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Ein Atomkrieg oder thermonuklearer Krieg ist ein Krieg der mit Kernwaffen gefuhrt wird Atombombe Castle Romeo auf dem Bikini Atoll 1954Die Interkontinentalrakete Titan II bestuckt mit einem 9 Megatonnen W53 Sprengkopf war eine der machtigsten Atomwaffen die von den USA wahrend des Kalten Krieges bereitgehalten wurden Derartige global einsetzbare Flugkorper waren die Waffen der Wahl in einem Atomkrieg Die bisher einzigen Einsatze mit solchen Waffen in einem Konflikt waren die Atombombenabwurfe auf Hiroshima und Nagasaki durch die USA im August 1945 Seit der Anfangszeit des Kalten Krieges besteht die Moglichkeit eines Atomkrieges Mit dem Wettrusten das heisst dem Aufbau riesiger Nuklearwaffenarsenale durch die Super und ubrigen Atommachte wurde der Atomkrieg zu einer realen Bedrohung fur das Uberleben der Menschheit Nachdem es im Kalten Krieg nicht zu einer kriegerischen Auseinandersetzung zwischen den Supermachten gekommen war sank zunachst die Gefahr eines weltweiten Atomkriegs erheblich Bis zur Annexion der Krim durch Russland im Jahr 2014 wurde das Risiko eines Einsatzes von Kernwaffen eher in Regionen mit aufstrebenden Nuklearwaffen besitzenden Schwellenlandern wie Indien Pakistan oder Nordkorea verortet Ab 2014 jedoch ruckten die vom Kalten Krieg her bekannten Diskussionen uber Grundfragen nuklearer Abschreckung wieder auf die euro atlantische Agenda 1 2 Mit dem Atomwaffensperrvertrag initiierten die Atommachte USA Grossbritannien und Sowjetunion 1968 ein Vertragswerk mit dem sich die Vertragsstaaten zur Abrustung von Kernwaffen verpflichten Der Vertrag ist von 191 Vertragsstaaten unterzeichnet bzw akzessiert Dennoch gibt es neben den offiziellen Nuklearmachten mehrere Staaten wie Israel Nordkorea Indien und Pakistan die entweder offen Atomwaffen besitzen oder des Besitzes verdachtigt werden Inhaltsverzeichnis 1 MAD vs NUTS 2 Einsatzarten von Kernwaffen 3 Mogliche Folgen 3 1 Taktischer Atomkrieg 3 2 Strategischer Atomkrieg 3 3 Eskalation 3 4 Fazit 3 5 Der menschliche Faktor 3 6 Globale Verbreitung von Atomwaffen 4 Forschungsgeschichte 5 Kritische Situationen 6 Literatur 7 Weblinks 8 Einzelnachweise MAD vs NUTS BearbeitenIm August 1939 kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs unterzeichnete Physik Nobelpreistrager Albert Einstein einen Brief an den amerikanischen Prasidenten Franklin D Roosevelt der vor der Gefahr einer Bombe neuen Typs warnte die Deutschland moglicherweise entwickle und womoglich bald besitzen konne 3 Einstein und andere US amerikanische Physiker erhofften sich vom Besitz von Atombomben nicht deren Einsatz sondern eine wirksame Abschreckung gegen diesen wenn nicht nur das nationalsozialistische Deutschland eine solche Waffe besasse 4 Tatsachlich wurden im August 1945 von den USA zwei Atombomben gegen Japan eingesetzt um den Zweiten Weltkrieg auch in Japan zu beenden Das angestrebte Gleichgewicht des Schreckens gab es damals noch nicht da es Deutschland bis 1945 nicht gelungen war Kernwaffen herzustellen und da die USA vor allem dadurch ein Atomwaffenmonopol besassen Dieses endete erst am 29 August 1949 mit der Zundung der ersten sowjetischen Atombombe In dem Masse in dem Atommachte ein Overkill Potenzial entwickelten kristallisierte sich die Einsicht heraus dass Atombomben nicht den Zweck hatten wirklich in militarischen Kampfsituationen eingesetzt zu werden sondern politische Waffen seien durch die kriegerische Auseinandersetzungen zwischen Atommachten verhindert werden sollten Zentrales Merkmal der nuklearen Abschreckung sei die Fahigkeit beider Kernwaffen besitzenden Kontrahenten in einem Konflikt eine beiderseits gewahrleistete Vernichtung englisch Mutually Assured Destruction herbeizufuhren Das Akronym mad verruckt ist nicht Zufall sondern Ausdruck von Selbstironie indem die MAD Befurworter zugeben dass die garantierte Vernichtung der Menschheit verruckt sei Kritiker bewerten die MAD Doktrin als inkonsistent Karl Heinz Kamp seinerzeit Prasident der Bundesakademie fur Sicherheitspolitik wies 2015 darauf hin dass MAD zufolge Atomwaffen einsetzbereit sein mussen und ein moglicher Einsatz auch glaubhaft sein muss damit sie ihre Abschreckungswirkung entfalten konnen Ware ein Gebrauch prinzipiell ausgeschlossen waren sie wirkungslos 5 Die Drohung mit einer Folge die auf keinen Fall eintreten durfe sei aber Bluff Es musse also auf der Gegenseite Zweifel daran geben ob der Gegner tatsachlich nicht so verruckt sei dass er die Drohung ernst meine Dennoch ist die Auffassung weit verbreitet dass aus der MAD Doktrin spatestens nach der Kuba Krise 1962 ein nukleares Tabu abgeleitet worden sei demzufolge sich zumindest die grossen Atommachte einig seien dass sie keine Kernwaffen verwenden sollten Dieses Tabu habe aber spatestens mit der Erweiterung des Kreises der Atommachte im 21 Jahrhundert zu wackeln begonnen 6 In den USA kam in den 1980er Jahren eine Diskussion daruber auf ob es moglich sei begrenzte Atomkriege zu fuhren bei denen Atomwaffen tatsachlich eingesetzt wurden ohne dass es zu einer Vernichtung der Menschheit kame Spurgeon M Keeny jr und Wolfgang K H Pankofsky erklarten es 1981 fur extrem unwahrscheinlich dass ein in Europa mit konventionellen Waffen gefuhrter Krieg nach einem erfolgreichen Vormarsch von Truppen des Warschauer Paktes durch den Einsatz taktischer Nuklearwaffen der NATO auf dieser Eskalationsstufe beendet werden konne ohne dass anschliessend strategische Atomwaffen ins Spiel kamen Die einzig sinnvolle Feuerschneise in der modernen Kriegfuhrung bestehe zwischen nuklearen und konventionellen Waffen nicht zwischen selbsterklarten Kategorien atomarer Waffen 7 8 Am 23 August 1982 bestritt der US amerikanische Verteidigungsminister Caspar Weinberger dass die Regierung der USA die Fahigkeit zur Fuhrung eines Atomkriegs anstrebe 9 Gleichwohl fiel in seine Amtszeit der Beginn des SDI Projekts mit dem die USA den Versuch unternahmen ihr Territorium gegen sowjetische Interkontinentalraketen unverwundbar zu machen um so einen sowjetischen Erst oder Zweitschlag zu vereiteln Im Jahr 1999 erklarte Prasident George W Bush es sei das Ziel der USA nutzbare Kernwaffen zu entwickeln die ggf auch tatsachlich eingesetzt werden sollten 4 Das entsprechende Projekt erhielt den Namen Nuclear Utilization Target Selection NUTS Eine der Bedeutungen des Akronyms nuts ist auf Deutsch verruckt Noch 1957 hatte Henry Kissinger als Berater des New Yorker Gouverneurs Nelson Rockefeller den Standpunkt vertreten kleine taktische Atomwaffen seien das verlasslichste und wirksamste Mittel um einen weltweiten sowjetischen Vormarsch zu stoppen 10 Im Jahr 2007 hingegen forderte Kissinger inzwischen von der Sinnlosigkeit eines Einsatzes von Nuklearwaffen uberzeugt im Wallstreet Journal eine Welt ohne Nuklearwaffen 11 Einsatzarten von Kernwaffen BearbeitenDie Formulierung Einsatz ist je nach Zweckbestimmung der Waffen verschieden zu interpretieren Bei Anhangern der MAD Theorie werden die jeweiligen Einsatze nur angedroht und in moglichst realitatsnahen Simulationen durchgespielt aber nicht in die Praxis umgesetzt wenn die nukleare Abschreckung wirksam bleibt Anhanger der NUTS Theorie gehen davon aus dass es im Zuge einer Eskalation von Kampfhandlungen sinnvoll sein konne die Schwelle zum Einsatz von Nuklearwaffen zu uberschreiten Taktische Nuklearsprengkopfe sind konzipiert zum Einsatz gegen Truppen oder Infrastruktur des Gegners auf dem Gefechtsfeld weshalb ihre Tragersysteme eine relativ geringe Reichweite aufweisen Strategische Kernwaffen zielen auf strategische Ziele vor allem im tiefen gegnerischen Hinterland wie Kommandozentralen Bunker Raketenstellungen Flugplatze Hafen Industrie usw Ublicherweise ist ihre Sprengkraft um ein Mehrfaches grosser als die taktischer Kernwaffen ihre Tragersysteme haben eine grosse bis sehr grosse Reichweite Taktische Kernwaffen sollen in der Theorie Flexible Response dosiert zum Einsatz kommen konnen ohne einen massiven nuklearen Gegenschlag auszulosen Erstschlag Planungen beruhen auf der Hoffnung dass ein massiver Nuklearschlag in Form eines Praventivschlags mit strategischen zu einem geringeren Teil auch mit taktischen Atomwaffen moglichst alle Kernwaffen des Gegners zerstoren kann bevor er sie einsetzen kann Ein Zweitschlag soll so verhindert werden Dazu ist es aus der Sicht des Angreifers notig mehrere Sprengkopfe pro Ziel abzuschiessen damit auch im Falle des Abschusses einiger Sprengkopfe vor deren Detonation durch die angegriffene Seite das zu vernichtende Ziel zerstort wird Falls es trotz aller geplanten Eskalations Zwischenschritte und der Hoffnung ein Zweitschlag wurde nach einem Erstschlag nicht erfolgen konnen doch zu einem grossen atomaren Schlagabtausch der beiden Supermachte kommen sollte wurde es keinen Sieger geben weil die Zerstorungen unvorstellbar waren und beide Seiten rechnerisch in der Lage sind die Bevolkerung des Kriegsgegners mehrfach zu toten Overkill Hauptartikel Atomzeitalter Kernwaffen und ihre FunktionMogliche Folgen BearbeitenDieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer grundsatzlichen Uberarbeitung Naheres sollte auf der Diskussionsseite angegeben sein Bitte hilf mit ihn zu verbessern und entferne anschliessend diese Markierung Schatzungen uber die Auswirkungen eines grossen nuklearen Schlagabtausches reichen vom Tod von Millionen Menschen in kurzester Zeit bis zur Vernichtung der gesamten menschlichen Spezies und aller anderen komplexen Lebensformen Der Zusammenbruch des Okosystems der Erde bzw der Stabilitat des globalen Klimas sind ebenfalls potenziell denkbare Szenarien Fur Deutschland liegen bei diesem Gedankenspiel konkrete Berechnungen vor Nachdem die Gottinger Achtzehn Atomphysiker 1957 abgelehnt hatten selbst Atomwaffen zu bauen wurde in der politischen Debatte ein weiterer Diskussionsbedarf deutlich Wie wurde Deutschland nach einem begrenzten Atomkrieg aussehen und was konnte man tun um diesen Krieg zu vermeiden Vor allem dafur wurde die Vereinigung Deutscher Wissenschaftler VDW gegrundet Carl Friedrich von Weizsacker erstellte zwischen 1964 und 1970 die Studie Kriegsfolgen und Kriegsverhutung die detaillierte Berechnungen enthalt Horst Afheldt war der Stratege Philipp Sonntag der leitende Programmierer fur die Rechenmodelle der Studie Die Resultate wurden in Deutschland und auf Pugwash Konferenzen breit diskutiert sowie fur die breite Offentlichkeit publiziert Die Inhalte werden im Folgenden kurz dargestellt Taktischer Atomkrieg Bearbeiten Atomwaffen von 20 kt nahe der fruheren Grenze zur DDRBereits begrenzte Szenarien aus den ersten Stunden eines Atomkrieges zeigten dass enorme Schaden rasch moglich sind So wurde angenommen 12 dass eine Autobahnbrucke nahe der Grenze bei Konigslutter durch eine Bombe mit einer Explosionsstarke wie in Hiroshima oder Nagasaki zerstort wurde siehe Bild Je nach Windrichtung und Windstarke konnte der Fallout Stadte wie Wolfsburg oder Braunschweig erreichen oder nicht einmal Dorfer in der Nahe Strategischer Atomkrieg Bearbeiten Bereits der Einsatz einer einzigen Wasserstoffbombe im Bild 20 Mt mehr als tausendfache Sprengkraft der Hiroshima Bombe auf Hamburg kann je nach Windrichtung Flachen mehrerer Lander kontaminieren Eine Wasserstoffbombe von 20 Mt TNT Aquivalent auf Hamburg20 Atombomben von 2 Mt TNT Aquivalent mehr als hundertfache Sprengkraft der Hiroshima Bombe das waren drei Prozent der sowjetischen Mittelstreckenraketen zur Zeit des Kalten Krieges detoniert am Boden der grossten Stadte Deutschlands wurden 15 Millionen Tote und ebenfalls Millionen Verletzte und Strahlenkranke verursachen deren Uberlebenswahrscheinlichkeit mangels Unterstutzung von aussen gering ist Eine radioaktive Dosis von 1000 r ERD roentgen Equivalent Residual Dose am Boden auf den Menschen in Tagen und Wochen nach der Explosion insgesamt einwirkende Strahlungsdosis bedeutet den sicheren Tod 100 r ERD die Strahlenkrankheit 20 Atomwaffen von je 2 Mt auf grosse StadteDie Prognos AG trug ein Rechenmodell bei mit dem die Folgeschaden in einzelnen Branchen der Wirtschaft geschatzt wurden Es zeigte sich insgesamt dass fur den Zeitraum um 1970 die Eskalationsgefahr gross war dass es sowohl technisch als auch militarisch und politisch schwer gewesen ware nach Beginn eines begrenzten Atomkrieges die laufende Eskalation zu vermeiden Praventivschlage zu versuchen liegt militarisch nahe Zivilschutz den Schaden nicht wirksam begrenzen kann Bereits der Einsatz von etwa zehn Prozent der amerikanischen taktischen Gefechtsfeldwaffen ahnlich etwa zwei bis drei Prozent der sowjetischen Mittelstreckenwaffen wurde Deutschland bei vielen Millionen Toten und Verletzten so nachhaltig zerstoren dass die gesellschaftlichen Funktionen und Rettungsmassnahmen vollig zusammenbrachen und ein Wiederaufbau und eine Erholung nicht mehr absehbar waren Eskalation Bearbeiten Mit Hilfe einer Systemanalyse der Studie S 303 416 zeigten Horst Afheldt und Philipp Sonntag wie der Rustungswettlauf bei den strategischen Atomwaffen zu einer laufend hoheren Eskalationsgefahr fuhrt die jegliche Sicherheit untergrabt Wer dem Gegner wahrend einer Krise mit einem ersten Schlag gegen dessen Atomraketen zuvorkommt kann versuchen dessen Gegenschlag zu begrenzen Aber auch eigene Abwehrraketen konnen den Gegenschlag nicht wirkungsvoll einschranken so dass ein Schlagabtausch immer fur beide verheerend endet Selbst radikale Annahmen uber Trefferwahrscheinlichkeiten andern an dem Resultat kaum etwas Es gibt keinen gangbaren Weg zur Sicherheit ausser in gemeinsamer Rustungsbegrenzung bzw Abrustung Die Diskussion solcher Rechenmodelle auf den Pugwash Konferenzen bereitete die gemeinsam beschlossene Rustungsbegrenzung der Supermachte USA und UdSSR vor Siehe auch Atomzeitalter Trendwende Fazit Bearbeiten Aus detaillierten Berechnungen der Studie Kriegsfolgen und Kriegsverhutung resultiert Der Einsatz von Atomwaffen fuhrt auch dann zur eigenen Vernichtung wenn er Landes oder der Bundnisverteidigung dienen soll Bereits der Einsatz einer geringen Anzahl von Atomwaffen fuhrt zum Zusammenbruch der Gesellschaft und unermesslichem Leid Bereits zehn Prozent allein eines einzigen Waffensystems der amerikanischen taktischen Atomwaffen wurde beim Einsatz nach militarischen ebenso bei den meisten sonstigen vorstellbaren Gesichtspunkten zum Volkerselbstmord und zur nachhaltigen Unbewohnbarkeit des betroffenen Landes fuhren Der Einsatz von Atomwaffen durch beide Kriegsgegner fuhrt zu Eskalation in Waffenart und Raum und ist politisch kaum begrenzbar Der Versuch der Kriegsverhutung durch nukleare Abschreckung ist eskalationsgefahrlich Auch bei gutem Willen der Verantwortlichen ist es nach Beginn von Kriegshandlungen die auch durch Missverstandnisse und Unfalle ausgelost werden konnen sachbedingt weder technisch noch militarisch noch politisch beherrschbar Bereits 15 Mittelstreckenraketen der damaligen Sowjetunion das sind drei Prozent von mehr als 500 sowjetischen Mittelstreckenraketen die es von 1962 bis 1984 gab hatten die meisten Menschen in der Bundesrepublik Deutschland getotet und das Land lange nicht nur fur Menschen sondern auch fur eine grosse Zahl von Tierarten unbewohnbar gemacht Wenn infolge des Versagens der nuklearen Abschreckung ein Land mit konventionellen Waffen angegriffen wurde und diesen Krieg zu verlieren droht ist es fraglich ob es tatsachlich Atomwaffen einsetzt um seine Niederlage im Krieg abzuwenden da es Abschreckung auch in der Form der Selbstabschreckung gibt Denn eine Vernichtung der Menschheit ergibt keinen Sinn eine Eskalation auf die Ebene des Einsatzes von Atomwaffen ware also sinnlos Der menschliche Faktor Bearbeiten Mitentscheidend fur die Vermeidung atomarer Katastrophen aller Arten ist der bis auf Weiteres unvermeidlich risikoreiche Einfluss des menschlichen Faktors des Verhaltens insbesondere in gefahrlichen Situationen 13 In den USA hatten uber 100 000 Personen beruflich mit der Herstellung Lagerung und dem moglichen Einsatz von Atomwaffen zu tun uber drei Prozent davon wurden jahrlich wegen Geisteskrankheit Alkoholismus Drogenmissbrauchs oder disziplinarer Probleme ausgemustert 14 Es gibt eine Fulle von emotionalen Ursachen die zu einer politisch eigentlich ungewollten Auslosung von atomaren Katastrophen und Kriegshandlungen fuhren konnen Geschichtlich waren viele Eskalationen zu intensiverem Waffeneinsatz nicht sachlich begrundet sondern eine Folge von Stress von einer Uberforderung des Menschen mitten in katastrophalen und oder kriegerischen Entwicklungen Die Untersuchung von oft altersbedingten Krankheitsgeschichten politischer Fuhrer in hochsten Staatspositionen ergab eine hohe Ubereinstimmung von gefahrlichen Aktionen mit dazu passenden Krankheiten und Emotionen Neue Aktionen von Terroristen Exilregierungen Putschisten usw wurden mehrfach nicht vorausgesehen und bei der Abwehr von Schaden zu wenig berucksichtigt Laborsimulationen ergaben eine hohe Bereitschaft zum Gehorsam auch bei unethischen Anweisungen Schwerwiegende Unfalle bei Kernkraftwerken beruhten meist weniger auf Konstruktionsfehlern als auf groben Bedienungsfehlern Die Verbreitung von Atomwaffen bei technisch nur bedingt fahigen Nationen kann entsprechend zu weit wirkenden Unfallen mit Radioaktivitat fuhren Globale Verbreitung von Atomwaffen Bearbeiten Die Gefahr von Atomkriegen ist vor allem global keineswegs gebannt insbesondere wachst sie im Zuge der Proliferation zu einer grosseren Anzahl von Atommachten Zur Situation 2008 notiert Oliver Thranert von der Stiftung Wissenschaft und Politik Das internationale Regime zur Verhinderung der Verbreitung von Atomwaffen befindet sich in einer tiefgehenden Krise 15 Aktuell wachsen die Kapazitaten fur den Bau von Kernwaffen durch den global deutlichen Ausbau der Kernkraftwerke der nur teilweise uberzeugend mit wirtschaftlichen Motiven friedlich begrundet wird Der Fortschritt der Prazisionstechnik im Maschinenbau eroffnet neue Optionen fur die Waffentechnik wobei uber Jahrzehnte hinweg gilt Abwehrraketen sind weitaus teurer als Angriffsraketen und zudem meist wirkungslos Politisch sind lokale Aufrustungswettlaufe denkbar die zu einer neuen Art von Eskalationsrisiken fuhren konnen So kann ein konventioneller Schlag gegen nukleare Fabriken zu militarischer Eskalation fuhren Solche Aktionen ebenso mangelnde technische Beherrschung der Nukleartechnik konnen zu atomaren Unfallen und grossflachigen Verstrahlungen fuhren Das seit 1945 wirksame Tabu eines Einsatzes von Atomwaffen und schmutzigen Bomben konventionell mit Radioaktivitat konnte auf solchen Wegen politisch ungewollt gebrochen werden und zu atomaren Katastrophen fuhren die politisch nicht oder kaum eingedammt werden konnen Russlands Prasident Putin kundigte 2004 eine Modernisierung der atomaren Tragersysteme an 16 Helmut Schmidt hat 2007 auf aktuelle Herausforderungen der atomaren Rustungskontrolle hingewiesen und die konstruktive Einstellung von fuhrenden amerikanischen Militarstrategen betont die fruher teils intensiv an der Aufrustung beteiligt waren 17 Es gibt zwar den Atomwaffensperrvertrag an diesen fuhlen sich jedoch mehrere Lander nicht gebunden und entwickeln trotz allem eigene Atomwaffen oder haben diese bereits entwickelt Neben den offiziellen Nuklearmachten USA Russland als Nachfolger der Sowjetunion der Volksrepublik China Frankreich und Grossbritannien gibt es mehrere Staaten die entweder offen Atomwaffen besitzen oder des Besitzes verdachtig werden Israel Nordkorea Indien und Pakistan Hinzukommend gibt es Staaten die verdachtigt werden Atomwaffen zu entwickeln Iran Forschungsgeschichte BearbeitenDie wissenschaftlichen Erkenntnisse uber die moglichen Folgen von Kernwaffen hinkten der Entwicklung und Aufstellung der Waffen hinterher Erst 1954 im Rahmen der Operation Castle wurde die Moglichkeit des Transports von Fallout uber grosse Distanzen erstmals beschrieben Schaden durch EMP wurden erst in den 1960er Jahren nach Waffentests in grosser Hohe nachgewiesen In den 1980er Jahren ist der nukleare Winter erstmals in Betracht gezogen worden 18 Kritische Situationen BearbeitenInsbesondere zur Zeit des Kalten Kriegs gab es eine Reihe von Vorfallen die in der Forschung oder in der Offentlichkeit als potentielle Verursacher eines Atomkriegs rezipiert werden Zwischen 1956 und 1995 gab es mindestens 20 dokumentierte kritische Situationen Besondere Bekanntheit erlangten die folgenden Ereignisse Oktober bis November 1962 Kubakrise Am 27 Oktober 1962 wurde ein sowjetisches mit Atomwaffen ausgerustetes U Boot ohne vorheriges aggressives Verhalten von US amerikanischen Zerstorern in internationalen Gewassern eingekesselt und mit Ubungswasserbomben attackiert hier entschied sich Wassili Alexandrowitsch Archipow als einziger der drei Entscheider gegen einen Einsatz der Raketen Der ehemalige US Luftwaffensoldat John Bordne sagte im Mai 2015 aus dass die US Basis auf der japanischen Insel Okinawa 498th Tactical Missile Group am 28 Oktober 1962 auf ihrem Stutzpunkt einen fehlerhaften Funkspruch bekommen hatte der zum Einsatz der dortigen 32 mit Atomsprengkopfen bestuckten Raketen gefuhrt hatte Nur ein Teil der Raketen war auf die Sowjetunion gerichtet und es war nur Alarmstufe DEFCON2 aktiv was den dienstaltesten Offizier misstrauisch gemacht hatte 19 20 26 September 1983 Stanislaw Jewgrafowitsch Petrow wachhabender Offizier der Luftuberwachung erhielt vom Warnsystem Meldungen uber anfliegende Raketen Er entschied sich jedoch den grundsatzlichen Befehl zum Gegenschlag nicht auszufuhren und verhinderte so den nuklearen Gegenschlag der Sowjetunion Der Alarm stellte sich als Falschalarm heraus Verursacher waren von einem Satelliten als Raketenabschusse fehlinterpretierte Reflexionen von Sonnenstrahlen in der Nahe einer amerikanischen Abschussbasis 21 November 1983 Die Vorbereitungen zum NATO Atomkriegsmanover Able Archer 83 wurden angeblich von den Staaten des Warschauer Paktes als verdeckter echter nuklearer Angriff gedeutet unter anderem weil es Plane gab einen eigenen Angriff als Ubung zu maskieren Unter extremen Bedingungen konnten verlorene Atom Waffen explodieren 22 Literatur BearbeitenHerman Kahn On Thermonuclear War Princeton University Press 1960 651 Seiten Carl Friedrich von Weizsacker Kriegsfolgen und Kriegsverhutung Hanser Verlag Munchen 1970 699 Seiten Nigel Calder Atomares Schlachtfeld Europa Report uber die Wahrscheinlichkeit eines Atomkrieges in den 80er Jahren Originaltitel Nuclear Nightmares Deutsch von Rudiger Lentz 2 Auflage Hoffmann und Campe Hamburg 1981 239 S ISBN 3 455 08830 9 Philipp Sonntag Verhinderung und Linderung atomarer Katastrophen Osang Verlag 1981 284 Seiten OTA Kongress der Vereinigten Staaten Office of Technology Assessment Atomkriegsfolgen Der Bericht des Office of Technology Assessment Schriftenreihe Demokratie Sicherheit Frieden 7 Nomos Verlagsgesellschaft Baden Baden 1983 205 S ISBN 978 3 7890 0753 8 Jonathan Schell Das Schicksal der Erde Gefahr und Folgen eines Atomkrieges DTV Verlag 1984 ISBN 3 423 10258 6 Bruce G Blair The Logic of Accidental Nuclear War Brookings Institution Washington D C 1993 364 S ISBN 0 8157 0984 6 John Lamperti Nuclear War From MAD to NUTS Peacework Magazine Juli August 2003 online Jeffrey A Larsen Kerry M Kartchner Hrsg On Limited Nuclear War in the 21st Century Stanford University Press Palo Alto 2014 ISBN 978 0 8047 9089 5 Marc Ambinder The Brink President Reagan and the Nuclear War Scare of 1983 Simon amp Schuster New York 2019 ISBN 978 1 4767 6038 4 Weblinks Bearbeiten Wiktionary Atomkrieg Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Internationale Arzte fur die Verhutung des Atomkriegs International Atomic Energy Agency Internationale Atomenergieorganisation englisch Federation of American Scientists Effekte von Atomwaffen bei der Federation of American Scientists Bund amerikanischer Wissenschaftler englisch Liste kritischer Situationen 20 Einzelnachweise Bearbeiten Karl Heinz Kamp Das atomare Element im Russland Ukraine Konflikt In Arbeitspapier Sicherheitspolitik Nr 3 2015 Bundesakademie fur Sicherheitspolitik abgerufen am 28 Marz 2022 Nina Tannenwald Niemand schlaft ruhig unter einem nuklearen Schirm spektrum de 15 Marz 2022 abgerufen am 28 Marz 2002 Sundenfall des Physikers In Der Spiegel 18 1974 spiegel de 28 April 1974 abgerufen am 29 Marz 2022 a b Nuclear War From MAD to NUTS In Peacework Magazine Juli August 2003 American Friends Service Committee s New England region NERO abgerufen am 29 Marz 2022 englisch Das atomare Element im Russland Ukraine Konflikt In Arbeitspapiere 3 2015 Bundesakademie fur Sicherheitspolitik abgerufen am 29 Marz 2022 Oliver Thranert Fallt das nukleare Tabu PDF Die Welt 9 August 2005 abgerufen am 30 Marz 2022 Spurgeon M Keeny jr Wolfgang K H Panofski MAD versus NUTS Can Doctrine Or Weaponry Remedy The Mutual Hostage Relationship Of The Superpowers In Foreign Affairs Vol 60 No 2 Winter 1981 S 287 304 abgerufen am 29 Marz 2022 englisch Wolfgang Schwarz Kernwaffen nukleare Abschreckung und die internationale Sicherheit 15 Thesen kommentiert In Das Blattchen Zeitschrift fur Politik Kunst und Wirtschaft 8 Januar 2018 abgerufen am 30 Marz 2022 Secretary of Defense Weinberger s Letter of August 23 The New York Review 4 November 1982 abgerufen am 30 Marz 2022 Kissinger Wenn ich gehe dann ohne Skandal In Der Spiegel Heft 15 1974 16 Juni 1974 abgerufen am 30 Marz 2022 George P Shultz William J Perry Henry A Kissinger Sam Nunn A World Free of Nuclear Weapons In wsj com 4 Januar 2007 abgerufen am 30 Marz 2022 englisch S 189 der Studie Verhinderung und Linderung atomarer Katastrophen S 100 147 Verhinderung und Linderung atomarer Katastrophen S 132 und Bulletin of the Atomic Scientists Nov 1980 S 15 20 Thranert S 1 6 Russland Atomare Aufrustung gegen die andere Bedrohung In spiegel de 17 November 2004 abgerufen am 18 Oktober 2019 Helmut Schmidt Aufrustung Amerika geh mit gutem Beispiel voran In Die Zeit Nr 11 2007 8 Marz 2007 zeit de abgerufen am 22 September 2019 Peter C Sederberg Nuclear winter Paradoxes and Paradigm Shifts in Peter C Sederberg Nuclear Winter Deterrence and the Prevention of Nuclear War New York 1986 S 3 14 Marc von Lupke Der Tag an dem die Welt beinahe unterging In Der Spiegel online 29 Oktober 2015 abgerufen am 13 Marz 2022 Aaron Tovish The Okinawa missiles of October In Bulletin of the Atomic Scientists 25 Oktober 2015 abgerufen am 13 Marz 2022 Benjamin Bidder Vergessener Held Der Mann der den Dritten Weltkrieg verhinderte In einestages 21 April 2010 abgerufen am 28 August 2019 Johann Althaus Die USA vermissen 17 Atombomben Mindestens In Welt Online 8 November 2016 abgerufen am 3 Marz 2022 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Atomkrieg amp oldid 236240636