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Santiago Felipe Ramon y Cajal 1 Mai 1852 in Petilla de Aragon Navarra Spanien 17 Oktober 1934 1 in Madrid war ein spanischer Mediziner und Histologe sowie Hochschullehrer Er erhielt 1906 den Nobelpreis fur Physiologie oder Medizin gemeinsam mit dem italienischen Mediziner und Physiologen Camillo Golgi in Wurdigung der Gesamtheit ihrer Studien und ihrer zahlreichen Veroffentlichungen Santiago Ramon y Cajal arbeitete als Neurohistologe vor allem uber die Feinstrukturen des Nervensystems insbesondere des Gehirns und des Ruckenmarks Santiago Ramon y Cajal vor 1900 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Leistungen 3 Konflikt mit Camillo Golgi 4 Zeichnungen von Santiago Ramon y Cajal 5 Ehrungen 6 Veroffentlichungen 7 Literatur 8 Weblinks 9 BelegeLeben BearbeitenRamon y Cajal war der Sohn eines Arztes mit Interesse an der Anatomie welcher selbst Sektionen durchfuhrte Die wechselnden Arbeitsorte seines Vaters brachten es mit sich dass Ramon y Cajal seine fruhe Kindheit in mehreren Orten und Stadten Aragoniens in Larres 1853 Luna 1855 Valpalmas 1856 und Ayerbe 1860 verbrachte Nach der Grundschule in Jaca absolvierte er Gymnasium und Abitur in Huesca Im Alter von vierzehn Jahren erhielt er zudem zunachst eine Ausbildung zum Barbier Nach der Ubersiedelung seiner Familie nach Saragossa 1870 schlug er eine medizinische Laufbahn ein wobei er auch seinem Vater an der medizinischen Schule bei Sektionen assistierte Im Juni 1873 schloss er sein Studium ab und begann seine Karriere bei der Armee wo er als Arzt in den Sanitatsdienst berufen wurde In den Jahren 1874 1875 nahm er wahrend des ersten kubanischen Unabhangigkeitskrieges an einer Expedition nach Kuba teil wo er sich mit Malaria und Tuberkulose infizierte Nach seiner Ruckkehr nach Spanien 1875 nahm der junge Mediziner eine Stelle als Assistenzarzt an der Medizinischen Fakultat der Universitat Saragossa an 1877 wurde er an der Universitat Complutense Madrid promoviert 1879 wurde er Direktor eines Museums in Saragossa Im Jahr 1883 wurde Santiago Ramon y Cajal Professor fur Beschreibende und Generelle Anatomie an der Universitat Valencia wo er an seinem spateren Werk Manual de Histologia normal y tecnica micrografica arbeitete 1887 wechselte er als Professor fur Histologie und Pathologie an die Universitat Barcelona und 1892 in den gleichen Fachrichtungen an die Universitat Complutense Madrid 1900 wurde er Direktor des Instituto Nacional de Higiene und der Investigaciones Biologicas 1906 erhielt Santiago Ramon y Cajal dem der uber internationale Kontakte verfugende Anatom Albert von Koelliker zum Durchbruch 2 verholfen hatte den Nobelpreis fur Physiologie oder Medizin gemeinsam mit Camillo Golgi in Anerkennung ihrer Arbeit uber die Struktur des Nervensystems Im selben Jahr wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen gewahlt seit 1909 war er auswartiges Mitglied der Royal Society 3 1916 wurde er in die Academie des sciences in Paris und 1920 in die National Academy of Sciences gewahlt 1913 wurde er zum Ehrenmitglied Honorary Fellow der Royal Society of Edinburgh gewahlt 4 Seine herausragenden Arbeiten waren Textura del sistema nervioso del hombre y de los vertebrados 1899 1904 und Estudios sobre la degeneracion y regeneracion del sistema nervioso 1913 1914 Der Arzt starb am 17 Oktober 1934 in Madrid Er war Mitglied einer spanischen Freimaurerloge in Saragossa Er gilt gemeinsam mit Pio del Rio Hortega Tello Nicolas Achucarro und Rafael Lorente de No als Begrunder der spanisch neurohistologischen Schule 5 Santiago Ramon y Cajal war seit 1879 mit Silveria Fananas Garcia verheiratet das Paar hatte vier Tochter und drei Sohne Leistungen BearbeitenRamon y Cajals bedeutendste Arbeiten waren Untersuchungen der Feinstruktur des Zentralnervensystems auf denen auch Waldeyers 1891 formulierte Neuronentheorie aufbauen konnte 6 Cajal verwendete eine histologische Farbetechnik die kurz zuvor von Camillo Golgi entwickelt worden war Golgi fand heraus dass wenn man Gehirngewebe mit einer Silbernitrat Losung behandelte eine verhaltnismassig kleine Anzahl von Neuronen im Gehirn dunkel gefarbt wurde Dieses erlaubte Golgi die Struktur einzelner Neuronen im Detail zu klaren und fuhrte ihn zu dem Schluss dass Nervengewebe ein zusammenhangendes Geflecht oder Netz aus untereinander verbundenen Zellen bildet ganz ahnlich wie es vom Kreislaufsystem bekannt war Mit Golgis Methode kam Ramon y Cajal jedoch zu ganz anderen Erkenntnissen Er postulierte 1887 dass das Nervensystem aus Milliarden einzelner Neuronen besteht und dass diese Zellen polarisiert werden An Stelle eines zusammenhangenden Netzes schlug Cajal vor dass Neuronen uber spezielle Verbindungen die Synapsen miteinander kommunizieren Der Begriff Synapse war 1897 von Charles Scott Sherrington gepragt worden Diese Hypothese wurde die Grundlage der Neuronenlehre die besagt dass die kleinste Einheit des Nervensystems das einzelne Neuron ist Spater wurde durch die Elektronenmikroskopie festgestellt dass jedes Neuron vollstandig von einer Zellmembran umgeben ist Durch diese Entdeckung wurde Cajals Theorie gegenuber Golgis Hypothese gestarkt Mit der Entdeckung elektrischer Synapsen gap junctions Direkte Verknupfungen zwischen Zellen hier Nervenzellen zeigte sich dann aber dass auch Golgis Hypothese zumindest teilweise zutreffend war Ramon y Cajal postulierte dass die Wachstumsrichtung und die Geschwindigkeit des Wachstums der Nervenfortsatze Axon uber einen Wachstumskegel an ihren Enden gesteuert werden Er hatte entdeckt dass neuronale Zellen chemische Signale empfangen konnten die eine Richtung fur das Wachstum anzeigten Chemotaxis Ramon y Cajal betrieb intensive Studien zum Nachweis qualitativer Unterschiede zwischen den Gehirnen von Menschen und Tieren Hierzu stellte er die Hypothese auf Die funktionelle Uberlegenheit des menschlichen Gehirns hangt sehr eng mit dem erstaunlichen Uberfluss und der ungewohnlichen Formenvielfalt der sogenannten Neuronen mit kurzen Axonen zusammen Das war der Kern des Problems der Grosshirnrinde und schliesslich musste er eingestehen die unbeschreibliche Komplexitat der Struktur der grauen Substanz ist so vertrackt dass sie der hartnackigen Neugier von Forschern trotzt und noch viele Jahrhunderte trotzen wird 7 1903 entdeckte Ramon y Cajal die 1999 nach ihm benannten Cajal Korper in von ihm untersuchten Zellkernen Konflikt mit Camillo Golgi BearbeitenDie unterschiedlichen Ergebnisse zu denen Golgis Farbemethode bei Golgi und Cajal fuhrte brachte eine Feindschaft zwischen den beiden hervor Cajal entwickelte die Methode weiter farbte Nervenzellen vor allem von Huhnern und kleinen Saugetieren und publizierte in der Zeit von 1888 bis 1891 etwa 45 Arbeiten uber das Nervensystem Doch wo Golgi der Ansicht war die Neuronen seien durchgangig miteinander verbunden argumentierte Cajal dass das Gehirn aus autonomen Zellen bestehe Als sie einen gemeinsamen Nobelpreis verliehen bekamen waren sie alles andere als erfreut daruber Das zumindest geht aus ihren Dankesreden hervor beide Manner stichelten an den vorsatzlichen Nichtberucksichtigungen und abstossenden Fehlern des anderen herum 8 Zeichnungen von Santiago Ramon y Cajal Bearbeiten nbsp Zeichnung der neuronalen Verbindungen des Nagetier Hippocampus Histologie du Systeme Nerveux de l Homme et des Vertebretes Vols 1 and 2 A Maloine Paris 1911 nbsp Zeichnung der Zellen des Huhner Cerebellums Estructura de los centros nerviosos de las aves Madrid 1905 nbsp Zeichnung des Tectum opticum des Sperlings Estructura de los centros nerviosos de las aves Madrid 1905 nbsp Zeichnung von Purkinjezellen A und Kornerzellen B des Cerebellums der Taube von Santiago Ramon y Cajal 1899 Instituto Santiago Ramon y Cajal Madrid Spain Ehrungen BearbeitenDer Mondkrater Cajal und der Asteroid 117413 Ramonycajal sind nach ihm benannt Museum Santiago Ramon y Cajal Unter dem Titel Archives of Santiago Ramon y Cajal and the Spanish Neurohistological School sind die Archive Santiago Ramon y Cajals von der UNESCO in die Liste des Weltdokumentenerbes aufgenommen worden 9 Veroffentlichungen BearbeitenEstudios sobre la degeneracion de sistema nervioso 2 Bande Madrid 1913 1914 Vacation Stories Five Science Fiction Tales Ubersetzt von Laura Otis University of Illinois Press 2001 Advice for a Young Investigator Ubersetzt von N Swanson und L W Swanson Bradford Book MIT 1999 Literatur BearbeitenEric Newman Alfonso Araque und Janet M Dubinsky Hrsg The Beautiful Brain The Drawings of Santiago Ramon y Cajal Abrams amp Chronicle Books New York 2017 ISBN 978 1419722271 Benjamin Ehrlich The Brain in Search of Itself Santiago Ramon Y Cajal and the Story of the Neuron Farrar Straus amp Giroux Inc 2022 ISBN 978 0 37411037 6 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Santiago Ramon y Cajal Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Santiago Ramon y Cajal Quellen und Volltexte Informationen der Nobelstiftung zur Preisverleihung 1906 an Santiago Ramon y Cajal englisch scholarpedia Vacation Stories Five Science Fiction Tales Zeitungsartikel uber Santiago Ramon y Cajal in den Historischen Pressearchiven der ZBWBelege Bearbeiten Instituto Nacional de Sanidad Espana D Santiago Ramon y Cajal cronica de la velada necrologica 26 Oktober 1934 abgerufen am 5 September 2019 Andreas Mettenleiter Das Juliusspital in Wurzburg Band III Medizingeschichte Herausgegeben vom Oberpflegeamt der Stiftung Juliusspital Wurzburg anlasslich der 425jahrigen Wiederkehr der Grundsteinlegung Stiftung Juliusspital Wurzburg Druck Bonitas Bauer Wurzburg 2001 ISBN 3 933964 04 0 S 435 Eintrag zu Ramon y Cajal Santiago 1852 1934 im Archiv der Royal Society London Fellows Directory Biographical Index Former RSE Fellows 1783 2002 Royal Society of Edinburgh abgerufen am 15 Oktober 2019 Ingrid Kastner Santiago Ramon y Cajal In Wolfgang U Eckart Christoph Gradmann Hrsg Arztelexikon Von der Antike bis zum 20 Jahrhundert 1 Auflage C H Beck Munchen 1995 S 296 Arztelexikon Von der Antike bis zur Gegenwart 2 Auflage 2001 S 259 3 Auflage Springer Verlag Heidelberg Berlin New York 2006 S 270 Arztelexikon 2006 doi 10 1007 978 3 540 29585 3 Paul Diepgen Heinz Goerke Aschoff Diepgen Goerke Kurze Ubersichtstabelle zur Geschichte der Medizin 7 neubearbeitete Auflage Springer Berlin Gottingen Heidelberg 1960 S 47 Walle J H Nauta Michael Feirtag Neuroanatomie Heidelberg 1990 Juan A De Carlos Jose Borrel A Historical Reflection of the Contributions of Cajal and Golgi to the Foundation of Neuroscience 2017 United Nations Educational Scientific and Cultural Organization Abgerufen am 14 Marz 2018 englisch Trager des Nobelpreises fur Physiologie oder Medizin 1901 Behring 1902 Ross 1903 Finsen 1904 Pawlow 1905 Koch 1906 Golgi Cajal 1907 Laveran 1908 Metschnikow Ehrlich 1909 Kocher 1910 Kossel 1911 Gullstrand 1912 Carrel 1913 Richet 1914 Barany 1915 1918 nicht verliehen 1919 Bordet 1920 Krogh 1921 nicht verliehen 1922 Hill Meyerhof 1923 Banting Macleod 1924 Einthoven 1925 nicht verliehen 1926 Fibiger 1927 Wagner Jauregg 1928 Nicolle 1929 Eijkman Hopkins 1930 Landsteiner 1931 Warburg 1932 Sherrington Adrian 1933 Morgan 1934 Whipple Minot Murphy 1935 Spemann 1936 Dale Loewi 1937 Szent Gyorgyi 1938 Heymans 1939 Domagk 1940 1942 nicht verliehen 1943 Dam Doisy 1944 Erlanger Gasser 1945 Fleming Chain Florey 1946 Muller 1947 C Cori G Cori Houssay 1948 Muller 1949 Hess Moniz 1950 Kendall Reichstein Hench 1951 Theiler 1952 Waksman 1953 H A Krebs Lipmann 1954 Enders Weller Robbins 1955 Theorell 1956 Cournand Forssmann Richards 1957 Bovet 1958 Beadle Tatum Lederberg 1959 Ochoa Kornberg 1960 Burnet Medawar 1961 Bekesy 1962 Crick Watson Wilkins 1963 Eccles Hodgkin Huxley 1964 Bloch Lynen 1965 Jacob Lwoff Monod 1966 Rous Huggins 1967 Granit Hartline Wald 1968 Holley Khorana Nirenberg 1969 Delbruck Hershey Luria 1970 Katz Euler Axelrod 1971 Sutherland 1972 Edelman Porter 1973 Frisch Lorenz Tinbergen 1974 Claude de Duve Palade 1975 Baltimore Dulbecco Temin 1976 Blumberg Gajdusek 1977 Guillemin Schally Yalow 1978 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