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Herbert Spencer Gasser geboren am 5 Juli 1888 in Platteville Wisconsin gestorben am 11 Mai 1963 in New York war ein US amerikanischer Neurophysiologe Fur die Entdeckung der hochdifferenzierten Funktionen der einzelnen Nervenfasern erhielt er 1944 gemeinsam mit Joseph Erlanger den Nobelpreis fur Physiologie oder Medizin Herbert Spencer Gasser Nobelpreistrager fur Medizin 1944 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Ehrungen 4 Veroffentlichungen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHerbert Spencer Gasser wurde am 5 Juli 1888 in Platteville in Wisconsin als Sohn des praktischen Arztes Herman Gasser 1 ursprunglich aus Dornbirn 2 und dessen Frau Jane Elisabeth geborene Griswold geboren Er hatte einen jungeren Bruder und eine jungere Schwester 1 Gasser beendete seine Schulausbildung auf der staatlichen Schule in Platteville im Jahr 1906 und ging daran anschliessend an die University of Wisconsin um auf Wunsch seines Vaters Medizin und Pharmakologie zu studieren Sein Lehrer fur Physiologie war Joseph Erlanger mit dem er auch nach seinem Studium intensiv zusammenarbeitete Er erhielt seinen Bachelor of Arts 1910 und 1911 seinen Master of Arts Gasser blieb noch ein weiteres Jahr in Wisconsin als Assistent fur Biochemie und beendete seine dortiges Studium wobei er gemeinsam mit Arthur S Loevenhart an der Physiologie des Gehirns bei Sauerstoffunterversorgung 3 und mit Walter Joseph Meek an den Reaktionen des Herzens bei Beanspruchung 4 forschte Anschliessend ging er an die Johns Hopkins Medical School fur seine klinischen Studien und wurde dort 1915 zum Doktor der Medizin promoviert Nachdem er in Wisconsin ein Jahr Pharmakologie gelehrt hatte ging er als Physiologe 5 an die Washington University in St Louis wo er 1920 ausserordentlicher und 1921 ordentlicher Professor fur Pharmakologie wurde 6 7 Diesen Lehrstuhl behielt er bis zu seinem Wechsel an die Cornell University im Jahr 1931 6 Von 1923 bis 1925 erhielt er ein Stipendium fur ein Studium in Europa wo er unter anderem mit Archibald Vivian Hill Walther Straub Louis Lapicque und Henry Hallett Dale arbeitete 1931 wurde Gasser Professor fur Physiologie und Leiter des Medizinischen Fachbereichs der Cornell Medical School in New York City Von 1935 bis 1953 war er Direktor des Rockefeller Institute for Medical Research an dem er auch nach seiner Emeritierung blieb 7 Herbert Spencer Gasser war unverheiratet und starb am 11 Mai 1963 7 Werk BearbeitenWahrend seiner Tatigkeit an der Johns Hopkins Medical School beschaftigte sich Gasser kurz mit dem Thema der Blutgerinnung 7 Wahrend des Ersten Weltkriegs arbeitete er im Rahmen der Chemischen Kriegsfuhrung als Pharmakologe des Chemical Warfare Service 8 an der American University in Washington D C Auch im Zweiten Weltkrieg beschaftigte er sich mit chemischen Waffen diesmal mit Senfgas sowie der Muskelkontraktion und empfindlichkeit fur Nikotin und Acetylcholin 1 Seine Hauptbeschaftigung galt der Elektrophysiologie der Nervenfasern die er gemeinsam mit Joseph Erlanger untersuchte Durch die Einfuhrung verbesserter Technik in die Physiologie vor allem die Entwicklung und Verwendung besserer Oszilloskope auf der Basis der Kathodenstrahlrohre Kathodenstrahloszilloskop konnten sie bessere Ergebnisse erzielen als dies mit dem bis dahin gebrauchlichen Saitengalvanometer von Willem Einthoven moglich war 9 Gasser und Erlanger entwickelten prazise Messtechniken fur die Analyse der sehr schwachen elektrischen Impulse der Nervenzellen indem sie die Moglichkeiten zur Registrierung praktisch verzogerungsfreien Darstellung der Nervenimpulse nutzten 6 9 Bereits 1922 konnten die beiden Wissenschaftler das Oszilloskop zur ersten exakten Aufzeichnung von Nervenimpulsen und zur Bestimmung der Nervenleitgeschwindigkeit nutzen 10 Die Unterschiede der Ergebnisse auf die unterschiedlichen Leitfahigkeiten fuhrten sie auf unterschiedliche Nerventypen zuruck 6 1924 konnten Gasser und Erlanger nachweisen dass spezifische Empfindungen wie Schmerz Kalte und Hitze nur von spezifischen Nervenzellen weitergeleitet werden 6 Durch diese Arbeiten wurde ein besseres Verstandnis der Impulsleitung der Nerven etwa bei Schmerzwahrnehmung und Reflexen ermoglicht 7 Sie wiesen zudem nach dass die Nerven aus verschiedenen Fasertypen mit unterschiedlicher Geschwindigkeit der Reizweiterleitung bestehen und dass dickere Nervenfasern die Nervenimpulse schneller leiten als dunnere Auf der Basis ihrer Messungen entwickelten sie 1939 eine Klassifikation der Nerven nach ihrer Leitgeschwindigkeit in drei Hauptgruppen wobei sie auch die unterschiedliche und schwankende Erregbarkeit und andere Faktoren berucksichtigten 6 Das von Erlanger und Gasser entwickelte und bis heute gebrauchliche System zur Einteilung der Leitungsgeschwindigkeit nach Nervenleitgeschwindigkeiten und Durchmesser bezieht sich auf motorische efferente und sensorische afferente Nervenzellen Ein weiteres System wurde von David P C Lloyd und Carlton C Hunt entwickelt das sich auf sensorische Nervenzellen bezieht und parallel verwendet wird 11 In beiden System wurden die Werte in Tierexperimenten an der Hauskatze bestimmt beim Menschen sind die Leitungsgeschwindigkeiten etwa 25 geringer 11 Einteilung der Leitungsgeschwindigkeit nach Erlanger Gasser 12 Fasertyp klasse nach Erlanger Gasser Leitungsgeschwindigkeit Durchmesser efferent zu afferent von Einteilung nach Lloyd Hunt Aa 60 120 m s 10 20 µm Skelettmuskel extrafusal Skelettmuskel Muskelspindel Ia Golgi Sehnenorgan Ib Ab 40 90 m s 7 15 µm Hautrezeptoren Beruhrung Druck II Ag 20 50 m s 4 8 µm Skelettmuskel intrafusal Ad 10 30 m s 2 5 µm Hautrezeptoren Temperatur schneller Schmerz III B 5 20 m s 1 3 µm praganglionare ViszeroefferenzenC ohne Myelinscheide 0 5 2 m s 0 5 1 5 µm postganglionare Viszeroefferenzen langsamer Schmerz Thermorezeptoren IV Ehrungen BearbeitenFur die Entdeckung der hochdifferenzierten Funktionen der einzelnen Nervenfasern erhielt er 1944 gemeinsam mit seinem ehemaligen Lehrer Joseph Erlanger den Nobelpreis fur Physiologie oder Medizin Gasser erhielt fur seine Arbeiten die Ehrendoktorwurde an den Universitaten von Pennsylvania Rochester Wisconsin Columbia Oxford Harvard Paris Brussel Louvain Washington St Louis und der Johns Hopkins Medical School Daruber hinaus war er Mitglied unter anderem der National Academy of Sciences USA der American Philosophical Society 1937 13 der Association of American Physicians und der American Physiological Society ausserdem war er Ehrenmitglied der Physiological Society Great Britain der Asociacion Medica Argentina 7 und der Royal Society of Edinburgh 14 1948 wurde Gasser in die American Academy of Arts and Sciences gewahlt 15 1954 erhielt er die George M Kober Medal Veroffentlichungen Bearbeiten1936 wurde Gasser zum Editor des The Journal of Experimental Medicine ernannt im Jahr 1937 veroffentlichte er als Co Autor das Buch Electrical Signs of Nervous Activity Hinzu kamen zahlreiche wissenschaftliche Veroffentlichungen im Bereich der Physiologie 7 Literatur BearbeitenMerrill W Chase Charlton C Hunt Herbert Spencer Gasser 1888 1963 A Biographical Memoir Biographical Memoir der National Academy of Sciences National Academic Press Washington D C 1995 Lord Adrian Herbert Spencer Gasser 1888 1963 Biographical Memoirs of Fellows of the Royal Society 10 November 1964 S 75 82 Preview bei JSTOR Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Herbert Gasser Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Informationen der Nobelstiftung zur Preisverleihung 1944 an Herbert Spencer Gasser englisch Herbert Spencer Gasser in der Datenbank Find a Grave abgerufen am 17 August 2018 englisch Einzelnachweise Bearbeiten a b c Florida Atlantic University Libraries American Jewish Recipients of the Nobel Prize Memento vom 28 Juni 2013 imInternet Archive Kurzbiografie abgerufen am 17 August 2014 Meinrad Pichler Amerikas Dornbirn Vorarlberger Nachrichten abgerufen am 18 Mai 2015 Arthur S Loevenhart Herbert Spencer Gasser The mechanism of stimulation the medullary centers by decreased oxidation The Journal of Pharmacology and Experimental Therapeuthics 5 1914 S 239 273 Abstract Walter Joseph Meek Herbert Spencer Gasser a study of the mechanism by which muscular exercise produces acceleration of the heart American Journal of Physiology 34 1914 S 48 71 Manfred Wenzel Gasser Herbert Spencer In Werner E Gerabek Bernhard D Haage Gundolf Keil Wolfgang Wegner Hrsg Enzyklopadie Medizingeschichte De Gruyter Berlin New York 2005 ISBN 3 11 015714 4 S 459 f hier S 459 a b c d e f Gasser Herbert Spencer In Bernhard Kupfer Lexikon der Nobelpreistrager Patmos Verlag Dusseldorf 2001 S 223 ISBN 3 491 72451 1 a b c d e f g Biografie von Herbert Spencer Gasser auf den Seiten der Nobelstiftung zur Preisverleihung 1956 englisch Abgerufen auf nobelprize org am 17 August 2014 erschienen in Nobel Lectures Physiology or Medicine 1942 1962 Elsevier Publishing Company Amsterdam 1964 Manfred Wenzel 2005 S 459 a b Heinz Penzlin Die vergleichende Tierphysiologie In Ilse Jahn Geschichte der Biologie Theorien Methoden Institutionen Kurzbiographien Nikol VG Spektrum Hamburg 2004 S 478 ISBN 3 937872 01 9 Herbert Spencer Gasser Joseph Erlanger A study on the action currents of nerve with the cathode ray oscillograph American Journal of Physiology 62 1922 S 496 524 a b Rainer Klinke Bauelemente des Nervensystems In Rainer Klinke Stefan Silbernagl Hrsg Lehrbuch der Physiologie 2 Auflage Georg Thieme Verlag 1996 S 541 ISBN 3 13 796002 9 Gerd Karl Heinz Relativitat elektrischer Impulsausbreitung Schlussel zur Informatik biologischer Systeme Memento vom 7 Mai 2015 imInternet Archive 39 Internationales Wissenschaftliches Kolloquium an der TU Ilmenau 27 30 September 1994 Bd 2 S 238 245 Member History Herbert Spencer Gasser American Philosophical Society abgerufen am 17 August 2018 Fellows Directory Biographical Index Former RSE Fellows 1783 2002 Royal Society of Edinburgh abgerufen am 7 Dezember 2019 Members of the American Academy Listed by election year 1900 1949 PDF Abgerufen am 11 Oktober 2015Trager des Nobelpreises fur Physiologie oder Medizin 1901 Behring 1902 Ross 1903 Finsen 1904 Pawlow 1905 Koch 1906 Golgi Cajal 1907 Laveran 1908 Metschnikow Ehrlich 1909 Kocher 1910 Kossel 1911 Gullstrand 1912 Carrel 1913 Richet 1914 Barany 1915 1918 nicht verliehen 1919 Bordet 1920 Krogh 1921 nicht verliehen 1922 Hill Meyerhof 1923 Banting Macleod 1924 Einthoven 1925 nicht verliehen 1926 Fibiger 1927 Wagner Jauregg 1928 Nicolle 1929 Eijkman Hopkins 1930 Landsteiner 1931 Warburg 1932 Sherrington Adrian 1933 Morgan 1934 Whipple Minot Murphy 1935 Spemann 1936 Dale Loewi 1937 Szent Gyorgyi 1938 Heymans 1939 Domagk 1940 1942 nicht verliehen 1943 Dam Doisy 1944 Erlanger Gasser 1945 Fleming Chain Florey 1946 Muller 1947 C Cori G Cori Houssay 1948 Muller 1949 Hess Moniz 1950 Kendall Reichstein Hench 1951 Theiler 1952 Waksman 1953 H A Krebs Lipmann 1954 Enders Weller Robbins 1955 Theorell 1956 Cournand Forssmann Richards 1957 Bovet 1958 Beadle Tatum Lederberg 1959 Ochoa Kornberg 1960 Burnet Medawar 1961 Bekesy 1962 Crick Watson Wilkins 1963 Eccles Hodgkin Huxley 1964 Bloch Lynen 1965 Jacob Lwoff Monod 1966 Rous Huggins 1967 Granit Hartline Wald 1968 Holley Khorana Nirenberg 1969 Delbruck Hershey Luria 1970 Katz Euler Axelrod 1971 Sutherland 1972 Edelman Porter 1973 Frisch Lorenz Tinbergen 1974 Claude de Duve Palade 1975 Baltimore Dulbecco Temin 1976 Blumberg Gajdusek 1977 Guillemin Schally Yalow 1978 Arber Nathans Smith 1979 Cormack Hounsfield 1980 Benacerraf Dausset Snell 1981 Sperry Hubel Wiesel 1982 Bergstrom Samuelsson Vane 1983 McClintock 1984 Jerne Kohler Milstein 1985 Brown Goldstein 1986 Cohen Levi Montalcini 1987 Tonegawa 1988 Black Elion Hitchings 1989 Bishop Varmus 1990 Murray Thomas 1991 Neher Sakmann 1992 Fischer E G Krebs 1993 Roberts Sharp 1994 Gilman Rodbell 1995 Lewis Nusslein Volhard Wieschaus 1996 Doherty Zinkernagel 1997 Prusiner 1998 Furchgott Ignarro Murad 1999 Blobel 2000 Carlsson Greengard Kandel 2001 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