www.wikidata.de-de.nina.az
ICBM ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel Zum Institut siehe Institut fur Chemie und Biologie des Meeres Interkontinentalraketen englisch intercontinental ballistic missile ICBM russisch mezhkontinentalnaya ballisticheskaya raketa MBR oder auch Langstreckenrakete sind ballistische Raketen hoher Reichweite Ihr Einsatzzweck ist in erster Linie militarisch als Raketenwaffe Interkontinentalraketen sind das wichtigste Tragermittel fur Kernwaffen Nach Lesart der SALT II Vertrage sind ICBM alle ballistischen Raketen deren Reichweite 5 500 km uberschreitet 1 Unter der Abkurzung ICBM werden ublicherweise landgestutzte Systeme verstanden Seegestutzte Interkontinentalraketen bezeichnet man als Submarine launched ballistic missile SLBM US amerikanische Atlas B Interkontinentalrakete der ersten Generation 1958 Minuteman II ICBM der zweiten GenerationPeacekeeper ICBM der dritten GenerationR 36M Sowjetische UTTCh SS 18 mod 4 beim StartNach dem raketengetriebenen Start erreicht das Projektil den erdnahen Weltraum der weitgehend antriebslos auf einer ballistischen Bahn suborbitaler Flug bis zum Ziel durchflogen wird die typische Reichweite betragt 5 500 bis 15 000 km Die Entwicklung dieser Waffensysteme war durch den Kalten Krieg zwischen den Supermachten USA und Sowjetunion veranlasst 1957 startete die erste funktionsfahige Interkontinentalrakete eine sowjetische Entwicklung loste damit den Sputnikschock aus und eroffnete einen neuen Rustungswettlauf zwischen den Supermachten In der Folgezeit wurde vor allem mit Interkontinentalraketen das Gleichgewicht des Schreckens aufgebaut Versagt die Abschreckung und kommt es zu einem globalen Atomkrieg kann sich der Mensch zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte selbst vernichten Seit Jahrzehnten bilden Interkontinentalraketen den Kern der Atomstreitkrafte der Nuklearmachte Interkontinentalraketen gelten in den USA auch als Weltraumwaffen weil sie einen grossen Teil ihrer Flugbahn ausserhalb der Erdatmosphare zurucklegen Ab 1 Juli 1993 wurden die US amerikanischen ICBM Streitkrafte in das Air Force Space Command eingegliedert Zuvor wurde die Kontrolle durch das Air Combat Command ausgeubt Am 1 Oktober 2002 wurde das United States Strategic Command mit dem United States Space Command zusammengelegt In Russland unterstehen Interkontinentalraketen den Strategischen Raketentruppen Inhaltsverzeichnis 1 Antrieb 2 Geschichte 3 Reichweite 4 Sprengkopf 4 1 Typen 4 2 Wiedereintrittskorper 4 3 Mehrfachsprengkopfe MRV und MIRV 4 4 Manovrierfahige Sprengkopfe MARV 4 5 FOBS 5 Flugphasen 6 Abwehr 7 Unfalle 8 Typen 9 Nachfolger 10 Siehe auch 11 Weblinks 12 EinzelnachweiseAntrieb BearbeitenWahrend in Interkontinentalraketen der ersten Generation durchwegs Raketentriebwerke mit teilweise kryogenem Flussigtreibstoff verbaut wurden ging man mehr und mehr zu lagerfahigen Flussigtreibstoffen und Feststoffantrieb uber Raketentriebwerke mit Feststoffantrieb haben zwar eine geringere Effizienz sind jedoch in der Handhabung einfacher und besitzen eine kurzere Reaktionszeit das Betanken der Rakete entfallt Moderne Interkontinentalraketen haben teilweise in der letzten Antriebsstufe wieder einen Flussigtreibstoff Raketenmotor der allerdings regelbar ist Diese Raketenstufen sind heute durchweg lagerfahig der Treibstoff lagert dabei uber Jahre in der Rakete und behalt seine chemischen Eigenschaften Durch die Regelmoglichkeit kann der Flugkorper bis kurz vor dem Einschlag manovriert werden Das verbessert zum einen die Genauigkeit und erschwert zum anderen die Abwehr da die Flugbahn nicht mehr rein ballistisch verlauft Geschichte Bearbeiten nbsp Aggregat 9 10 Computergrafik Die Entwicklung von Interkontinentalraketen begann wahrend des Zweiten Weltkriegs in Deutschland mit der Entwicklung der Aggregat 9 und der Aggregat 10 Die amerikanische Firma Consolidated Vultee Aircraft Corporation legte 1946 der US Air Force das Konzept MX 774 vor das nach dem Krieg aus Deutschland ubernommen wurde Dieses Projekt besass zu diesem Zeitpunkt jedoch keine besondere Dringlichkeit und wurde nur gering finanziert Allerdings war es der Grundstein fur das SM 65 Atlas Projekt welches ab 1954 die hochste Prioritat durch die US Air Force erhielt Der Bau relativ leichtgewichtiger Sprengkopfe aufgrund der Entwicklung und erfolgreichen Testung von Wasserstoffbomben nach dem Teller Ulam Design mit festem Brennstoff liessen Interkontinentalraketen ab diesem Zeitpunkt als realisierbare Option erscheinen In der Sowjetunion wurden Studien fur Interkontinentalraketen seit 1950 durchgefuhrt und die Entwicklung hatte im Jahr 1953 mit der Festlegung der Kriterien fur die Rakete R 7 begonnen Am 15 Mai 1957 fand schliesslich der erste erfolglose Testflug einer Interkontinentalrakete in Baikonur statt Erst der dritte Testflug der R 7 am 21 August 1957 verlief erfolgreich Zwar zerbrach der Wiedereintrittskopf beim Wiedereintritt jedoch war dieses Problem schon vor dem Flug bekannt und wurde daher nicht negativ gewertet Das Flugtestprogramm der Atlas Rakete begann in Cape Canaveral am 11 Juni 1957 und war ebenso wie der Erstflug der R 7 ein Fehlschlag Am 17 Dezember 1957 verlief ein Flug einer Atlas A erfolgreich Die Atlas A war allerdings nur ein Entwicklungsmodell ohne zentrales Triebwerk und mit stark verringerter Reichweite Am 9 September 1959 wurde die Atlas D durch das Strategic Air Command einsatzbereit erklart und drei Raketen auf der Vandenberg AFB in Alarmzustand versetzt Die Einsatzbereitschaft der sowjetischen R 7 wurde am 20 Januar 1960 deklariert Diese ersten Interkontinentalraketen wiesen noch viele Unzulanglichkeiten auf was Einsatzbereitschaft und Handhabung anging Sie waren mit flussigem Sauerstoff und Kerosin angetrieben Der Sauerstoff konnte nicht an Bord der Rakete gelagert werden was zur Folge hatte dass die Rakete vor einem Start betankt werden musste Die R 7 war auch zu gross und komplex um sie in einem Silo geschutzt lagern zu konnen Bei der ab 1962 stationierten Atlas F und der Parallelentwicklung Titan I konnte man das jedoch verhinderte der standig verdampfende Sauerstoff eine Zundung im Silo so dass die Raketen auf grossen Lifts aus den Silo gehoben werden mussten und erst an der Oberflache starteten Das erhohte neben der Reaktionszeit im Falle eines Angriffs auch die Kosten des komplexen Systems In der Sowjetunion wurden nur vier bis acht der etwas verbesserten Version R 7A in Baikonur und Plessezk stationiert In den USA stationierte man 123 Atlas D E und F und 54 Titan I Die R 7 Atlas Titan 1 werden als Interkontinentalraketen der ersten Generation bezeichnet Noch wahrend an der ersten Generation von Interkontinentalraketen gearbeitet wurde begannen in den USA und der Sowjetunion im Zeichen des Wettrustens Uberlegungen fur eine zweite Generation Diese sollte lagerfahige Treibstoffe besitzen die dauerhaft in der Rakete belassen werden konnten Langwierige Betankungen vor dem Start wie bisher sollten also entfallen Diese Raketen sollten ausserdem im Silo gezundet werden konnen was eine erhebliche Senkung der Reaktionszeit versprach In den USA machte man sich an die Entwicklung der Titan II mit flussigem lagerfahigen Treibstoff und der feststoffgetriebenen Minuteman In der Sowjetunion arbeitete man an der R 9 und R 16 Die R 9 hatte zwar wie ihr Vorganger Sauerstoff und Kerosin als Treibstoffkombination dafur aber stark verbesserte Eigenschaften im Vergleich zur R 7 Sie wurde ab 1965 stationiert Die R 16 verwendete flussige lagerfahige Treibstoffe und wurde Ende 1963 in Dienst gestellt Titan II und Minuteman kamen in den USA ab 1963 in die Silos 1967 verfugten die USA nach sechs Jahren intensiver Aufrustung uber 1054 Interkontinentalraketen im Dienst vom Typ Titan II und Minuteman I und II Diese Zahl blieb aufgrund des SALT Abkommens bis zum Ende des Kalten Krieges konstant die mit Mehrfachsprengkopfen MIRV ausgestatteten Minuteman III Stationierung ab 1970 und MX Peacekeeper Stationierung ab Ende 1986 ersetzten nur die Minuteman I und Titan II Mit der Ausmusterung der Titan II 1987 verfugte die USA nur noch uber Raketen mit festem Treibstoff und MIRV in ihrem Arsenal Die Entwicklung des sowjetischen Arsenals verlief weit variabler als das der USA Schliesslich gab es eine grosse Anzahl verschiedener Raketentypen und Subvarianten Im Gegensatz zu den USA setzte die Sowjetunion stark auf schwere Flussigtreibstoffraketen und behielt neben MIRV bis in die 1990er Jahre Raketen mit Einzelsprengkopfen von 20 MT Sprengkraft in ihrem Arsenal Erst in den 1980er Jahren fuhrte die Sowjetunion Feststoffraketen in grosser Zahl ein die Topol und die RT 23 Diese Systeme waren zum Teil mobil auf Strassenfahrzeugen und Eisenbahnwaggons stationiert und somit schwer lokalisierbar Die USA fuhrte keine mobilen landgestutzten Systeme ein obwohl es mehrfach geplant war so bei der Minuteman I MX Peacekeeper und zuletzt bei der gestoppten Midgetman Entwicklung SALT I von 1972 konnte den weiteren Ausbau der strategischen Arsenale nicht verhindern zwischen Anfang der 1970er Jahre und 1980 wuchs die Zahl der Sprengkopfe fur ICBM und SLBM der beiden Supermachte von jeweils rund 2 000 mit leichtem Vorsprung der USA auf mehr als 10 000 USA bzw etwa 9 000 UdSSR 2 In den 1980er Jahren setzte sich der Anstieg sogar noch fort bis er Ende des Jahrzehnts infolge der weltpolitischen Entwicklungen gestoppt werden konnte und seitdem schrittweise Reduzierungen moglich wurden Das einzige Land welches neben den USA und der UdSSR Russland Interkontinentalraketen in Dienst gestellt hat ist die Volksrepublik China Seit Anfang der 1960er Jahre betrieb das Land Forschung im Bereich ballistischer Raketen und konnte 1981 die DF 5 in Dienst stellen eine Rakete mit lagerfahigen flussigen Treibstoffen Durch die sudlichere Lage im Vergleich zur Sowjetunion Russland mussen chinesische Raketen eine erheblich hohere Reichweite haben um Ziele in Nordamerika erreichen zu konnen Die DF 5 hat eine Reichweite von 13 000 km wahrend sowjetische russische Raketen in der Regel nur fur Reichweiten von 8 000 bis 11 000 km ausgelegt sind Das Ende des Kalten Krieges brachte eine drastische Abrustung von Interkontinentalraketen der Supermachte mit sich dennoch wurde weiterhin an Verbesserungen gearbeitet Russland stellte die Topol M als modernisierte Version der Topol in Dienst China entwickelte die mobilen feststoffgetriebenen DF 31 und DF 31A Die USA entwickelten keine neuen Interkontinentalraketen fuhrten aber ein massives Modernisierungsprogramm an ihrem Minuteman III Arsenal durch Weitere Staaten die derzeit an landgestutzten Interkontinentalraketen arbeiten sind Nordkorea und Indien Reichweite Bearbeiten nbsp Geschatzte Reichweiten der chinesischen Interkontinentalraketen Dongfeng und JL 2Mit einer ballistischen Flugbahn sind Reichweiten bis ca 13 000 km ublich Die nicht mehr im Truppendienst befindliche sowjetische R 36 Rakete hatte in einer ihrer Varianten sogar einen teilorbitalen Sprengkopf der von einem stabilen Orbit aus ferngesteuert jeden Punkt der Erde erreichen konnte FOBS Aufgrund der hohen Leistungsfahigkeit der Raketen werden veraltete oder ausser Dienst gestellte Interkontinentalraketen auch zum Start von Satelliten eingesetzt beispielsweise die russischen UR 100N als Rockot Tragerrakete Sprengkopf BearbeitenTypen Bearbeiten ICBMs sind bisher ausschliesslich mit nuklearen Sprengkopfen bestuckt Dabei bezeichnet das Wurfgewicht das Sprengkopfgewicht das die Rakete befordern kann Seit der zweiten Generation kommen fast ausschliesslich Mehrfachsprengkopfe MIRV zum Einsatz d h spatestens bei Wiedereintritt in die Atmosphare teilt sich die Spitze in mehrere Gefechtskopfe die auf verschiedene Ziele programmiert werden konnen Die Gefechtskopfe englisch warheads hatten bei den ersten Generationen von Raketen eine Sprengkraft von mehreren Millionen Tonnen TNT Aquivalent so etwa bei dem W 53 Sprengkopf der Titan II mit 9 MT Mit Einfuhrung von MIRV mit ihrer erhohten Genauigkeit und grosserer Anzahl sank die Sprengkraft auf einige hundert kT Die Sowjetunion stationierte aber noch in den 1980er Jahren Raketen mit Einzelsprengkopfen mit bis zu 20 MT Sprengkraft Neuerdings wird in den USA diskutiert Interkontinentalraketen mit konventionellen Sprengkopfen zu bestucken um damit auch weit entfernte Stutzpunkte von Terroristen angreifen zu konnen 3 Von russischer Seite wird das sehr kritisch kommentiert da damit eine Identifizierung von mit Nuklearsprengkopfen bestuckten Waffen eine wesentliche Grundlage bisheriger Abrustungsabkommen unmoglich wurde 4 Wiedereintrittskorper Bearbeiten Da Interkontinentalraketen einen Grossteil der Flugbahn im Weltraum zurucklegen mussen sie zum Erreichen ihres Zieles wieder in die Erdatmosphare eindringen Um nicht zu vergluhen benotigen sie einen warmeresistenten Wiedereintrittskorper 5 Mehrfachsprengkopfe MRV und MIRV Bearbeiten Hauptartikel Multiple independently targetable reentry vehicle nbsp Wiedereintrittskorper nach einem Test mit der Mittelstreckenrakete Thor Able im April 1959 nbsp li MIRV Konfiguration aus W78 Sprengkopfen in MK12 A Wiedereintrittskorpern re LGM 30G Minuteman III Nutzlastverkleidung nbsp Querschnitt durch Sprengkopfe des Typs W78 MK12 A MIRV samt MIRV Bus nbsp Wiedereintrittspuren von Peacekeeper MIRVs am Kwajalein Atoll langzeitbelichtetInterkontinentalraketen werden haufig mit mehreren Sprengkopfen ausgerustet damit pro Abschuss ein grosseres Zielgebiet angegriffen werden kann Zudem ist der Start einer Rakete sehr ressourcenintensiv es ist also effizienter mehrere Sprengkopfe mit einer Rakete zu transportieren Die erste Generation von Mehrfachsprengkopfen konnten noch nicht unabhangig voneinander gesteuert werden MRV Multiple Re Entry Vehicle so etwa bei der sowjetischen R 36 SS 9 Mod 4 Spater konnte man Gefechtskopfe unabhangig voneinander zielen MIRV Multiple independently targetable reentry vehicle Die einzelnen Sprengkopfe sitzen dabei auf dem MIRV Bus einem manovrierfahigen Adapter Nach dem Ausbrennen der letzten Raketenstufe fuhrt dieser Kurskorrekturen durch und setzt die Sprengkopfe auf ihrer endgultigen ballistischen Bahn aus Dadurch konnen die einzelnen Sprengkopfe innerhalb des Zielgebiets von meist mehreren hundert Kilometern Durchmesser beliebig platziert werden Der Streukreisradius liegt bei modernen Systemen zwischen 90 und 500 m die Sprengkraft zwischen 50 und 800 kT Russland die USA Frankreich und Grossbritannien haben MIRV Systeme in Dienst stehen Landgestutzte MIRV Systeme sollten durch den START II Vertrag verboten werden dieser trat aber nicht in Kraft Die USA haben ihre LGM 118A Peacekeeper bis Ende 2005 ausser Dienst gestellt jedoch sind weiterhin Minuteman III mit bis zu drei Sprengkopfen in Dienst Russland hat derzeit die R 36MUTTHk R 36M2 SS 18 Mod 4 und Mod 5 und UR 100NUTTH SS 19 mit Mehrfachsprengkopfen in Dienst stehen und entwickelt eine MIRV Variante der Topol M RS 24 SS 27 Mod X 2 Manovrierfahige Sprengkopfe MARV Bearbeiten Hauptartikel Maneuverable reentry vehicle Ab den 1980er Jahren hielt eine alternative Technologie Einzug die in der Endphase des Anflugs begrenzt manovrierfahigen Sprengkopfe MARV Maneuverable Re Entry Vehicle sollten die Raketenabwehr rund um Moskau durchdringen und oder sehr hohe Zielgenauigkeiten CEP von ca 50 m erreichen Ab 1976 wurde seitens der USA ein entsprechendes System entwickelt die MGM 31B Pershing II und ab 1985 in der Bundesrepublik stationiert und im Rahmen des INF Vertrags vernichtet Auch die US Navy plante ein solches System Als Tragerrakete sollte die sehr genaue UGM 133 Trident II D 5 CEP 120 m mit einer Reichweite von 10 000 km entwickelt werden Das System wurde ab 1990 dann doch in einer auf MIRV basierenden Version UGM 133B auf einigen U Booten der Ohio Klasse in Dienst gestellt Auch die sowjetischen russischen Streitkrafte haben diese Entwicklungen weitgehend abgeschlossen Russland hat z Zt etwa 40 landgestutzte potenziell mobile Topol M Raketen im strategischen Arsenal Die seegestutzte Version Bulawa SS N 32 wurde 2018 in Dienst gestellt und auf U Booten der Projekt 955 Klasse Borei stationiert FOBS Bearbeiten Hauptartikel Fractional Orbital Bombardment System Bei dem sowjetischen FOBS System Fractional Orbital Bombardment System wurde der Sprengkopf in eine niedrige Erdumlaufbahn LEO gebracht von wo aus er jeden Punkt der Erde erreichen konnte Dazu musste der Sprengkopf nach Erreichen des Orbit lediglich zu einem bestimmten Zeitpunkt abgebremst werden Die Raketen sollten uber die Pole fliegen und die USA von Suden aus angreifen Damit hatte man das US Radarnetz umgangen das in Richtung Norden ausgerichtet war Als Tragerrakete war die R 36O NATO Code SS 9 Scarp Mod 3 vorgesehen Das System war ab November 1968 voll einsatzbereit Es trug einen Sprengkopf mit einer Sprengkraft von 1 bis 3 MT Allerdings war es nur kurze Zeit in Dienst und nie in ausreichenden Stuckzahlen verfugbar Weiterhin war es sehr ungenau CEP bis zu 5 km und dadurch fur den Angriff auf gehartete Ziele z B Raketensilos ungeeignet Da die Zeitspanne zwischen Abbremsung und Aufschlag im Ziel nur wenige Minuten betrug ware die Vorwarnzeit sehr gering gewesen Weiterhin hatten sich die Geschosse in niedrigeren Hohen als bisherige ICBMs bewegt so dass die Entdeckung durch Radarsysteme erschwert gewesen ware Beides fuhrte zum Verbot dieser Art von Waffen im Rahmen der SALT Vertrage Flugphasen BearbeitenFolgende Flugphasen werden unterschieden Start oder Boost Phase 3 bis 5 Minuten bei Feststoffantrieb kurzer als bei Flussigantrieb Start mit steilem Abschusswinkel weniger Luftwiderstand nach etwa 2 Minuten Umlenkung in die Flugrichtung Hohe bei Brennschluss zwischen 150 und 400 km je nach Flugbahn eine Geschwindigkeit von 7 km s 25 000 km h bis zur 1 kosmischen Geschwindigkeit Mittlere Flugphase etwa 25 Minuten suborbitaler Flug in einer elliptischen Umlaufbahn deren Apogaum eine Hohe von 1 200 km hat Die grosse Halbachse dieser Ellipse hat eine Lange zwischen dem vollen und dem halben Erdradius die Projektion der Bahn auf die Erde ist nahe zum Grosskreis leicht verschoben wegen der Erdrotation wahrend des Flugs In dieser Phase kann der Flugkorper mehrere unabhangige Gefechtskopfe und Eintrittshilfen wie metallbeschichtete Folienballons ausstossen weiterhin Chaff oder ganze Tauschkorper Wiedereintrittsphase beginnend in 100 km Hohe 2 Minuten Dauer Einschlag mit einer Geschwindigkeit bis zu 4 km s 14 400 km h bei fruhen ICBM weniger als 1 km s 3 600 km h Abwehr BearbeitenIm Allgemeinen wurde in den 1960er und 70er Jahren davon ausgegangen dass Interkontinentalraketen aufgrund ihrer hohen Geschwindigkeit zirka 20 fache Schallgeschwindigkeit und Flughohe nur mit nuklear bestuckten Anti Raketen Raketen sicher abgewehrt werden konnen Die fortschreitende Technik ermoglichte spater Systeme die durch prazise Zielerfassung den anfliegenden Sprengkopf genau treffen und allein durch die kinetische Energie zerstoren konnen Hit To Kill Da die amerikanischen und sowjetischen Interkontinentalraketen vielfach fur einen Flug uber den Nordpol programmiert waren waren die entsprechenden Abwehranlagen jeweils nach Norden ausgerichtet die amerikanischen Anlagen zur Raketenortung und abwehr befanden sich in Alaska Wahrend des Kalten Krieges handelten die USA und die UdSSR ein Abkommen aus das es jeder Seite erlaubte genau eine Anlage zur Raketenabwehr einzurichten das ABM Abkommen Anti Ballistic Missile Wahrend die USA ihre Raketenfelder schutzten aber die Anlage bereits nach kurzer Zeit geruchteweise nur einem Tag wieder ausser Betrieb nahmen sind die ABM Raketen des heutigen Russland nach wie vor rund um Moskau stationiert Das wird von Beobachtern auch darauf zuruckgefuhrt dass die wissenschaftliche wirtschaftliche und politische Struktur des Ostblocks seinerzeit und nun Russlands vollig auf die Zentrale Moskau ausgerichtet ist Seit Beginn des 21 Jahrhunderts entwickeln die USA wieder ein Abwehrsystem mit Namen National Missile Defense Es soll das Territorium der Vereinigten Staaten und deren Truppen in Ubersee vor ballistischen Raketen insbesondere ICBMs schutzen Dafur wurden neue Sensoren entwickelt und bereits vorhandene Systeme verbessert sowie neue Waffensysteme geschaffen Einige Teile des Systems befinden sich noch in der Entwicklung oder Erprobungsphase wahrend andere bereits im Gefecht eingesetzt wurden Unfalle Bearbeiten5 Dezember 1964 Eine LGM 30B Minuteman I Rakete wurde auf der Abschusseinrichtung L 02 der Ellsworth Air Force Base South Dakota in den taktischen Alarmzustand versetzt Zwei Air Force Mitarbeiter waren zur Abschusseinrichtung abkommandiert um das Sicherheitssystem des Raketensilos zu reparieren Mitten in der Uberprufung zundete eine Bremsrakete unter dem Gefechtskopf wodurch dieser etwa 23 m tief auf den Boden des Raketensilos fiel Beim Aufschlag rissen sich die Zund und Hohensteuersysteme los so dass die Stromversorgung des Gefechtskopfs ausfiel Der Gefechtskopf wurde durch den Aufschlag schwer beschadigt jedoch arbeiteten alle Sicherheitsvorrichtungen wie vorgesehen so dass keine Explosion und keine Freisetzung radioaktiven Materials erfolgte 6 9 August 1965 Nahe der Little Rock Air Force Base und der Stadt Searcy in Arkansas kam es in einem Silo Launch Complex 373 4 bestuckt mit einer LGM 25C Titan II Rakete zu einem Unfall Bei Wartungsarbeiten im Rahmen des Projekts Yard Fence zur Hartung der Silos gegen mogliche Einschlage von Kernwaffen in der Nahe wurden bei einem Feuerausbruch 53 Personen getotet 7 Nach Angaben der US Air Force gab es zwischen 1975 und 1979 rund 125 Unfalle mit Titan ICBMs in Arkansas Arizona und Kansas Von Marz 1979 bis September 1980 gab es 10 Lecks und Unfalle in den in Arkansas vorhandenen Silos 24 August 1978 In einem Silo Launch Complex 533 7 mit einer LGM 25C Titan II Rakete nahe der McConnell Air Force Base sudostlich von Wichita Kansas wurden zwei US Air Force Soldaten aufgrund eines Lecks der Rakete getotet und 30 weitere durch Gasaustritt verletzt Das Silo wurde beschadigt und die Siedlungen in der Nahe wurden evakuiert 19 September 1980 Bei Wartungsarbeiten in einem Silo Launch Complex 374 7 einer LGM 25C Titan II Rakete nahe der Little Rock Air Force Base und nahe dem Ort Damascus Faulkner County im US Bundesstaat Arkansas fiel einem Luftwaffentechniker eine Steckschlusselnuss in das Silo Diese prallte seitlich vom ersten Aufschlagspunkt ab traf die Rakete und verursachte ein Leck an einem unter Druck stehenden Treibstofftank Die Raketenbasis und das umliegende Gebiet wurden geraumt Achteinhalb Stunden spater explodierten die Treibstoffdampfe innerhalb des Silos die Wucht der Explosion sprengte die zwei 740 Tonnen wiegenden Silodeckel ab und schleuderte den 9 Megatonnen Sprengkopf 180 Meter weit Ein Fachmann der Air Force starb 21 weitere US Air Force Angehorige wurden verletzt 8 Der Dokumentarfilm Damascus USA Der GAU englisch Command and Control deutsche Erstausstrahlung bei arte am 21 Juli 2020 9 10 handelt von diesen Ereignissen Siehe auch Unfalle mit Titan InterkontinentalraketenTypen BearbeitenSiehe auch Liste von nuklearen Boden Boden Raketen nbsp Ubersicht zu stationierten Interkontinentalraketen 1959 2014 nbsp Start einer US amerikanischen Interkontinentalrakete vom Typ Titan II aus einem Silo nbsp MGM 134A Small Intercontinental Ballistic Missile SICBM Hard Mobile Launcher HML geplante Einfuhrung des Tragersystems wurde von den USA 1992 eingestellt nbsp russischer Eisenbahnraketenkomplex wurde 2005 eingestellt nbsp UGM 133A Trident II wird von einem U Boot aus gestartet Kursiv nicht in Dienst entweder obsolet oder noch in der Entwicklung USA landgestutzt 11 CGM 16 Atlas HGM 25A Titan I LGM 25C Titan II LGM 30A B Minuteman I LGM 30F Minuteman II LGM 30G Minuteman III LGM 118 Peacekeeper MGM 134 Midgetman Small ICBM nicht in Dienst gestellt LGM 35 Sentinel seegestutzt 12 UGM 73 Poseidon C 3 Versionen mit max 10 Sprengkopfen UGM 93 Trident I C 4 UGM 133 Trident II D 5UdSSR Russland nbsp Topol M eine russische ballistische Interkontinentalraketelandgestutzt Sowjetische Bezeichnung Defense Intelligence Agency NATO Code in Klammern R 7 SS 6 Sapwood R 9 SS 8 Sasin GR 1 SS 10 Scragg nicht in Dienst gestellt R 16 SS 7 Saddler R 26 SS 8 Sasin Verwechslung mit R 9 nicht in Dienst gestellt R 36 SS 9 Scarp R 36 O SS 9 FOBS orbitalfahige R 36 R 36M Voivode SS 18 Satan verschiedene Versionen UR 100 SS 11 Sego UR 100MR Sotka SS 17 Spanker UR 100N bzw RS 18 SS 19 Stiletto UR 200 SS X 10 Scragg Verwechslung mit GR 1 nicht in Dienst gestellt UR 500 Proton nicht in Dienst gestellt RT 1 kein NATO Code vorhanden nicht in Dienst gestellt RT 2 SS 13 Savage RT 20P Rakete SS 15 Scrooge RT 21 Temp 2S SS 16 Sinner RT 2PM Topol SS 25 Sickle RT 2UTTH Topol M SS 27 Sickle B erster erfolgreicher Test der mobilen Ausfuhrung am 24 Dezember 2004 in Plessezk RS 24 Jars SS 27 Mod X 2 RS 26 Rubesch SS X 31 oder SS X 29B RT 23 Molodets SS 24 Scalpel RSS 40 Kuryer NATO Code SS X 26 ist obsolet Projekt wurde aufgegeben seegestutzt Wolna bzw R 29 bzw RSM 54 Sinewa SS N 23 Skiff R 39 SS N 20 Sturgeon Bulawa SS N 32 China landgestutzt CSS 3 Dongfeng 5 andere Bezeichnung CSS 4 DF 6 Projekt wurde aufgegeben DF 22 andere Bezeichnung DF 14 Projekt wurde aufgegeben DF 31 andere Bezeichnung CSS 9 DF 41 andere Bezeichnung CSS 20 2019 der Offentlichkeit vorgestellt 13 Nordkorea landgestutzt Taepodong 2 Hwasong 13 Rodong C NATO Code KN 08 und KN 14 Hwasong 14 NATO Code KN 20 Hwasong 15 Hwasong 17 NKSL 1 Taepodong 1 mit dritter Stufe kann Satelliten in den Orbit bringen vorlaufige Bezeichnung NKSL X 2 Taepodong 2 mit dritter Stufe kann Satelliten in den Orbit bringen vorlaufige Bezeichnung Grossbritannien seegestutzt U Boote Trident II D 5 US Raketen mit britischen Sprengkopfen Frankreich seegestutzt U Boot M 45 M 5 nur geplant M 51Indien landgestutzt Agni V und VI Agni VI in Entwicklung Agni V erster erfolgreicher Test am 19 April 2012 Pakistan landgestutzt Taimur 14 Israel landgestutzt Jericho 3 Luz YA 4 wird weiterentwickelt ist einsatzbereit Japan potentiell Mu V Epsilon Rakete J I Aufgrund von Feststoffraketentriebwerk und hohem Wurfgewicht konnen diese Tragerraketen sehr schnell in Interkontinentalraketen umgewandelt werden Lediglich die Nutzlast und das Lenksystem mussten umgetauscht werden 15 16 Abrustung ABM Vertrag START VertragNachfolger BearbeitenVor einiger Zeit gab die britische Regierung die Weiterentwicklung der Trident Interkontinentalraketen in Auftrag In Zusammenarbeit mit dem US amerikanischen Militar soll aus bereits getesteten Teilen der vorhandenen Raketen und Sprengkopfe eine neue Generation atomarer Waffen entstehen Siehe auch BearbeitenListe von nuklearen Boden Boden RaketenWeblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Interkontinentalrakete Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Massenvernichtungswaffen der Welt Global Security en Sehr ausfuhrlich Bulletin of the Atomic Scientists Nuclear Notebook umfangreiche Datensammlung zur internationalen Nuklearrustung seit 1945 Missilethreat com News zum Thema ausserdem ausfuhrliche Beschreibung verschiedener Raketentypen NRDC Archive of Nuclear Data Viele wichtige Zahlen Atomstreitkrafte Russlands Raketenstartplatze UdSSR Analysen und Kommentare Gegen Topol M gibt es keine Raketenabwehr RIA Nowosti 16 Februar 2006 InterkontinentalraketenEinzelnachweise Bearbeiten SALT II Vertrage Artikel II Absatz 1 Abgerufen am 31 Juli 2019 englisch Gert Krell Dieter S Lutz Nuklearrustung im Ost West Konflikt Potentiale Doktrinen Rustungssteuerung Baden Baden 1980 S 109 A Missile Strike Option We Need Washington Post englisch Why does Pentagon need nonnuclear warheads RIA novosti englisch http everything2 com e2node Reentry 253A 2520Aerodynamics 2520to 2520Thermodynamics MILNET U S Nuclear Weapons Accidents Mirror Memento vom 17 August 2004 im Internet Archive techbastard com Titan II Accident Searcy AR August 9 1965 accident Memento vom 19 Juli 2001 im Internet Archive https www arte tv de videos 093660 000 A damascus usa der gau https www imdb com title tt5598206 http www globalsecurity org wmd systems icbm htm http www globalsecurity org wmd systems slbm htm Archivlink Memento vom 8 April 2016 im Internet Archive CSS 10 auf missilethreat com Abgerufen 21 Januar 2013 Pakistan intercontinental missile underway Taimur Intercontinental ballistic missile Memento vom 14 Januar 2015 im Internet Archive William E Rapp Paths Diverging The Next Decade in the US Japan Security Alliance Nicht mehr online verfugbar Strategic Studies Institute U S Army War College Januar 2004 S 82 archiviert vom Original am 20 Oktober 2005 abgerufen am 29 Oktober 2012 119 Japan has the weapons grade plutonium technology for weaponization and delivery means in the M V 5 rocket indigenous solid fueled 1800 kg payload capacity to go nuclear very rapidly should it choose This dramatic step however would require a complete loss of faith in the American nuclear umbrella nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www strategicstudiesinstitute army mil http fas org irp threat missile rumsfeld pt3 japan htm Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Interkontinentalrakete amp oldid 233470673