www.wikidata.de-de.nina.az
Distickstofftetroxid N2O4 ist bei 25 C ein farbloses Gas Es ist das Dimer des Stickstoffdioxids NO2 und steht mit diesem in einem druck und temperaturabhangigen Gleichgewicht StrukturformelAllgemeinesName DistickstofftetroxidAndere Namen Stickstofftetraoxid Stickstofftetroxid NTOSummenformel N2O4Kurzbeschreibung farbloses bei Erwarmung rotbraunes Gas mit stechendem Geruch 1 Externe Identifikatoren DatenbankenCAS Nummer 10544 72 6EG Nummer 234 126 4ECHA InfoCard 100 031 012PubChem 25352Wikidata Q382984EigenschaftenMolare Masse 92 01 g mol 1Aggregatzustand gasformig bei 25 C Dichte 1 45 g cm 3 1 Schmelzpunkt 11 C 1 Siedepunkt 21 C 1 Dampfdruck 0 1 MPa 20 C 1 Loslichkeit hydrolysiert in Wasser 1 SicherheitshinweiseGHS Gefahrstoffkennzeichnung aus Verordnung EG Nr 1272 2008 CLP 2 ggf erweitert 1 GefahrH und P Satze H 280 270 330 314EUH 071P 260 280 244 220 304 340 315 305 351 338 315 303 361 353 315 370 376 403 405 1 Thermodynamische EigenschaftenDHf0 11 1 kJ mol 3 Soweit moglich und gebrauchlich werden SI Einheiten verwendet Wenn nicht anders vermerkt gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen Distickstofftetroxid in Ampullen bei verschiedenen Temperaturen 196 C 0 C 23 C 35 C 50 C von links nach rechts Distickstofftetroxid wird unter seinem Trivialnamen Stickstofftetroxid beziehungsweise meist unter der Abkurzung NTO von englisch nitrogen tetroxide in der Raumfahrt und Raketentechnik als ohne Kuhlung lagerfahiges und hypergol mit Hydrazin und seinen Derivaten reagierendes Oxidationsmittel Oxidator verwendet Inhaltsverzeichnis 1 Eigenschaften 2 Herstellung 3 Verwendung 4 Risikobewertung 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseEigenschaften BearbeitenDistickstofftetroxid ist bei einer Temperatur oberhalb von 21 C ein atzendes und stark oxidierend wirkendes Gas Das farblose diamagnetische Distickstofftetroxid steht im Gleichgewicht mit dem rotbraunen paramagnetischen Stickstoffdioxid Ein Molekul N2O4 zerfallt hierbei in zwei Molekule NO2 N 2 O 4 2 N O 2 D H 57 k J m o l displaystyle mathrm N 2 O 4 rightleftharpoons 2NO 2 quad Delta H 57 rm kJ mol nbsp 4 Je nach Druck und Temperatur liegen unterschiedliche Anteile an beiden Gasen bzw Flussigkeiten vor Da Stickstoffdioxid eine rotbraune Farbe besitzt ist das Gemisch je nach Temperatur orange bis rotbraun gefarbt Mit zunehmender Temperatur verschiebt sich das obige Gleichgewicht nach rechts und die braune Farbung vertieft sich Bei 800 C ist der Zerfall nahezu vollstandig Die Dissoziationskonstante kann hier uber die konzentrationsproportionalen Partialdrucke wiedergegeben werden 5 K d p N O 2 2 p N 2 O 4 displaystyle K d p mathrm NO 2 2 over p mathrm N 2 O 4 nbsp Der Wert der Dissoziationskonstante hangt signifikant von der Temperatur ab T in C 0 8 7 25 35 45 50 86 5 101 5 130 8Kd 5 in atm 0 0177 0 0374 0 147 0 302 0 628 0 863 7 499 16 18 59 43Beim Abkuhlen kondensiert Distickstofftetroxid und die Flussigkeit klart auf In der Nahe des Siedepunktes zeigt die Substanz wegen noch gelostem Stickstoffdioxid eine braune Farbung N2O4 bildet farblose Kristalle und kristallisiert im kubischen System a 7 77 A mit sechs N2O4 Gruppen pro Einheitszelle 6 Auch die Variation des Druckes beeinflusst das Gleichgewicht Eine Erhohung des Druckes verschiebt es auf die linke eine Absenkung auf die rechte Seite Prinzip vom kleinsten Zwang Der kritische Punkt von N2O4 liegt bei 157 85 C und 10 MPa N2O4 als auch NO2 bilden das gemischte Anhydrid der Salpetersaure und der Salpetrigen Saure Mit Alkalihydroxidlosungen entstehen Nitrate und Nitrite z B 2 N O 2 2 N a O H N a N O 2 N a N O 3 H 2 O displaystyle mathrm 2 NO 2 2 NaOH rightarrow NaNO 2 NaNO 3 H 2 O nbsp Herstellung BearbeitenDistickstofftetroxid ist das Dimer des Stickstoffdioxids das als Zwischenprodukt bei der grosstechnischen Salpetersauresynthese durch Luftoxidation von Stickstoffmonoxid NO entsteht Durch Abkuhlen dimerisiert Stickstoffdioxid zu Distickstofftetroxid und kann so als Nebenprodukt in einer Salpetersaurefabrik produziert werden Im Labor kann es dargestellt werden in Analogie zur technischen Synthese durch Reduktion von konzentrierter Salpetersaure mit Kupfer durch Erhitzen von Schwermetallnitraten wie Bleinitrat oder Silbernitrat im Sauerstoffstrom durch Umsetzung von rauchender Salpetersaure mit Phosphor V oxid und thermischer Zersetzung des erhaltenen Distickstoffpentoxid bei 260 C 6 4 HNO 3 P 4 O 10 4 HPO 3 2 N 2 O 5 displaystyle ce 4 HNO3 P4O10 gt 4 HPO3 2 N2O5 nbsp 2 N 2 O 5 T 2 N 2 O 4 O 2 displaystyle ce 2 N2O5 gt T 2 N2O4 O2 nbsp dd Verwendung BearbeitenDistickstofftetroxid wird unter dem Trivialnamen Stickstofftetroxid seit den 1950er Jahren in vielen Raketen als ohne Kuhlung lagerfahiges Oxidationsmittel Oxidator verwendet Zusammen mit Hydrazinderivaten als Reduktionsmittel bildet es die einzigen bei Trager und Interkontinentalraketen verwendeten hypergolischen Treibstoffmischungen So wurde es z B zusammen mit Hydrazin und UDMH als Treibstoffgemisch Aerozin 50 der Mondlandefahren und dem Apollo Raumschiff im amerikanischen Apollo Programm fur Haupt und Steuertriebwerke verwendet Zuerst wurde Distickstofftetroxid als lagerfahiger Oxidator bei den Interkontinentalraketen der zweiten Generation wie der Titan II verwendet die dadurch immer vollgetankt und einsatzbereit auf ihren sofortigen Start warten konnten Danach kam Distickstofftetroxid bei den aus diesen Interkontinentalraketen abgeleiteten Tragerraketen und zahlreichen neu entwickelten Tragerraketen bis heute zum Einsatz Ausserdem ist Distickstofftetroxid neben MON der Standardoxidator von Satelliten und Raumsonden Risikobewertung BearbeitenDistickstofftetroxid wurde 2015 von der EU gemass der Verordnung EG Nr 1907 2006 REACH im Rahmen der Stoffbewertung in den fortlaufenden Aktionsplan der Gemeinschaft CoRAP aufgenommen Hierbei werden die Auswirkungen des Stoffs auf die menschliche Gesundheit bzw die Umwelt neu bewertet und ggf Folgemassnahmen eingeleitet Ursachlich fur die Aufnahme von Distickstofftetroxid waren die Besorgnisse bezuglich Exposition von Arbeitnehmern und hohes Risikoverhaltnis Risk Characterisation Ratio RCR sowie der moglichen Gefahren durch mutagene und reproduktionstoxische Eigenschaften Die Neubewertung sollte von Lettland durchgefuhrt werden jedoch wurde die Neubewertung der Substanz 2019 zuruckgezogen weil die Gefahren als gering eingeschatzt wurden 7 8 Siehe auch BearbeitenStickoxide MonomethylhydrazinLiteratur BearbeitenRalf Steudel Chemie der Nichtmetalle 3 Auflage Walter de Gruyter Berlin New York 2008 ISBN 978 3 11 019448 7 Seite 345 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Distickstofftetroxid Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Bekanntmachung betreffend die Eisenbahnbeforderung von Stickstofftetroxyd Deutschland 1909 Quellen und VolltexteEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h Eintrag zu Distickstofftetraoxid in der GESTIS Stoffdatenbank des IFA abgerufen am 10 Januar 2017 JavaScript erforderlich Eintrag zu Dinitrogen tetraoxide im Classification and Labelling Inventory der Europaischen Chemikalienagentur ECHA abgerufen am 1 Februar 2016 Hersteller bzw Inverkehrbringer konnen die harmonisierte Einstufung und Kennzeichnung erweitern David R Lide Hrsg CRC Handbook of Chemistry and Physics 90 Auflage Internet Version 2010 CRC Press Taylor and Francis Boca Raton FL Standard Thermodynamic Properties of Chemical Substances S 5 16 Hans Dieter Jakubke Ruth Karcher Hrsg Lexikon der Chemie Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2001 a b J Chao R C Wilhoit B J Zwolinski Gas phase chemical equilibrium in dinitrogen trioxide and dinitrogen tetroxide In Thermochim Acta 10 1974 S 359 371 doi 10 1016 0040 6031 74 87005 X a b A Pedler and F H Pollard Nitrogen IV oxide Dinitrogen Tetroxide In Therald Moeller Hrsg Inorganic Syntheses Band 5 McGraw Hill Inc 1957 S 87 91 englisch Community rolling action plan CoRAP der Europaischen Chemikalienagentur ECHA dinitrogen tetraoxide abgerufen am 6 Marz 2022 Vorlage CoRAP Status Evaluationsjahr nicht angegeben ECHA Withdrawal 19 Marz 2019 Normdaten Sachbegriff GND 4150245 0 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Distickstofftetroxid amp oldid 228032063