4 April 2007 S e156 doi 10 1371 journal pmed 0040156 PMID 17455994 PMC 1876417 freier Volltext United States Court of Appeals Sixth Circuit COOEY v STRICKLAND No 09 4300 In FindLaw 25 November 2009 abgerufen am 5 Oktober 2022 englisch Justiz in Ohio andert Injektion bei Hinrichtungen abendblatt de 9 Dezember 2009 Todlicher Stoff dringend gesucht taz de 24 Januar 2011 G Bohsem EU schrankt Lieferung von Todesspritzen Substanz ein In Suddeutsche Zeitung 11 Dezember 2011 abgerufen am 12 Dezember 2011 Kein Gift fur US Todesspritzen Deutschland sagt Nein In Arzte Zeitung online 24 Januar 2011 archiviert vom Original am 6 Oktober 2012 abgerufen am 12 Dezember 2011 Execution List 2011 In Death Penalty Information Center 31 Dezember 2011 abgerufen am 5 Oktober 2022 englisch State by State Execution Protocols In Death Penalty Information Center Abgerufen am 5 Oktober 2022 englisch Royal Dutch Society for the Advancement of Pharmacy Administration and Compounding of Euthanasic Agents The Hague 1994 archiviert vom Original am 21 August 2008 abgerufen am 18 Juli 2008 World Health Organization WHO Model List of Essential Medicines 16th list March 2009 World Health Organization Geneva Switzerland 2009 World Health Organization World Health Organization model list of essential medicines 21st list 2019 World Health Organization Geneva 2019 WHO MVP EMP IAU 2019 06 License CC BY NC SA 3 0 IGO This Month in Anesthesia History March Anesthesia History Association archiviert vom Original am 1 Mai 2011 abgerufen im 1 Januar 1 John E Steinhaus The Investigator and His Uncompromising Scientific Honesty In ASA Newsletter 65 Jahrgang Nr 9 American Society of Anesthesiologists September 2001 S 7 9 asahq org Memento des Originals vom 13 Mai 2011 im Internet Archive John S Lundy From this point in time Some memories of my part in the history of anesthesia In Journal of the American Association of Nurse Anesthetists 24 Jahrgang Nr 2 American Association of Nurse Anesthetists 1966 S 95 102 aana com Memento des Originals vom 1 Mai 2011 im Internet Archive Virginia S Thatcher History of Anesthesia with Emphasis on the Nurse Specialist J B Lippincott 1953 ISBN 0 8240 6525 5 Chapter 7 Illegal or Legal aana com Memento des Originals vom 1 Mai 2011 im Internet Archive Geschwinde Rauschdrogen 7 A S 170 Fn 1282 auch auf Google BooksDieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Thiopental amp oldid 237500152