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Als Raketentreibstoff werden die Antriebsstoffe einer Rakete genauer eines Raketenmotors bezeichnet Durch ihn entsteht der Schub einer Rakete Die Wahl des Raketentreibstoffes ist der bestimmende Faktor fur den spezifischen Impuls I s p displaystyle I mathrm sp eines Raketentriebwerks Der spezifische Impuls ist ein Mass fur die Effizienz von Triebwerken also fur den Verbrauch von Treibstoff pro Impuls Obwohl ein hoher spezifischer Impuls immer erstrebenswert ist kommen haufig auch Treibstoffe mit geringerer Effizienz zum Einsatz Beispielsweise wird in der ersten Stufe von Raketentriebwerken oft Kerosin als Brennstoff oder Feststoffraketen verwendet obwohl Triebwerke mit flussigem Wasserstoff oder elektrischem Antrieb einen sehr viel hoheren spezifischen Impuls haben also effizienter sind Der Grund liegt in dem niedrigen Preis und der Einfachheit der erstgenannten Triebwerke und in dem vergleichsweise geringen Schub den letztgenannte Triebwerke ermoglichen Bei einem Start von der Erdoberflache ist ein hoher Schub notwendig da die Rakete die Erdbeschleunigung uberwinden muss Bei einer zweiten Stufe konnen andere Brennstoffe verwendet werden zum Beispiel flussiger Wasserstoff da der benotigte Schub geringer ist Fur Missionen uber den Erdorbit hinaus konnen Triebwerke mit geringem Schub und hohem spezifischen Impuls verwendet werden Wichtige Eigenschaften sind neben dem Preis von Raketentreibstoff auch seine Dichte beeinflusst die Grosse des Tanks Lagerfahigkeit Zersetzung Verdampfung Gefahrlichkeit Selbstentzundung Zundverhalten und Umweltvertraglichkeit und Aggressivitat Korrosion gegenuber Tank Leitungen Pumpen und Turbinen Die fur Raketen am haufigsten verwendeten Treibstoffe sind chemisch Dabei werden die Produkte einer chemischen Reaktion mit hoher Geschwindigkeit aus der Triebwerksduse ausgestossen Sowohl Energie als auch Stutzmasse kommen aus der chemischen Reaktion Im Gegensatz verwenden viele elektrische und nukleare Antriebe eine dedizierte Stutzmasse z B Wasserstoff die nicht verbrannt sondern elektrisch oder nuklear erhitzt wird und dadurch mit hoher Geschwindigkeit austritt Inhaltsverzeichnis 1 Haltbarkeit und Lagerung 2 Chemische Treibstoffe 2 1 Festtreibstoff 2 1 1 Homogene bzw kolloidale Festtreibstoffe 2 1 2 Heterogene Festtreibstoffe Composits 2 2 Hybridtreibstoff 2 3 Flussigtreibstoff 2 3 1 Monergole 2 3 2 Diergole 2 3 3 Triergole 2 4 Treibhausgase Gasemissionen und Ozonschicht 2 5 Oberth Effekt 2 6 Aktuell verwendete chemische Treibstoffe 2 7 Forschung 3 Treibstoffe in elektrischen Antrieben 4 Treibstoffe in nuklearen Antrieben 4 1 Fusionsantrieb 4 2 Antimaterieantrieb 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Quellen 8 WeblinksHaltbarkeit und Lagerung BearbeitenDie verschiedenen Treibstoffklassifikationen haben weiterhin noch besondere Eigenschaften hinsichtlich ihrer Haltbarkeit und Lagerung Festtreibstoffe lassen sich am einfachsten lagern jedoch wird ihre Lagerung auch von bestimmten Bedingungen eingeschrankt Es durfen sich weder Risse bilden noch Schrumpfungen auftreten Flussigtreibstoffe hingegen sollten im normalen Umgebungstemperaturbereich z B bei Start und Lagerung weder gefrieren noch verdampfen was ein Temperaturintervall von 20 C bis 80 C bedeutet Durch Tiefkuhlung verflussigte in der Raumfahrt als kryogen bezeichnete Treibstoffe lassen sich aufgrund ihres Aggregatzustandes nur schwierig lagern da auch bei aufwendigen Tankisolierungen ein Verdampfen nicht vermieden werden kann Der Einsatz in Raketen verringert damit die mogliche Standzeit zwischen Betankung und Start der Rakete und erfordert zusatzliche technologische Massnahmen zum Beispiel Isolierung der Tanks Verhinderung von Eisbildung kontinuierliches Nachtanken vor dem Start Abdampfeinrichtungen bei der Konstruktion der Rakete Chemische Treibstoffe BearbeitenBei den chemischen Treibstoffsystemen erzeugt eine chemische Reaktion den Schub der Rakete Man unterscheidet allgemein entweder nach der Art des Treibstoffes in Fest Flussig oder Hybridtreibstoffe oder nach Anzahl der am Verbrennungsprozess beteiligten Reaktionsstoffe in Monergol Diergol oder Triergol Bei der chemischen Reaktion werden Warmeenergie und Reaktionsprodukte frei durch die hohe Drucke und Temperaturen in der Brennkammer entstehen wodurch die Reaktionsprodukte mit hoher Geschwindigkeit aus der Triebwerksduse ausgestossen werden Bei chemischen Raketentreibstoffen sind meistens ein Treibstoff auch Brennstoff genannt und ein Oxidator erforderlich Diese konnen vor dem Start in gemischter Feststoffrakete oder ungemischter Form vorliegen Je nach Art und Einsatzgebiet der Raketen werden folgende Treibstoffe verwendet Festtreibstoff Bearbeiten Hauptartikel Feststoffraketentriebwerk Festtreibstoffe konnen homogene oder auch heterogene Feststoffe Composits sein die neben dem Brennstoff und dem Oxidator noch andere Zusatze Stabilisatoren enthalten Homogene bzw kolloidale Festtreibstoffe Bearbeiten Die homogenen Treibstoffe sind fast vollstandig homogene Mischungen auf Kolloidbasis von Zellulosenitrat oder Glyzerintrinitrat 1 die eventuell noch Zusatze von Oxidatoren Brennstoffen und Stabilisatoren welche die spontane Zerfallsneigung der Nitrate z B Diethylphenylurethan Diphenylamin mindern enthalten Wird nur Zellulosenitrat verwendet spricht man auch von Einbasistreibstoff single base propellant ansonsten von Doppelbasistreibstoffen double base propellant welche energiereicher sind aber deshalb auch Stabilisatoren benotigen Fur die Eignung des Zellulosenitrat als Treibstoffkomponente ist ein Stickstoffanteil von uber 11 5 erforderlich Damit eignen sich die Di und Trinitrate Kollodiumwolle und Schiessbaumwolle jedoch nicht Zelluloid aufgrund des geringen Stickstoffgehalts 1 Als Festtreibstoff von Feuerwerks und Modellraketen wird meistens Schwarzpulver verwendet Fur militarische Anwendungen wurde Schwarzpulver schon zur Zeit des Zweiten Weltkriegs durch das rauchschwache Zellulosenitratpulver weitgehend ersetzt Die homogenen Festtreibstoffe gehoren meist zu der Kategorie der niederenergetischen Treibstoffe da sie eine Austrittsgeschwindigkeit von weniger als 2200 m s aufweisen Heterogene Festtreibstoffe Composits Bearbeiten Heterogene Festtreibstoffe Composits werden durch mechanische Mischung von Brennstoff en und Oxidator en hergestellt Fur Feststoffraketen wie sie in der Raumfahrt oder fur einige militarische Raketen ublich sind werden giessfahige Gemische aus einem Oxidator wie Ammoniumperchlorat oder Natrium Ammoniumnitrat und einem Reduktionsmittel wie Aluminiumpulver verwendet siehe Ammonium Perchlorate Composite Propellant APCP 2 Die Stutzsubstanz ebenfalls ein Reduktionsmittel besteht aus Kunstharzen 3 wie Polyurethanen oder Polysulfiden hauptsachlich aus PBAN oder HTPB Geringe Mengen Eisenoxid als Katalysator und andere Beimengungen verbessern die Eigenschaften Das Gemisch wird in Formen gegossen Anschliessend wird der Treibsatz gehartet was Riss und Lunkerbildung stark vermindert und so den Transport und die Handhabung sehr sicher macht Es wurde auch untersucht ob anstelle oder zusatzlich zu Aluminium auch Lithium Beryllium Bor oder Magnesium verwendet werden kann Bei hochentwickelten Composits konnen Austrittsgeschwindigkeiten von bis zu 3300 m s erreicht werden Ausser Aluminium kamen diese Beryllium wegen seiner Giftigkeit Lithium wegen seiner schweren Handhabbarkeit Bor wegen der Bildung undurchlassiger Oxidschichten bisher nicht zum Einsatz 4 Als Beispiel der Zusammensetzung konnen die Booster des Space Shuttle dienen Bei diesen besteht der Treibstoff APCP aus 69 93 Ammoniumperchlorat als Oxidator 16 Aluminiumpulver als Treibstoff und 0 07 Eisenoxidpulver als Katalysator Als Bindemittel werden 12 04 PBAN und 1 96 eines Epoxyharters eingesetzt die ebenfalls mit verbrennen und so zusatzlichen Schub liefern 5 2009 ist es gelungen in dem neuen Raketentreibstoff Alice die Explosivitat von Aluminium und Wasser zu nutzen Hybridtreibstoff Bearbeiten Als Hybridtreibstoff Lithergol bezeichnet man einen Mischantrieb aus einer festen und einer flussigen Treibstoffkomponente 6 Meistens ist der reduzierende Treibstoff fest oft ein Kunststoff zum Beispiel HTPB oder in diesen eingebunden z B Lithiumhydrid etc Der Oxidator ist dann flussig meistens Salpetersaure Distickstoffmonoxid flussiger Sauerstoff Fluor Sauerstoffdifluorid oder FLOX Mischung aus flussigem Sauerstoff und flussigem Fluor Zum Beispiel flog das SpaceShipOne mit HTPB und Distickstoffmonoxid Es wurden aber auch Experimente mit inversen Hybriden durchgefuhrt bei denen ein flussiger Brennstoff durch einen festen Oxidator verbrannt wird Raketen mit entsprechendem Antrieb werden als Hybridraketen bezeichnet Flussigtreibstoff Bearbeiten Hauptartikel Flussigkeitsraketentriebwerk Als Flussigtreibstoff werden im Betriebszustand flussige Treibstoffe bzw Oxidatoren bezeichnet die in den Raketentriebwerken verwendet werden Man unterscheidet Monergole Einstofftreibstoffe Diergole Zweistofftreibstoffe und Triergole Dreistoffsysteme was direkt zur Anzahl der notwendigen separaten Tanks fuhrt Monergole Bearbeiten Die Flussigtreibstoffe dieser Kategorie gehoren zu den niederenergetischen Treibstoffen Monergole werden im Fall der sogenannten Katergole durch Hinzubringen eines Katalysators zum Zerfall gebracht andere Formen wie der Torpedotreibstoff Otto 2 werden oxidativ umgesetzt Ein Beispiel fur ein Katergol ist Hydrazin welches zum Beispiel fur Lageregelungssysteme von Raumflugkorpern verwendet wird Hierbei wird Hydrazin mit Hilfe eines Katalysators Iridium oder Molybdan Nitrid auf Aluminiumoxid mit grosser Oberflache zu Stickstoff und Wasserstoff zersetzt Ein anderes Beispiel ist eine 70 80 ige Losung von Wasserstoffperoxid Als Katalysator wird hier Calciumpermanganat oder versilberte Gaze eingesetzt Wasserstoffperoxid ist jedoch wegen seiner Neigung zur spontanen Zersetzung schon bei geringen Verunreinigungen durch metallische oder organische Substanzen sehr gefahrlich Auch Ethylenoxid lasst sich als Monergol einsetzen Es zerfallt dabei je nach Reaktionsbedingungen in Methan und Kohlenmonoxid Das entstandene Gasgemisch lasst sich in einem Nachbrenner vollstandig zu Kohlenstoffdioxid und Wasser oxidieren 7 Leistungsdaten einiger Monergole Brenn stoff Katalysator Austritts geschwindigkeit m s N2H4 Iridium auf Aluminiumoxid 2220H2O2 Calciumpermanganat 1860Diergole Bearbeiten Bei Diergolsystemen Zweistoffsystemen sind bis auf Hybridantriebe bei Flussigkeitstriebwerken beide Bestandteile flussig z B Wasserstoff Sauerstoff Im Falle des Hybridantriebs ist meist der Brennstoff in fester Form vorliegend und der Oxidator als Gas oder auch Flussigkeit Zu den Diergolsystemen zahlen als starkste Vertreter Wasserstoff Sauerstoff Gemische die Austrittsgeschwindigkeiten von bis zu 4500 m s 13 680 km h im Vakuum erreichen konnen Es werden haufig als Brennstoff verwendet Alkohol Benzin Kerosin Hydrazin UDMH unsymmetrisches Dimethylhydrazin MMH Monomethylhydrazin Aerozin 50 50 UDMH und 50 Hydrazin UH 25 75 UDMH und 25 Hydrazin und flussiger Wasserstoff Fruher wurde auch Ammoniak verwendet bevor man auf Hydrazin und seine Derivate bzw Mischungen aus beiden umstellte Methan und Wasserstoff liefern den grossten spezifischen Impuls sind aber wegen der niedrigen Lagertemperaturen schwer zu handhaben Syntin ist ein weiterer Kohlenwasserstoff der in der Sowjetunion in den 1980er und 1990er Jahren als Treibstoff fur die Sojus Rakete und den Buran eingesetzt wurde Als Oxidatoren werden praktisch nur Sauerstoff und Fluor bzw Verbindungen die grosse Konzentrationen einer der beiden Stoffe enthalten verwendet Fast alle Oxidatoren ausser Distickstoffmonoxid sind entweder chemisch aggressiv oder mussen tief gekuhlt werden Eingesetzt werden vor allem flussiger Sauerstoff LOX liquid oxygen Wasserstoffperoxid rauchende Salpetersaure RFNA red fuming nitric acid Distickstofftetroxid oder Distickstoffmonoxid Prinzipiell denkbar aber aus Umweltschutzgrunden praktisch nicht realisierbar ist auch flussiges Fluor Die Zundung erfolgt entweder elektrisch mit einer Feststoffkartusche oder auch bei manchen Treibstoffkombinationen von selbst Hypergol was einen Vorteil fur diese Treibstoffkombination darstellt da mehr oder weniger aufwendige Zundsysteme entfallen konnen Theoretische Leistungsdaten einiger Treibstoffkombinationen Oxi dator Brenn stoff Mischungs verhaltnis mittlereDichte g cm3 Verbrennungs temperatur C Austritts geschwindigkeit m s O2 C2H5OH 1 43 1 01 2960 2740O2 RP 1 2 58 1 03 3403 2941O2 C3H4 2 05 1 08 N A 3093O2 C2H4 2 38 0 88 3486 3053O2 CH4 3 21 0 82 3260 3034O2 N2H4 0 90 1 07 3130 3070O2 H2 4 02 0 28 2700 3830O2 B2H6 1 96 0 74 3489 3351O2 B5H9 2 12 0 92 3834 3124ClF3 C10H20 3 20 1 41 3250 2530ClF3 N2H4 2 81 1 49 3650 2885H2O2 95 UDMH 4 54 1 24 2650 2720H2O2 95 RP 1 7 35 1 30 2915 2730H2O2 95 N2H4 2 17 1 26 2580 2760N2O4 Aerozin 2 00 2 00 3100 2820N2O4 MMH 2 17 1 19 3122 2827N2O4 N2H4 1 36 1 21 2992 2862HNO3 C10H20 4 80 1 35 2960 2630HNO3 N2H4 1 45 1 28 2800 2830F2 N2H4 2 30 1 31 4440 3560F2 H2 7 60 0 45 3600 4020F2 B5H9 5 14 1 23 5050 3502F2 CH4 4 53 1 03 3918 3414OF2 H2 5 92 0 39 3311 4014OF2 CH4 4 94 1 06 4157 3485OF2 B2H6 3 95 1 01 4479 3653OF2 RP 1 3 87 1 28 4436 3424OF2 MMH 2 28 1 24 4075 3427OF2 N2H4 1 51 1 26 3769 3381OF2 B5H9 4 16 1 20 4825 3539N2F4 CH4 6 44 1 15 3705 3127N2F4 MMH 3 35 1 32 3819 3163N2F4 N2H4 3 22 1 83 4214 3283N2F4 B5H9 7 76 1 34 4791 3259 Brennkammerdruck von 7 MPa Entspannungsverhaltnis 1 70 adiabate Verbrennung isentrope Entspannung chemisches Gleichgewicht Triergole Bearbeiten Triergolsysteme Dreistoffsysteme enthalten Diergolsysteme zwei Komponenten denen noch zusatzlich Wasserstoff oder Metallpulver Lithium Aluminium Beryllium zur Erhohung des spezifischen Impulses zugefuhrt wird Diese Treibstoffsysteme wurden zwar bisher gut untersucht jedoch wegen des komplexen Aufbaus von Triebwerk und Rakete drei Tanks nie praktisch eingesetzt Theoretische Leistungsdaten einiger Triergole Oxi dator Brenn stoff Zusatz brennstoff Austritts geschwindigkeit m s Stei gerungO2 H2 26 Be 4500 17 O2 H2 29 Li 4000 0 4 O2 N2H4 15 Be 3350 0 9 F2 N2H4 25 Li 3700 0 3 F2 H2 15 Be 4100 0 2 F2 H2 20 Li 4400 0 9 N2O4 MMH 15 Be 3100 10 N2O4 MMH 15 Al 2900 0 3 N2O4 N2H4 10 Be 3200 12 H2O2 N2H4 13 Be 3300 17 Brennkammerdruck von 7 MPa Entspannungsverhaltnis 1 70 adiabate Verbrennung isentrope Entspannung chemisches Gleichgewicht Treibhausgase Gasemissionen und Ozonschicht Bearbeiten Bei vielen Raketenstarts sind Kohlenstoffdioxid Emissionen ein grosses Problem Dabei entstehen ublicherweise zwischen 50 und 75 Tonnen CO2 pro Astronaut Im Vergleich dazu verursacht ein Langstreckenflug mit dem Flugzeug zwischen 1 und 3 Tonnen CO2 pro Passagier Allerdings ist die Zahl der Raketenfluge noch sehr gering Nach Angaben der NASA gab es im Jahr 2020 weltweit nur 114 versuchte Orbitalstarts verglichen mit uber 100 000 Flugzeugflugen pro Tag Etwa zwei Drittel der bei der Verbrennung von Raketentreibstoffen erzeugten Abgase werden in der Stratosphare etwa 15 km bis 50 km und Mesosphare etwa 50 km bis 80 km freigesetzt wo sie mindestens 2 Jahre lang verbleiben konnen Weil einige dieser Abgase Treibhausgase sind die in diesen Schichten eingeschlossen werden haben viele Raketenstarts ungunstige Auswirkungen auf das Weltklima Aluminiumoxid Al2O3 Chlor umgewandelt in HCl Stickoxide NOx Hydroxyl OH und Wasserdampf H2O in den Abgasen von Raketen tragen durch chemische Reaktionen in der Stratosphare der Erde zum Ozonabbau bei Dies ist eine Belastung fur die sehr wichtige Ozonschicht die die Erde vor schadlicher Ultraviolettstrahlung schutzt Wasserdampf erzeugt eine verstarkte Wolkenbildung in der Stratosphare und der Mesosphare und Aluminiumoxid und Kohlenstoff konnen einen Strahlungsantrieb verursachen Wolken und konnen den solaren Strahlungsfluss zuruck ins Weltall reflektieren wahrend Aluminiumoxid und Kohlenstoff den solaren Strahlungsfluss absorbieren konnen was zu einer Abkuhlung fuhrt Aluminiumoxid und Kohlenstoff konnen jedoch auch die langwellige elektromagnetische Strahlung von der Erde absorbieren und abfangen was die Erderwarmung verstarkt Eine warmere Stratosphare kann zu einem schnelleren Ozonabbau fuhren 8 Die meisten Umweltstudien zu Raketenstarts befassen sich mit Feststoffraketen wahrend die inzwischen haufiger verwendeten Flussigkeitsraketen in der Literatur unterreprasentiert sind Die begrenzten Studien uber die Emissionen von Raketentriebwerken mit Flussigtreibstoff zeigen dass sie zwar zum Verlust von Ozon in der Stratosphare fuhren dass aber Feststoffraketen fur einen um Grossenordnungen grossere Umweltverschmutzung verantwortlich sind 9 Oberth Effekt Bearbeiten Raumfahrtpionier Hermann Oberth nach dem der franzosische Raketenpionier Robert Esnault Pelterie den Effekt spater benannte fand durch empirisches Experimentieren heraus dass bei der Reaktion der Raketentreibstoffe Wasserstoff und Sauerstoff sich die Austrittsgeschwindigkeit durch Erhohung des Wasserstoff Anteils steigern lasst Das liegt daran dass zwar infolge des Wasserstoff Uberschusses die Dissoziation praktisch ausgeschaltet wird jedoch reiner Wasserstoff leichter ist und daher schneller ausstromen kann als dissoziierter oder gar undissoziierter Wasserdampf Als weiterer Nebeneffekt ergibt sich eine leicht niedrigere Temperatur mit entsprechend geringeren Anforderungen an das Kuhlsystem des Antriebs so dass sich bei einer Reduzierung des Sauerstoffgewichts eine Steigerung an Nutzlast ergab 10 Heute verwendet man bei Wasserstoff Sauerstoff Triebwerken Wasserstoff und Sauerstoff im Massenverhaltnis m H m O 1 4 1 6 displaystyle frac m H m O approx frac 1 4 frac 1 6 nbsp statt des stochiometrisch richtigen Massenverhaltnisses 1 8 displaystyle frac 1 8 nbsp Dieser Effekt darf nicht mit einem weiteren Oberth Effekt verwechselt werden welcher den Zusammenhang beschreibt dass bei hoherer Eigengeschwindigkeit des Raumschiffs ein gunstigeres Verhaltnis zwischen kinetischer und potenzieller Energie des ausgestossenen Treibstoffs erreicht wird Aktuell verwendete chemische Treibstoffe Bearbeiten Besonders verbreitet sind bei Grossraketen folgende Kombinationen Zum Antrieb Kryogene Treibstoffe Kerosin mit LOX Liquid Oxygen Flussigsauerstoff Flussiger Wasserstoff mit LOX Liquid Oxygen Flussigsauerstoff Methan Flussigbrennstoffe UDMH oder und Hydrazin mit Distickstofftetroxid Hypergol und ohne Kuhlung lagerbar Feststoff Treibstoffe Hydroxyl terminiertes Polybutadien mit Ammoniumperchlorat und Aluminium abgekurzt HTPB AP ALFur das Lagekontrollsystem kommen nur nicht kryogene Stoffe zum Einsatz MMH mit Distickstofftetroxid oder MON als Hypergol Hydrazin als MonergolForschung Bearbeiten Es werden momentan zwei Moglichkeiten untersucht den spezifischen Impuls von chemischen Triebwerken zu steigern Freie Radikale und metastabile Elemente Alle Methoden befinden sich noch im Experimentierstadium 11 Ozon ist zwar instabil das Allotrop Tetrasauerstoff soll aber stabiler sein Damit waren spezifische Impulse von bis zu 564 s 5538 Ns kg im Vakuum moglich Man versucht ebenfalls Wasserstoffradikale als Treibstoff zu verwenden Um die Stabilitat des Elements zu erhohen werden sie unter flussigen Wasserstoff gemischt Wird diese Kombination mit theoretischen 15 4 Radikalen mit flussigem Sauerstoff verbrannt konnen spezifische Impulse von bis zu 750 s 7358 Ns kg im Vakuum erreicht werden Treibstoffe in elektrischen Antrieben BearbeitenDas Prinzip des Ionenantriebs wurde erstmals 1929 vom Raumfahrtpionier Hermann Oberth in seinem als Bibel der Raumfahrttechnik 12 bezeichneten Werk Wege zur Raumschiffahrt 13 vorgestellt in dem er erstmals die Physik die Funktion die Konstruktion und die Nutzung fur den interplanetaren Flug eines Ionentriebwerk auf den Seiten 386 bis 399 beschreibt Hermann Oberth stellte zudem auf der 12 Raketen und Raumfahrttagung der Deutschen Raketen Gesellschaft DRG e V im September 1963 in Hamburg eine neue Idee zum elektrischen Raumschiff vor 14 Zitat Mein Vorschlag betrifft ein elektrisches Raumschiff das nicht Ionen und Elektronen ausstosst sondern Nebeltropfchen die grossenordnungsmassig je nach Vorhaben 1 000 bis 100 000 mal grosser sind und sich um ein Ion oder Elektron als Kondensationskern bilden Die Bezeichnung Treibstoff vor allem aber der Begriff Brennstoff ist bei elektrischen Antrieben irrefuhrend da er nur als Medium zur Impulsubertragung nicht aber als eigentliche Energiequelle fungiert Anstelle dessen wird allgemein von Stutzmasse gesprochen Bei einem Ionenantrieb dienen als Stutzmasse Casium Xenon oder Quecksilber Der Treibstoff wird dabei ionisiert und mit Hilfe eines elektrischen und eines magnetischen Feldes beschleunigt Der Vorteil dieser Bauweise ist dass die notwendige elektrische Energie beispielsweise mittels Solarzellen im Weltraum gewonnen werden kann und man mit sehr wenig Treibstoff auskommt denn es wird nur sehr wenig Masse ausgestossen diese dafur aber mit sehr hoher Geschwindigkeit Die dabei erreichten Schubkrafte sind extrem klein Ausserdem funktioniert das Triebwerk nur im Hochvakuum wie es zum Beispiel im Weltraum vorliegt Bei thermischen Lichtbogentriebwerken wird mit Hydrazin Ammoniak oder Wasserstoff gearbeitet Der Lichtbogen erhitzt die Stutzmasse die dadurch expandiert und durch eine Duse nach hinten beschleunigt wird Treibstoffe in nuklearen Antrieben BearbeitenAls Stutzmasse in einem Nuklearantrieb wird flussiger Wasserstoff oder Ammoniak verwendet welche mit Hilfe eines Reaktors auf ca 3000 C aufgeheizt wird Projekt NERVA Das Orion Projekt sah den Einsatz kleiner Atombomben als Antrieb vor Fusionsantrieb Bearbeiten Es gibt mehrere Ansatze einen Fusionsantrieb zu realisieren Einer davon benutzt Laserpulse um eine geringe Menge 3He auf die fur eine Fusion notige Temperatur zu bringen Die hochenergetischen Reaktionsprodukte verlassen durch eine magnetische Duse den Antrieb Zundet man viele solcher Reaktionen in Folge wurde ein quasi kontinuierlicher Ruckstoss entstehen Antimaterieantrieb Bearbeiten Die Energie fur einen derzeit hypothetischen Antimaterieantrieb wurde durch Paarvernichtung von Materie und Antimaterie geliefert werden Bei diesem Prozess wird die gesamte Ruheenergie der Teilchen vollstandig in hochenergetische Gammaquanten umgesetzt die erst durch Absorption in kinetische Energie umgesetzt werden mussten um andere Materie zu beschleunigen und gerichtet auszustossen Das grosste Problem aus der heutigen Sicht stellt die Erzeugung und Lagerung von Antimaterie dar Da die Produktion soviel Energie verbraucht wie die Reaktion spater liefert scheidet eine Produktion an Bord des Raumschiffs aus Die Antimaterie musste mitgefuhrt werden Die Lagerung dieser muss 100 prozentig zuverlassig sein da sonst das Raumschiff zerstort wurde Mit dem jetzigen Stand der Technik ist ein Antimaterieantrieb nicht moglich da man keine Moglichkeit kennt grossere Mengen an Antimaterie zu erzeugen Mit dem Materie Antimaterie Triebwerk konnte man fast Lichtgeschwindigkeit erreichen Fur einen Flug zum Mars hin und zuruck waren nur etwa 0 1 Gramm Antiprotonen notig doch selbst die Herstellung dieser geringen Menge Antiprotonen ist derzeit utopisch Siehe auch BearbeitenRaketentriebwerk Antriebsmethoden fur die Raumfahrt Liste der grossten kunstlichen nichtnuklearen ExplosionenLiteratur BearbeitenKarl Klager Raketentreibstoffe In Chemie in unserer Zeit Band 10 Nr 4 1976 S 97 105 doi 10 1002 ciuz 19760100402 John D Clark Ignition An Informal History of Liquid Rocket Propellants Hrsg Rutgers University Press 2018 ISBN 978 0 8135 9583 2 englisch 195 Seiten Neuauflage des 1972 erschienenen Werks Quellen Bearbeiten a b Review of solid propellants for space exploration NASA CR 77354 1 Oktober 1965 Jared Ledgard The Preparatory Manual of Black Powder and Pyrotechnics V1 4 Jared Ledgard 2007 ISBN 978 0 615 17427 3 S 39 51 52 73 77 540 549 Eintrag zu Raketentreibstoffe In Rompp Online Georg Thieme Verlag abgerufen am 6 Februar 2012 Armin Dadieu Ralf Damm Eckart W Schmidt Raketentreibstoffe Springer Verlag 2013 ISBN 978 3 7091 7132 5 S 496 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche NASA PROPELLANTS Memento vom 27 April 2011 im Internet Archive Horst W Kohler Klipp und Klar 100x Raumfahrt Bibliographisches Institut Mannheim Wien Zurich 1977 ISBN 3 411 01707 4 S 30 Clay Robison William 1953 Properties of ethylene oxide and hydrazine related to their use as propellants Breeze Technologies How much air pollution do rocket launches cause J A Dallas S Raval J P Alvarez Gaitan S Saydam A G Dempster The environmental impact of emissions from space launches A comprehensive review Frederick C Durant American Astronautical Society International Academy of Astronautics First steps toward space proceedings of the first and second History AAS Publications 1974 ISBN 978 0 87703 243 4 S 134 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche http isdc2 xisp net kmiller isdc archive fileDownload php link fileSelect amp file id 360 Link nicht abrufbar Hans Barth Hermann Oberth Leben Werk Wirkung Uni Verlag Dr E Roth Oberth Feucht 1985 ISBN 3 924899 00 2 S 117 Hermann Oberth Wege zur Raumschiffahrt VDI Verlag Dusseldorf 1992 ISBN 3 18 400755 3 S 336 350 Erstausgabe 1929 Hermann Oberth Das elektrische Raumschiff EBO Druck und Verlag der DRG Bolkow Bibliothek Hannover 1963 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Raketentreibstoff Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Chemische Raketentreibstoffe dreiteilige Artikelserie von Bernd Leitenberger Liste von Treibstoffkombinationen Elektrische Raumfahrtantriebe Memento vom 1 Juli 2013 im Internet Archive Aufsatz uber Raketentechnik PDF Datei 266 kB Tool fur die thermodynamische Berechnung der Leistungsdaten von Raketentreibstoffen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Raketentreibstoff amp oldid 237388818