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Die Proton russisch Proton bekannt auch als UR 500 GRAU Index 8K82 ist eine russische Tragerrakete die zum Starten schwerer Nutzlasten z B Raumstations Module und geostationarer Satelliten sowie schwerer interplanetarer Raumsonden verwendet wird Start einer Proton K die das Modul Swesda zur Internationalen Raumstation ISS befordert Juli 2000 Start einer Proton K mit dem ISS Modul Sarja Baikonur 1998 Eine vierstufige Proton K Blok D mit dem Granat Weltraumteleskop Baikonur 1989 Inhaltsverzeichnis 1 Entwicklung und Einsatz 2 Technik 2 1 Proton M 2 2 Unfalle 3 Versionen 4 Technische Daten 5 Startliste 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseEntwicklung und Einsatz BearbeitenDie Rakete entstand in der ersten Halfte der 1960er Jahre zunachst als ein Entwurf einer superschweren Interkontinentalrakete die vermutlich dem Transport von 30 bis 100 Megatonnen Sprengkopfen im Rahmen des Global Rocket 2 Programms des sowjetischen Militars dienen sollte Ein entsprechender Auftrag an das OKB 52 erging per Regierungsbeschluss Nr 409 183 am 29 April 1962 Auf Betreiben Wladimir Tschelomeis des Leiters des OKB 52 kam mit einem Regierungsbeschluss vom 3 August 1964 Nr 655 268 ein bemanntes Mondumrundungsprojekt mit einem im OKB 52 speziell zu entwickelnden Raumschiff LK als ziviler Einsatz hinzu Nachdem das militarische Projekt der UR 500 mit Wirkung vom 15 Mai 1965 aufgegeben wurde entschied eine Expertenkommission im August auch das Mondraumschiff LK zu streichen Die UR 500 stand trotz des mittlerweile erfolgreichen Erststarts am 16 Juli 1965 ohne Nutzlast da Dank des Eingreifens von Akademieprasident Mstislaw Keldysch fand die leistungsstarke Rakete nun doch im bemannten Mondprogramm weitere Verwendung Auf die von ihm initiierte Empfehlung der Expertenkommission hin wurde die Zusammenlegung der konkurrierenden Mondumrundungsprogramme des OKB 52 welches die UR 500 weiterhin als Trager bereitstellen sollte und des OKB 1 von dem eine modifizierte Version des in einer reifen Phase der Entwicklung befindlichen Sojus Raumschiffes verwendet werden sollte am 25 Oktober per Regierungsbeschluss angewiesen Mit der Proton wurden alle sowjetischen Raumstationen Saljut Almas Mir das Basismodul Sarja der ISS die sowjetischen Planetensonden zum Mars ab Mars 2 und zur Venus ab Venus 9 sowie die Mondraumschiffe Zond 5 bis 8 im Rahmen des sowjetischen Mondumrundungsprogrammes gestartet Fur eine bemannte Mondlandung war die Nutzlast der Proton jedoch nicht ausreichend Seit ihrem Erststart im Jahre 1965 und den in den ersten Einsatzjahren haufigen Fehlstarts hat die Proton umfangreiche Verbesserungen erfahren Die aktuellen Versionen der Proton Rakete gehoren heute mit den Oberstufen Blok DM und Bris M international zu den kostengunstigsten und zuverlassigsten Tragerraketen Potentiell bedenklich bleibt aus Sicherheits und Umweltgrunden die Verwendung der hypergolen und toxischen Treibstoffkombination 1 1 Dimethylhydrazin Distickstofftetroxid die bei Fehlstarts freigesetzt werden kann Die Proton ist technisch veraltet und arbeitet mit hochgiftigem Treibstoff Seit Beginn der 2000er Jahre ist daher geplant sie durch die neue leistungsstarkere Angara A5 zu ersetzen Am 23 Dezember 2014 absolvierte die A5 vom Weltraumbahnhof Plessezk ihren ersten Flug 1 Der fur die 2010er Jahre geplante Vollbetrieb der A5 verschob sich jedoch auf die 2020er Jahre unter anderem wegen eines noch zu errichtenden Startplatzes am Kosmodrom Wostotschny da viele Umlaufbahnen von Plessezk aus nicht oder nur mit Kurskorrekturen erreichbar sind 1 Um die Wartezeit bis zum operationellen Einsatz der Angara zu uberbrucken und dennoch im hart umkampften kommerziellen Geschaft bleiben zu konnen wurde als Zwischenlosung eine Weiterentwicklung der Proton zur Proton M durchgefuhrt Der Preis fur einen Start der Rakete durfte bei etwa 70 80 Millionen US Dollar liegen Die internationale Vermarktung erfolgt durch das Konsortium International Launch Services ILS dem bis September 2006 auch der US Luft und Raumfahrtkonzern Lockheed Martin angehorte Seit Mai 2008 liegt die Mehrheit von ILS bei GKNPZ Chrunitschew 2 Nach Planungsstand von 2019 sollte die Produktion der Proton 2021 auslaufen und der Betrieb 2025 enden 3 Technik BearbeitenJe nach Version und Mission hat die Proton drei bis vier Stufen die Erststartversion war zweistufig und kann eine bis zu 21 Tonnen schwere Nutzlast in eine erdnahe Umlaufbahn bringen Die Erststufe mit einer Masse von ca 450 Tonnen besteht aus einem zentralen Tank mit 4 1 Metern Durchmesser und 21 Metern Lange fur den Oxydator Distickstofftetroxid und sechs Aussentanks fur den Treibstoff UDMH mit einem Durchmesser von 1 6 Metern und je einem daran befestigten Triebwerk RD 253 Die Aussentanks haben die Form von Boostern und werden oft fur diese gehalten sind jedoch keine Diese Bauweise ergab sich da alle wesentlichen Teile einschliesslich des Zentraltanks auf dem Schienennetz transportfahig sein sollten Begrenzung des Durchmessers wegen Unterfuhrungen und Tunneln Unter diesen Einschrankungen garantiert der Entwurf mit den sechs Aussentanks inklusive der Triebwerke eine optimale Leistungsfahigkeit lasst aber ahnlich wie bei der R 7 mit ihren strap on Boostern keine Nutzlasterweiterung durch Hinzufugen von realen Boostern zu Die Treibstoffmenge der ersten Stufe ermoglicht eine Brenndauer von etwa 125 Sekunden Die Zweitstufe mit einer Masse von ca 135 Tonnen besitzt drei RD 210 Triebwerke und ein RD 211 Triebwerk ist 10 9 Meter lang und liefert einen Vakuumschub von ungefahr 2300 kN Der Treibstoffvorrat der Zweitstufe ist fur eine Brenndauer von etwa 160 Sekunden ausreichend Die dritte Stufe wird von einem RD 213 Triebwerk angetrieben Alle drei Stufen verwenden die hypergole und toxische Treibstoffkombination UDMH und Distickstofftetroxid Zum Erreichen von geostationaren Umlaufbahnen und zum Starten von interplanetaren Sonden erhalt die Proton noch eine zusatzliche vierte Stufe Der erste Start einer vierstufigen Proton erfolgte am 10 Marz 1967 im Rahmen des bemannten Mondprogramms Die vierte Stufe erhielt den Namen Blok D in spateren Jahren entstanden durch Verbesserungen mehrere Versionen dieser Stufe die fur verschiedene Nutzlasten ausgelegt sind Alle Blok D Versionen verwenden die Treibstoffkombination RP 1 eine Kerosinart und Sauerstoff Ab 1999 kam eine neue Oberstufe zum Einsatz die Bris M die nun vor allem kommerzielle Nutzlasten in den Weltraum befordert Diese verwendet wie die ersten drei Stufen der Proton auch die Treibstoffkombination UDMH und Distickstofftetroxid Proton M Bearbeiten nbsp Eine Proton M Rakete auf der StartrampeSchwerpunkt der Weiterentwicklung stellte die Steigerung der Nutzlast des Nutzlastvolumens und der Flexibilitat der Aufstiegsbahnen dar Im Hintergrund standen auch Aspekte des Konkurrenzkampfes innerhalb der russischen Raumfahrtkonzerne Neben der Anwendung der Bris M Oberstufe im Gegensatz zu Blok DM ebenfalls vom russischen Hersteller GKNPZ Chrunitschew wurden die Triebwerke der ersten Stufe durch sechs RD 275 mit ca 7 mehr Leistung je 1635 kN Bodenschub ersetzt Ein vollig neues digitales Lenksystem Hersteller Piljugin Zentrum Moskau ermoglicht eine bessere Treibstoffausnutzung und variablere Aufstiegsbahnen und ist zudem 200 kg leichter als das bisherige ukrainische analoge System Ebenfalls digitalisiert wurde das Telemetriesystem Produktionsvereinigung fur Messtechnik in Koroljow Nutzlastverkleidungen aus Verbundwerkstoffen stehen in Grossen von 13 20 m 11 60 m und 19 75 m Lange mit 4 35 m und 5 m Durchmesser zur Verfugung Die Produktion erfolgt durch den Konzern GKNPZ Chrunitschew in Moskau Fili nach einem Bahntransport wird die Endmontage der Rakete im Montagekomplex MIK 92 auf dem Kosmodrom Baikonur durchgefuhrt Der Start erfolgt uber die Rampen PU 24 und PU 39 Der Erststart der Weiterentwicklung erfolgte am 7 April 2001 nachdem die Bris M Oberstufe bereits zuvor in Verbindung mit der alteren Proton K erfolgreich getestet wurde Fur russische Nutzlasten wurde die Proton K zeitweilig noch parallel eingesetzt da sie etwas gunstiger als Proton M war Ab 2012 wollte ILS auch Doppelstarts von mittelschweren Satelliten in den geostationare Transferbahnen mit der Proton durchfuhren 4 Unfalle Bearbeiten Am 2 Juli 2013 wurde eine Proton M von Baikonur aus gestartet Bereits vier Sekunden nach dem Start kam die Rakete vom geplanten Kurs ab Weniger als dreissig Sekunden nach dem Liftoff schlug die Rakete knapp zwei Kilometer von der Abschussrampe entfernt auf den Boden auf und explodierte Das Tragersystem und die Nutzlast drei GLONASS Satelliten wurden komplett zerstort Die Untersuchung des Unfalls kam zum Ergebnis dass mutmasslich falsch eingebaute Winkelgeschwindigkeitssensoren die Ursache des Absturzes waren 5 Am 16 Mai 2015 sturzte eine Proton M Rakete ca 8 Minuten nach dem Start ab Nach ersten Angaben schaltete die dritte Stufe auf Grund von verstarkten Vibrationen durch Unwucht einer Turbopumpeneinheit zu fruh ab 6 Die Nutzlast der mexikanische Kommunikationssatellit MexSat 1 ging verloren Versionen BearbeitenProton zwei Stufen Erststart 16 Juli 1965 letzter Start 6 Juli 1966 Proton K drei Stufen letzter Start 2000 Proton K Blok D D 1 D 2 DM DM 2 DM 2M DM5 DM1 DM2 DM3 DM4 vier Stufen Erststart Blok D 10 Marz 1967 letzter Start 30 Marz 2012 Proton K Bris M vier Stufen Ubergangsversion auf Proton M Bris M Erststart 5 Juli 1999 Proton M drei Stufen Erststart 14 Marz 2016 derzeit im Einsatz Proton M Blok D DM 2 DM 03 vier Stufen Erststart Blok DM 2 25 Dezember 2007 derzeit im Einsatz Proton M Bris M vier Stufen Erststart 7 April 2001 derzeit im Einsatz Ab DirecTV 10 in verbesserter Version wobei sowohl die Proton als auch Bris M verbessert wurden und diese Kombination nun in der Lage ist 6 3 Tonnen in den GTO zu bringen Bei der Proton M wurden die Triebwerke der Erststufe 12 Schub verbessert und die Tankwande dunner gestaltet 7 weiterhin kommen nun Verbundstoffe zur Reduzierung der Strukturmasse in der Zweit und Drittstufe zum Einsatz Bei der Bris M Stufe wurden die Druckaufschlagtanks von sechs kleinen auf zwei grosse umgestellt sowie die Avionik und die Triebwerke geandert Technische Daten BearbeitenKenngrosse Erststartversion Proton K Proton MGRAU Index 8K82 8K82K 8K82KMStufen 2 3 4Hohe 32 m 49 m 57 2 m mit 4 Stufe und Nutzlastverkleidung Durchmesser 1 Stufe 7 4 m mit Aussentanks Durchmesser 2 Stufe 4 1 mDurchmesser 3 Stufe 4 1 mDurchmesser 4 Stufe 3 7 m Blok DM 4 1 m Bris M Startgewicht ca 585 t davon ca 541 t Treibstoff ca 684 t davon ca 634 t Treibstoff ca 690 tStartschub 8 844 kN 9 500 kN 6 RD 253 9 800 kN 6 RD 275 Vakuumschub 10 020 kNNutzlast ca 12 t LEO ca 19 76 t LEO ca 4 8 t interplanetar ca 6 2 t GTO ca 21 t LEO ca 4 8 t interplanetar ca 6 3 t GTO Treibstoff UDMH Distickstofftetroxid UDMH Distickstofftetroxid Blok DM RP 1 LOX UDMH DistickstofftetroxidStartliste BearbeitenListe der Proton RaketenstartsWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Proton Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Bernd Leitenberger Die Proton raumfahrer net Proton Proton Bris M bei ILS dem Anbieter der Rakete englisch Anatoly Zak LK project in russianspaceweb com englisch Einzelnachweise Bearbeiten a b Anatoly Zak Angara 5 to replace Proton In Russian Space Web 8 Marz 2022 abgerufen am 3 Mai 2022 englisch About ILS ILS abgerufen am 7 September 2011 englisch Russia s Khrunichev center to make 11 Proton M rockets before their production stops TASS 17 September 2019 abgerufen am 17 September 2019 Stephen Clark Proton rocket sends DirecTV broadcast satellite to orbit Spaceflight Now 28 Dezember 2009 abgerufen am 7 September 2011 englisch ILS announced a new initiative this fall to launch two payloads on a single Proton rocket making the booster competitive for medium class satellite missions beginning in 2012 Anatoly Zak Russia s Proton crashes with a trio of navigation satellites Russian Space Web 11 August 2013 abgerufen am 24 Januar 2015 englisch NAZVANA PRIChINA AVARII RN PROTON M Roskosmos 29 Mai 2015 abgerufen am 30 Mai 2015 russisch Proton M leistungsfahiger denn je Memento des Originals vom 2 September 2017 imInternet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www der orion com Der Orion 9 Juli 2007 Sowjetische russische und ukrainische TragerraketenIm Einsatz Angara 1 2 Proton Sojus 2 nbsp Sojus FGIn Erprobung Angara A5In Entwicklung Jenissei Sojus 5 Sojus 6 Zyklon 4MInaktiv Rockot StrelaAusgemustert Antares 100 200 Dnepr Energija Kosmos N 1 R 7 Varianten Molnija Sojus L M U FG ST Sputnik Woschod Wostok Schtil Start Wolna Zenit Zyklon 1 bis 3Oberstufen Blok D Bris Fregat Wolga ausgemustert Ikar Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Proton Rakete amp oldid 238279368