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Die Taumelkafer Gyrinidae auch Dreh oder Kreiselkafer genannt sind eine Familie der Kafer Sie leben auf der Oberflache von Gewassern wo sie in schnellen Kreis oder Spiralbewegungen umherschwimmen TaumelkaferTaumelkaferSystematikStamm Gliederfusser Arthropoda Uberklasse Sechsfusser Hexapoda Klasse Insekten Insecta Ordnung Kafer Coleoptera Unterordnung AdephagaFamilie TaumelkaferWissenschaftlicher NameGyrinidaeLatreille 1810 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Lebensweise 3 Systematik 3 1 Familie Gyrinidae 4 Einzelnachweise 5 Literatur 6 WeblinksMerkmale BearbeitenTaumelkafer sind 3 5 bis 8 Millimeter grosse langlich ovale meist glanzend schwarze Kafer mit in den Brustabschnitt versenktem Kopf geschlossene Korperkontur und schwarzer gelbroter oder rotbrauner Unterseite Kennzeichnend sind die kurzen stiftformigen Fuhler die langen Vorderbeine und die kurzen verbreiterten Mittel und Hinterbeine Die Hinterbeine sind stark verbreitert abgeplattet und taschenmesserartig zusammenklappbar zudem sind sie mit starken Borsten besetzt Die Komplexaugen der Taumelkafer sind in eine obere und eine untere Halfte getrennt Luft und Wasser haben einen unterschiedlichen Brechungsindex Als Anpassung daran sind die Augenteile entstanden Sie sind durch ihren Aufbau an das jeweilige Medium angepasst und scharf voneinander getrennt Dadurch kann der Kafer an der Wasseroberflache schwimmend gleichzeitig unter Wasser und in der Luft die Umgebung beobachten Lebensweise Bearbeiten nbsp Eine Gruppe Taumelkafer auf der Oberflache eines kleinen KanalesTaumelkafer sind die einzigen Kafer die die Wasseroberflache besiedeln Neuston Die Tiere leben oft gesellig Schwarmbildung oft mehrere hundert auch mehrerer Arten an der Oberflache Korper unbenetzbar von stehenden und massig fliessenden Gewassern wo sie auf dem Wasser lebende oder verungluckte Insekten erbeuten oder auch nach Nahrung tauchen Die Kafer bewegen sich besonders bei Sonnenschein rasant kreisend mit einer Geschwindigkeit bis zu 50 Zentimetern pro Sekunde und sind gute Flieger Durch die geschlossene Korperform geringer Wasserwiderstand vor allem aber durch die Ausgestaltung der beiden hinteren Beinpaare als Ruderbeine sind sie hervorragend an die Bewegung im Wasser angepasst Alle Teile der Beine sind flach und die ersten Fussglieder einseitig flachig verbreitert Die Schiene und das vierte Tarsenglied sind mit flachen gelenkig verbundenen Borsten besetzt die sich bei Beginn des Ruderschlags durch den Gegendruck des Wassers automatisch und blitzschnell abspreizen Beim Vorziehen der Beine in die Ausgangslage schieben sich diese Teile wie ein Facher ineinander dabei wird das Bein gedreht und mit der schmalen Kante nach vorn bewegt Als Hauptruder fungiert das mit besonders vielen plattchenformigen Borsten besetzte hintere Beinpaar mit einer Schlagfrequenz von etwa 50 bis 60 Schlagen pro Sekunde das Mittelbeinpaar ist nur etwa halb so schnell Der Ruderapparat von Taumelkafern hat einen hoheren Wirkungsgrad als vergleichbare Organsysteme bei jedem anderen bisher bekannten Wasserinsekt Mehr als 84 Prozent der eingesetzten Energie wird in Vorschub umgewandelt dagegen erreicht beispielsweise das Schaufelrad eines Dampfers lediglich einen Wirkungsgrad von 55 Prozent Die ungerichtete taumelnde Bewegung der Kafer auf dem Wasser entsteht durch ihr Unvermogen die Ruderbeine beiderseitig vollig simultan zu bewegen An Land kann der Kafer sich wegen seiner hochspezialisierten Schwimmbeine nur sehr unbeholfen fortbewegen Das Vorderbeinpaar ist durch seinen vollig andersartigen Bau nicht zum Schwimmen geeignet es dient als Greiforgan Beute Kopulation Festhalten unter Wasser Die Vordertarsen des Mannchens sind wie bei Mannchen anderer Wasserkaferfamilien verbreitert und mit zahlreichen Saugnapfen versehen Kopulationshilfe nbsp Der Taumelkafer Gyrinus japonicusBeim kreisenden Schwimmen nehmen die Taumelkafer feinste Erschutterungen an der Wasseroberflache mit Hilfe eines sich im zweiten Glied der kurzen kraftigen Antennen befindenden hochempfindlichen Organs zur Registrierung von Schwingungen des Johnstonschen Organs wahr Dieses Sinnesorgan befahigt die Tiere Kollisionen zu vermeiden und Beute und Artgenossen zu orten Im Experiment konnten Taumelkafer ohne anzustossen durch ein Maschendrahtgitter schwimmen obwohl die Maschen gerade ihrer Korperbreite entsprachen Auch Taumelkafer sind wie eine Reihe anderer Wasserkaferfamilien auf atmospharische Luft angewiesen Da ihre Flugeldecken am Ende abgestutzt sind und so die fein behaarte Hinterleibsspitze freiliegt sieht man dort die Luft als metallisch glanzendes Blaschen hangen Ihr spezifisches Gewicht verringert sich durch die von der Wasseroberflache unter den Flugeldecken mitgenommene Luft so dass sie sich unter Wasser anklammern mussen Sie besitzen Drusen aus denen sie giftige und lahmende wassertrubende Substanzen abgeben konnen Das Sekret wird ausserhalb des Wassers mit den Hinterbeinen auf der trocknen Korperoberflache verteilt Die Kopulation erfolgt auf oder unter dem Wasser bei einigen Arten an Land Die Eier werden in Schnuren unter Wasser an Wasserpflanzen geklebt Nach zehn Tagen bis drei Wochen schlupfen die Larven die sich in der Mulmschicht des Gewasserbodens aufhalten und dort nach Beutetieren suchen Ihre Mandibeln durchlauft teilweise ein Kanal durch den Verdauungssafte in das gepackte Opfer gelangen extraintestinale Verdauung Die Larven atmen den im Wasser gelosten Sauerstoff mit Hilfe von Tracheenkiemen von denen sich an jedem Hinterleibsglied ein Paar befindet Zur Verpuppung steigen die Larven aus dem Wasser und verwandeln sich arttypisch entweder auf Wasserpflanzen oder in kleinen Erdhohlen bzw in einem aus Korperausscheidungen Pflanzenteilen und Erde gefertigten Kokon Nach etwa ein bis neun Wochen schlupfen die Jungkafer und uberwintern an Land unter Steinen an Uberwasserteilen von Wasserpflanzen und wohl auch unter Wasser Vermutlich wird in diesem Fall der lebensnotwendige Sauerstoff aus Gasblasen bezogen die sich an Wasserpflanzen befinden Systematik BearbeitenWeltweit sind etwa 800 Arten beschrieben davon leben in Mitteleuropa etwa 13 Arten wahrend in Europa 19 Arten und Unterarten bekannt sind 1 Die folgende Liste gibt einen Uberblick uber die in Europa beheimateten Arten Familie Gyrinidae Bearbeiten Aulonogyrus Motschulsky 1853 Aulonogyrus concinnus Klug 1834 Aulonogyrus striatus Fabricius 1792 Gyrinus O F Muller 1764 Gyrinus minutus Fabricius 1798 Gyrinus aeratus Stephens 1835 Gyrinus caspius Menetries 1832 Gyrinus colymbus Erichson 1837 Gyrinus dejeani Brulle 1832 Gyrinus distinctus Aube 1836 Gyrinus marinus Gyllenhal 1808 Gyrinus natator Linnaeus 1758 Gyrinus opacus Sahlberg 1819 Gyrinus paykulli Ochs 1927 Gyrinus pullatus Zaitsev 1908 Gyrinus substriatus Stephens 1829 Gyrinus suffriani Scriba 1855 Gyrinus urinator Illiger 1807 Orectochilus Dejean 1833 Orectochilus villosus O F Muller 1776 Einzelnachweise Bearbeiten Gyrinidae Fauna Europaea Version 1 3 19 04 2007 abgerufen am 26 Juli 2007 Literatur BearbeitenBernhard Klausnitzer Kafer im und am Wasser Westarp Wissenschaften Magdeburg 1996 ISBN 3 89432 478 3 Jiri Zahradnik Irmgard Jung Dieter Jung et al Kafer Mittel und Nordwesteuropas Parey Berlin 1985 ISBN 3 490 27118 1 Edmund Reitter Fauna Germanica Die Kafer des Deutschen Reiches Band 1 K G Lutz Stuttgart 1908 Edmund Reitter Fauna Germanica Die Kafer des Deutschen Reiches 5 Bande Stuttgart K G Lutz 1908 1916 Digitale Bibliothek Band 134 Directmedia Publishing GmbH Berlin 2006 ISBN 3 89853 534 7Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Gyrinidae Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Taumelkafer amp oldid 234157825