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Dieser Artikel behandelt die Ganglienzellen der Netzhaut Fur andere Verwendungen des Wortes Ganglienzelle siehe Ganglion Nervensystem Als Ganglienzellen der Netzhaut oder retinale Ganglienzellen RGC 1 werden verschiedene in der Ganglienzellschicht Stratum ganglionare der Retina gelegene Nervenzellen des Auges bezeichnet deren Axone zusammen den Sehnerv bilden Zelltypen in den Schichten einer Saugetiernetzhaut R Stabchen C Zapfen H Horizontalzelle Bi Bipolarzelle A Amakrinzelle G Ganglienzelle GC Ganglienzellschicht Das Licht fallt hierbei von unten ein Im visuellen System stellen retinale Ganglienzellen das dritte afferente Neuron der Sehbahn dar Von zwischengeschalteten Neuronen wie den Bipolarzellen als zweitem afferentem Neuron empfangen sie aufgearbeitete Informationen uber die Erregung der Lichtsinneszellen Stabchen oder Zapfen als erstes afferentes Neuron verarbeiten diese Information und leiten daraufhin unterschiedliche eigene Signale an Kerngebiete des Corpus geniculatum laterale CGL im Metathalamus des Zwischenhirns weiter Von dort zieht die Sehstrahlung als Projektionsbahn zum primaren visuellen Cortex Im Sehnerv laufen weniger zahlreich auch Axone von retinalen Ganglienzellen deren Signale fur grundlegende Funktionen wie den Tag Nacht Rhythmus oder fur optische Reflexe gebraucht werden Diese Axone enden an Kernen des Nucleus suprachiasmaticus im Hypothalamus Licht als Zeitgeber circadianer Rhythmen Kernen der Area pretectalis im Epithalamus afferenter Reflexbogenanteil der Pupillenlichtreaktion Kernen der oberen Hugel im Mittelhirn Afferenzen fur reflektorische Augenbewegungen Inhaltsverzeichnis 1 Morphologie 2 Funktionelle Zuordnung 3 Rezeptive Felder 4 Zelltypen und Informationsverarbeitung 5 Terminologie 6 Fotosensitive Ganglienzellen 7 Siehe auch 8 Anmerkungen und EinzelnachweiseMorphologie BearbeitenDie Zellkorper der Ganglienzellen liegen in der innersten dem Glaskorper zugewandten Zellschicht Stratum ganglionare der Netzhaut Nur im optischen Teil der Retina findet man diese Ganglienzellschicht GC Am starksten ausgepragt ist sie im gelben Fleck Macula lutea um die Netzhautmitte herum wird zur Mitte hin dunner und fehlt in der zentralen Sehgrube Fovea centralis Denn an dieser Stelle sind die andernorts bedeckenden Innenschichten seitwarts verlagert und so die Sinneszellen der ausseren Kornerschicht ONL dem einfallenden Licht freigelegt hier sind ausschliesslich Zapfen zu finden und in der Foveola nur M und L Zapfen Die fur diese zentralen Netzhautregionen zustandigen Ganglienzellen befinden sich in den umgebenden Randzonen der Makula Die Dendriten retinaler Ganglienzellen verzweigen sich je nach Zelltyp unterschiedlich reich und bilden in der inneren plexifomen Schicht IPL Synapsen mit den Bipolarzellen und den Amakrinzellen der weiter aussen gelegenen inneren Kornerschicht INL Die Axone aller Ganglienzellen bei einer menschlichen Retina bis anderthalb Millionen laufen inwendig als Nervenfaserschicht Stratum neurofibrarum zum Sehnerv Nervus opticus zusammen und verlassen an der Papille Discus nervi optici den Augapfel Im Gesichtsfeld entspricht dieser Stelle der blinde Fleck Von dort ziehen die Axone uber das Chiasma opticum teilweise kreuzend uberwiegend zu Kerngebieten der seitlichen Kniehocker Corpora geniculata lateralia CGL im Zwischenhirn wo sie Synapsen mit nachgeschalteten Neuronen bilden Retinale Ganglienzellen sind multipolare Neurone mit langem Axon die in Grosse Bau und Verzweigungsmuster verschieden sein konnen Allein nach morphologischen Kriterien beispielsweise nach der Erscheinungsform ihres Dendritenbaums als winzig midget sparlich sparse dornig thorny oder zweischichtig bistratified geschieden gibt es uber ein Dutzend Typen 2 Funktionelle Zuordnung BearbeitenDaruber hinaus werden Ganglienzellen nach den Zielorten der Projektion aufgefachert anhand elektrophysiologischer Kenndaten wie der Leitungsgeschwindigkeit klassifiziert sowie hinsichtlich des Spektrums von Lichtreizen und der ausgelosten Signalmuster gekennzeichnet Damit erst lassen sich dann mehrere Typen so differenzieren dass ihnen unterschiedliche Aufgaben bei der Informationsverarbeitung zugeschrieben werden konnen Die Ganglienzellen sind die einzigen Zellen der Netzhaut die Aktionspotenziale ausbilden konnen bei den ubrigen retinalen Neuronen ist die Erregungsleitung elektrotonisch Fortgeleitet werden diese Aktionspotenziale im Auge uber die als innerste Netzhautschicht verlaufenden Nervenfasern Bei Primaten wie dem Menschen sind diese marklos ausgebildet was nur eine relativ langsame Weiterleitung erlaubt doch die Lichtbrechung verringert Mit Austritt aus dem Auge werden die einzelnen Axone der Ganglienzellen dann als Sehnervenfasern markreich von einer Myelinscheide umgeben wodurch eine schnellere Leitung der Signale moglich wird Der Sehnerv insgesamt ist von Fortsetzungen der Hirnhaute umhullt und so auch anatomisch als Teil des Hirns zu erkennen Rezeptive Felder Bearbeiten Hauptartikel Rezeptives Feld Der Bereich der Netzhaut der Einfluss auf den Erregungszustand einer bestimmten Ganglienzelle nehmen kann wird als das ihr zugeordnete rezeptive Feld bezeichnet Ein rezeptives Feld umfasst eine bestimmte Gruppe von Rezeptorzellen Stabchen oder Zapfen und entsteht durch die Konvergenz mehrerer Bipolarzellen auf eine Ganglienzelle Horizontalzellen und Amakrinzellen wirken bei der Informationsweitergabe mit vor allem durch laterale Hemmung Meist lassen sich rezeptive Felder in ein Zentrum und dessen Peripherie unterteilen Diese beiden Bereiche haben eine gegensinnige Wirkung auf die Ganglienzelle Ist das Zentrum erregend und die Peripherie hemmend so spricht man von einer ON Zentrum Ganglienzelle im umgekehrten Fall von einer OFF Zentrum Ganglienzelle Mit solch einer Form der Verschaltung kann unter anderem der Kontrast einer visuellen Wahrnehmung verstarkt werden Beispielsweise ist die Aktionspotenzial Frequenz einer ON Zentrum Ganglienzelle dann besonders hoch wenn die zugeordneten Fotorezeptoren des Zentrums sehr stark und die in der Peripherie ziemlich wenig gereizt werden 3 Die Grosse der einzelnen rezeptiven Felder ist recht unterschiedlich Sie hangt sowohl von dem Typ der Ganglienzelle als auch von ihrer Positionierung in der Netzhaut ab Innerhalb der Macula lutea sind die rezeptiven Felder typischerweise ausgesprochen klein und umfassen nur wenige Zapfen Fur die Fovea centralis als den Bereich des scharfsten Sehens und hier insbesondere fur die Foveola als Bezugsstelle Mitte der raumlichen Relationen auf der Netzhaut findet sich schliesslich auch eine Konvergenz von 1 1 Ausserhalb der Makula umfassen die rezeptiven Felder deutlich mehr Sinneszellen und nehmen zur Netzhautperipherie hin an Grosse zu Zelltypen und Informationsverarbeitung BearbeitenNach dem gegenwartigen Stand des Wissens werden bei der visuellen Informationsverarbeitung in Primaten drei Haupttypen retinaler Ganglienzellen unterschieden 4 Deren Aktivitatsmuster wenn angeregt durch ein naturliche Bilder sind in den folgenden Videos dargestellt 5 source source source Gezeigt ist die Aktivitat eines Arrays von midget Ganglienzellen in Graustufen rechts die von einem naturlichen Video links verursacht wird Diese Zellen reagieren auf mittel grun und langwelliges rot Licht und formen den magnozellularen Sehpfad source source source Gezeigt ist die Aktivitat eines Arrays von parasol Ganglienzellen in Graustufen rechts die von einem naturlichen Video links verursacht wird Man beachte die deutlich transienteren Aktivitatsmuster im Vergleich zu den midget Ganglienzellen Parasol Ganglienzellen sind ausserdem farbenblind und Teil der parvozellularen Signalbahn source source source Gezeigt ist die Aktivitat eines Arrays von bistratified Ganglienzellen in Graustufen rechts die von einem naturlichen Video links verursacht wird Man beachte die niedrigere Auflosung im Vergleich zu parasol und midget Ganglienzellen Bistratified Ganglienzellen werden stark von kurzwelligem blauem Licht getrieben und bilden die erste Stufe des koniozellularen Pfades parasol Ganglienzellen Auf diesen Zelltyp konvergieren so genannte diffuse Bipolarzellen die ihrerseits ihren Input von L und M Zapfen erhalten also jenen Sinneszellen die besonders empfindlich auf lang bzw mittelwelliges Licht reagieren Die rezeptiven Felder sind sehr transient in der Zeit und die Dendritenbaume stark ausgebildet parasol englisch fur Sonnenschirm Da die parasol Ganglienzellen nicht zwischen den beiden Zapfentypen unterscheiden sind sie unfarbig ihr Ausgangssignal ist achromatisch Es dient vermutlich hauptsachlich der Hell Dunkel Unterscheidung und wird an die magnozellularen Schichten des CGL weitergegeben Parasol Ganglienzellen verarbeiten daneben auch Signale von Stabchen die mit ihrer hohen Sensitivitat vor allem dem Dammerungssehen dienen und zwischen verschiedenen Spektralbereichen nicht unterscheiden midget Ganglienzellen Im Vergleich zu den parasol Zellen haben die midget Ganglienzellen einen kleinen Dendritenbaum und rezeptive Felder deren Zentrum meist einzig nur einen M Zapfen oder einen L Zapfen umfasst midget englisch fur Winzling Dieses uber midget Bipolarzellen zugeordnete Zentrum kann ON oder OFF geschaltet sein die umgebende Periphere dann jeweils umgekehrt Im gemeinsamen Zusammenspiel leisten sie die Aufarbeitung des Rot Grun Kontrasts und verrechnen die Signale von L Zapfen und M Zapfen gegeneinander als Differenz vereinfacht L M oder M L Das Video zeigt Aktivitat des M L typs Die Axone der midget Ganglienzellen projizieren in die parvozellularen Schichten des CGL Bei diesem Teilsystem handelt es sich um das evolutionar jungste die unterschiedlichen Opsine der M und L Zapfen sind erst bei den Primaten durch eine Genduplikation entstanden 6 In der menschlichen Retina sind etwa 80 der Ganglienzellen vom midget Zelltyp bistratified Ganglienzellen Dieser Zelltyp hat sehr grosse rezeptive Felder mit einem ON Zentrum von mehreren S Zapfen also den fur kurzwelliges Licht besonders empfindlichen Sinneszellen Deren Signale werden uber konvergierende blue Bipolarzellen erregend an Dendriten der Ganglienzelle geleitet Blue ON Eine Peripherie im eigentlichen Sinn fehlt hier diffuse Bipolarzellen sammeln hingegen Signale von M und L Zapfen und geben sie hemmend OFF an eine zweite Dendritenschicht der bistratified Ganglienzellen weiter bistratified fur zweifach geschichtet Damit wird dem Signal der S Zapfen ein kombiniertes Signal von L und M Zapfen gegenubergestellt und verrechnet vereinfacht S M L Auf diese Weise kann der Blau Gelb Kontrast hervorgehoben werden Die Axone der bistratified Ganglienzellen ziehen in die koniozellularen Schichten des CGL die als Unterschichten interlaminar jeweils einer gross bzw kleinzelligen Schicht anliegen Terminologie BearbeitenNach den Zelltypen ihrer jeweiligen Zielregionen benannt heissen parasol Ganglienzellen auch M Zellen M hier fur magnozellular und midget Ganglienzellen auch P Zellen P hier fur parvozellular gelegentlich werden die bistratified Ganglienzellen als K Zellen K fur koniozellular bezeichnet Fotosensitive Ganglienzellen BearbeitenDaneben finden sich im Saugetierauge auch 1 3 an retinalen Ganglienzellen die nicht zur visuellen Bildverarbeitung beitragen sondern dem non visuellen System okularer Photosensitivitat zugeordnet werden Diese Neuronen enthalten ein Photopigment Melanopsin das sie selbst lichtempfindlich macht Licht uberfuhren sie in ein langer anhaltendes und depolarisiertes Rezeptorpotential im Unterschied zu den ciliaren Photorezeptoren mit Kontakt zum retinalen Pigmentepithel RPE intrinsisch photosensitive retinale Ganglienzellen ipRGCs Hier werden bisher funf Haupttypen M1 M2 M3 M4 M5 mit Subtypen unterschieden Doch sind deren Abgrenzungen noch unscharf und insbesondere ihre jeweilige physiologische Aufgabe im Einzelnen noch unklar Sie erhalten aus der Retina Signale vornehmlich von ON Bipolaren Zellen und geben auch Signale an Neuronen der Retina weiter insbesondere Amakrinzellen Ihre wesentliche Funktion wird jedoch getragen von ihren mit den Sehnerven verlaufenden Neuriten zuKernen des Nucleus suprachiasmaticus im Hypothalamus Licht als Zeitgeber circadianer Rhythmen Kernen der Area pretectalis im Epithalamus afferenter Reflexbogenanteil der Pupillenlichtreaktion Kernen der oberen Hugel im Mittelhirn Afferenzen fur reflektorische Augenbewegungen Siehe auch BearbeitenSehbahn NetzhautAnmerkungen und Einzelnachweise Bearbeiten Die Bezeichnung Ganglienzelle geht zuruck auf die anatomische Unterscheidung des Nervensystems in einen zentralen Anteil und den peripheren bei dem dann Anhaufungen von Nervenzellkorpern als Ganglien bezeichnet werden Derart wurden auch die Zellkorper von Neuronen der Netzhaut in der Inneren Kornerschicht Stratum nucleare internum als Ganglion retinae und die in der Ganglienzellschicht Stratum ganglionare als Ganglion nervi optici zusammengefasst Nur letztere die Sehnervenganglienzellen werden ublicherweise retinale Ganglienzellen RGC genannt Eine knappe schematische Zusammenfassung nach Dacey et al Washington 2003 wird wiedergegeben im Neuronbank Wiki unter Retinal Ganglion Cell Types of RGCs Memento des Originals vom 25 Juli 2009 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot neuronbank org Eric R Kandel James H Schwarz Thomas M Jessell Hrsg Principles of neural science 4 edition international edition McGraw Hill New York NY u a 2000 ISBN 0 8385 7701 6 Barry B Lee Paul R Martin Ulrike Grunert Retinal connectivity and primate vision In Progress in Retinal and Eye Research Bd 29 Nr 6 November 2010 ISSN 1350 9462 S 622 639 doi 10 1016 j preteyeres 2010 08 004 Manuel Schottdorf Barry B Lee A quantitative description of macaque ganglion cell responses to natural scenes the interplay of time and space In The Journal of Physiology Band 599 Nummer 12 06 2021 S 3169 3193 doi 10 1113 JP281200 PMID 33913164 PMC 8998785 freier Volltext Gerald H Jacobs Jeremy Nathans Der merkwurdige Farbensinn der Primaten In Spektrum der Wissenschaft 5 2010 S 44 51 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Retinale Ganglienzelle amp oldid 236606237