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Daniel Carleton Gajdusek 9 September 1923 in Yonkers New York 12 Dezember 2008 in Tromso Norwegen war ein US amerikanischer Mediziner Physikochemiker Virologe 1976 wurde ihm der Nobelpreis fur Physiologie oder Medizin zuerkannt Daniel Carleton Gajdusek Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Forschungsthemen 3 Verurteilung wegen sexuellen Missbrauchs 4 Ehrungen und Mitgliedschaften Auswahl 5 Literatur 6 Filmdokumentationen 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLeben BearbeitenGajduseks Eltern waren vor dem Ersten Weltkrieg aus Osterreich Ungarn in die USA ausgewandert Sein Vater war Slowake und seine Mutter calvinistische Ungarin Er studierte ab 1939 an der University of Rochester Physik Chemie und Mathematik 1 1946 wurde er an der Harvard Medical School in Cambridge Massachusetts zum Doktor der Medizin promoviert 2 Forschungsthemen BearbeitenGajdusek hatte unter anderem bei Linus Pauling Physikalische Chemie als Zweitstudium in Pasadena Kalifornien und bei John Enders Zellbiologie und Virologie studiert sowie von 1955 bis 1957 in Australien mit Frank Macfarlane Burnet zusammengearbeitet In Fachkreisen bekannt wurde er 1954 als er in Teheran ein neuartiges Therapieverfahren gegen Tollwut einfuhrte und dessen Erfolg in einem Lehrfilm Rabies in Man dokumentierte Der damalige Direktor des iranischen Institut Pasteur Marcel Baltazard hatte kurz zuvor nachgewiesen dass ein Drittel aller Patienten die von einem tollwutigen Hund in den Kopf gebissen worden waren durch den existierenden Tollwutimpfstoff nicht gerettet werden konnten Gajdusek schlug darauf hin vor den Impfstoff gemeinsam mit Tollwut Antikorpern zu verabreichen die man aus Kaninchen Serum gewinnen konnte Im August 1954 wurde diese Kombinationstherapie bei 18 Patienten angewandt die von Tollwut infizierten Wolfen am Kopf verletzt worden waren Alle Patienten uberlebten die Infektion Seitdem hat sich diese Therapie weltweit zur Behandlung von Tollwut Infektionen bewahrt 3 Gajduseks bedeutendste wissenschaftliche Leistung aber war der experimentelle Nachweis einer Gruppe von ubertragbaren spongioformen Enzephalopathien Er erfuhr 1957 dass der neuguineische Bezirksarzt Vincent Zigas von einer ungewohnlichen Krankheit genannt Kuru 4 berichtet hatte die im Hochland von Papua Neuguinea im Stamm der Fore existiere und sich in neurologischen Ausfallen bei Frauen und Kindern aussere Erstes Symptom sei ein unsicherer Gang bald kamen Tremor sowie Sprechstorungen hinzu und binnen Monaten traten zunachst vollstandige geistige Umnachtung und schliesslich der Tod ein Gajdusek vermutete dass die Ursache der Krankheit in einer Form des rituellen Kannibalismus zu suchen sein konnte an dem nur Frauen und Kinder beteiligt waren Gemeinsam mit dem Virologen Clarence Joseph Gibbs Jr wurden in den folgenden Jahren Experimente durchgefuhrt an deren vorlaufigem Ende 1966 der Nachweis einer Ubertragbarkeit von Kuru auf Schimpansen stand 1968 gelang es beiden die Creutzfeldt Jakob Krankheit auf Schimpansen zu ubertragen 1972 folgte der entsprechende Nachweis fur Scrapie 1980 widerlegte Gajdusek zudem die bis dahin existierende Theorie auch die Alzheimer Krankheit sei ubertragbar Fur ihre Entdeckungen uber neue Mechanismen der Entstehung und Verbreitung von Infektionskrankheiten erhielten er und Baruch Blumberg der aber auf einem vollig anderen Gebiet geforscht hatte 1976 je zur Halfte den Nobelpreis fur Physiologie oder Medizin Verurteilung wegen sexuellen Missbrauchs BearbeitenGajdusek unternahm Forschungsreisen zu den auf den Sudseeinseln lebenden Urvolkern von denen er mit dem Einverstandnis der Eltern insgesamt 56 Kinder mitbrachte die bei ihm aufwuchsen Im Jahr 1997 wurde er wegen sexuellen Missbrauchs an von ihm adoptierten Jungen aus Neuguinea und Mikronesien den er im Gerichtsverfahren zugegeben hatte zu einer Gefangnisstrafe verurteilt 5 6 Nach seiner Entlassung aus der Haft siedelte er 1998 nach Europa uber wo er die folgenden zehn Jahre bis zu seinem Tod in der warmen Jahreszeit zumeist in Amsterdam und im Winter in Norwegen lebte Ehrungen und Mitgliedschaften Auswahl Bearbeiten1974 Mitglied der National Academy of Sciences 1976 Nobelpreis fur Physiologie oder Medizin 1978 Mitglied der American Academy of Arts and Sciences 1978 Mitglied der American Philosophical Society 1984 Mitglied der Leopoldina 1993 Mitglied der Australian Academy of Science 1995 Ehrendoktorwurde der Medizinischen Universitat LodzLiteratur BearbeitenWarwick Anderson The Collectors of Lost Souls Johns Hopkins University Press Baltimore USA 2008 Gisela Baumgart Gajdusek Daniel Carleton In Werner E Gerabek Bernhard D Haage Gundolf Keil Wolfgang Wegner Hrsg Enzyklopadie Medizingeschichte De Gruyter Berlin New York 2005 ISBN 3 11 015714 4 S 446 Richard Rhodes Todliche Mahlzeit BSE Eine schleichende Epidemie bedroht die Menschheit Hoffmann und Campe Hamburg 1998 ISBN 978 3 455 15021 6 Originalausgabe New York 1997 Hanya Yanagihara The People in the Trees Roman Atlantic 2013 7 Filmdokumentationen BearbeitenDas Genie und die Jungs Originaltitel Geniet och pojkarna Schweden SVT 2009 79 Minuten Regie Bosse Lindquist 8 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Daniel Carleton Gajdusek Sammlung von Bildern Informationen der Nobelstiftung zur Preisverleihung 1976 an Daniel Carleton Gajdusek englisch Einzelnachweise Bearbeiten Auf Kopfjagd fur die Medizin In Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 6 November 2011 Seite 65 Gisela Baumgart Gajdusek Daniel Carleton 2005 S 446 Jaap Goudsmit Daniel Carleton Gajdusek 1923 2008 In Nature Band 457 2009 S 394 D Carleton Gajdusek J Farquhar Kuru New York 1981 nytimes com D Carleton Gajdusek Who Won Nobel for Work on Brain Disease Is Dead at 85 In The New York Times 15 Dezember 2008 englisch D Carleton Gajdusek Controversial Scientist Erschienen in The Washington Post am 16 Dezember 2008 Carmela Ciuraru Bitter Fruit The New York Times 27 September 2013 Geniet och pojkarna Memento vom 7 November 2011 im Internet Archive Trager des Nobelpreises fur Physiologie oder Medizin 1901 Behring 1902 Ross 1903 Finsen 1904 Pawlow 1905 Koch 1906 Golgi Cajal 1907 Laveran 1908 Metschnikow Ehrlich 1909 Kocher 1910 Kossel 1911 Gullstrand 1912 Carrel 1913 Richet 1914 Barany 1915 1918 nicht verliehen 1919 Bordet 1920 Krogh 1921 nicht verliehen 1922 Hill Meyerhof 1923 Banting Macleod 1924 Einthoven 1925 nicht verliehen 1926 Fibiger 1927 Wagner Jauregg 1928 Nicolle 1929 Eijkman Hopkins 1930 Landsteiner 1931 Warburg 1932 Sherrington Adrian 1933 Morgan 1934 Whipple Minot Murphy 1935 Spemann 1936 Dale Loewi 1937 Szent Gyorgyi 1938 Heymans 1939 Domagk 1940 1942 nicht verliehen 1943 Dam Doisy 1944 Erlanger Gasser 1945 Fleming Chain Florey 1946 Muller 1947 C Cori G Cori Houssay 1948 Muller 1949 Hess Moniz 1950 Kendall Reichstein Hench 1951 Theiler 1952 Waksman 1953 H A Krebs Lipmann 1954 Enders Weller Robbins 1955 Theorell 1956 Cournand Forssmann Richards 1957 Bovet 1958 Beadle Tatum Lederberg 1959 Ochoa Kornberg 1960 Burnet Medawar 1961 Bekesy 1962 Crick Watson Wilkins 1963 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