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Die Linse griechisch phakos lateinisch lens des Auges oder Augenlinse ist ein klarer durchsichtiger und elastischer Korper der sowohl an der Vorderseite als auch an der Hinterseite hier starker konvex gekrummt ist 1 Sie wird in der Fachsprache als Lens crystallina im Deutschen fruher auch Krystallinse 2 bezeichnet und bundelt als Sammellinse das durch die Pupille eintretende Licht an der Hinterseite des Auges so dass auf der Netzhaut ein scharfes Bild entstehen kann In der Augenheilkunde wird das Vorhandensein der naturlichen Linse als Phakie bezeichnet Dass die Augenlinse vor und nicht im Glaskorper liegt wurde um 1600 erstmals von Fabricius ab Aquapendente bildlich dargestellt 3 Horizontaler Schnitt durch den vorderen Teil des menschlichen Augapfels 1 Linse 2 Zonulafasern 3 hintere Augenkammer 4 vordere Augenkammer 5 Fluss des Kammerwassers 6 Pupille 7 Corneosclera 8 Hornhaut 9 Kammerwinkel mit Schlemm Kanal 10 Limbus der Cornea 11 Sclera 12 Bindehaut 13 Uvea 14 Iris 15 Ziliarkorper 16 Glaskorper Inhaltsverzeichnis 1 Form der Linse 2 Embryologie 3 Aufbau 4 Monofokale und multifokale Linsen 5 Akkommodation 6 Durchsichtigkeit der Augenlinse 7 Erkrankungen und Veranderungen der Linse 8 Siehe auch 9 Literatur 10 EinzelnachweiseForm der Linse Bearbeiten nbsp Die aspharische Linse des menschlichen AugesDie Oberflachenform der Linse ist nicht kugelformig spharisch sondern jeweils ein Rotationsellipsoid 1 Dabei ist die Ruckseite der Linse starker gekrummt als die Vorderseite Die Form ahnelt daher einer Visby Linse die besonders bei kurzer Brennweite ideale Abbildungseigenschaften aufweist 4 Sie ist eine Gradientenlinse mit radial abnehmendem Brechungsindex ihr Brechungsindex ist im Zentrum am hochsten 5 Embryologie BearbeitenDie Linse ist ektodermalen Ursprungs Sie entwickelt sich aus einem Linsenblaschen welches aus einer Kapsel und darunterliegenden unreifen Zellen besteht ansonsten jedoch hohl ist Im weiteren Verlauf nehmen die Zellen der Hinterwand eine langliche Form an und entwickeln sich so zu Linsenfasern die schliesslich das Linsenblaschen ausfullen Dieser Prozess nennt sich primare Linsenfaserdifferenzierung und fuhrt zu der Bildung des embryonalen Linsenkerns Aufbau BearbeitenDie reife Linse selbst besteht neben der Kapsel aus der Linsenrinde und einem Linsenkern Ein Epithel befindet sich nur unter der Vorderkapsel der Linse In der Aquatorregion unter der Linsenkapsel werden in einer Wachstumszone Zona germinativa durch Zellteilung zeitlebens neue Zellen gebildet Diese formen sich im weiteren Verlauf in langliche Fasern um Dabei produzieren und reichern sie transparente Proteine die Kristalline an und verlieren dann ihre Zellorganellen Die neu gebildeten Fasern liegen schliesslich ahnlich den Hauten einer Zwiebel den alteren Fasern von aussen auf Die Rinde verkleinert sich mit zunehmendem Alter zugunsten des Kerns Da der Kern im Gegensatz zur Rinde kaum elastisch ist wird die ursprunglich sehr elastische Linse immer starrer Zu einer entsprechend starkeren Linsenkrummung bei Nahsicht ist sie schliesslich oft kaum mehr befahigt Alterssichtigkeit was das Tragen einer Lesebrille erfordert Obwohl die Linse ein sehr stoffwechselaktives Organ ist besitzt sie weder Nerven noch Blutgefasse sondern wird ausschliesslich uber die im Kammerwasser enthaltenen Nahrstoffe Elektrolyte und anderen Substanzen versorgt Damit ist die glasklare Durchsichtigkeit der Augenlinse gewahrleistet Die Aufhangung der Linse am Ziliarkorper erfolgt uber die seitlich in den Aquator der Linsenkapsel einstrahlenden Zonulafasern Fibrae zonulares Monofokale und multifokale Linsen Bearbeiten nbsp Die Pupillen der Katze verengen sich bei Helligkeit zu vertikalen SchlitzenIm Laufe der Evolution entstanden bei den Wirbeltieren zwei unterschiedliche Linsentypen monofokale Linsen und multifokale Linsen Parallel dazu entwickelten sich in Abhangigkeit vom jeweiligen Linsentyp runde bzw schlitzformige Pupillen mit dem Zweck die spezifischen optischen Eigenschaften des jeweiligen Linsentyps optimal zu erganzen So kommen schlitzformige Pupillen nur bei Tieren mit multifokalen Linsen vor also z B bei Katzen Geckos oder manchen Schlangen Arten mit runden Pupillen z B Mensch Hunde wiederum verfugen uber monofokale Linsen Multifokale Linsen fokussieren Licht unterschiedlicher Wellenlangen durch unterschiedliche konzentrische ringformige Zonen Auf diese Weise entsteht ein scharferes Bild als bei Augen mit runden Pupillen deren Linsen einfallendes Licht auf einen einzigen Punkt im Zentrum fokussieren Bei einer multifokalen Linse wurde eine runde Pupille bei ihrer Kontraktion nach und nach die ausseren ringformigen Regionen der Linse abdecken die jeweils fur das Bundeln einer bestimmten Wellenlangen des Lichts optimiert sind Eine schlitzformige Pupille lasst dagegen immer Ausschnitte der ausseren Ringe der Linse frei so dass auch bei enger Pupille die Bundelung der unterschiedlichen Wellenlangen gewahrleistet ist 6 Akkommodation BearbeitenZur Akkommodation Nah und Ferneinstellung kann die Brechkraft der Linse sie betragt beim gesunden menschlichen Auge in der Einstellung fur Fernsicht normalerweise etwa 19 dpt durch Verkleinerung des Krummungsradius auf altersabhangig bis zu rund 33 dpt erhoht werden Dies geschieht durch den Ziliarkorper dessen Muskulatur Musculus ciliaris Ziliarmuskel den Krummungsgrad der Linse reguliert Die Kontraktion dieses glatten Muskels fuhrt zu einer Erschlaffung der Zonulafasern wodurch die Linse aufgrund der Eigenelastizitat der Linsenfasern eine starker gekrummte kugelige Form annimmt und somit auf Naheinstellung fokussiert Bei Erschlaffung des Muskels fuhrt der Zug der Zonulafasern zu einer Abflachung der Linse und damit einer Einstellung auf Fernsicht Die Elastizitat der Linse lasst mit zunehmendem Alter nach und fuhrt schliesslich zur Presbyopie Die Altersabhangigkeit der Brechkraft wird durch die Duane Kurve beschrieben Durchsichtigkeit der Augenlinse BearbeitenDie Augenlinse besteht aus Zellen die aufgrund verschiedener Faktoren die Durchsichtigkeit ohne Farbverfalschungen beim gesunden Auge gewahrleisten keine Organellen und kein Zellkern regelmassige und dichte Ausrichtung der im Querschnitt hexagonalen Fasern Produktion transparenter Proteine Kristalline geringer Wassergehalt praktisch gleicher Brechungsindex der Zellmembranen wie das Zytoplasma im Innern der Zellen der AugenlinseDie Durchsichtigkeit der Augenlinse ist ein Beispiel extremer Spezialisierung durch die biologische Evolution da einerseits die Zellen der Augenlinse trotz fehlender Organellen und ohne Zellkern leben konnen andererseits dieses Fehlen erst die Durchsichtigkeit ermoglicht Bei der Bildung dieser besonderen Zellen scheinen Mechanismen des programmierten Zelltodes Apoptose eine Rolle zu spielen Erkrankungen und Veranderungen der Linse BearbeitenKlassifikation nach ICD 10Z96 1 PseudophakieICD 10 online WHO Version 2019 nbsp LinsentrubungEine Trubung der Linse aufgrund unterschiedlichster Ursachen wird als Katarakt oder grauer Star bezeichnet Obwohl diese Erkrankung in Industrielandern in grossen Zahlen erfolgreich durch eine Operation und die Implantierung von intraokularen Kunstlinsen behandelt wird gilt sie weltweit als die haufigste Erblindungsursache Krebserkrankungen der Linse kommen nicht vor Das Fehlen einer naturlichen oder einer Kunstlinse wird in der Medizin als Aphakie bezeichnet Den Zustand nach Entfernung oder Verlust der naturlichen Linse und ihren Ersatz durch ein Implantat nennt man Pseudophakie Verlagert sich die Linse von ihrer ursprunglichen Position in die Vorderkammer oder den Glaskorper des Auges spricht man von einer Linsenluxation Die Abweichung der Linsenoberflache von einer rotationssymmetrischen Form kann zu einem Linsenastigmatismus fuhren Siehe auch BearbeitenAugenentwicklung Wirbeltiere AugenevolutionLiteratur BearbeitenTheodor Axenfeld Begrunder Hans Pau Hrsg Lehrbuch und Atlas der Augenheilkunde Unter Mitarbeit von Rudolf Sachsenweger u a 12 vollig neu bearbeitete Auflage Gustav Fischer Stuttgart u a 1980 ISBN 3 437 00255 4 Ralf Dahm Klare Sicht durch Augenlinsen In Spektrum der Wissenschaft 02 2005 ISSN 0170 2971 S 24 30 Einzelnachweise Bearbeiten a b Johannes Rohen Funktionelle Anatomie des Nervensystems 1 Auflage 1971 S 223 Die Linsenoberflachen beschreiben keine Kugelflachen sondern Abschnitte von Rotationsellipsen Die hintere Flache ist etwas starker gekrummt als die Vorderflache Vgl etwa Carl Textor Uber die Wiedererzeugung der Krystallinse Becker Wurzburg 1842 Carl Hans Sasse Geschichte der Augenheilkunde in kurzer Zusammenfassung mit mehreren Abbildungen und einer Geschichtstabelle Bucherei des Augenarztes Heft 18 Ferdinand Enke Stuttgart 1947 S 38 und 57 Lingelbach B Schmidt O 2002 Aspharische Linsen aus dem 11 Jahrhundert Die Wikinger ihrer Zeit voraus ZPA Z prakt Augenheilkunde 2002 10 23 397 406 Roman Liedl Norbert Netzer Physiologische Optik Universitat Innsbruck S 33 Tim Malmstrom Ronald H H Kroger Pupil shapes and lens optics in the eyes of terrestrial vertebrates In The Journal of Experimental Biology Bd 209 2005 ISSN 0022 0949 S 18 25 doi 10 1242 jeb 01959 Normdaten Sachbegriff GND 4003601 7 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Linse Auge amp oldid 235247969