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Die Augenevolution befasst sich mit den evolutionaren Schritten zur stammesgeschichtlichen Entstehung des Auges und ihrer Erforschung Die Komplexitat des Wirbeltierauges gab in der Vergangenheit wiederholt Anlass zu Kritik an der Evolutionstheorie Die Unklarheiten in dieser Frage konnen heute als historisch und uberwunden gelten Die Evolutionsschritte von einfachen Augenflecken und Lochaugen bis zum hochentwickelten Wirbeltierauge sind heute als Progressionsreihe darstellbar Voraussetzung fur die Evolution von Augen waren lichtempfindliche Pigmentzellen in fruhen ein oder mehrzelligen Augenflecken Darauf aufbauend evolvierten seit dem Beginn des Kambriums echte Augen Evolutionare Unterschiede existieren bis heute nicht nur zwischen verschiedenen Augentypen sondern auch beim Wirbeltierauge selbst In der Evolution existieren bei rezenten Tieren fur alle stammesgeschichtlichen Komplexitatsgrade von Augentypen okologische Nischen Fur die fruhe Initiierung des Auges wurde das Pax6 Gen als notwendig und hinreichend in der gesamten Tierwelt gesehen Diese Auffassung weicht einer Sicht dass Genregulationsnetzwerke das Auge initiieren Kontrovers diskutiert wird die Frage ob das Auge einmal homolog oder mehrmals konvergent in der Evolution entstanden ist Die Genkomponenten sind sehr alt und einmalig die Funktionseinheiten des Auges wie etwa die Linse mehrfach unabhangig entstanden Inhaltsverzeichnis 1 Das Auge im Tierreich 2 Bedeutende Forscher und ihre Entdeckungen 2 1 Darwins Vision 2 2 Grundlagenforschung zu Licht Nerven und Fotorezeptoren 2 3 Jungere Forschung zu EvoDevo und der Modellierung einer Progressionsreihe 3 Methoden zur Erforschung der Augenevolution 4 Evolution des Sehpigments Rhodopsin und der Fotorezeptorzelltypen bei Einzellern 5 Evolution des Wirbeltierauges 5 1 Evolutionsschritte 5 2 Linsenevolution 5 3 Lichtabgewandte und lichtzugewandte Lage der Fotorezeptoren 5 4 Farbsehen 5 5 Scharfsehen 5 6 Weitere evolutionare Besonderheiten bei Wirbeltieraugen 5 6 1 Das menschliche Auge 5 6 2 Losungen zur Nachtsichtfahigkeit 5 6 3 Losungen zur Weitsichtfahigkeit bei Vogeln 5 6 4 Unabhangige Augen Gleitsicht Sehen nur bewegter Objekte 5 6 5 Uber und Unterwasser Fokussierung 5 6 6 Wanderndes Auge bei Plattfischen 6 Evolution des Facettenauges 7 Okologische Nischen fur alle Augentypen bei rezenten wirbellosen Tieren 7 1 Zusatzliche Einfachaugen bei Gliederfussern und Insekten 7 2 Viele Augen fur Rundumsicht bei Springspinnen 7 3 Grosse Augendiversitat bei Weichtieren 7 4 Das komplizierteste Auge im Tierreich bei den Fangschreckenkrebsen 8 Masterkontrollgene und Genregulationsnetzwerke fur das Auge 9 Kontroverse Ein oder mehrmaliges Entstehen des Auges 10 Literatur 11 Weblinks 12 EinzelnachweiseDas Auge im Tierreich Bearbeiten95 der Tierarten besitzen Augen Unter den 38 Bauplanen im Tierreich sind es sechs Unter den Tieren mit Augen sind der Stamm der Chordatiere bzw deren Unterstamm die Wirbeltiere mit ca 40 000 Arten die Mollusken mit Muscheln Schnecken und Tintenfischen ca 100 000 Arten und die Arthropoden mit Krebstieren Spinnen und Insekten mit mehr als einer Million Arten Die Stamme mit Augen dominieren somit das Tierreich 1 Diese Dominanz wird darauf zuruckgefuhrt dass bereits im Verlauf der kambrischen Explosion vor 540 Millionen Jahren bei Trilobiten entwickelte Augen existierten und das Auge die Evolution der Tierstamme in der kambrischen Explosion steuerte einer Periode evolutionar sehr schneller Ausbildung der Diversitat im Tierreich Dabei entstanden nach Andrew Parker durch Sehen und Gesehenwerden ausgepragte Anpassungen in Form von Rauber Beute Strukturen 2 Sehen und Gesehenwerden hatten grundlegenden Einfluss auf die sexuelle Selektion im Tierreich Die Grossenentwicklung der Tiere in dieser Phase wird als notwendige Voraussetzung fur die Evolution echter Augen gesehen Eine grosse Linse eine grossflachige Netzhaut und ein Gehirn zur Signalverarbeitung sind nur grosseren Tieren moglich wie sie das fruhe Kambrium in vielen Bauplanvarianten hervorbrachte 1 Bedeutende Forscher und ihre Entdeckungen BearbeitenDarwins Vision Bearbeiten Schon Darwin stellte sich der Frage wie das Auge evolutionar entstanden sein konnte wenn es aus so vielen unnachahmlichen Vorrichtungen besteht die scheinbar erst in ihrer rezenten Form und Funktion ein funktionierendes System ergeben konnen Obgleich an dieser Sichtweise lange festgehalten wurde hat sie sich als falsch erwiesen Ein einfach gebautes Flachauge oder das aus ihm entstandene Grubenauge kann ebenfalls funktionieren So besitzen etwa Seeigel aneinander gereihte Fotorezeptoren an ihren Beinen 3 Trotz der von Darwin selbst eingeraumten Schwierigkeiten die Evolution eines so komplexen Organs mit seiner Theorie zu erklaren war er sicher dass kunftige Generationen Antworten auf die Frage finden wurden wie das Auge von einem unvollkommenen und einfachen zu einem vollkommenen und zusammengesetzten Auge durch naturliche Zuchtwahl gebildet werden konne 4 Grundlagenforschung zu Licht Nerven und Fotorezeptoren Bearbeiten nbsp Abb 2 Buchcover des Hauptwerks von Gordon Lynn Walls 1942 Ausg 1963 Die Schwierigkeiten das aus seinen sich erganzenden Einzelteilen bestehende Auge evolutionar erklaren zu konnen hielten nach Darwins Tod noch mehr als 100 Jahre an Zunachst mussten in der Physik Kenntnisse uber die Eigenschaften des Lichts und sein Farbspektrum sowie seine Zusammensetzung gewonnen werden Thomas Young zur Wellennatur des Lichts Hermann von Helmholtz zur Dreifarbentheorie und andere siehe Farbwahrnehmung Zu den Biologen die grundlegende Arbeiten uber die Physiologie des Auges und damit grundlegende Voraussetzungen zur Evolution des Auges beitrugen gehorte der Spanier Santiago Ramon y Cajal Er entdeckte bei seinen Studien zur Feinstruktur des Nervensystems die Struktur der Netzhaut und dort im Besonderen wie die Nervenzellen durch Bipolare Zellen der Retina verbunden sind 5 1942 erschien das umfassende Werk des Amerikaners Gordon Lynn Walls 1905 1962 The vertebrate eye and its adaptive radiation 6 unter anderem mit detaillierten auch zeichnerischen Einblicken in die Struktur unterschiedlicher Fotorezeptoren und der Netzhaut Walls entdeckte eine Vielfalt von Stabchen und Zapfen in Vertebratenaugen ermittelte daraus die gemeinsamen Eigenschaften verschiedener Arten von Fotorezeptoren und erkannte als erster dass das Stabchen eine spezialisierte Zelle ist die sich aus einem Urzapfen entwickelt haben muss 7 Daneben befasst er sich mit der Bewegung der Augen Dem Amerikaner George Wald gelang neben vielen anderen Entdeckungen die Entschlusselung der Funktion von Vitamin A in der Retina und des Sehpurpurs oder Rhodopsins in den Stabchen der Retina Wald zeigte in beruhmt gewordenen Farbdiagrammen die Lichtabsorption der Stabchen schwarz sowie spater auch die Absorption der Zapfen rot grun blau 8 Er lieferte in der Folge revolutionare Arbeiten zu der Idee Stammbaume der Tiere anhand der Geschichte von Molekulen zu erstellen Kap 4 1975 entdeckte er dass Amphibien und Meeresfische eine gemeinsame Rhodopsinform verwenden 9 Damit kam er der Bestatigung einer bereits 1882 von Theodor Engelmann gemachten Hypothese nahe dass Rhodopsin das in den Augen aller Tiere vorkommt in einem sehr fruhen Evolutionsstadium entstanden sein musse noch vor den Augen Wichtige Entdeckungen zum Farbsehen kamen von dem amerikanischen Molekularbiologen und Genetiker Jeremy Nathans 1958 dem es als erstem gelang Opsin zu isolieren und zu charakterisieren und damit weiter zum Wissen uber das Farbsehen beizutragen 10 11 Nathans erkannte dass sich die Gene fur rot grun Opsine sie liegen beide auf dem X Chromosom und haben einen anderen Entwicklungspfad als das Gen fur das blau Opsin sehr wenig unterscheiden und besonders anfallig fur Mutationen sind Das liess Ruckschlusse auf deren Evolution zu Jungere Forschung zu EvoDevo und der Modellierung einer Progressionsreihe Bearbeiten nbsp Abb 3 Pax6 Expression im Auge der Maus grun fluoreszierend Alle Entdeckungen bis dahin waren Grundlagenerkenntnisse fur die Evolution des Auges Ein Durchbruch erfolgte erst in den 1990er Jahren mit den Arbeiten des Schweizer Entwicklungsbiologen Walter Gehring Gehrings Team entdeckte 1995 das Mastergen Pax6 das in allen Tieren eine Initialfunktion fur die embryonale Augenentwicklung darstellt Kap 8 Damit wurde die Sicht auf die Evolution des Auges grundlegend neu ausgerichtet da Gehring nach seiner Entdeckung die Hypothese vertritt das Auge sei in der Tierwelt nur einmal also homolog entstanden 12 Davor wurde als erstem von dem Evolutionsbiologen Ernst Mayr konsequent die These vertreten das Auge sei mindestens 40 mal unabhangig also konvergent entstanden Kap 9 13 In jedem Fall gab die Entdeckung Gehrings der in den 1990er Jahren entstehenden Disziplin der Evolutionaren Entwicklungsbiologie EvoDevo von der genetischen Seite starken Auftrieb Genregulationsnetzwerke zur Induktion des Auges wurden entdeckt Kap 8 14 Jungere weltweit anerkannte Arbeiten stammen von dem schwedischen Zoologen Dan Erik Nilsson 1954 und dem britischen Neurobiologen Michael F Land 1943 Von Nilsson und Land erschien 1992 Animal Eyes ein Standardwerk der biologischen Sehforschung 15 1994 publizierten Nilsson und Pelger ein Modell fur die schrittweise Evolution des Linsenauges Kap 5 2 Damit war erstmals seit Darwins Hypothese ein gangbarer Weg aufgezeigt dass das Auge in evolutionarer Zeit tatsachlich entstehen konnte Nilsson publizierte seitdem mehr als 20 wichtige Arbeiten uber die Augenevolution von Wirbeltieren und Wirbellosen 16 Zuletzt erschien 2013 von ihm eine Studie die den engmaschigen Zusammenhang der Entwicklung des Sehens und der Vielzahl entsprechender durch Sehen bedingter Verhaltensweisen aufzeigt 17 Homologe Linien der Fotorezeptoren 18 und Fotorezeptorzelltypen 3 wurden vorgeschlagen Kap 4 2007 erschien von dem australischen visuellen Neurowissenschaftler Trevor Lamb und Mitarbeitern eine Studie die die vorkambrische Evolution von Opsinen und Fotorezeptoren aufzeigte und die Evolutionsschritte der wichtigen Komponenten des Wirbeltierauges seit Beginn des Kambriums in chronostratigrafischen Zeiteinheiten zusammenhangend darstellte Kap 5 1 19 Die Probleme das Auge evolutionar zu erklaren konnen mit der heutigen Kenntnis seiner Entwicklung mit genetischen und gewebemassigen Ausloseprozessen Induktionsketten als uberwunden gelten Das Wirbeltierauge ist als ein klassisches Beispiel einer Progressionsreihe aus einfacher gebauten Zwischenstadien hervorgegangen Kap 5 2 Methoden zur Erforschung der Augenevolution BearbeitenDa die Anatomie des Auges fossil nicht im Detail uberliefert ist und zudem der Fossilbericht der fruhesten Wirbeltiere und ihrer unmittelbaren Vorfahren faktisch unbekannt ist basieren die im Folgenden getroffenen Aussagen uber die Evolution des Auges auf vergleichend anatomischen Studien des Aufbaus des Auges auch auf molekularer Ebene in den einzelnen rezenten Wirbeltiergrossgruppen molekulargenetischen Untersuchungen der Verwandtschaftsverhaltnisse dieser Wirbeltiergruppen dem Einsatz der Molekularen Uhr der es ermoglicht die Evolutionsschritte einem in der Vergangenheit liegenden Zeitraum zuzuordnen vergleichenden Studien zur Embryonalentwicklung in den einzelnen rezenten WirbeltiergrossgruppenEvolution des Sehpigments Rhodopsin und der Fotorezeptorzelltypen bei Einzellern Bearbeiten nbsp Abb 4 Augentierchen Eukaryotischer Einzeller mit Pigment Augenfleck und Fahigkeit sich in Lichtrichtung zu bewegen Fototaxis 1 Geissel 2 Augenfleck 3 Starkekornchen 4 Chloroplasten 5 Vakuole 6 ZellkernDie Voraussetzung zur Entwicklung echter Augen bilden abgewandelte Nervenzellen in Form lichtempfindlicher Sinneszellen sogenannte Fotorezeptoren mit dem Sehpigment Rhodopsin auch Sehfarbstoff genannt Dieses Pigment besteht aus einer jeweils bestimmten Variante des Proteins Opsin und aus Retinal einer Vitamin A Variante Ein Sehpigment kann immer nur einen bestimmten Ausschnitt aus dem Lichtspektrum absorbieren z B violettes kurzwelliges Licht oder rotes langwelliges Licht Die Opsine sind sich in ihrer Struktur weitgehend ahnlich und gehen auf einen gemeinsamen Opsinvorfahren zuruck Ihre Unterschiede die evolutionar durch Duplikation und Divergenz entstanden ermoglichen dass Evolutionsstammbaume der Opsine abgebildet werden 20 Eine Darstellung dass Rhodopsin in der Evolution nur einmal entstand lieferte dann eine Studie 2004 18 Danach besitzt Platynereis dumerilii ein rezenter Ringelwurm beide der bekannten Typen von Rhodopsin sowohl dasjenige in den Augen der Wirbeltiere das zum Sehen verwendet wird als auch dasjenige im Gehirn von Nicht Wirbeltieren das in Zellen vorkommt die nicht zum Sehen verwendet werden Vorfahren des augenlosen Ringelwurms zahlen zu den gemeinsamen Vorfahren der Wirbeltiere und der Wirbellosen und haben die beiden Rhodopsintypen aus einem gemeinsamen evolviert Es kann daher als wahrscheinlich angenommen werden dass beide Rhodopsintypen in dieser Wurmlinie ihren gemeinsamen Vorfahren haben Noch 1996 schloss Dan Erik Nilsson nicht aus Photorezeptorzellen konnten mehrfach evolviert worden sein 21 Einen Hinweis darauf dass neben der auf eine Linie zuruckgehenden Evolution von Rhodopsin auch die beiden Sehpigmentzelltypen Abb 5 aus einem gemeinsamen Vorganger entstanden ergab jungst die Entdeckung von Augen beim Seeigel Seeigel wurden bis zur Entdeckung von ausserlich nicht sichtbaren clusterartig gebundelten Fotorezeptoren in den Fussen der Tiere als augenlos angenommen Seeigel sind Neumunder Bisher unterschied man Urmunder Protostomia mit generell mikrovillaren Fotorezeptoren das sind solche mit der Einlagerung des Sehpigments in Ausstulpungen der nach aussen gerichteten Fotorezeptorzelle und Neumunder Deuterostomia mit generell ziliaren Fotorezeptoren mit Wimpernharchen Die Fotorezeptoren des Seeigels sind vom mikrovillaren Typ Da die Seeigel zu den Neumundern gehoren hatte man hier den ziliaren Fotorezeptortyp erwartet Da aber wie jetzt ersichtlich beide Fotorezeptortypen bei den Neumundern vorkommen muss nun entgegen fruherer Sichtweise fur alle Typen ein gemeinsamer Vorganger angenommen werden 3 Bei der Absorption von Licht wandelt der Fotorezeptor bzw Retinal die Lichtenergie mittels einer raumlichen Umformung seiner Proteinstruktur Konformationsanderung in spezifische Nervenimpulse um die als elektrische Signale uber Nervenbahnen weitergeleitet werden Fotorezeptoren existierten in der Stammesgeschichte lange bevor die Evolution von Augen im Kambrium einsetzte Das fruheste Vorkommen von Rhodopsin und damit die fruhesten Augenflecken waren vermutlich in Vorfahren der heutigen Algen So besitzt die Grunalge Volvox einen Augenfleck mit dem Pigment Rhodopsin Von den Algen existiert keine stammesgeschichtliche phylogenetische Verbindung zu den Tieren so dass der gemeinsame Vorfahre mit Rhodopsin bei den Cyanobakterien der Vorgangerlinie von Chloroplasten gesucht werden muss Diese sind auch die Vorfahren der Einzeller und damit der Tiere Einzeller Abb 4 wie Dinoflagellaten besitzen bereits in einer einzigen Zelle das kleinste bekannte Miniauge und verwenden Rhodopsin 22 Ebenso hat die einzellige Grunalge Chlamydomonas bereits eine komplexe optische Struktur mit vielfaltigen Pigmentschichten die als Reflektoren wirken die Licht sammeln und bundeln Sogar eine kugelformige transparente Linse existiert bei dem Einzellern Erythropsis 7 Augenflecken sind haufig unter einzelligen Organismen darunter auch beim Augentierchen und spater in nahezu allen grosseren Tiergruppen Wegen der grossen Verbreitung ist es wahrscheinlich dass die Mehrzahl von Tieren mit Augenflecken und Fotorezeptoren noch nicht entdeckt ist 17 Der Augenfleck erlaubt dem Lebewesen Hell und Dunkel zu unterscheiden Dies ist fur die Erkennung der Tageslange und die Synchronisierung mit dem Tagesrhythmus Photoperiodismus ausreichend Zusammen mit einer Geissel Flagellum kann es sich gezielt zum Licht hinbewegen Lokomotion Evolution des Wirbeltierauges BearbeitenEvolutionsschritte Bearbeiten Die Evolution des Wirbeltierauges lasst sich nach Trevor Lamb grob in sechs Phasen gliedern Abb 1 23 Danach hatten in einer ersten Phase bereits vor 600 Millionen Jahren einfache bilaterale Tiere rhabdomerartige burstenformige und ziliare mit Wimpern ausgestattete Fotorezeptoren mit entsprechenden fruhen Formen des Sehpigment Proteins Opsin entwickelt Abb 5 In diese Sehpigmente sind lichtempfindliche Farbstoffe Chromophoren integriert die entscheidend fur die Licht Wahrnehmung bei Tieren Phototaxis sind Die Rezeptoren konnen dabei in sogenannten Augenflecken Ocelli konzentriert gewesen sein oder sie waren uber den ganzen Korper verteilt nbsp Abb 5 Rhabdomerischer Fotorezeptor bei Wirbellosen und ziliare Fotorezeptorzelle bei WirbeltierenIn einer zweiten Phase zwischen 580 und 550 Millionen Jahren spates Proterozoikum hatten die unmittelbaren Vorfahren der ersten Wirbeltiere fortgeschrittene ziliare Fotorezeptoren mit entsprechendem Opsin Protein entwickelt Diese waren den Fotorezeptoren der heute lebenden engsten Verwandten der Wirbeltiere des Lanzettfischchens Branchiostoma und denen der lanzettfischchenahnlichen Larven der Manteltierchen Tunicata vermutlich sehr ahnlich In Phase drei vor etwa 550 530 Millionen Jahren fruhes Kambrium gab es bereits einen Fotorezeptortyp mit Aussenmembran und einem fur eine abgestufte Signalubertragung an der Synapse geeigneten Ausgang Das Gewebe des Nervenknotens in der Kopfregion Gehirn bildete beidseitig mit Fotorezeptoren bestuckte Ausstulpungen Vesikel Augenblaschen Diese Augenblaschen begannen sich nachfolgend wiederum becherformig einzustulpen wobei die Innenseite des Bechers die fruheste Form der Netzhaut Retina darstellt Mit der Einstulpung des Vesikels ging zudem die Anlagerung einer Fruhform des Netzhautpigmentepithels an die Proto Netzhaut einher Zudem entstand die Linsenplakode homolog der gleichnamigen embryonalen Linsenanlage hoherer Wirbeltiere Die Linsenplakode verhinderte aber zunachst nur die Pigmentierung der uber dem Augenvesikel liegenden Aussenhaut des Kopfes sodass die Aussenhaut an diesen Stellen lichtdurchlassig blieb Dieses fruhe Auge vor etwa 530 Millionen Jahren noch ohne die bilderzeugenden Fahigkeiten der Netzhaut kann mit dem der rezenten Schleimaale Myxinoidea den ursprunglichsten rezenten Wirbeltieren verglichen werden Im nachsten vierten Abschnitt vor etwa 530 500 Millionen Jahren mittleres Kambrium evolvierten funf verschiedene neuartige Fotorezeptorzellen die Zapfen jede mit ihrem eigenen ziliaren Opsin sowie Bipolarzellen und neuartige retinale Ganglionzellen sogenannte biplexiforme retinale Ganglionzellen als Voraussetzung fur die anspruchsvollere Signalweiterleitung zum Sehnerv Bipolarzellen und Ganglionzellen sind hierbei in einer drei lagigen Nervenstruktur innerhalb der Netzhaut organisiert Durch Einstulpung der Linsenplakode in den Augenbecher und anschliessende Abschnurung entsteht die Linse Akkommodation und Iris und damit die Moglichkeit einer beschrankten Grossenveranderung der Pupille kamen spater hinzu sowie fur die Augenbewegung extra okulare Muskeln mit Nervenanbindung In diesem Zeitraum vor etwa 500 Millionen Jahren existierte somit bereits ein Auge das dem fast aller heutigen Wirbeltiere in Grundzugen vergleichbar war Es hatte die Bauweise einer einfachen Kamera konnte daher Bilder sehen und war dem Auge des heutigen Neunauges Petromyzon am ahnlichsten In Phase funf vor 500 430 Millionen Jahren spates Kambrium bis spates Silur evolvierte Myelin das fur eine schnellere Signalweiterleitung im gesamten Nervensystem sorgt Dazu kommt ein weiterer neuer Fotorezeptor Typ die Stabchen die das Sehen bei schwachem Licht ermoglichen Die Stabchen nutzten das fur Wirbeltiere charakteristische Sehpigment Rhodopsin Die Iris wurde hoch kontraktil und konnte die Pupillengrosse nunmehr optimal an die Lichtverhaltnisse anpassen Adaptation An der Innenseite des Augapfels entstanden Muskeln fur die Linse die eine verbesserte Akkommodation ermoglichten Dieses schon relativ hoch entwickelte Auge kennzeichnete vermutlich die heute ausgestorbenen gepanzerten kieferlosen Fische Ostracodermi und wahrscheinlich war es auch jenem Auge sehr ahnlich das bei vielen heutigen Fischen und damit bei kiefertragenden Wirbeltieren Gnathostomen anzutreffen ist Vor weniger als 430 Millionen Jahren wurde in der letzten sechsten Phase die Linsenoberflache transparent die Linse nahm spater im Zuge der Entwicklung der Landwirbeltiere Tetrapoden ab ca 375 Millionen Jahren spates Devon eine im Querschnitt elliptische Form an Dies war notig da das Licht beim Ubergang von Luft in die Hornhaut starker gebrochen wird als beim Ubergang von Wasser in die Hornhaut Zum Schutz der Augen vor Austrocknung an der Luft entstand das Augenlid Das Auge entwickelte nach und nach eine immer bessere Sehscharfe und Akkommodationsfahigkeit 23 Zusammenfassend lasst sich sagen dass das Wirbeltierauge von den einfachsten nur hell dunkel unterscheidenden Vorgangerformen bis zum modernen zum Sehen hoch aufgeloster farbiger Bilder befahigten Linsenauge der meisten Gnathostomen einen Evolutionszeitraum von etwa 200 Millionen Jahren benotigte Alle grundlegenden Merkmale die auch das Auges des Menschen auszeichnen konnten nach weiteren 50 Millionen Jahren am Ende des Devons bereits vorhanden gewesen sein Mehr als 200 Millionen Jahre spater reduzierte eine Reihe endothermer und damit zur nachtaktiven Lebensweise fahiger Landwirbeltiere z B Eulen oder Katzen einige dafur unnotige Fotorezeptoren wieder Sie passten ihre Netzhaut noch anderweitig an das Nachtsehen an Daneben treten auch in anderen Entwicklungslinien der Kiefermauler Spezialisierungen des Auges mit entsprechender Modifikation des Gnathostomen Grundtypus auf Linsenevolution Bearbeiten nbsp Abb 7 Modell der schrittweisen Evolution eines Linsenauges Die Zahlen rechts geben die Anzahl evolutionarer Einzelschritte zwischen zwei Abbildungsstufen an nbsp Abb 6 Tiefseegarnele mit nackten linsenlosen Netzhaut Augen auf dem Rucken der fruhesten Evolutionsstufe echter AugenDie Linse ist eine evolutionare Innovation als ein diskretes neues Element das dem Bauplan hinzugefugt wird Jedoch traten die Bestandteile der Linse nicht erst mit ihrem Erscheinen im Organismus auf Die wichtigsten Proteine aus denen die Wirbeltierlinse besteht die drei Kristalline vom Typ alpha beta und gamma mussten nicht evolutionar speziell fur das Auge entwickelt werden was die Erklarung einer schrittweisen Evolution des Auges plausibler macht Linsenproteine sind opportunistische Proteine sie stammen von existierenden Proteinen mit anderen Funktionen in anderen Teilen des Organismus ab 24 so etwa in Gehirn Leber Lunge Herz Im Verlauf der Evolution spezialisierten sie sich in der Linse und nahmen neue Aufgaben an Exaptation Entscheidender als ihre molekulare Veranderung ist jedoch die bei den Wirbeltieren entstandene neuartige Anordnung der Kristalline in der Linse 25 in Form zwiebelartiger Verschalung die begleitet ist vom Abbau des Zellkerns und der Organellen der Linsenfaserzellen wodurch erst eine lebenslange Uberdauerung des Linsenkerns gewahrleistet wird Augenentwicklung Wirbeltiere Weshalb manche Kristalline Enzymcharakter haben ist heute nicht geklart 1 Die Schwierigkeit das Entstehen der Linse als von der Netzhaut unabhangige Augenkomponente evolutionar erklaren zu konnen kann als uberwunden gelten seit das Vorhandensein von Kristallinen in Organismen ohne Augen sowie der Induktionsmechanismus fur die Induktion der Linsenplakode bekannt sind die die schrittweise embryonale Entwicklung des Wirbeltierauges steuern War eine erste primitive plane Linse vorhanden war ihre evolutionare Weiterentwicklung ein wiederholter Prozess von Variation und naturlicher Selektion in dessen Verlauf sich eine verbesserte ovale transparente und eigenelastische und damit akkommodationsfahige Linse nach und nach entwickeln konnte Abb 7 Ein Modell fur die Evolution eines Linsenauges von Nilsson und Pelger 1994 berechnete 1829 notwendige Einzelschritte und dafur 364 000 erforderliche Generationen bzw Jahre beim Fisch Das Modell beginnt mit einem linsenlosen Flachauge und enthalt in der Endausbaustufe ein Wirbeltier Linsenauge ohne additive Zusatze wie Iris oder Muskeln Abb 7 Es wurde von einer phanotypischen Veranderungsrate von 1 je Generation ausgegangen Diese Veranderungsrate entspricht so kleinen Schritten dass sie durch genetischen Wandel vorstellbar ist Weitere realistische Annahmen uber Selektion Erblichkeit und Variationskoeffizient dem Mass wie viel Variation in einer Population vorhanden ist wurden gemacht So wurde etwa bei der Intensitat der Selektion zugrunde gelegt dass auf 101 Tiere die mit einer Verbesserung uberlebten 100 Tiere kamen die auch ohne sie uberlebten Das Modell nennt sich pessimistisch da die Annahmen so getroffen wurden dass die simulierte Evolution des Auges eher zu langsam als zu schnell ablauft Bis dahin ging man immer wieder von der Annahme aus dass die Evolution eines so komplizierten aus vielen Teilen bestehenden Organs wie das Auge unglaublich lange dauern muss Tatsachlich konnte nach den Ergebnissen des Modells das Linsenauge in weniger als einer halben Million Jahre und damit in einem erdgeschichtlich sehr kurzen Zeitraum evolvieren 26 Richard Dawkins kommentiert das Er der Zeitraum ist so kurz dass er in den Fossilgeschichten der alten Zeit um die es hier geht als ein einziger Augenblick erscheinen wurde Der Einwand fur die Evolution des Auges sei nicht genug Zeit gewesen ist also nicht nur einfach falsch sondern er ist zutiefst entschieden und schmahlich falsch 27 Die Linse kann neben der Netzhaut als einer der beiden grossen Komplexe des Wirbeltierauges gesehen werden Wahrend die Linse zusammen mit Hornhaut und Iris das einfallende Licht bundelt und auf die dahinterliegende Netzhaut fokussiert sorgt die Netzhaut fur die Umwandlung der Lichtsignale in elektrische Signale und fur deren Weiterleitung zum Gehirn wo die Endverarbeitung der Informationen erfolgt Heute ist anerkannt dass selbst eine primitive Linse die noch keine Unterstutzung durch eine Hornhaut besitzt und nicht akkommodieren kann evolutionar eine bessere Sehfahigkeit besitzt als ein Auge ohne Linse Es verfugt bereits uber eine gewisse Bildauflosungsfahigkeit Augen ohne Linse wie sie die Garnele Rimicaris exoculata auf ihrem Rucken besitzt Abb 6 ein Tier das in der Nahe von Schloten in tiefen Meeresgewassern lebt ist dagegen evolutionar vorteilhafter als gar kein Auge 25 1 Die Lichtempfindlichkeit ist hier maximal die Bildauflosungsfahigkeit minimal Lichtabgewandte und lichtzugewandte Lage der Fotorezeptoren Bearbeiten Das Wirbeltier und das Kopffusserauge sind ahnliche Konstruktionen Beide sind Kameraaugen mit einer Linse vorn und einer Netzhaut hinten Dennoch sind sie konvergente Evolutionsprodukte Die Unterschiede werden in der embryonalen Entwicklung deutlich Das Wirbeltierauge wird als Teil des Gehirns angesehen da seine erste Anlage aus diesem hervorgeht Augenentwicklung Wirbeltiere Dies ist zum Beispiel beim Kraken Oktopus der nicht zu den Wirbeltieren sondern zu den Kopffussern Cephalopoden zahlt nicht der Fall bei dem das Auge evolutionar durch Einstulpung der ausseren Oberflache entstanden ist Der Entwicklungsvorgang beim Wirbeltier mit einer invertierten Retina Abb 8 hat mehrere Konsequenzen Erstens generiert der inwendig gebundelte zum Gehirn fuhrende Sehnerv einen blinden Fleck da sich an der Stelle wo er aus dem Auge austritt keine lichtempfindlichen Sinneszellen befinden Zweitens liegen die Nervenfasern Nervenzellen und Blutgefasse auf der zum Licht hin gerichteten Seite der Netzhaut sodass das Licht diese durchqueren muss bevor es die Fotorezeptoren erreicht Drittens sind die langen Fotorezeptorfortsatze der Zapfen und Stabchen nicht zur Lichtseite sondern nach aussen zum Pigmentepithel hin gerichtet 28 29 Das Licht muss alle aufliegenden Schichten einschliesslich der Fotorezeptoren durchqueren bevor es auf deren lichtsensitive Aussensegmente trifft Abb 8 Beim Oktopus gestaltet sich der Weg direkter bei ihm trifft das Licht unmittelbar auf die Rezeptoren Abb 8 nbsp Abb 8 Wirbeltier und Oktopusauge mit Netzhaut rot und Nerven blau Der blinde Fleck bei Wirbeltieren ist gelb markiert Diese Unterschiede waren immer wieder Gegenstand heftig gefuhrter Diskussionen um die Perfektion des Auges und speziell darum ob das Wirbeltierauge wegen der Inversionslage der Fotorezeptorzellen evolutionar unglucklich gebaut ist 30 Da die Netzhautzellen sehr energiezehrend sind mussen sie ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden Die ineffiziente Anordnung der Fotorezeptorzellen auf der inversen lichtabgewandten Seite ist demnach unter dem Gesichtspunkt der Energieversorgung notwendig 1 Es ist daher unangebracht davon zu sprechen das Wirbeltierauge sei unter dem hier betrachteten Aspekt keineswegs perfekt ungeschickt aufgebaut oder habe bestimmte Mangel wie Trevor Lamb sich aussert 31 In der Evolution gibt es laut Julian Huxley und Ernst Mayr keine Perfektion 32 Jedes Ergebnis kann immer nur im Zusammenhang mit den Umweltbedingungen der jeweiligen Art analysiert werden Das Wirbeltierauge stand phylogenetisch demnach vollig anderen Umweltherausforderungen gegenuber als das Tintenfischauge Ein Leistungs oder Konstruktionsvergleich ist nicht moglich Farbsehen Bearbeiten Hauptartikel Farbwahrnehmung Farbsehen evolvierte dadurch dass Fotorezeptorzellen verschiedene Pigmente entwickelten 25 Ein Fotorezeptorzellentyp ist stets auf eine bestimmte Wellenlange des Lichts spezialisiert Bei Menschen existieren Zapfen fur kurzwelliges violettes Licht mit ca 433 Nanometer nm fur mittelwelliges grunes Licht mit ca 535 nm oder langwelliges gelb grunes Licht mit ca 560 nm Andere Tiere haben spezielle Zapfen fur das Farbsehen entwickelt Fur rotes Licht mit 625 nm existiert bei Saugetieren mit Ausnahme von Primaten kein Zapfen Echte Knochenfische Reptilien und die aus ihnen hervorgegangenen Vogel unterscheiden dagegen vier Farben tetrachromatisches Sehen 33 34 Tauben sogar funf Vogel konnen im Gegensatz zum Menschen UV Licht sehen Sie leben aber nur relativ kurze Zeit wodurch der Schaden dieses Lichts nicht zum Tragen kommt und der Vorteil klar uberwiegt Bei Primaten mit langerer Lebenserwartung ist ein UV Schutzmechanismus eingerichtet Die Sehgrube im Augenhintergrund besitzt ein gelbes Pigment das UV Licht absorbiert 7 Haie Wale Delfine und Robben sind farbenblind und besitzen nur einen grun empfindlichen Zapfentyp Stammesgeschichtlich zeigt sich aus dem Vierfarbensehen von Fischen und Vogeln dass die gemeinsamen Vorfahren von Vierfussern Tetrapoden und Tieren mit einer Embryonalhulle Amnioten bereits tetrachromatisch sahen und dies evolutionar bei Saugetieren teilweise wieder verloren ging 35 Die meisten Saugetiere haben nur noch zwei Zapfentypen dichromatisches Sehen Damit konnen sie zwischen violett blau grun und gelb unterscheiden aber nicht ultraviolett rot und orange sie sind rot grun farbenblind Der Mensch hat einen dritten Zapfentyp neu entwickelt trichromatisches Sehen 36 Die Begrundung fur das wieder bessere Farbensehen der Primaten unter den Saugetieren wird in der Moglichkeit gesehen Fruchte zu erkennen Eine andere verhaltensorientierte Interpretation ist Gefuhlsregungen durch Anderungen der Gesichtsfarbe wahrnehmen zu konnen 37 Genetisch wurden bei den Primaten zwei unterschiedliche Wege fur das trichromatische Sehen ausgebildet Alle Primaten besitzen ein S Opsin fur das ein autosomales Gen auf Chromosom 7 kodiert Altweltaffen haben zwei benachbarte Gene auf dem X Chromosom die fur das L und M Opsin kodieren 36 Im Gegensatz dazu haben Neuweltaffen nur einen einzigen polymorphen Genlocus auf dem X Chromosom fur den Opsintyp M L 36 Daher ist jeder mannliche Neuweltaffe dichromatisch da er auf seinem X Chromosom entweder nur das M oder das L Opsin zusatzlich zu dem S Opsinpigment erhalten kann Da der X Chromosom Genlocus fur das M und L Allel polymorph ist sehen die heterozygoten Weibchen der Neuweltaffen trichromatisch die homozygoten jedoch nur dichromatisch 38 Scharfsehen Bearbeiten nbsp Abb 9 Linse Licht eines entfernten und eines nahen Objekts wird beim Menschen durch Krummung der Linse fokussiert Der Mensch sieht in unterschiedlichen Entfernungen scharf indem er den Krummungsradius der Linse andert und auf diese Weise den Brennpunkt verschiebt Abb 9 Denselben Effekt erzielen Schlangen und Fische indem sie den Abstand von der Linse zur Netzhaut verandern Durch einen speziellen Muskel konnen Fische die Linse aus dem Ruhezustand in dem sie vielfach auf nur 20 cm fokussiert ist 20 nach hinten in Richtung zur Netzhaut ziehen Sie verbessern dadurch die Fernsicht jedoch nur unwesentlich Schlangen ziehen ihre Linse zur Fokussierung nach vorne Schlangen besitzen kein Augenlid Vielmehr ist die Augenoberflache von einer transparenten Schuppe uberzogen Unterschiede herrschen ferner bei der Farbwahrnehmung Fur optimiertes Scharfsehen entwickelten Greifvogel eine hochspezialisierte neuromuskulare Akkommodation Hierbei passen feine Ziliarmuskeln die Wolbung der Linse an wechselnde Objektentfernungen an Im Weiteren entwickeln Greifvogel neben der Fovea centralis eine zweite seitliche Sehgrube in der Retina 39 Hier liegt wie in der zentralen Sehgrube eine Verdichtung von Zapfen vor Viele kleine Lebewesen mit kleinen Augen sind im direkten Sonnenlicht aktiv Sie benotigen keinen speziellen Fokussiermechanismus da bei ihnen die Irisoffnung klein ist was einer grossen Tiefenscharfe gleichkommt Weitere evolutionare Besonderheiten bei Wirbeltieraugen Bearbeiten Das menschliche Auge Bearbeiten nbsp Abb 10 Iris eines menschlichen AugesDer Mensch ist uberzeugt Objekte zu sehen wie sie wirklich sind Das ist nicht der Fall Wie jedes Tier nimmt der Mensch eine okologische Nische ein fur die seine Sehfahigkeit adaptiert ist Wir sehen Dinge die wir gemass unserer evolutionaren Entwicklung sehen mussen andere sehen wir nicht Einerseits verfugen wir im Vergleich zu anderen Wirbeltieren uber ausgezeichnetes Scharfsehen Akkomodationsfahigkeit Fernsicht und raumliche Sicht und konnen auch gegenuber den meisten Saugetieren trichromatisch sehen Demgegenuber ist das menschliche Farbsehen auf ein aussergewohnlich enges Lichtspektrum beschrankt UV Licht sehen wir gar nicht 40 Bei Jungen werden acht Prozent farbenblind geboren 7 Der Anteil blauer Zapfen in der Netzhaut ist sehr gering Zudem sind die Signale der blauen Zapfen sehr schwach und werden um 30 Millisekunden langsamer verarbeitet als die roten und grunen Signale was vom Gehirn korrigiert werden muss 41 Auch ist das menschliche Sehen wie das vieler Tiere auf bewegte Objekte adaptiert Langere unbewegte Objekte verschwinden aus dem Gesichtsfeld was Sakkadierungstests ruckartige Augenbewegungen synchronisiert mit Objektbewegungen bestatigen 42 Ebenso nehmen wir Gegenstande die in das Sehfeld treten wahrend wir uns auf ein Objekt konzentrieren nicht oder nur eingeschrankt wahr 43 Losungen zur Nachtsichtfahigkeit Bearbeiten Wirbeltieraugen mussen spezifischen Anforderungen genugen etwa fur die Wahrnehmung bei Dunkelheit Katzen Nachtvogel oder ein scharfes Sehen in grosser Entfernung Greifvogel Insbesondere Katzen aber auch Hunde Pferde und Rinder haben beispielsweise als Restlichtverstarker fur eine erhohte Nachtsichtfahigkeit eine retroreflektierende Schicht hinter oder inmitten der Netzhaut entwickelt das Tapetum lucidum Spiegelauge Abb 11 44 Auch die Augengrosse selbst ist eine Variationsform der Evolution zur Verbesserung der Nachtsichtfahigkeit So haben relativ zur Korpergrosse Koboldmakis Tarsiidae eine kleine sudostasiatische Primatenfamilie die grossten Augen unter allen Saugetieren 45 Der starr im Kopf liegende Augapfel hat einen Durchmesser von rund 16 Millimetern und ist damit grosser als das Gehirn und bei einer Korperlange von nur 9 11 cm sogar geringfugig grosser als der des Menschen Die Augen sitzen in Orbitatrichtern die ahnlich den Augenhohlen der Affen gebaut sind In der Tiefe lebende Fische losten das Problem des Sehens in Dunkelheit erganzend zu einer Spiegelschicht dadurch dass bei ihnen bis zu zwolf Lagen von Sehzellen ubereinander angeordnet sind Zusatzlich sind bei ihnen Doppelzapfen vorhanden was die Rezeptordichte erhoht 20 Eine weitere Losung fur Nachtsicht haben Geckos evolviert Sie haben die Stabchen in ihren Augen verloren und konnen daher als einzige Tiere nachts mit den Zapfen sehen 46 Losungen zur Weitsichtfahigkeit bei Vogeln Bearbeiten Bei Greifvogeln treten andere Entwicklungsunterschiede hervor Ihre Augen sind verhaltnismassig gross was einen hohen Lichteinfall und damit ein grosses Abbild des Sehobjekts auf der Retina und im Gehirn ermoglicht Die grossflachigere Aufteilung des fixierten Objekts auf eine hohere Anzahl von Netzhautzellen fuhrt zu einem detailreicheren Bild Die Augen der Greifvogel werden auf der Kopfvorderseite also frontal ausgebildet was die gleichzeitige Wahrnehmung eines Objekts mit beiden Augen ermoglicht Gestattet diese Anordnung binokulares Einfachsehen ist dies wie beim Menschen die Voraussetzung fur raumliches Sehen Alle Vogel verfugen uber einen kammartigen Augenfacher innerhalb des Glaskorpers den Pecten oculi 47 Diese mit engen Kapillaren durchzogene Struktur sorgt fur eine verstarkte Durchblutung und Nahrstoffversorgung der Netzhaut Unabhangige Augen Gleitsicht Sehen nur bewegter Objekte Bearbeiten Chamaleons entwickeln mehrere herausragende Eigenschaften ihrer Augen Diese sind voneinander unabhangig beweglich Man vermutet dass es zu einer unabhangigen und getrennten Verarbeitung der Informationen beider Augen im Gehirn kommt Chamaleons erzielen ferner durch die kleine Augenoffnung einen zusatzlichen Lochkameraeffekt der es ihnen erlaubt auf einen Kilometer scharf zu stellen Abb 15 Ihre Fokussiergeschwindigkeit ist etwa viermal schneller als die des Menschen 48 Weitere Besonderheiten bei Wirbeltieraugen sind die kugelformige im Ruhezustand auf kurze Distanz fokussierte Linse bei Fischen multifokale Linsen bei manchen Katzenarten die Schragstellung der Netzhaut zur Linse bei Pferden was einen Gleitsichteffekt bewirkt oder die schutzende Nickhaut bei Froschen Vogeln und Hunden rudimentar auch im nasenseitigen Augenwinkel beim Menschen 20 Frosche konnen ein Objekt erst erkennen wenn sein Abbild uber die Netzhaut wandert Sehr rudimentare Freund Feind Muster besitzen Kroten Sie erkennen ein langliches sich bewegendes Objekt erst als Beute wenn es sich entlang seiner Langsachse bewegt und als Feind wenn es sich quer zu dieser bewegt 49 Evolution und Genetik der hier beschriebenen Augenkomponenten und unterschiede bei Wirbeltieren sind erst wenig erforscht nbsp Abb 11 Retroreflexion bei Katzenaugen durch das Tapetum lucidum auf der Netzhaut nbsp Abb 12 Vierauge mit geteilt wirkenden Augen fur gleichzeitiges gleich gutes Uber und Unterwassersehen nbsp Abb 13 Hockerschildkrote horizontale Zentrallinie der Augen bei Blickrichtung nach vorne nbsp Abb 14 Hockerschildkrote horizontale Zentrallinie der Augen bei Blickrichtung nach oben selbes Individuum wie in Abb 13 nbsp Abb 15 Chamaleonaugen konnen sich in grossem Radius unabhangig voneinander bewegen Uber und Unterwasser Fokussierung Bearbeiten Eine grosse Herausforderung stellt die Anpassung an Augen der Wirbeltiere die sowohl unter als auch uber Wasser gut sehen mussen wie etwa das Vierauge Abb 12 Seine Hornhaut entwickelt sich zweigeteilt Die obere Halfte ist stark gekrummt fur das Sehen uber Wasser die untere Halfte nur sehr schwach gekrummt fur das Sehen unter Wasser So wird der unterschiedlichen Brechkraft von Luft und Wasser Rechnung getragen und gleichzeitiges gutes Sehen in Luft und Wasser moglich Auch die Netzhaut des Vierauges entwickelt sich zweigeteilt Die fur das Sehen in der Luft zustandige Seite hat doppelt so viel Zapfen wie die fur das Sehen im Wasser 20 Einige Wasserschildkroten darunter die Falsche Landkarten Hockerschildkrote Graptemys pseudogeographica konnen ihre Augen um eine gedachte Achse drehen die die Pupillen verbindet Abb 13 und Abb 14 Die Zentrallinie der Augen bleibt dadurch meist auf den Horizont ausgerichtet auch wenn das Tier nach oben oder unten schwimmt und dabei in Schwimmrichtung blickt Auf der Ebene der schwarzen Zentrallinie hat die Netzhaut die hochste Rezeptorendichte somit ist das dicht am Boden oder im Wasser lebende Tier fur das Sehen entlang der Horizontallinie am besten angepasst Koordiniert wird diese einmalige Entwicklung vermutlich durch den Gleichgewichtssinn im Gehirn Vestibularorgan der spezifische Augenmuskeln dafur steuert 50 Wanderndes Auge bei Plattfischen Bearbeiten Einmalig bei Wirbeltieren ist die Wanderung eines der beiden Augen bei Plattfischen Hierbei kann ein Auge wahrend des fruhen Wachstums an der Ruckenflosse vorbei oder durch deren Basis hindurch auf die spatere obere Korperseite wandern Die Wanderung kann sowohl auf die linke Seite Steinbutt als auch auf die rechte Seite Scholle Seezunge verlaufen 20 Evolution des Facettenauges Bearbeiten nbsp Abb 16 Facettenauge einer LibelleDas Facettenauge oder Komplexauge der Insekten und Krebstiere dem Stamm der Arthropoden ist eine evolutionare Abwandlung des Linsenauges Beiden gemeinsam ist das Mastergen Pax6 fur die Augeninduktion Die Verpflanzung der Pax6 Version small eye der Maus in die Taufliege durch das Team von Walter Gehring fuhrte dort zur ektopischen Augenbildung auf den Beinen oder Antennen was die Verwandtschaft und Konservierung dieses augeninduzierenden Gens in der Evolution beider Stamme bewies 51 Das Facettenauge besteht bei der Honigbiene aus 5 000 und bei Libellen aus bis zu 30 000 linsenbestuckten Einzelaugen den Ommatidien die im Zusammenwirken ein scharfes Bild erzeugen Abb 16 Facettenaugen sind besonders grosse kugelformige Augen mit einer Reihe von evolutionaren Vorteilen Das zeitliche Auflosungsvermogen betragt bis zu 300 getrennte Bildern pro Sekunde und damit etwa eine um zehnmal haufigere Einzelbilderzeugung als beim Menschen mit 30 Bildern pro Sekunde was zu einer schnelleren Reaktion fuhrt Das Blickfeld ist durch die kugelformig angeordneten Facetten weiter und ermoglicht eine gute Rundumsicht Alle Einzelaugen erreichen im Nahbereich die gleiche Auflosung wahrend eine scharfe Abbildung beim Wirbeltier nur in der Bildmitte erfolgt 20 Facettenaugen haben evolutionar mehrere Spezialformen ausgebildet darunter das Appositionsauge mit einer Abschirmung der einzelnen Ommatiden was die Nachtsicht verbessert Das Superpositionsauge zeigt nur eine partielle Abschirmung nicht auf der ganzen Lange der Ommatiden Das hochstentwickelte Facettenauge ist das der Honigbienen Bei ihnen ist relativ zu anderen Insekten der Abstand der Linse eines Ommatidiums von seinem Fotorezeptor grosser 7 Sie nehmen die Grundfarben gelb blau und ultraviolett wahr scharlachrot dunkelrot erscheint ihnen schwarz Landschaft sehen die Bienen in hellgrau so dass sich die Bluten besser abheben als fur den Menschen Weisse Bluten gibt es fur die Bienen nicht sie reflektieren stets ultraviolett und dabei auch Strukturen Das sichtbare Spektrum liegt bei ca 300 650 nm das entspricht ultraviolett bis dunkelrot Die altesten fossil belegten Facettenaugen bestehen aus wenigen Ommatidien und stammen von Trilobiten und kleinen in Orsten konservierten Arthropoden aus Burgess Schiefer Fossillagerstatten deren Alter zwischen 520 und 500 Millionen Jahre betragt Die altesten grossen Facettenaugen mit jeweils mehr als 3000 Ommatidien sind 515 Millionen Jahre alt und wurden auf Kangaroo Island Australien geborgen 52 Die Evolution schlug mit dem Facettenauge eine sehr aufwandige Entwicklung ein die zum Beginn des Kambriums das Tierreich einige Millionen Jahre beherrschte Das Auge ist nur im Nahbereich zu Scharfsicht fahig fur Scharfsehen auf weitere Distanz fehlt den einzelnen Ommatidien optisch die erforderliche Grosse und fur gutes raumliches Sehen die bessere Uberlappung der Einzelbilder 7 Die evolutionare Festlegung auf einen Augentyp kann in der Regel nicht mehr geandert werden da die komplexen genetischen Komponenten und embryonalen Entwicklungspfade festgelegt bzw kanalisiert sind Zu den seltenen Ausnahmen fur einen Wechsel des Augentyps bei Tragern von Facettenaugen gehoren die Springspinnen die Linsenaugen besitzen und bestimmte Insektenlarven 20 Okologische Nischen fur alle Augentypen bei rezenten wirbellosen Tieren BearbeitenAlle Augentypen einfach bis hochentwickelte kommen bei rezenten wirbellosen Tieren vor Jedes Auge ist eine Optimierung einer Reihe verschiedener Fitnesskriterien wiedergegeben durch einfache bis komplexe Verhaltensformen die durch entsprechende Augentypen moglich werden In der ungefahren Reihenfolge zunehmender Anforderungen fur die evolutionare Realisierung der Eigenschaften und zunehmender Informationsgewinnung durch das Sehen unterscheidet Nilsson hier Sehen mit geringer Lichtempfindlichkeit Schattenerkennung zunehmende Helligkeitsdifferenzierung Richtungssehen Farbsehen Scharfsehen zunehmende Geschwindigkeit der Informationsverfugbarkeit im Gehirn zunehmende Abbildungshaufigkeit pro Zeiteinheit und hohe Bildauflosung 17 Hauptsachlich erfolgt jedoch eine evolutionare Abwagung zwischen hoher Lichtempfindlichkeit ohne Linse und hohem Auflosungsvermogen mit grosser Linse grosser Netzhautoberflache und entsprechendem Gehirn Fur jede der vielen Vorteilskombination existieren okologische Nischen an die die Tiere mit unterschiedlichen Augen jeweils gut visuell adaptiert sind Zusatzliche Einfachaugen bei Gliederfussern und Insekten Bearbeiten Gliederfusser konnen zusatzlich zu ihren Komplexaugen Augenflecken Ocelli punktformige Einzelaugen am Kopf besitzen Abb 17 und Abb 18 Zu den Vertretern mit einfachen Flachaugen zahlen Quallen und Seesterne Strudelwurmer und Lanzettfischchen besitzen Pigmentbecheraugen Abb 19 Linsen und hornhautlose Lochkameraaugen finden sich bei der Familie der Perlboote Nautilus Abb 20 Viele Augen fur Rundumsicht bei Springspinnen Bearbeiten Springspinnen Abb 21 besitzen Haupt und Nebenaugen Die Hauptaugen sind ein fur Gliederfusser sehr hoch entwickelter Sehsinn der ein erweitertes Spektrum bis ins Ultraviolette zulasst 53 Die Nebenaugen sind seitlich am Kopf bis zum Hinterkopf angeordnet so dass die Spinne auch nach hinten schauen kann Vier Sehzellentypen Tetrachromat kommen vor die zudem auch sehr zahlreich sind Die stark vergrosserten und nach vorne ausgerichteten Hauptaugen besitzen grosse Glaskorper was eine lange Brennweite erzeugt Die Linse fokussiert auf die vier untereinander liegenden Netzhautschichten in Abhangigkeit von der Wellenlange des Lichtes Die unterste und die daruberliegende Netzhaut sind grun empfindlich Das Grunbild wird jedoch nur auf der untersten scharf dargestellt Der Unscharfeunterschied zwischen diesen beiden Netzhauten erlaubt eine Entfernungsbeurteilung 54 Springspinnen konnen mit bestimmten Augenpaaren einen Gegenstand fixieren wahrend sie gleichzeitig mit anderen Augen diesen genauer abtasten Auch konnen sie raumliches Sehen realisieren dadurch dass Haupt und Nebenaugen uberlappende Bilder erzeugen Springspinnen sehen auf kurze Distanz besser als der Mensch Im Gegensatz zu anderen Spinnen die ihre Beute bei Vibration im Netz ertasten erkennen Springspinnen ihre Beute visuell 20 nbsp Abb 17 Triops Krebs mit zwei nierenformigen Komplexaugen und einem Ocellus dazwischen nbsp Abb 18 Stirnocellen bei einer Hornisse nbsp Abb 19 Pigmentbecherauge der Napfschnecke nbsp Abb 20 Perlboot Nautilus pomilius mit Lochkameraauge ohne Linse und Hornhaut nbsp Abb 21 Springspinne mit grossen linsenbestuckten Hauptaugen und mehreren ausseren Nebenaugen rund um den Kopf nbsp Abb 22 Sepiaauge mit gezackter Pupille fur die gleichzeitige Fokussierung des Lichts an zwei Stellen auf der Netzhaut nbsp Abb 23 Die Jakobsmuschel hat bis zu hundert einfache AugenGrosse Augendiversitat bei Weichtieren Bearbeiten Die Augen von Weichtieren Mollusca evolvierten sieben bis elfmal 55 Dabei entstand eine grosse Diversitat an Augentypen die alle Komplexitatsstufen umfasst vom Grubenauge vieler Schnecken Gastropoden uber das Lochkameraauge des Nautilus bis zum hochentwickelten Linsenauge der Kopffusser Cephalopoden Die Wurfelqualle Chironex fleckeri hat acht Linsenaugen acht schlitzformige Augen und acht linsenlose Sehgruben 24 Augen insgesamt die nicht mit einem Zentralgehirn sondern einem dezentralen Nervensystem verbunden sind 7 Die Informationsverarbeitung der eingehenden Lichtsignale ist nicht geklart Das Auge der Sepien und des Oktopus ist stark vom Kopf erhoht hat ein uberschneidendes Sehfeld und volle Rundumsicht Der Krake ist farbenblind Manche Tintenfische konnen Farben sehen Die Besonderheit des Auges der Sepien ist eine schrag liegende w formige Pupille wodurch zwei getrennte Stellen auf der Netzhaut in den Lichtfokus gelangen Abb 22 Er kann so seitlich und nach vorne gleichzeitig scharf sehen 20 Das grosste Auge in der Tierwelt besitzt der Koloss Kalmar Es hat mit bis zu 30 cm Durchmesser mehr als die Grosse eines Fussballs Die Linse hat die Grosse einer Orange Die evolutionare Notwendigkeit fur die Entwicklung eines so grossen Auges das viel Energie beim Stoffwechsel benotigt liegt wahrscheinlich nicht im Ermoglichen Beute im Dunkeln grosser Wassertiefe finden zu konnen denn das gelingt auch dem Schwertfisch mit kleineren Augen Vielmehr sieht Nilsson den Grund darin dass ein evolutionares Wettrusten Koevolution zwischen dem Kalmar und dem Pottwal ihren grossten Feinden entstand Dabei ortet der Pottwal seine Beute durch Schall wahrend der Kalmar mit den grossen Augen in einer Tiefe von 500 Metern bei wenig Licht Wale auf eine Entfernung von bis zu 120 Metern erkennen und auf Abstand halten kann 56 57 Facettenaugen sind bei manchen Muscheln Bivalvia prasent und Spiegelaugen als reflektierende Spiegel evolvierten in anderen Taxa etwa bei der Jakobsmuschel Abb 23 58 Auch in den Augen der Kammmuschel Pecten wird das Bild durch Hohlspiegel erzeugt die hinter der Netzhaut angeordnet sind Die direkt vor der Netzhaut liegende Linse dient der optischen Korrektur des stark verzerrten Spiegelbildes Die Spiegel sind nach dem Prinzip von reflektierenden Glasplatten gebaut Mehr als 30 Schichten aus feinsten Guanin Kristallen liegen dicht gestapelt jede Schicht in eine Doppelmembran eingeschlossen Weitere Tiere haben Spiegelaugen unter anderem der Tiefseekrebs Gigantocypris Hummer und Langusten Diese Form hat sich offenbar dort durchgesetzt wo es weniger auf die Bildqualitat und mehr auf die Lichtausbeute ankommt Die Augen von Weichtieren umspannen ausserdem eine beachtliche Grossenbandbreite Sie variieren von 20 µm bis 27 cm 58 nbsp Abb 24 Auge des Fangschreckenkrebses Pseudosquilla ciliata Dreigeteiltes Facetten und Ommatidenauge mit hochentwickelter Farbsehfahigkeit UV Erkennung und PolarisationsfahigkeitDas komplizierteste Auge im Tierreich bei den Fangschreckenkrebsen Bearbeiten Eine der kompliziertesten Augenkonstruktionen im Tierreich ist die der Fangschreckenkrebse einer Ordnung der Gliederfusser Arthropoda mit etwa 400 Arten Ihr Facettenauge ein Stielauge ist in der Grundstruktur dreigeteilt Abb 24 Schon dadurch ist es eine einzigartige Bauform Die Sehfelder des oberen und des unteren Abschnitts uberlappen sich und sind durch die Form des Auges bedingt Dies ermoglicht separates raumliches Sehvermogen mit jedem Komplexauge In der Mitte verlauft ein horizontales Querband das aus sechs hochspezialisierten Ommatidenreihen besteht Mit diesen kann das Tier 100 000 Farben darunter auch UV Licht sehen Dafur besitzt es sechzehn Arten von Farbrezeptoren Kein Tier sieht mehr Farben Zudem kann der Krebs Licht polarisiert wahrnehmen 59 Das Sichtfeld des Ommatiden Sensors betragt nur 10 15 Grad Da die beiden Augentypen Facettenauge und Ommatidenbander unabhangig bewegbar sind kann der Krebs das Facettenauge zur Fixierung der Form verwenden und gleichzeitig mit den Ommatiden Details wie Farbe und Polarisation erkennen und abtasten Die hohe Farbvisualisierung sowie die gleichzeitige Polarisationsfahigkeit geben verschiedene evolutionare Erklarungsmoglichkeiten Die hohe Farbsichtfahigkeit wird mit sexueller Selektion erklart Der Krebs ist ein auffallend buntes Tier Farben haben im Tierreich haufig sexuelle Funktion Fangschreckenkrebse regeln ihre Beziehungen zu Artgenossen durch Imponiergehabe und Tanze 60 Zudem fluoreszieren die Weibchen in der Paarungszeit Die Mannchen erkennen die Wellenlange 61 Farberkennung und Sexualverhalten sind so als parallele Evolutionen erklarbar Die Polarisierung erlaubt Kommunikation mit Artgenossen oder dem Geschlechtspartner ohne dass Rauber diese Kommunikation wahrnehmen Die evolutionare Realisierung hierfur erfordert nur wenige Anderungen in Zellen und ist leicht selektierbar 62 Masterkontrollgene und Genregulationsnetzwerke fur das Auge Bearbeiten1995 wurde von Walter Gehring das Gen Pax6 entdeckt 51 Es nahm schnell eine extreme Sonderstellung als das Masterkontrollgen fur die Evolution und Entwicklung aller Augentypen ein Ein Masterkontrollgen stosst die Expression weiterer Gene an das konnen im Fall des Auges mehrere hundert sein Ferner konnen nachgelagerte Induktionen folgen die wieder mit neuen Mastergenen beginnen und eine weitere Kette von Genexpressionen nach sich ziehen oder Genregulationsnetzwerke auslosen Bei Pax6 unterbleibt einerseits ohne die Expression eine Augenentwicklung vollstandig Anderseits lassen sich durch Pax6 bzw sein homologes Gen Eyeless ektopische Augen auf dem Bein oder der Antenne der Taufliege Drosophila melanogaster anstossen 51 Gleiches gelang spater ansatzweise beim Wirbeltier 63 unter anderem beim Huhnchen 1995 64 oder mittels Sox3 beim Krallenfrosch Xenopus laevis 2000 65 In diesen Versuchen kam es zur Herausbildung ektopischer Linsen oder Plakoden Dass die Versuche nicht zu so vollstandigen Ergebnissen gefuhrt haben wie bei der Fruchtfliege lasst auf die hohere Komplexitat der Wirbeltiere schliessen In jedem Fall unterbleibt die Augenentwicklung beim Wirbeltier ganzlich wenn Pax6 unterdruckt wird Diese Sonderstellung muss nach 20 Jahren neu beurteilt werden Fur die Besonderheit von Pax6 als Mastergen spricht erstens dass es einerseits fruh namlich bereits in Augenstammzellen andererseits in vielen Geweben wahrend der gesamten Augenentwicklung exprimiert wird und zwar bei der Fruchtfliege bei Mensch und Tintenfisch Bei diesen Arten aus verschiedenen Tierstammen wird die Augenentwicklung als unabhangig angenommen Pax6 kann daher seit einem gemeinsamen Vorganger als konserviert gelten Zweitens fuhrt die Reduzierung seiner Expression zu einer verminderten Augengrosse bei Drosophila Maus und Mensch Drittens kann Pax6 Fehlexpression in bestimmten Geweben z B im Drosophilaflugel oder bein ektopische Augen hervorrufen Gegen eine herausragende oder gar alleinige Mastergenstellung von Pax6 in der Augenevolution sprechen die folgenden Fakten Erstens fuhrt die Eliminierung von Pax6 bzw die des homologen Gens Eyeless bei Drosophila das ebenfalls zur Pax6 Familie zahlt nicht allein zum Verlust des Auges sondern auch von weiteren Gehirnteilen im Extremfall bei Drosophila zum totalen Kopfverlust 66 Zweitens nehmen weitere Gene neben Pax6 Schlusselstellungen bei der fruhen Augenentwicklung ein so etwa neben den genannten Rx1 und Sine oculis Six 67 auch Eyes absent Eya 68 oder Dachshund Dach 69 Diese Gene konnen ebenfalls ektopische Augen induzieren Ihr Funktionsverlust fuhrt ebenfalls zum Verlust des Auges Sie zeigen somit ahnliche Masterkontrollgen Eigenschaften wie Pax6 Die stammesubergreifenden Charakteristika von Pax6 werden im Vergleich zu den Fahigkeiten anderer Mastergene heute relativiert Es muss nach dem gegenwartigen Stand der Wissenschaft von der evolutionaren Konservierung des Regulationsnetzwerks einer ganzen Gruppe von Genen gesprochen werden 14 die verantwortlich am Beginn der Kette der Evolution des Auges stehen Kontroverse Ein oder mehrmaliges Entstehen des Auges Bearbeiten nbsp Eine Mutation im PAX6 Gen fuhrt in verschiedensten Tierarten zu einer Fehlbildung der Augen Mensch Maus Zebrafisch Fruchtfliege Nach der noch heute verbreiteten Lehre des Evolutionstheoretikers Ernst Mayr ist das Auge in der Evolution mehr als 40 Mal vollig unabhangig voneinander entstanden 13 Neuere Studien sprechen von 50 bis 100facher Evolution des bilderzeugenden Auges 70 15 Dieser These zufolge hat das Wirbeltierauge eine andere evolutionare Herkunft als etwa das Facettenauge des Insekts das Lochauge urtumlicher Kopffusser oder andere Augentypen Genauer betrachtet zeigt sich heute dass einerseits der genetische Ursprung aller Augentypen die Genregulationsnetzwerke auffallend gleich sind was fur eine homologe also abgeleitete Entstehung der Augentypen spricht Ein sehr starker Hinweis auf die einmalige Entwicklung des Auges ist das PAX6 Gen welches in verschiedensten entfernt verwandten Tierarten Insekten Amphibien Saugetiere und Mollusken generell alle Bilateria beim Embryo die Entwicklung des Sehorgans einleitet So kann die Ausschaltung des Gens in der Fruchtfliege und das Einsetzen des analogen Gens des Krallenfrosches den normalen Phanotyp retten die Augen der Fliegen entwickeln sich somit normal Andererseits unterscheiden sich die Konstruktionen also die kombinierte Verwendung aller beteiligten Gene und die Reihenfolge ihrer Aktivierung und damit auch die Entwicklungspfade stark voneinander Es entstanden unterschiedliche Gewebearten und Funktionseinheiten Somit kann die Evolution des Auges im Sinne Mayrs zumindest in Teilaspekten durchaus auch als unabhangig oder konvergent gesehen werden 71 Heute werden demnach zwei unterschiedliche Standpunkte der Augenevolution diskutiert Auf der einen Seite steht die Ansicht dass das Auge einen gemeinsamen Vorganger besitzt das heisst es hat einen monophyletischen Ursprung Seine ahnlichen Komponenten etwa beim Wirbeltier und Insekt sind danach homolog vererbt Vor allem die phanotypischen Ergebnisse gemeinsamer Genkaskaden sind nach dieser Auffassung homolog also in Abhangigkeit von einem gemeinsamen Vorfahren entstanden Dies ist allerdings nicht zwingend Auch wenn es naheliegt dass zum Beispiel ahnliche Fotorezeptoren homolog entstanden sind muss dies nicht immer der Fall sein 72 Die homologe Herkunft des Auges ist die Sichtweise von Walter Gehring 73 und Kollegen Es war die Gruppe um Gehring welche in den 1990er Jahren das PAX6 Gen und seine Bedeutung beschrieben hatte Auf der anderen Seite wird heute auch die Auffassung vertreten das Auge habe polyphyletische Ursprunge wobei die ahnlichen Eigenschaften Linse Netzhaut Fotorezeptoren etc unabhangig voneinander erworben worden sind 71 Diese Erkenntnis wurde neuerdings moglich auf Grundlage der Analyse von Wurfelquallen Augen Tripedalia cystophora 74 72 einem Quallentyp mit 24 Augen rund um den quadratischen Schirm Meduse Dieses Quallenauge besitzt Linse Hornhaut und Netzhaut Die Quallen stehen systematisch weit entfernt vom Wirbeltier und seinen nachsten Vorfahren Die Wurfelqualle besitzt zwar trotz ihrer kladistischen Entfernung vom Wirbeltier einen ziliaren Fotorezeptortyp bei dem das Sehpigment in die Oberflache eines Wimpernharchens eingelagert ist sowie ein zum Wirbeltier vergleichbares Ubertragungssystem fur die Weiterleitung von Lichtsignalen was beides fur Homologie spricht Jedoch sind die wichtigsten Kristalline die fur die optischen Eigenschaften der Linse verantwortlich sind auf andere Art entstanden als beim Wirbeltier also konvergent Die Frage nach der ein oder mehrmaligen Entwicklung des Auges ist letztlich abhangig von der Definition des Auges und der Betrachtungsebene Fur das Vorhandensein von Homologie in der Biologie existieren klare Kriterien Die Frage kann daher nicht allgemeingultig mit homolog oder konvergent beantwortet werden Mit grosster Wahrscheinlichkeit steht das Beispiel Linsenevolution Kap 4 fur mehrfache Konvergenz in der Augenevolution Literatur BearbeitenWalter J Gehring Entwicklung und Evolution der Augen in Das Basteln der Evolution Walter J Gehring erzahlt eine genetische Theorie der Entwicklung suppose Berlin 2014 Georg Glaeser und Hannes F Paulus Die Evolution des Auges Springer Spektrum 2014 Simon Ings Das Auge Meisterstuck der Evolution Hoffmann und Campe Hamburg 2008 Trevor D Lambs Das Auge Organ mit Vergangenheit in Evolution Wie sie die Geschichte des Lebens geformt hat Spektrum der Wissenschaft Spezial 1 2014 Gerald H Jakobs und Jeremy Nathans Der merkwurdige Farbensinn der Primaten in Evolution Wie sie die Geschichte des Lebens geformt hat Spektrum der Wissenschaft Spezial 1 2014 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Eye evolution Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Afrikas Licht beeinflusste unsere Augenevolution David Attenboruough The evolution of the eye Eye evolution youtube Unterschiede bei Vertebraten Richard Dawkins demonstrates the evolution of the eye youtube Seestern oder Sehstern Wissenschaft aktuell 5 Juli 2013 The evolution of the eye Richard Dawkins 2010 youtube The New York Academy of Science Magazine How the Eye evolved Carl Zimmer Oct 2009 Urahn der blauen Augen Trendfarbe der Evolution Wenn die Evolution ins Auge geht Welt de Wenn Evolution ins Auge geht Vom Fotorezeptor zum Linsenauge Wozu der Riesenkalmar kurbisgrosse Augen hatEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e Nick Lane Leben Verbluffende Erfindungen der Evolution Primus Verlag 2013 Andrew Parker In the Blink of an Eye Free Press 2003 a b c Unique system of photoreceptors in sea urchin tube feet Esther M Ullrich Luter Sam Dupont Enrique Arboleda Harald Hausen and Maria Ina Arnone Proceedings of the National Academy of Sciences PNAS May 2 2011 Charles Darwin Die Entstehung der Arten Nikol Hamburg 2008 Kap 6 Ramon y Cajal Die Retina der Wirbeltiere Bergmann 1894 Gordon 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var domesticus a comparative study Journal of Zoology 254 521 528 A Herrel J J Meyers P Aerts K C Nishikawa The Mechanics of prey prehension in chameleons 2000 Journal of Experimental Biology 203 3255 3263 J P Ewert Motion perception shapes the visual world of amphibians In F R Prete Hrsg Complex Worlds from Simpler Nervous Systems Cambridge MA MIT Press 2004 117 160 Kenneth T Brown A linear area centralis extending across the turtle retina and stabilized to the horizon by non visual cues Vision Research 10 1969 9 9 1053 62 a b c Halder Georg Patrick Callaerts Walter J Gehring 1995 Induction of Ectopic Eyes by Targeted Expression of the eyeless Gene in Drosophila Science 267 1788 1792 Michael S Y Lee et al Modern optics in exceptionally preserved eyes of Early Cambrian arthropods from Australia In Nature Band 474 2011 S 631 634 doi 10 1038 nature10097 R D de Voe Ultraviolet and green receptors in principal eyes of jumping spiders Journal of Cell Biology Band 66 Nr 2 S 193 207 1975 doi 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In Current Biology 18 Jahrgang Nr 6 2008 S 429 34 doi 10 1016 j cub 2008 02 066 PMID 18356053 C C Chiao T W Cronin N J Marshall Eye design and color signaling in a stomatopod crustacean Gonodactylus smithii Brain Behavior and Evolution 56 S 107 122 2000 C H Mazel T W Cronin R L Caldwell amp N J Marshall Fluorescent enhancement of signaling in a mantis shrimp In Science 303 Jahrgang Nr 5654 2004 S 51 doi 10 1126 science 1089803 PMID 14615546 Bristol University Mantis shrimps could show us the way to a better DVD 25 October 2009 Robert L Chow Curtis R Altmann Richard A Lang and Ali Hemmati Brivanlou Pax6 induces ectopic eyes in a vertebrate Development 126 4213 4222 1999 D Uwanogho M Rex E J Cartwright G Pearl C Healy P J Scotting P T Sharpe Embryonic expression of the chicken Sox2 Sox3 and Sox11 genes suggests an interactive role in neuronal development Mech Dev 49 1995 pp 23 36 Reinhard W Koste Ronald P Kuhnlein Joachim Wittbrodt Ectopic Sox3 activity elicits sensory placode formation Science direct Volume 95 Issues 1 2 1 July 2000 Pages 175 187 Jesper Kronhamn Erich Frei Michael Daube Renjie Jiao Yandong Shi Markus Noll and Asa Rasmuson Lestander Headless flies produced by mutations in the paralogous Pax6 genes eyeless and twin of eyeless Development 2002 129 1015 1026 M A Serikaku J E O Tousa Sine oculis is a homeobox gene required for Drosophila visual system development Genetics 1994 Dec 138 4 1137 50 Nancy M Bonini Quang T Bui Gladys L Gray Board and John M Warrick The Drosophila eyes absent gene directs ectopic eye formation in a pathway conserved between flies and vertebrates Development 124 4819 4826 1997 T A Heanue R J Davis D H Rowitch A Kispert A P McMahon G Mardon C J Tabin Dach1 a vertebrate homologue of Drosophila dachshund is expressed in the developing eye and ear of both chick and mouse and is regulated independently of Pax and Eya genes Mech Dev 2002 Feb 111 1 2 75 87 Z Kozmik Michael Daube Erich Frei Barbara Norman Lidia Kos Larry J Dishaw Markus Noll Joram Piatigorsky Role of Pax Genes in Eye Evolution A Cnidarian PaxB Gene Uniting Pax2 and Pax6 Functions 2003 Developmental Cell 5 5 773 785 doi 10 1016 S1534 5807 03 00325 3 PMID 14602077 a b Joram Piatigorsky A Genetic Perspective on Eye Evolution Gene Sharing Convergence and Parallelism Evolution Education and Outreach 1 4 403 414 2008 a b Luitfried Salvini Plawen Photoreception and the Polyphyletic Evolution of Photoreceptors with Special Reference to Mollusca American Malacological Bulletin 01 2009 doi 10 4003 006 026 0209 W J Gehring New perspectives on eye development and the evolution of eyes and photoreceptors J Hered 2005 May Jun 96 3 171 84 Epub 2005 Jan 13 Multi eyed jellyfish helps with Darwin s puzzle Newscientist com 14 Mai 2005 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Augenevolution amp oldid 236861379