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Die Pharmakodynamik ist die Lehre uber die Wirkung von Arzneistoffen im Organismus und ein Teilgebiet der Pharmakologie Sie behandelt verschiedene Aspekte wie das Wirkprofil die Dosis Wirkungsbeziehung den Wirkmechanismus sowie Wechselwirkungen eines Arzneistoffes mit anderen Molekulen Inhalte der PharmakodynamikWahrend die Pharmakodynamik die Wirkung auf den Korper beschreibt behandelt die Pharmakokinetik die Verteilung und Verstoffwechselung im Korper 1 Inhaltsverzeichnis 1 Wirkprofil 2 Dosis Wirkungs Beziehung 3 Wirkmechanismus 3 1 Wechselwirkung mit Rezeptoren 3 2 Beeinflussung der Enzymaktivitat 3 3 Beeinflussung spannungsabhangiger Ionenkanale 3 4 Beeinflussung von Transportsystemen 3 5 Hemmung von Biosynthesen in Mikroorganismen 4 Literatur 5 EinzelnachweiseWirkprofil BearbeitenDas Wirkprofil wird bestimmt durch die Art und den Ort der Wirkung eines Arzneimittels Welche Effekte treten auf Welche Organe Strukturen oder biologische Funktionen werden beeinflusst Die Gesamtheit aller Wirkungen eines Arzneistoffs wird als Wirkungsspektrum bezeichnet Die meisten Wirkstoffe wirken spezifisch Ihre Wirkung ist weitgehend von der molekularen Struktur abhangig d h an bestimmte chemische funktionelle Strukturen gebunden Daher konnen analoge Verbindungen aufgrund ihrer teilweise ahnlichen Struktur ahnliche Wirkungen haben Wirkstoffe wirken meistens in niedrigen Dosen bzw Konzentrationen und an einem genau definierbaren Angriffsort Das Vorhandensein mehrerer Wirkungen bei einem Wirkstoff wird als Pleiotropie bezeichnet Wenige Wirkstoffe wirken unspezifisch Trotz unterschiedlicher chemischer Strukturen haben sie ahnliche Wirkungen Sie sind eher in hohen Dosen bzw Konzentrationen wirksam Im Zuge eines Wirkstoffdesigns werden die Eigenschaften eines Wirkstoffs gezielt angepasst Dosis Wirkungs Beziehung BearbeitenVor dem Hintergrund der Wirksamkeit und Sicherheit eines Arzneimittels ist die Dosis Wirkungs Beziehung von zentraler Bedeutung Welche Dosen sind wirkungslos Ab welchen Dosen treten Effekte auf Wie stark sind die Effekte in Abhangigkeit von der Dosis Welche Dosen sind toxisch So verursacht beispielsweise eine doppelte Dosis nicht zwingend einen doppelt so grossen Effekt Man spricht dann von einer nicht linearen Dosis Wirkungs Beziehung Manche Arzneimittel haben eine geringe therapeutische Breite Das bedeutet dass die effektive Dosis nahe der toxischen Dosis liegt Die Effekte solcher Arzneimittel mussen somit sorgfaltig uberwacht werden Die Sinnhaftigkeit solcher Verordnungen muss generell kritisch hinterfragt werden Wirkmechanismus Bearbeiten nbsp Auswahl molekularer Mechanismen pharmakologischer WirkstoffeDer Wirkmechanismus erklart das Zustandekommen der Wirkung auf biochemischer bzw biophysikalischer Ebene Besonders aufschlussreich fur das Verstandnis des Wirkmechanismus ist die Struktur Wirkungs Beziehung Neben der chemischen Formel kann auch die raumliche Anordnung der Atome im Molekul den Wirkmechanismus ausmachen Man kennt Substanzen die in Abhangigkeit von ihrer isomeren Form unterschiedlich wirksam sind Fast alle Arzneimittelwirkungen beruhen auf einigen wenigen Wirkmechanismen die sich wie folgt einteilen lassen Wechselwirkung mit Rezeptoren Stimulation Blockade Beeinflussung der Enzymaktivitat Aktivierung Hemmung Beeinflussung spannungsabhangiger Ionenkanale Offnung Blockade Beeinflussung von Transportsystemen Hemmung von Biosynthesen in Mikroorganismen dd Wechselwirkung mit Rezeptoren Bearbeiten Rezeptoren sind Zellstrukturen die durch die Bindung mit einem Liganden z B ein Neurotransmitter gemass dem Schlussel Schloss Prinzip eine Signaltransduktion auslosen welche wiederum einen bestimmten Effekt hervorruft Man unterscheidet intrazellulare also im Cytoplasma oder Zellkern lokalisierte und membranstandige Rezeptoren Durch die Reizung oder Blockade eines solchen Rezeptors mit einer dem naturlichen Liganden ahnlichen Substanz bzw Struktur kann ein Effekt erzeugt oder unterdruckt werden Beispiele Blockade von Adrenozeptoren durch Sympatholytika Alphablocker Betablocker Stimulation von Adrenozeptoren durch Sympathomimetika Blockade von Histamin Rezeptoren durch Antihistaminika Wirkstoffe konnen durch ihre Wirkung am Rezeptor als Agonist Partieller Agonist Antagonist eingeteilt werden Bei mehreren Liganden gibt es aufgrund von Wechselwirkungen oftmals Anderungen im Ausmass einer Wirkung z B in Form einer Synergie einer Loewe Additivitat einer Bliss independence oder eines Antagonismus 2 Beeinflussung der Enzymaktivitat Bearbeiten Ein ebenfalls haufig anzutreffender Wirkmechanismus ist die Aktivierung oder Hemmung einer Enzymaktivitat Enzyme sind neben der Katalyse zahlreicher biochemischer Reaktionen im Organismus auch fur die Regulation verantwortlich z B Proteinkinasen Beispiele Erniedrigung der Konzentration von Angiotensin II durch ACE Hemmer mit dem Ziel der Gefasserweiterung und damit diuretischen Auswirkung Hemmung der bakteriellen Gyrase durch Gyrase Hemmer wie die Fluorchinolone Antibiose Beeinflussung spannungsabhangiger Ionenkanale Bearbeiten Ionenkanale ermoglichen den Transport von Ionen wie z B Natrium Kalium Calcium und Chlorid durch die Zellmembranen Sie konnen durch verschiedene Mechanismen aktiviert werden Neben der Rezeptoreninteraktion siehe oben Wechselwirkung mit Rezeptoren ist die Beeinflussung mittels einer Veranderung des Membranpotentials moglich Beispiele Verringerung der intrazellularen Calciumkonzentrationen durch Blockieren der Resorptionscarrier oder kanale durch Calciumkanalblocker Senkung der Herzlast durch verminderten Sauerstoffbedarf und geringeren Blutdruck Erniedrigung der Natriumionenkonzentration in Axonen durch Lokalanasthetika Storung der Reizweiterleitung bzw Ausfall davon abhangiger Schmerzempfindungen siehe dazu Lokalanasthetikum Wirkungsmechanismus Beeinflussung von Transportsystemen Bearbeiten Arzneistoffe konnen ihre Wirkung auch durch Beeinflussung von Ionenpumpen oder Carrier Systemen entfalten Beispiel Hemmung der Protonen Kalium Pumpe durch Protonenpumpenhemmer Unterdruckung der Salzsaureproduktion im Magen Hemmung von Biosynthesen in Mikroorganismen Bearbeiten Eine Vielzahl von antiinfektiven Therapien beruht auf der Storung von Biosynthesen der Erreger Beispiele Hemmung der bakteriellen Zellwandsynthese durch b Lactam Antibiotika Storung der bakteriellen Folsaure Synthese durch Sulfonamide Hemmung der bakteriellen Proteinsynthese durch Makrolide Hemmung der mykotischen Ergosterolsynthese durch Azol AntimykotikaLiteratur BearbeitenE Mutschler G Geisslinger H K Kroemer P Ruth M Schafer Korting Mutschler Arzneimittelwirkungen Lehrbuch der Pharmakologie und Toxikologie Basiswissen Pharmakologie Toxikologie Mit einfuhrenden Kapiteln in die Anatomie Physiologie und Pathophysiologie WVG Stuttgart 2005 ISBN 3 8047 2251 2 Philipp F W Vogt Lehrbuch der Pharmakodynamik Giessen 1821 Erstes Einzelwerk uber Pharmakodynamik Einzelnachweise Bearbeiten Aktories Klaus Forstermann Ulrich Hofmann Franz Starke Klaus Hrsg Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie Begrundet von W Forth D Hentschler und W Rummel 10 Auflage Urban amp Fischer Munchen Jena 2009 ISBN 978 3 437 42522 6 S 2 5 7f P J Yeh M J Hegreness A P Aiden R Kishony Drug interactions and the evolution of antibiotic resistance In Nat Rev Microbiol 2009 Band 7 Nr 6 S 460 466 doi 10 1038 nrmicro2133 PMID 19444248 PMC 2855488 freier Volltext Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pharmakodynamik amp oldid 239350263