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Lignine lateinisch lignum Holz bilden eine Gruppe von phenolischen Makromolekulen Biopolymeren die sich aus verschiedenen Monomerbausteinen zusammensetzen Es sind feste Biopolymere die in die pflanzliche Zellwand eingelagert werden dadurch bewirken sie die Verholzung der Zelle Lignifizierung Etwa 20 bis 30 Prozent der Trockenmasse verholzter Pflanzen der Holzzellwandsubstanz bestehen aus Ligninen damit sind sie neben der Cellulose und dem Chitin die haufigsten organischen Verbindungen der Erde Die Gesamtproduktion der Lignine wird auf etwa 20 Milliarden Tonnen pro Jahr geschatzt 3 StrukturformelBeispiel einer LigninstrukturAllgemeinesName LigninCAS Nummer 9005 53 2Monomere Teilstrukturen Cumarylalkohol Coniferylalkohol SinapylalkoholArt des Polymers Biopolymer CopolymerKurzbeschreibung cremefarbener Feststoff 1 EigenschaftenAggregatzustand festSicherheitshinweiseGHS Gefahrstoffkennzeichnungkeine Einstufung verfugbar 2 Soweit moglich und gebrauchlich werden SI Einheiten verwendet Wenn nicht anders vermerkt gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen Laubblattlignin GS Lignin aus Buchenholz Gezogen mit einem Losungsmittel aus 1 1 Aceton amp Wasser Lignine sind wesentlich fur die Druckfestigkeit und Bestandigkeit pflanzlicher Gewebe so ist die Evolution der landlebenden Pflanzen und vor allem der Baume sehr eng mit der Bildung von Lignin verknupft Nur mit Lignin konnen Pflanzen Festigungselemente ausbilden welche die Stabilitat grosserer Pflanzenkorper ausserhalb des Wassers gewahrleisten Im Wasser sorgt die im Verhaltnis geringe Dichte fur den statischen Auftrieb 4 Inhaltsverzeichnis 1 Funktion 2 Eigenschaften 2 1 Struktur und Zusammensetzung des Lignins 2 2 Ligninanteile 2 3 Lignin als Zellwandverstarkung 2 4 Xylemverholzung 3 Biosynthese 3 1 Biosynthese der Ligninvorstufen 3 2 Ligninsynthese 3 3 Gentechnische Veranderung der Lignin Biosynthese 4 Ligninabbau 4 1 Biologischer Abbau 4 2 Technischer Abbau 4 2 1 Zellstoffherstellung im Sulfat und Sulfitprozess 4 2 2 Holzverzuckerung 4 2 3 Ligninlosung fur die Bioraffinerie 5 Verwendung 5 1 Lignin in der energetischen Nutzung 5 2 Einsatz von Ligninsulfonaten 5 3 Lignin als Biowerkstoff 5 4 Lignin in der chemischen Industrie und Bioraffinerie 5 5 Energiespeicherung 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseFunktion Bearbeiten nbsp Hohenwachstum kann bei Pflanzen nur durch die Druckfestigkeit des Lignins entstehen Lignin hat als Stutzmaterial und verhartetes Polymer eine Reihe wichtiger Aufgaben fur die Pflanze Lignine sind wesentlich fur die Festigkeit pflanzlicher Gewebe vor allem fur ihre Druckfestigkeit wahrend die eingelagerten Cellulosefasern die Zugfestigkeit gewahrleisten Reissfeste biegsame Fasern Cellulose werden also von einem dichten und starren Polymer als Fullmaterial Lignin durchdrungen 5 Als Analogien sind technische Materialien wie Stahlbeton oder naturfaserverstarkter Kunststoff entsprechend aufgebaut Pflanzen ohne Lignin konnen durch die Cellulose zwar betrachtlichen Zugkraften standhalten gegenuber Druck sind sie dagegen empfindlich Ohne Lignin konnen keine Festigungselemente ausgebildet werden die bei fehlendem Auftrieb durch das Wasser die Stabilitat grosserer Pflanzenkorper gewahrleisten und entsprechende Tragestrukturen entgegen der Druckwirkung durch die Gewichtskraft aufbauen Die Ausbildung von Verzweigungen und Astsystemen zur Schaffung grosser photosynthetisch wirksamer Flachen kann nur durch eine Stabilisierung der Aste erfolgen 6 Ausserdem dient Lignin als Kittmaterial fur den Zellverbund uber die Mittellamelle Es bietet Schutz gegen Eindringen von Wasser in das Zellwandmaterial und halt dieses somit in den Leitgefassen Xylem und Phloem sowie im Innern der Zellen Weitere Schutzwirkung besteht gegenuber UV Licht sowie mechanischer Beschadigung und dem Eindringen von Schadlingen Schliesslich kann Lignin nur schwer von Bakterien bzw Pilzen abgebaut werden und hemmt infolgedessen das Wachstum pathogener Mikroorganismen passiv 7 sowie aktiv durch den Aufbau von Wundlignin in Bereichen mit mechanischer Beschadigung 6 Eine ahnliche Struktur mit einem analogen Aufbau stellt das Suberin dar das vor allem in den Zellwanden des Phellems Kork vorkommt Die Evolution der landlebenden Pflanzen und vor allem der Baume ist eng mit der Ligninbiosynthese verknupft Das Lignin ist erst mit dem Auftreten dieser Pflanzen als echtes Lignin anzutreffen wahrend in ursprunglicheren Pflanzen wie Grunalgen nur die Bausteine oder lignin ahnliche Polymere vorhanden sind 8 Die aktuelle Annahme ist dass Lignin eine Neuentwicklung und damit ein gruppenbegrundendes Merkmal Autapomorphie der Gefasspflanzen darstellt 9 Wahrscheinlich konnte es sich zuerst als Abwehrstoff gegenuber Pilzinfektionen in Form von Wundlignin etablieren und nahm darauf aufbauend die zentrale Funktion als Stabilisationsmaterial ein 6 2009 konnte allerdings auch in Rotalgen der Art Calliarthron cheilosporioides Lignin nachgewiesen werden 10 Dies wirft die Frage auf ob es entweder konvergent sowohl bei den hoheren Pflanzen als auch bei den Rotalgen entstanden ist oder vielleicht bereits fruh in der Entwicklung der Eukaryoten auftauchte und bei anderen Organismen wieder verschwunden ist Eigenschaften BearbeitenLignin ist sehr fest bis sprode und hell bis dunkelbraun gefarbt Es ist optisch isotrop UV Licht wird von dem Material fast vollstandig absorbiert sichtbares Licht zum Teil Allerdings ist Lignin keine einheitliche Substanz sondern eine Gruppe phenolischer Makromolekule die sich aus verschiedenen Monomerbausteinen zusammensetzen Dabei wird durch die Kombination ahnlicher Grundmolekule eine dicht vernetzte amorphe Masse aufgebaut Die Struktur besitzt im Vergleich zu Polysacchariden wesentlich weniger polare Gruppen wodurch Lignine hydrophob und damit in Wasser und vielen anderen Losungsmitteln nicht loslich sind Aus diesem Grund sind sie biologisch wie chemisch schwerer abbaubar als andere naturliche Stoffe Struktur und Zusammensetzung des Lignins Bearbeiten Lignine sind dreidimensionale und amorphe Netzwerke Polymere aus aromatischen Grundbausteinen die in vielfaltiger Form miteinander verknupft sind Neben aromatischen Bindungen enthalten sie viele weitere Kohlenstoff Kohlenstoff Einfach und Doppelbindungen zudem kommen viele phenolische Gruppen vor Es sind hohermolekulare relative Molekulmasse etwa 5000 10000 Abkommlinge der Phenylpropanoide die als Substituenten des Benzolrings neben einer Propankette eine OH bzw Hydroxygruppe ein oder zwei OCH3 bzw Methoxy sowie verschiedene Restketten Alkoxy oder Aryloxy Gruppen enthalten 11 Da die Makromolekule allerdings in alle Raumrichtungen wachsen wobei besonders die Mittellamellen eine starke Ausdehnung ermoglichen und auch sekundar miteinander verkettet sind entspricht die Ligninmasse bei einem ausgewachsenen Baum zuletzt wahrscheinlich einem einzigen Lignin Polymermolekul dessen Masse dann mehrere Tonnen betragt 5 Abhangig von der Holzart setzt es sich aus Strukturen zusammen welche auf die Basisbausteine p Cumarylalkohol Coniferylalkohol und Sinapylalkohol Monolignole zuruckzufuhren sind siehe Biosynthese Da das Lignin in einem radikalischen Prozess entsteht bei dem die Radikalbildung enzymatisch erfolgt aber nicht deren Weiterreaktion sind die Zusammensetzung und die Anteile der einzelnen Bausteine stark variabel eine gerichtete Verknupfung nach einem immer gleichen Schema existiert nicht 3 Neben der Variabilitat jedes einzelnen Ligninmolekuls unterscheidet sich zudem das Lignin verschiedener Holz bzw Pflanzenarten durch die Anteile der Alkohole bzw der davon abgeleiteten Phenylreste Nadelholz Lignin enthalt uberwiegend Coniferyl Einheiten etwa 90 Prozent die einen Guajacylrest 3 Methoxy 4 hydroxy phenylrest besitzen und daher als G Lignin bezeichnet wird Laubholzlignin enthalt wechselnde Anteile von Guajacylresten und Sinapyl Elemente die einen Syringylrest 3 5 Methoxy 4 hydroxy phenylrest enthalten Der Syringylanteil kann zwischen 5 und 65 Prozent betragen die resultierenden Lignine werden als GS Lignin bezeichnet Das Lignin der teilweise verholzten Graser und anderer Einkeimblattriger zeichnet sich durch einen hohen Anteil von etwa 15 bis 35 Prozent Cumaryl Elementen aus die das para Hydroxy Phenylpropan bilden und gemeinsam mit einem Syringylanteil in gleicher Hohe und einem Guajacylanteil von 50 bis 70 Prozent die HGS Lignine bilden 11 In geringen Mengen werden zudem Zimtsauren und Zimtaldehyde die Ausgangsstoffe der Basis Alkohole in die Matrix integriert 12 In der Analytik sind verschiedene Nachweisreaktionen fur Lignin bekannt die auf dem Aufbau des Stoffes beruhen Zur Feststellung der Anwesenheit von Lignin kommt es zu einer Rotfarbung durch salzsaure Phloroglucinlosung Diese Reaktion geht auf die in die Ligninmatrix eingebetteten Zimtaldehyde zuruck 12 Durch die unterschiedliche Zusammensetzung der Lignine in Nadelholzern und Laubholzern kann durch die unterschiedliche Farbung die mit diesem Nachweis erreicht wird zwischen den beiden Holztypen unterschieden werden Nadelholzer farben sich hierbei kirschrot Laubholzer rotviolett Ausserdem ist eine Gelbfarbung mit Anilin Schwefelsaure und eine Violettfarbung mit Schiffschem Reagenz moglich Zur qualitativen Analyse wird vor allem die Gaschromatographie eingesetzt Der Lignin Anteil wird mit dem Klason Verfahren bestimmt bei dem die Polysaccharide durch eine zweistufige Saurehydrolyse abgebaut und der verbleibende Ligninrest anschliessend gewogen wird Klasen Lignin Bei GS Ligninen ist anschliessend eine UV Spektroskopie der Saurelosung notwendig da diese saurelosliche Anteile des Lignins enthalt 11 Ligninanteile Bearbeiten Zusammensetzung von pflanzlicher Biomasse 13 Angaben in Prozent Hexosen Cellulose Pentosen Hemicellulosen LignineNadelholz 57 60 0 7 11 27 32Birkenholz 45 47 21 27 19 20Buchenholz 50 54 19 24 22 23Weizenstroh 35 39 22 24 18 25Maisspindeln 37 44 32 35 15 19Bagasse 42 50 29 42 00 16 21 14 Die nebenstehende Tabelle stellt die Anteile von Lignin Cellulose und Hemicellulosen bei verschiedenen Biomasserohstoffen dar Dabei handelt es sich vor allem um kommerziell relevante Holzer und lignocellulosehaltige Reststoffe Lignin als Zellwandverstarkung Bearbeiten Pflanzliche Zellwande bestehen aus Cellulosefibrillen die in eine Matrix aus Pektinen Hemicellulosen Proteinen und Lignin eingebunden sind Dabei lagern sich die Cellulosemolekule aus jeweils etwa 100 Einzelmolekulen parallel zu so genannten Elementarfibrillen bzw Micellarstrangen zusammen die durch Wasserstoffbrucken stabilisiert werden Jeweils 20 dieser Micellarstrange bilden gemeinsam eine Mikrofibrille mit einem Durchmesser von etwa 20 bis 30 Nanometer Die Mikrofibrillen wiederum konnen sich zu Makrofibrillen mit einem Durchmesser von etwa 400 Nanometern zusammenlegen dabei entstehen Zwischenraume von etwa 10 Nanometern die als interfibrillare Raume bestehen bleiben Die interfibrillaren Raume dienen unter anderem dem Wassertransport in der Zellwand ausserdem werden in diese Zwischenraume grossere Molekule wie Hemicellulosen Pektine und Lignin zur Festigung der Cellulosestruktur eingelagert Inkrustierung 15 Bei den meisten pflanzlichen Geweben betragt der Ligninanteil nur etwa 1 Prozent bei aufgrund von Druckbelastungen verholzten Pflanzenteilen kann er uber 30 Prozent der Gesamtmasse betragen man spricht in diesen Fallen von Lignocellulose Neben Lignin konnen verschiedene mineralische Substanzen fur die Inkrustierung zustandig sein darunter etwa Silikate bei Grasern Riedgrasern und Schachtelhalmen oder Calciumcarbonat bei Kalkalgen 5 Bei einer Verholzung wird die ursprungliche Zellwandmatrix durch das Ligninpolymer mit den eingelagerten Cellulosefasern ersetzt Die Cellulosefasern sind dabei so dicht in das Polymer eingepackt dass sie sich nicht mehr gegeneinander verschieben konnen und ihre Quellfahigkeit verlieren 5 Eine besondere Form der Verholzung findet im sogenannten Reaktionsholz statt Holzbereiche die besonders starken Belastungen ausgesetzt sind verstarken sich kontinuierlich Diese Reaktion fallt allerdings unterschiedlich aus bei waagerecht wachsenden Asten der Nadelbaume kommt es beispielsweise aufgrund der Druckbelastung verstarkt zu einer Verholzung der Astunterseite durch ligninreiches Druckholz Laubbaume hingegen verstarken bei der gleichen Beanspruchung vor allem die Astoberseite mit cellulosereichem Zugholz ohne Liginanteile 5 Xylemverholzung Bearbeiten nbsp Teilweise verholztes Leitbundel beim GartenkurbisDruckbeanspruchung entsteht nicht nur bei Konstruktionselementen sondern auch in den Bereichen der Pflanze die einem hohen Innendruck standhalten mussen Dies ist vor allem in den Leitbahnen fur den Wassertransport im Stamm und in den Wurzeln gegeben da hier das Wasser entgegen der Schwerkraft transportiert wird und auf die umliegenden Gewebe druckt Entsprechend bilden sich hier Verholzungen die zu Zellwandrohren mit hohem Ligninanteil fuhren Der wasserabweisende hydrophobe Charakter ist bei dieser Funktion eine wesentliche Eigenschaft da er ein Austreten des Wassers aus den Leitbahnen in das umgebende Zellgewebe verhindert und somit den Wassertransport uber weite Strecken zulasst Diese wasserleitenden Elemente des Xylems die aufgrund ihrer Grosse und ihres Aufbaus in Tracheen und Tracheiden unterschieden werden konnen bei Landpflanzen gemeinsam mit dem xylemverstarkenden Sklerenchym zu den wichtigsten tragenden Strukturen gezahlt werden 5 Biosynthese BearbeitenBiosynthese der Ligninvorstufen Bearbeiten nbsp Verschiedene Lignineinheiten Cumarylalkohol 1 Coniferylalkohol 2 und Sinapylalkohol 3 Das Lignin ist ein Abkommling der Phenylpropanoide die sich selbst wiederum vom L Phenylalanin ableiten Durch Abspaltung von Ammoniak durch eine Phenylalanin Ammoniak Lyase PAL EC 4 3 1 5 entsteht aus dem Phenylalanin eine Zimtsaure Diese wird durch weitere Enzyme zu p Coumaryl Coenzym A umgesetzt Diese Verbindung ist das Ausgangsprodukt fur weitere Modifikationen beispielsweise Hydroxylierungen am Aromatenring und nachfolgenden Methylierungen 16 Im letzten Schritt werden die an Coenzym A gebundenen Zwischenprodukte durch eine zinkhaltige Cinnamalkohol Dehydrogenase CAD EC 1 1 1 195 zu den Monolignolen reduziert wobei immer NADPH als Reduktionsmittel verwendet wird 3 Diese zur Biosynthese von Lignin fuhrenden Alkohole sind p Cumarylalkohol H Einheit Coniferylalkohol G Einheit und Sinapylalkohol S Einheit 17 Die Zusammensetzung der Lignine hangt vor allem vom Mengenverhaltnis der einzelnen Monolignole und den Reaktionsbedingungen ab 17 In Bedecktsamigen Pflanzen ist das Lignin insbesondere aus Sinapyl und Coniferylalkohol aufgebaut in Nacktsamigen Pflanzen dominiert Coniferylalkohol und Graser verwenden alle drei Monolignole Eine Schlusselfunktion kommt dabei der CAD zu die durch ihre unterschiedliche Substratspezifitat wahrscheinlich fur die unterschiedlichen Anteile der Alkohole in den verschiedenen Pflanzengruppen verantwortlich ist CAD aus Bedecktsamigen Pflanzen und Grasern reduziert alle drei Zimtaldehyde wahrend fur das CAD aus Nacktsamigen Pflanzen Sinapylaldehyd nur ein schlechtes Substrat darstellt und entsprechend weniger stark umgesetzt wird 3 Ligninsynthese Bearbeiten 1948 konnten Karl Freudenberg und Mitarbeiter ein kunstliches Lignin Dehydrisierungspolymerisat aus Coniferylalkohol und einem Extrakt aus Agaricus campestris Feldchampignon herstellen Ein spater aus Fichtenholz isoliertes Lignin zeigte ahnliche chemische und physikalische Eigenschaften wie das kunstliche Lignin Insofern wurde damit indirekt nachgewiesen dass Coniferylalkohol ein wesentlicher Baustein bei der Fichtenligninbildung ist Weitere In vivo Untersuchungen mit radioaktiv markiertem Coniferylalkohol bzw Coniferin bestatigten dass bei der Biogenese des Lignins diese Bausteine eine wesentliche Rolle spielen Mit diesen Untersuchungen wurde ein Durchbruch in der Ligninforschung erzielt Aufgrund der Zusammensetzung aus den einzelnen Bausteinen und den vielfaltigen Polymerisierungsmoglichkeiten konnen Lignine unterschiedlichste Aufbauten besitzen und bilden entsprechend eine ganze Klasse von Verbindungen 15 Sie werden erst in den interfibrillaren Raumen aus den als Vorstufen dienenden Alkoholen aufgebaut Wie aber die Monolignole aus der Zelle exportiert werden ist noch nicht ganz geklart Wahrscheinlich werden diese als Glucoside Glucocumarylalkohol Coniferin und Syringin nach aussen transportiert 7 Hierbei werden die Alkohole uber ihre phenolische OH Gruppe b glycosidisch an Zucker Glucose gebunden und sind in dieser Form in Wasser besser loslich So konnen die Molekule durch das Plasmalemma und den Apoplast der Zelle transportiert werden und in die Cellulose Zwischenraume infiltrieren Schliesslich werden durch b Glycosidasen der Zellwand die Zuckermolekule abgespalten Solche b Glycosidasen wurden bereits in manchen Pflanzen identifiziert 16 Ob die Monolignole passiv durch die Zellwand diffundieren oder durch ein Transportsystem nach aussen gelangen ist noch Gegenstand der Forschung Die exportierten Monolignole werden dann uber eine enzymatische Oxidations Polymerisations Reaktion spontan zu einer amorphen dreidimensionalen Struktur verknupft 18 Hierbei beginnt die Lignifikation an Ecken und der Mittellamelle von Xylemzellen Den Polymerisationsprozess katalysieren extrazellulare Peroxidasen aus Wasserstoffperoxid bzw Laccasen aus Sauerstoff dabei werden Phenoxyradikale gebildet Woher indessen das Wasserstoffperoxid stammt ist noch unklar 7 Das einzelne Elektron ist uber das gesamte Molekul delokalisiert und stabilisiert 18 Dies ermoglicht verschiedene Knupfungspunkte fur die Bildung des netzartigen Lignins Lignin enthalt chirale Zentren mit herkommlichen Methoden kann jedoch keine optische Aktivitat nachgewiesen werden 19 Ob die Vernetzung gesteuert werden kann ist noch Gegenstand der Forschung Moglicherweise konnen extrazellulare Glykoproteine die Dirigenten Proteine 20 eine gewisse Spezifitat bei der Vernetzung bewirken 7 21 22 nbsp Verschiedene Monolignole werden enzymatisch zu Radikalen umgesetzt Das Radikal ist hierbei mesomeriestabilisiert und ist uber das Molekul verteilt X Y H Cumarylalkohol X OCH3 Y H Coniferylalkohol X Y OCH3 Sinapylalkohol nbsp Nach Radikalbildung konnen Monolignoleinheiten zu einem polymeren Netz dem Lignin reagieren X Y H Cumarylalkohol X OCH3 Y H Coniferylalkohol X Y OCH3 SinapylalkoholDie Lignineinlagerung verlauft in drei Phasen In der ersten Phase lagert sich das Makromolekul in die Zellecken und die Mittellamelle nachdem die Pektineinlagerung in die Primarwand abgeschlossen ist Anschliessend erfolgt eine fortschreitende Verholzung der S2 Schicht der Sekundarzellwand Die Hauptlignifizierung erfolgt nach der Ausbildung der Cellulose Mikrofibrillen in der S3 Schicht Innerhalb der drei Phasen und damit in den unterschiedlichen Schichten variiert die Zusammensetzung der Lignine 3 Gentechnische Veranderung der Lignin Biosynthese Bearbeiten Da die Entfernung des Lignins aus dem Holz fur die Zellstoffproduktion und vor allem fur die Herstellung von Biokraftstoffen Cellulose Ethanol 23 zu den aufwandigsten Produktionsschritten gehort gibt es verschiedene Bemuhungen die Ligninmenge bereits im Holz durch grune Gentechnik zu reduzieren Dies geschieht vor allem durch Eingriffe in die fur die Synthese der Monomere notwendigen Gene unter anderem durch Ausschalten der Cinnamalkohol Dehydrogenase CAD und der Kaffeesaure O Methyltransferase COMT durch Antisense RNA 24 Die entsprechenden Techniken befinden sich aktuell vor allem an Pappeln und Weiden noch in der Erforschung fur den Anbau in Kurzumtriebsplantagen und wurden fur die technische Umsetzung noch nicht realisiert eine effektivere Delignifizierung im Zellstoffprozess konnte jedoch bereits nachgewiesen werden 24 Allerdings wurde festgestellt dass der Effekt der Ligninreduktion nicht gleichmassig ist und Umwelteinflusse wahrscheinlich einen grosseren Einfluss auf die Ligninproduktion haben als die Genveranderung 25 Ligninabbau BearbeitenLignin kann sowohl biologisch als auch durch verschiedene chemisch technische Verfahren abgebaut werden Beim biologischen Ligninabbau wird Holz durch Bakterien und vor allem Pilze Destruenten zersetzt Hoher organisierte Lebewesen sind nicht zum Ligninabbau fahig Der technische Lignin Aufschluss ist dagegen Teil von Prozessen mit dem Ziel Lignin und Cellulose im Holz zu trennen und unterschiedlich zu verwerten Er spielt entsprechend vor allem bei der Zellstoffherstellung der Holzverzuckerung und bei der Nutzung von Lignocellulose in der Bioraffinerie eine grosse Rolle Die gangigen thermochemischen Methoden des technischen Ligninabbaus sind sehr energieaufwandig belasten die Umwelt und erzeugen Toxine Ist verarbeitetes und unbeschichtetes Holz uber einen langen Zeitraum Ultraviolettstrahlung ausgesetzt so wird es oberflachlich geschadigt wobei vor allem das Lignin denaturiert wird Im Falle direkter Bewitterung wird es nachfolgend vom Regenwasser ausgewaschen Die Oberflache wirkt dann schmutzig grau Wirkt kein Regenwasser ein erhalt das Holz infolge der UV Wirkung eine silbrig weisse Farbe Biologischer Abbau Bearbeiten nbsp Baumpilze wie die Schmetterlingstramete sind in der Lage Lignin enzymatisch abzubauen Weissfaule nbsp Braunfaule oben verfarbt das Holz braun da sie das Lignin nicht angreift wahrend Weissfaule durch den Abbau des Lignins eine weisse Verfarbung bedingt Lignin ist durch seine komplexe Vernetzung ein persistenter Naturstoff und kann von Destruenten nur sehr langsam zersetzt werden Die Humusbildung des Bodens wird dabei grosstenteils durch den Ligninabbau gefordert 26 Holz wird dabei in zwei teilweise parallel ablaufenden Fraktionen abgebaut Cellulose wird in Form der Braunfaule abgebaut bei der sich das Holz durch zuruckbleibendes Lignin braun verfarbt wahrend Lignin in Form der Weissfaule abgebaut wird bei der sich das Holz hell verfarbt Beim biologischen Ligninabbau unterscheidet man zwischen dem Verwerten bereits geloster Ligninfragmente und dem eigentlichen Abbau des Naturstoffes Erstere konnen bereits von vielen Bakterien verwertet werden insbesondere Actinomyceten und Streptomyceten Weissfaulepilze wie der Zunderschwamm Fomes fomentarius der Graue Feuerschwamm Phellinus igniarius die Schmetterlingstramete Trametes versicolor und Phanerochaete chrysosporium 27 zerstoren hingegen enzymatisch den Ligninanteil des Holzes um ihr eigentliches Substrat Cellulose bzw Hemicellulosen zu verwerten Entsprechend verfarbt sich bei der Weissfaule das Holz weiss und wird faserig Die meisten dieser Pilze bauen gleichzeitig das Lignin und die Kohlenhydrate ab Simultanfaule die Abbauraten sind ebenfalls ahnlich hoch Andere Pilze bauen den Ligninanteil anfanglich schneller ab und es kommt zu einer Celluloseanreicherung sukzessive Weissfaule Dies findet man beispielsweise beim Mosaikschichtpilz Xylobolus frustulatus oder beim Wurzelschwamm Heterobasidion annosum der die Rotfaule bei Fichten bedingt 28 Der Ligninabbau findet dabei immer unter aeroben Bedingungen statt und ist sehr energieintensiv Er kann entsprechend nicht als alleinige Kohlenstoff und Energiequelle dienen 29 Daher handelt es sich bei Weissfaulepilzen immer um einen Cometabolismus in Verbindung mit anderen Kohlenstoffquellen Fur den Abbau bilden die Pilze fadenformige Hyphen aus die das Lignin durchdringen Fur den Ligninabbau werden verschiedene Enzyme eingesetzt die vom Pilz durch Exozytose in das Medium abgegeben werden und in das Lignin diffundieren 26 Der Abbau des Lignins ist de facto eine Depolymerisierung und erfordert Peroxidasen und Laccasen die sich in ihrer Wirkung synergetisch verhalten Daruber hinaus werden Sauerstoff Coenzyme Metalle und Komplexbildner benotigt 30 Die Pilze setzen zunachst Glyoxal frei das durch Sauerstoff durch eine Glyoxaloxidase zu Oxalsaure und Wasserstoffperoxid H2O2 oxidiert wird H2O2 wird dann von einer Mangan Peroxidase MnP EC 1 11 1 13 zu Wasser reduziert wahrend Mangan II Mn2 zu Mn3 oxidiert wird Mn3 wird chelatisiert und dringt als kleines aktives Oxidans leicht in das Lignin ein Mn3 kann dort den phenolischen Bestandteilen des Lignins einzelne Elektronen entreissen so dass ein Radikalkation gebildet wird Dieses wird in mehrere Bruchstucke gespalten 29 haufig in Benzaldehydderivate 31 Das Radikal Kation kann auch durch eine Lignin Peroxidase LiP EC 1 11 1 14 gebildet werden LiPs sind Ham enthaltende Enzyme die substituierte Aromaten den Hauptbestandteil im Lignin direkt oxidieren konnen Nicht alle Weissfaulepilze kodieren jedoch fur LiPs 31 Die Peroxidase verbraucht Wasserstoffperoxid als Oxidationsmittel Mittlerweile hat man auch Hybridenzyme in Pleurotus Bjerkandera und anderen Pilzen entdeckt die man als versatile peroxidases VP EC 1 11 1 16 bezeichnet 31 Diese verfugen sowohl uber eine Mangan Peroxidase als auch uber eine Lignin Peroxidase Aktivitat Laccasen EC 1 10 3 2 schliesslich oxidieren hauptsachlich niedermolekulare Bruchstucke des Lignins 29 Sie konnen zwar generell phenolische Komponenten des Lignins enzymatisch angreifen Da aber jene Komponenten nur 10 Prozent des Lignins ausmachen wird das Makromolekul primar von den oben genannten Peroxidasen verwertet 32 Beim Ligninabbau sind daruber hinaus noch viele weitere Enzyme Oxidoreduktasen Dehydrogenasen beteiligt 32 Technischer Abbau Bearbeiten Zellstoffherstellung im Sulfat und Sulfitprozess Bearbeiten Hauptartikel Sulfatverfahren und Sulfitverfahren Der technische Ligninabbau spielt vor allem bei der Zellstoffherstellung eine wichtige Rolle Zur Produktion von Zellstoff muss das Lignin aus der Lignocellulose gelost und entfernt werden Dabei existieren unterschiedliche Verfahren fur den Celluloseaufschluss sowie fur die nachfolgende Zellstoffbleiche nbsp Sulfatverfahren Kettenreaktion durch die Depolarisierung von Lignin durch Hydroxyionen OH und Sulfidionen HS Etwa 80 Prozent aller Zellstoffanlagen erfolgt der Aufschluss uber das so genannte Sulfatverfahren auch bekannt als Kraft Prozess Dabei erfolgt der Ligninabbau durch Hydrogensulfidionen HS in basischem Milieu bei etwa pH 13 durch den Einsatz von Natriumsulfid Na2S und Natriumhydroxid NaOH bzw Natronlauge Der Prozess dauert etwa zwei Stunden bei Temperaturen von etwa 170 C allerdings greifen die Ionen auch die Cellulose und die Hemicellulosen an wodurch nur ein Teilaufschluss moglich ist Die Ablauge dieses Verfahrens enthalt in ihrer Festsubstanz bei der Verwendung von Nadelholzern etwa 45 Prozent und bei Laubholzern etwa 38 Prozent des sogenannten Kraft Lignins Eine Alternative stellt der Celluloseaufschluss im Sulfitverfahren dar bei dem das Lignin durch eine Sulfonierung abgebaut wird Als chemisch nicht exakt definiertes Umsetzungsprodukt des Lignins mit Schwefliger Saure entstehen Ligninsulfonate die Salze der Ligninsulfonsaure Calciumsalze der Ligninsulfonsaure entstehen beim Aufschluss des Holzes mit Calciumhydrogensulfit Losungen Hier enthalt die Ablauge in ihrer Festsubstanz bei der Verwendung von Nadelholzern etwa 55 Prozent und bei Laubholzern etwa 42 Prozent in Form von Ligninsulfonat Lignin ist fur das Vergilben von Papier verantwortlich das daher mit ligninabbauenden Enzymen wie der Laccase gebleicht werden kann Gebleicht wird allerdings vor allem uber eine Chlorbleiche bzw heutzutage meistens chlorfrei mit Sauerstoff Chlordioxid oder seltener Wasserstoffperoxid bzw Ozon In beiden Fallen werden das Restlignin sowie vorhandene Farbstoffe im Zellstoff oxidativ abgebaut Dies ist vor allem bei holzhaltigem Papier relevant weniger bei holzfreiem Die Begriffe holzhaltig und holzfrei sind zwar im Handel und umgangssprachlich ublich technisch jedoch unsinnig da Papier aus dem Rohstoff Holz in jedem Fall Holzbestandteile enthalt Bei holzfreiem Papier sind dies eben nur die Cellulose und die Hemicellulosen bei holzhaltigem der ligninhaltige Holzstoff Korrekt waren daher die Begriffe ligninhaltig und ligninfrei Holzverzuckerung Bearbeiten Zur Transformation von Holz zu verwertbaren Zuckern Holzverzuckerung werden unterschiedliche chemische hydrothermische und enzymatische Prozesse angewandt die das Lignin aus dem Holz entfernen und die Cellulose verfugbar machen Historisch bedeutsam sind vor allem technische Anwendungen unter Einsatz von Sauren vor allem von Salzsaure HCl oder verdunnter Schwefelsaure H2SO4 in denen das zerfaserte Holz gekocht wird Dabei lagern sich Wassermolekule an die Cellulose und bilden Oligosaccharide vor allem Di oder Trisaccharide unter anderem mit Glucoseanteil Aufgrund der im Holz neben der Cellulose vorhandenen Hemicellulose und des Lignins entstehen Nebenprodukte bzw Verunreinigungen die das Ergebnis fast ausschliesslich zur Produktion zu Alkohol aus Hexosen und Hefe aus Pentosen verwendbar machen Zeitweise wurde so der Holzbranntwein erzeugt Fur die Verwendung in der chemischen Industrie muss die Losung aufwendig gereinigt und entsalzt werden Ligninlosung fur die Bioraffinerie Bearbeiten Im Kontext der Entwicklung der Bioraffinerie soll die Verzuckerung uber spezielle Enzyme die Cellulasen auf biotechnologischem Weg stattfinden Als Ergebnis erhofft man sich moglichst reine Fraktionen der Cellulose zur weiteren Verzuckerung der Hemicellulosen und des Lignins um alle drei Bestandteile des Holzes weiterverwenden zu konnen Um die einzelnen Fraktionen moglichst rein und unbeschadet aus dem Holz zu bekommen bedarf es einer speziellen Vorbehandlung Diese erfolgt je nach technischem Weg unterschiedlich und kann beispielsweise auf der Behandlung mit Losemitteln wie Ethanol Organosolv Verfahren oder Ionischen Flussigkeiten der Nutzung von Enzymen oder der Dampfbehandlung Aquasolv Verfahren basieren Verwendung Bearbeiten nbsp Probe der Schwarzlauge im ErlenmeyerkolbenLignin wird sieht man von der Verwendung in Form von Holz ab vor allem als Koppelprodukt der Papier und Zellstoffindustrie genutzt Weltweit werden jahrlich aktuell etwa 50 Millionen Tonnen Lignin auf diese Weise produziert 33 Das anfallende Kraft Lignin und die Ligninsulfonate sind dabei in den jeweiligen Ablaugen gelost und konnen aus diesen extrahiert werden Die Hauptverwendung fur beide Lignintypen besteht derzeit aus der energetischen Nutzung also Nutzung der Verbrennungswarme weitere Verwendungen liegen vor allem fur Lignosulfonate aus dem Sulfitverfahren vor Grundsatzlich unterscheiden sich die verschiedenen technischen Lignine in mehreren Eigenschaften die ihre Nutzung beeinflussen konnen Der wesentliche Unterschied liegt in der Molekulgrosse Kraft Lignin hat eine molare Masse von 2000 bis 3000 g mol wahrend Lignosulfonate molare Massen von 20 000 bis 50 000 g mol erreichen Organosolv Lignin liegt bei 1000 bis 2000 g mol Lignosulfonate enthalten zudem einen Schwefelanteil von 4 bis 8 Prozent und wenige phenolische Hydroxygruppen OH gegenuber 1 bis 1 5 Prozent Schwefelanteil und vielen phenolischen Hydroxygruppen beim Kraft Lignin und vielen phenolischen Hydroxidionen OH ohne Schwefelanteil beim Organosolv Lignin 34 Intensiv werden die Eigenschaften des durch oxidative Ammonolyse modifizierten Lignins als Humusersatzstoff untersucht 35 Die stickstoffhaltigen Lignine ahneln in ihrer Struktur den Huminstoffen und eignen sich als Depotdunger Die N Lignine eignen sich auch fur die Rekultivierung von Bergbaufolgelandschaften 36 Die direkte Verwendung technischer Lignine als Rohprodukte ist sehr eingeschrankt da es eine Reihe von Nachteilen gibt die dieser entgegenstehen So ist Lignin aufgrund seiner sehr komplexen Struktur und der damit verbundenen Inhomogenitat nur sehr begrenzt fur Anwendungen einsetzbar da in der Regel genauer definierte Eigenschaften des Rohmaterials erforderlich sind Hinzu kommt der hohe Grad an Verunreinigungen in den Ablaugen sowie der hohe Schwefelanteil in den Lignintypen die komplexe Reinigungsschritte erforderlich machen Die dadurch sehr aufwandige Gewinnung aus den Ablaugen fuhrt dazu dass ungereinigtes technisches Lignin bis jetzt im Wesentlichen nur fur geringerwertige Anwendungen wie die energetische Nutzung oder als unspezifische Klebstoffkomponente und als Dispergiermittel verwendet wird Daruber hinausgehende stoffliche Verwendungen liegen entweder in der direkten Verwendung von Ligninsulfonaten oder in der chemischen Modifikation durch die Anwendung von Pyrolyse Hydrolyse oder Hydrogenolyse zur Herstellung verschiedener Chemikalien Diese Wege sind ebenfalls aufwandig und kommen daher nur selten zum Einsatz 34 Lignin in der energetischen Nutzung Bearbeiten Das bei der Papierherstellung vor allem im Sulfatverfahren in grossen Mengen als Reststoff anfallende Lignin wird als Schwarzlauge vor allem als Brennstoff direkt in den Zellstofffabriken genutzt Es hat einen Heizwert von 23 4 MJ kg und dient neben der Energiegewinnung fur die Fabriken selbst mit einer Deckung von 80 bis 100 Prozent des Energiebedarfs 33 auch zur Gewinnoptimierung durch den Verkauf von Warme und Elektrizitat In der Herstellung von Holzpellets als Energietrager bildet das holzeigene Lignin das Bindemittel Fein gemahlenes Holz wird beim Pressen erhitzt das Lignin verflussigt sich und bindet die Holzpartikel beim Abkuhlen zusammen Frische Pellets riechen deshalb noch stark nach Lignin Einsatz von Ligninsulfonaten Bearbeiten Hauptartikel Ligninsulfonat Grosse Mengen an Ligninsulfonaten werden in einem breiten Spektrum von Anwendungen eingesetzt in denen man vor allem ihre Eigenschaften als Polyelektrolyt ihre Adsorptionswirkung die geringe Viskositat und die dunkle Farbe nutzt Sie sind physiologisch und fur die Umwelt relativ unbedenklich wodurch sie auch in sensiblen Bereichen verwendet werden Der Hauptanteil der Produktion von etwa 1 000 000 Tonnen pro Jahr jato 37 findet Verwendung als Dispergiermittel in Beton und Zement ca 100 000 jato als Zusatz zu Bohrflussigkeiten ca 100 000 jato sowie als Bindemittel in Pellets fur Tiernahrung in Dungemitteln und anderen Agrochemikalien Spanplatten Briketts sowie in Drucktinte und Giesssandkernen Ausserdem werden Lignosulfonate als Papieradditiv als Dispergier und Emulgiermittel in Lacken und Farben sowie als Zuschlagstoff in Gips und Gerbstoffen eingesetzt 34 Neuere Entwicklungen in der Lignosulfonat Chemie nutzen die polyelektrolytischen Eigenschaften des Lignins und zielen auf einen Einsatz in der Medizin der Feinchemie und der Verbesserung der Bodenwasserspeicherung Lignin als Biowerkstoff Bearbeiten nbsp Formteil aus Arboform fur Prasentations und Werbezwecke Lignin stellt als Naturstoff ein hochkomplexes Makromolekul Polymer dar eine Nutzung dieser Struktur als Biowerkstoff bietet sich entsprechend an Das Kraft Lignin aus dem Sulfatprozess der Papierherstellung muss aber zunachst gereinigt werden daher gibt es bis heute erst wenige Ansatze auf Lignin basierende Polymere herzustellen Im Jahr 1998 wurde von der Firma Tecnaro ein naturlicher Biowerkstoff entwickelt der den Namen Arboform erhielt und allgemein als Flussigholz bezeichnet wird Er basiert auf Lignin dem Naturfasern wie Flachs oder Hanf beigemischt werden und kann mit etablierten Kunststoffverarbeitungsformen verarbeitet werden insbesondere im Spritzguss der Extrusion in Pressverfahren sowie durch Tiefziehen und Blasformen 38 39 Sowohl das Lignin als auch verschiedene Ligninderivate konnen als Bausteine in Duroplasten oder in Kunststoffen als Fullstoffe eingesetzt werden Sie wirken hierbei als Phenolharzkomponente Durch die Reaktion mit Epichlorhydrin konnen Epoxidharze hergestellt werden die bei einer Kondensierung mit Alkalilignin in Polyalkoholen resultieren Mit Isocyanaten lassen sich diese zu Polyurethanen umsetzen Bei der Reaktion des Lignins mit Formaldehyd entstehen Phenoplaste und bei der Vernetzung mit Copolymeren wie Harnstoff Melamin und Furanen uber Formaldehyd entstehen verschiedene Harze Harnstoff Formaldehyd Harze Melaminharze und Furanharze bzw Syntactics Insbesondere ligninbasierte Phenoplaste stellen eine potenzielle Alternative zu gesundheitlich bedenklichen Phenolen und Formaldehyd als Bindemittel in Spanplatten und anderen Holzwerkstoffen dar durch ihre hochmolekulare Struktur sind sie weniger fluchtig und loslich zudem werden sie als physiologisch unbedenklich eingestuft 34 Lignin wird an der TU Hamburg als Ausgangsmaterial fur die Erzeugung eines Aerogels genommen das als Dammstoff eingesetzt werden kann 40 Lignin in der chemischen Industrie und Bioraffinerie Bearbeiten Obwohl Lignin keine grosse Rolle bei der Herstellung von Chemikalien spielt wird dem Rohstoff fur die Zukunft ein grosses Potenzial prognostiziert Insbesondere in den letzten Jahren konzentrierte sich die Forschung auf die Nutzung des Lignins der Zellstoffindustrie und der noch hypothetischen Bioraffinerie Ziel der Forschung ist es moglichst hochwertige Produkte aus dem Lignin zu gewinnen 33 41 42 Bereits jetzt wird Lignin zur Herstellung von Vanillin verwendet das als naturidentischer Geschmacksstoff fur Vanille eingesetzt wird Es entsteht bei der Oxidation von Ligninsulfonaten die wiederum durch die saure Hydrolyse aus Lignin gewonnen wird Uber eine Alkalischmelze lassen sich aus Lignin verschiedene Phenole Carbonsauren Teer und Dimethylsulfid DMS herstellen Die Herstellung von DMS ist zudem uber eine alkalische Demethylierung moglich und kann weiteroxidiert werden zu Dimethylsulfoxid DMSO einem wichtigen Losungsmittel Durch Hydrogenolyse wiederum konnen ebenfalls Phenole Teer Benzol und Ole hergestellt werden 33 Eine wichtige Option zur zukunftigen Nutzung des Lignins stellt zudem die Pyrolyse dar ein Verfahren zur thermischen Spaltung organischer Verbindungen bei hohen Temperaturen So lassen sich durch Pyrolyse bei Temperaturen von 400 bis 500 C Phenole Methan Kohlenmonoxid und Aktivkohle gewinnen Bei Temperaturen von 700 bis 1 000 C lasst sich Lignin zu Syngas Ethen und Benzol spalten und bei einer Lichtbogen Pyrolyse entsteht Acetylen 33 Energiespeicherung Bearbeiten Die chemischen Eigenschaften von Lignin in Kombination mit seiner Umweltfreundlichkeit seiner weiten Verfugbarkeit und seinen niedrigen Kosten machen Lignin zu einem vielversprechenden Rohstoff fur metallfreie Redox Flow Batterien zur Energiespeicherung insbesondere fur die stationare Speicherung von Strom aus erneuerbaren Energien 43 2022 gaben Northvolt und Stora Enso bekannt kunftig holzbasierte Batterien entwickeln zu wollen 44 45 Literatur BearbeitenPeter Sitte Elmar Weiler Joachim W Kadereit Andreas Bresinsky Christian Korner Lehrbuch der Botanik fur Hochschulen Begrundet von Eduard Strasburger 35 Auflage Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2002 ISBN 3 8274 1010 X Ulrich Luttge Manfred Kluge Gabriela Bauer Botanik 2 Auflage VCH Weinheim u a 1994 ISBN 3 527 30031 7 Peter Schopfer Axel Brennicke Pflanzenphysiologie 4 Auflage Springer Heidelberg Berlin 1999 ISBN 3 540 64231 5 Lincoln Taiz Eduardo Zeiger Plant physiology Das Original mit Ubersetzungshilfen 4 Auflage Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg Berlin 2007 ISBN 978 3 8274 1865 4 Peter Nuhn Naturstoffchemie Mikrobielle pflanzliche und tierische Naturstoffe unter Mitarbeit von Ludger Wessjohann 4 Auflage S Hirzel Verlag Stuttgart 2006 ISBN 3 7776 1363 0 S 320 322 W Boerjan J Ralph M Baucher Lignin biosynthesis In Annu Rev Plant Biol 2003 54 S 519 546 PMID 14503002 doi 10 1146 annurev arplant 54 031902 134938 Gerhard Kruger Lignin seine Bedeutung und Biogenese In Chemie in unserer Zeit 10 Jahrg 1976 Nr 1 S 21 29 doi 10 1002 ciuz 19760100104Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Lignin Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten Eintrag zu Lignin In Rompp Online Georg Thieme Verlag abgerufen am 14 Juni 2012 Dieser Stoff wurde in Bezug auf seine Gefahrlichkeit entweder noch nicht eingestuft oder eine verlassliche und zitierfahige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden a b c d e Lignin In Sitte et al 2002 S 353 356 Nach Luttge Kluge Bauer 1994 S 217 a b c d e f Sekundarwande von Faser und Holzzellen In Sitte et al 2002 S 95 96 a b c Peter Raven Ray F Evert Susan Eichhorn Biologie der Pflanzen 4 Auflage de Gruyter Berlin New York 2006 ISBN 3 11 018531 8 S 38 englisch Biology of Plants Ubersetzt von B Biskup u a a b c d Hans W Heldt Birgit Piechulla Pflanzenbiochemie 4 Auflage Spektrum Akademischer Verlag 2008 ISBN 978 3 8274 1961 3 S 420 422 C F Delwiche L E Graham N Thomson Lignin like compounds and sporopollenin in Coleochaete an algal model for land plant ancestry Science 245 1989 S 399 401 Peter Raven Ray F Evert Susan Eichhorn Biologie der Pflanzen 4 Auflage de Gruyter Berlin New York 2006 ISBN 3 11 018531 8 S 398 englisch Biology of Plants Ubersetzt von B Biskup u a Patrick T Martone1 Jose M Estevez Fachuang Lu Katia Ruel Mark W Denny Chris Somerville John Ralph Discovery of Lignin in Seaweed Reveals Convergent Evolution of Cell Wall Architecture Current Biology 19 2 27 Januar 2009 S 169 175 a b c Oskar Faix Chemie des Holzes In Andre Wagenfuhr Frieder Scholz Hrsg Taschenbuch der Holztechnik Fachbuchverlag im Carl Hanser Verlag Leipzig 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Juli 2004 im Internet Archive Unterlagen zur Vorlesung Wintersemester 1999 2000 Universitat fur Bodenkultur Wien Forschungsportal forschung boku ac at abgerufen am 7 Mai 2009 Untersuchungen zur Eignung neuartiger Humusersatzstoffe als Bodenverbesserungsmittel bei der Rekultivierung von Bergbauflachen und der Sanierung von Problemstandorten Gemeinsames BMBF Forschungsvorhaben fib finsterwalde de abgerufen am 7 Mai 2009 Modifizierte Lignosulfonsauren LSS als Bindemittel fur die Herstellung von witterungsbestandigen Holzwerkstoffen PDF 1 3 MB Ralph Lehnen und Okko Ringena Arbeitsbericht des Instituts fur Holzchemie und chemische Technologie des Holzes Arboblend Arbofill und Arboform Tecnaro abgerufen am 3 Juli 2023 BIB 09 Branchenfuhrer Innovative Biowerkstoffe 2009 nova Institut GmbH Hochschule Bremen Hrsg Hurth 2009 S 62 63 Joachim Wille Der neue Super Dammstoff In klimareporter de 7 April 2023 abgerufen am 4 Mai 2023 J J Bozell J E Holladay D Johnson J F White Top Value Added Chemicals From Biomass Volume II Results of Screening for Potential Candidates from Biorefinery Lignin Pacific Northwest National Laboratory PNNL and the National Renewable Energy Laboratory NREL Oktober 2007 pnl gov PDF 802 kB Transparentes und hitzestabiles Polyamid 100 Prozent biobasiert fraunhofer de 29 August 2018 abgerufen am 31 Juli 2020 Alolika Mukhopadhyay et al Metal Free Aqueous Flow Battery with Novel Ultrafiltered Lignin as Electrolyte In ACS Sustainable Chemistry amp Engineering Band 6 Nr 4 2018 S 5394 5400 doi 10 1021 acssuschemeng 8b00221 Stora Enso amp Northvolt partner to develop wood based battery In Northvolt 19 Juli 2022 abgerufen am 8 August 2022 englisch Frank Wunderlich Pfeiffer Akkutechnik Was hat es mit der Holzbatterie von Northvolt auf sich In Golem de 5 August 2022 abgerufen am 8 August 2022 nbsp Dieser Artikel wurde am 12 Juni 2009 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Normdaten Sachbegriff GND 4167660 9 lobid OGND AKS Abgerufen von 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