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Jacques Lucien Monod 9 Februar 1910 in Paris 31 Mai 1976 in Cannes war ein franzosischer Mikrobiologe Biochemiker Molekularbiologe und Nobelpreistrager Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Molekularbiologische Forschung 3 Philosophische Beitrage 4 Sonstige Aktivitaten 5 Ehrungen 6 Schriften 7 Literatur 8 Einzelnachweise 9 WeblinksLeben BearbeitenMonod war der Sohn des Malers Lucien Hector Monod der aus der von dem aus der Schweiz stammenden reformierter Pariser Pfarrer Jean Monod begrundeten Gelehrten und Kunstlerfamilie Monod stammte und dessen amerikanischer Ehefrau aus Milwaukee 1917 liess sich die Familie in Sudfrankreich nieder Dort absolvierte Monod das Gymnasium in Cannes und ging 1928 mit 18 Jahren nach Paris zuruck wo er ein Studium an der Sorbonne begann Wahrend seines Studiums waren George Teissier Andre Lwoff Boris Ephrussi und Louis Rapkine seine Lehrer 1931 beendete Monod sein Studium und wurde Assistent fur Zoologie an der naturwissenschaftlichen Fakultat der Universitat Paris wo er 1941 promoviert wurde 1 Fur einige Zeit war er am Californian Institute of Technology spater Caltech Mit einem Stipendium der Rockefeller Stiftung konnte Monod seinen Aufenthalt in Kalifornien etwas verlangern 1938 wieder zuruck in Paris heiratete er die Archaologin und Orientalistin Odette Bruhl Mit ihr hatte er zwei Sohne Olivier Monod und Philippe Monod Nachdem er sich wahrend des Krieges aktiv an der Resistance beteiligt hatte kam er unmittelbar danach im Jahr 1945 an das Institut Pasteur 1967 wechselte er an das College de France Von der Rockefeller University in New York wurde Monod 1970 mit dem Titel Dr h c geehrt 1971 wurde er zum Direktor des Institut Pasteur berufen Jacques Monod starb im Alter von 66 Jahren Er wurde auf dem Cimetiere du Grand Jas in Cannes bestattet Ihm zu Ehren tragt ein biologisches Institut am CNRS Nationales Zentrum fur wissenschaftliche Forschung den Namen Institut Jacques Monod IJM 2 Molekularbiologische Forschung BearbeitenAusgehend von der experimentellen Aufklarung des Zuckerstoffwechsels von Bakterien entwickelte er 1949 ein mathematisches Modell zur Vorhersage des Zellwachstums in Abhangigkeit von der Konzentration bestimmter Substrate die Monod Kinetik Zusammen mit Francois Jacob entwickelte er das Operon Modell Dieses beschreibt den Aufbau prokaryotischer Gene und erklart wie deren Aktivitat reguliert wird Genregulation 1965 erhielt er dafur gemeinsam mit Jacob und Andre Lwoff den Nobelpreis fur Physiologie oder Medizin Mit der Allosterie Theorie leistete Monod 1965 zusammen mit Jeffries Wyman 1901 1995 und Jean Pierre Changeux wichtige Beitrage auf dem Gebiet der Enzymforschung 3 Philosophische Beitrage BearbeitenNeben seinen molekularbiologischen Arbeiten befasste sich Monod mit aktuellen philosophischen Fragen seiner Zeit u a mit dem Historischen Materialismus und dem Dialektischen Materialismus die er beide als eine Vermischung von Fortschrittsglaubigkeit und Animismus ablehnte Er war mit dem Philosophen Karl Popper befreundet der ihm 1978 die franzosische Ausgabe von Die offene Gesellschaft und ihre Feinde widmete Gegen Ende seines Lebens verfasste Monod in dem viel beachteten Essay Zufall und Notwendigkeit eine Zusammenfassung seiner Einsichten uber die Evolution des Lebens und dessen eventuell verborgenen Sinn Monod unterscheidet darin die physische und die kulturelle Evolution des Lebens Die physische Evolution entstand nach seiner Ansicht aus der zufalligen Selbstorganisation von Atomen und Molekulen bei gegebenen energetischen Gleichgewichtsbedingungen Die Wechselwirkung dieser verschiedensten Molekule brachte uber einen sehr langen Zeitraum sich selbst vermehrende Zellen mit einem stabilen programmgesteuerten Stoffwechsel hervor Wahrend deren Bauplan typischerweise in Form von hoch organisierten Komplexen von Desoxyribonukleinsaure DNS realisiert ist geschieht der Stoffwechsel durch aus der DNS abgeleiteten komplexen Eiweissmolekulen deren spezifische chemische und katalytische Aktivitat sich aus der spontanen raumlichen Faltung des linear in zufalliger Reihenfolge aus Aminosauren aufgebauten Makromolekulen ergibt Auf die spezifische Wirkung dieser Eiweissmolekule bezieht sich der Begriff Notwendigkeit aus dem Titel von Monods Schrift Geringfugige zufallige Fehler die bei der Zellteilung in den Kopien der DNS entstehen fuhren zu Varianten der daraus abgeleiteten Eiweissmolekule Ein Selektionsprozess entscheidet welche dieser Varianten in weiteren Generationen der Zellvermehrung erhalten bleiben und damit eventuell einen evolutionaren Beitrag liefern Der Selektionsprozess besteht nach Monod ausschliesslich aus der Tatsache welche Zellvariante unter gegebenen ausseren Bedingungen zahlenmassig uberleben kann Zu dieser physischen Evolution trat nach Monod bei der Entstehung des Menschen und seinem durch Sprache und Schrift moglichen generationsubergreifenden Informationsaustausch eine kulturelle Evolution hinzu die die physische Evolution an Geschwindigkeit erheblich uberholt hat Durch die Macht die die Intelligenz den Menschen uber die Natur gab ist er selbst zu seinem argsten Feind geworden Der intraspezifische Kampf auf Leben und Tod kam als neuer Selektionsfaktor hinzu Die Erkenntnis der eigenen Endlichkeit brachte eine angstliche Suche nach Mythen uber die Stellung des Menschen in der Welt hervor Aber erst das neue wissenschaftliche Denken das sich mit der modernen naturwissenschaftlichen Revolution etwa ab dem Jahr 1600 entwickelte ermoglichte die objektive Wahrheitsfindung Seither sei nach Monod der Alte Bund aus traditionellen animistischen Wertvorstellungen die Einheit von Glauben und Wissen zerbrochen Der Mensch ein Produkt des Zufalls sei endlich aus seinem tausendjahrigen Traum erwacht um seine totale Verlassenheit seine radikale Fremdheit zu erkennen 4 Er weiss nun dass er seinen Platz wie ein Zigeuner am Rande des Universums hat das fur seine Musik taub ist und gleichgultig gegen seine Hoffnungen Leiden oder Verbrechen 4 Nach Monod gibt es fur den Menschen nur noch eine Pflicht die Ethik der Erkenntnis das standige vom Zweifel begleitete Suchen nach objektiver Wahrheit Dieser Pflicht sei der Mensch in freier Wahl ausgesetzt Es ist an ihm zwischen dem Reich des Wahren und der Finsternis der Mythen zu wahlen 5 Sonstige Aktivitaten BearbeitenMonod war nicht nur Biologe sondern auch ein guter Musiker und angesehener Schriftsteller der Wissenschaftsphilosophie Wahrend des Zweiten Weltkrieges war er wie sein Halbbruder Philippe Monod 1900 1992 politischer Aktivist und beteiligte sich am militarischen Widerstand der Forces francaises libres gegen das Deutsche Reich Vorubergehend war er Mitglied der Kommunistischen Partei Frankreichs aus der er sich jedoch 1948 zur Zeit der Lyssenko Affare zuruckzog Jacques Monod gehorte 1971 neben Simone de Beauvoir und Gisele Halimi zu den Grundungsmitgliedern der Frauenrechtsorganisation Choisir la cause des femmes Ehrungen Bearbeiten1960 Mitglied der American Academy of Arts and Sciences 1962 Prix Charles Leopold Mayer 1963 Offizier der Ehrenlegion 1965 Nobelpreis fur Physiologie oder Medizin 1966 Ehrenmitglied Honorary Fellow der Royal Society of Edinburgh 6 1968 Mitglied der National Academy of Sciences 1969 Leeuwenhoek Medaille der Royal Society 1969 Mitglied der American Philosophical Society 1970 Ehrenmitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina Mitglied seit 1964 2006 Ein Asteroid des inneren Hauptgurtels wird nach ihm benannt 59388 MonodSchriften Bearbeitenmit Francois Jacob Genetic regulatory mechanisms in the synthesis of proteins In Journal of Molecular Biology Band 3 1961 S 316 356 Zufall und Notwendigkeit Philosophische Fragen der modernen Biologie Ubers Friedrich Griese Piper Munchen 1971 ISBN 3 492 22290 0 spater dtv TB Orig Le hasard et la necessite Essai sur la philosophie naturelle de la biologie moderne Le Seuil Paris 1970 Literatur BearbeitenSean B Carroll Brave Genius A Scientist a Philosopher and Their Daring Adventures from the French Resistance to the Nobel Prize Crown 2013 Hans Jorg Rheinberger Monod Jacques Lucien In Werner E Gerabek Bernhard D Haage Gundolf Keil Wolfgang Wegner Hrsg Enzyklopadie Medizingeschichte De Gruyter Berlin New York 2005 ISBN 3 11 015714 4 S 1005 Horace Freeland Judson Der 8 Tag der Schopfung Sternstunden der neuen Biologie Munchen 1980 Einzelnachweise Bearbeiten Hans Jorg Rheinberger Monod Jacques Lucien 2005 S 1005 Institut Jacques Monod IJM J Monod J Wyman J P Chaneux On the Nature of Allosteric Transitions A Plausible Model Journal of Molecular Biology 12 1965 88 118 a b Monod Zufall und Notwendigkeit dtv 1977 S 151 Jacques Monod Zufall und Notwendigkeit Philosophische Fragen der modernen Biologie dtv 1977 Kap IX Das Reich und die Finsternis S 157 Fellows Directory Biographical Index Former RSE Fellows 1783 2002 PDF Datei Royal Society of Edinburgh abgerufen am 22 Marz 2020 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Jacques Monod Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Jacques Monod im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Informationen der Nobelstiftung zur Preisverleihung 1965 an Jacques Monod englisch Informationen zu und akademischer Stammbaum von Jacques Monod bei academictree orgTrager des Nobelpreises fur Physiologie oder Medizin 1901 Behring 1902 Ross 1903 Finsen 1904 Pawlow 1905 Koch 1906 Golgi Cajal 1907 Laveran 1908 Metschnikow Ehrlich 1909 Kocher 1910 Kossel 1911 Gullstrand 1912 Carrel 1913 Richet 1914 Barany 1915 1918 nicht verliehen 1919 Bordet 1920 Krogh 1921 nicht verliehen 1922 Hill Meyerhof 1923 Banting Macleod 1924 Einthoven 1925 nicht verliehen 1926 Fibiger 1927 Wagner Jauregg 1928 Nicolle 1929 Eijkman Hopkins 1930 Landsteiner 1931 Warburg 1932 Sherrington Adrian 1933 Morgan 1934 Whipple Minot Murphy 1935 Spemann 1936 Dale Loewi 1937 Szent Gyorgyi 1938 Heymans 1939 Domagk 1940 1942 nicht verliehen 1943 Dam Doisy 1944 Erlanger Gasser 1945 Fleming Chain Florey 1946 Muller 1947 C Cori G Cori Houssay 1948 Muller 1949 Hess Moniz 1950 Kendall Reichstein Hench 1951 Theiler 1952 Waksman 1953 H A Krebs Lipmann 1954 Enders Weller Robbins 1955 Theorell 1956 Cournand Forssmann Richards 1957 Bovet 1958 Beadle Tatum Lederberg 1959 Ochoa Kornberg 1960 Burnet Medawar 1961 Bekesy 1962 Crick Watson Wilkins 1963 Eccles Hodgkin Huxley 1964 Bloch Lynen 1965 Jacob Lwoff Monod 1966 Rous Huggins 1967 Granit Hartline Wald 1968 Holley Khorana Nirenberg 1969 Delbruck Hershey Luria 1970 Katz Euler Axelrod 1971 Sutherland 1972 Edelman Porter 1973 Frisch Lorenz Tinbergen 1974 Claude de Duve Palade 1975 Baltimore Dulbecco Temin 1976 Blumberg Gajdusek 1977 Guillemin Schally Yalow 1978 Arber Nathans Smith 1979 Cormack Hounsfield 1980 Benacerraf Dausset Snell 1981 Sperry Hubel Wiesel 1982 Bergstrom Samuelsson Vane 1983 McClintock 1984 Jerne Kohler Milstein 1985 Brown Goldstein 1986 Cohen Levi Montalcini 1987 Tonegawa 1988 Black Elion Hitchings 1989 Bishop Varmus 1990 Murray Thomas 1991 Neher Sakmann 1992 Fischer E G Krebs 1993 Roberts Sharp 1994 Gilman Rodbell 1995 Lewis Nusslein Volhard Wieschaus 1996 Doherty Zinkernagel 1997 Prusiner 1998 Furchgott Ignarro Murad 1999 Blobel 2000 Carlsson Greengard Kandel 2001 Hartwell Hunt Nurse 2002 Brenner Horvitz Sulston 2003 Lauterbur Mansfield 2004 Axel Buck 2005 Marshall Warren 2006 Fire Mello 2007 Capecchi Evans Smithies 2008 zur Hausen Barre Sinoussi Montagnier 2009 Blackburn Greider Szostak 2010 Edwards 2011 Beutler Hoffmann Steinman 2012 Gurdon Yamanaka 2013 Rothman Schekman Sudhof 2014 O Keefe M Moser E Moser 2015 Campbell Ōmura Youyou 2016 Ōsumi 2017 Hall Rosbash Young 2018 Allison Honjo 2019 Kaelin Ratcliffe Semenza 2020 Alter Houghton Rice 2021 Julius Patapoutian 2022 Paabo 2023 Kariko Weissman Normdaten Person GND 118583530 lobid OGND AKS LCCN n79063107 NDL 00450339 VIAF 71395150 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Monod JacquesALTERNATIVNAMEN Monod Jacques Lucien vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG franzosischer 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