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Als anticholinerg bezeichnet man in der Medizin Neben Wirkungen die sich aus der Hemmung des Neurotransmitters Acetylcholin ergeben Acetylcholin ist ein wichtiger Neurotransmitter der sowohl an vielen zentralen Nervenkernen im Gehirn wie auch in Teilen des peripheren Nervensystems zum Beispiel des Parasympathikus eine Rolle spielt 1 Etwas vereinfacht ist der Parasympathikus der Antagonist des Sympathikus welcher oft als Stresssystem bezeichnet wird Haufig versorgen beide Systeme dasselbe Organ und wirken dort entgegengesetzt zum Beispiel steigert der Sympathikus die Herzfrequenz und der Parasympathikus senkt sie Praktisch alle inneren Organe sind sympathisch wie auch parasympathisch innerviert Herz Bronchien Blutgefasse Darm Blase Schweissdrusen aber auch Teile der Sinnesorgane wie die Iris Stoffe oder Arzneimittel die die Wirkung des Acetylcholins hemmen also anticholinerg wirken fuhren deshalb zu einem charakteristischen Symptomkomplex anticholinerges Syndrom Mundtrockenheit gehemmte Speichelbildung Erweiterte Pupillen Akkommodationsstorung Engwinkelglaukom Harnverhalt Blasenlahmung Obstipation Darmlahmung Trockene rote und warme Haut verminderte Schweissbildung Tachykardie Zusatzlich konnen auch zentralnervose Effekte bestehen Unruhe Erregung Angst Halluzinationen Krampfe Atemdepression Bewusstseinsstorung bis zum Koma Das klassische Anticholinergikum ist das aus der Schwarzen Tollkirsche Atropa belladonna L gewonnene Alkaloid Atropin dessen pupillenerweiternde Wirkung schon vor Jahrhunderten zu kosmetischen Zwecken genutzt wurde Ahnliche Wirkstoffe finden sich im Stechapfel und im Bilsenkraut Vergiftungen treten gelegentlich bei Kindern auf die solche Pflanzen gegessen haben aber auch bei Drogenexperimenten Datura Stechapfel Viele Medikamente wirken anticholinerg zum Teil erwunscht zum Teil als Nebenwirkung In der Notfallmedizin wird Atropin haufig bei Blutdruckabfall und Bradykardie eingesetzt Andere Medikamente sollen bei Morbus Parkinson gezielt das Neurotransmittergleichgewicht wiederherstellen indem sie zentrale cholinerge Synapsen hemmen Bei Antidepressiva vor allem den klassischen trizyklischen treten anticholinerge Effekte regelmassig als Nebenwirkung auf Als Antidot konnen Cholinesterasehemmer eingesetzt werden Cholinesterasen sind Enzyme die im synaptischen Spalt Acetylcholin abbauen Durch ihre Hemmung erhoht sich die lokale Konzentration von Acetylcholin der anticholinerge Effekt wird gemindert Ansonsten ist die Therapie beim ausgepragten anticholinergen Syndrom symptomatisch Kuhlung Abdunklung Sauerstoff eventuell Beatmung bei insuffizienter Atmung Benzodiazepine bei Krampfen Einzelnachweise Bearbeiten J Klingelhofer Klinikleitfaden Neurologie Urban amp FischerVerlag 2009 ISBN 978 3 437 23142 1 S 249 books google de Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Anticholinerg amp oldid 231082331