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Akkommodation lateinisch accommodare anpassen anlegen ist eine dynamische Anpassung der Brechkraft des Auges Sie fuhrt dazu dass ein Objekt das sich in einer beliebigen Entfernung zwischen dem individuell unterschiedlichen optischen Nah und Fernpunkt befindet scharf auf der Netzhautebene abgebildet wird und somit eine wesentliche Voraussetzung fur deutliches Sehen erfullt wird Durch Anderung von Form und Brechkraft der Linse kann ein normalsichtiges Auge Objekte in unterschiedlicher Entfernung fokussieren zwischen Fernpunkt links und Nahpunkt rechts die Anpassung an kurze Distanzen wird auch Nahakkommodation genannt Der Nahpunkt gibt hierbei die kurzeste und der Fernpunkt die weiteste Distanz zum Auge an in der dies moglich ist Die Vorgange beim Wechsel von Fern auf Naheinstellung werden als Nahakkommodation bezeichnet diejenigen bei Anderung von Nah auf Ferneinstellung als Fernakkommodation Im engeren Sinne wird unter Akkommodation jedoch haufig nur die Nahanpassung verstanden Nicht alle ihre Mechanismen und Steuerungsprozesse sind bislang vollstandig geklart Die Fahigkeit zur Nah Akkommodation geht mit zunehmendem Lebensalter allmahlich verloren Presbyopie was dann ggf eine Lesebrille oder geanderte Brillenkorrektur erforderlich macht Inhaltsverzeichnis 1 Mechanismen 1 1 Arten der Akkommodation 1 1 1 Akkommodation bei Wirbellosen 1 1 2 Akkommodation bei Wirbeltieren 2 Neuroanatomische Grundlagen 3 Physiologie und Pathophysiologie beim Menschen 3 1 Naheinstellungstrias 3 2 Akkommodationsbreite 3 2 1 Messung 3 2 2 Gebrauchsakkommodationsbreite 3 3 Ausserer Akkommodationserfolg 3 4 Akkommodationsstorungen 3 4 1 Presbyopie 3 4 2 Akkommodationslahmung 3 4 3 Hypoakkommodation 3 4 4 Akkommodationskrampf 4 Sonstiges 4 1 Negative Akkommodation 4 2 Pseudoakkommodation 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseMechanismen BearbeitenDie Akkommodation stellt einen hoheren Reflexkreis dar der willentlich beeinflusst werden kann Um die Brechkraft zu variieren verandern Saugetiere Vogel und Reptilien bei der Akkommodation die Form der elastischen Linse Im Strahlenkorper des Auges stellen sich dadurch optisch geometrische Veranderungen und somit Anpassungen der Gesamtbrechkraft des Auges ein beim Menschen je nach Lebensalter um bis zu 15 Dioptrien Bei Fischen und Amphibien wird zur Akkommodation der Abstand zwischen der starren Linse und der Netzhaut durch Muskeln verandert 1 Es gibt verschiedene sich teilweise widersprechende Theorien zum Mechanismus der Brechkraftveranderung Die heute grosstenteils akzeptierte und im Wesentlichen experimentell bestatigte 2 so genannte von Helmholtz sche Theorie basiert auf dem 1855 von Hermann Helmholtz veroffentlichten Artikel Ueber die Accommodation des Auges 3 Sie geht bei der Akkommodation von einer Linsenverformung aus Die Akkommodation wird durch den ringformigen Ziliarmuskel gesteuert an dem die Augenlinse durch die Zonulafasern aufgehangt ist Die elastische Augenlinse wird bei Fernblick durch die Zonulafasern an der Linsenkapsel in eine flachere Ellipsenform gezogen Die elastischen Fasern ziehen den entspannten Ziliarmuskel zuruck so dass sich der Durchmesser der Linse vergrossert Bei Nahakkommodation wird der Ziliarmuskel angespannt der Durchmesser des Ringmuskels und der Linse verkleinern sich Dadurch werden die Zonulafasern gestreckt und der Strahlenkorper konzentrisch verengt Die Linse verformt sich dabei durch die elastischen Krafte der Linsenkapsel in ihre kugelformigere Ruheform was eine Zunahme der Brechkraft verursacht Die Veranderung des Krummungsradius der Linse nennt man auch aussere Akkommodation Es sind zudem Mechanismen bekannt die zu einer Umschichtung der Mikrostrukturen und einer Formanderung der Linsenfasern im Linseninneren fuhren und die ebenfalls akkommodationswirksam sind Diese Vorgange nennt man innere Akkommodation Die Nahakkommodation ist ein aktiver Prozess der durch Kontraktion der ringformigen Muskelfasern des Ziliarmuskels ausgelost wird In Unkenntnis einer antagonistischen Muskelkraft nahm man lange Zeit an dass die Fernakkommodation demgegenuber ein rein passiver Vorgang sei ausgelost durch das Erlahmen ebendieser Muskelkontraktionen und Innervationsimpulse Neuere Forschungsergebnisse erweitern die Helmholtz sche Theorie dahingehend dass es zur Nahakkommodation antagonistische Mechanismen gibt die aktiv eine Ferneinstellung des Auges durch die Kontraktion von meridional gerichteten Muskelfasern des Ziliarmuskels unterstutzen wenngleich die Anteile der passiven Vorgange deutlich uberwiegen Die Aufhebung der akkommodativen Einstellung wird als Desakkommodation bezeichnet 4 Eine im Gegensatz zu Helmholtz stehende kontrovers diskutierte Theorie wurde vom US amerikanischen Wissenschaftler Ronald A Schachar formuliert 5 Arten der Akkommodation Bearbeiten Akkommodation bei Wirbellosen Bearbeiten Die relative Einfachheit der Augen von wirbellosen Tieren erfordert keinen aufwandigen Akkommodationsmechanismus Nur in wenigen Fallen existiert ein muskular gesteuerter Apparat der dem von Wirbeltieren ahnelt In den meisten Fallen ist die Akkommodation jedoch statischer Natur und basiert auf der Nutzung von verschiedenen optischen Systemen in einem oder mehreren Augen wobei die einen dem Sehen in der Ferne und die anderen dem in der Nahe dienen 6 Eine muskular gesteuerte Anpassung findet sich in ausgearbeiteter Form hauptsachlich bei Weichtieren wobei durch die Kompression des Augapfels sekundar die Position der Augenlinse verandert wird Eine ahnliche Funktionalitat findet sich auch bei Schlangen Die Kopffusser zeigen diese jedoch in hochster Form Durch Kontraktion des Ziliarmuskels kommt es zu einer Kompression des Augapfels Dies fuhrt zu einer Erhohung des Augeninnendrucks so dass der Glaskorper die Linse passiv nach vorne druckt woraus eine Zunahme der Brechkraft um etwa 10 bis 14 Dioptrien resultiert Bei den Augen bestimmter Polychaeten zum Beispiel Alciopa kommt es durch die Stimulation Anregung sekretorischer Zellen zu einem Volumenanstieg des distalen Glaskorpers der unmittelbar hinter der Linse liegt Es wird angenommen dass dieser die Linse nach vorne schiebt und somit eine Naheinstellung ermoglicht Ferner existiert in diesem Auge ein Muskel der in seiner Funktion dem Kontraktionsmechanismus bei Kopffussern ahnelt Solche aktiven Systeme bilden jedoch die Ausnahme Haufiger wird die Akkommodation durch bestimmte optische Anordnungen erreicht Das einfachste Beispiel hierfur liefern die Ocellus Insekten Beim Grashupfer existiert zum Beispiel eine doppelte Kurvatur auf der proximalen Oberflache der kornealen Linse die dadurch in der Art einer Bifokalbrille zwei Bilder in unterschiedlichen Entfernungen gleichzeitig scharf abbilden kann Der optische Aufbau des Facettenauges erlaubt keine akkommodative Einstellung was wegen des Mosaikbildes auch nicht notwendig ist Es scheint jedoch dass bei bestimmten Facettenaugen Segmente mit optisch unterschiedlichen Brechungseigenschaften so angeordnet sind dass in einer Region kurze Ommatidien mit starken Linsen und in anderen Regionen lange Ommatidien mit schwachen Linsen liegen Besonders ausgepragt kann dies bei Facettenaugen bestimmter Ephemeroptera Diptera Hemiptera sowie einiger pelagischer Schizopoden beobachtet werden bei denen ein Teil fur die Nahsicht und ein anderer Teil fur die Fernsicht ausgelegt ist Schliesslich konnen auch zwei verschiedene Augen existieren von denen das eine optisch fur die Nahe und das andere fur die Ferne eingestellt ist Ein Beispiel hierfur findet sich bei den seitlichen und mittleren Augen von Spinnen Das gleiche Konzept existiert auch bei den rucken bzw bauchwartigen Facettenaugen des Taumelkafers wobei erstere fur das Sehen an der Luft und letztere fur das Sehen im Wasser benutzt werden Akkommodation bei Wirbeltieren Bearbeiten Wahrend die Emmetropie in der Regel eine Voraussetzung fur eine hochwertige Sehscharfe ist so stellt die Fahigkeit das optische System fur das Sehen in Ferne und Nahe anzupassen eine fast genauso wichtige Eigenschaft dar insbesondere fur solche Aktivitaten wie das Reissen von Beute Dagegen ist bei amphibischen Lebensformen die Anpassung an die unterschiedlichen optischen Bedingungen zwischen Wasser und Luft von grosserer Bedeutung Fur die Sicherheit von Baumbewohnern wiederum ist eine besonders schnelle und effektive Anpassung unentbehrlich Fur hohere Primaten und den Menschen schliesslich ist es von entscheidender Wichtigkeit Objekte die mit den Handen bearbeitet werden scharf sehen und somit besser untersuchen zu konnen Nur wenige Spezies der Wirbeltiere besitzen keinerlei Moglichkeit zur Akkommodation Fur die Mehrzahl von ihnen ist das Sehen von geringer biologischer Wichtigkeit So fehlt solch ein Mechanismus bei den meisten Vertretern der primitiven Gruppe der Fische wie Knorpelganoiden Dipnoi und Quastenflossern Ferner fehlt die Akkommodation bei primitiven Saugetieren die vornehmlich nachtaktiv sind Bei Kloakentieren und Beutelsaugern sowie auch bei vielen Plazentatieren mit Ausnahme der Eichhornchen ist sie ebenfalls nicht ausgebildet Sogar bei Huftieren wie Pferd Schaf oder Schwein sind akkommodative Aktivitaten kaum nachzuweisen Mit Ausnahme der schwachen Anpassungsfahigkeit bei Eichhornchen und Fleischfressern kann eine nutzbare Akkommodationsbreite bei Saugetieren nur beim Otter sowie bei den Primaten insbesondere dem Menschen festgestellt werden Innerhalb des Stammes der Wirbeltiere wird Akkommodation durch eine Vielzahl unterschiedlicher grundlegender Mechanismen erzielt Diese verschiedenen Ansatze konnen in zwei Typen unterteilt werden statische Systeme bei denen die optische Variabilitat durch strukturelle Besonderheiten erreicht wird dynamische Systeme denen eine aktive Veranderung des dioptrischen Apparats durch Muskelkraft zugrunde liegt Neuroanatomische Grundlagen BearbeitenImpulse zur Akkommodation gehen vom visuellen Cortex aus und erreichen die Nuclei pretectales der Area pretectalis im Zwischenhirn Von hier ziehen Fasern zum Nucleus accessorius nervi oculomotorii Edinger Westphal Kern im Mittelhirn wobei ein Teil der Fasern uber die Commissura epithalamica zur Gegenseite kreuzt daher kommt es zu einer beidseitigen Reaktion auch bei Blindheit auf einem Auge Daneben wird dieses fur die parasympathische Innervation der inneren Augenmuskeln zustandige Kerngebiet auch von Fasern aus der benachbarten lateralen mesencephalen Formatio reticularis erreicht die wiederum Afferenzen von visuomotorischen Arealen des Endhirns erhalt 7 Die Axone der parasympathischen Neuronen des Nucleus accessorius N III verlassen das Hirn im Nervus oculomotorius und ziehen als praganglionare Fasern zum parasympathischen Ziliarganglion Hier werden deren Impulse umgeschaltet auf postganglionare Fasern der Nervi ciliares breves die auch den Musculus ciliaris Ziliarmuskel innervieren Dessen Fasern sind in zwei unterschiedlichen Verlaufsrichtungen angeordnet die durch den Mullerschen Muskel bzw den Bruckschen Muskel reprasentiert werden Der Mullersche Muskel wird parasympathisch innerviert und bewirkt die Nahakkommodation wahrend der sympathisch versorgte Brucksche Muskel zumindest einen geringen aktiven Beitrag zur Ferneinstellung des Auges leistet Doppelinnervation Wird der Ziliarmuskel in keiner Weise mehr aktiv innerviert so spricht man von der Akkommodationsruhelage auch Sehgleichgewicht wobei sich der Entspannungstonus irgendwo zwischen Fern und Nahpunkt befindet Die hierbei nach wie vor wirkenden Krafte und Elastizitatselemente von Zonula Linse und Grundtonus des Ziliarmuskels fuhren zu einer Myopie deren Ausmass zwischen 0 5 und 4 0 Dioptrien dpt betragt Eine solche Ruhelage tritt ein wenn das Gesichtsfeld reizarm oder reizleer ist zum Beispiel bei Piloten in grosser Hohe Raummyopie oder beim Sehen in der Nacht Nachtmyopie Die Akkommodationsdauer bei der Umstellung von Ferne auf Nahe betragt etwa 0 5 1 5 Sekunden Sek die von Nah auf Fernsicht etwa 0 8 1 3 Sek Sie kann sich bei Ermudung Elastizitatsverlust der Linse oder erhohtem Ziliarmuskeltonus tonische Akkommodation Pupillotonie verlangern Physiologie und Pathophysiologie beim Menschen BearbeitenNaheinstellungstrias Bearbeiten Hauptartikel Naheinstellungstrias Bei Betrachtung eines Gegenstandes in der Nahe kommt es zu einer gleichzeitigen Konvergenzbewegung der Augen und Pupillenverengung Miosis Diese beiden Mechanismen gehoren zusammen mit der Nahakkommodation zu einem ubergeordneten neurophysiologischen Regelkreis und werden gemeinsam als Naheinstellungstrias bezeichnet Bislang ist allerdings ungeklart welches der primare Mechanismus ist 4 Die aufgebrachte Akkommodationsleistung steht in einem direkten Verhaltnis zur notwendigen Konvergenzbewegung Dieses Verhaltnis wird im sogenannten AC A Quotienten ausgedruckt Ist dieses Verhaltnis gestort kann es zu einem Schielen kommen Akkommodationsbreite Bearbeiten nbsp Die 1922 erstellte obere Kurve Duane Kurve zeigt dass sich die Fahigkeit des menschlichen Auges zur Akkommodation Akkommodationsbreite vom 8 bis kurz nach dem 50 Lebensjahr kontinuierlich von durchschnittlich 14 bis auf eine Dioptrie verringert Die untere Kurve zeigt die minimale Sehweite in Abhangigkeit vom Alter Kurve nach Duane 8 im Original 9 mit Schwankungsbereich Die maximal mogliche Brechkraftanderung wird als Akkommodationsbreite oder auch Akkommodationsamplitude bezeichnet Bei Kleinkindern betragt sie im Mittel rund 16 dpt Bezogen auf die Gesamtbrechkraft des Auges von etwa 58 dpt entspricht dies einer Variation von rund 25 Im hohen Alter fallt die Akkommodationsbreite auf etwa 1 dpt ab Dadurch vergrossert sich der geringste Abstand der sogenannte Akkommodationsnahpunkt in dem Gegenstande ohne Nahkorrektur noch scharf gesehen werden konnen von ca 6 cm auf 1 m 10 Die Schwankungsbreite in der Bevolkerung betragt im Kindesalter etwa 2 0 dpt wobei dieser Wert mit zunehmendem Alter auf etwa 1 dpt abnimmt Ursache fur die Verringerung der Akkommodationsbreite ist ein fortschreitender altersbedingter Elastizitatsverlust der Linsenkapsel bzw eine Linsenverdickung durch lebenslanges Wachstum der Linsenschale Helmholtz Theorie Der Bereich zwischen der minimalen und maximalen Akkommodationsanstrengung wird als Akkommodationsbereich bezeichnet Die Altersabhangigkeit der durchschnittlichen Akkommodationsbreite wird klassisch durch eine Kurve nach Duane beschrieben 8 Sie ist im oberen Diagramm gezeigt im Original mit Minimums und Maximums Kurve 9 Die entsprechende altersabhangige minimale Gegenstandsweite minimale Sehweite Lage des Akkommodationsnahpunktes fur Normalsichtige und Fehlsichtige mit optimaler Fernkorrektur ist in der unteren Grafik dargestellt Messung Bearbeiten Prinzipiell ist es immer unerlasslich vor den Messungen eine eventuell bestehende Ametropie vollstandig zu korrigieren Es gibt verschiedene apparative Verfahren die Akkommodationsbreite zu messen Die Gerate mit denen dies durchgefuhrt wird nennt man Akkommodo oder Optometer Ansonsten ist es auch moglich mittels einfacher kleiner Fixierobjekte den Akkommodationsnahpunkt zu bestimmen Man fuhrt hierbei diese Objekte so nah an das Auge heran bis ihre Konturen fur den Probanden nicht mehr scharf erkennbar sind Anhand des Akkommodationsnahpunktes lasst sich dann die Akkommodationsbreite nach der Formel errechnen Akkommodationsbreite in dpt 1 Nahpunkt in m entspricht 100 Nahpunkt in cm Eine weitere Berechnungsmoglichkeit der minimalen Gegenstandsweite ergibt sich aus nachfolgender Formel Mit b Bildweite bei entspanntem Auge ohne Brille in Metern f Bildweite des betrachteten Objekts in Metern g Nahpunkt Der Kehrwert ist der Akkommodationsaufwand A in dpt 1 g Agilt idealisiert die Linsengleichung 1 g 1 b 1 fBei Ausnutzung der vollen Akkommodationsbreite also maximalem Akkommodationsaufwand Amax ergibt sich die minimale Gegenstandsweite minimale Sehweite ohne Brille fmin 1 Amax 1 b 1 fminoder mit 1 A g 2 fmin 1 1 g 1 b Daraus lasst sich die Starke von Lesebrillen bei Alterssichtigkeit abschatzen Bei Emmetropie Normalsichtigkeit ist definitionsgemass b unendlich und die minimale Gegenstandsweite der Kehrwert der Akkommodationsbreite Entsprechend lasst sich fur einen Brillentrager fmin berechnen indem man fur 1 b den negativen Brillenwert fur die Ferne in Dioptrien einsetzt vorausgesetzt das Auge ist beim Tragen der Brille und Blick in die Ferne entspannt und sieht scharf Eine weitere Moglichkeit besteht darin unter maximalen Visusanforderungen bei Blick in die Ferne Minusglaser vorzuhalten und diese solange zu erhohen bis die Sehzeichen nicht mehr scharf erkannt werden konnen Der Wert des Minusglases bei dem die Optotypen gerade noch scharf gesehen werden konnten stellt die Akkommodationsbreite dar Gebrauchsakkommodationsbreite Bearbeiten Wahrend die Akkommodationsbreite den maximalen Wert angibt um den eine Brechkraftsanderung moglich ist so macht die Gebrauchsakkommodationsbreite nur etwa zwei Drittel dieses Maximums aus Sie wird nicht monokular fur das jeweils rechte und linke Auge ermittelt sondern bei binokularer Fixation eines nahen Gegenstandes und geringer Blicksenkung Dabei wird auch nur der Nahpunkt berucksichtigt der muhelos und ohne grosse Anstrengung nach einer Ferneinstellung betrachtet werden kann Ausserer Akkommodationserfolg Bearbeiten Bei einem bestehenden axialen Brechungsfehler A bilden eine Korrektionslinse Brillenglas und eine Fehlerlinse Auge zusammen ein sogenanntes Hollandisches Fernrohr Dadurch entsteht bei einer korrigierten Hyperopie eine Vergrosserung V des Bildes bei einer Myopie eine Verkleinerung V Mit dem Abstand e des Brillenglases vom Auge und einer Zunahme der Fehlsichtigkeit nimmt die Bildgrossenveranderung zu Dieser Fernrohreffekt nun beeinflusst den ausseren Akkommodationserfolg Es besteht zwischen ausserem Akkommodationserfolg AE und Akkommodationsaufwand A0 folgende Beziehung A0 V2 AEDie Vergrosserung Verkleinerung ergibt sich dabei aus der Formel V 1 e A Dies bedeutet in der Praxis dass ein mit Brille korrigierter Hyperoper mehr Akkommodationsaufwand leisten muss als ein Emmetroper ein mit Brille korrigierter Myoper weniger Beispiel Hyperopie bzw axiale Refraktion A 5 0 dpt Abstand der Brille zum Auge e 20 mm 0 02 m V 1 0 02 5 1 1Wird eine Akkommodation fur eine Entfernung von 25 cm gewunscht ausserer Akkommodationserfolg AE 4 0 dpt so betragt der tatsachliche Akkommodationsaufwand A0 1 12 4 1 21 4 4 84 dptAkkommodationsstorungen Bearbeiten Klassifikation nach ICD 10H52 4 PresbyopieICD 10 online WHO Version 2019 Klassifikation nach ICD 10H52 5 AkkommodationsstorungenICD 10 online WHO Version 2019 Presbyopie Bearbeiten Hauptartikel Presbyopie Mit Presbyopie oder Alterssichtigkeit bezeichnet man den fortschreitenden altersbedingten Verlust der Nahanpassungsfahigkeit des Auges Akkommodationslahmung Bearbeiten Hauptartikel Zykloplegie Bei einer Akkommodationslahmung auch Zykloplegie genannt liegt ein Funktionsverlust des Musculus ciliaris vor Dieser kann pathologische Ursachen haben zum Beispiel bei Schadigung der parasympathischen Nervenfasern des Nervus oculomotorius oder zu diagnostischen Zwecken zum Beispiel Refraktometrie durch entsprechende pharmakologische Wirkstoffe Zykloplegika aktiv herbeigefuhrt werden Die so ausgeloste Funktionseinschrankung soll fur den Zeitraum der Untersuchung moglichst vollstandig sein Fur Emmetrope und Hyperope ist in diesem Zustand ein scharfes Sehen in der Nahe uber eine gewisse Zeitspanne hinweg nicht mehr moglich Hypoakkommodation Bearbeiten Unter Hypoakkommodation versteht man eine deutlich eingeschrankte Akkommodationsbreite die nicht neurologisch bedingt ist und haufig einen manifesten oder latenten Konvergenzexzess mit einem erhohten AC A Quotienten auslost Der Akkommodationserfolg entspricht hierbei nicht dem aufgewendeten Innervationsimpuls wobei der Nahpunkt deutlich in die Ferne verschoben und nicht altersentsprechend ist 11 Zudem kommt es zu asthenopischen Beschwerden Leseschwierigkeiten und einer schwankenden Sehscharfe in der Nahe weshalb Betroffene gerne eine unnaturlich grosse Lesedistanz suchen 12 Eine Hypoakkommodation ist ausserst selten und tritt in der Regel im Kindesalter auf Therapie der Wahl ist die Verordnung einer Bifokalbrille Die Durchfuhrung einer Schieloperation ist dagegen nicht angezeigt Akkommodationskrampf Bearbeiten Bei hyperopen Augen ist bereits zum Scharfsehen in der Ferne ein entsprechender Akkommodationsaufwand erforderlich Der Akkommodationsnahpunkt ruckt deshalb um den Anteil an Akkommodationsleistung vom Auge weg der zur Kompensation der Hyperopie benotigt wird Bei erheblich unterkorrigierter Hyperopie oder bei einer uberkorrigierten Kurzsichtigkeit kann sich nach langerer Zeit ein Akkommodationsspasmus einstellen Dieser Zustand aussert sich in Kopfschmerzen und Verschwommensehen In solchen Fallen hilft eine optimal angepasste Brille Ubersichtigen die zwar auch ohne Brille in Ferne und Nahe scharf sehen konnen dies aber auf Dauer mit entsprechenden Beschwerden einhergeht In manchen Fallen kann sich auch eine krampflosende medikamentose Behandlung anbieten Zudem kann ein Akkommodationskrampf auch zu einer temporaren Kurzsichtigkeit der Augen fuhren einer so genannten Pseudomyopie Sie ist nicht zu verwechseln mit der physiologischen refraktiv bedingten Myopie Sonstiges BearbeitenNegative Akkommodation Bearbeiten Die physikalische Optik kennt zudem den Begriff der negativen Akkommodation Im Falle des Auges wurde dies eine Fernakkommodation bedeuten die uber die vollstandige Entspannung des Ziliarmuskels noch hinausgeht Dass es einen solchen physiologischen Mechanismus gibt wird jedoch bezweifelt Pseudoakkommodation Bearbeiten Als Pseudoakkommodation wird die Fahigkeit bezeichnet sowohl Gegenstande in der Ferne als auch in der Nahe ohne aktive Brechkraftanderung des Auges hinreichend scharf erkennen zu konnen Siehe auch BearbeitenThomas Young Mediziner Literatur BearbeitenHerbert Kaufmann Heimo Steffen Strabismus Unter Mitarbeit von W de Decker u a Enke Stuttgart 1986 ISBN 978 3 13 129724 2 Th Axenfeld H Pau Lehrbuch und Atlas der Augenheilkunde Unter Mitarbeit von R Sachsenweger u a Gustav Fischer Verlag Stuttgart 1980 ISBN 3 437 00255 4 Karl Mutze Die Akkommodation des menschlichen Auges Akademie Verlag Berlin 1956 mit umfangreichem Literaturverzeichnis Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Akkommodation Auge Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Bild der Linsenbander und des ZiliarmuskelsEinzelnachweise Bearbeiten bio vobs at Memento vom 11 Marz 2009 im Internet Archive Veranderung der Wellenfront des Auges unter Akkommodation PDF 3 6 MB H Helmholtz Ueber die Accommodation des Auges In Albrecht von Graefes Archiv fur Ophthalmologie 2 1855 S 1 74 doi 10 1007 BF02720789 a b Rudolf Sachsenweger Neuroophthalmologie 3 Auflage Thieme Verlag Stuttgart 1983 ISBN 3 13 531003 5 S 309 ff Ronald A Schachar Presbyopia Cause and Treatment Stewart Duke Elder The Eye in Evolution In System of Ophthalmology Vol 1 Henry Kimpton London 1958 S 590f P Gamlin A Reiner The Edinger Westphal nucleus sources of input influencing accommodation pupilloconstriction and choroidal blood flow In J Comp Neurology Band 306 Nr 3 April 1991 S 425 438 PMID 1713924 a b B Lachenmayr D Friedburg E Hartmann A Buser Auge Brille Refraktion Schober Kurs verstehen lernen anwenden 2005 Abb 1 29 a b Abbildung vergleiche Alexander Duane Studies in monocular and binocolar accommodation with their clinical applications In Transactions of the American Ophthalmological Society Band 20 Jahrgang 1922 S 132 157 PMID 16692582 PMC 1318318 freier Volltext Die Werte sind aus dem Original der Duane Kurve berechnet M Koch A Langmann Hypoakkommodation im Kindes und Prapresbyopenalter In Spektrum der Augenheilkunde Vol 19 Februar 2005 doi 10 1007 BF03163192 Herbert Kaufmann Strabismus 3 grundlegend uberarbeitete und erweiterte Auflage unter Mitarbeit von W de Decker u a Georg Thieme Verlag Stuttgart New York 2003 ISBN 3 13 129723 9 S 171 Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Normdaten Sachbegriff GND 4141703 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Akkommodation Auge amp oldid 235266817