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Die Koopetition auch Koopkurrenz 1 englisch Coopetition ist sowohl ein Zustand als auch ein Verhalten von Wirtschafts Akteuren bei dem Kooperation und Konkurrenz in einer Beziehung zusammenfallen Sie ist aus den Wortern Kooperation Zusammenarbeit und Kompetition Wettbewerb zusammengesetzt und wurde mit dem gleichnamigen Buch Co opetition durch die Spieltheoretiker Adam Brandenburger und Barry Nalebuff im Jahr 1996 in die allgemeine Strategie Diskussion eingefuhrt 2 Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Einzelbetrachtung 2 1 Wettbewerb 2 2 Kooperation 3 Motive 4 Vorteile 5 Nachteile 6 Beispiele 6 1 Wissenschaftler 6 2 Hoover Staumauer 6 3 Castingshows 6 4 Fussballclubs 6 5 Mitarbeiter 7 Forschungsstand 8 Siehe auch 9 Literatur 10 EinzelnachweiseAllgemeines BearbeitenErstmals wurde der Begriff Koopetition im Jahre 1992 von John Noorda dem damaligen Vorstandsvorsitzenden des Netzwerkprodukteherstellers Novell gepragt als dieser damit in einer Rede eine strategische Ausrichtung des Unternehmens betitelte 3 Auf der Ebene der Unternehmensgesamtbeziehungen kann von einer Koopetition dann gesprochen werden wenn Unternehmen bei einigen Wertschopfungsaktivitaten in Konkurrenz stehen z B Absatz und bei anderen miteinander kooperieren z B Forschung 4 Die gemeinschaftliche Entwicklung von Standards etwa der Blu ray Disc durch konkurrierende Hersteller kann als Koopetition angesehen werden ebenso aber auch die Beziehung zweier Unternehmen die sich einerseits in Gerichtsverfahren streiten und andererseits Komplementarprodukte herstellen 5 Daruber hinaus kann die Koopetition auch Teilbeziehungen beschreiben die durch kooperative und kompetitive Elemente gekennzeichnet sind 6 Dies schliesst dann alle Verhaltensweisen und Zustande ein die weder ausschliesslich kooperativ noch ausschliesslich kompetitiv sind Aus diesem Grund wird die Koopetition auch von einigen als realitatsnaheres Paradigma angesehen 7 Einzelbetrachtung BearbeitenWettbewerb Bearbeiten Wettbewerb zwischen zwei Wirtschaftsakteuren kann zunachst als eine soziale Interaktionsform angesehen werden bei der beide Interaktionspartner eine entgegen gerichtete Verhaltensinterpendenz aufweisen Dies bedeutet dass die Ziele des ersten Wirtschaftsakteurs nur auf Kosten des zweiten Wirtschaftsakteurs erreicht werden konnen In der Spieltheorie modelliert man diese Situation als Nullsummenspiel da der Gewinn des einen Akteures dem Verlust eines anderen Akteures gleichkommt Generell gilt Wettbewerb als Beziehung zwischen Unternehmen bei der die okonomische Effizienz sichergestellt wird Dies liegt daran dass Wettbewerb optimale Ressourcenverteilungen herbeifuhrt er die Bereitschaft von Innovationen fordert und ausserdem die Transaktionskosten zwischen den Wettbewerbern senkt 8 Kooperation Bearbeiten Kooperation zwischen zwei Wirtschaftsakteuren kann zunachst als eine soziale Interaktionsform angesehen werden bei der beide Interaktionspartner eine gleich gerichtete Verhaltensinterpendenz aufweisen Dies bedeutet dass die Zielerreichung des einen Akteures logischerweise davon abhangt dass die Ziele des anderen Akteures zumindest teilweise erreicht werden Bei einer Kooperation bleiben die Marktteilnehmer uber ihren vereinbarten Bereich der kooperativen Zusammenarbeit hinweg weiterhin eigenstandig und somit ist die Kooperation von der Fusion abzugrenzen 8 Bei der Kooperation konnen Unternehmen ihre Ressourcen bundeln um beispielsweise das Spektrum ihrer unternehmerischen Moglichkeiten zu erweitern Unternehmen konnen zusatzlich zu ihrer bisherigen Geschaftstatigkeit Effizienzvorteile in Form von Skaleneffekten Economies of Scale und Verbundeffekten Economies of Scope erzielen In der Spieltheorie ist durch kooperative Beziehungen eine Moglichkeit vorhanden das klassische Nullsummenspiel zu uberwinden wenn beide beteiligten Akteure durch das kooperative Agieren profitieren Hier spricht man von einem Positivsummenspiel 8 Motive BearbeitenJunge Technologieunternehmen gehen haufig Kooperationen mit dem Wettbewerber ein weil sie meistens noch klein sind und wenige Erfahrungen haben Ausserdem sind diese knapp mit Ressourcen und stabilen Marktbeziehungen ausgestattet 9 Auch die Entwicklung der Industrie im Allgemeinen fuhrt zu einem Zugang an Koopetition Produktlebenszyklen werden immer kurzer da der Technologiewandel immer schneller wird Die Prozesse um ein Produkt zu entwickeln sind sehr lang und forschungsintensiv und ausserdem steigen insgesamt die Kosten fur Entwicklung und Forschung an Um dem stetigen und schnellen Wandel Stand zu halten gehen konkurrierende Unternehmen Kooperationen ein 9 Wettbewerber kooperieren aber auch vor allem miteinander weil sie Ahnlichkeiten bezuglich der Ressourcen und des Marktes aufweisen und somit ein gegenseitiges Lernen relativ simpel moglich ist 10 CoPS sogenannte Complex Product Systems bezeichnen komplexe Produkte und Systeme die enorm knowhow und kapitalintensiv sind Die Produktion dieser Guter stellt aufgrund der zu Grunde liegenden hochentwickelten Technologiebasen und der Bestandteile in Form eines hierarchisch ausgelegten Vielkomponentensystems hohe Anforderungen dar Selbst grosse global Player sind oft nicht in der Lage alle erforderlichen finanziellen technologischen und organisatorischen Fahigkeiten im Alleingang aufzubringen und somit werden derart komplexe Produkte oft im Rahmen interorganisationaler Beziehungen und industrieller Netzwerke realisiert Diese Industrien komplexer Produkte und Systeme dienen als vielversprechender Forschungsbereich um koopetitive Verhaltensmuster in Unternehmen zu untersuchen 11 Vorteile BearbeitenDie Krafte der Wettbewerber werden bei Kooperationen gebundelt und es kann zu einer starkeren Innovationskraft kommen Dadurch konnen neue Ideen resultieren und die allgemeine Produktionseffizienz kann gesteigert werden Die Kooperation mit einem Wettbewerber bietet einen gemeinsamen Zugang zu Technologien Markten Ressourcen und Informationen Dies wiederum fuhrt zu einer gemeinschaftlichen Schaffung von Fahigkeiten Wissen und Technologien was dazu fuhrt dass sich die kooperierenden Unternehmen Vorteile gegenuber weiteren im Wettbewerb stehenden Unternehmen erarbeiten konnen 9 Koopetitionen konnen ausserdem die Durchsetzung industrieller Standards beschleunigen und Projektkosten als auch Projektrisiken verringern 12 Nachteile BearbeitenEin Abweichen der eigenen Ziele von den gemeinsamen Zielen macht Koopetition gefahrlich da sich von beiden Seiten der Unternehmen Anreize einschleichen konnen durch die gemeinsame hohere Ressourcenausstattung Vorteile auf Kosten des anderen Unternehmens zu verschaffen Eine Moglichkeit diese Gefahr zu minimieren liegt darin vertragliche Regelungen aufzustellen 13 Bei der Kooperation mit einem Wettbewerber wird sich zunachst auf ein langfristiges gemeinsames Ziel geeinigt um einen gemeinsamen Nutzen zu erzielen Ein Unternehmer kann sich hierbei aber opportunistisch verhalten und von diesem Ziel abweichen um seinen eigenen kurzfristigen Nutzen zu maximieren Dabei kann es dazu kommen dass man abhangig vom Partner wird oder ein Wettrennen bezuglich des Lernens entsteht Bei steigender Wettbewerbsintensitat werden demnach Unternehmenskooperationen seltener und scheitern ofter 12 Beispiele BearbeitenWissenschaftler Bearbeiten Wissenschaftler kooperieren gemeinsam in der Forschung stehen jedoch in Konkurrenz wenn es darum geht ihre Ergebnisse zu veroffentlichen oder Drittmittel einzuwerben 14 Hoover Staumauer Bearbeiten Bei der Hoover Staumauer schlossen sich konkurrierende Bauunternehmen zusammen da man allein nicht die notwendigen Sicherheitsrucklagen fur dieses gewaltige Bauprojekt ubernehmen konnte 14 Castingshows Bearbeiten In Castingshows sollen die Teilnehmer ihre Leistungsfahigkeit unter Beweis stellen um moglichst viel Erfolg zu erzielen und zu gewinnen Die mediale Inszenierung des Wettbewerbs fordert die Teilnehmer auf mit den anderen Teilnehmern zu konkurrieren und der bzw die Beste zu sein da es in den meisten Fallen nur einen Gewinner gibt Dem Gegenuber wird in Castingshows aber auch oft die Teamfahigkeit der Teilnehmer zur Schau gestellt In dem Kandidaten z B bei Top Model Aufgaben im Team losen mussen Fotoshootings zusammen absolvieren mussen oder das gemeinsame Zusammenleben im Haus organisieren mussen wird die Kooperationsfahigkeit zu einem tragenden Element in dieser Show 15 Die Kandidaten in einer Castingshow konnen also zeitgleich kooperieren aber dennoch im Wettbewerb stehen wobei das eigentliche Ziel fur jeden Kandidaten der Sieg im Wettbewerb ist Das gleichzeitige Auftreten von Kooperation und Wettbewerb in Castingshows kann also als Beispiel fur Koopetition ausserhalb von rein wirtschaftlichen Beziehungen angesehen werden Die Teilnahme der Kandidaten an kooperativen Beziehungen kann in diesem Fall als kollektive Angstbewaltigung angesehen werden 15 Fussballclubs Bearbeiten Wenn 2 Fussballteams gegeneinander spielen dann haben sie vor allem den Sieg als Ziel Diese beiden Teams mussen hierbei also gemeinsam ein Spiel veranstalten welches sie dann vermarkten beziehungsweise den Zuschauern bereitstellen Ein Fussballspiel ist also ein Koprodukt zweier Teams Der koopetitive Charakter bei Fussballclubs fallt aber besonders bei Meisterschaftsrennen in Ligen auf Der wettbewerbliche Charakter hierin liegt in Punkten Platzierungen Abstieg sowie dem Meisterschaftskampf Alle Clubs der Liga stellen im kooperativen Sinne gemeinsame Spiele bereit und tragen hierbei zur Erfullung des Ligazieles bei 16 Auch hier fallt auf dass Fussballclubs welche zunachst rein kompetitiv erscheinen gemeinsame Leistungen erbringen Um seine Kernleistung zu erbringen ist ein Fussballclub also darauf angewiesen mit konkurrierenden Clubs zusammenzuarbeiten 16 Mitarbeiter Bearbeiten Internes Wissen ist in Unternehmen ein massgeblicher Bestandteil fur dauerhafte Wettbewerbsvorteile Bei einer Dezentralisierung des Unternehmens kann eine Tendenz zum Abgang des Wissens einhergehen Der Grund liegt darin dass die Mitarbeiter also die Trager des Wissens in dem Unternehmen zum einen kooperieren also Wissen austauschen zum anderen aber auch untereinander konkurrieren Auch zwischen Mitarbeitern lassen sich also koopetitive Verhaltensmuster erkennen 17 Forschungsstand BearbeitenDie Forschergemeinschaft und davon insbesondere die Vertreter des strategischen Managements und des industriellen Marketings sehen in dem Phanomen der Koopetition schon seit einigen Jahren eine Relevanz fur eine fundierte wissenschaftliche Auseinandersetzung Der momentane Stand der Forschung weist jedoch theoretische Unklarheiten auf und so gibt es wenige Publikationen die sich speziell mit der Klarung auseinandersetzen inwiefern sich involvierte Unternehmen tatsachlich im besagten Spannungsfeld zwischen Kooperation und Wettbewerb verhalten 11 Siehe auch BearbeitenMultimarkt Wettbewerb Wettbewerb KooperationLiteratur BearbeitenRicarda B Bouncken et al Coopetition a systematic review synthesis and future research directions in Review of Managerial Science Springer 2015 Barry J Nalebuff Adam M Brandenburger Coopetition kooperativ konkurrieren Mit der Spieltheorie zum Geschaftserfolg Rieck Eschborn 2008 ISBN 3 924043 94 9 Erstausgabe des engl Original Co opetition Currency Doubleday New York 1996 Stephan A Jansen Hrsg Konkurrenz und Kooperation interdisziplinare Zugange zur Theorie der Co opetition Metropolis Verl Marburg 2000 254 S ISBN 3 89518 309 1Einzelnachweise Bearbeiten Josef Dinauer Grundzuge des Finanzdienstleistungsmarkts 2009 De Gruyter ISBN 978 3 486 59294 8 S 63 A Brandenburger B Nalebuff Co opetition New York 1996 Thomas Herzog Strategisches Management von Koopetition Eine empirisch begrundete Theorie der Zivilen Luftfahrt Hrsg Wirtschaftsuniversitat Wien Wien 2010 S 8 Y Luo Coopetition in International Business Copenhagen 2004 M Dowling et al Multifaceted Relationships Under Coopetition Description and Theory In Journal of Management Inquiry Jg 5 Nr 2 1996 S 157 M Bengtsson S Kock Tension in Co opetition Paper presented at the Academy of Marketing Science Annual Conference Washington 28 31 Mai 2003 G Padula G Dagnino Untangling the Rise of Coopetition The Intrusion of Coopetition in a Cooperative Game Structure In International Studies of Management and Organization Jg 37 Nr 2 2007 S 35 a b c Klein B Coopetitive Dynamics Zum Entwicklungsverlauf kooperativer Beziehungen zwischen Wettbewerbern Springer Gabler Wiesbaden 2014 S 49 84 a b c Berit Egge Dirk Muller Kooperationen Junger Technologieunternehmen mit Wettbewerbern Springer Fachmedien Wiesbaden 2014 S 92 Berit Egge Dirk Muller Kooperationen Junger Technologieunternehmen mit Wettbewerbern Springer Fachmedien Wiesbaden 2014 S 96 a b Thomas Herzog Strategisches Management von Koopetition Eine empirisch begrundete Theorie der Zivilen Luftfahrt Wirtschaftsuniversitat Wien Wien 2010 S 3 a b Sascha G Walter Dirk Muller Achim Walter Dysfunktionen in F amp E Koopetitionen Praventivmassnahmen und Kooperationserfolg In Schmalenbachs Zeitschrift fur betriebswirtschaftliche Forschung Band 62 Springer Fachmedien Wiesbaden 2010 S 135 Berit Egge Dirk Muller Kooperationen Junger Technologieunternehmen mit Wettbewerbern Springer Fachmedien Wiesbaden 2014 S 93 a b Joachim Tries Konflikt und Verhandlungsmanagement Konflikte konstruktiv nutzen Springer Verlag Berlin Heidelberg 2008 ISBN 978 3 540 34039 3 S 113 a b Miriam Stehling Castingshows als transkulturelle Orte gesellschaftlicher Aushandlungsprozesse In Die Aneignung von Fernsehformaten im transkulturellen Vergleich Gabler Wiesbaden 2008 ISBN 978 3 8349 1010 3 S 46 f a b Michael Schilhaneck Zielorientiertes Management von Fussballunternehmen Konzepte und Begrundungen fur ein erfolgreiches Marken und Kundenbindungsmanagement Springer Fachmedien Wiesbaden 2015 S 79 Katja Zboralski Wissensmanagement durch Communities of Practice Eine empirische Untersuchung von Wissensnetzwerken GWV Fachverlage GmbH Wiesbaden 2007 S 4 Normdaten Sachbegriff GND 7831954 7 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Koopetition amp oldid 234653564