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Die Synergie oder der Synergismus griechisch synergia synergia oder synergismos synergismos die Zusammenarbeit bezeichnet das Zusammenwirken von Lebewesen Stoffen oder Kraften im Sinne von sich gegenseitig fordern bzw einen daraus resultierenden gemeinsamen Nutzen Aristoteles These Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile 1 kann man als eine Umschreibung des Begriffs Synergie auffassen auf dieser These basiert der Holismus Synergien werden interdisziplinar als Erkenntnisobjekt in der Synergetik untersucht Inhaltsverzeichnis 1 Theologie 2 Wirtschaft 3 Pharmakologie 4 Chemie 5 Forstwirtschaft 6 Philosophie 7 Physiologie und Anatomie 8 Literatur 9 Siehe auch 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseTheologie BearbeitenDer Synergismus ist in der christlichen Dogmatik die Mitwirkung des menschlichen Willens bei der Rechtfertigung Wahrend des synergistischen Streits in der Reformationszeit warfen die Gnesiolutheraner Philipp Melanchthon und seiner Schule vor Verfechter des Synergismus zu sein Die strenge Lehre der Gnesiolutheraner die behauptete sich auf Luther zu stutzen hielt an der absoluten Unfahigkeit des naturlichen Willens fest bei der Rechtfertigung mitzuwirken Allerdings vertrat Melanchthon primar eine an Confessio Augustana Artikel 18 angelehnte und damit auch von Luther vertretene Position Der Mensch ist in weltlichen Handlungen frei ohne Gnad Hilf und Wirkung des Heiligen Geistes vermag der Mensch aber nicht Gott gefallig zu werden Die seit 1557 in der deutschen Evangelischen Kirche aufkommenden synergistischen Streitigkeiten hatten dieses Thema zum Inhalt und wurden nach und nach beigelegt Das spatere Luthertum naherte sich Melanchthons Sicht der Rechtfertigung an die Mitwirkung des Menschen bei der Rechtfertigung erfolge nicht mit dessen naturlichen sondern mit den durch die vorbereitende Gnade geschenkten Kraften Wirtschaft BearbeitenIn der Wirtschaft entstehen Synergieeffekte durch Skaleneffekte englisch economies of scale Verbundeffekte englisch economies of scope und Dichtevorteile englisch economies of density 2 Sie konnen durch verschiedene Formen der Zusammenarbeit z B durch Kooperation oder Kollusion angestrebt werden z B durch Joint Ventures durch die Fusion oder den Unternehmenskauf von zwei oder mehr selbststandigen Unternehmen zu einem Unternehmen Die zusammenarbeitenden Wirtschaftssubjekte sind in der Regel bestrebt ihren Nutzen zu maximieren Das kann dazu fuhren dass eines von ihnen mehr Nutzen hat als jedes einzelne vor der Kooperation Die Spieltheorie untersucht mit wissenschaftlichen Methoden Vorgange bei denen Nutzeffekte auch implizit ohne gezielte Planung auftreten z B bei Konkurrenzdruck Theoretische Grundlagen fur die Spieltheorie erarbeitete u a John Nash er stellte 1950 das Nash Gleichgewicht vor Dafur erhielt er 1995 den Nobelpreis fur Wirtschaftswissenschaften Manche Marktteilnehmer konkurrieren und kooperieren dies nennt man Coopetition oder Koopetition Auch ihr Marktverhalten ist Untersuchungsgegenstand der Spieltheorie Pharmakologie Bearbeiten Hauptartikel Synergist Pharmakologie Von Synergie spricht man auch in der Pharmakologie und in der Heilkunde 3 wenn zwei gleichzeitig eingenommene Medikamente ihre Wirkungen gegenseitig verstarken Ein Beispiel ist die synergistische Wirkung von Sulfonamiden und Trimethoprim 4 Chemie BearbeitenAuch beim Zusammenwirken von Chemikalien spricht man von synergetischen bzw synergistischen Effekten wenn sich die kombinierten Wirkungen potenzieren Dies geschieht z B bei halogenierten Flammschutzmitteln in Kombination mit Antimonoxid sowie auch bei der Zusammenstellung von Raketentreibstoffen Oberth Effekt Forstwirtschaft BearbeitenEine Bedeutung erhalt der Begriff auch im Waldbau auch als Synergismus Er bezeichnet dort die erhohte Produktivitat eines Mischbestandes auf einem Standort im Vergleich zu einem Reinbestand bei gleicher Stammzahl Die Steigerung lasst sich durch bessere Ausnutzung z B durch gestufte Bestandesschicht oder unterschiedliche Anspruche der verschiedenen Baumarten oder Verbesserung z B durch bessere Zersetzung der Mischstreu der standortlichen Gegebenheiten erklaren Philosophie BearbeitenAllgemein wird der Begriff in der abstrakteren Bedeutung Synergieeffekt benutzt wenn Konzepte Prozesse oder Strukturen sich gegenseitig erganzen Diese Verwendung wurde von Richard Buckminster Fuller massgeblich mitgepragt der damit u a in der Architektur die Eigenschaften seiner Domes oder geodatischen Kuppeln erklarte Physiologie und Anatomie BearbeitenDas einfachste Beispiel synergistischer Wirkungen ist das harmonische Zusammenspiel von Muskelgruppen Synergistische Muskeln sind zum Beispiel alle Muskeln die an einem bestimmten Gelenk zu ein und derselben Bewegung beitragen zum Beispiel eine Beugung bewirken vgl Agonisten 5 Daruber hinaus wird in der Physiologie mit Synergie auch die Organisation des ZNS beschrieben Damit ist das Zusammenwirken verschiedener Hirnstrukturen gemeint So ist in der Motorik bei komplexen Bewegungsablaufen ein Zusammenspiel verschiedener somatotopisch gegliederter Hirnareale erforderlich Solche Hirnareale sind zum Beispiel die verschiedenen motorischen Projektionsfelder PS EPS Stammganglien Kleinhirn usw Dies ist erforderlich um Bewegungsablaufe abzustimmen und zu koordinieren Storungen dieser Ablaufe konnen sich zum Beispiel als Ataxie oder Apraxie bemerkbar machen Ahnlich wie man bei Muskelgruppen Agonisten und Antagonisten unterscheidet gibt es nicht nur im Nervensystem eine Vielzahl von Systemen die sich untereinander als Gegenspieler erweisen so die bereits genannten Systeme PS und EPS in der Motorik das sympathische und parasympathische Nervensystem sowie unterschiedliche z T gegenlaufige biochemische bzw hormonelle Regulierungen die ebenfalls auf hoherer Ebene vom Nervensystem Neurohypophyse aus gesteuert werden Gegenspieler konnen unter bestimmten Umstanden auch zusammenwirken da sie ganz unterschiedlichen Steuerungsmechanismen unterliegen Dieses Phanomen wird in der Physiologie auch als Synergismus bezeichnet 6 Literatur BearbeitenHermann Haken Synergetik Springer Verlag Berlin Heidelberg New York 1982 ISBN 3 540 11050 X Tatjana Petzer Stephan Steiner Hg Synergie Kultur und Wissensgeschichte einer Denkfigur Paderborn Fink 2016 ISBN 978 3 7705 5896 4 Siehe auch BearbeitenAntagonist Pharmakologie Dichtevorteil Symbiose Skaleneffekt Synergiepotenzial VerbundeffektWeblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Synergie Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten Das was aus Bestandteilen so zusammengesetzt ist dass es ein einheitliches Ganzes bildet nicht nach Art eines Haufens sondern wie eine Silbe das ist offenbar mehr als bloss die Summe seiner Bestandteile Eine Silbe ist nicht die Summe ihrer Laute ba ist nicht dasselbe wie b plus a Die Silbe ist also etwas fur sich sie ist nicht bloss ihre Laute sondern noch etwas Weiteres Aristoteles Metaphysik Ins Deutsche ubertragen von Adolf Lasson Jena 1907 S 129 Boris Karcher Joachim PeterNick Dimler Unternehmensfinanzierung im Mittelstand 2018 S 171 Georg Ernst Stahl Uber die Bedeutung des synergischen Prinzips fur die Heilkunde Halle 1695 in Bernward Josef Gottlieb Hrsg Georg Ernst Stahl Uber den mannigfaltigen Einfluss von Gemutsbewegungen auf den menschlichen Korper Halle 1695 Uber die Bedeutung des synergischen Prinzips fur die Heilkunde Halle 1695 Uber den Unterschied zwischen Organismus und Mechanismus Halle 1714 Uberlegungen zum arztlichen Hausbesuch Halle 1703 Leipzig 1961 Sudhoffs Klassiker der Medizin Band 36 Claus Jurgen Estler Harald Schmidt Pharmakologie und Toxikologie Schattauer Verlag 2007 S 51 ISBN 978 3794522958 Norbert Boss Hrsg Roche Lexikon Medizin 2 Auflage Hoffmann La Roche AG und Urban amp Schwarzenberg Munchen 1987 ISBN 3 541 13191 8 S 1660 Hermann Rein Max Schneider Physiologie des Menschen 15 Auflage Springer Berlin 1964 S 543 597 615 Normdaten Sachbegriff GND 4200199 7 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Synergie amp oldid 236704001