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Unter Adaptation lat adaptare anpassen versteht man beim Auge dessen Anpassung an die im Gesichtsfeld vorherrschenden Leuchtdichten Pupillenreflex des menschlichen AugesBei plotzlichen Helligkeitsunterschieden kann uber den Pupillenlichtreflex vermittelt durch Verengung oder Erweiterung der Pupillen mit der Irismuskulatur die einfallende Lichtmenge rasch angepasst werden jedoch ist hierdurch nur eine Veranderung innerhalb eines Spielraums von etwa 1 10 erreichbar Die weitergehende Anpassung an unterschiedliche Umgebungshelligkeiten kommt durch eine Anderung der Lichtempfindlichkeit der Netzhaut Retina zustande und ist erst nach einer gewissen Verzogerung optimal Erst diese retinale Adaptation macht es moglich Lichtreize sehr verschiedener Starke zu verarbeiten um etwa schwach scheinende Sterne am mondlosen Nachthimmel oder aber Spuren im Schnee bei Sonnenlicht zu sehen Spielraum etwa 1 1012 1 Hierzu tragen ausser biochemisch angepassten Transduktionsprozessen in den Sinneszellen Photorezeptoren auch unterschiedlich gewichtete Verschaltungen innerhalb des rezeptiven Feldes nachgeordneter retinaler Nervenzellen bei 2 Inhaltsverzeichnis 1 Pupillenlichtreflex 1 1 Reflexkette 2 Anpassungsvorgange der Netzhaut 2 1 Chromatische Adaptation 2 2 Hell und Dunkeladaptation 2 3 Transiente Adaptation 3 Siehe auch 4 EinzelnachweisePupillenlichtreflex BearbeitenDie Iris Regenbogenhaut stellt die Begrenzung des Sehlochs Pupille dar Das Ergebnis des Pupillenlichtreflexes kurz Pupillenreflex ist eine Tonusanderung der glatten Irismuskulatur Dies bewirkt eine Veranderung der Pupillenweite wodurch die relative Menge des in das Auge einfallenden Lichts angepasst werden kann Der Mechanismus ist vergleichbar mit der Regulierung der Blendenoffnung bei Fotoapparaten Dafur besitzt die Iris zwei Muskeln Der Musculus dilatator pupillae Pupillenerweiterer wird von sympathischen Nervenfasern aus dem Centrum ciliospinale Ruckenmarkssegmente C8 Th3 innerviert Die Erweiterung der Pupille wird als Mydriasis bezeichnet Der Musculus sphincter pupillae Pupillenverenger wird von parasympathischen Fasern des Nervus oculomotorius III Hirnnerv aus dem Ncl Edinger Westphal uber das Ganglion ciliare innerviert Er wird bei hohem Lichteinfall aktiviert Eine Verengung der Pupille wird als Miosis bezeichnet Die reflektorische Regelung des Lichteinfalls durch die Pupille bewirkt eine rasche Anpassung an plotzliche Wechsel der Helligkeit Bei Zunahme des Pupillendurchmessers um das Dreifache liegt die Vergrosserung der Offnungsflache in der Grossenordnung von Faktor 10 101 Da der Gesamtbereich der Hell Dunkeladaptation jedoch mehr als 11 Grossenordnungen betragt um 1012 spielt der Pupillenreflex in diesem Zusammenhang nur eine untergeordnete Rolle Reflexkette Bearbeiten nbsp Schema zur Verschaltung der Nervenbahnen zur Verengung der PupilleAfferenz Die Information uber den erhohten Lichteinfall wird von lichtempfindlichen Photorezeptoren in der Retina uber den Sehnerv Nervus opticus und Tractus opticus in den Epithalamus zu den Nuclei praetectales geleitet Deren Efferenzen leiten die Helligkeits Information beidseitig in die Edinger Westphal Kerne Nuclei accessorii nervi oculomotorii Efferenz In den Edinger Westphal Kernen findet eine Verschaltung auf den parasympathischen Anteil des Nervus oculomotorius statt Uber das Ziliarganglion wird der Musculus sphincter pupillae zur Kontraktion angeregt und damit die Pupille verengt Da einerseits beide pratektalen Kerne uber die Commissura posterior verbunden sind und von jedem Auge eine Verknupfung zu beiden pratektalen Kernen besteht wird der Reflex von beiden Augen gleichzeitig durchgefuhrt auch wenn nur ein Auge plotzlich beleuchtet wird 3 Daher kann auch an einem blinden Auge durch Beleuchtung des anderen gesunden Auges eine Pupillenverengung ausgelost werden solange der Reflexbogen intakt ist konsensuelle Lichtreaktion Bei Vogeln und Reptilien bestehen die Irismuskeln vorwiegend aus quergestreifter Muskulatur und sind willkurlich beeinflussbar Da bei diesen Wirbeltierklassen alle Sehnervenfasern kreuzen zeigen sie auch keinen konsensuellen Pupillenlichtreflex 4 Anpassungsvorgange der Netzhaut Bearbeiten nbsp Zeitlicher Verlauf der Anpassung des Auges an Dunkelheit Rot Zapfen Blau Stabchen Der Schnittpunkt der beiden Kurven beim Ubergang von photopischem Zapfensehen zu skotopischem Stabchensehen wird Kohlrausch Knick genannt Uber einen weiten Bereich konnen die lichtempfindlichen Photorezeptoren der Netzhaut ihre Empfindlichkeit in Abhangigkeit von der Beleuchtungsstarke andern Die Dunkeladaptation ist dabei ein langsamer Prozess da der Sehfarbstoff in seinen aktiven Zustand gewandelt werden muss es dauert bei Zapfen etwa 10 Minuten und bei Stabchen rund 30 Minuten bis sie vollstandig an dunkle Lichtverhaltnisse angepasst sind Die Anpassung an helle Lichtverhaltnisse wird dagegen schon in Sekundenbruchteilen 5 wirksam und ist je nach Adaptionstyp in bis zu 6 Minuten optimal 6 sie ist auch als Schutz vor Netzhautschaden durch ubermassig starkes Licht zu verstehen Einen zusatzlichen Anpassungsvorgang stellt die veranderte raumliche Summation dar bei der die Flache der Netzhaut aus der eine Ganglienzelle der Netzhaut erregende Impulse erhalten kann unter dem Einfluss retinaler Verschaltungen z B durch laterale Hemmung bei ansteigender Leuchtdichte abnimmt Umgekehrt kann bei sinkender Leuchtdichte eine hohere Anzahl von Photorezeptoren des rezeptiven Feldes zur Bildung von Aktionspotentialen beitragen die uber den Neuriten im Sehnerv weitergeleitet werden Bei niedrigen Leuchtdichten konnen daneben eine Verlangsamung der Augenbewegungen bzw eine verlangerte Fixationsdauer die zu einer zeitlichen Summation fuhren ebenfalls als Anpassungmodus verstanden werden Retinale Adaptationsprozesse deren Wirkung auf bestimmte Netzhautareale beschrankt betrachtet wird werden oft als lokale Adaptation bezeichnet und liegen beispielsweise dem Troxler Effekt zugrunde Bei besonderer Auspragung fuhren sie nachwirkend zu einem Nachbild das auch beim sogenannten Sukzessivkontrast beobachtet werden kann bis dieses aufgrund retinaler Adaptation wieder verschwindet Chromatische Adaptation Bearbeiten Da die Netzhaut mit verschiedenen Typen von lichtempfindlichen Zellen ausgestattet ist die fur unterschiedliche Spektralbereiche empfanglich sind kann durch Adaption auch der Weissabgleich des Auges erledigt werden die chromatische Adaptation Wenn in der neuen Lichtsituation eine andere Farbtemperatur vorherrscht z B durch einen verstarkten Rotanteil dann werden die rotempfindlichen Zellen ihre Empfindlichkeit im Verhaltnis zu den anderen verringern Als Resultat empfindet der Betrachter eine weisse Flache anschliessend ebenfalls wieder als weiss obwohl sie eine proportional erhohte Menge roten Lichtes reflektiert Adaptive Farbverschiebung ist der Unterschied in der wahrgenommenen Objektfarbe aufgrund einer Anderung der chromatischen Adaptation Hell und Dunkeladaptation Bearbeiten Hell und Dunkeladaptation der Wirbeltiere sind an die Retinomotorik gebunden Bewegung der Pigmentepithelzellfortsatze und der Aussenglieder der Photorezeptoren Diese Wanderungsprozesse sind wahrscheinlich nur bei Tieren und nicht beim Menschen nachweisbar 7 Helladaptation ist der Spezialfall des Tagsehens wenn das gesamte visuelle System sich an Leuchtdichten oberhalb 3 4 cd m2 angepasst hat Dunkeladaptation ist der Spezialfall wenn das visuelle System sich an Leuchtdichten unter 0 034 cd m2 angepasst hat Ein sehr offensichtliches Beispiel der quantitativen Adaptation kann beobachtet werden wenn eine Person sich aus der vollen Sonne in ein Gebaude hineinbewegt Die visuelle Umgebung im Gebaude wird zuerst nahezu schwarz erscheinen Nach einigen Minuten ist die Person dann wieder in der Lage Details zu erkennen z B Zeitungstext zu lesen Allerdings ist der Blick aus dem Fenster dann wieder unangenehm da die grossen Leuchtdichten draussen nun starke Blendung verursachen Die Dunkeladaptation beruht in erster Linie darauf dass sowohl in den Zapfen als auch in den Stabchen der Sehfarbstoff resynthetisiert wird Da der Wiederaufbau jeweils langsamer als der Zerfall vor sich geht bedarf die Dunkeladaptation eines langeren Zeitraums als die Helladaptation 8 Transiente Adaptation Bearbeiten Transiente Adaptation ist ein Begriff fur den Spezialfall der dann eintritt wenn das Auge wiederholt zwischen einem hohen und einem niedrigen Lichtniveau hin und her wechseln muss Dieses ist der Fall wenn die Umgebung sehr hohe Kontraste aufweist z B wenn ein Computermonitor 140 300 cd m2 und eine sonnenbeschienene Flache im Fenster gt 5000 cd m2 ohne Kopfdrehung nebeneinander sichtbar sind Dieser Zustand wird eine baldige Ermudung der Augen zur Folge haben Der Transient adaptation factor TAF ist ein englischsprachiger Begriff und bezeichnet die relative Reduktion des wahrnehmbaren Kontrastes durch die Readaptation zwischen unterschiedlich hellen Umgebungen Siehe auch BearbeitenMizuo Nakamura PhanomenEinzelnachweise Bearbeiten Stefan Silbernagl Agamemnon Despopoulos Taschenatlas Physiologie 8 Auflage Thieme Verlag 2012 ISBN 978 3 13 567708 8 S 374 Josef Dudel Randolf Menzel Robert F Schmidt Neurowissenschaft vom Molekul zur Kognition 2 Auflage Springer Verlag 2001 ISBN 3 540 41335 9 Kapitel 17 S 394ff Werner Kahle u a dtv Atlas der Anatomie Band 3 Deutscher Taschenbuchverlag Munchen 1978 ISBN 3 423 03019 4 S 312 Walter Baumgartner Klinische Propadeutik der Haus und Heimtiere Georg Thieme Stuttgart 2009 ISBN 978 3 8304 4175 5 S 413 James T Fulton Light amp Dark Adaptation in human vision auf neuronresearch net Theodor Axenfeld Begr Hans Pau Hrsg Lehrbuch und Atlas der Augenheilkunde Gustav Fischer Verlag Stuttgart 1980 ISBN 3 437 00255 4 S 54 Wolf D Keidel Sinnesphysiologie Teil I Allgemeine Sinnesphysiologie Visuelles System Springer Berlin Heidelberg New York 1976 ISBN 3 540 07922 X S 160 Gerhard Thews Ernst Mutschler Peter Vaupel Anatomie Physiologie Pathophysiologie des Menschen 5 Auflage Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart 1999 ISBN 3 8047 1616 4 S 738f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Adaptation Auge amp oldid 235267057