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Die Myelinscheide zu altgriechisch myelos myelos Mark 1 oder Markscheide ist eine lipidreiche Schicht die bei Wirbeltieren die Axone mancher Nervenzellen umgibt Sie wird gebildet aus der myelinhaltigen Zellmembran von Gliazellen Oligodendrozyten im Zentralnervensystem Schwann Zellen im peripheren Nervensystem die zu mehreren nebeneinander den Fortsatz der Nervenzelle umwickeln Durch die Myelinscheide sinken Leitwert und Kapazitat der Nervenzellmembran was die besonders schnelle saltatorische Erregungsleitung ermoglicht Inhaltsverzeichnis 1 Bildung 2 Funktion 3 Erkrankungen 4 EinzelnachweiseBildung Bearbeiten nbsp Abbildung aus Gray s Anatomy mit Querschnitten durch ein Axon im PNS mit einer Myelinscheide aus Schwann ZellenIm ZNS gehen vom Soma eines Oligodendrozyten Fortsatze aus die jeweils einen Teilabschnitt eines Axons umhullen Ein Oligodendrozyt kann so an den Umhullungen von etwa 10 50 Axonen beteiligt sein 2 Eine Schwann Zelle im PNS umwickelt je einen Teilabschnitt eines Axons wobei viele Schwann Zellen hintereinander liegen wenn der lange Neurit umhullt und so zum Axon wird Bei der Bildung von Myelinscheiden der Myelogenese oder Markreifung wachsen die Schwann Zellen mehrmals um den Nervenzellfortsatz herum und wickeln ihn derart bis zu funfzigmal mit doppelten Lagen ihrer Zellmembran ein 3 Dabei kommen die Zellmembran schichten unmittelbar aneinander zu liegen Zwischen zwei Membraninnenseiten ist normalerweise kein Zytoplasma mehr vorhanden sondern sie sind miteinander zur Hauptlinie oder inneren Anlagerungslinie verschmolzen wo sich das basische Myelinprotein befindet 2 Nicht verschmolzen sind die Zellmembranen an den Stellen der sogenannten Schmidt Lantermann Einkerbungen oder Myelininzisuren Hier bestehen fur den Stoffaustausch Zytoplasmabrucken die sich als lichtmikroskopisch sichtbarer schmaler schrag verlaufender Streifen durch alle Myelinschichten der Myelinscheide ziehen und miteinander verbunden sind Funktion BearbeitenNervenfasern mit stark ausgebildeten Myelinscheiden werden als markhaltig oder markreich bezeichnet und damit unterschieden von markarmen Fasern mit geringer ausgebildeter Myelinscheide und marklosen Fasern ohne Myelinscheide Eine starke Myelinscheide schutzt den umhullten Neuriten mechanisch und isoliert ihn elektrisch vom umgebenden Milieu der grossere Abstand zwischen intrazellularer und extrazellularer Flussigkeit senkt zudem die spezifische Membrankapazitat Aktive Erregungsleitung ist langsamer als passive rein elektrotonische Erregungsleitung Bei der saltatorischen Erregungsleitung werden Aktionspotentiale nur noch an den sogenannten Ranvier Schnurringen aufgebaut wo zwischen zwei umhullenden Gliazellen die dicke Myelinscheide des Axons unterbrochen ist Der jeweils circa 0 2 bis 1 5 Millimeter lange Axonabschnitt zwischen zwei solchen Schnurringen wird als Internodium bezeichnet In diesen internodalen Segmenten verringert die isolierende Myelinscheide Leckstrome durch die Membran weshalb die elektrotonische Ausbreitung der Depolarisation verlustarm uber diese weite Strecke moglich ist grossere Membranlangskonstante Die verringerte Membrankapazitat beschleunigt dabei die Umladung der Membran kleinere Membranzeitkonstante Durch die Entwicklung der Markscheidenfarbung durch Carl Weigert gelangen ab 1882 entscheidende Fortschritte bei der Erforschung des Nervensystems 4 Erkrankungen BearbeitenBei der Multiplen Sklerose und anderen demyelinisierenden Erkrankungen wird ebendiese Myelinhulle der Nervenzellfortsatze streckenweise zerstort im Fall der Multiplen Sklerose durch Autoantikorper wie Anti MOG Antikorper und Anti MBP Antikorper Dieser im Erkrankungsschub ablaufende Prozess wird als eine entzundliche Demyelinisation bezeichnet Einzelnachweise Bearbeiten Renate Wahrig Burfeind Hrsg Wahrig Illustriertes Worterbuch der deutschen Sprache ADAC Verlag Munchen 2004 ISBN 3 577 10051 6 S 590 a b Ulrich Welsch Sobotta Lehrbuch Histologie Zytologie Histologie mikroskopische Anatomie 2 vollig uberarbeitete Auflage Elsevier Urban amp Fischer Munchen u a 2006 ISBN 3 437 44430 1 S 189 Ulrich Welsch Sobotta Lehrbuch Histologie Zytologie Histologie mikroskopische Anatomie 2 vollig uberarbeitete Auflage Elsevier Urban amp Fischer Munchen u a 2006 ISBN 3 437 44430 1 S 186 188 Wolfgang Seeger Carl Ludwig Geletneky Chirurgie des Nervensystems In Franz Xaver Sailer Friedrich Wilhelm Gierhake Hrsg Chirurgie historisch gesehen Anfang Entwicklung Differenzierung Dustri Verlag Deisenhofen bei Munchen 1973 ISBN 3 87185 021 7 S 229 262 hier S 232 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Myelinscheide amp oldid 237217433